Donnerstag, 6. Februar 2014
Heute heisst es Casual Sex - damals sagten wir Burlington Socken beim Oktemberfest
Bei all den Schnacks über Gewesenes kam die Oktemberfest-Story auf, die ich also hier wiedergebe. Der Rote Buchladen veranstaltete vom letzten Oktober- auf den ersten Novembertag mal das Oktemberfest, auf dem ich bis 22.30 vergnügt weilte, dann begab ich mich weiter auf die Geburtstagsfeier eines Freundes. Da war schon sehr die Hoch-die-Tassen-Stimmung angesagt, und alle hatten was im Kahn. Ich kam ins Gespräch mit einer spannenden Frau, die, nach langer, hochinteressanter Unterhaltung über antirassistische Themen anfing zu niesen und zu husten aufgrund des vielen Zigarettenrauchs und frug, ob jemand etwas dabeihätte, das dagegen helfen würde. Ich bot ihr ein Antiallergikum an, das ich zufällig dabei hatte, sie schluckte es und frägte mich anschließend mit schelmischem Grinsen, ob das eine Substanz sei, die sie willenlos machen würde, so dass ich über sie herfallen könnte. Da erwiderte ich, das solle sie ausprobieren, schließlich habe es sie ja schon geschluckt, no way of return. Die Fete ging weiter, und so gegen 3 fragte ich meinen Ghostgiver, ob ich bei ihm übernachten könne. Die tablettierte Gästin sagte, sie wäre jetzt ja willenlos, also sollte ich die Nacht in ihrem Schlafsack verbringen. Wir fielen also übereinander her, und ihre Art, mich mit dem Kratzen ihrer Fingernägel entlang meinen Rückenwirbeln zu stimulieren ist mir bis heute in vortrefflicher Erinnerung.

Jahre später sprach mich ihre beste Freundin darauf an, ob ich die Strümpfe, die ich in jener Nacht getragen habe noch besäße. Ja, antwortete ich, die habe ich noch, warum?

Da entgegnete sie, dass ein lederbejackter Autonomer ausgerechnet Burlington-Socken, die Yuppie-Strümpfe schlechthin, getragen hatte, als EINZIGES Kleidungsstück überhaupt hätte bei beiden viel Spaß gemacht, und nun sei ihr Geburtstag. Sie wollte der Freundin für jedes bisheriges Lebensjahr einen passenden Gegenstand schenken, zum ersten Geburtstag z.B. eine Windel, zum 2. einen Schnuller, und zum 30. halt meine Strümpfe. Dazu wollte sie mir auch neue Strümpfe häkeln. Gesägt, getun getätet.

Beim Auspacken schmiss meine frühere Onenightstanderin ihr dann die Socken ins Gesicht mit dem Ausruf "Du blöde Zippe!"

Das waren lustige Zeiten, sie sollten wiederkehren.

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Tu was, Alter!
Ja nicht wünschen, dass solche Zeiten wiederkehren, sondern aktiv daran arbeiten. Ich hätte da ja auch noch die eine oder andere Story beizusteuern. Darf ich?

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"Darf ich? "

Bitte sehr!

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"Ich hätte da ja auch noch die eine oder andere Story beizusteuern. Darf ich?"

Bitte nicht, hier lesen auch Kinder mit !

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Gerade für die Kinder!

Irgendwann, eventuell, bekommen die dann doch nur noch das mit, was katholische Priester und deren willige Vollstrecker in Gestalt christlichkonservativer Medienräte für mitteilenswert halten.

Das wäre doch schade. Ich bitte also herzlich um möglichst "unkatholische" Stories!

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Nun das Vorspiel
So ein paar Selbstzitate.

Und dann, ich frage das den Che nochmal, denn es ist heavy: Darf ich das beschreiben, was Du mit mir gemacht hast?
http://netbitch1.twoday.net/stories/64984054/#65677263

http://netbitch1.twoday.net/stories/11439894/

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Nur zu!

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Also gut. Die Verführung der süßen Netzschlampe durch den schlimmen Che
Ich hatte den Che in Göttinger Szenezusammenhängen kennengelernt, wo von Anfang arschklar war, dass er auf mich scharf war. Bei unserer ersten Begegnung ging er auf einer Antira-Demo hinter mir und guckte mich, die ich knapp bekleidet war, so an, wie es halt ein Tüp tut, der es auf eine Frau abgesehen hat. Ich drehte mich um und grinste ihn an, er grinste zurück. Weiter war nix. Ein paar Wochen später, im T-Keller, trafen wir uns am Brennelementeautomaten, da sprach ich ihn an, was denn dieser geile Blick bedeutet hätte, ob er in mich verliebt wäre oder so. Da antwortete er: "Du bist einfach nur schön!" Ein so direktes Kompliment war in dieser Szene äußerst ungewöhnlich, ich fühlte mich halb geschmeichelt und halb verunsichert und entgegnete: "Gut, wenn das so ist, hast Du meine offizielle Genehmigung, mich weiterhin anzuschauen."


Weiter passierte erstmal nichts. Ich erlebte ihn in Szenezusammenhängen als einen sehr rationalen, theorifixierten Mann, der unheimlich viel redete, tolle Positionen ausformulierte und offensichtlich mit dem inner circle der Theorie-Hardcore-Autonomen (also Materialien für einen neuen Antiimperialismus, Wildcat und so) viel zu tun hatte. Leuchtendes Vorbild in der Theorie, im real life kaum Berührung.

Einige Jahre später, ich wohnte schon in Kassel, rief er mich an, ob er bei mir übernachten könne, er hätte in Kassel was zu bestellen. Nun ist es in diesen Szenezusammenhängen eine Selbstverständlichkeit, dass GenossInnen bei allen Leuten, die ins eigene Lager gehören übernachten können, also willigte ich ein. Er pennte dann bei mir, ging zu dem Treffen und kam spät abends zurück. Da küsste er mich erst auf die eine Wange und dann auf die andere, er wollte mich auch auf den Mund küssen, das wollte ich nicht, er tat das dann aber doch, und zwar mit einem Zungenkuss. Da war ich zwiegespalten: Wollte ich das zulassen oder nicht? Eigentlich fand ich den schnuckelig und süß, andererseits abweisend und übercool -wie sich später herausstellte, hatte er frühere Flirtversuche von mir gar nicht erst wahrgenommen, aber die anfängliche Begegnung auf der Demo in seinem Freundeskreis erzählt, ich hieß da die "Grinsefrau" und seine Kumpels meinten, wenn ich wüsste, was er von mir wollte, hätte ich ihn bei den Eiern, aber genau da wollte er mich ja auch haben.


Nun ja, ich akzeptierte den Zungenkuss, wir gingen weiter in mein Schlafzimmer -besser gesagt, ich ging rückwärts, er folgte mir oder trieb mich, den Unterschied erkenne ich nicht mehr, zog mir erst mein Hemd und dann noch ziemlich viel Anderes aus und fiel über mich her. Nicht, dass ich mich dagegen gewehrt hätte, meine unteren Erlebnisorgane waren klitschenass nach dem Zungenkuss, das Kratzen seiner Fingernägel auf meinem Rücken, speziell entlang meiner Wirbelsäule, da kann ich Che allen Frauen weiterempfehlen, dass er das sehr gut macht, das alles changede meinen state of mind, nach den Erfahrungen, die ich kurz zuvor in linken Szenekreisen gehabt hatte "darf ich da jetzt anfassen" usw. fand ich es echt toll, einfach genommen zu werden, und Che hat mich echt erstlkassig gefickt. Aber seine Selbstinszenierung in der Bloggosphäre von wegen keine Frau will ihn und so weiter nehme ich ihm nicht so richtig ab, deswegen.

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Gut gemacht, Che!

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Das lief also alles ziemlich vorschriftswidrig ab (jedenfalls nach heutigen queerfeministischen Konsens-Maßstäben) und hat beiden Beteiligten einen absoluten Heidenspaß gemacht. Tja, die Unvernunft der Jugend...

Mir wäre das vom Vorgehen her zu sehr "Holterdipolter" und zu riskant, mit so einem Vorgehen evtl. den Willen der Frau zu übergehen. Vermutlich hatte Che damals gut einen im Tee. Tippe ich mal.

Ferndiagnostisch würde ich jetzt ganz steil behaupten, in nur oberflächlicher Kenntnis : Che´s Problem ist, dass er ansonsten zu verkopft und zu "vorschriftenorientiert" an die Sache rangeht. Mit anderen Worten:

Er bremst sich selber.

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Na ja, ich hatte nicht gut einen im Tee, sondern Tee in mir - langblättrigen Assam und starken Yünnan, so viel, dass es auf mich wie Koks wirkte. Bin sehr koffein-empfindlich. Aber diese Frau -sie liest ja ohnehin mit -war und ist der Wahnsinn. Der schreie ich immer noch meine Verehrung entgegen. Der Rest stimmt wohl.

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herrliche geschichte! ;)

achja, männer, die "darf ich da jetzt anfassen" fragen, kommen in der regel nicht mal dazu, mir die hand schütteln zu können.

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In der Szene, in der wir uns damals bewegten, galt "darf ich da jetzt anfassen" als ultimative Regel und alles Andere als sexueller Übergriff. Umso besser war diese Kontrasterfahrung. Wobei ich mir diese verkackten Regeln nie zu eigen gemacht hatte, sie betrafen halt nur für eine Weile einen Teil meiner Lebenswelt.

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Also weiter südlich war es ab Mitte der 80er an der Uni und in meinen Freizeitunterhaltungszusammenhängen auch nicht unbedingt so, dass "9 1/2-Wochen" die Blaupause für Beziehungsanbahnungen geliefert hätte, aber dieses Mega-Gekrampfe kannte ich damals nur aus Svende Merians grauenhaftem Szeneroman "Tod eines Märchenprinzen". Meine damalige Studentenliebe hat sich bei der Lektüre überhaupt nicht mehr eingekriegt und gefragt, in welchen Paralleluniversen denn solche schrägen Filme laufen würden.

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"Der Tod des Märchenprinzen" war in den 80ern von einem Teil des Szenepublikums tatsächlich als Blaupause für Beziehungen unter Linken angesehen worden, von der Mehrheit hingegen verlacht. Die satirische Antwort "Ich war der Märchenprinz" von Arne Piewitz aka Henning Venske wurde hingegen teilweise von der Moralinfraktion mit bitterem Zorn kritisiert, den humoristischen Blickwinkel bekamen die gar nicht mit. Die Liason mit NB spielte sich aber in den fortgeschrittenen 90ern ab.


In den frühen 80ern hatte ich die linke Szene noch als ein Milieu erlebt, indem eher anything goes angesagt war und offene Beziehungen mit erlaubten Seitensprüngen eher das role model waren. Und noch 1987 war eher sowas hier typisch:


http://che2001.blogger.de/stories/361444/


Btw außerhalb der engen Politszene kannte ich durchaus Leute, die 9 1/2 - Wochen-Szenarien lebten, darunter eine Schwester von mir.

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Der Tod des Märchenprinzen
Der Wikipedia-Artikel dazu ist ganz lesenswert.

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Die Retourkutsche von Arne Piewitz aka Henning Venske hab ich sogar noch irgendwo rumliegen, über dieses Büchlein hab ich mich damals beömmelt ohne Ende.

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Momo im Legoland
Da gab es auch noch eine Fortsetzung: Momo im Legoland oder der VerENDEte Bakunin, eine Satire auf das Gesamtwerk Michael Endes und damals im Schwange befindliche Mythen der autonomen Szene. Zum Schreien komisch!

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Der ganz große Witz war der politisch korrekte, saubere und rationale Sex, der für einen großen Teil der heterosexuellen Beziehungen gefordert wurde und die Selbstverständlichkeit, in der BDSM gleichzeitig in der Lesbenszene praktiziert wurde, "bei denen gehört das dazu". So, als sei das halt deren Wesensart. Diese Unhinterfragtheit, mit der sexuelle Gewohnheiten entweder akzeptiert oder nicht akzeptiert, sogar vorgeschrieben werden sollten und die da Szenenormen schuf war schon sehr problematisch.

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Na, die Titulierung "Momo im Legoland" gibt aber schon wieder Futter für diverse Missverständnisse;-)

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Spätestens dann, wenn man googelt. Ich stieß da auf eine Fortsetzung "Momo im Loelliland" aus dem Jahre 1988, Heyne-Verlag, und da stellt sich mir jetzt akut die Frage, ob ein bestimmter Blogkommentator eigentlich nichts Anderes als ein sehr bösartiger Scherzbold ist, der über Jahre hinweg gezielt mit den Ängsten und Traumatisierungen eines bekannten Bloggers gespielt hat.

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Nö, diesen Loellie gab es tatsächlich. Ich könnte sogar ganz konkret sagen, wo man diesen Mann treffen kann, genauer gesagt, vor einem dreiviertel Jahr konnte ich das noch. Was Loelli inzwischen veranstaltet, weiß ich nicht.

Inhaltlich, bzw. in seiner Haltung, ist er MR eher voraus gegangen. Wobei ich im Fall von MR oft noch nachvollziehen kann (trotz teils erheblicher inhaltlicher Differenz zu ihm), wie er zu seiner Haltung gekommen ist. Im Fall von Loelli ist mir das ziemlich rätselhaft. Aber so ist das halt, wenn man Menschen nicht kennt: Man versteht sie nicht.

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Man versteht sie nicht.

Was ja zunächst nichts Schlechtes sein muss, wenn man sich in der Folge darüber klar wird, dass bestimmte Erfahrungen von Othering und Diskriminierung an einem selbst vorübergegangen sind.

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Dem stimme ich voll zu. Wobei unter den Schwulen und Lesben, die ich so kennengelernt habe niemand im Entferntesten derartige Reaktionsweisen zeigte. Von der eigenen Mutter nicht als geliebter Sohn, sondern als mißratene Persönlichkeit behandelt zu werden, das ist allerdings eine Erfahrung, die mir auch nur von diesem einen Menschen bekannt ist.Muss absolut grauenhaft sein.

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In dem Zusammenhang finde ich diesen Beitrag von Stefan Niggemeier recht erhellend - wenngleich ich nach nochmaligem Nachdenken seine Trennung in "die Homophoben werden kritisiert für das, was sie tun, nämlich diskriminieren" und "die Schwulen werden kritisiert für das, was sie sind" in Teilen für etwas artifiziell halte. So wird manch ein Homophober sich in seiner Eigenschaft als Christ kritisiert fühlen und nicht nur für einen Homophobie- oder Diskriminierungsvorwurf. Und sagen nicht hochrangige Kirchenvertreter, sie hätten nichts gegen Schwule an sich, nur deren Tun sei eben sündig? Essentialistische Fallstricke also hier wie dort, wenngleich ich trotzdem eher der Auffassung des Kollegen Niggemeier zuneige als den Einlassungen irgendwelcher Prälaten.

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Dem Niggemeier stimme ich sehr weitgehend zu. Niggemeier kam aber auch nicht auf die Idee, auf Bergtouren gemachte Fotos rammelnder Murmeltiere für Ausdruck der Seelenqualen eines Schwulität nicht ertragen könnenden Hetenmmannes zu halten oder Zusammenhänge zwischen Schwule lynchen wollenden Evangelikalen und noch nicht mal von deren Existenz wissenden Blogkommentatorinnen herzustellen.

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Nein, sicher nicht,
aber vielleicht kommen wir da auch noch drüber weg dereinst. ;-)

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