Nun ist also eingetroffen, was stets zu befürchten war, ich aber bis zuletzt nicht geglaubt hatte: Der Oberspinner hat die Pepsodentschaftswahlen in den USA gewonnen. Im Allgemeinen ist ja nun so, dass, wenn die Lächerlichen siegen, die Massen nichts mehr zu lachen haben (siehe Hitler), auch wenn Trump sicherlich eine Konjunkturprogramm für die Satire bedeuten wird. Was aber ist jetzt zu erwarten? Steuerfreiheit für US-Unternehmen und erhöhte Unternehmenssteuern für ausländische Investoren? Schutzzölle? Kein TTIP? Bodentruppen in Syrien? Evangelikale und Teaparty-Leute in allen Ämtern, die Trump neu besetzen kann? Wie verlässlich wirken die checks and balances in der US-amerikanischen Politik?

Nach all dem Heulen und Zaehneklappern kann Trump eigentlich nur noch positiv überraschen.

Trump: Was glaubst Du, welchen Effekt es hätte, wenn Du Guantánamo Schlüssen würdest? Oder ein paar Schritte zum Polizeistaat rückgängig machen würdest? Du würdest einer der populärsten Praesis der neueren Zeit werden.

Ist vielleicht Zweckoptimismus (oder Galgenhumor) - aber nach seiner durchaus versöhnlichen Rede heute morgen glaube ich, Trump ist doch mehr ein Showman, der den Wahlkampf einfach sportlich gesehen (und mit allen Mitteln bestritten) hat - aber es eben doch nicht ernst gemeint hat damit, Clinton in den Knast zu stecken usw.; selbst von der großen Mauer war plötzlich nicht mehr die Rede.

Nur leider haben es wohl leider eine Menge seiner Wähler ernst gemeint (wie auch den doch nur satirisch zu verstehenden Clip zum "IS-Staat Deutschland" (Halbmonde auf dem Kölner Dom usw.)); und wenn die Leute merken, dass er alle seine Wahlversprechen genausowenig halten will oder kann wie all die verhassten Establishment-Politiker, werden sie hoffentlich (best case scenario) beim nächsten Mal einen Umverteiler wie Bernie Sanders wählen, der Steuern für die Reichen zum Gunste der Allgemeinheit erhöht statt umgekehrt - oder (worst case scenario) sie machen im Land so viel Terror, dass sich Trump zur Ablenkung veranlasst sieht, den Dritten Weltkrieg anzuzetteln...

sich in dieses Breitbart-Zeugs einzuarbeiten.
http://blogs.faz.net/stuetzen/2016/11/14/trumps-sieg-handgemacht-in-den-usa-7115/
http://blogs.faz.net/deus/2016/11/11/feminismus-ist-krebs-und-andere-sagbare-dinge-3894/

Ich persönlich seh das auch ziemlich distanziert. Interessant find ich diese Artikel in jedem Fall.

Erst dachte ich aus meiner Sicht: Nun fahren die Latinos ihr 00er Jahre Populismus revival auf und dann fängts in den USA an. So gehts aber auch nicht. Vielleicht gibt es einige vernünftige Gründe, dass Trump gewählt wurde.

Eine mögliche Folge der Wahl wäre auch: Ernsthaftere Versuche der Bundesregierung mit Putins Russland ein Einvernehmen zu erzielen. Gewisse selbsterklärte Linke haben ja Putin ganz doll lieb. Mich erinnert Putin-Russland an das Marx nun wirklich verhasste Zar-Russland.

Jedenfalls wird die Welt immer unübersichtlicher. Einen weiteren Medientipp hätt ich dazu noch: The man in the high castle, eine 10-Stunden Serie von amazon-prime, zu der bald die zweite Staffel rauskommt.
Hmm. Hitler und das Japanische Kaiserreich haben doch noch den Krieg gewonnen und jeweils einen Teil der USA besetzt. Hört sich an wie "Die Rote Flut" Teil 2, ist aber ganz anders. Es zelebriert Unübersichtlichkeit. Kann man sicher nicht zu ernst nehmen, gleichzeitig aber ganz bestimmt nicht blöd.