Donnerstag, 11. Februar 2021
Im Zweifel supplementieren – DGE sieht im Pandemie-Winter mögliche Vorteile einer Nahrungsergänzung mit Vitamin D
Zahlreiche Studien liefern mittlerweile Hinweise auf eine Assoziation zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Status und der Infektion mit SARS-CoV-2 bzw. der Schwere des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung. Darauf wies DGE-Präsident Prof. Dr. Jakob Linseisen auf einem Journalisten-Seminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hin [1].

Die Ergebnisse seien aber unzureichend, um eine Dosis-Wirkungsbeziehung nachzuweisen. Der an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) tätige Epidemiologe fordert große randomisiert-kontrollierte Studien, um Effekte aufzuklären. In der aktuellen Situation sieht Linseisen aber durchaus Vorteile darin, die Vitamin-D-Versorgung im Zweifel durch Supplemente aufzubessern.

Dabei bezieht sich Linseisen auf Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland(DEGS1), die im Winter bei deutschen Erwachsenen eine hohe Prävalenz eines schlechten Vitamin-D-Status zeigen. Bei 50 bis 60% der Proband*innen wurden Werte (25(OH)D im Plasma) von unter 30 mmol gemessen, bei weiteren 30% Werte zwischen 30 und 50 mmol.

„Das ist so häufig, dass es nicht einmal unbedingt nötig ist, den Status zu bestimmen“, sagte Linseisen zu einer möglichen vorbeugenden Nahrungsergänzung im aktuellen Pandemie-Winter. „Das wäre der Versuch einer Prävention“, ergänzte der DGE-Präsident und kündigte eine Veröffentlichung einer entsprechenden Bewertung auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung an.

Ein schlechter Vitamin-D-Status ist so häufig, dass es nicht einmal unbedingt nötig ist, den Status zu bestimmen. Prof. Dr. Jakob Linseisen
Problematische Versorgung im Winter
Die Versorgung mit Vitamin D lässt sich in Deutschland nur zu einem geringen Prozentsatz über Nahrungsmittel gewährleisten. Mithilfe von Sonnenlicht kann der Mensch in der Haut allerdings ausreichend Vitamin D produzieren. Wer zwischen März und Oktober häufig genug im Freien und an der Sonne ist, kann damit auch die Wintermonate überbrücken, in denen der Sonnenstand in unseren Breitengraden die Vitamin-D-Versorgung schwierig macht.

„Wenn man im Sommer ausreichende Speicher angelegt hat, dann bleiben die Werte gut, das ist aber bei vielen offenbar nicht der Fall“, erklärte Linseisen. Die Risikogruppen für eine schlechtere Vitamin-D-Versorgung sind bekannt: Bei Älteren ist häufig die Eigensynthese der Haut verringert, auch für Säuglinge wird eine Supplementation empfohlen, und Personen mit dunkler Hautfarbe, mit Adipositas oder ohne ausreichende Sonnenexposition haben
ebenfalls oft einen schlechten Vitamin-D-Status.

Guter Vitamin-D-Status könnte Atemwegsinfektionen verhindern
Ein schlechter Vitamin-D-Status könnte generell bei der Prävention von Atemwegsinfektionen ein Problem darstellen – denn die DGE sieht moderate Evidenz dafür, dass ein guter Vitamin-D-Status solche Infektionen teilweise verhindern kann. In einem im aktuellen Ernährungsbericht veröffentlichten Umbrella-Review zur Rolle von Vitamin D bei der Prävention und Behandlung ausgewählter extraskelettaler Erkrankungen ist das eine der Kernaussagen [2].

Das sei auch biologisch plausibel, erklärte Linseisen. Vitamin-D-Metabolite könnten Inflammationsfaktoren senken und die Immunabwehr von Infektionen auf mehreren Wegen positiv beeinflussen.

Auch bei der Behandlung von Asthma- und COPD-Patienten könne ein guter Vitamin-D-Status Vorteile bringen. Keine Evidenz sehen die Autoren des Review allerdings für den Einsatz von Vitamin D bei bereits bestehenden Atemwegsinfektionen oder in der Behandlung von Multipler Sklerose.

Letzteres hat Linseisen erstaunt. „Bei MS-Patienten hätte ich schon erwartet, dass ein Zusammenhang zu sehen ist, aber es ist momentan nicht von einem vorteilhaften Effekt auszugehen.“

Tägliche kleine Dosen besser als Bolus
Für eine eventuelle Supplementierung empfiehlt Linseisen tägliche kleine Dosen von 20 µg. In Studien sei das wirkungsvoller gewesen als Bolus-Dosierungen. Die Gründe dafür seien unklar. „Bei höherer Dosis wird wahrscheinlich mehr wieder ausgeschieden“, spekuliert der Wissenschaftler. „Eine andere Erklärung ist nicht plausibel.“

Bei höherer Dosis wird wahrscheinlich mehr wieder ausgeschieden. Prof. Dr. Jakob Linseisen
Eine dauerhafte Einnahme von mehr als 100 µg täglich sei bei Erwachsenen allerdings wegen der Gefahr der Überdosierung unbedingt zu vermeiden, betont Linseisen. Der Wissenschaftler steht auch einer in anderen Ländern zum Teil gebräuchlichen Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D positiv gegenüber.

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Zum PCR-Test ist ein Buch erschienen
Wenn ich Zeit dazu habe werde ich es ausführlich lesen und hier meine Bewertung abgeben. Vorläufig möchte ich dazu nur sagen: Von der wissenschaftskritischen Position, insbesondere was die Beurteilung von Drittmittelforschung her angeht interessant (da wo ich herkomme, in de Geistes- und Sozialwissenschaften, gilt es ja als korrupt, sich überhaupt von der Wirtschaft fördern zu lassen) - aber was die Bewertung des Drosten-Tests und die politischen Schlussfolgerungen angeht sitzt die ganze Perspektive einem fundamentalen Irrtum auf. Wenn der Test nicht aussagekräftig ist seien alle Lockdowns und sonstigen Sicherheitsmaßnahmen sinnlos, so die sehr simple Konklusion. Diese verkennt, dass die Pandemie auch ohne Testergebnisse real ist. Die Quarantänemaßnahmen der Venezianer im 15-17. Jahrhundert funktionierten sehr wohl, obwohl es kein Verfahren zum Nachweis von Yersinia Pestis gab.

https://www.corodok.de/wp-content/uploads/2021/02/Corodok1_PCR.pdf

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Mittwoch, 10. Februar 2021
Erleichterung
Ich habe meine Laborwerte und die Mutter aller Gespräche mit meinem Operateur. Kein weiterer Krebs, mein Körper ist clean. Und ich kann weiterleben wie bisher (abgesehen vom Nichtrauchen), keine Diät, kein Verzicht auf Bier, Wein und Whiskey. Abgesehen vom nicht mehr vorhandenen Tumor bin ich kerngesund.

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Mittwoch, 10. Februar 2021
Querdenker-Demos haben Ausbreitung des Virus nachweislich verstärkt
https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/studie-querdenker-demos-verbreitung-coronavirus-deutlich-verstaerkt-35520788

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Sinkende Infektionszahlen; Wettlauf zwischen Impfungen und Virus-Varianten längst verloren?; Rolle des Klimawandels
Michael van den Heuvel, Sonja Boehm, Dr. Thomas Kron, Medscape


Wettlauf zwischen Impfungen und Virus-Varianten längst verloren

Kontaktverfolgung auch bei 7-Tages-Inzidenz über 50 möglich?

Großteil der Corona-Toten stirbt offenbar tatsächlich an COVID-19

Klimawandel als wichtiger Faktor für SARS-CoV-2

Dem Robert Koch-Institut sind den RKI-Angaben vom Sonntag zufolge 8.616 Corona-Neuinfektionen und 231 neue Todesfälle innerhalb eines Tages gemeldet worden. Vergangene Woche waren es noch 11.192 Neuinfektionen und 399 neue Todesfälle. Die 7-Tage-Inzidenz ist mit 75,6 ebenfalls deutlich gesunken. Bis zum vergangenen Freitag hatten 2.212.851 Personen (2,7 % der Gesamtbevölkerung) eine Erstimpfung erhalten und 903.271 Personen bereits die Zweitimpfung. Von einer angestrebten Impfquote von mehr als 60% ist Deutschland immer noch weit entfernt.

Wie RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler am vergangenen Freitag mitgeteilt hat, wurde die besonders ansteckende britische Virus-Variante B.1.1.7 bereits in 13 der 16 Bundesländer nachgewiesen. In einer Untersuchung von Virus-Proben habe der Anteil dieser Variante knapp 6% betragen. Laut Wieler ist das Virus durch die Mutationen gefährlicher geworden. Es habe gerade noch einmal einen „Boost“ bekommen.

Die Entwicklung der Infektionszahlen sei zwar erfreulich, so am Freitag auch Jens Spahn. Doch die Zahlen müssten noch weiter runter, die 7-Tage-Inzidenz „auch deutlich unter 50“. Für deutlich geringere Werte hatten unter anderen in den vergangenen Tagen auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und die Physikerin Dr. Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen plädiert.

Am Mittwoch dieser Woche wollen Spitzenvertreter von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Corona-Pandemie beraten. Ob der Shutdown verlängert wird oder es zu ersten Lockerungen kommt, ist noch unklar. Es wird allerdings eher mit einer Verlängerung gerechnet.

Wettlauf zwischen Impfungen und Virus-Varianten längst verloren?
In einem Interview mit dem Spiegel hat die Braunschweiger Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann erneut vor zu raschen Lockerungen gewarnt und „eine konsequente Eindämmungsstrategie gefordert, um einen Dauer-Shutdown zu vermeiden“. Damit ließe sich laut Brinkmann die 7-Tage-Inzidenz zügig unter 10 drücken. „Die Gesundheitsämter könnten wirklich wieder Infektionsketten nachverfolgen und wir alle bekämen unser Leben zurück. Zumindest ein Leben, so ähnlich wie im Sommer 2020. Dieses Larifari des ‚hier ein bisschen Homeoffice, dort ein improvisiertes Hygienekonzept‘, das muss aufhören.“

Die Mutante aus Großbritannien und andere Mutanten würden uns überrennen, das Virus habe einen „Raketenantrieb“ bekommen, so die Virologin weiter. Laut Brinkmann gehe es weniger darum, „immer härtere Maßnahmen einzuführen, als die bestehenden konsequenter anzuwenden“. Wir müssten auch besser kontrollieren, dass sich alle als die Maßnahmen hielten. Und kurzfristig müssten die Schulen geschlossen bleiben, „sonst kriegen wir sie wegen der ansteckenderen Varianten sehr, sehr lange nicht mehr richtig geöffnet. Vielleicht müssen wir sogar wieder Grenzen schließen“.

Fassungslos mache sie, dass Urlaubsreisen ins Ausland immer noch möglich seien. Der Wettlauf zwischen Impfungen und Virus-Varianten sei längst verloren. Alles andere entspringe Wunschdenken, genährt von falschen Versprechungen einiger Politiker. Die britische Mutation habe eine Basisreproduktionszahl von schätzungsweise bis zu 4,5. Da müssten über 80 % der Bundesbürger geimpft sein haben, um die Variante in Schach zu halten. So rasch bekämen wir nie so viel Impfstoff, wie dafür erforderlich sei.

Kontaktverfolgung auch bei 7-Tages-Inzidenz über 50 möglich?
Anders als von der Bundesregierung kommuniziert sei eine Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter auch bei einer 7-Tages-Inzidenz über 50 möglich, sagen Medienberichten zufolge mehrere Oberbürgermeister deutscher Großstädte. In Köln sei man trotz Werten von über 50 seit Monaten in der Lage, sowohl die positiv Getesteten als auch die Kontaktpersonen „innerhalb von 24 Stunden zu kontaktieren und Quarantäneanordnungen zu verhängen“, wird etwa Oberbürgermeisterin Henriette Reker in der Welt am Sonntag zitiert.

Laut Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, laufen IT-Lösungen in den Gesundheitsämtern der Großstädte „und befähigen die Gesundheitsämter dieser Städte schon jetzt, auch bei einer Inzidenz weit über 50 die Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten“. Allerdings könnten bundesweit nicht alle Ämter bei hohen Inzidenzen so umfassend agieren, schränkte Dedy Medienberichten zufolge ein.

Großteil der Corona-Toten stirbt offenbar tatsächlich an COVID-19
Von manchen Kritikern der Pandemie-Strategie und vor allem von Leugnern der Corona-Pandemie wird behauptet, dass es bei vielen so genannten „Corona-Toten“ gar nicht gesichert sei, dass sie tatsächlich an der Infektionskrankheit und ihren Folgen gestorben seien. Dem widerspricht nun unter anderen der Kieler Pathologe Prof. Dr. Christoph Röcken , Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).

„Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an Covid-19 verstorben sind“, wird der Pathologe in einem Bericht im Tagesspiegel zitiert. In Kiel wurden dem Bericht zufolge bislang mehr als 50 Menschen im Alter von 53 bis über 90 Jahre obduziert, die sich vor ihrem Tod mit SARS-CoV-2 angesteckt hatten. Leider lägen die ersten Daten eines deutschen Obduktionsregisters noch nicht vor; er habe jedoch von anderen Pathologen bundesweit erfahren, „dass diese zu ähnlichen Ergebnissen kämen“, wird Röcken zitiert.


Klimawandel als wichtiger Faktor für SARS-CoV-2
Globale Treibhausgasemissionen haben im Laufe des letzten Jahrhunderts den wahrscheinlichen Ursprungsort von SARS-CoV-2 in Südchina zu einem Hotspot für Coronaviren gemacht, die von Fledermäusen übertragen werden. Klimatische Veränderungen in dieser Region haben das Wachstum von Waldgebieten befördert, die Fledermäusen geeignete Habitate bieten. Dies ist laut einer Mitteilung das Ergebnis einer neuen Studie von Wissenschaftlern der Universität Cambridge, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität Hawai’i-Manoa.

Die in der Zeitschrift Science of the Total Environment publizierte Studie beschreibt große, durch den Klimawandel bedingte Veränderungen der natürlichen Vegetation in der südchinesischen Yunnan Provinz und benachbarten Gebieten in Myanmar und Laos im letzten Jahrhundert – weg von tropischem Buschland, hin zu tropischer Savanne und Laubwald. Dieser Prozess habe die Ausbreitung zahlreicher neuer Fledermausarten ermöglicht, durch die rund 100 neue Arten von Coronaviren in die Region gekommen seien, heißt es in der Mitteilung weiter. Genetische Daten legten nahe, dass SARS-CoV-2 in genau dieser Region erstmals in Fledermäusen aufgetreten sei.

„Im letzten Jahrhundert hat der Klimawandel im wahrscheinlichen Ursprungsort von SARS-CoV-2 den Lebensraum für Fledermäuse deutlich attraktiver gemacht – und damit auch für die vielen Coronaviren, die diese Tiere in sich tragen,“, sagt Dr. Robert Beyer, der seit kurzem im Rahmen eines europäischen Marie-Curie-Stipendiums am PIK tätig ist und zuvor an der Universität Cambridge geforscht hat.

Im Zuge der Studie rekonstruierten die Forscher mittels klimatischer Daten die weltweite natürliche Vegetation am Beginn des letzten Jahrhunderts. Auf Grundlage davon ermittelten sie die damalige globale Verteilung von Fledermausarten. Ein Vergleich mit der heutigen Verteilung zeigte, wo sich die Anzahl der verschiedenen Fledermausarten weltweit verändert hat.

In der südchinesischen Yunnan-Provinz sind auch Schuppentiere heimisch, die den Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich als Zwischenwirte für SARS-CoV-2 fungieren. Sie nehmen an, dass das Virus von Fledermäusen auf diese Tiere übergesprungen sei, die dann später auf einem Wildtiermarkt in Wuhan gehandelt worden seien, wo sich dann erstmals Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert hätten.

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Die DGHO drängt auf eine raschere Schutzimpfung gegen COVID-19 für Krebspatienten
Ute Eppinger, Medscape



Die Infektionsdynamik von COVID-19 ist ungebrochen. Geht es nach der derzeitigen Impfstrategie warten Patienten mit Krebserkrankung wohl noch eine Weile auf die COVID-19-Schutzimpfung. Doch für Menschen mit aktiver Krebserkrankung ist das Risiko erhöht, schwer an COVID-19 zu erkranken.

Deshalb drängen jetzt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs und das Haus der Krebs Selbsthilfe Bundesverband e.V. darauf, diese vulnerable Gruppe möglichst schnell zu impfen. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme heben sie die Notwendigkeit eines priorisierten Zugangs zur Schutzimpfung hervor [1].

In einem Positionspapier ist festgehalten, welche Patienten besonders gefährdet sind. „Auf Basis der aktuellen Daten sehen wir eine hohe Priorität für die COVID-19-Schutzimpfung von Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen und solchen mit soliden Tumoren und aktiver Krebserkrankung, die sich unter systemischer Therapie befinden“, betont Prof. Dr. Hermann Einsele, Vorsitzender der DGHO und Direktor der II. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Würzburg, die Dringlichkeit der Schutzimpfung.

DGHO drängt auf differenziertere Betrachtung
Bereits Ende 2020 hatte die DGHO mit Blick auf die derzeitige Einordnung von Menschen mit Krebs erst in der 3. Stufe (also mit „erhöhter Priorität“) Änderungen vorgeschlagen und eine differenzierte Bewertung gefordert. Prof. Dr. Lorenz Trümper, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, betont, dass die aktuelle Einordung auf Studien beruhe, in denen die Gesamtheit der Menschen mit Krebserkrankung betrachtet wurde.

„Diese übergreifende Einteilung wird den sehr unterschiedlichen Krankheitssituationen unserer Patientinnen und Patienten nicht gerecht, so dass wir als wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaft für eine differenziertere Betrachtung plädieren“, betont Trümper. Mehrere Studien belegten die besondere Vulnerabilität und erhöhte Mortalität von Krebspatienten.

Sterbe-Risiko durch COVID-19 bei aktiver Krebserkrankung erhöht
Menschen mit Krebserkrankungen machen einen relevanten Anteil der Patienten aus, die an COVID-19 erkrankt sind. Darüber hinaus ist Krebs eine der Prognose-relevanten Komorbiditäten, insbesondere bei aktiver Erkrankung. In Registeranalysen wurde eine signifikant höhere Mortalität bei Menschen mit einer Krebserkrankung im Vergleich zu Menschen ohne Krebserkrankungen beschrieben.

„In diesem Zusammenhang müssen wir die Aktivität der Krebserkrankungen berücksichtigen“, so Trümper. „Eine aktuelle Analyse aus den USA mit Daten von fast 30.000 Patientinnen und Patienten bestätigt die ungünstige Prognose bei aktiver Krebserkrankung.“ So zeigt die Studie, dass die Sterblichkeit mit 24,7% am höchsten bei Menschen mit aktiver, progredienter Krebserkrankung ist, während Patientinnen und Patienten in Remission „nur“ eine Sterblichkeitsrate von 11,6% aufwiesen.


Junge Krebspatienten sind besonders gefährdet
Der Risikofaktor Krebs wirkt sich besonders in den jüngeren Altersgruppen negativ auf die Prognose aus. Die relative Steigerung der Sterblichkeit durch COVID-19 ist in der Patientengruppe unter 50 Jahren am höchsten. „Für Menschen mit einer Krebserkrankung in dieser Altersgruppe ist das Risiko, an COVID-19 zu sterben, 4-mal höher als bei Menschen ohne Krebserkrankungen.

Deshalb plädiert die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs ebenfalls für einen priorisierten Zugang von Krebspatientinnen und -patienten zur COVID-19-Schutzimpfung“, betont Prof. Dr. Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung.

Für die Entscheidung über die Impfung an sich, den optimalen Zeitpunkt und die am besten geeignete Vakzine liegen bisher fast keine Daten aus klinischen Studien vor, denn in den Zulassungsstudien waren nur sehr wenige Krebspatienten eingeschlossen. Trümper plädiert deshalb für eine Shared Decision zwischen Arzt und Patient. „Unsere Grundhaltung ist: Lassen Sie sich jetzt impfen, außer wenn triftige Gründe dagegensprechen.“

Antikörper bei aktiver Krebserkrankung sinnvoll?
Trotz vieler experimenteller Ansätze und rasch initiierter klinischer Studien ist die aktuelle Therapie der COVID-19-Erkrankung weitestgehend supportiv. Wenn neue antiviral wirksame Medikamente verfügbar sind, stellt sich auch die Frage, ob ein früher Einsatz von monoklonalen Antikörpern, Kinase-Inhibitoren und/oder Rekonvaleszentenplasma bei an COVID-19 erkrankten Menschen mit aktiver Krebserkrankung sinnvoll ist. Eine solche Therapie könnte auch die derzeit steigende Zahl von Patienten mit prolongierter Ausscheidung von SARS-CoV-2 (die auch mit dem Risiko der Bildung von Mutationen verbunden ist) nach einer COVID-19-Infektion senken.

Der potenzielle klinische Nutzen der Antikörper ist derzeit noch schwer zu beurteilen. Prof. Dr. Lorenz Trümper
Neutralisierende monoklonale Anti-SARS-CoV-2-Antikörper können die Viruslast verringern. Die Kombination von Bamlanivimab mit Etesevimab war dabei besonders effektiv. Daten zur Kombination von Casivirimab und Imdevimab bestätigen das, heißt es in der Stellungnahme.

„Der potenzielle klinische Nutzen der Antikörper ist derzeit noch schwer zu beurteilen, da die bisher vorliegenden Daten zur klinischen Wirksamkeit wenig belastbar sind. Die klinische Wirksamkeit ist insbesondere in der frühen, a- oder oligosymptomatischen Erkrankungsphase anzunehmen, in der die Virusreplikation eine dominierende Rolle spielt. In jedem Fall aber benötigen wir rasch klinische Studien zur Wirksamkeit der neuen Arzneimittel“, erklärt Trümper.

Auch Hedy Kerek-Bodden und Werner Kubitza, Geschäftsführender Vorstand des Hauses der Krebs-Selbsthilfe tragen die Forderung nach einer möglichst frühen Impfung mit: „Aus Sicht der Organisationen der Krebsselbsthilfe unterstützen wir den gemeinsamen Vorschlag. Von unseren Mitgliedern wissen wir, dass bei ihnen eine große Unsicherheit besteht, was den raschen Zugang zur COVID-19-Schutzimpfung angeht. Viele müssen neben der großen Unsicherheit, was den Verlauf ihrer Krebserkrankung betrifft, nun noch mit einer zweiten großen Unsicherheit leben, nämlich: ‚Wann erhalte ich die COVID-19-Schutzimpfung?‘“

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Weiße Pracht
Heute wollte ich, halbwegs genesen, wieder ins Büro. Da mein Auto bis unter die Türschlösser im Schnee steckt mit Öffis.

Macht keinen Sinn: Die Metro fährt nicht. In der Stadt sind Leute mit Skiern und Schneeschuhen unterwegs. Sah einen BMW - diese Automarke taugt gar nichts im Winter - in Schlangenlinen quer über sämtliche Fahrspuren schlittern. Ein Puch Pinzgauer oder ein Polaris Ranger wäre das Fahrzeug für diese Straßenverhältnisse.

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Prophezeiung
Irgendwie ist doch eingetroffen, wie ich mir als Jugendlicher, Perry-Rhodan- Star-Trek- und Star- Wars - geprägt die Zukunft imaginiert hatte: Im Jahr 2021 haben wir gegen Mutanten zu kämpfen.

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Montag, 8. Februar 2021
So etwas: Schnee mitten im Winter!
Und die bisher tiefsten Temperaturen des Jahres nehmen bei beginnendem Schneesturm weiter zu. Ist ja der reinste Blizzard, wie der Amerikaner sagt.


Sonst muss man mindestens bis in die Hohen Tauern fahren um solchen Schnee zu finden. Im Laxnäss wäre das schon Anfang Dezember normal.

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Montag, 8. Februar 2021
Das neoliberale Krankenhaus
Eine Uniklinik ist sicherlich noch überhaupt nicht typisch für das wirtschaftlich durchökonomisierte Krankenhaus. In Bezug auf den medizinischen Standard hinsichtlich Untersuchungsmethoden und Therapien fand ich ja auch sehr gute Bedingungen vor. Was das Pflegepersonal angeht ist der Personalschlüssel auch nicht so schlecht - 16 Pflegekräfte in 2 Schichten auf etwa 40 PatientInnen auf einer Station ist sicher nicht so übel. Aber: Von denen sind zwei Deutsche, und bei einigen gibt es echte Sprachschwierigkeiten. Ich bin nun der allerletzte der etwas dagegen hat von Migrationsarbeitskräften versorgt zu werden, aber wenn die Kommunikation mit denen nicht klappt weil sie nicht richtig deutsch verstehen wird es schon merkwürdig. Etwa, wenn eine Schwester mich fragt ob ich rumänisch verstehe, oder mir eine Braunüle abgezogen wurde weil die Nadel nicht mehr richtig saß und infolgedessen meine Chemo nicht fortgesetzt wurde. Ich machte daraufhin eine Schwester darauf aufmerksam - schriftlich, sprechen konnte ich ja nicht - und die erwiderte grantig in gebrochenem Deutsch, die Therapie würde von den Ärzten angeordnet, ich könnte sie nicht verlangen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sie die Stationsärztin wäre, hinter den FFP-3-Masken lassen die sich schwer unterscheiden. Schließlich erwischte ich dann die Ärztin und brachte sie dazu, mich wieder zu versorgen.
Alles Dinge, die in meiner Zivildienstzeit undenkbar gewesen wären.

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With a little help von my friends
Wähend meiner Tage im Krankenhaus konnte ich erleben, dass sowohl meine Familie als auch mein Feundeskreis und meine KollegInnen mich treu unterstützen und mir sehr viel Trost und Hilfe zukommen ließen. Ich merke, dass ich mich durch und durch in verlässlichen, tragfähigen, wohlwollenden Umfeldern befinde.

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Samstag, 6. Februar 2021
Geschafft!
Zurück zu Hause. Keine Metastasen. Ob noch eine weitere OP nötig wird weiß ich noch nicht, kann gut sein dass ich die nicht brauche.

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Donnerstag, 4. Februar 2021
Sputnik V: Phase-3-Studie publiziert
Russischer Impfstoff Sputnik V: Sehr wirksam in Phase-3-Studie

Neue Mutation in britischer Virus-Variante: Vakzine-Wirksamkeit reduziert?

Der Impfgipfel: Ein Impfplan und mehr Klarheit zu Impfstoff-Lieferungen

Geteilte Reaktionen auf den Impfgipfel

Russischer Impfstoff Sputnik V: Sehr wirksam in Phase-3-Studie
Der Vektor-basierte russische Impfstoff Sputnik V hat nach einer aktuellen Zwischenauswertung in einer Placebo-kontrollierten Phase-3-Studie mit knapp 22.000 Probanden eine Wirksamkeit von fast 92% (bezogen auf die Erkrankungsrate) erzielt. Nach den in The Lancet publizierten Daten sind innerhalb der 3 Wochen zwischen der 1. und der 2. Impfung von den knapp 15.000 Probanden mit dem Verum-Impfstoff 16 Personen an der Infektion mit SARS-CoV-2 erkrankt, in der Placebo-Gruppe betrug der Anteil 1,3% (62/4902).

Den Autoren um Dr. Denis Y. Logunov zufolge erwies sich der Impfstoff auch bei über-60-jährigen Probanden als sehr wirksam (Erkrankungsraten: 0,1 versus 1,5%, Effektivität ebenfalls fast 92%).

Die Probanden erhielten 2 Impfungen mit unterschiedlichen Vektoren des Impfstoffes – zuerst wurde ihnen der Impfstoff mit dem Adenovirus rAd26 verabreicht, 21 Tage später dann der Impfstoff mit dem Adenovirus rAd5. Nach Angaben der Autoren wird so die Immunreaktion verstärkt.

Neue Mutation in britischer Virus-Variante: Vakzine-Wirksamkeit reduziert?
Unerfreuliche Nachrichten kommen aus Großbritannien: Dort haben Wissenschaftler bei der britischen Virus-Variante B1.1.7 die Mutation E484K entdeckt. Diese Mutation hat womöglich zur Folge, dass Impfstoffe an Wirksamkeit verlieren, da sich induzierte neutralisierende Antikörper nicht mehr so stabil an das Virus binden.


Bislang seien 11 Fälle der Kombi-Mutante unter mehr als 200.000 analysierten Virussequenzen identifiziert worden, heißt es im Spiegel mit Verweis auf einen aktuellen Bericht der britischen Nervtag (New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group).

Der Impfgipfel: Ein Impfplan und mehr Klarheit zu Impfstoff-Lieferungen
Auf dem Impfgipfel von Bund, Ländern, Impfstoff-Herstellern und EU-Kommission wurde beschlossen, einen nationalen Impfplan aufzustellen. Zudem soll es mehr Klarheit für Länder und Kommunen geben, was z.B. die Impfstoff-Lieferungen angeht.

Im 1. Quartal dieses Jahres werde es jedoch weiterhin zu wenig Impfstoff-Dosen geben. So sollen laut Bundesministerium für Gesundheit die Impfstoff-Mengen im Laufe des Jahres zwar schrittweise steigen: Nach 18,3 Millionen Dosen im laufenden 1. Quartal könnten im 2. Quartal Schätzungen zufolge rund 77,1 Millionen und im 3. Quartal 126,6 Millionen Dosen verschiedener Hersteller folgen. Im 4. Quartal könnten es dann 100,2 Millionen Impfstoff-Dosen sein. Dennoch werde es auch in den kommenden Wochen nicht genügend Impfstoff geben, so Jens Spahn.

Bis Ende des Sommers könnte allerdings jedem Bürger ein Impfangebot gemacht werden, so erneut Angela Merkel. Um die Impfungen besser planen zu können, wollten Bund und Länder nun einen „nationalen Impfplan“ aufstellen, wie die Bundeskanzlerin in einer Pressekonferenz ankündigte.

Geteilte Reaktionen auf den Impfgipfel
Positiv wie auch negativ sind die Reaktionen in Deutschland auf den Impfgipfel. Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) soll sich laut Medienberichten zufrieden mit den Ergebnissen des Impfgipfels gezeigt haben. Mit Blick auf den verfügbaren Impfstoff habe jedoch auch Müller darauf hingewiesen, dass es mit Impfstoff im 1. Quartal knapp bleiben werde.

FDP-Chef Christian Lindner habe das Ergebnis des Impfgipfels hingegen als „leider enttäuschend“ kritisiert, so ein ZDF-Bericht. Bislang sei es nicht gelungen, den Rückstand gegenüber anderen Ländern wegen der unzureichenden Bestellungen aufzuholen, habe Lindner am Montag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt.


Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) habe den Impfgipfel zwar begrüßt, in einem Tweet aber auch Zweifel daran geäußert, dass wirklich bis Sommer jeder Bürger ein Impfangebot bekommen könne.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) soll dem Bericht nach erneut die weiter fehlende Planungssicherheit bei den Impfungen bemängelt haben: „Zurzeit haben wir nur Planungsdaten bis zum 20. Februar – und das reicht nicht, um den Menschen längerfristige Angebote zu machen“, wird sie zitiert.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hingegen habe die Ergebnisse des Impfgipfels begrüßt. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg habe den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt: „Es ist ein positives Signal, dass bis Ende des Sommers allen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot gemacht werden kann.“

Als „Placebo-Gipfel“ bezeichnete dagegen das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel das Treffen. Der Impfstoff bleibe auch in den nächsten Wochen knapp. Daran ändere sich nach der Konferenz von Bund und Ländern nichts, heißt es in dem Magazin.

Die Kritik am „Placebo-Gipfel“ sei unlauter, kommentiert der Berliner Publizist und frühere Spiegel-Redakteur Garbor Steingart . Sein Argument: Das Impftempo dürfte in absehbarer Zeit deutlich erhöht werden. Denn Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hätten verstanden, „dass ihre bisherige Bummelei bei der Impfstoffbeschaffung kein gutes Ende nehmen wird – nicht für das Land und nicht für sie persönlich. Europa darf nicht die Ausrede für nationales Nichtstun sein“. Aber: „Die Fehler einer apathischen EU-Bürokratie und ihrer zögerlichen Vertragspolitik lassen sich nicht über Nacht ungeschehen machen.“ „Wunder werden da jetzt nicht passieren“, habe Merkel die Gespräche beim Impfgipfel zusammengefasst.

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Inzidenz unter 50, und dann?
NO-COVID-Initiative will Strategie-Wechsel: So vermeiden wir ein Jahr 2021 im Stotter-Lockdown
Sonja Böhm, Medscape



Eine Gruppe von Forschenden schlägt einen Strategiewechsel im Umgang mit der Corona-Pandemie vor: Bei der „NO-COVID“-Strategie soll die Zahl der Neuinfektionen (und Todesfälle durch COVID-19) drastisch reduziert werden – weit unter den bislang als Grenze kommunizierten Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen – auf Werte von maximal 10 oder niedriger. Hat man dies erreicht, können sogenannte grüne Zonen eingerichtet werden, z.B. Landkreise, in denen gelockert werden kann. Kommt es zu sporadischen Ausbrüchen, müssen diese rigoros gemanagt werden.

Wir haben in der aktuellen Situation das Schlechteste aus zwei Welten: Wir fahren die Wirtschaft an die Wand, … und wir haben hohe Kranken- und Todeszahlen. Prof. Dr. Michael Hallek
Vorbild für diese Strategie sind Länder, die damit erfolgreich waren, wie Australien, China oder Südkorea. Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln, ein Verfechter des Strategiewechsels, erläutert dies so: „ Wir haben in der aktuellen Situation das Schlechteste aus zwei Welten: Wir fahren die Wirtschaft an die Wand, um es mal etwas plakativ zu formulieren, und wir haben hohe Kranken- und Todeszahlen. Das kann doch nicht die letzte Lösung sein!“

Keine andere Wahl, um Szenarien wie Irland und Portugal zu vermeiden
Halleks Vorschlag und der seiner Kollegen in der NO-COVID-Initiative: Keine weitreichenden Lockerungen, wenn vielleicht am 14. Februar eine 7-Tagesinzidenz von 50 oder weniger bundesweit erreicht ist. Man solle dann noch einige Wochen mit dem Lockdown weiter machen, bis ein Wert unter 10 (nahe null) erreicht sei. Dies habe z.B. in Australien selbst in Millionenstädten wie Melbourne und Sydney funktioniert.


Prof. Dr. Michael Hallek

„Wir haben keine andere Wahl“, zeigte sich Hallek bei einem Gespräch des Science Media Center überzeugt. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund der sich auch in Deutschland bereits ausbreitenden ansteckenderen Mutationen. Diese machten „vorsichtig geschätzt“ bereits rund 5% der Neuinfektionen im Raum Köln aus, sagte er.

„Das heißt, wir sind bereits in exponentiellem Wachstum, und wenn wir in so einer Phase den Lockdown beenden, werden wir innerhalb von zwei bis drei Wochen eine extrem rasante Ausbruchsituation haben, so ähnlich wie wir es in Irland, in UK oder Portugal beobachten. Das müssen wir unter allen Umständen vermeiden!“

Es gilt im Handeln „vor das Virus zu kommen“
Auch Prof. Dr. Dirk Brockmann engagiert sich bei NO-COVID. Er ist Leiter der Forschungsgruppe für komplexe Systeme an der Humboldt-Universität zu Berlin und „Modellierer“. Derzeit reagiere man auf Veränderungen zu langsam, argumentiert er: Es entstehe über Wochen eine Infektionswelle wie Ende des Sommers, dann reagiere die Politik – und die Welle gehe nur allmählich wieder nach unten. „Auf diese Art sind wir immer langsamer als die Pandemie.“

Es gilt schneller, gezielter und früher zu reagieren, so dass man in der Zeitskala vor das Virus rückt. Prof. Dr. Dirk Brockmann


Bei derart dynamischen Prozessen gelte es aber „schneller, gezielter und früher“ zu reagieren, so „dass man in der Zeitskala vor das Virus rückt. Dann ändert sich die Dynamik, dann kann sich das auch qualitativ ändern“, erläutert er.

So lasse sich das Virus auf einem viel geringeren Niveau halten – „ein vielversprechender Ansatz“. Um so schnell zu sein, dürfe man aber nicht jedes Mal auf Entscheidungen der Politik warten müssen. Es müsse bei Ausbrüchen „automatisiert, regional, gezielt und schnell“ reagiert werden, so Brockmann.

Strategie-Wechsel kann zu einem Motivations-Push beitragen
Solche automatisierten Systeme kämen auch den Wünschen der Bevölkerung entgegen, berichtet Prof. Dr. Cornelia Betsch. Sie ist Heisenberg-Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt und Initiatorin des Projekts COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO), das regelmäßig in der Bevölkerung die Stimmung in der Corona-Pandemie abfragt.

Sie hat festgestellt, dass das Vertrauen in die Regierung sinkt – selbst bei denjenigen, die die Maßnahmen eigentlich befürworten. Die Menschen seien immer unwilliger dabei, sich an die Beschränkungen zu halten. Gleichzeitig wünschten sich fast 80% ein einheitlicheres System für Lockerungen und Verschärfungen, das klar verständlich sei. Auch könne eine Strategiewechsel wieder zu einem „Motivations-Push“ beitragen, meint Betsch.

Auch Hallek ist optimistisch, dass es der Politik gelingen könne, die Bevölkerung bei einem solchen Strategiewechsel mitzunehmen: „Das Narrativ ist: Lasst es uns jetzt endgültig in den Griff bekommen!“ Viele hätten derzeit die Sorge, wir könnten uns in einer Art „Stotter-Lockdown“ bis zum Jahresende hangeln.

Mit einem verlängerten Lockdown, so meint er, könnte es vielleicht gelingen, bis März in die „grüne Zone“ zu gelangen. Eine Unbekannte in der Rechnung sei aber die weitere Ausbreitung der Mutationen, diese könne das Konzept zunichtemachen. Hallek zeigte sich zutiefst überzeugt, dass das bisherige Konzept der „Eindämmung“ und des „mit dem Virus leben“ nicht funktioniert. Dafür sei der Erreger „ein bisschen zu leicht übertragbar und ein bisschen zu krankmachend“ – und habe zudem die ungünstige Eigenschaft, auch von Symptomlosen weiter verbreitet zu werden.


„Das ist politisch gut kommunizierbar!“
Nun helfe nur „ein echter Strategiewechsel, weg von der ‚Flatten-the-Curve-Strategie‘ hin zu einer klaren Kontrolle des Virus, zu unseren Bedingungen, proaktiv und bei Niedrigst-Inzidenzen, nahe Null oder bei Null. Das ist politisch auch gut kommunizierbar!“

Auch Brockmann hat keinen Zweifel, dass NO-COVID eine bessere Strategie ist, als etwa die von einigen Bundesländern vorgeschlagenen Stufenpläne zur schrittweisen Öffnung bei Inzidenzen unter 100, 50 bzw. 25. Denn damit bleibe man in einem sehr instabilen Bereich – dies auch im Hinblick auf die Ausbreitung der ansteckenderen Variationen des Virus.

Das Narrativ ist: Lasst es uns jetzt endgültig in den Griff bekommen! Prof. Dr. Michael Hallek
„Man muss sich eine Situation vorstellen, in der überall die Zahlen gering sind, und ab und zu bricht es mal lokal wieder aus und man reagiert sofort und dämmt es wieder ein. Das funktioniert dynamisch viel, viel effektiver“, betont er.

Und die praktische Umsetzung? Wie Mobilität steuern?
Bleibt die kritische Frage: Wenn in einzelnen Regionen niedrige Infektionszahlen erreicht werden, in anderen aber nicht, wie will man dann die interregionale Mobilität steuern? Die praktische Umsetzung sei lange in der Gruppe diskutiert worden, berichtet Hallek. Doch seien er und seine Mitstreiter optimistisch: „Es reicht wahrscheinlich, dass man Stichproben erhebt. Also wenn man sagt, aus einer ‚roten Zone‘ ist man eigentlich nicht zur Mobilität berechtigt, weil die Pandemie-Regeln noch gelten so wie jetzt, dann kann man dies wie bei einer Verkehrskontrolle stichprobenartig erheben, und bei Zuwiderhandeln gibt es eine Strafe.“

„Ich glaube, es geht mit einem so einfachen System“, so Hallek weiter, „wenn da ein gewisses Risiko besteht, dass man erwischt wird. Dann müsste man keine Polizeisperren an den Ausfallstraßen aufbauen, das ist natürlich vollkommen unrealistisch.“ Betsch gibt ihm recht: Allein die Chance ertappt zu werden und einfach ein bisschen etwas löhnen zu müssen, reiche oft. Ein Compliance-Forscher in der NO-COVID-Initiative habe auch bestätigt, dass die Chance, dass man erwischt werde – und nicht die Höhe der Strafe, Menschen motiviere, sich an Maßnahmen zu halten. Hallek: „Wir sind da ganz pragmatisch und versuchen, praktische Lösungen zu denken.“

Zeitfenster von Symptombeginn bis Isolierung ist viel zu lang
Apropos pragmatisch: Noch in einem weiteren Aspekt gelte es sehr viel schneller zu werden, betonte der Wissenschaftler. Derzeit vergehen im Schnitt von der ersten Symptomatik bei einem Neu-Infizierten und dem Zeitpunkt seiner Isolierung zwischen 5 und 9 (!) Tage – bis die Tests gemacht sind, die Ergebnisse vorliegen, diese kommuniziert und die Isolierungsmaßnahmen bei ihm und in seinem Umfeld umgesetzt sind.

Die Initiative habe auch modelliert, was es bringen könne, diesen Zeitraum zu verkürzen. „Eine Verkürzung nur um ein bis zwei Tage, so haben wir modelliert, hätte einen zweiten Lockdown und eine zweite Welle wahrscheinlich weitgehend neutralisiert“, berichtete Hallek. Es gebe einige Experten, auch im öffentlichen Gesundheitswesen, die dieses „wirklich realistische Ziel, Geschwindigkeiten zu schaffen“ unterstützten.

Die größten Hürden für die Umsetzung ihres Strategiewechsels sehen die Experten, zum einen in der Politik. Politiker hätten Bedenken, dass sich das hochgesteckte Ziel der Nahe-Null-Inzidenz nicht umsetzen und die damit verknüpften Versprechen nicht einhalten ließen. Das andere Gegenargument seien die Schwierigkeiten, in einem dicht vernetzten Gebiet wie Europa die Mobilität entsprechend einzuschränken.

Doch prinzipiell treibe alle die gleiche Frage um: Wie gehen wir nach dem jetzigen Lockdown mit der Krise um, wenn die Inzidenz bei 50 ist? Hallek: „Alle wollen eine Antwort, und ich glaube, wir bieten die beste Antwort darauf."

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Russland meets China in der Corona-Propaganda
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/china-und-propaganda-von-putin-lernen-heisst-luegen-lernen-kolumne-a-89738891-dceb-4f46-9106-aaabbfa18d1a?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Dienstag, 2. Februar 2021
Abermalige Verlängerung der Corona-Sondergesetze
Angesichts rückläufiger Inzidenz und anlaufender Impfkampagnen erscheint diese Konsequenz hinterfragenswert:

https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/corona-live-ticker-epidemische-lage-nationaler-tragweite-juni-gelten-35486290

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Seelischer Stress und Angst vor Ansteckung: Die Pandemie drückt auf die Psyche – informiert zu sein, wirkt entlastend
Ute Eppinger, Medscape

Die COVID-19-Pandemie stellt für viele Menschen eine enorme psychische Belastung dar: Das ist das Zwischenergebnis einer seit 10. März 2020 laufenden Querschnitt-Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen [1]. Befragt wurden bislang knapp 25.000 Teilnehmer.

65% der Befragten empfinden aufgrund der Pandemie seelischen Stress, 59% fürchten sich davor, sich mit COVID-19 zu infizieren, 45% berichten von erhöhter Ängstlichkeit, 14% von depressiven Symptomen. Die Studiendaten zeigen aber auch: Informiertheit und Vertrauen in die Regierung wirken entlastend.

„Wir wollen herausfinden, welche Faktoren mit einer Verschlechterung des psychischen Zustands und welche mit einer Entlastung verbunden sind“, erklärt Prof. Dr. Martin Teufel, der als Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie die Studie leitet und für die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) eine Zwischenbilanz zieht. Erhoben werden in der Befragung Angaben zu Symptomen für Depressionen und Angst, zu negativer Stressbelastung und zum Gesundheitszustand sowie zu Alter und Geschlecht.

Psychisch kranke Menschen leiden besonders unter der Pandemie
„Man könnte sagen: Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle Patienten in der Pandemie“, bilanziert Teufel. „Dabei berichteten Frauen und junge Menschen über eine insgesamt höhere seelische Belastung als der Durchschnitt.“

Bei Frauen könnte das an der häufigen Doppelbelastung durch Homeoffice und Homeschooling liegen; Heranwachsende wiederum machten sich Sorgen um ihre Bildungschancen, gleichzeitig ist das Treffen in Peer-Groups seit Monaten stark eingeschränkt.

Die Analyse der Daten zeigt, dass Menschen mit Depressionen, Angsterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen am deutlichsten unter den Begleiterscheinungen der Pandemie leiden. „Sie sind besonders gefährdet“, betont Teufel. „Viele berichten über verstärkte Symptome wie Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit.“

Ursachen dafür können der Wegfall von Psychotherapien und Aktivitäten sein, die stabilisierend wirken. Auch Menschen mit neurotizistischen Tendenzen fehle das zwischenmenschliche Korrektiv ganz besonders – die Spiegelung im Sportverein, in der Familie oder durch Arbeitskollegen, um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben.

„Für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen ist es daher wichtig, in der Zeit der Pandemie auf psychologische Unterstützung über Telefonate, Videositzungen oder online zurückgreifen zu können“, sagt Teufel.

Man könnte sagen: Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle Patienten in der Pandemie. Prof. Dr. Martin Teufel

Eines dieser Angebote ist das Online-Unterstützungsprogramm CoPE It des LVR-Klinikums Essen. Es wurde entwickelt, um den pandemiebedingt schwierigen Zugang zu Psychotherapien aufzufangen. Es besteht aus 4 Modulen und stellt allen, die unter depressiven Symptomen wie Ängstlichkeit, Antriebslosigkeit oder Ärger leiden, Expertenwissen und Selbsthilfe-Trainings über Podcasts und Videos zur Verfügung.

Im Vergleich mit gesunden Teilnehmern gaben Krebspatienten in der Umfrage keine höhere Stressbelastung oder Angst vor Ansteckung an (p=0,680). „Das ist ein beruhigender Befund“, stellt Teufel fest.

Patienten mit chronischen Erkrankungen stabilisieren ihre seelische Situation ganz offenbar durch angemessenes Sicherheitsverhalten. Prof. Dr. Martin Teufel
„Patienten mit chronischen Erkrankungen stabilisieren ihre seelische Situation ganz offenbar durch angemessenes Sicherheitsverhalten, indem sie sich etwa häufig die Hände waschen oder öffentliche Plätze meiden“, erklärt Teufel.

Informiertheit und Vertrauen in die Regierung wirken entlastend
In ihrer Studie identifizierten die Wissenschaftler auch Faktoren, die in der Pandemie psychisch entlastend wirken. Dazu zählen die Informiertheit über das Geschehen sowie Vertrauen ins Handeln der Politik. „Die Untersuchung zeigt klar auf: Wer sich subjektiv gut informiert fühlt oder Vertrauen in die staatlichen Maßnahmen hat, leidet weniger unter Angst oder psychischer Belastung“, berichtet Teufel.

Im Idealfall kommt beides zusammen: „Wir konnten an den Daten klar erkennen, dass die Fernsehansprache von Kanzlerin Angela Merkel im März 2020 Angst und Depression in der deutschen Bevölkerung reduzierte“, so Teufel. „Dies zeigt, wie wichtig es in Krisensituationen sein kann, dass Regierungen transparent und verständlich informieren, um Vertrauen herzustellen.“ Über konservative Medien, so die Einschätzung der Forscher, ließen sich Menschen zielführend erreichen.

Wer sich subjektiv gut informiert fühlt oder Vertrauen in die staatlichen Maßnahmen hat, leidet weniger unter Angst oder psychischer Belastung. Prof. Dr. Martin Teufel
Während die Bundeskanzlerin beim Krisenmanagement durch Aufklärung gut abschneidet, zeichnen vergleichbare Daten aus China und Russland, an denen die Arbeitsgruppe aus Nordrhein-Westfalen ebenfalls beteiligt war, ein anderes Bild [2]. „Die Rückmeldungen von mehr als 23.000 russischen Bürgern belegen ein viel geringeres Vertrauen in die Regierung als erwartet“, berichtet Teufel. „Gleichzeitig konsumieren die Menschen dort mehr Nachrichten im Internet, was ihre Ängste weiter steigert.“

Selbstwirksamkeit durch Aufklärung
Sämtliche Analysen der Essener Studien zeigen: Wer sich in der Pandemie gut informiert fühlt, hat weniger Angst. „Nachvollziehbare Informationen fördern die individuelle Selbstwirksamkeit, die Einstellung, Dinge ein Stück weit selbst in der Hand zu haben und einer bedrohlichen Situation begegnen zu können – etwa mit Sicherheitsmaßnahmen zur Abwehr einer COVID-19-Infektion“, bestätigt PD Dr. Florian Junne, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen und Co-Autor der Studie. „So gelingt es Menschen, ihre Angst unter Kontrolle zu halten und nicht lähmend werden zu lassen“, fügt Junne hinzu.

Auch das vollständige Leugnen der Gefährlichkeit des Virus oder gar Verschwörungserzählungen können im Sinne psychologischer Abwehrmechanismen verstanden werden. Prof. Dr. Martin Teufel

Das Bedürfnis, die eigene Angst und Unsicherheit zu bewältigen, kann allerdings auch zu untauglichen Kompensationsversuchen wie der Pseudo-Kontrolle führen. „Darunter fällt beispielsweise das massenhafte Horten von Klopapier oder hochkalorischen Lebensmitteln“, zählt Teufel auf. „Aber auch das vollständige Leugnen der Gefährlichkeit des Virus oder gar Verschwörungserzählungen können im Sinne psychologischer Abwehrmechanismen verstanden werden – als Korrelate intrapsychischer Vorgänge, um mit Unsicherheit und Angst umzugehen.“

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Montag, 1. Februar 2021
Silentium!
Momentan befinde ich mich im Krankenhaus, habe übermorgen eine OP und komme nur sporadisch ins Netz. Daher bitte ich darum, von Beiträgen die größeres Konfliktpotenzial haben bis Ende der Woche abzusehen, wenn ich selber wieder handlungsfähig bin.

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Montag, 1. Februar 2021
Frohe, lang erwartete, dennoch überraschende Nachricht
Meine große Nichte wird Mutter, ich Großonkel. Endlich ist es so weit.

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Oh wie ist das schön!
Zwar sind die Zeiten lange her, in denen ich mich als Staatsfeind betrachtete, saß zwischenzeitig schon mal als Stadtverordneter in einem Rat, aber konfliktfrei war mein Verhältnis zu den Ordnungsorganen nie, bin auch mal ganz haarscharf an einem 129a) Verfahren vorbeigeschliddert. Umso bemerkenswerter, heute als "Merkels Wadenbeißer" bezeichnet zu werden. Popcorn!

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Fast ein Lesebefehl
Zwei Bücher, die unterschiedlicher nicht sein könnten, versüßten mir die letzen Wochen:

Die Rache der Verlierer von Florian Huber und Gott bewahre! von John Niven.

Im ersten Buch wird akribisch die Geschichte der Freikorps in der frühen Weimarer Republik, der Organisation Consul und der Ermordung Walter Rathenaus behandelt und in Bezug zum NSU und dem Lübcke-Attentat gesetzt. Womit die Gefährlichkeit des aktuellen militanten Rechtsextremismus aufgezeigt wird.

Im zweiten geht es darum, dass Gott vom Angelurlaub heimkehrt und feststellt, was sich währenddessen, d.h. in den letzten 500 Jahren auf Erden getan hat. Es hilft nichts, Jesus, der eigentlich gerade mit Jimi Hendrix am Riffs improvisieren ist muss wieder los. Aus Junkies, Alkies und sonstwie Marginalisierten schmiedet er eine bunte Clique, wird zum Rockstar und mischt die USA gehörig auf, aber mehr Erfolg als beim letzten Mal hat er nicht. Nebenbei erfahren wir von den Höllenstrafen Hitlers, der mäkelig-schikanösen Rabbinern koscheres Essen servieren muss und des Ku-Klux-Klan-Gründers, der von einer schwarzen Eishockeymannschaft in aller Ewigkeit durchgefickt wird...

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Freitag, 29. Januar 2021
Rassismus im Sozialstaat Rückblick Erstaufnahme Celle: Eine Covid-Infektion reichte für Pauschalquarantäne
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich in den Lagern in Niedersachsen nichts geändert. Noch immer leben Geflüchtete in Erstaufnahmeeinrichtungen und kommunalen Unterkünften auf engstem Raum in Mehrbettzimmern. Immer wieder kommt es zu Vollquarantänen, wenn einzelne Menschen mit Corona infiziert sind.

In der Erstaufnahmeeinrichtung in Celle reichte im November 2020 bereits eine einzige bestätigte Corona-Infektion aus, um für alle rund 160 Menschen in der Einrichtung, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, pauschal eine Ausgangssperre für insgesamt 15 Tage zu verhängen. Dabei hatte das Gesundheitsamt des Landkreises Celle nur 13 enge Kontaktpersonen der Kategorie I (neun dort untergebrachte Geflüchtete sowie vier Mitarbeiter_innen) ermittelt. Dies ergibt eine Antwort der Landesregierung auf eine Landtagsanfrage von Mitte Dezember 2020.

Das lässt nur einen Schluss zu: Geflüchtete in Sammelunterkünften werden schlechter behandelt als andere gesellschaftliche Gruppen. Und die handelnden Behörden missachten die Grund- und Menschenrechte von Geflüchteten, obwohl diese ausnahmslos für alle Menschen gelten.

Die Grund- und Menschenrechte verbieten es, einfach ein Ausgangsverbot über eine Asylunterkunft zu verhängen, statt die Belegungsdichte zu verringern. Denn schutzsuchende Menschen haben – wie alle Menschen – das Recht auf wirksamen Schutz vor #COVID19. pic.twitter.com/SFRQjX5yJr

— Für Menschenrechte (@DIMR_Berlin) December 1, 2020



Auch das Robert-Koch-Institut warnt in seinen Handlungsempfehlungen nachdrücklich vor pauschalen Quarantänen und der Abschottung ganzer Unterkünfte.
Die LAB-Außenstelle in Celle

Die konkreten Abläufe des Behördenhandelns in Celle sind empörend. Zwar weist die Landesregierung jede Verantwortung für die Quarantäne von sich. Aber auch wenn das Behördenkonstrukt in Celle nicht leicht zu durchschauen ist, ist es selbst gewählt. Vor mehreren Jahren entschied die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI), eine zum Geschäftsbereich des Niedersächsischen Innenministeriums gehörende Behörde, eine zusätzliche Außenstelle zu ihrer Erstaufnahmeeinrichtung in Braunschweig in Celle einzurichten. Dort standen Kasernengelände der ehemaligen Trenchard Barracks leer. Bis zu 250 Menschen können dort seither untergebracht werden. Die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen wollte die Einrichtung aber nicht selbst betreiben, sondern schloss eine Vereinbarung mit der Stadt Celle, die eigens eine Zuwanderungsagentur errichtete. Die Zuwanderungsagentur der Stadt Celle ist in der Erstaufnahmeeinrichtung in Celle im Auftrag der LAB NI als Betreiberin tätig.
Der Ablauf der Pauschalquarantäne in Celle

Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums verfügte das Gesundheitsamt des Landkreises Celle am 3. November 2020 zunächst mündlich und im Laufe des Tages auch schriftlich gegenüber der Stadt Celle die vorsorgliche Quarantäne für alle in der Erstaufnahme Celle untergebrachten Menschen. Aufgrund der nachgewiesenen Infektion einer dort untergebrachten Person seien „bis zur Abklärung des Infektionsgeschehens und der Identifizierung der engen Kontaktpersonen des Indexfalles erhöhte Infektionsschutzmaßnahmen erforderlich“. Für alle dort untergebrachten Geflüchteten wurde sodann ein Ausgangsverbot verhängt. Die Beschulung auf dem Gelände wurde eingestellt. Die Stadt Celle informierte laut Innenministerium daraufhin die LAB NI, die aber nicht selbst eine Ausgangssperre für die Außenstelle Celle verhängt habe.

Nur für die engen Kontaktpersonen der Kategorie I sowie für Personen mit grippeähnlichen Symptomen wurden vom Gesundheitsamt Corona-Testungen angeordnet. Nach Angaben des Innenministeriums konnte aus Sicht des Gesundheitsamts dennoch die Aufteilung und Unterbringung der Bewohner_innen in sogenannten Kohorten nicht mehr sicher nachvollzogen werden, sodass folglich eine Quarantäne für alle Menschen angeordnet wurde. Dies wirft viele Fragen an das bestehende Unterbringungs- und Hygienekonzept der Einrichtung in Celle auf. Auch die LAB NI als Auftraggeberin kann sich hier nicht ihrer fachaufsichtlichen Verantwortung entziehen, weil offenbar die Zuwanderungsagentur Celle das Kohortenprinzip nicht klar durchgesetzt hat und es erst deswegen zur Pauschalquarantäne kam.

Für den Großteil der dort untergebrachten Geflüchteten endete das Ausgangsverbot erst nach 15 Tagen am 18. November 2020, für zwei Personen wurde es bis 25. November 2020 verlängert. Auf viele weitere Fragen der Landtagsanfrage antwortet die Landesregierung dann nicht mehr, denn sie sieht die alleinige Verantwortung für die Pauschalquarantäne beim kommunalen Gesundheitsamt.

Die Landesregierung gibt keine Auskunft zu Rechtsgrundlage und Verhältnismäßigkeit des Handelns.
Außerdem unterrichtet die Landesregierung nicht über die Zahl der von der Quarantäne betroffenen Minderjährigen.
Wie will die Landesregierung zukünftig durch Weisungen an die Außenstellen der LAB NI verhindern, dass Kontakte aufgrund der Wohnbedingungen in den Einrichtungen für die örtlichen Gesundheitsämter angeblich nicht nachvollziehbar sind?
Wie stellt die Landesregierung sicher, dass die örtlichen Gesundheitsämter künftig bei Infektionsausbrüchen in Einrichtungen der LAB NI einheitlich und rechtskonform vorgehen?

Insgesamt ist es ein Armutszeugnis, wie mit dem Infektionsausbruch seitens der die Einrichtung betreibenden Stellen von Land und Kommune umgegangen worden ist. Hinzu kommt, dass die Öffentlichkeit offenbar zunächst gar nicht informiert werden sollte, obwohl dies sonst in den Kommunen Niedersachsens bei Infektionsgeschehen in jeder größeren Einrichtung der Regelfall ist. Der Landkreis Celle informierte laut Cellescher Zeitung die Öffentlichkeit jedoch erst an Tag vier der Pauschalquarantäne.

Folgerichtig ist es nach Beendigung der Pauschalquarantäne, dass nach unseren Informationen die Belegungszahl in Celle bis Mitte Dezember 2020 auf ca. 50 Bewohner_innen gesenkt worden ist.
Viele Fragen bleiben offen

Braucht es die Erstaufnahme in Celle aktuell überhaupt? Die Belegung in allen Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes Niedersachsen hätte seit Beginn der Pandemie im März 2020 längst drastisch reduziert werden müssen, wie es viele NGOs und Expert_innen seither immer wieder gefordert haben. Spätestens mit Beginn der Pandemie und den zahlreichen Lockdowns und Shutdowns hätte die Landesregierung zudem die politische Festlegung aus dem Koalitionsvertrag von 2017, Personen im Dublin-Verfahren pauschal in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu belassen, korrigieren müssen. Denn es war schon im Frühjahr 2020 absehbar, dass Dublin-Abschiebungen in andere Staaten angesichts der Pandemie in den meisten Fällen faktisch nicht möglich waren.

Stattdessen lebten am 25. Januar 2021 immer noch 2.500 Geflüchtete in den Einrichtungen der LAB NI, darunter rund 600 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Auch besonders schutzbedürftige Personen müssen dort teils über ein Jahr lang verharren, um sie innerhalb Europas abschieben zu können.

Zudem ist es in Zeiten von Lock- und Shutdowns ein Skandal, dass die Landesregierung es zulässt, dass Menschen in Mehrbettzimmern der Erstaufnahme gesundheitlich um ein vielfaches stärker gefährdet werden als der Rest der Bevölkerung. Es braucht endlich ein Ende der Mehrbettzimmerbelegung per Erlass. Es wäre die Aufgabe der Landesregierung, über ihr Landesgesundheitsamt dafür Sorge zu tragen, dass in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften die sogenannten AHA-Regeln und Social Distancing-Regeln von den Menschen auch eingehalten werden können, damit sie sich selbst effektiv vor einer Infektion schützen können.

Zuletzt hatte die Kommission zu Fragen der Migration und Teilhabe beim niedersächsischen Landtag Anfang November 2020 gefordert, geeignete Schutzmaßnahmen für Geflüchtete, Werksvertragsarbeitnehmer_innen und Obdachlose in Gemeinschaftsunterkünften zu ergreifen. Gehandelt hat die Landesregierung bislang dennoch nicht.

Nicht nur in Zeiten der Pandemie gilt: Alle in Niedersachsen lebenden Menschen müssen gleichermaßen geschützt werden. Das ist die zentrale Aufgabe von Politik und Verwaltungen.
Presseberichte

Massenquarantäne zu leichtfertig angeordnet? In: Cellesche Zeitung vom 29. Dezember 2020
Hintergrund

Quarantäne in der Landesaufnahmebehörde Celle, Antwort der Landesregierung vom 18. Dezember 2020 auf Landtagsanfrage (LT-Drs. 18/8209)

Plenarprotokoll Niedersächsischer Landtag vom 11. November 2020 (S. S. 8565 ff., 8578 f.), Dringliche Anfrage: „Wird sich die Landesregierung für einen umfassenderen Infektionsschutz für Menschen in Sammelunterkünften einsetzen (LT-Drs. 18/7869)?“

Wie steht es um den Schutz von in kommunalen Gemeinschaftsunterkünften untergebrachten Geflüchteten vor dem Coronavirus? Antwort der Landesregierung vom 31. Juli 2020 auf Landtagsanfrage (LT-Drs. 18/7151)

Wieder eine Vollquarantäne: 161 Schutzsuchende in Celle eingesperrt, 13. November 2020

Landtagskommission fordert sichere Unterbringung auch für Geflüchtete und Obdachlose, 05. November 2020

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Klarstellung
Der Chronist schreibt auf seinem Blog, ich hätte ihn als Kommentator hier gesperrt, weil seine nunmehr angeblich erwiesene Behauptung, in der praktischen Anwendung teste der Drosten-Test fast nur auf das E-Gen und sei daher zum Nachweis von Covid19-Infektionen untauglich vehement und ohne sachliche Widerlegung von ihm vertreten worden sei. Ich übe hier mithin Zensur aus.

Das stimmt nicht, er wurde hier gebannt weil er massiv Diskursregeln verletzt hat, etwa indem er bei jeder Aufforderung, von ihm vertretene Behauptungen zu belegen mit Torpfostenverschiebungen und Eröffnung neuer Themenstränge antwortete und mein durchaus multithematisches Blog mit seinen Inhalten flutete.

Nicht die von ihm vertretenen Inhalte, sondern fortgesetztes Derailing auf mehreren Ebenen machten ihn zur persona non grata.

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Verschwörungsmythen in Corona-Zeiten - eine Bestandsaufnahme
https://www.zeit.de/digital/internet/2021-01/michael-butter-verschwoerungstheorien-corona-impfung-soziale-medien-querdenken

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Coronamaßnahmen und die Grenzen der Demokratie oder: warum tun die Gerichte nichts?
Sehr interessante Betrachtungen und Überlegungen in der ZEIT:

https://www.zeit.de/2021/05/corona-politik-verwaltungsgericht-grundrecht-lockdown-pandemiebekaempfung/seite-2

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Mittwoch, 27. Januar 2021
Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe nach mehr als 1 Million Impfungen – das PEI zieht erste Bilanz
Dr. Nicola Siegmund-Schultze, Univadis


Die bisher gemeldeten unerwünschten Reaktionen auf die Impfung von mehr als 1 Million Menschen in Deutschland entsprechen qualitativ den Erwartungen, die Häufigkeit schwerer unerwünschter Effekte ist eher niedriger als in den Studien. Es treten vor allem Lokalreaktionen und Allgemeinreaktionen auf. Dies zeigt der 3. Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Stichtag war der 17. Januar.

Auf 2.000 Impfdosen wird circa 1 Fall von unerwünschten Wirkungen gemeldet, bei den schwerwiegenden Nebenwirkungen sind es 1,3 Fälle auf 10.000 Impfdosen (0,013%). Es gibt bislang keinen Todesfall, für den ein Zusammenhang zur Impfung bestätigt oder plausibel wäre.

Ärztinnen und Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, Impfkomplikationen dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden, das diese Meldung in pseudonymisierter Form an das Paul-Ehrlich-Institut weitergibt. Das PEI überwacht in Deutschland die Sicherheit von Impfstoffen.

Mehr als 6.500 Menschen sind 2-mal geimpft
Seit 22. Dezember 2020 ist in der Europäischen Union (EU) der mRNA-Impfstoff Comirnaty (BioNTech/Pfizer) zum Schutz vor COVID-19 zugelassen, am 27.12. wurde in Deutschland mit dem Impfen begonnen. Am 06.01.2021 erfolgte die EU-weite Zulassung eines Impfstoffs von Moderna.

In Deutschland wurden bis zum 17. Januar 2021 1.139.297 Personen gegen SARS-CoV-2 geimpft, darunter 1.136.573 mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer und 2.724 Personen mit dem Covid-19-Impfstoff von Moderna (mRNA-1273).

Von den 1.139.297 Geimpften haben 6.581 die zweite Impfung erhalten.

Allergische Symptome bei 32 Personen – 2 lebensbedrohlich
Die Melderate unerwünschter Reaktionen betrug für den BioNTech/Pfizer-Impfstoff 0,57 Fälle auf 1.000 Impfdosen, für schwerwiegende Fälle betrug sie 0,13 auf 1.000 Impfdosen (Studiendaten: <2% schwere systemische Nebenwirkungen).


Für den COVID-19-Impfstoff von Moderna wurden 2 nicht-schwerwiegende Fälle berichtet. Dies entspricht einer Melderate von 0,73 Fällen auf 1.000 Impfungen.

Es traten im Durchschnitt 4 Reaktionen pro Meldung auf, die meisten kurzzeitig. Unerwünschte Effekte waren vor allem:

Kopfschmerzen,

Erschöpfung,

Schmerzen an der Injektionsstelle,

Schwindelgefühl,

Fieber und

Schüttelfrost.

In 145 Fällen wurden schwerwiegende Reaktionen gemeldet.

21 dieser Personen sind gestorben, sie waren im Median 87 Jahre alt. Bis auf 9 Verstorbene waren Verschlechterungen oder Komplikationen der Grunderkrankung ursächlich. In 9 Fällen blieb die Todesursache unklar – statistisch nicht mehr als die in der Altersgruppe erwartete Anzahl von Todesfällen unklarer Ursache, so das PEI.

Bei 32 Personen traten allergische Symptome auf, davon 20 Fälle einer anaphylaktischen Reaktion. Bei knapp der Hälfte der Anaphylaxien (47%) traten die ersten Symptome binnen 15 Minuten nach Impfung ein, bei 21% im Zeitintervall von 16 bis 30 Minuten, 2 Fälle wurden vom PEI als lebensbedrohlich bewertet.

Als auslösende Agenzien für Hypersensitivitätsreaktionen kommen nach Angaben des PEI die in den Impfstoffen enthaltenen Lipidnanopartikel infrage, besonders das darin enthaltene Polyethylenglykol.

Es bestünden derzeit keine Kontraindikation für Allergiker oder Menschen mit Anaphylaxien in der Vorgeschichte, sie könnten sich mit Comirnaty impfen lassen. Kontraindikationen seien dagegen eine bekannte Allergie auf Inhaltsstoffe des COVID-19-Impfstoffs und eine allergische Reaktion auf die erste Dosis.

Meldungen im Einklang mit Fachinformationen
Die Meldungen stünden im Einklang mit der Fach- und Gebrauchsinformation, resümiert das PEI. Vor dem Hintergrund, dass das Risiko für einen schweren und auch tödlichen Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion mit zunehmendem Alter rapide ansteige, sei es wichtig, dass ältere Menschen so gut wie möglich vor einer Infektion geschützt würden.

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Schützt Vitamin D vor schwerem COVID-19?
Ein Endokrinologe erklärt die Datenlage und ob eine Supplementierung sinnvoll ist
PD Dr. Johannes W. Dietrich


Fast schon seit Beginn der COVID-19-Pandemie wird über eine mögliche protektive Rolle einer Vitamin-D-Supplementation diskutiert. Auch im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) wurde das Thema bereits zweimal behandelt (18. und am 19. Mai 2020). Hier diskutiert der Endokrinologe PD Johannes W. Dietrich, Oberarzt am Universitätsklinikum Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität in Bochum (UK RUB), die aktuelle Datenlage. Sein Kommentar erschien ursprünglich in der ersten Januarwoche in den Medizinischen Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.

Hinweise aus Studien, dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergeht, gibt es viele. Eine Meta-Analyse konnte kürzlich zeigen, dass bei schweren Verlaufsformen die Wahrscheinlichkeit für einen Vitamin-D-Mangel um 64% höher als bei leichten Verläufen war (Odds Ratio 1,64, 95%-Konfidenzintervall 1,30–2,09).

Eine insuffiziente Vitamin-D-Konzentration war umgekehrt mit einem erhöhten Risiko für Hospitalisierungen (OR 1,81, KI 1,41–2,21) und einer Übersterblichkeit assoziiert (OR 1,82, KI 1,06–2,58) [1].

Dennoch bleibt die Frage, ob hier wirklich eine Kausalität zugrunde liegt.

Es könnte ja durchaus sein, dass eine Verzerrung durch Confounder vorliegt, etwa weil multimorbide und bettlägerige Menschen häufig auch einen Vitamin-D-Mangel aufweisen, ihr Risiko aber wegen der Multimorbidität erhöht ist.

Außerdem konnte gezeigt werden, dass die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration im Serum nach experimenteller Herbeiführung einer Entzündung durch Gabe bakterieller Lipopolysaccharide absinkt [2], so dass ein Mangel an Vitamin D möglicherweise nicht die Ursache, sondern die Folge der schweren Erkrankung darstellt. Daher wurden zu Recht interventionelle Studien zur Klärung eines möglichen Nutzens einer Vitamin-D-Therapie gefordert [3].

Die Studienlage
Diesen Anspruch wollen 2 kürzlich veröffentlichte Studien erfüllen, welche die Wirkung einer supplementativen Therapie mit Vitamin D auf den Verlauf von COVID-19 untersucht haben. Die randomisierte COVIDIOL-Studie hat 76 hospitalisierte Patientinnen und Patienten mit SARS-Cov-2-Infektion untersucht [4].

50 Personen erhielten am Aufnahmetage 0,532 mg Colecalciferol und je 0,266 mg an den Tagen 3 und 7 nach Aufnahme. Eine Kontrollgruppe erhielt kein Vitamin D. Beide Gruppen wurden ansonsten mit derselben Standardbehandlung, die u. a. Hydroxychloroquin und Azithromycin sowie ggf. Ceftriaxon umfasste, therapiert.

Von den 50 mit Vitamin D behandelten benötigte eine Person eine intensivmedizinische Therapie (2%), jedoch 13 der 26, die kein Vitamin D erhielten (50%). Durch eine Vitamin-D-Therapie sank die Odds Ratio für eine Intensivtherapie auf 0,02 (95%-Konfidenzbereich 0,002–0,17) ab. Nach Korrektur um Hypertonie und Diabetes mellitus Typ 2 lag die Odds Ratio mit 0,03 (0,003–0,25) nur unwesentlich höher. In der Colecalciferol-Gruppe gab es keinen Todesfall, jedoch 2 in der Kontrollgruppe.

Die 2. Studie verfolgte einen „quasi-experimentellen“ Ansatz [5]. Hierfür wurden 66 an COVID-19 erkrankte Bewohner eines französischen Pflegeheims untersucht. Zur Interventionsgruppe wurden diejenigen gezählt, die während der COVID-19-Erkrankung oder im Monat davor eine Colecalciferol-Supplementation erhielten, wie das in französischen Pflegeheimen übliche Praxis ist. Als Kontrollgruppe zählten die übrigen mit SARS-CoV-2 infizierten Bewohner. Ergebnis: 82,5% der 57 Senioren in der Therapiegruppe überlebten, aber nur 44,4% der 9 Personen in der Kontrollgruppe.

„Noch ist Vorsicht angebracht“
Mit den Ergebnissen der beiden Studien liegen erstmals Hinweise aus interventionellen Ansätzen vor, die eine mögliche Effektivität einer Vitamin-D-Supplementation für eine Verbesserung der Prognose von COVID-19 suggerieren. Diese Ergebnisse würden gut zu experimentellen Hinweisen passen, dass Vitamin D auch die Abwehr viraler Infekte unterstützt [3].

Allerdings ist noch Vorsicht angebracht.

Zum einen sind die Fallzahlen beider Studien sehr klein, so dass die statistische Belastbarkeit noch gering ist. Zum anderen muss eine Supplementation nicht automatisch hilfreich sein, denn von einer möglichen Überversorgung mit Vitamin D ist keine Verbesserung der Prognose zu erwarten.

So konnte eine Studie zeigen, dass es einen nichtlinearen U-förmigen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Versorgung und dem Risiko für eine diabetische autonome Neuropathie gibt. Letztere fand sich gehäuft sowohl bei niedrigen als auch hohen Vitamin-D-Konzentrationen [6]. Daher sind weitere Studien mit größeren Fallzahlen nötig, die auch sorgfältig auf die erreichten Serumkonzentrationen eingehen.

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Dienstag, 26. Januar 2021
Etwas verspätet: Happy Eighty, Neil Diamond!
https://www.youtube.com/watch?v=KyCZGMh3Gbc

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Montag, 25. Januar 2021
Masken - Irrsinn
Nun gibt es also die Vorschrift, dass man zum Einkaufen nur noch medizinische Masken und keine Stoffmasken mehr tragen darf. Ich verwende eine hochfiltrierende virologische Nanofasermaske, Filtrationsfaktor 99% (gegenüber 96 % bei FFP2), zertifiziertes Medizinprodukt. Prompt verwehren mir Kassiererinnen und Tankwarte den Eintritt. In einem Fall sagte ich zu der Kassiererin: "Diese Maske wurde eigens als Schutz gegen Covid 19 entwickelt und hat einen Filtrationswert von 10 Nanometern, das schafft keine FFP2-Maske." "Das Ordungsamt verbietet Stoffmasken." "Gut, ist jemand vom Ordungsamt in diesem Supermarkt anwesend? Dann bestellen Sie bitte diese Person hierher, damit ich das erläutern kann. Ich bestehe darauf!".

Die Verkäuferin war nicht in der Lage, darauf etwas verbal zusammenhängendes zu antworten. Also zog ich eine FFP2-Maske, die ich seit 6 Monaten in der Benutzung habe darüber, und alles war gut. Ich teilte ihr mit, dass dies eine verseuchte Schrottmaske sei, aber das interessierte sie nicht mehr.

So werde ich es jetzt immer handhaben. Die gute Nanofasermaske aufsetzen und eine FFP2-Müllmaske darüber. Die Welt will betrogen werden.

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