Sonntag, 13. Dezember 2009
Der alleinige Maßstab zur Bewertung einer Gesellschaft
ist die Art und Weise, wie sie mit den schwächsten in ihr lebenden Menschen umgeht. Das sagt in diesem Fall weder ein linker Theoretiker noch Schweitzer oder Gandhi, sondern Margot Käßmann. Habe ja mit Kirche gar nichts am Hut, aber wo sie Recht hat, hat sie Recht.

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John Rawls.

Es gibt ein recht ähnliches, sehr altes türkisches Sprichwort, das geht in etwa so:
Ich kann nicht ruhig schlafen, solange mein Nachbar hungert.
Aber schön, dass Käßmann Rawls liest.

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Gelle? Und der IST ein Liberaler.

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Erinnert mich daran, daß ich Rawls noch nie mochte.

Nicht, daß ich dem Leiden des Schwächsten einer Gesellschaft kein Mitgefühl entgegen bringen würde - aber die Frage, wie es dem großen Rest (x-1) der Gesellschaft geht, soll dem gegenüber völlig belanglos sein? Bullshit.

Kirchentagskompatibles Gequatsche. Passt insofern aber gut zu Frau Käßmann...

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"Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."

Wie sähe die Welt wohl aus, gäbe es keine Institution, die diese, für die Zeit ihrer Entstehung ganz unerhörten Worte, hochhielte?

Ich gehöre keinerlei Konfession an und weiß um alle Kritik an organisierter Religion, aber es müßte einem vor einer Welt grauen, in der es keine Konstante gäbe, die die Nächstenliebe über Jahrhunderte und Jahrtausende rettete. Politiker entscheiden für den Augenblick, Staatsmänner für Jahrzehnte. Päpste suchen das Vermächtnis, das sie übernommen haben, über Jahrhunderte zu bewahren.
(Schwören würd' ich's schon, aber wetten würd' ich nicht drauf...)

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oder in der gewerkschaftlich-linken Variante: "An injury to one is an injury to all" http://en.wikipedia.org/wiki/An_injury_to_one_is_an_injury_to_all

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auf frau käsemanns bewertungen geb ich nichts.

es ist schon wahr, wie eine gesellschaft mit den schwachen in ihrer mitte umgeht, sagt seht viel über den kulturgrad und die menschlichkeit überhaupt dieser gesellschaft aus.

und da frage man doch mal welche, die bei dem verein der frau beschaf (sesemi weichbrod ist unvergessen) abhängig beschäftigt sind, wie es denn da mit den arbeitsbedingungen im allgemeinen und der menschlichkeit, wie sie gläubigen christen eigentümlich sien soll, im besonderen aussieht.

oh weh, hat da eben jemand gesagt, gar nicht gut? und wie es da sonst so unter den talaren der geistlichkeit aussieht. es wird da wohl eher ein strenges rüchlein vorherrschen, neheme ich an.

ja, geht doch rein in die evangelische kirche. die dürfte noch leichter zu unterwandern sein, wie das seinerzeit mal mit der fdp angedacht war. und vergesst nicht, dass einige stramme maoisten auch den weg in die evangelische geitlichkeit gefunden haben, und heute den herrn predigen.

für fortgeschrittene: war dr. luther antikapitalist?
war dr. luther antisemit? stellen die äußerungen zu den vorgängern unseres papa ratzi die höhepunkte evangelischer theologie dar? und wie was das noch mit reibi müller?

hallo, frau käsemann, nicht reden. tun.

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Die evangelische Kirche wollte ich damit nicht beschönigen, sondern nur hervorheben, dass Dinge, die ich als Linker vertrete auch von anderen formuliert werden - im Gegentum zu egalitätsfeindlichen Positionen, die es wagen, als liberal oder aufgeklärt daherzukommen. Die Widersprüche innerhalb des Gottesladens werden davon nicht berührt. Im Gegenteil, amtierende Wolkenschieber bleiben immer angreifbar.

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Sind denn die Arbeitsbedingungen bei der Kirche schlechter als in der Privatwirtschaft? Sind sie bei Gewerkschaften, bei linken Verlagen und Zeitungen besser? Unterliegen nicht alle denselben Marktgesetzen? Einfach "tun" ist da wohl nicht ganz so einfach. Allerdings fehlt bei Kirchens i.A. auch die politische Einsicht, diesen Zustand ändern zu wollen oder überhaupt erstmal die eigene Verstrickung in die Gesamtscheiße wahrzunehmen.

Zu deinen Fragen, auch-einer: nein - ja - nein, auch wenn ich nicht weiß, was genau du meinst - tja, Arschloch, aber nicht grade hochangesehen in den heutigen evangelischen Kirchen.

Und nu?

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ArbeiterInnen in Tendenzbetrieben (1.3 Millionen in BRD in "kirchlichen" Betrieben) haben weniger Rechte, nach § 118 Absatz 1 Satz 1 BetrVG gilt das Betriebsverfassungsgesetz (z.B. Tarifrecht, Kündigungsschutz, "Mitbestimmung") nur eingeschränkt

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Ja, Entdinglichung, das ist mir bekannt. Aber sind die tatsächlichen Arbeitsbedingungen nun schlechter als vergleichbar anderswo? (Löhne, Arbeitszeiten, Arbeitsdruck...) Beamt_innen haben viele Rechte ja auch nicht, sind aber nicht unbedingt schlechter gestellt als andere Arbeiter_innen.

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So sehr ich auch sonst mit vielem hadere, was unter christlicher Moral oder Menschenbild läuft - diesen Blick nach unten, auf die, denen es dreckig geht - also das, was Nietzsche als Sklavenmoral denunziert hat - sehe ich als eine der hervorragendsten Leistungen des Christentums bzw. der abrahamitischen Religionen überhaupt. Dass die Kirche dieser Moral selten gerecht geworden ist, geschenkt. Dass politisch kaum mal die richtigen Schlussfolgerungen gezogen wurden (nämlich mal eine Gesellschaft anzustreben, in der es gar nicht erst oben und unten gibt, anstatt über Jahrhunderte an den Symptomen herumzudoktern), ebenfalls geschenkt. Und die Pervertierungen solcher "Sklavenmoral" zu einer Art Masochismus (exemplarisch zu sehen bei Mutter Theresa) sollte man auch nicht außer Acht lassen. Dennoch halte ich diesen Aspekt, der sich ja auch durch die gesamte Bibel zieht (ob man nun die Propheten nimmt oder das Gleichnis vom "großen Abendmahl"), für außerordentlich wichtig. Und auch alles andere als selbstverständlich; man schaue sich nur die heidnische Antike, den Hinduismus oder mehr oder weniger areligiöse Sozialdarwinist_innen an.

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Es gibt in der Tat Leute, die reagieren mit Schaum vor dem Mund, wenn eine Bischöfin etwas sagt und sei es auch noch so vernünftig.
Dann werden irgendwelche "Sünden" der Kirche ausgegraben, irgendwie muß man die Kirchen ja mit Dreck bewerfen.
Das könnte man genau so mit den Linken machen, denen ich mich zugehörig fühle: Es gibt sicherlich auch an der Linken viel zu kritisieren. Eine solche Kritik geradezu reflexartig anzubringen ist jedoch unredlich.
Ich halte Religion für notwendig, auch wenn ich selbst kaum religiös bín und mich nicht erinnern kann, wann ich zuletzt an einem Gottesdienst teilgenommen habe.

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@ uwe sak

Die Besuche von Gottesdiensten nehmen in dem Maße zu, wie man älter wird - und seine Freunde und Angehörigen überlebt und zu Grabe trägt.

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@microgod
Ich glaube nicht das man das Verallgemeinern kann und bin auch der Meinung, dass das ein recht schwaches Argument für Religion ist. Das wäre eine "Schlecht-Wetter-Religion". Warte, warte nur wenn das Ende naht... Das ist nicht überzeugend. Da gibt es gewichtigere Argumente für Religionen, z. B. dass das Nachdenken über die Welt und die Sinnhaftigkeit zum Menschen gehört.

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Möglicherweise bin ich ein paar Jahre älter als Du. Ich gehe ja sonst auch nie in die Kirche, außer zu Beerdigungen, obwohl da immer so fürchterliche Lieder gesungen werden. Und je älter man wird, desto mehr werden es.

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