Donnerstag, 26. April 2012
Es war einmal, aber immer auch: Weg, wer kommandieren will:
DAS sollte statt Guido Knopp mal ausgestrahlt werden:

http://www.youtube.com/watch?v=JO5YP9Ir5wY&feature=relmfu


http://www.youtube.com/watch?v=5tPqXj-F_Ss&feature=related


http://www.youtube.com/watch?v=YJEhHGXTcyk

http://www.youtube.com/watch?v=wcJCD5OZDDQ&feature=related

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 23. April 2012
Eine alte Geschichte
Gebloggt hatte ich diese Story schon einmal, vor 7 Jahren. Bin aber gespannt, was da heute für Kommentare zu geschrieben werden, und schön finde ich die Geschichte ja wirklich. Also, Hello again!


Amanda war anders als wir. Sie wohnte zwar in unserer Spontivilla, aber in einer WG, die sich vom Rest erheblich unterschied. Waren wir teils Autonome, teils Späthippies und teils Punks, teils auch unpolitische Normalstudis auf einem befristeten Freaktrip, so war das unsere Yuppie-WG. Stets allerletzter Chic, mit aufwändigen Hobbies wie Windsurfen und Segelfliegen, Champagner statt Bier. Im Gegensatz zu den üblichen Tempo-Zeitgeist-Luschen nahmen sie ihre Hobbies sehr ernst, einer hat zum Beispiel in einem selbstgebauten Segelwagen die Sahara durchquert. Amanda war auch in dieser WG nochmals etwas ganz Besonderes. Bildschön, blond, langbeinig und so gutaussehend, dass sie ohne Weiteres als Model hätte arbeiten können, Diplomatentochter mit recht seltsamen politischen Ansichten, die damit zusammenhingen, dass ihr Weltbild in völlig unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt wurde. Also, Amanda kam gerade aus Barbados zurück. Ich traf sie an einem strahlenden Junitag, die Vögel zwitscherten und es schneite Blüten, sie begrüßte mich herzlich und wir unterhielten uns über Barbados. "Du bist gar nicht besonders braun", meinte ich und sie erwiderte grinsend "das siehst Du anders, wenn Du erst die Stelle gesehen hast, wo ich das Bikini-Höschen getragen habe."

Ich weiß nichtmal mehr, was ich darauf geantwortet habe - ich war damals eher schüchtern und nicht sehr schlagfertig - aber soviel war klar: Sie hatte mich auf der Liste.

Ein paar Tage später lag ich noch um 14.30 in meinem Bett, da ich eine schwere Zechprellung auskurierte, ach Quatsch, eine der heftigeren Feten hinter mir hatte. Die Tür zum Garten stand offen, und plötzlich materialisierte sich Amanda in meinem Zimmer. "Hi!" sagte sie und grinste freundlich, "ich wollte mal sehen, was Du so machst. Ich hoffe, ich störe nicht, auf die Bude rücken wollte ich Dir nicht."
"Aber Du störst gar nicht, komm doch in mein Bett," erwiderte ich leichthin, war aber völlig überrascht (das war mehr als Spruch gemeint, ich feilte damals ja ständig an meiner noch nicht vorhandenen Coolness), als sie dem Folge leistete. Im Nu lagen wir küssend auf- und nebeneinander und zogen uns gegenseitig aus. Beim Anblick ihrer schwarz behaarten Muschi kamen mir etwas abwegige und überflüssige Gedanken ("wieso haben eigentlich alle Blondinen schwarze Schamhaare? Sind die nicht echt blond, oder ist blond eigentlich schwarz - die haben meistens ja auch schwarzen Haaransatz"), die ich aber nicht weiterverfolgen konnte, da Amanda mir geschickt meine Erlebnisorgane massierte und wir dann ziemlich schnell ziemlich heftig zur Sache kamen. Nachdem wir uns etwa eine Stunde mit Lippen, Zunge, Nägeln und Zähnen rauf-- und runter bearbeitet hatten, sagte sie "Sorry, aber ich muss jetzt gehen. Reinhard wartet." Reinhard. Ihr Lover, dem sie ständig Hörner aufsetzte. Reinhard, über den sich die Männer in meinem Bekanntenkreis schlapplachten. Aber auch der einzige Mann, mit dem sie auf Dauer zusammen war.


Obwohl wir im gleichen Haus wohnten, sahen wir uns über eine Woche nicht. Mitten in der Nacht kam dann meine Mitbewohnerin Heike und fragte mich, ob ich mit Fatma, der Übernachtungsgästin von Archie, ausgehen könnte. Ich verstand zwar nicht, wieso ich Fatma für Archie Gassi führen sollte, aber ich machte es. Wir zogen durch ziemlich viele Kneipen, und je länger die Nacht wurde, umso zudringlicher wurde sie. Zugebenerweise auf eine niveaulose Art - zum Beispiel fing sie ohne besondere Einleitung an zu erzählen, sie sei so eng gebaut, dass die Kerle alle nach den ersten paar Minuten in ihr kommen würden - aber zumindest war klar, wie der Abend (der längst ein Morgen war) enden würde. Zunächst mal landeten wir in jenem Club, in dem letztlich alle großen Kneipenzüge früher oder später landeten. Die einzigen Gäste außer uns waren Amanda und Reinhard. Reinhard würdigte mich keines Blickes und erwiderte meinen Gruß nicht, aber Amanda verließ nach wenigen Minuten ihren Platz und kam zu uns rüber. Es war mir ein Fest der Genugtuung, Fatma Öhrchen knabbernd auf dem Schoß gepflegt mit Amanda zu plaudern und sie zu einer Fete einzuladen, deren Anlass ich heute nicht mehr weiss, die mir damals aber sehr wichtig war und dabei zu sehen, wie Reinhard vor sich hin kochte.

Um fünf Uhr morgens zu Hause angekommen, über eine Stunde Monolog von Fatma zugehört, fand ich auf die Frage, wie ich ihre Beine fände, endlich Gelegenheit, sie mit einem Kuss zum verstummen zu bringen und dann zu sagen "Mich interessiert mehr, was zwischen Deinen Beinen ist." Sie fragte zurück "Warum willst Du mit mir schlafen?", und sie fragte das so neutral-sachlich, als ob sie nach der Uhrzeit gefragt hätte. "Weil ich scharf auf Dich bin", erwiderte ich und war basserstaunt - die ganze Nacht durch redet die Frau nur über Sex und wie scharf sie selber doch ist, und dann diese Frage. Ich griff unter ihr Shirt, nahm ihre schönen, straffen, runden Brüste in die Hand und massierte sie sanft durch. Wir hatten einen Quickie auf dem Teppichboden, dann schliefe wir beide ein. die zwei Meter zum Bett schafften wir nicht mehr.


Am nächsten Tag, ich hatte Fatma noch zum Bahnhof gebracht, erfuhr ich von Archie, dass es sich um eine Prostituierte aus der Libanesen-Mafia handelte, die auf der Flucht vor ihrem Luden war.
Schlagartig fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das ganze Pussypalaver von wegen zun eng gebaut, der Qualität ihrer Beine etc. war kein Angrabungsversuch gewesen, sondern für sie berufsbedingt ein normales Alltagsgesprächsthema. Mit mir erst eingehakt und dann Hand auf Arsch zu flanieren war die einzige Art des Mit Männern flanierens, die sie kannte, ebenso, wie es in einer Bar normal für sie war, sich einem Mann auf den Schoß zu setzen. Das hatte sozusagen alles nichts mit mir zu tun gehabt. Daher auch die beiläufig interessierte Frage, warum ich mit ihr schlafen wollte.


Die Fete kam. Es war eine interessante Mischung von Leuten anwesend: Amanda und ihre Yuppie-WG, meine eigenen Wohngenossen und eine Gruppe von Autonomen, mit denen ich gerade eine jener vermummten nächtlichen Aktionen durchgezogen hatte, von denen man nicht redet. Es war ein Experiment: Würden diese Leute einander verstehen?

Vor allem aber verspürte ich die Sehnsucht, Amanda noch einmal ins Bett zu kriegen. Dazu nahm ich verbalerotiktechnisch den Abend mit Fatma zum Aufhänger. Aber ach! Amanda hörte sich das mit amüsiertem Interesse an, wer dadurch aber richtig aufgegeilt wurde und sofort anfing, an mir herumzufingern war Sarah, eine von den Gästen aus der autonomen Szene, ein ganz junges Küken. Das konnte ich nun gar nicht brauchen: Eine mich umarmende und betatschende Sarah war die schlechteste Voraussetzung, um Amanda ins Bett zu kriegen. Sarah einfach zurückzuweisen war mein Ding auch wieder nicht. Aber geschlafen habe ich mir ihr nicht; als ich erfuhr, dass sie noch minderjährig war, gab ich ihr sanft zu verstehen, dass da mit mir nichts liefe. Das war aber leider, als Amanda längst gegangen war, die wohl ein recht schiefes Bild vom Verlauf des Abends bekam.

Mit Amanda lief auch nichts mehr, aber bei ihr galt ich nun als Wüstling. Dabei war ich ein sexuell noch ziemlich unerfahrener Single, der ab und an, eher sehr gelegentlich, seine One-Night-Stands hatte. Indes, die Unbefangenheit, mit der diese damals erfolgten, hätte ich heute gerne zurück.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Zwangsoperationen in Usbekistan - Karimow raubt Frauen die Gebährmutter
Usbekistans Diktator zwingt Ärzte, Frauen die Gebärmutter ohne ihr Wissen oder ihre Einwilligung zu entfernen um so die Geburtenkontrolle im ganzen Land voranzutreiben. Dies ist ein widerwärtiges und blutiges Verbrechen an Frauen, angezettelt von einem verhassten Präsidenten -- damit muss jetzt Schluss sein!

Karimow gehört zu den übelsten Diktatoren der Welt -- einer, der Oppositionelle mit kochendem Wasser verbrüht. Trotzdem wird er mit Millionen Dollars der US-Regierung gestützt, die ihn für Militärtransporte durch das Land bezahlen. Diese neueste Grausamkeit, diesmal gegen die Frauen des Landes, hat Karimow ins internationale Rampenlicht gerückt. Nutzen wir diesen traurigen Moment um seinen wichtigsten Unterstützer dazu zu bringen, ihn fallenzulassen.

US-Außenministerin Hillary Clinton kann Militärsanktionen wieder einsetzen und die USA sowie andere Staaten dazu bringen, jegliche Unterstützung zu stoppen. Sie hat Karimow bereits öffentlich für Menschenrechtsverletzungen verurteilt und dieser neuesten Verletzung der Frauenrechte -- für die sie sich weltweit einsetzt -- müssen Konsequenzen folgen. Unterzeichnen Sie die Petition und rufen Sie Clinton dazu auf, Karimows Herrschaft und die brutalen Angriffe auf Frauen zu beenden:

https://secure.avaaz.org/de/uzbekistan_sterilisation_de/?vl

Aktivisten gehen davon aus, dass zehn- oder sogar hunderttausende Frauen heimlich bei Krankenhausbesuchen für Routineuntersuchungen oder Entbindungen zwangssterilisiert wurden -- und ohne den geringsten Verdacht aufwachen, dass ihnen die Gebärmutter entfernt wurde. Eine usbekische Gynäkologin gab zu, ‘Jedem Arzt wird mitgeteilt...wie viele Frauen sterilisiert werden müssen...meine Quote liegt bei vier Frauen pro Monat’. Unbegründete Festnahmen und Folter sind so verbreitet, dass Frauen aus Angst vor Vergeltung nicht darüber sprechen, und ausländische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten werden regelmäßig aus dem Land geworfen.

Es muss nicht so sein -- die USA könnten die Samthandschuhe ausziehen und den Druck auf Karimow erhöhen, der für seinen extravaganten Lebensstil die Gelder aus dem Transitverkehr nach Afghanistan braucht. Menschenrechtsverbrechen in Usbekistan finden seit Jahren unter dem Radar der Öffentlichkeit statt -- doch jetzt haben wir eine einmalige Gelegenheit, das Schweigen zu brechen. Nach der explosiven BBC-Reportage, die die Zwangssterilisationen offenlegte, können wir die mutigen Frauen Usbekistans, die es gewagt haben, trotz unglaublicher Unterdrückung ihre Geschichte zu erzählen, mit unserer Solidarität unterstützen.

Machen Sie mit! Gemeinsam können wir einen Erfolg für Gerechtigkeit und Menschenwürde im Kampf um Frauenrechte erringen -- unterzeichnen Sie die Petition an Clinton:

https://secure.avaaz.org/de/uzbekistan_sterilisation_de/?vl

Immer wieder haben sich Avaaz-Mitglieder für Frauenrechte auf der ganzen Welt eingesetzt. Erinnern wir nun gemeinsam die USA daran, dass nationale Interessen nicht über die Achtung der Menschenrechte gestellt werden dürfen -- gemeinsam werden wir weiterhin für Frauenrechte einstehen, wo auch immer sie in Gefahr sind.

Voller Hoffnung und Entschlossenheit,

Stephanie, Pedro, Morgan, David, Emma, Ricken, Dennis, Lisa, Wissam und das ganze Avaaz-Team

Weitere Informationen:

Bericht prangert Zwangssterilisationen an (Spiegel)
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,827100,00.html

Zwangssterilisierungen in Usbekistan (N24)
http://www.n24.de/news/newsitem_6215968.html

Hillary Clinton trifft "Texts from Hillary"-Blogger (Spiegel)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,826760,00.html

US-Außenministerin gibt sich selbstironisch: Hillary Clinton amüsiert sich über Parodie-Blog (Focus)
https://www.focus.de/politik/ausland/usa/us-aussenministerin-gibt-sich-selbstironisch-hillary-clinton-amuesiert-sich-ueber-parodie-blog_aid_735660.html

Menschenrechtsverletzungen in Usbekistan: Karimow lässt weiter foltern (TAZ)
https://www.taz.de/!83650/

Karimov one of the world's worst dictators (Parade, auf Englisch):
http://www.parade.com/dictators/2008/profiles/islam-karimov.html

Uzbekistan's policy of secretly sterilising women (BBC, auf Englisch):
http://www.bbc.co.uk/news/magazine-17612550

Activists boiled alive (Guardian, auf Englisch):
http://www.guardian.co.uk/world/2003/may/26/nickpatonwalsh

Clinton committed to women's rights (Washington Post, auf Englisch):
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/08/17/AR2009081702379.html

... link (0 Kommentare)   ... comment


Zwangsoperationen in Usbekistan - Karmow

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 21. April 2012
Von unterschiedlichen Wortbedeutungen
Den Begriff Jobber kenne ich in der allgemeinen Umgangssprache fast nur als Bezeichnung für Leute ohne feste Arbeit, die saisonweise allen möglichen kurzfristig honorierten Tätigkeiten nachgehen. Es gab sogar mal eine eigene Jobberszene, bestehend aus Leuten, die heute auf der CeBIt jobbten, morgen ein Open-Air-Konzert als Montagekräfte mitaufbauten, übermorgen bei einer Lifesendung Kabel und Mikros trugen usw. und dabei häufig auch den Wohnsitz wechselten. Diese Jobber waren untereinander hervorragend vernetzt, gaben sich gegenseitig Tipps, wo der nächste Job zu bekommen ist, und bildeten letztlich eine eigene informelle Subkultur.


Wenn mein Vater jemanden als Jobber bezeichnet meint er hingegen einen Immobilienmakler im Strukturvertrieb mit ebenso unseriösen wie erfolgsträchtigen Verkaufsmethoden.


Den Begriff Freak kenne ich einerseits als Bezeichnung für jemanden, der etwas bis zum Exzess betreibt, sich da extrem auskennt, aber sehr einseitig spezialisiert ist, dann als Angehörigen einer Subkultur der 1970er Jahre, die an das Hippietum anknüpfte und vom äußeren Erscheinungsbild her das Hippie-Outfit weiter fortsetzte (bunte Klamotten, lange Haare, wilde Bärte, Afghan-Halstücher), aber weder die Hippielvorlieben für Esoterik teilte noch deren Musik hörte, eher auf Hardrock, aber auch elektronische Musik und z.. Gary Glitter stand. Und zum Dritten, siehe Freakshow, meint der Ausdruck im Ursprung einen körperlich entstellten Menschen.


Der Begriff Nerd, im Ursprung einen ganz bestimmten Typ von Programmierer/Software-Entwickler bezeichnend (genialer Programmierer, aber mit unterentwickelten sozialen Fähigkeiten, ohne jedes Stilgefühl, auf Junkfood beschränkte Ernährung, die Gewohnheit, nächtelang durchzuarbeiten), hat in vielen Umfeldern die Bedeutung von Freak im erstgemeinten Sinne bekommen.

... link (12 Kommentare)   ... comment


Montag, 16. April 2012
Extrem proletarisch
Ich bin ja selber in einem Elternhaus aufgewachsen, das mittelschichtig geprägt war, wenn auch ganz unakademisch, in einem Handwerkerhaus, das meinen Eltern gehörte, aber die räumliche Umgebung ist eher unterschichtig, und die Kinder, mit denen ich als Kind zu tun hatte waren eher die, die Degenhardt Schmuddelkinder nannte. Das prägt mich bis heute. Ein tiefes Mißtrauen gegenüber Gleichaltrigen, die aus von mir aus gesehen höheren sozialen Verhältnissen stammen begleitet mich bis heute und wurde aktuell ja auch wieder bestätigt. So sieht es in meiner Herkunfts-Umgebung aus:



... link (4 Kommentare)   ... comment


Montag, 16. April 2012
Extrem feist
Einen Gartenbrunnen haben wir ja auch, aber was der K. sich da anschaffen will ist noch etwas Anderes.

Ich würde sagen: Wohnkultur in Vollendung.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Wieder Einer weniger
Ein alter Kumpel ist gerade gestorben. An Krebs. Passiert ja häufiger. Ich finde es aktuell schrecklich, wieviele Gefährten ich zur Zeit so verliere. Und bin dann fast sprachlos.

... link (16 Kommentare)   ... comment


Samstag, 14. April 2012
Free Pussy Riot!
http://shiftingreality.wordpress.com/2012/04/13/free-pussy-riot

... link (0 Kommentare)   ... comment


Peter Jilani gewinnt arbeitsrechtliches Verfahren gegen die Kirche
Über den empörenden Rausschmiss des Flüchtlingsberaters Peter Jilani wurde hier berichtet. Nun gibt es die erfreuliche Nachricht, dass Peters Klage vor dem Arbeitsgericht Erfolg hatte. Congratulations!


http://www.epd.de/zentralredaktion/epd-zentralredaktion/k%C3%BCndigung-von-kirchlichem-fl%C3%BCchtlingsberater-jilani-unwirksam

... link (4 Kommentare)   ... comment


Aufruf von Avaaz zur Solidarität mit Vergewaltigungsopfern
Der honduranische Kongress entscheidet bald über eine Gesetzesvorlage, die die Nutzung der "Pille danach" unter Gefängnisstrafe stellen würde -- selbst für Opfer sexueller Gewalttaten. Doch die Regierung ist daran interessiert, ihr internationales Image aufzupolieren. Unsere weltweite Welle des Protests kann der religiösen und Militär-Lobby die Stirn bieten und diesen Angriff auf Frauen aufhalten. Unterzeichnen Sie die Petition an den honduranischen Kongress, und erzählen Sie auch anderen davon:

Unterzeichnen Sie die Petition
Honduras könnte jeden Moment ein extremistisches Gesetz verabschieden, das Teenager ins Gefängnis stecken würde, wenn sie nach einer Vergewaltigung die "Pille danach" benutzen. Wir können dieses Gesetz aufhalten und Frauen die Möglichkeit geben, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

Einige Kongressabgeordnete stimmen zu, dass dieses Gesetz -- unter dem sich auch Ärzte oder jeder, der die "Pille danach" verkauft, strafbar machen würde -- zu weit geht, doch sie beugen sich der mächtigen Kirchenlobby die hinter dem Gesetz steht. Diese Lobby behauptet fälschlicherweise, dass die “Pille danach” einer Abtreibung gleichkommt. Nur der Vorstand des Kongresses der für die Präsidentschaft kandidieren will und auf seinen Ruf im Ausland bedacht ist, kann dem ein Ende setzen. Indem wir ihn unter Druck setzen, können wir dieses reaktionäre Gesetz begraben.

Die Abstimmung könnte jeden Moment stattfinden -- zeigen wir Honduras, dass die Welt nicht einfach zusehen wird, wenn Frauen für das Verhindern ungewollter Schwangerschaften, selbst nach sexuellen Gewalttaten, verurteilt werden. Unterzeichnen Sie die dringende Petition für die Rechte der Frauen an den Präsidenten des honduranischen Kongresses. Avaaz wird mit Frauengruppen vor Ort zusammenarbeiten, um die Stimmen der Welt direkt zu überbringen:

http://www.avaaz.org/de/no_prison_for_contraception_global/?vl

Lateinamerika hat bereits zu viele Gesetze, die Frauenrechte beschneiden. Einige Länder, Honduras eingeschlossen, haben die "Pille danach" schon verboten. Doch wenn dieses neue Gesetz verabschiedet wird, wäre Honduras das einzige Land, das den Verkauf der “Pille danach” mit einer Gefängnisstrafe belegen würde. Jeder, der die Pille verkauft oder benutzt oder Informationen über sie verteilt -- ob Teenager, Vergewaltigungsopfer oder Ärzte -- könnte im Gefängnis landen.

Der Kongress hatte diese drakonische Maßnahme bereits im April 2009 verabschiedet, doch nur einen Monat später beugte sich Ex-Präsident José Manuel Zelaya dem Druck von Aktivisten und legte ein Veto ein. Dann fiel er nur Wochen später einem Putsch zum Opfer und seitdem hat das neue Regime das Gesetz zurück zu einer Abstimmung gezwungen.

Wir haben nicht viel Zeit, aber wir können diese fürchterliche Gesetzesvorlage stoppen. Der Kongress obliegt in diesem Fall die letzte Entscheidung und die Regierung will ihren bereits beschädigten Ruf international nicht riskieren. Machen wir dem Präsidenten des Kongresses deutlich, dass wir nicht zusehen werden, wie Honduras zu dem für Frauen repressivsten Land der Region gemacht wird. Unterzeichnen Sie die dringende Petition jetzt und erzählen Sie Ihren Freunden und Bekannten davon::

http://www.avaaz.org/de/no_prison_for_contraception_global/?vl

Notfallverhütung ist wichtig für Frauen überall auf der Welt, doch insbesondere dort, wo es viel sexuelle Gewalt gegen Frauen gibt, wo ungewollte Schwangerschaften häufig und der Zugang zu regulären Verhütungsmitteln begrenzt ist. Unterstützen wir die Frauen von Honduras und helfen wir ihnen, dieses Gesetz aufzuhalten.

Voller Hoffnung und Entschlossenheit,

Alex, Laura, Alice, Emma, Maria Paz, David, Ricken, Emily und das ganze Avaaz team

WEITERE INFORMATIONEN

Blanca Dole über das Verbot von Notfallverhütungsmitteln in Honduras (Mädchenblog)
http://maedchenblog.blogsport.de/2011/01/17/blanca-dole-ueber-das-verbot-von-notfallverhuetungsmitteln-in-honduras/

Oberster Gerichtshof von Honduras bestätigt absolutes Verbot von Notfallverhütung (ReproRights, auf Englisch):
http://reproductiverights.org/en/press-room/honduras-supreme-court-upholds-absolute-ban-on-emergency-contraception-opens-door-to-crim

Honduras hat das weitreichendste Verbot von Verhütungsmitteln (RH Reality Check, auf Englisch):
http://www.rhrealitycheck.org/article/2012/02/14/honduran-supreme-court-upholds-complete-ban-on-emergency-contraception-0

... link (0 Kommentare)   ... comment


Landbesetzung in Andalusien
oder sollte ich Al Andalus sagen? Egal, Aktionsformen, wie sie in den 1980ern in Brasilien üblich waren finden jetzt in Europa statt. Was zum Thema Dritte Welt in der Ersten, Verarmung und proletarischer Widerstand ja auch Aussagekraft hat.

http://labournet.de/internationales/es/somonte.pdf

... link (13 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 11. April 2012
Seltsame Übertragung
"Aus Nissen werden Läuse!" sagten christofaschistische Falange-Milizen (Wir erinnern uns: Falange nannten sich die faschistischen Franco-Truppen im Spanischen Bürgerkrieg und nach diesen die ebenso faschistischen Maroniten-Milizen im Libanesischen Bürgerkrieg mit ihrer "Südlibanesischen Armee" und ihrem Sender "Stimme des Libanon"), als sie in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila Kinder ermordeten - die bewaffneten Verbände der PLO standen weitab und bekämpften sich kurz darauf gegenseitig mit Raketenwerfern (Ablehnungsfront vs. Fatah). Mittlerweile wird dieser Spruch und das damit verbundene Vorgehen aber den aktuellen israelischen Streitkräften in den Mund geschoben. Desinformation rules.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 9. April 2012
Vorläufiger Schlusspunkt der globalen Selbstverortung
Straight onward with basics
In der Abfolge des Aufkommens und Niedergehens linker Strömungen und kollektiver Geisteshaltungen in ihnen in Westdeutschland von 1967/68 bis heute wirkt sich, das ist Sinn und Zweck meiner ganzen Abhandlung, die Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Linken nach dem Modell der Langen Wellen aus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kondratjew-Zyklus


Zuerst, 1967 ff., wurde hierzulande erst begeistert, dann verbissen, zuletzt verzweifelt versucht, die Versprechungen der bürgerlichen Demokratie von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit jetzt hier und sofort einzulösen und dabei zugleich den Schwerpunkt der Gesellschaft nach links zu verschieben. Diese Revolte war bereits zusammengebrochen und ihre Reste verhärteten sich in dogmatischen marxistisch-lennistischen Splittergruppen, als ein weltökonomischer Paradigmenwechsel die Basis dieses Aufbruchs hinwegfegte. Gleichzeitig drangen die Vorstellungen und Lebensentwürfe der 67er überhaupt erst in das Bewusstsein breiterer Massen ein. Ich würde sagen, dass sich die BRD-Gesellschaft bis noch nach Mitte der 80er Jahre soziostrukturell gesehen nach links entwickelte, solange nämlich die festgefügten konservativen Kernmilieus noch mit den Eliten verbunden waren und so etwas wie legere Kleidung, Konsum weicher Drogen, Abneigung gegen preußische Arbeitsdiziplin, sexuelle Libertinage, bestimmte subkulturelle Lebensweisen als strukturell links wahrgenommen wurden.


In den 70ern ging es weniger um den großen Aufbruch als vielmehr um die Verhinderung/Bekämpfung von Verschlechterungen, und anstelle des Sturm-und-Drang-Gefühls der APO entstand eine Stimmung der Apocalypse. Der erste neoliberale Schub (Reaganomics, Thatcherism, Felipismo, Verkohlung) verschärfte dies einerseits, brachte andererseits kurzfristig gegenkulturelle und politische Strömungen hervor, die radikaler waren als Linke bis dato und teilweise auch mit einer neuen, weniger von Hoffnung als von Wut geprägten Aufbruchsstimmung antraten, parallel dazu entstanden aber auch rechte Jugendsubkulturen und das Yuppietum. Dann waren die 80er zugleich auch hedonistische Partytime. Unter den Vorzeichen von Zusammenbruch des Kasernenhofkommunismus und Wiedervereinigung kam es in den 90ern dann zu einer ganz seltsamen Kombination: Eine Art Aufbäumen von dem, was von der radikalen Linken noch da war, Lichterketten und militante Auseinandersetzungen mit den Faschos, der Versuch eine bundesweite Antifaorganisation zu schaffen ebenso wie das Entstehen der ersten antideutschen Gruppen und parallel die Zunahme an rigider Moral, extremer "Antisexismus", PC-Linke usw, der Versuch, in einer Situation, in der alles was der Linken Halt gegeben hatte, selbst die Wand, zu der man mit dem Rücken stand wegzubrechen drohte die eigene Identität mit rigider Moral aufrechtzuerhalten, was aber den Verfall eher beschleunigte. Und davon erleben wir heute schon allerlei Recycling-Ausgaben.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 8. April 2012
Zu Ostern - Einmal positiv gedacht
Nein, ich werde ganz bestimmt nicht ins Lager der Klimakatastropheleugner überlaufen. Aber wenn ich so betrachte, wie sich hierzulande in den letzten Jahrzehnten die Umwelt erholt hat - bei weltweitem Artensterben - so bietet sich auch nicht unbedingt der Anlass, ausschließlich pessimistisch zu sein. Was hatte die alte Ökopaxbewegung 1977-84 nicht für Horrorvisionen an die Wand gemalt. Für 2000 stellte man sich das ganze Land als strahlende Industriebrache vor, abgesehen von Ökofundis, die von der Deindustrialierung und so einer Art Biobauernlandkommune als neuer Gesellschaftsform schwärmten. Es besang nicht nur Peter Maffay in "Eiszeit" den nuklearen Holocaust, es gab auch ein Lied, in dem orakelt wurde, in 2010 würden grüne Wiesen, Rehe und Greifvögel wie Feen und Elfen gehandelt werden. Noch weiter zurück, Anfang der Siebziger, half ich meinem Vater bei der Müllentsorgung nach einer größeren Renovierung. Er lieh sich einen Bulli, den wir mit Schuttsäcken volluden und brachten die auf die Müllkippe. Man lud dort einfach ab, Bauschutt, Hausmüll, Biomüll, alles völlig unsortiert. Das wurde dann von Bulldozern zu gleichmäßig geformten Halden zusammengeschoben. Hatten die eine bestimmte Größe erreicht, wurden sie komplett mit alten Autoreifen bedeckt, diese mit Benzin begossen und das Ganze angezündet. Das kokelte dann ein par Wochen vor sich hin und schrumpfte dabei auf etwa ein Viertel des bisherigen Haldenvolumens. War die verbliebene Schlacke-Asche-Halde komplett ausgekühlt wurde da neuer Müll draufgeschüttet, und immer so weiter, bis es nicht mehr ging. Dann wurde die Müllhalde mit Erde zugedeckt und das ganze mit Gras bepflanzt. Heute stehen da so eine Art grüne Deiche mitten in der modernen Mülldeponie mit sorgfältigster Mülltrennung und peinlicher Überwachung der Anlieferung. In der Umgebung gibt es auch zwei kleine Berge, die so etwa 50 bzw. 100 Meter hoch aufragen und von denen einer 2,5 km Seitenlänge hat - einer aus Hausmüll und einer aus Bauschutt aufgetürmt, bewaldet und beliebte Aussichtspunkte. Rundherum gibt es Teiche, in denen seltene Lurche und Muscheln leben, Füchse streifen umher (Ich traf auf einer Radtour sogar mal einen), der Müll wird heute recyclet oder in einem Kraftwerk mit Kraft-Wärmekopplung und zusätzlichen Gasturbinen verbrannt, die von Schwermetallen gereinigte Asche kommt als Dünger zum Einsatz. Noch zu meinen Oberstufenzeiten stellte bei Müllverbrennungsanlage die "Flugasche" ein Problem dar - die Asche wurde einfach aus den Schornsteinen in die Athmosphäre geblasen, und dabei waren die Müllverbrennungsanlagen gegenüber dem Abfackeln von offenen Müllhalden schon ein gewaltiger Fortschritt. Wer sich heute über die Umständlichkeit der Mülltrennung oder die genaue Prüfung der Art des angelieferten Mülls bei Beschickung der Deponie aufregt hat ein echtes Luxusproblem. Was eine Sauerei ist ist Mülltourismus - es gehen immer noch große Mengen deutschen Mülls in ärmere Länder, wo der Schitt so entsorgt wird wie bei uns in den frühen Siebzigern, auch eine Art Imperialismus. Dagegen ist dringend anzugehen, bessere Lösungsmöglichkeiten sind ja auch längst da. Es darf nicht sein, aber es ist so, dass Erholung und Renaturierung hiesiger Landschaften und Entlastung von Mülldeponien mit dem Vollschütten von Landschaften in Unteritalien und Nordafrika erkauft wird.


So um 1980 galten Seeadler als vom Aussterben bedroht, heute wächst die Zahl der Brutpaare kontinuierlich, Lachse werden in unseren Flüssen ausgewildert, die noch in den Achtzigern regelmäßig umkippten und dann so tot waren wie das Abflusswasser eines Fotolabors, auf einem Kirchturm unweit unseres Hauses (Innenstadt) horsten Wanderfalken, Milane und Bussarde sieht man fast täglich, in Berlin haben Wildschweine die Parks erobert. Die Öko-Apokalypse ist nicht eingetreten.

... link (12 Kommentare)   ... comment


Sonnige Ostern und ein Todesfall
Und außerdem noch völlig blank. Na kann ja nur noch besser werden.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 7. April 2012
Rhizom sagt mal wieder wie es ist!
http://rhizom.blogsport.eu/2012/04/03/its-the-class-stupid/#cmnt

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 6. April 2012
Internationale Solidarität mit den Roma, Sinti und Jenischen!
http://travellersolidarity.org/roma-nation-day-2012/

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 4. April 2012
Mobiles Kapital
Dass die ZAST (Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber) direkt am Flughafen liegt zeugt vom Praxissinn der Niedersachsen. Was da so rumsteht hingegen von der Reichtums-Armutsverteilung. Diese Flugzeuge tragen keine Airline-Kennzeichen. Sie gehören Privatleuten bzw. Firmen. Und drücken aus, dass Mercedesfahrer eigentlich arme Würstchen sind.










... link (4 Kommentare)   ... comment


Globale Betrachtung dritter Teil
Es blieb nicht beim rigiden Antisexismusverständnis. Im Verlauf der 1990er Jahre setzte sich in weiten Teilen der radikalen Linken ganz allgemein eine rigide Lebensweise und zugleich eine sehr formelhafte Politische Korrektheit durch. Innerhalb der Szene gab es eine PC-Linke und eine Non-PC-Linke. Der Begriff PC wurde damals überwiegend positiv gebraucht. Im Wikipedia-Artikel zum Thema Political Correctness ist davon die Rede, dass der Begriff überwiegend von Rechten zur Diskriminierung linker Inhalte gebraucht würde und früher von undogmatischen Linken eher selbstironisch verwendet wurde. Das habe ich seinerzeit anders erlebt. PC verhielten sich Linke schon, bevor dieser Begriff geprägt wurde, die Vermeidung diskriminierender Ausdrücke oder die Linguistik mit Binnen I und klein mensch waren selbstverständlich. Mit dem Aufkommen der PC-Linken setzten sich aber noch andere Dinge durch. Vegane oder zumindest vegetarische Ernährung wurden zu positiven Normierungen, Parolen wie „Go vegan or bloody“ waren durchaus verbreitet, eine mir sehr liebe Genossin meinte damals "ich esse Fleisch, ich rauche und ich habe wechselnde Liebhaber, oh was bin ich subversiv!", und das "subversiv" wandte sich nicht gegen das System, sondern gegen die Moral der linken Szene. Der politisch korrekte Sprachgebrauch war in manchen Zusammenhängen so dominant, dass es quasi unmöglich wurde, Worte wie „ficken“ in den Mund zu nehmen. Ich kann mich daran erinnern, dass ein Genosse, als er Vater wurde, nicht etwa freudig verkündete, dass da ein Kind kommen würde, sondern sich dafür schämte - es bedeutete ja, dass er eine Frau penetrierend gevögelt hatte, was ihm politisch unkorrekt erschien. Der Begriff Politisch Korrekt wurde von mir und meinem engeren Umfeld damals nicht kritisiert, weil eigentlich positiv verstanden und im Sinne von Antidiskriminierung gebraucht, wir nannten diese neopuritanische Haltung „Moralspackentum.“ In Teilen der autonomen Linken verbreitete sich von London kommend die Straight-Edge-Bewegung, die Veganismus, Nichtdrogenkonsum und generellen materiellen Verzicht hochhielt, unsereins machte sich in erster Linie darüber lustig, z.B. indem ich in der eigentlich veganen Volxküche Steaks servierte, dafür bei Antiimps Begeisterung erntete und das alles durfte, weil ich in der imaginären Nicht-Hierarchie der Szene oben stand.


Dann kam in den späten Neunzigern Pop-Linke und Mc Antifa: Plötzlich war es wichtig, im Schwarzen Block gut auszusehen und Markenkleidung zu tragen, z.B. Carhartt-Klamotten und Ray-Ban-Sonnenbrillen, ursprünglich ein Notbehelf, weil Leute mit Helmen oder auch nur Hasskappen gleich verhaftet wurden. Diese Lifestyle-Autonomen bildeten die Übergangsform zu den Antideutschen im heutigen Sinne. Die ab 2000 einsetzenden Debatten zur Neuorientierung der Linken, z.B. Das Neue Historische Projekt


http://emanzipationhumanum.de/deutsch/vision3.html


setzten z.T. an einer Verbindung aus Wertkritik und Neuem Antiimperialismus, ganz sicher aber an einer Abkehr vom Traditionssozialismus an. Anachronistischer Weise verflachten solche Ansätze in den Folgejahren zur Feier etwa des Chavez-Venezuela als Form des "Sozialismus des 21. Jahrhunderts". Parallel dazu kam es zur Konjunktur des Antideutschismus als Reaktion auf die Attentate vom 11. September und der Zuspitzung bisheriger antideutscher Positionen zur Israel-Idiolatrie.

... link (14 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 1. April 2012
Mutterwitz zum Fußball
Zu dem sensationellen Sieg der deutschen Frauenelf in Mannheim meinte meine total begeisterte Mutter, Célia Okoyino da Mbabi sollte mal für eine Saison zur Männermannschaft geschickt werden um denen zu zeigen wie Tore geschossen werden und Mannheim sollte in Frauheim umbenannt werden. Schon Klasse, eine 86jährige mit solchen Sprüchen zu erleben;-)

... link (0 Kommentare)   ... comment


Die globale Betrachtung geht weiter
„Revolutionäre Situationen sind nicht die des größten Elends, sondern die der größten Erwartung“ (Talleyrand)


In diesem Sinne war 1967-69 die Situation für die linken Bewegungen sicherlich der Revolution näher als in den 1970ern und 80ern, obwohl sich in dieser Zeit die Inhalte der antiautoritären Linken in breiteren Bevölkerungsschichten verankerten und sich die Gesellschaft etwa der BRd insgesamt strukturell etwas nach links entwickelte. Die Widerstandspersketive, die schrittweise die revolutionäre Perspektive verdrängte war zunehmend nicht mit einer optimistischen oder gar utopischen, sondern mit einer dystopischen wenn nicht apokalyptischen Zukunftserwartung verbunden, und das weit über die linke Szene im engeren Sinne hinaus. In der Anti-AKW- und Anti-Atomraketenbewegung war es weit verbreitet, Ängste vor dem nuklearen GAU und der ökologischen Katastrophe zu verinnerlichen, es galt in manchen Kreisen fast schon als Tugend, diese zu somatisieren.

Manfred Maurenbrecher spöttelte „Ich weiß, ich weiß, du meinst es ernst, du spürst die Angst ganz echt.Deine Leute vom "Schwarzwälder Buntschuh",
die nennen mich Medienknecht. Aber trotzdem hast du mich so angeschaut, ich denke oft zurück; du bekommst bestimmt keinen Friedensnobelpreis für diesen geilen Blick.“ Peter Maffay hingegen füllte Stadien und sahnte Charts ab mit seinem ganz und gar unironischen Weltuntergangsgesang „Eiszeit“. Diese spezielle „Neue Innerlichkeit“ des neu entstehenden grün-alternative Kernmilieus, von verschlagenen Dialektikern „Neue Weinerlichkeit“ genannt, führte sehr stark dazu, dass von den Antiautoritären verpönte, verachtete und verspottete bürgerlich-protestantische Tugenden ausgerechnet in der Alternativszene freudlose Urständ feierten. Aus den an sich vernünftigen und rational begründeten Überlegungen zu Konsumkritik und freiwilligem Konsumverzicht wurde schnell eine Art neuer Askese: Man kaufte Klamotten nicht nach Aussehen, sondern nach Gewicht, Kilo ne Mark im Second Hand Laden, man nahm kein Wannenbad, auch wenn man eine Badewanne hatte, weil dabei zu viel Heizenergie und Wasser verbraucht wurde und ähnliche Besonderheiten einer moralisch vorbildlichen Lebensweise.

Diesem neu entstehenden ökopuritanischen Lebensstil gegenüber hatten die neu entstehenden Richtungen der radikalen Linken, Autonome und Antiimperialisten, sehr viel mehr mit den 67ern gemein, auch das Wort Revolution durfte wieder gedacht werden.

Die Antiimps vertraten dafür ideologisch einen extrem purifizierten Antiimperialismus, demzufolge die weißen Metropolenmenschen überhaupt kein Interesse an einer Revolution haben könnten, da sie bis zum letzten Obdachlosen Nutznießer der Ausbeutung der drei Kontinente Afrika Südamerika und Asiens südlich der Sowjetunion und Chinas seien. Das Metropolenproletariat sei objektiv ein Kleinbürgertum. Infolgedessen hatten Antiimps an sozialen Kämpfen hierzulande oftmals kein Intersse oder nur ein sehr instrumentalisiertes. Eine bei ihnen verbreitete Vorstellung war die, dass eine Revolution nur als Weltrevolution denkbar sei, die von den verarmten Massen des Trikont ausginge. Aufgabe der Revolutionäre in den Metropolen sei es daher, den Militär- und Repressionsapparat hier zu bekämpfen, um die vorbeugende Aufstandsbekämpfung gegenüber den Revolten im Trikont zu behindern. Aktionen gegen die Startbahn West oder das Wartime Host Nation Support Abkommen waren für die Antiimps in erster Linie gegen die Aufmarschbasis Deutschland für US-Luftschläge gegen nordafrikanische und arabische Länder gerichtet, womit sie sich im Jahr 1980 als einigermaßen prophetisch erwiesen. Politisches Engagement reichte für die Antiimps von Aktionen innerhalb der Friedensbewegung bis zum bewaffneten Kampf der RAF. Längst nicht alle Antiimps waren RAF-Sympis, aber es kann wohl gesagt werden, dass die RAF sich aus den Antiimps rekrutierte. Demgegenüber hatten die Autonomen der ersten Stunde ein sozialrevolutionäres Weltbild, das in den Zeitschriften Autonomie Neue Folge und Wildcat ausgebreitet und weiterentwickelt wurde. Es handelte sich um eine Verbindung aus italienischem Operaismus mit der zentralen Vorstellung von ArbeiterInnenkämpfen als Kämpfe gegen die entfremdete Arbeit an sich mit einem starken Mensch-Maschine-Dualismus, dem Versuch, Marx mit Bakunin und Weitling zusammen zu denken, der Dependenztheorie, welche den kulturellen und politökonomischen Zusammenhängen in den Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Entwicklungs- Schwellen- und Metropolenländern nachging und den Ansätzen der „Anderen Arbeitergeschichte“, die Geschichtswissenschaft als Alltagsgeschichte aus der Perspektive von untern betrieb. Sehr viele Autonome der 1980er verstanden sich allerdings als Autonome, ohne von diesen Theorien je gehört oder gelesen zu haben. Ich behaupte, das Entstehen der westdeutschen autonomen Szene fußte auf dem Dreiklang aus Anti-AKW-Startbahn- und Häuserkampfbewegung, der Antifa-Mobilisierung gegen Kühnens ANS-NA und SS-Sigis Borussenfront und der Neuen Deutschen Welle bzw. allgemeiner dem Postpunk. So handelte es sich in starkem Maße um eine subkulturelle Bewegung, die sich scharf gegen moralisierende Müslibärte des grün-alternativen Lagers abgrenzte, den ideologisch überzeugten Gewaltfreien mit ihren Antiaggressionstrainings und ihrer Abwiegelei die Position „ob friedlich oder militant, Hauptsache Widerstand“ entgegensetzten und ihrerseits einen neuen subkulturellen Style prägte.


Es ist sicherlich eine falsche Perspektive, die Sponti- und Öko-Linke der 1970er mit Hippies gleichzusetzen, wie das heute meist gemacht wird. Lange Haare, Henna, wilde Bärte und weite Fischerhemden und rosa gefärbte Jeansjacken machen noch keine Hippies, die inhaltlichen Unterschiede zwischen dem, was Hippies 1967 ff. vertraten und dem, was langhaarige Freaklinke Anfang der 1980er dachten war beträchtlich, auch die Lebensgewohnheitwen wiesen mindestens so viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten auf. Das Kernmilieu der Spontiszene trat allerdings auch weniger freakig auf als spartanisch-demotauglich angezogen, in Friesennerz, BW-Parka und Palituch. Was neu am Auftreten der Autonomen war, dass sie das klassische Schwarz der Anrchos und Existentialisten übernahmen, allerdings in einer martialischen Variante, und mit Punk- und Freakelementen paarten: Schwarze gepolsterte Motorradlederjacken, schwarz-weiß gewürfelte Palitücher, schwarze Springerstiefel, und dazu dann auch mal schwarzrote Streifenjeans, Fischerhemden oder Batikshirts. An Stelle der Arbeiterlieder, für die sich die MLer begeistert hatten und der Liedermacher, die Grünalternative so hörten war der Lieblingssound der Autonomen neben TonSteineScherben eine Mischung aus Punk, Heavy Metal und psychedelischer Musik z.B. von Robert Wyatt oder Anne Clark. Auch die Doors oder Reggae wurden gerne gespielt.

Ähnlich wie bei den 67ern war in der autonomen Szene der 80er unter Heten (die Szeneinterna von Schwulen und Lesben kenne ich zu wenig, um darüber Konkretes sagen zu können) sexuelle Freizügigkeit und das Modell „offene Beziehung mit erlaubten Seitensprüngen“ ziemlich angesagt, und es gab eine sehr ausgeprägte Feten- und Konzertkultur. So von 1982 bis 1988 fand ich es ausgesprochen schön und lustvoll, in der Szene unterwegs zu sein, auch wenn eine allenthalben verbreitete Bullenspitzel- Paranoia nervte. So ab 1988 kippte das Alles dann aber sehr schnell ins Repressiv-Moralische.

Anlässe dafür gab es mehrere auf unterschiedlichen Ebenen. Von zentraler Bedeutung war sicherlich, das Ende der Achtziger ein Generationenwechsel stattfand. Besonders in studentisch geprägten Gruppen fand der oftmals ziemlich abrupt statt, da viele Leute gleichzeitig Examen oder Diplom machten und ebenso schubweise Erstis neu hinzukamen, die oft durch andere Vorstellungen geprägt waren als z.B. meine Alterskohorte - viele waren bereits die Kinder von 67ern und mit linken Vorstellungen sozialisiert wurden, die sehr oft einhergingen mit dem oben skizzierten lebensweltlichen Puritanismus. Dann kam eine ganz andere Entwicklung hinzu, nämlich eine Debatte um szeneinternen Sexismus. Waren die Diskussionen um Mackergepose am Wackersdorfer Bauzaun noch auf konkretes Verhalten relativ vieler Männer bezogen und auf konstruktive Verhaltensänderungen gerichtet gewesen, so bekam das Ganze einen völlig anderen Dreh, als Vergewaltigungen in Szenezusammenhängen bekannt wurden, was in etwa gleichzeitig mit der Alice-Schwarzer-Andrea-Dworkin-Anti-Porno-Debatte und der Beugehaft für Ingrid Strobl geschah. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Debatte dermaßen massiv moralisch aufgeladen, dass sie sprengend auf Gruppenstrukturen wirkte und die Diskussionsatmosphäre in Plena vergiftete.

Die ursprünglich als Vergewaltiger benannten Männer in autonomen Zusammenhängen in Berlin waren Typen, denen ich es jederzeit zugetraut hätte, was ihnen da vorgeworfen wurde: Demoklopper der heftigsten Sorte, eher Schlägertypen als Leute, die ich Genossen genannt hätte. In der Folgezeit führte aber die Vergewaltiger-wir-kriegen-euch-Kampagne dazu, dass scheinbar jede Stadt, in der es eine linksradikale Szene gab, ihrer Vergewaltigungsdebatte brauchte, und neben tatsächlichen Taten kam es schnell dazu, dass zurückgewiesene Zuneigung nach einem One-Night-Stand im Suff, üble sexistische verbale Anmache ohne Körperkontakt oder durchaus einvernehmlicher, aber unzärtlicher und von der Frau als scheiße empfundener Sex als Vergewaltigungen bezeichnet wurden, und zwar nicht immer von der betroffenen Frau selbst, sondern in bestimmten Fällen auch von Plena, die darüber befanden. Das geflügelte Wort "Jeder Mann ist ein potenzieller Vergewaltiger" wurde z.T. derartig aufgeladen, dass die Forderung nach Therapie für jeden heterosexuellen Mann erhoben wurde. Nun ja, zu diesem Zeitpunkt machte ich gerade eine Psychoanalyse, hätte mir den Schuh, diese Forderung für Käse zu halten also gar nicht anzuziehen brauchen. In einer Männergruppe erlebte ich dann allerdings, wie dort nicht etwa Männeradikaltherapie betrieben wurde, sondern, wie ja schon geschildert, imaginäre Hierarchien errichtet wurden nach dem Muster "die in WGs lebenden Männer mit festen Zweierbeziehungen sind, wie sie durch ihre Lebensweise bewiesen haben, am Weitesten", sexuelle Promiskuität war igittebähbäh, und natürlich flog der einzige Dropout, ausgerechnet ein Mann mit bisexuellem Einschlag, hochkant raus.


Ich sagte dieser studentischen linken Szene für immer adé und begab mich in neue Umfelder, in denen Studis eine Minderheit waren, in die Flüchtlings- und Kurdistansoliarbeit und erlebte dort geradezu eine innere Befreiung: Die Moralinwelt lag weitgehend hinter mir. Das heißt aber nicht, dass sie sich in der übrigen Szene nicht fortsetzte.

... link (15 Kommentare)   ... comment


Freitag, 30. März 2012
Einmal global betrachtet
Ständiges Thema in meinem Blog ist die Frage, wieso die Linke, speziell die radikale Linke insgesamt schwach und politischer Durchsetzungsmöglichkeiten beraubt ist. Meine Beiträge zu den Themen „Gewesene Linke“, „Antideutsche“, und „Elemente der Gegenaufklärung“ befassten sich damit, während es bei der Antira-Thematik eher darum geht, über laufende antirassistische Aktionen und Kampagnen zu berichten und zur Teilnahme zu mobilisieren. Indes bezieht sich meine aktuelle PC-Kritik wieder auf Ersteren Bereich, allerdings offensichtlich unter Wahrnehmung aller denkbaren Missverstehungsmöglichkeiten beim kommentierenden Publikum. Daher mache ich hier noch einmal eine Gesamtverortung, die einen klaren Unterschied zu der von mir sonst gewählten anekdotischen, aus meiner eigenen Lebenswirklichkeit geschöpften biografischen Betrachtungsweise vornimmt.

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kam es zum bislang letzten Mal zu einem weltweiten Aufbruch einer sozialrevolutionären Bewegung. Die Gründe hierfür waren äußerst heterogen und an unterschiedliche länder- oder globalregionspezifische Bedingungen geknüpft. Im Trikont standen Revolutionen und Revolten in der Fortsetzungslinie antikolonialer Befreiungskämpfe, in den Metropolen war es eine Gemengelage, die sich auf den Gesamtnenner „Gleichzeitigkeit in der Ungleichzeitigkeit“ (Bloch) ausrichten lässt. In den USA führten die Bürgerrechtsbewegung, die, durchaus im Einverständnis mit der Reformpolitik Kennedys und Johnsons 100 Jahre nach dem Bürgerkrieg nicht nur die formale, sondern auch die gesellschaftsreale Gleichberechtigung der Schwarzen (und der Frauen, vgl. Womens Lib) mit subversiven, aber gewaltfreien Aktionen durchzusetzen versuchte, der Protest gegen den Vietnamkrieg mit dem Aspekt der Kriegsdienstverweigerung amerikanischer Männer und die subkulturellen Beatnik- und Hippiebewegungen dazu, dass linksliberales politisches Engagement, Antirassismus, Pazifismus und Antiimperialismus ein Bündnis eingingen: The New Left.

In Frankreich stand die einerseits autoritäre, restaurativ-konservative, andererseits die Kontinuitätslinien zu Kolonialkriegen überwindende und soziale Mindeststandarts durchsetzende Politik deGaulles im offenen Widerspruch einerseits zu den rassistisch-kolonialistischen Positionen der alten Algerienkämpfer und andererseits zu den emanzipativen Forderungen von ArbeiterInnen und StudentInnen, die sich um existenzialistische, traditionskommunistische, maoistische und anarchistische Positionen formierten.

In der Bundesrepublik Deutschland bestand die Ungleichzeitigkeit in einer historisch beispiellosen Wohlstandsentwicklung in einer jungen Demokratie einerseits mit sukzessivem Ausbau des Systems sozialer Leistungen, eingebunden in eine Integration der Gewerkschaften ins Herrschaftssystem („Konzertierte Aktion, „formierte Gesellschaft“) und dem restaurativen, die NS-Vergangenheit erfolgreich verdrängenden Klima der Republik andererseits, auch „motorisiertes Biedermeier“ genannt. Die 67er-Revolte war im Ausgangspunkt die von Studierenden und Azubis, welche gegen die selbstgerechte Elterngeneration und die bigotten Legitimationsmuster des Nach-Adenauer-Staats aufbegehrten.

Ähnlich war die Situation in Japan, allerdings mit einer noch viel weiter reichenden Korruption und Geschichtsblindheit der politökonomischen Eliten. Entsprechend militanter als in der BRD fand die Mobilisierung der studentischen und proletarischen Protestbewegungen dort statt. Die Zengakuren (gesprochen: Shingakua) führten seit den Frühsechzigern Straßenschlachten gegen die Polizei, die in der Härte der körperlichen Auseinandersetzungen die des Pariser Mai oder späterer Bauzaunkämpfe der westdeutschen Anti-AKW- und Startbahn-West-Bewegungen übertraf.


http://de.wikipedia.org/wiki/Zengakuren


Matrix all dieser Prozesse war ein beispielloser ökonomischer Aufschwung in den kapitalistischen Metropolen, der sich als 15 Jahre anhaltender Dauerboom in allen relevanten Bereichen der Wirtschaft charakterisieren lässt. Mit der Wende von den 1960ern zu den 1970ern erreichte dieser sein jähes Ende. Die weltweite Überakkumulation führte zu einem plötzlichen Wachstumsstopp, der erstmals 1969 eine kleine Wirtschaftskrise bewirkte. Dann kamen zwei andere Faktoren hinzu: Die Ausgaben der USA für den bald nicht mehr finanzierbaren Vietnamkrieg wurden durch eine Kürzung von Sozialprogrammen und eine Aufgabe der Golddeckung des Dollar sowie Anwerfen der Notenpresse beantwortet, die zu einer rasanten Talfahrt des Dollar führte. Im fixen Verrechungssystem von Bretton Woods war dieser die Weltleitwährung, alle Währungskurse wurden mit dem Dollar verrechnet, so dass es zu einer weltweiten Inflation kam. Die Loslösung der Kurse von der bisherigen Weltleitwährung (oder auch Weltleidwährung) bedeutete kurzfristig Entlastung für andere Währungen, langfristig aber freie Konvertibilität aller Währungen auf dem Weltfinanzmarkt, da Währungen nun wie Kapitalwerte auf dem Finanzmarkt gehandelt werden konnten. Die Basis des Neoliberalismus wurde Anfang der 1970er gesetzt.

Zweiter Faktor war die sogenannte Ölkrise. Nach dem Yom-Kippur/Ramadan/Oktober-Krieg

http://de.wikipedia.org/wiki/Jom-Kippur-Krieg


erhöhte die OPEC die Ölpreise mit der Folge, dass die Energie- und Rohstoffpreise weltweit eklatant anstiegen. In Folge war die kapitalistische Weltwirtschaft mit dem Problem der Stagflation konfrontiert, also gleichzeitiger Stagnation und Inflation. Die Auswirkungen waren katastrophal: In den Ländern des Trikont kam es zur „Schuldenkrise“ der „Dritten Welt“, Entwicklungskredite konnten nicht zurückgezahlt werden mit dem zwangsläufigen Ergebnis von Massenverarmung, frühere Emanzipationskämpfe kippten in Verteilungskämpfe um. In den Metropolen ging es auf höherem Niveau ähnlich zu, soziale Auseinandersetzungen wie die großen Streiks bei Fiat und Ford zielten nicht mehr wie bisher auf höhere Partizipation sondern auf Besitzsstandsverteidigung ab, freilich noch mit einer Militanz und Kompromisslosigkeit, die heute nicht mehr denkbar wäre.


Die Auswirkung auf das Bewusstsein der politischen Linken war fatal. Das Lebensgefühl der 67er-Bewegung war geprägt durch die Vorstellung, dass die Gegenwart in allen materiellen und sozialen Angelenheiten besser war als die Vergangenheit und die Zukunft noch besser würde, dies angesichts des als anachronistisch angesehenen Fortbestands kapitalistischer Herrschaft aber nicht ausreiche. „We want the world, and we want it now!“, wie die Doors es ausdrückten, oder „We want not just one Cake, we want the whole fucking Bakery“, wie es die Black Panthers formulierten.

Der 1968 produzierte Science-fiction-Film „2001-Odyssee im Weltraum“ brachte das damalige Bewusstsein zum Ausdruck: 2001 fliegen wir zu den Monden des Jupiter, dann kommt der Sprung zu den Sternen. Kennedys eingelöste Parole „In einem Jahrzehnt zum Mond“ hatte eine Hightech-Erwartungshaltung im wahrsten Wortsinn beflügelt, die zu Projekten wie dem Überschall-Passagierflugzeug „Concorde“ und der noch schnelleren, nie in Serie gebauten Boeing 2707 führte und die sehr hochgesteckten Zukunftserwartungen eines veränderungseilen Jahrzehnts abbildete.

In den 1970ern war stattdessen die Haltung dominierend, nicht mehr die Weltrevolution zu wollen, sondern Widerstand gegen Schweinereien von oben zu leisten. Der Begriff Widerstand wurde dann auch zum Schlüsselwort, egal, ob es gegen AKWs, Luxussanierung oder Berufsverbote ging. Entsprechend zum Paradigmenwechsel igelte sich die Linke mehr und mehr ein. In Westdeutschland traten an die Stelle einer antiautoritären, rotzfrechen und hedonistischen Bürgerschreck-Linken spießige K-Gruppen, die sich alle höchst ähnlich waren, einander aber bis aufs Messer bekämpften. Es ging nicht mehr um empirisch entwickelte Befreiungsperspektiven oder konkrete Fragen des Klassenkampfs, sondern um Interpretationen marxistisch-leninistischer Glaubenssätze, die mit theologischer Imbrunst vertreten wurden.

Parallel entwickelten sich linke Szenen, die an konkrete Alltagsfragen und überkommene Diskriminierungen anknüpften: Die Frauen- Schwulen- Anti AKW- und Häuserkampfbewegungen, die Spontis, die als Abgrenzung zu den K-Gruppen linke Politik projektbezogen sahen und zunehmend kampagnebezogen, aber bis auf allgemeine Sympathie für den Anarchismus theorielos waren.

>>wird fortgesetzt>>

... link (19 Kommentare)   ... comment