Samstag, 14. Dezember 2019
Kennt jemand noch Windows 3.5 ?
Als ich diese Versionsgeschichte in der Wikipedia las war ich doch etwas erstaunt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_95

Bevor Windows 95 herauskam hatte Microsoft Windows 3. 5 als Nachfolgeversion für Windows 3. 11 gelauncht. Dieses Windows war dadurch problematisch weil der Internet Explorer als einzig verwendbarer Browser ein Teil der Benutzeroberfläche war, künftige Windows-User also Netscape Navigator, Aol oder T-online nicht benutzen konnten. Klagen mit Milliardenstreitwert führten dazu, dass Windows das Betriebssystem vom Markt nehmen und jeglichen Support stoppen musste, um dann stattdessen Windows 95 herauszubringen. Hiervon ist in der Wikipedia nichts zu lesen. Fast hat man den Eindruck, bei dem Wikipedia-Artikel hätten Microsoft-Influenzer mitgeschrieben.

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Könnte das daran liegen, dass 3.5 eine NT-Version war und somit kein direkter Vorgänger von Windows 95? Zum Browserkrieg gibt es bei Wikipedia jedenfalls einen eigenen Beitrag, der im Wesentlichen auf einem Golem.de-Artikel basiert.

In meiner Erinnerung entzündete sich der Browserkrieg erst an Windows 95 und den nachfolgenden Betriebssystemen. Netscape kostete damals noch Geld, während MS den Käufern von Windows-Betriebssystemen den IE kostenlos dazugab und als Standard-Browser vorinstallierte. Gegen diese Praxis klagten sowohl Konkurrenten als auch die US-Kartellbehörden.

AOL oder T-Online waren davon nicht betroffen, das waren ja keine Browseranbieter, sondern sogenannte ISPs (Internet Service Provider).

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Nein, Windows NT 3.5 war ein eigenes Betriebssystem, das, wie alle NT-Versionen, mit dem "normalen" Windows nicht identisch war, sondern aus Windows for Workgroups weiterentwickelt worden war. Ich vermisse in der Darstellung auch das Betriebssystem Windows Workstation, das aus NT stammte und mit dem Subtitel "Auf Windows NT basierend" angeboten wurde.

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Sag ich doch, dass 3.5 zur NT-Linie gehört und nicht in die Reihe 3.11 - W 95. Der Browserkrieg hat sich an den Consumer-Betriebssystemen und der IE-Vorinstallation entzündet und nicht an den professionellen NT-Versionen.

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Nachtrag: Was Du Windows Workstation nennst, war vermutlich nichts anderes als NT 4.0. Und hier war der Internet Explorer immer noch vorinstalliert an Bord, es kann also nicht sein, dass der Vorgänger 3.5 wegen dieser Tatsache eingestampft wurde.

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Du verstehst mich nicht. Außer Windows NT 3.5 gab es ein Windows 3.5 als Nachfolgesystem für Windows 3. 11, das wegen des Browserkriegs vom Markt genommen wurde kaum dass es eingeführt worden war und dessen bereinigte, Cross-.Browser fähige Version dann Windows 95 hieß.

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Dass der IE auch später noch vorinstalliert an Bord war ist etwas anderes als die Tatsache dass Windows 3.5 (nicht NT 3.5) so konfiguriert war dass Netscape dort nicht lief.

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Für ein Consumer-OS namens Windows 3.5 findet sich nicht nur bei wikipedia kein Beleg, sondern auch sonst nirgendwo, wo von Browserkriegen die Rede ist. Der IE (erhältlich seit August 1995) wurde meines Wissens erst mit Windows 95 ausgeliefert. Der US-Kartellprozess gegen Microsoft in der Browsersache wurde 1998 eröffnet. Wenn es vor W 95 einen Prozess mit ähnlicher oder weitergehender Tragweite geben hätte, müsste sich dafür ein Beleg finden lassen.

Aber da ist nichts, weder zu W 3.5 noch zu einem dazugehörigen Browserkrieg. Von daher gehe ich bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass Dir Deine Erinnerung hier einen Streich spielt.

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Es kann sein, dass meine Erinnerung mir insofern einen Streich spielt als dass das fragliche Release vielleicht nicht Windows 3.5 hieß sondern eventuell Windows 3.2 oder 3.3. Fakt ist auf jeden Fall dass das eigentlich vorgesehene Nachfolge-Betriebssystem von Windows 3.11 nicht zur flächendeckenden Markteinführung gelangte weil es dieses Problem mit der IE-Zwangsnutzung gab. Ich wohnte von 1994-96 mit einem IT-Trainer in einer WG zusammen, und der Bildungsträger für den er arbeitete und der später auch mein Arbeitgeber werden sollte hatte das Problem dass man zu Jahresbeginn 1995 ein Nachfolgebetriebssystem für Windows 3.11 einführen wollte das dann wegen des besagten Browserprozesses nicht ausgeliefert werden durfte und man dann händeringend auf die Einführung von Windows 95 wartete.

In der Zwischenzeit frickelte man allerlei Makros zurecht und erweiterte Office mit Eigenkreationen.

Ich bilde mir doch keinen eigenen Lebensabschnitt ein.

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@"Was Du Windows Workstation nennst, war vermutlich nichts anderes als NT 4.0" ---- Kann sein, weiß ich nicht. In dem Baukonzern dessen Pressesprecher ich in den Nullerjahren war startete das Betriebssystem mit einem Startfenster "Windows Workstation. Auf NT-Technologie basierend."

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Das Problem mit dieser Geschichte ist, dass sich nicht nur für eine Zwischenversion zwischen 3.11 und 95 keinen Beleg findet, auch von einem Browserprozess aus jener Zeit fehlt in der gängigen IT-Geschichtsschreibung jede Spur.

Ich will dennoch nicht ausschließen, dass es einen projektierten Windows-95-Vorläufer namens 3.irgendwas gab, der aus irgendwelchen Gründen eingestampft werden musste, aber der Browser wird nicht der Hauptgrund gewesen sein. Die einschlägigen Prozesse sind Jahre später geführt worden, wie überall nachzulesen. Vielleicht war ja MSN als exklusiver und vorinstallierter ISP der Stein des Anstoßes. Da wäre dann die von Dir beschriebene Konkurrenzsituation zu AOL und T-Online vorhanden (auch wenn T-Online 1994 noch Datex J hieß, wenn mich nicht alles täuscht).

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Richtig ist, dass der Nachfolger von Windows 3.11 auf sich warten ließ. Wir hatten unser kleines Büro-Netzwerk auf 3.11-Basis in der Zwischenzeit auch mit allerlei Fremdprogrammen und eigenen DFÜ-Lösungen aufgerüstet, um Texte nicht mehr als Diskette oder als Fax verschicken zu müssen.

Windows 95 hatte irgendwann noch den Projektnamen 4.0, und ich vermute, man hat den richtigen Namen möglichst lange bis kurz vor dem Start geheimgehalten. Dass die Entwicklung länger dauerte als ursprünglich projektiert, ist für Microsoft business as usual; auch DOS und W 3.11 kamen später als eigentlich geplant. Wenn es vor W 95 noch einen anderen Release gegeben hätte, müssten wir das mitgekriegt haben, unsere IT versuchte immer auf dem neuesten Stand zu sein, und so stellten wir das Netzwerk auch zum frühestmöglichen Termin auf Windows 95 um.

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Umgekehrt wird ein Schuh daraus
Ich kann mich erinnern, dass sich die Auslieferung von Windows 95 um Monate verzögerte wegen genau des Browserproblems das Che schildert, aber von vornherein unter dem Namen Windows 95, nicht 3 Irgendwas. Und es gab auch keinen Milliardenprozess, sondern das US-Kartellamt verhängte einfach an MS die Auflage, eine Schnittstelle für den Netscape Navigator in die Benutzeroberfläche einzupflegen, neben IE.

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Hm, ich möchte die Geschichte gerne glauben, aber ich finde keinen Beleg dafür, dass die Verzögerungen beim Windows-95-Release an der Browserfrage hingen. Wenn die Schnittstelle für den Netscape Navigator das Problem behoben hätte, wären die späteren Milliardenprozesse ja hinfällig gewesen.

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Das waren eben spätere Milliardenprozesse. Um das herauszufinden hilft einfache Archivarbeit. Also nicht golem oder heiseticker, sondern die Papierausgabe vom Handelsblatt 1995 durchblättern.

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Ein Schlaglicht darauf findet sich hier:

https://www.stern.de/digital/browserstreit-microsoft-kommt-missachtung-der-eu-teuer-zu-stehen-3109392.html

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Ja sicher, aber nach der Darstellung von stern.de ging es mit dem IE erst Monate nach dem Start von W 95 so richtig los.

Wie hätte denn Netscape vor dem Start von W 95 wissen können, dass NN in dieser Umgebung nicht läuft?

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Zum Beispiel durch eine Indeskretion. Ich weiß das wirklich heute auch nicht mehr.

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@are: Dann sag doch mal: Was genau steht da drin? Mein Genios-Account ist abgelaufen, und auf die Printausgaben der Zeitungen habe ich hier keinen Zugriff.

Ich frage deswegen so hartnäckig nach, weil mich das wirklich interssiert, ob die IE-Problematik oder der Online-Dienst MSN für die Verzögerung des W-95-Starts verantwortlich war.

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Ich habe Are so verstanden dass man jetzt tatsächlich mal Archivarbeit machen müsste und das in Bibliotheken nachschlägt. In Papier-oder Mikrofiche-Ausgaben.

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Che, Dein Gedächtnis spielt Dir einen Streich.
Ein Consumerwindows 3.5 gab es nie.
Der Win95 working title war, wie bereits erwähnt, 4.0.

Die erste Version von Win95 wurde auch nicht mit dem Internet Explorer ausgeliefert, da Bill Gates das www überhaupt nicht für voll nahm und alle Resourcen auf den proprietären Dienst Microsoft Network verwendete.
Den IE gab es erst mit dem Win95 Service Pack 1? 2?

Die Browserwars begannen auch erst ab ca. Mitte 1996, da der Microsoft Browser bis dahin ggü Netscape nicht konkurrenzfähig war und MS so lange für den Strategieschwenk von msn hin zum www benötigte.

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Wenn ich das was are schildert mit den Infos kombiniere die ich von mark und hajo bekomme scheint mir das wahrscheinlichste zu sein dass meine verschwommene Erinnerung sich wohl darauf bezieht dass irgendeine Version des Windows Service Packs nicht oder nur verzögert ausgeliefert wurde oder zurückgerufen wurde wegen des Browserproblems irgendwann in 1996.

Dazu passt dann auch dass Windows NT 3.5 zu dem Zeitpunkt bei uns in der Firma das verwendete Betriebssystem war.

Das war ja eine generell wilde Zeit in der z.B. Microsoft, IBM und, ich meine, Cyrix, den Super PC als CPU-Alternative zu Intel großspurig ankündigten woraus gar nichts wurde. Oh je, und ein knappes Jahrzehnt davor der Hype um die "5. Generation".

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Oh ja, und nicht zu vergessen OS/2 und der Pentium-Chip.

Was hatte es mit der fünften Generation auf sich? Daran kann ich mich spontan nicht erinnern.

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Fünfte Generation war in den Achtzigern die Bezeichnung für eine Forschungsrichtung in Japan und parallel auch in der Sowjetunion Computer mit künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Erste Generation meint Röhrentechnologie, zweite Transistoren, dritte IC, vierte Mikroprozessoren. Für die fünfte wurden virtuelle Systeme innerhalb elektromagnetischer Feldblasen, Biolektronik (lebende Hirnzellen innerhalb eines Rechners) und ähnliches angedacht, all das sollte in den Neunzigern die Technik revolutionieren. So um 1985 sah ich eine Fernsehsendung in der davon die Rede war dass in den Neunzigern Expertensysteme ohne einen Menschen zu fragen Kaufentscheidungen für Großanlagen wie z.B. Bohrinseln treffen würden. Skynet bei "Terminator" basiert auf diesen Planspielen. Während meines Zivildienstes im Göttiinger Klinikum warb ein Oberarzt der aber als IT-Administrator eingesetzt wurde Zivildienstleistende mit dem Versprechen sie würden bei der Implementierung der fünften Generation dabei sein dafür an, Medizindatenbanken zu füttern (im Rahmen ihres Zivildienstes, man arbeitete da erst 6 Monate im Krankentransport und konnte dann, sozusagen als Gefreiter, entscheiden was man weiter tun wollte. Ich wechselte dann in die Abteilung schöne Frauen, d.h. zur Krankengymnastik).

Im Fazit sah das dann so aus dass die den langweiligen Job hatten auf DOS-Ebene ASKSAM-Datenbanken zu füttern.

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Den Pentium gibt es übrigens heute noch: Pentium Gold mit 8 Prozessorkernen in einer CPU. Die Core-Chips sind sozusagen die abgemagerte Variante.

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