Donnerstag, 8. Oktober 2020
Aktualisierte Empfehlungen mehrerer Fachgesellschaften: Therapie von HIV-Patienten in Corona-Zeiten
che2001, 19:18h
Dr. Stefanie Reinberger
Mehrere europäische Fachgesellschaften, darunter die Deutsche AIDS-Gesellschaft und die europäische HIV-Gesellschaft, haben eine aktualisierte gemeinsame Stellungnahme zur Situation von HIV-Positiven und COVID-19 herausgegeben [1]. Die wichtigsten Punkte:
Kein erhöhtes Risiko für HIV-positive Patienten unter ART
Bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt der Covid-19-Pandemie gingen die europäischen Fachgesellschaften davon aus, dass Menschen mit HIV, die unter einer effektiven antiretroviralen Therapie (ART) stehen, kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV2 beziehungsweise für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben. Kohortendaten aus China, Deutschland, Italien, Spanien und den USA bestätigen diese Einschätzung. Eine unbehandelte HIV-Infektion und eine CD4-Zellzahl unter 200/µl gelten als Risikofaktor – derzeit aber ohne klare Evidenz.
Komorbiditäten, die einen schweren Verlauf begünstigen, müssen behandelt werden
HIV-Patienten haben mittlerweile eine hohe Lebenserwartung. In Europa ist mehr als die Hälfte aller HIV-Positiven älter als 50 Jahre. In dieser Gruppe treten – wie auch bei Personen ohne HIV-Infektion – Vorerkrankungen häufiger auf, die einen schweren Verlauf begünstigen. Dazu gehören u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Lungenerkrankungen. Als weitere Risikofaktoren gelten das männliche Geschlecht, Bluthochdruck, Adipositas oder Diabetes. Grunderkrankungen müssen umgehend behandelt werden. Außerdem empfehlen Fachgesellschaften für Menschen mit HIV, auf Zigaretten zu verzichten und sich gegen Pneumokokken beziehungsweise Influenza impfen zu lassen.
Wirken HIV-Medikamente gegen SARS-CoV-2?
Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie gab es Berichte, die hoffen ließen, dass bestimmte HIV-Medikamente auch gegen das neuartige Coronavirus wirksam sein könnten. Dies hat sich für HIV-Proteasehemmer nicht bestätigt. Abschließende Ergebnisse zu Studien mit Maravidoc, Leronlimab, Tenofovir beziehungsweise Tenofovir/Emtricitabin zusammen mit niedrig dosiertem Hydroxychloroquin stehen noch aus. Derzeit wird jedoch davon abgeraten, eine laufende ART wegen COVID-19 umzustellen.
Auch während der Pandemie HIV-Patienten gezielt versorgen
Im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie kommt es sowohl global als auch im europäischen Raum zu Einschränkungen bei der Versorgung von HIV-Patienten. Deutschland ist davon bislang aber nicht betroffen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Mehrere europäische Fachgesellschaften, darunter die Deutsche AIDS-Gesellschaft und die europäische HIV-Gesellschaft, haben eine aktualisierte gemeinsame Stellungnahme zur Situation von HIV-Positiven und COVID-19 herausgegeben [1]. Die wichtigsten Punkte:
Kein erhöhtes Risiko für HIV-positive Patienten unter ART
Bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt der Covid-19-Pandemie gingen die europäischen Fachgesellschaften davon aus, dass Menschen mit HIV, die unter einer effektiven antiretroviralen Therapie (ART) stehen, kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV2 beziehungsweise für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben. Kohortendaten aus China, Deutschland, Italien, Spanien und den USA bestätigen diese Einschätzung. Eine unbehandelte HIV-Infektion und eine CD4-Zellzahl unter 200/µl gelten als Risikofaktor – derzeit aber ohne klare Evidenz.
Komorbiditäten, die einen schweren Verlauf begünstigen, müssen behandelt werden
HIV-Patienten haben mittlerweile eine hohe Lebenserwartung. In Europa ist mehr als die Hälfte aller HIV-Positiven älter als 50 Jahre. In dieser Gruppe treten – wie auch bei Personen ohne HIV-Infektion – Vorerkrankungen häufiger auf, die einen schweren Verlauf begünstigen. Dazu gehören u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Lungenerkrankungen. Als weitere Risikofaktoren gelten das männliche Geschlecht, Bluthochdruck, Adipositas oder Diabetes. Grunderkrankungen müssen umgehend behandelt werden. Außerdem empfehlen Fachgesellschaften für Menschen mit HIV, auf Zigaretten zu verzichten und sich gegen Pneumokokken beziehungsweise Influenza impfen zu lassen.
Wirken HIV-Medikamente gegen SARS-CoV-2?
Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie gab es Berichte, die hoffen ließen, dass bestimmte HIV-Medikamente auch gegen das neuartige Coronavirus wirksam sein könnten. Dies hat sich für HIV-Proteasehemmer nicht bestätigt. Abschließende Ergebnisse zu Studien mit Maravidoc, Leronlimab, Tenofovir beziehungsweise Tenofovir/Emtricitabin zusammen mit niedrig dosiertem Hydroxychloroquin stehen noch aus. Derzeit wird jedoch davon abgeraten, eine laufende ART wegen COVID-19 umzustellen.
Auch während der Pandemie HIV-Patienten gezielt versorgen
Im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie kommt es sowohl global als auch im europäischen Raum zu Einschränkungen bei der Versorgung von HIV-Patienten. Deutschland ist davon bislang aber nicht betroffen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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