Donnerstag, 5. September 2019
Ein Fleck auf der Hose
Mein Vater hat eine tolle Waschmaschine die auch dampfbügeln kann. Hierzu nutzte ich sie um eine meiner Hosen glatt zu kriegen. Leider hatte ich übersehen dass in der Trommel noch eine Spülkapsel lag. Da kein Waschprogramm lief lief die lokal aus und hinterließ einen Fleck auf der Hose. Ich wollte nicht wegen einer einzelnen Hose die ganze Maschine noch einmal neu starten und hängte sie daher mit Fleck auf.

Später sah mein Vater den Fleck und sagte da müsste ich mal nachdenken wodurch der verursacht sei und gegebenenfalls müsste man die Hose chemisch reinigen falls das noch lohne, sonst ganz entsorgen. Ich antwortete ich kenne die Ursache für den Fleck und man müsste die Hose einfach nur noch einmal waschen. Da brüllte er los wie ich nur auf eine solche Idee kommen könnte, ich wäre wie ein Kind und würde einmal wieder beweisen dass ich im Leben nichts auf die Reihe bekäme.

Umpf. Ich bin über 50, selbstständig, promoviert mit magna cum laude und habe kürzlich neben meinem Job für eine todkranke Mitarbeiterin Sterbebegleitung gemacht. Und anschließend dolle Bergtouren. Aber nichts auf die Reihe kriegen. Wegen einem Fleck in der Hose.

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Na ja, es ist eine schöne Geschichte zur Perspektivität, sie zeigt, wie unterschiedliches Wissen (bzw. bei Deinem Vater Annahmen) über einen Sachverhalt zu unterschiedlicher Bewertung einer Situation führt, sie zeigt den Unterschied zwischen Wissen und Annahmen, und sie zeigt auch, daß selbst wenn Dein Vater in Bewertung aufs Neuwaschen recht hätte, sich aus dem Unwissen in Aspekt X nicht ein Nichtwissen in Form einer All-Aussage ableiten läßt. Daß ein Mensch in der einen Hinsicht gut und in einer anderen schlecht sein kann. Man lese dazu unbedingt Hegels Text "Wer denkt abstrakt".

Und sie zeigt eben auch, daß Väter immer Väter und Kinder, in den Augen der Väter, immer Kinder bleiben.

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