Dienstag, 21. August 2018
Abschied von Uri Avneri
Er repräsentierte die Hoffnung und die Vernunft im so genannten Nahostkonflikt.Nachdem er nicht mehr da ist hoffe ich dass Leute wie Hanan Ashrawi und mein alter Genosse Gadi Algazi die Sache weitertreiben.

https://www.youtube.com/watch?v=LMM086baXps

https://www.youtube.com/watch?v=LMM086baXps

https://www.youtube.com/watch?v=TBqKwiI9uRE

https://www.youtube.com/watch?v=MdZPvXlR1Tw&list=RDMdZPvXlR1Tw&t=4

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Montag, 20. August 2018
Nicht schwul genug für Österreich
Dass sexuelle Verfolgung mittlerweile als Asylgrund anerkannt wird ist erstmal gut, hindert Büroschimmel aber nicht daran, weiterhin ihren behördlichen Sadismus auszuleben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-behoerde-hielt-afghanen-nicht-fuer-schwul-mitarbeiter-versetzt-a-1223673.html

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Sonntag, 19. August 2018
Einmal anders herum
In dem lesenswerten Beitrag "Borderline" in der aktuellen konkret arbeitet Johannes Simon heraus, was alles falsch ist an der aktuellen Asyldebatte und der verschärften Abschottumng der EU-Außengenzen. Fazit ist dass von einer weiterhin erfolgenden Masseneinwanderung vor der Europa irgendwie "geschützt" werden müsse überhaupt nicht die Rede sein kann. Im ersten Halbjahr 2018 schaffte es nur die Hälfte der aus Libyen aufbrechenden Flüchtlinge nach Europa, 2017 waren es noch 86 Prozent. Allein im Juni ertrank jeder Zehnte, insgesamt 700 Leute. Mit den Internierungslagern in Libyen verbunden ist eine Umsiedlungspolitik der EU - aber nicht nach Europa, sondern eine Umverteilung auf Länder wie Ägypten, Jordanien und Tschad. Nur Kontingente von einigen Hundert Leuten sollen z.B. nach Deutschland. Im Jahr 2018 ist dank des straighten Grenzregimes die Zahl der in Europa ankommenden Flüchtlinge gegenüber dem Vorjahr um 77 und gegenüber 2015 um 95 Prozent zurückgegangen. Simon: "Die rechte Offensive, die seit dem Frühling in Europa deutlich an Schwung gewinnt, arbeitet mit zwei Trugbildern: Zum einen, dass es weiterhin viele Flüchtlinge nach Europa schaffen; zum zweiten, dass die <<liberale Mitte>>, in Person Angela Merkel, nicht genug tue, um die <<Außengrenzen zu schützen>>. Diese Phantasmen zeichnet das paneuropäische Bündnis der Merkel-Feinde aus, das sich kurz vor dem europäischen Asylgipfel formte... Die Inhumanität, die sich an den Flüchtlingen austobt, ist für die Rechte das Antidot gegen den ganzen liberalen Firlefanz, den sie überwinden will: Menschenrechte, Rechtsstaat, die Vorstellung von universellen Rechten, ein republikanisches statt ethnokulturelles Staatsbürgerverständnis. Noch sind die Rassisten Europas davon überzeugt, dass sich auch künftig eine klare Trennung zwischen <<innen>> und <<außen>> ziehen lässt; dass sie, als Ansässige, auch weiterhin und dauerhaft vor der Willkür und Brutalität geschützt sein werfden, die das Los der Fremden ist. Aber die Überschreitungen, die die Flüchtlinge treffen, werden irgendwann auch die Binnengesellschaften erreichen. Das ist der Plan der erstarkenden Rechten: dass sich die in der Flüchtlingabwehr etablierende Unmenschlichkeit die europäischen Gesellschaften infiziere wie ein rostiger Nagel."

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Mittwoch, 15. August 2018
Erinnert sich noch wer an die Flüchtlingsproteste in Ellwangen?
Prozessbericht aus Ellwangen
Posted on 2018/08/14

Ellwangen, 8. August 2018. An diesem Morgen stehen vier
Justizbeamt_innen vor dem Eingang des Amtsgerichts. Sie rauchen, aber
gleichzeitig sieht es so aus, als würden sie vor dem Gebäude Wache
halten. Wenige Minuten später beginnt ein Prozess gegen den Geflüchteten
Nansadi Keita. Er soll während des Großeinsatzes der Polizei in der
Landeserstaufnahmestelle am 3. Mai 2018 Polizeibeamt_innen tätlich
angegriffen haben. Deswegen hat er gut drei Monate in U-Haft verbracht.
Keita kann die Vorwürfe gegen ihn nicht nachvollziehen. Was in den
frühen Morgenstunden des 3. Mai passiert ist, hat er in ganz anderer
Erinnerung: Seine vier Zimmergenossen und er seien durch „Polizei,
Polizei“-Rufe aus dem Schlaf gerissen worden. Dann hätten maskierte und
behelmte Polizeibeamt_innen das Zimmer gestürmt. Ein Beamter habe sich
sofort an ihn gewandt und ihn mehrfach gegen die Brust geschlagen. In
Panik habe er versucht zu fliehen, jedoch hätten weitere Einsatzkräfte
ihn an der Tür gepackt und zu Boden geworfen. Danach habe er überall
Schläge gespürt. Trotzdem muss er sich nun vor Gericht verantworten –
und nicht die Beamt_innen, die den Einsatz zu verantworten haben.

In der Verhandlung rudern die Belastungzeug_innen etwas zurück. Während
ein Polizeibeamter in seiner zeugenschaftlichen Äußerung von „Tritten in
Richtung seines Kopfes“ berichtet hatte, ist vor Gericht lediglich von
„Strampeln“ und „sich Sperren“ die Rede. Keita wird am Ende wegen
Widerstands zu 90 Tagessätzen à 5 Euro verurteilt. Der Haftbefehl gegen
ihn wird aufgehoben. Er freut sich über die wieder gewonnene Freiheit,
betont aber auch die Ungerechtigkeit des Verfahrens: „Ich wurde
verurteilt. Dabei bin ich ein Opfer der Polizei. Ich hätte entschädigt
werden müssen.“ Doch die Rechtmäßigkeit des brutalen Polizeieinsatzes,
der zu einer Vielzahl willkürlicher Festnahmen führte, wird im Prozess
an keiner Stelle hinterfragt. Insgesamt durchzieht die
Gerichtsverhandlung ein staatstragender und rassistischer Konsens. Die
Staatsanwältin fordert eine Haftstrafe ohne Bewährung – wegen des noch
laufenden Asylverfahrens könne sie keine positive Sozialprognose
stellen. Geht es nach ihr, sind verurteilte Geflüchtete ohne sicheren
Aufenthalt wohl am besten im Gefängnis aufgehoben. Der Richter betont in
der Urteilsverkündung, der Angeklagte sei zwar bisher nicht
strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er halte sich aber auch erst
seit Januar in Deutschland auf. Für den Richter ist es also nur eine
Frage der Zeit, bis Geflüchtete gegen das Gesetz verstoßen. Und der
Verteidiger bescheinigt der Staatsanwaltschaft, dass sie mit der Anklage
nach § 114 und der Untersuchungshaft nichts falsch gemacht habe – denn
nach Aktenlage habe sich die Situation eben so dargestellt.

Keita ist einer von über zwanzig Personen, gegen die die Polizei nach
der Razzia am 3. Mai Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Einer seiner
Zimmergenossen wurde bereits am 31. Juli verurteilt – zu einer
Haftstrafe ohne Bewährung. Einige Geflüchtete haben in der Zwischenzeit
Strafbefehle erhalten, doch es werden auch noch weitere Verhandlungen
vor dem AG Ellwangen stattfinden. Wir rufen dazu auf, die Prozesse
solidarisch zu beobachten. Die willkürliche und rassistische
Kriminalisierung der Geflüchteten aus Ellwangen darf nicht abseits der
Öffentlichkeit passieren und sie darf vor allem nicht unwidersprochen
bleiben!

Ein ausführliches Protoll der Verhandlung ist hier einsehbar:
https://justizwatch.noblogs.org/prozessprotokolle/polizeigewalt-gegen-gefluechtete-in-ellwangen/
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Montag, 13. August 2018
Hessischer Flüchtlingsrat und zahlreiche NGOs und Hilfsorganisationen versuchen Ausweitung der Liste "Sicherer Drittstaaten" zu verhindern
In einem Offenen Brief haben sich heute Amnesty International Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen (agah) – Landesausländerbeirat, die AWO Hessen-Süd, der Caritasverband für die Diözese Limburg, der PARITÄTISCHE Hessen, die Diakonie Hessen, der Hessischer Flüchtlingsrat und PRO ASYL gemeinsam an die hessischen Regierungsmitglieder sowie an die Fraktion im Landtag von Bündnis 90/Die Grünen gewandt mit dem Appell, einer Ausweitung der Liste der Sicheren Herkunftsstaaten im Bundesrat nicht zuzustimmen.

Für die Zustimmung des Bundesrates sind die Stimmen von mindestens zwei Bundesländern erforderlich, in denen Bündnis 90/Die Grünen mitregieren. Bis auf Baden-Württemberg und Hessen haben schon alle grün mitregierten Bundesländer signalisiert, dem nicht zuzustimmen.

Der Offene Brief im Wortlaut:


Staatsminister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
und stellvertretenden Ministerpräsidenten
Tarek Al-Wazir

Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Priska Hinz

Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration Kai Klose

Mitglieder der hessischen Landtagsfraktion
Bündnis 90/DIE GRÜNEN


10.08.2018

Offener Brief: Keine Erweiterung der Liste der sicheren Herkunftsstaaten

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 18.07.2018 hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Einstufung von Algerien, Marokko, Tunesien und Georgien als sog. sichere Herkunftsstaaten verabschiedet. Da die Verabschiedung dieses Gesetzesvorhabens letztlich von der Zustimmung des Bundesrats abhängen wird, kommen wir mit unserem Anliegen auf Sie zu.

Die unterzeichnenden Verbände und NGOs lehnen das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten grundsätzlich ab. Wir sehen darin eine massive Aushöhlung des Grund- und Menschenrechts auf Asyl sowie des individuellen Rechts auf eine unvoreingenommene und herkunftslandunabhängige Prüfung der Asylanträge von Menschen aus diesen Ländern.

Eine pauschale Einstufung der vier genannten Länder als sog. sichere Herkunftsstaaten und der damit einhergehenden Regelannahme, dass dort keine Verfolgung, Diskriminierung oder Unterdrückung stattfänden, ist aufgrund der realen Situation vor Ort nicht gerechtfertigt. Denn nachweislich werden Menschen dort weiterhin aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder politischen Überzeugung diskriminiert und verfolgt. Darüber hinaus gibt es fundierte Indizien für die Anwendung von Folter und die Praxis des Menschenhandels.

Aus mehreren Gründen widerspräche eine Einstufung dieser Länder als sichere Herkunftsstaaten damit den hohen Anforderungen, die das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil am 14.05.1996 definiert hat. Danach muss in sicheren Herkunftsstaaten landesweit und für alle Personen und Bevölkerungsgruppen die Sicherheit vor politischer Verfolgung gewährleistet sein und es darf keine Folter oder unmenschliche Behandlung oder Bestrafung drohen.

Zudem widerlegen die signifikant hohen bereinigten Schutzquoten des ersten Quartals 2018 die Annahme, es handele sich a priori um sichere Länder. So lag die Anerkennungsquote für Marokko bei 10,2 %, für Algerien bei 6,8 %, für Tunesien bei 5,5 % und für Georgien bei 2,9 %. Damit liegt die Anerkennungsquote für drei der vier vorgesehen Staaten eindeutig über der 5%-Hürde aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD, die zudem regelmäßig unterschritten werden müsse, damit eine (politische) Grundlage für eine Einstufung als sicheres Herkunftsland angenommen werden könne.
Darüber hinaus handelt es sich zahlenmäßig um eine insgesamt überschaubare Gruppe: Aus den vier Staaten kamen von Januar bis Juni 2018 bundesweit nur knapp 5 % aller Flüchtlinge.

Vor diesem Hintergrund begrüßen die Unterzeichner die öffentlichen Stellungnahmen sowohl der Grünen-Bundestagsfraktion als auch der Fraktionen der Grünen aus jenen anderen Bundesländern, in denen eine grüne Regierungsbeteiligung besteht, die – mit Ausnahme von Baden-Württemberg – bereits erklärt haben, dem Gesetzentwurf in Bundestag und Bundesrat u. a. aus oben dargestellten Gründen nicht zuzustimmen.

Wir appellieren daher an Sie als Mitglied der Landesregierung bzw. der Grünen Landtagsfraktion und Teil der Regierungskoalition in Hessen, dem Vorhaben zur Einstufung der Maghreb-Staaten und Georgiens als sog. sichere Herkunftsstaaten eine klare Absage zu erteilen und damit eine Zustimmung Hessens im Bundesrat zu verhindern.

Für Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen


• Amnesty International Deutschland
• Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen (agah) – Landesausländerbeirat
• AWO Hessen-Süd
• Caritasverband für die Diözese Limburg
• Der PARITÄTISCHE Hessen
• Diakonie Hessen
• Hessischer Flüchtlingsrat
• PRO ASYL

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Sonntag, 12. August 2018
Wieso Robert zu kurz gedacht hat, der leuchtende Holzweg oder vom Elend der Wertkritik
Manchmal können doch häusliche Unfälle von Nutzen sein: Ich hatte aus Missgeschick die Wandungen einer der Riesenschubladen meines Wohnzimmerbücherschranks beschädigt und musste die Lade leimen und hierfür zunächst einmal vollständig entleeren. Dies brachte mich dazu den gesamten Bücherschrank auszuräumen der Hunderte von Schriften enthielt und hierbei stieß ich auf eine Ausgabe der Grundrisse aus dem Jahr 2005. Mit Begeisterung las ich einen Artikel meines viel zu früh verstorbenen alten Genossen Jürgen Ahlbohn ("Hessen-Jürsche") zur Kritik der Wertkritik. Sehr gut arbeitete er heraus dass sowohl die Wertkritik als auch die Theoriegebäude der ISF Freiburg (köstlich: "Hausmeister der Kritischen Theorie, die aus dem Grand Hotel Abgrund eine Pension Sackgasse gemacht haben") im Grunde das Fahrwasser linker Theoriebildung verlassen haben da bei Ihnen keine Klassensubjekte und keine Klassenkämpfe als principium movens der Geschichte mehr auftauchen, sondern Kapitalmarkt und Warenfetisch selber als Subjekte der Geschichte angesehen werden, was nichts weiter bedeutet als dass die sogenannten Kapitalismuskritiker dem Fetisch selber auf den Leim gegangen sind. Gut, das war mein Reden schon 1996 gewesen, ich hatte es damals aber nicht so gekonnt ausdrücken können wie Jürsche 2005, von einigen sperrigen Sätzen mal abgesehen. Die Tatsache dass er gleichzeitig Physiker und Historiker war liest sich unschwer heraus. Dass linke Theorie auf der Höhe der Zeit ohne den Operaismus bzw. Postoperaismus nicht zu haben ist wird mehr als deutlich. Ich würde sogar sagen: Wer Jürgen Roth und Detlef Hartmann nicht gelesen hat hat den Schuss nicht gehört.

Nur, und da liegt echt das Elend: Der Wertkritik und der Bastardisierung der Kritischen Theorie hatte man damit noch begrifflich zu Leibe rücken können, weil da Theorie war die man auf den Begriff bringen konnte. Mit dem Antideutschtum, dem Strukturveganismus und dem Gendergaga geht das nicht mehr, weil da nichts mehr auf den Begriff zu bringen ist. Und insofern würde ich diese Auswüchse irgendwielinken Denkens auch nicht mehr als Theorien, sondern eher als Modesujets des Zeitgeistes bezeichnen.

http://www.materialien.org/texte/papers/albohn-wertkritik.pdf

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Samstag, 11. August 2018
Der Rechtsstaat und seine Klasse(n)Justiz
Da hat man bei einem 26 Jährigen Neonazi eine Bombenwerkstatt gefunden und Indizien dass der einen Anschlag geplant hätte. Er bleibt auf freiem Fuß weil er sich kooperativ gezeigt habe. Aha. So wie ich die Dinge kenne würde ein Linker bei dem Gleiches gefunden wird erstmal für ein paar Monate abgehen, U-Haft in Einzelzele mit Milchglasfenster, Besuchssperre und Einzelhofgang. Zumindest war das jahrzehntelang so.

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Mittwoch, 8. August 2018
Never forget
Heute ist Weltkatzentag

https://www.youtube.com/watch?v=Q_6DPJY7UpU

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Vom Schlechtreden eines sinnvollen Anlagemodells
https://www.youtube.com/watch?v=MOQ2s9R-GQI&feature=share

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amnesty international zur Zunahme der Toten im Mittelmeer
Sehr geehrte Damen und Herren,

aktuelle Recherchen von Amnesty International weisen darauf hin, dass EU-Staaten direkt verantwortlich sind für die steigende Zahl der Toten im zentralen Mittelmeer. Allein im Juni und Juli sind mehr als 721 Menschen auf dieser Fluchtroute ums Leben gekommen. Die Zahl der Menschen, die in libyschen Haftzentren gefangen gehalten werden, hat sich in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt: von 4.400 im März auf mehr als 10.000 Ende Juli. Lesen Sie im Anschluss die englischsprachige Pressemitteilung unserer Kollegen aus dem Internationalen Sekretariat in London.

Den vollständigen 28-seitigen Kurzbericht finden Sie auf bit.ly/AmnestyMittelmeerSeenotrettung. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an stefan.simanowitz@amnesty.org (+44 2030365566) oder sorina.juglan@amnesty.org (+32 2 548 27 73) in der Pressestelle des Internationalen Sekretariats.


EU: Surging death toll in Central Med laid squarely at Europe’s door

The number of people drowning in the Central Mediterranean or being taken back to squalid detention centres in Libya has surged as a result of European policies aimed at closing the central Mediterranean route, Amnesty International said in a new briefing published today.

The briefing, titled ‘Between the devil and the deep blue sea. Europe fails refugees and migrants in the Central Mediterranean’, reveals the devastating impact of policies which have resulted in more than 721 deaths at sea over June and July 2018 alone. It highlights new Italian policies which have left people stranded at sea for days and analyzes how European Union (EU) countries are conspiring to contain refugees and migrants in Libya, where they are exposed to torture and abuse.

“Despite a drop in the number of people attempting to cross the Mediterranean in recent months, the number of deaths at sea has surged. Responsibility for the mounting death toll falls squarely on European governments who are more concerned with keeping people out than they are with saving lives,” said Matteo de Bellis, Researcher on Asylum and Migration at Amnesty International.

“European policies have empowered the Libyan Coast Guard to intercept people at sea, deprioritized rescues and hindered the vital work of rescue NGOs. The recent increase in deaths at sea is not just a tragedy – it is a disgrace,” said Matteo de Bellis.

The surge in drownings has been accompanied by a dramatic rise in the number of people arbitrarily held in overcrowded detention centres in Libya. The number of detainees has more than doubled in recent months from around 4,400 in March to more than 10,000 - including around 2,000 women and children - at the end of July. Virtually all these were taken to the centres after being intercepted at sea and returned to Libya by the Libyan Coast Guard, which is equipped, trained and supported by European governments.

“European governments are colluding with Libyan authorities to contain refugees and migrants in Libya, despite the horrific abuses they face at the hands of the Libyan Coast Guard and in detention centres in Libya. Plans to expand this externalization policy across the region are deeply concerning,” said Matteo de Bellis.

During the past year, Europe’s governments have failed to strike a deal on crucial reforms to the Dublin system, which could have helped avoid any dispute on the disembarkation in Europe of people rescued at sea.

In response to this, Italy began denying entry in its ports to ships carrying rescued people. This new policy targets NGO boats, commercial vessels, and even foreign navy ships.

Unnecessary delays in disembarkation forced people in need of urgent assistance – including injured people, pregnant women, torture survivors, people traumatized by shipwrecks and unaccompanied minors – to remain at sea for several days.

“In its callous refusal to allow refugees and migrants to disembark in its ports, Italy is using human lives as bargaining chips. Desperate people have been left stranded at sea with insufficient food, water and shelter, while Italy tries to increase political pressure for responsibility sharing on other European states,” said Matteo de Bellis.

“On top of this, Italian and Maltese authorities have smeared, intimidated and criminalized the heroic NGOs that try to save lives at sea, refused their boats permission to disembark and even impounded them.”

“Italy and European states and institutions must urgently act to prioritize rescue at sea, and ensure that those rescued are promptly disembarked in countries where they will not be exposed to serious abuses and where they can seek asylum.”

The briefing also describes recent cases where breaches of international law have been reported. This includes an incident on 16-17 July, when the NGO Proactiva found a woman still alive and two bodies on a sinking vessel after the intervention of the Libyan Coast Guard, and the pushback toward Libya of 101 people by the Italian commercial vessel Asso Ventotto on 30 July.

“These serious incidents must be promptly and adequately investigated – they highlight the deadly consequences of Europe’s policies,” said Matteo de Bellis.

“European governments must step out of the vicious cycle of closure and externalization they have created, and instead invest in policies that bring order into the system by offering safe opportunities to travel to Europe for both refugees and migrants.”



AMNESTY INTERNATIONAL
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V.
Pressestelle . Zinnowitzer Straße 8 . 10115 Berlin

T: +49 (0) 30 42 02 48 - 306 . F: +49 (0) 30 42 02 48 - 630
mailto: presse@amnesty.de
follow us: www.twitter.com/amnesty_de

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Am Rande gefunden
https://www.meinfreundderbaum.de/der-horst-gehoert-nicht-zu-deutschland/

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Sonntag, 5. August 2018
Auf der Suche nach der außerirdischen Intelligenz
Es hat seit den späten 50ern verschiedene Versuche gegeben nach außerirdischen Intelligenzen zu forschen, hauptsächlich durch das Abhören benachbarter Sonnensysteme mit Radioteleskopen nach Funksignalen in unserem Sprechfunk- und Radiowellenbereich, OZMA, SETI usw. Herausgekommen ist dabei nichts, und lange Zeit war die Standarderklärung dies sei ein Beweis dafür dass da draußen niemand ist, zumindest niemand mit einer unseren vergleichbaren Zivilisation.


Seit allerdings die moderne Astronomie nachgewiesen hat das Sonnensysteme mit Planeten der kosmische Normalfall sind und ausgerechnet die besonders langlebigen Roten Zwerge der Population A sehr häufig erdähnliche Planeten haben hat bei den Astronomen ein Umdenken eingesetzt.


Wenn davon auszugehen ist, dass es in der Milchstraße Millionen bis Milliarden erdähnliche Planeten gibt die Milliarden Jahre älter sind als die Erde ist die Wahrscheinlichkeit hochentwickelter kosmischer Zivilisationen sehr hoch. In einer der letzten Ausgaben von Bild der Wissenschaft wurde dieses Thema umfangreich referiert. Die Frage der Nichtkommunikation mit Radiowellen erscheint vor diesem Hintergrund etwas anders als sie bisher reflektiert wurde. Die klassische Denke war die, dass es physikalisch zwangsläufig sei dass ab einer bestimmten Entwicklungsstufe mit Radiofunk kommuniziert werde. Ist das so? Nur weil auf der Erde Marconi die Radiotelegrafie erfunden hat? Was ist mit Zivilisationen, die mit Laserpulsen, modulierter Gammastrahlung oder durch Quantentunnel verschickten Myonen oder Photonenteleportation kommunizieren? Warum sollten außerirdische Besucher der Erde, die uns Millionen bis Milliarden Jahre voraus sind mit uns kommunizieren wollen? Versuchen wir, mit Fadenwürmern zu sprechen?


In Bild der Wissenschaft wird auf Astronomen Bezug genommen die davon ausgehen dass es sogar galaxisumspannende Imperien geben könnte angesichts gegenüber unserem Sonnensystem Milliarden Jahre älterer Systeme, dass diese aber einer Zivilisationsstufe entsprächen die das Leben bereits hinter sich gelassen hat: Roboter mit künstlicher Intelligenz die sich selber reproduzieren. Das wäre auch die zu erwartende nächste Evolutionsstufe nach der Menschheit.

Interessant fand ich dann was ein Astronom vorschlug um nach wirklichen kosmischen Großzivilisationen zu suchen: Man sollte nach kosmischen Gaswolken mit verdächtig wenig Deuteriumanteil suchen. Dies könnte nämlich ein Hinweis sein dass hier Deuteriumentnahmen für Kernfusionen stattgefunden hätten. Da eine signifikante Menge erst ab mehreren Jupitermassen bemerkbar ist wird hier schon an sehr groß dimensionierte kosmische Zivilisationen gedacht.


Gut, dann dazu mal mein eigener Senf.


Tatsächlich steht die Erde, steht die Menschheit seit geraumer Zeit unter Beobachtung außerirdischer Zivilisationen, von deren Angehörigen einige humanoid, andere das ganz und gar nicht sind.


Uns am Ähnlichsten bzw. ganz und gar ähnlich sind die Ugiler, Usaner und Drwrnrkltz, alles Nachkommen von vor 20.000 Jahren durch Alabricker von der Erde verschleppten frühen Homo sapiens aus Eurasien. Die Alabricker befürchteten wohl dass diese durch die letzte Vorrückphase der Eiszeitgletscher ausgerottet werden könnten und evakuierten daher eine Kohorte nach Ugil, einem Planeten eines Gliese-Zwergsterns, der äußerst erdähnlich, aber einige Milliarden Jahre älter als die Erde ist. Entsprechend ist die Evolution hier weiter gegangen, die umfangreiche Wirbeltierfauna wurde bei einer kosmischen Katastrophe ausgelöscht. Heute sind die höchstentwickelten landbewohnenden Tiere Arthropoden, die unseren Insekten äußerlich ähneln, aber Außenskelette besitzen die nicht aus Chitin sondern aus Horn bestehend und daher viel leichter und aufgrund ihrer kleinteiligen Strktur zugleich elastischer sind und daher eine aktive Lungenatmung ermöglichen. Die größten flugfähigen Arten erreichen Adlerspannweite, haben aber 2 Paar Flügel. Die größten bodenbewohnenden Arten könnten sich als "Laufkäfer" in Bibergröße bescheiben lassen. Es gibt auch eine Art Tausendfüßler in der Größe einer Boa Constrictor. In den Meeren dominieren die Mollusken, wobei es Riesentintenfische mit 50 Metern Körpergröße und menschlicher Intelligenz gibt. Die Wälder sind in der Lage, bei Klimaveränderungen die Wurzeln aus dem Boden zu ziehen und in Schneckentempo zu wandern. Insgesamt waren Flora und Fauna für die auf Ugil angesiedelten Menschen, die von den Alabrickern gegen die Keime dieses Planeten geimpft wurden, weniger herausfordernd als die Mammuts, Säbelzahnkatzen und Höhlenlöwen der Erde. Die Menschen auf Ugil haben sich deshalb aber nicht langsamer, sondern sehr viel schneller als die Erdmenschen entwickelt. Sie haben ihre Nachbarplaneten Usa und Drwrnrkltz besiedelt, wobei die Bewohner des letzteren Planeten genetisch verändert wurden. Da es dort keine Ozonschicht gibt haben sie eine rauhe und dicke blaue Haut die einer für uns tödlichen UV-Strahlung trotzt. Die Ugiler, Drwrnrkltz und Usaner beherrschen eine weit fortgeschrittene Form der Kernfusion und besitzen Raumschiffe die mit dem Beschleunigungsverhalten chemischer Raketenantriebe eine Endgewschwindigkeit von 50.000 km sec erreichen, sozusagen Teilchenbeschleuniger als Antrieb. Ugilische Forscher sind dabei einen Antrieb zu entwickeln der die zwischen den Supermassiven Schwarzen Löchern in den galaktischen Zentren verlaufenden Wurmlöcher zur Umgehung der Lichjtgeschwindigkeit nutzen soll.

Ältere Humanoide mit noch weiter fortgeschrittener Raumfahrtechnologie (Energiegewinnung aus Materie und Antimaterie, Photonenantrieb) sind die Gelenos: Gelenoque, Gelenogarier, Sagonier und Rotulas, die auf erdähnlichen Planeten und einem großen Mond in unserer galaktischen Nachbarschaft leben.

Ihre Vorfahren waren 100.000 Jahren von Stenogors verschleppte Homo antecessor, genmanipuliert, Hämoglobin verwendet Kupfer als Sauerstoffträger, daher grünes Blut und grünliche Haut.


Das waren die Humanoiden. Zu den Nichthumanoiden gehören die Cels: Celsigas (Proxima Centauri) und Celtas, Heimat marsgroßer Mond des neunten Planeten des Solsystems (Hades)
Anthropomorphes Erscheinungsbild, aber keine Humanoiden, nur wenig über einen Meter groß, überdimensionierter Kopf mit übergroßen Augen, silbrige Haut, (Celtas, Anpassungsform an sehr dunkle Umgebung und Lichtmangel) bzw. menschengroß mit normalen Proportionen und unterschiedlichen Hautfarben, kein Geschlechtsdimorphismus, trotz menschenähnlichem Erscheinungsbild eierlegend (Celsigas) bzw. nicht mehr vermehrungsfähig und ihren Nachwuchs klonend (Celtas). Die Celtas sind die Leute mit den "Fliegenden Untertassen", mit denen sie öfter die Erde besuchen, um sich Substanzen zu besorgen die es auf ihrer öden Welt, auf die es sie durch Havarie eines Generationraumschiffs verschlagen hat nicht gibt.


Alabricker: Anthropomorphe, aber nicht humanoide Lebensformen. Es liegt Konvergenz vor: Sie ähneln äußerlich Menschen, ihre Skelette bestehen aber aus Kiesel und sind viel haltbarer als Kalkskelette. Die Mütter säugen ihre Kinder, die Brüste liefern aber keine Milch, sondern eine Substanz die dem Gelee Royale von Bienen ähnelt. Das Gehirn ist anders aufgebaut als das menschliche, hat aber eine Großhirnrinde die stärker gefaltet und doppelt so groß ist als beim Menschen. Die Alabricker haben Facettenaugen, die auch im IR- und UV-Bereich sehen und sechsfingrige Hände mit zwei gegenständigen Daumen. Heimatplanet in einem hunderte Lichtjahre entfernten Sonnensystem. Da sie von Natur aus Jahrhunderte alt werden, durch Stammzelltherapien und routinemäßige Organtransplantationen aber ihre Lebenserwartung auf Jahrtausende verlängert haben sind sie die idealen Raumfahrer und benötigen im Gegensatz zu Humanoiden weniger schnelle Raumschiffe.

Stenogors: Überhaupt nicht anthropomorphe Lebensform die sich auf einer Supererde mit dreifacher Erdschwerkraft entwickelt hat. Fünfteilige Körpersymmetrie: Radius aus 5 Beinen, deren untere Hälfte den Säulenbeinen von Elefanten ähnelt, während die Oberschenkel wie bei Waranen seitlich vom Körper abgespreizt sind. Darüber befindet sich der kugelförmige Oberkörper, über dem ein Perimeter von 5 Tentakeln angeordnet ist zwischen denen sich der vogelartige Kopf mit einem Adlerschnabel befindet.
Die Art und Weise wie Stenogors interstellare Reisen durchführen ist ebenso überlegen wie rätselhaft: Durch Teleportation in Nullzeit auf Basis einer Quantenphysiktechnologie, die von unseren quantenphysikalischen Anwendungen so weit entfernt ist wie diese von der Technologie des alten Rom.

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Manikürt
Seit einigen Jahren sind in der Damenwelt ja wieder diese Nagelstudio-gestylten überlangen Fingernägel angesagt. Jedesmal wenn ich so etwas sehe frage ich mich unwillkürlich "Was hat die für Sex?".

Denn ich kenne einen extatischen Liebesakt eigentlich nur so dass meine Partnerin irgendwann ihre Fingernägel in meinen Rücken krallt - und bei diesen langen Geffeln ist zu befürchten dass sie dabei abbrechen.

Also: Wie machen die es?

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Dialektik
Man sagt ja, wir Niedersachsen sprächen das reinste Hochdeutsch und hätten gar keine Mundart. So ganz richtig ist das nicht. Es gibt da einen alten Kinderreim: "Wie spät ist es in Magdeburg? Achte durch!". Denn das wird bei uns Machteburch ausgesprochen, genau wie der Nachname Korsten Kochsten gesprochen wird und Artillerie Achtillerie - als Krieg spielendes Kind erfand ich die Neuntillerie und Zehntillerie als besonders schwere Kaliber, weil ich dachte, dass das etwas mit der Zahl 8 zu tun hätte.

BTW: An die Decke gehe ich jedesmal wenn ich den Schreibfehler "versifft" lese - korrekt heißt das "versypht", denn es kommt von der Syphilis.

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Montag, 30. Juli 2018
Under the moon of love
Letzte Nacht konnte ich den roten Mond in Konjugation mit Mars erleben, anschließend fand der Christopher Street Day statt. Irgendwie finde ich das eine passende Kombination. Der CSD war diesmal eine Veranstaltung die keine Ähnlichkeit mit Loveperade-artigen Hully-Gully-Festivitäten hatte, sondern hochpolitisch mit Redebeiträgen very much to the point, u.a. mit dem Hinweis auf die Kampagne "Positiv eingestellt", bei der es darum geht, HIV-positive Menschen am Arbeitsplatz nicht zu benachteiligen. Weiter so!


BTW übrigens bemerkenswert viele Menschen aus dem arabisch/muslimischen Raum auf dem CSD gesehen, auch kopftuchtragende Lesben. Die Stadt ist bunt.





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Mittwoch, 25. Juli 2018
Was blieb von Botho Strauss?
Lesenswerter Artikel:

https://www.nzz.ch/feuilleton/warum-aus-der-konservativen-revolution-um-botho-strauss-nichts-wurde-ld.1404429

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Montag, 23. Juli 2018
From empathy to resistance, from resistance to rebellion
Schlimmer geht immer?
Im März, nach dem rechten Wahlsieg in Italien, hatten wir die „Achse der Schande“ bereits thematisiert: Salvini, Kickl, Seehofer… In den letzten Wochen hat die Realität nun im Eiltempo alles überholt, was zu befürchten war. Die zivile Seenotrettung im zentralen Mittelmeer wird brachial stillgelegt und kriminalisiert, das Ertrinken-Lassen offensiver denn je als Abschreckungsstrategie gerechtfertigt. Vorverlagerung der Lager nach Albanien oder Nordafrika, neue Grenzkontrollen, Ankerzentren, Schnellverfahren und Massenabschiebungen - die Riege der Innenminister galoppiert mit Schaum vorm Mund voran. Das Horrorkabinett fühlt sich getragen von rassistischen Stimmungen und sie sitzen an den Schalthebeln der Macht, um mit neuen Verordnungen die Ausgrenzungspolitik auf allen Ebenen zu eskalieren. Rast dieser Gespensterzug immer weiter in Richtung „Orbanisierung“? Kann sich ein Innenminister dauerhaft halten, der die Abschiebung von 69 Menschen in den Krieg nach Kabul als Geschenk zu seinem 69sten Geburtstag zelebriert?


Von der Empörung zum Widerstand?
Zweifellos, wir befinden uns mehr denn je in der Defensive, in Abwehrkämpfen gegen das Roll Back dessen, was sich bis 2015/16 im Zusammenspiel von selbstorganisierter Flucht- und unterstützender Willkommensbewegung quer durch Europa entwickelt hatte. In der gesellschaftlichen Polarisierung erscheint der aggressive rechte Populismus immer lauter und durchsetzungsfähiger. Doch schon vor einigen Wochen keimten Hoffnungen für einen „Anti-Trump-Effekt“ auf. Einzelne Stimmen der Empörung haben sich spätestens mit der inszenierten Regierungskrise durch Seehofer zu einem Chor der Kritik auch in den Mainstream-Medien verdichtet. Seehofer scheint sich verkalkuliert zu haben, die Welle von Salvini zu reiten. Und die Ansätze einer Gegenbewegung gegen die rassistische Offensive haben sich mittlerweile zu beachtlichen Mobilisierungen gemausert, in Deutschland, in Italien und quer durch Europa.

Von Palermo bis zu Seebrücken…
Erwähnen wir einige wichtige Momente der letzten sechs Wochen: Anfang Juni bestätigt der Bundesparteitag der Linken seine Forderung nach Offenen Grenzen, Sarah Wagenknecht ist mit ihrem Rechtskurs innerparteilich isolierter denn je. Als am 10. Juni der italienische Innenminister Salvini die Schließung der Häfen für die Rettungs-NGOs verkündet, protestieren Tausende in italienischen Städten, darunter zahlreiche Bürgermeister wie Leoluca Orlando für Palermo und De Magistris für Neapel. Mitte Juni erscheint der Aufruf „Solidarität statt Heimat“, den binnen zwei Wochen über 15.000 Menschen unterzeichnen. Ende Juni demonstriert die linke Stadtregierung von Barcelona praktische Solidarität mit der Seenotrettung und auch der Senat des rot-rot-grün regierten Berlin findet klare Worte für die Aufnahme von Geflüchteten. „Seebrücken statt Seehofer“ wird ab 7. Juli zum zentralen Slogan einer Protestwelle, die zunächst in Berlin, Hannover und Frankfurt Tausende auf die Strassen bringt und bis heute nicht abebbt, sondern sich in zahlreichen Städten mit lokalen Demonstration fortsetzt. Am 14. Juli demonstrieren Tausende in Ventimiglia an der italienisch französischen Grenze für offene Grenzen. Am gleichen Tag rufen in Palermo der Bürgermeister und der Erzbischof zum Festtag der Schutzheiligen St. Rosalia - mit 400.000 Menschen auf den Strassen! - gemeinsam zur Öffnung der Häfen und für die Seenotrettung auf. Am 19. Juli lädt der Bürgermeister von Neapel zu einer Konferenz ein, in der die Öffnung der Häfen gefordert und Salvini als Verbrecher bezeichnet wird, der vor Gericht gebracht werden soll (Nur einen Tag zuvor hatte das Rettungsschiff Open Arms dokumentiert, dass die sogennante libysche Küstenwache drei Menschen auf einem zerstörten Schlauchboot allein auf See gelassen hatte, nur eine der Personen konnte lebend geborgen werden). Am 22. Juli demonstrieren in München trotz strömendem Regen bis zu 50.000 Menschen mit „ausgehetzt“ gegen Rassismus und für sichere Fluchtwege…

September-Offensive?
Die Aufschreie und Proteste müssten freilich noch lauter, breiter und beständiger sein, um die repressiv-rassistische Dominanz zu brechen. Doch dass sich trotz Sommerpause so vieles regt, in Italien wie in Deutschland, erscheint als gutes Zeichen und zeigt: da geht noch weit mehr! Der September bietet reichlich Gelegenheiten, von lokal bis bundesweit. Und von besonderer Bedeutung erscheint, dass sich die neue (und noch ziemlich „weiße“) Seebrücken-Initiative verstetigt und spätestens am 29.9. in Hamburg mit We`ll Come United zusammen kommt. 25 Busse sind bereits für diese große Parade gebucht, in erster Linie selbstorganisierte Geflüchtete und MigrantInnen werden hiermit anreisen. Das ließe sich locker verdoppeln, wenn alle mitziehen. Machen wir den September zu einem Monat der Kämpfe für Bleiberecht und Bewegungsfreiheit. Mit den ungebrochenen Kämpfen der Migration als zentralem Bezugspunkt: an den Außengrenzen wie in den Innenstädten. Nutzen wir die Empörung und Proteste, um die Alltagsstrukturen auszubauen. Für Fluchthilfe und Schutzräume! Schaffen wir reale Korridore der Solidarität! Ob von Athen über Velika Kladusha/Bosnien bis nach Zürich, ob in den Booten von Tanger über Barcelona nach Amsterdam, ob aus dem zentralen Mittelmeer über Palermo bis nach Berlin: alle Fluchtrouten bleiben hartnäckig umkämpft. Oder um es mit den Überschriften zwei lesenswerter Veröffentlichungen zu sagen: die „Macht der Migration“ trifft, schafft und braucht „die utopische Kraft der Städte“!
Mit solidarischen Grüßen, die Kompass-Crew


Termine und Informationen für Juli, August und September

Lese-Empfehlungen
Vor dem Kalender wollen wir mit einigen Lesetips starten. Die Sammlung aktueller Links und Empfehlungen ist mitnichten systematisch, aber auch nicht zufällig. Die Eskalationen der letzten Wochen - auf dem Mittelmeer mit den Angriffen gegen die Seenotrettung, in Berlin mit der „Regierungskrise“ durch Seehofers Grenzkontrollwahn - haben auch sehr gute, mutige und spannende Textreaktionen hervorgebracht: vom Aufruf „Solidarität statt Heimat“ über Reportagen gegen die Abschottungspolitik und Kommentare gegen die Hetzstimmung bis zu Artikeln, die fragen, warum wir die Grenzen nicht endlich öffnen! Und das eben nicht nur in der TAZ oder WoZ, sondern auch im Spiegel und sogar in der FAZ. Hier die chronologisch sortierte lesenswerte Mischung:

„Die Macht der Migration - zehn Gespräche zu Mobilität und Kapitalismus“
RLS-Publikation
https://www.rosalux.de/publikation/id/38618/die-macht-der-migration-1/
Direktlink:
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/piening_macht_der_migration.pdf

„Solidarität statt Heimat“ - Aufruf von kritnet, medico international, ISM am 19.6.18 & mit mittlerweile 16500 Unterzeichner_innen:
https://solidaritaet-statt-heimat.kritnet.org

„Was wäre, wenn alle Grenzen offen wären? Ein Szenario“ bei Brand 1 von Juli 2018:
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2018/service/was-waere-wenn-alle-grenzen-offen-waeren

„Warum wir eine Einwanderungspartei brauchen“ - Kommentar im Spiegel vom 1.7.2018:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/politik-in-deutschland-warum-wir-eine-einwanderungspartei-brauchen-a-1215835.html

„Die utopische Kraft der Städte“ - WoZ-Artikel mit gutem Überblick der Bemühungen um die Solidarischen Städte am 5.7.18:
https://www.woz.ch/-8e48

„Die Fiktion der Einreise - Wer würde wirklich kommen, wenn alle Grenzen offen wären?“ FAZ am 8.7.18:
http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-fiktion-der-einreise-wenn-alle-grenzen-offen-waeren-15679538.html?GEPC=s5

Gute Taz-Reportage zur aktuellen Abschottungspolitik am 9.7.2018:
http://www.taz.de/Abschottung-der-Europaeischen-Union/!5516013/

Gastkommentar von Norbert Blüm in der Süddeutschen Zeitung am 12.7.18:
https://www.sueddeutsche.de/politik/gastbeitrag-von-norbert-bluem-wo-c-bist-du-geblieben-1.4051237

TAZ „Solidarity City“ Berlin - Ein sicherer Hafen am 17.7.18:
http://www.taz.de/!5518024/

Interview mit dem Kapitän der Lifeline in der Abendzeitung am 20.7.18:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.az-interview-mit-claus-peter-reisch-lifeline-kapitaen-fluechtlinge-werden-auf-dem-meer-entsorgt.14d45155-ecac-400d-afc1-b056dcdcb699.html


Gegen die Achse der Schande:
Für Offene Häfen und Solidarische Städte
Im letzten Kompass hatten wir vom „Palermo Charta Prozess“ berichtet, siehe
https://alarmphone.org/en/2018/06/17/toward-a-coalition-of-solidarity-for-the-right-to-mobility-and-equal-rights-for-all/?post_type_release_type=post )
und insbesondere die oben empfohlenen Artikel in der TAZ zu Berlin sowie in der WoZ zu „utopischen Kraft der Städte“ verschaffen einen guten Überblick über diese hoffnungsvollen Ansätze, mit der sich progressive Stadtregierungen gegen die nationalen und supranationalen Abschottungspolitiken wenden. Für den 19. Juli hatte der Bürgermeister aus Neapel zu einer Konferenz eingeladen, in diesem Rahmen wurden weitere Verabredungen zur Koordinierung der intermunizipalen und transnationalen Kooperation getroffen. Denn es werden sich weiter Boote aus Libyen auf den Weg machen und es bleibt dringend notwendig, dass es wieder offene und sichere Häfen in erreichbarer Nähe gibt, also in Malta oder in Sizilien. Die Bürgermeisterin aus Barcelona, Ada Colau, gibt ein Beispiel, aber ihr Hafen ist geographisch zu weit entfernt. Ein breites Bündnis oder zumindest ein gutes Zusammenwirken aller Akteure wird nötig sein, um die Blockade in Italien, die ja letztlich maßgebliche Rückendeckung von rechten Regierungen in der gesamten EU erhält, zu brechen. Den politischen Druck zu entwickeln, der Salvini zwingt, die Öffnung zumindest einzelner Häfen für die Seenotrettung zu tolerieren, erscheint momentan als „Mission impossible“. Doch es darf nicht unversucht bleiben, eine italienweite UND transnationale Dynamik zu entwickeln, die sich dem „aktuellen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ entschieden entgegenstemmt und die als europaweite Bewegung mit „Relocations from below“, also mit der Weiterleitung und Aufnahme von Geflüchteten auf Städte-Ebene, das nationale bis supranationale System der tödlichen Abschottung unterläuft. „From the Sea to the Cities“ lautet die Überschrift eines neuen Aufrufentwurfs, der zur Zeit transnational zirkuliert und versucht, die Kräfte zusammenzubringen und zu bündeln, die sich für reale Korridore der Solidarität einsetzen wollen.

Seebrücken: Tausende auf den Strassen
… und Demonstrationen gehen weiter
Bis zu 12.000 in Berlin, 2000 in Hannover, bis zu 5000 in Hamburg, 800 in Frankfurt, 1200 in Kiel, 500 in Stuttgart, 2000 in Bielefeld, … in vielen Städten gab es in den letzten Wochen spontane Mobilisierungen und Solidarisierungen mit der Seenotrettung und dem Recht auf Flucht. Und es geht weiter: am 24.7. in Köln, am 27.7. in Kassel und Trier, am 28.7. in Lüneburg, Kaiserslautern, Osnabrück, Münster, Dinslaken und Hannover…
Angehängt das Statement von Seebrücken und unten der Link:
„WIR BAUEN EINE BRÜCKE ZU SICHEREN HÄFEN. Menschen auf dem Mittelmeer sterben zu lassen, um die Abschottung Europas weiter voranzubringen und politische Machtkämpfe auszutragen, ist unerträglich und spricht gegen jegliche Humanität. Migration ist und war schon immer Teil unserer Gesellschaft! Statt dass die Grenzen dicht gemacht werden, brauchen wir ein offenes Europa, solidarische Städte, und sichere Häfen.
Die SEEBRÜCKE ist eine internationale Bewegung, getragen von verschiedenen Bündnissen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen auf der Flucht und fordern von der deutschen und europäischen Politik sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten oder noch auf der Flucht sind.“
Weitere Infos und alle Ankündigungen für weitere Demos in den nächsten Tagen und Wochen hier: https://seebruecke.org

Ab 23.7. quer durch Deutschland: Women in Exile on Summer-Tour
Die Tour: 23.7.: Magdeburg, Halle, Leipzig; 25.7.: Nürnberg; 27.7.: Regensburg; 29.7.: München; 1.8.: Freiburg/Basel; 4.8.: Frankfurt/Main; 5.8.: Potsdam, Berlin

Aufruf der Women in Exile:
„Wir von Women in Exile and Friends wollen diesen Sommer mit dem Thema ”Women* Breaking Borders” weiter machen.
Wir möchten mit euch gemeinsam in Solidarität in verschiedene Städte fahren, besonders nach Bayern, um unsere Missbilligung der Politik Seehofers, des neuen “Innen- und Heimatministers” auszudrücken. (…)
Wir erheben “LAUT UND DEUTLICH” unsere Stimme um rassistische und sexistische Grenzen zu durchbrechen! Rassistische und sexistische Grenzen, sichtbare oder unsichtbare Grenzen, Grenzen, die die Gesellschaft ignoriert oder nicht sieht, weil es sie nicht direkt betrifft. Grenzen, die als “kulturelle” bezeichnet werden Sowie die, die in unseren Köpfen existieren. Wir sind uns diesen Grenzen bewusst und wollen diese sichtbar machen, sodass wir sie durchbrechen können.
Wir wollen politische Aktionen machen, immer mit dem Ziel, andere Flüchtlingsfrauen zu empowern. Wir wollen das gemeinsam mit euch in euren Städten tun. …“
https://www.women-in-exile.net/bundesweite-sommer-tour-women-breaking-borders-ii-23-7-05-08-2018-zwei-wochen-reisen-und-spass-gegen-rassismus/

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Montag, 23. Juli 2018
Gipfelglück











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Das Ende der Selbstzensur - Onkel Che öffnet seine Giftschränke
10 Jahre ist es nun her, dass ich anhand von Murmeltierbildern der latenten Homophobie bzw. der Inkonsistenz zwischen einem queeren Theorieverständnis und meinem inneren Oberförster überführt wurde. O lala - I did it again.















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Zurück in die Berge
Inzwischen sind auch die RAWs der großen Kamera in JPGs umgewandelt und die Fotos der Bergkameraden eingetroffen, daher geht es hier erstmal mit weiteren alpinen Bildstrecken weiter.

























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Samstag, 21. Juli 2018
In Memoriam - die besten Sprüche meiner Mutter
Die alte Dame ist nun schon seit siebeneinhalb Jahren tot, aber ihre Sprüche werden mich immer begleiten.

Hier habe ich einige aus den Jahren 2005 - 2012 gesammelt.

Mein Vater erzählte von einem kostenlosen Hörtest für Hörgerätebedarf und meinte, da Mutter da eh nicht hinginge könnte er das ja mal machen und sich für sie erkundigen. Daraufhin erwiderte meine Mutter: "Auf dem linken Auge bin ich eh fast blind."

Ah ja

Zu dem sensationellen Sieg der deutschen Frauenelf in Mannheim meinte meine total begeisterte Mutter, Célia Okoyino da Mbabi sollte mal für eine Saison zur Männermannschaft geschickt werden um denen zu zeigen wie Tore geschossen werden und Mannheim sollte in Frauheim umbenannt werden.

Meine Mutter ist ja für ihren schwarzen Humor bekannt. Seit einigen wochen nun liegt die alte Dame im Krankenhaus. Als Vater und ich sie heute besuchten, erwartete sie uns zeitunglesend in ihrem Krankenbett und erzählte, sie gucke, ob ihre Todesanzeige schon drin sei.

War gerade bei meinen Eltern zum Essen, und was meine Mutter da mit ihrem trockenen Humor vorlegte war wieder köstlich. Vater meinte, sie wäre ja die Güte und Sanftmut in Person, zumindest äußerlich. Wie oft sie insgeheim schon den Wunsch gehegt hätte, ihn oder mich umzubringen sähe man ihr ja nicht an. Da erwiderte sie, das würde ja auch Sinn machen und sich lohnen, sie wüste aber nicht, wie sie es anstellen sollte und hätte es daher auch noch nie versucht. Ein anderes Highlight brachte sie, als Vater meinte, Kind mache jetzt eine Aktion, mit der man kostenlos eine Woche ein Hörgerät zur Probe tragen könne. Da versetzte sie, sie sei froh, nicht alles hören zu müssen, sie wolle doch nicht auch noch alles mitbekommen, was um sie herum vorginge, wo kämen wir denn da hin.


Kommentar meiner Mutter zur Flutkatastrophe in Australien: "Die Krokodile probieren jetzt die Australier und dann kommen sie auf den Geschmack."

Meine Mutter bekommt alle 6 Wochen Hausbesuch von ihrer Ärztin. Als Vater ihr sagte, dass am nächsten Tag wieder Besuchstag wäre fragte sie: "Welche Krankheiten sind denn gerade im Angebot?"

Momentan arbeite ich an einer Reportage zum Thema Extrembergsteigen und erzählte meiner Mutter, dass ich es gut finde, wie fair eine Redaktion dabei mit mir umgeht. In dem Zusammenhang wies ich darauf hin, dass ich als freier Journalist meinen Honoraren früher mühsam hinterherlaufen musste. Da meinte sie: "Als Bergsteiger hast Du mit dem Laufen ja Deine Schwierigkeiten."


Manchmal übertrifft meine Mutter ja sich selbst. Als sie sich kürzlich darüber beschwerte, dass es doch völliger Unfug sei, wenn der Wetterbericht bei relativ kühler Witterung vor einem Gewitter warne, erklärte Vater ihr, was eine Kaltfront ist und wie aus einem wandernden Tiefdruckgebiet ein Gewitter entsteht. Als sie dann fragte, woher er das wisse, erwiderte er, er hätte zwar nur Volksschulabschluss, aber durch ständiges Lesen aller möglichen Literatur sich dennoch eine solide Bildung angeeignet. "Hoffentlich kriegst Du nicht vor lauter Bildung einen total dicken Kopf" antwortete sie, "und der platzt dann und die ganze Bildung spritzt durch die Gegend!", worauf er schlagfertig erwiderte "dann kriegst Du davon auch was ab.


Es war herrlich, mal wieder den Erzählungen meiner Eltern aus deren Jugendzeit zuzuhören. Da ging es um Kohlenklau, die bemerkenswerte Tatsache, dass auch eine sehr betagte Tante noch Güterwagen entern konnte, um Arbeiter, die von Studenten Aktentaschen eintauschten, um darin unbehelligt Briketts schmuggeln zu können ("reichte aber nur zum Kaffeekochen, so Vater), und Mutter erzählte, dass sie Vater (mit dem sie noch nicht verlobt war) auf dem Fahrrad einen Nichtraucher vorbeibrachte, damit dessen Familie was zu essen hatte. "Wie bitte?" fragte ich, "Nichtraucher?"

Der Vater meiner Mutter war Viehändler, und Nichtraucher nannte man Ferkel, die wenig Appetit hatten und daher als Mastferkel ungeeignet waren, weswegen man sie nicht verkaufte, sondern für Eigenschlachtbedarf zurückhielt. Mit väterlicher Genehmigung brachte sie der armen Familie ihres Freundes auf dem Gepäckträger einen Nichtraucher vorbei. So hatten meine Eltern auch viel Verständnis für Rio Reisers "Es ist wahr, dass die Kühe das Gras nicht rauchen, sonder fressen."

--- Als ich ihr Fotos von einer sehr extremen Bergtour zeigte, über die Andere Sprüche wie "völlig verrückt, "lebensgefährlich", "Wahnsinn" äußerten war ihr ganzer Kommentar angesichts der aktuellen Affenhitze: "Zumindest ist es da oben kühl, da könnten die Bergsteiger ja mal was von abgeben."

Ich besuchte nach dem Massaker von Winnenden meine Mutter und fand sie die Trauerfeier für die Amoklauf-Opfer guckend. Zu einem Bischof oder sonstigen Prälaten, jedenfalls purpurgewandet meinte sie: "Das ist der Schlimmste, der Obermuckel!".

Wochenenden mit meinen Eltern zusammen sind mitunter Klasse. Vater las meiner Mutter eine Speisekarte vor, und sie wusste nicht, was Basilikum ist. Als ich ihr sagte, dass das ein als Gewürz verwendetes Küchenkraut sei, erwiderte sie, bei ihr zuhause (d.h. in den 30er Jahren auf einem Hof) habe es zum Würzen nur Salz und Petersilie gegeben und nicht so ein neumodisches Zeug. Daraufhin sagte ich, dass Basilikum schon seit 3000 Jahren verwendet wird. Prompt kam: "Dann wird es höchste Zeit, dass man damit aufhört!".
Die Sprüche meiner Mutter zu der sehr gelungenen Weihnachtsbescherung waren ja wieder klasse. Zu Vater, der sich über ein Akkupressurbuch freute, meinte sie "Schon ist er gesund!", zu meiner neuen The Norce Face-Jacke sagte sie, dass die aber sehr rot sei, worauf ich erwiderte, ein Bergsteiger bräuchte eine auffällige Jacke. "Ich weiß, du willst unbedingt gerettet werden, stehst halt auf kostenlose Hubschrauberflüge!", und zu den vielen Cremebädern und Anti-Aging-Lotions, die ihr geschenkt wurden "Da muss meine Haut ja gesund werden, wenn sie es nicht wird, ist sie selber schuld!".
Wunderbar!

Bei einem Anruf aus meinem Urlaub erwiderte sie auf "Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wieviele Apfelbäume es im Vinschgau gibt!" "Gut, dann stelle ich mir das nicht vor."

Als ich mal meinte, ich hoffte, dass sie mir noch möglichst lange erhalten bliebe, kam "jemand muss ja schließlich die Suppe kochen, wenn Du hier bist." Als ich daraufhin meinte, dass ich sie für einen der wertvollsten Menschen hielte, die ich kenne, kam als Antwort "Das geht mir natürlich runter wie Öl. Übrigens gibt es von Biskin da eine neues Olivenöl, das wäre was für Dich."


Und kürzlich erzählte ich, dass ich nur zweimal im Leben von einer Wespe gestochen wurde, einmal als Kind und einmal mit 30, da meinte sie "Dann wird die Wespe sich wohl gefreut haben, dich wiederzuerkennen."


Meine Mutter war mal wieder klasse: Ich erzählte etwas von einer Stadt, in der ich sehr lange gelebt habe (Göttingen), wie ich fälschlicherweise meinte, 18 Jahre. "Es waren 16", stellte sie richtig, nicht ohne den Kommentar, "aber Du bist ja Historiker, solche Leute denken in Jahrhunderten, da sind zwei Jahre mehr oder weniger nicht so wichtig und ohnehin eine Frage der Quellenlage."

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