Kürzlich las ich, dass erwachsene deutsche Männer im Durchschnitt 14 mal im Jahr weinen, Frauen hingegen 70 mal. Hmm. Ich habe in den letzten 4 Jahren zweimal geweint, einmal anlässlich des Sterbens meiner Mutter und einmal beim Ansehen eines Films über die Schlacht von Gallipoli. Dass mein Vater weinte weil ich einen schweren Trümmerbruch hatte habe ich schon nicht verstanden - ich weinte da auch, aber wegen der Schmerzen - und ansonsten habe ich in den letzten 25 Jahren vielleicht zehnmal geweint. Für mich persönlich, also gewissermaßen Che-intern, ist Weinen eine emotionale Reaktion, die in die Kindheit gehört.

Vor ca. 15 Jahren war ich in Mexiko-City und habe dort eine Freundin besucht, die ich im Internet kennen gelernt habe. Ich war dann zielmlich verliebt (sie nicht, wie sich später herausstellte), und als wir uns verabschiedeten, hatte ich Tränen in den Augen, das kam einfach so über mich. Ich bin dann ins Taxi gestiegen zum Flughafen und es entspann sich ein kleiner Dialog mit dem taxifahrer.

Er: Woher kommen sie?

Ich: Ich bin Deutscher.

Er: Wirklich?

Ich: Ja, warum?

Er: Ich hätte nie geglaubt, dass ein Deutscher weint, wenn er sich von einer Frau verabschiedet.

Ich: warum das denn?

Er: Die Deutschen zeigen doch eigentlich nie Gefühle, zumindest glauben wir das hier.

Ich: Ja vielleicht bin ich kein typischer Deutscher.

Na ja, das war es dann. Meine damalige Freundin lebt übrigens inzwischen in Spanien und ist dort verheiratet.

Was ich sagen wollte: Weinen gehört für mich nicht zur Kindheit, ist aber ein Phänomen extremer emotionaler Situationen und kommt selten vor.

Mir scheint die Zahl bei Frauen etwas hoch gegriffen - das würde bedeuten, dass sie es mehr als einmal die Woche tun. Glaube ich nicht.