Freitag, 30. April 2021
Zwischenbilanz der Covid19-Impfungen
che2001, 13:54h
Heute hat das RKI 24.736 weitere SARS-CoV-2-Infektionen gemeldet. Vor einer Woche waren es 24.884 Fälle. An COVID-19 sind 264 Patienten gestorben (21. April: 331). Die 7-Tages-Inzidenz fiel von 160,6 am Vortag auf aktuell 154,9. Und noch eine positive Nachricht: Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert ist laut RKI-Lagebericht von Mittwochabend auf 0,90 gefallen (Vortag: 0,93) ? was für ein Abflauen des Infektionsgeschehens spricht. Laut Impfmonitoring haben 24,7% der Bürger 1 Dosis bzw. 7,4% beide Dosen eine COVID-19-Vakzine erhalten.
Britische Studie: Impfung senkt Übertragungsrisiko deutlich ? schon nach 1. Dosis
Die Diskussionen um mehr Rechte für Geimpfte nehmen weiter an Fahrt auf. Denn Wissenschaftler von Public Health England haben gezeigt, dass von ihnen ein deutlich geringeres Übertragungsrisiko ausgeht als von nicht Geimpften ? und das schon nach der 1. Dosis.
Die Forscher haben Daten aus rund 24.000 britischen Haushalten analysiert, in denen sich mindestens eine Person mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Diese Indexpatienten standen mit 57.000 Menschen ohne bekannte Infektion in Kontakt. Als Vergleich dienten eine Million Kontakte von nicht geimpften, infizierten Personen. Die Studie umfasste Vakzine von AstraZeneca und BioNTech. Die Übertragungen verringerten sich 3 Wochen nach der ersten Impfdosis um 38 bis 49%. Signifikante Unterschiede zwischen beiden Vakzinen gab es dabei nicht.
Lockerungen für Geimpfte in USA ? Warnung vor Verteilungskampf
In den USA ist man mit Lockerungen bereits weiter. Als Folge neuer Daten haben dort die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Atlanta, jetzt ihre Empfehlungen zur Pandemie-Bekämpfung aktualisiert ( Medscape hat berichtet ). ?Ab heute müssen Sie, wenn Sie vollständig geimpft sind, sich im Freien und nicht in einer großen Menschenmenge befinden, keine Maske mehr tragen?, sagte Joe Biden bei einen Pressebriefing am 27. April. Der US-Präsident weiter: ?Wenn Sie geimpft sind, können Sie mehr Dinge tun, sicherer, sowohl draußen als auch drinnen.?. Laut CDC sind etwa 37% aller Amerikaner vollständig geimpft, und knapp 54% haben mindestens eine Dosis erhalten.
Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat sich bei der Debatte um Erleichterungen für Corona-Geimpfte und -Genesene für ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern ausgesprochen. Die Bundesregierung bereite eine entsprechende Verordnung vor, so der nordrhein-westfälische Ministerpräsident. Wie er betonte, müssten Einschränkungen von Grundrechten schnellstmöglich zurückgenommen werden.
Darin steckt politischer Sprengstoff; Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) warnte gleichzeitig vor einem Verteilungskampf. ?Wir müssen sehr darauf achten, dass sich die soziale Spaltung jetzt nicht auch beim Impfen fortsetzt?, gibt er zu bedenken. ?Nicht das Vorhandensein von Ärzten im Freundes- oder Bekanntenkreis darf über die Vergabe von Impfterminen entscheiden, sondern einzig und allein die Priorität.? Scholz weiter: Scholz. ?Niemand hat etwas davon, wenn die noblen Vororte durchgeimpft sind, aber die Pandemie in den sozialen Brennpunkten weiter grassiert."
RKI: Abrechnungsdaten zeigen, wer die Impfung am dringendsten braucht
Apropos Impfpriorisierung: Diese erfolgt in Deutschland bekanntlich gemäß Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) nach dem individuellen Krankheitsrisiko. Es sollen zunächst diejenigen Personen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche COVID-19-Verläufe haben oder beruflich stark exponiert sind. Doch, wer tatsächlich ein hohes Risiko hat, hat die STIKO bislang größtenteils aufgrund internationaler Studiendaten geschlossen. Sind diese Daten auf den deutschen Versorgungsalltag übertragbar?
Mehr Klarheit, wer tatsächlich ein Risiko für einen schweren Verlauf hat, sollen nun Abrechnungsdaten von mehr 30 Millionen gesetzlich Versicherten der AOK Bayern, der AOK PLUS Sachsen und Thüringen, der BARMER, der DAK-Gesundheit sowie mehrerer Betriebskrankenkassen schaffen. An der Auswertung waren u.a. die Technische Universität Dresden, das InGef ? Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin und das RKI Berlin beteiligt.
Aus ihren Daten haben die Forscher eine Staffelung des Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf und eine daraus folgende Priorisierung errechnet:
Rang 1 (am meisten gefährdet): Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen mit Therapie
Rang 2: Patienten mit metastasierter solider Tumorerkrankung mit Therapie
Rang 3: Patienten mit Demenz
Rang 4: Patienten mit metastasierter solider Tumorerkrankung ohne Therapie
Rang 5: Patienten mit Herzinsuffizienz
Rang 6: Menschen im Alter von 75-79 Jahren
Rang 7: Patienten mit Dialyse
Rang 8: Patienten mit solider Krebserkrankung mit Therapie
Rang 9: Patienten mit zirrhotischen und schweren Leberkrankheiten
Rang 10: Patienten mit Down-Syndrom
Rang 11: Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz
Rang 12: bei Zustand nach Organtransplantation
Rang 13: Menschen im Alter von 70-74 Jahren
Rang 14: Patienten mit Vorhofflimmern und Vorhofflattern
Rang 15: Patienten mit interstitielle Lungenerkrankung
Rang 16: Menschen im Alter von 65-69 Jahren
Rang 17: Patienten mit koronarer Herzkrankheit
Rang 18: Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen
Rang 19: Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2
Rang 20: Patienten mit COPD und sonstigen schweren Lungenerkrankungen
Rang 21: Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen
Rang 22: Menschen mit Adipositas
Rang 23: Patienten mit neurologischen Erkrankungen
Rang 24: Menschen im Alter von 60-64 Jahren
?Die hier dargestellte Rangfolge von Risikofaktoren für einen schweren Verlauf (inklusive Intensivstation-Aufenthalt) bietet eine evidenzbasierte und praxistaugliche Orientierungsmöglichkeit für eine mögliche Aktualisierung der bestehenden Impfrangfolge, die auch im niedergelassenen Bereich einfach eingesetzt werden kann?, betonen die Autoren.
Impfstoff für Kinder ab 12: EMA-Antrag nächste Woche
Biontech-Gründer Uğur Şahin hat in einem Interview mit dem Spiegel Hoffnung verbreitet, dass es schon bald einen Impfstoff geben wird, der auch bei Kindern eingesetzt werden kann. Bislang sind die COVID-19-Impfstoffe in Deutschland erst ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen.
Sahin sagte, dass für die Biontech/Pfizer-Vakzine voraussichtlich schon vor dem nächsten Winter ausreichende Daten für alle Kinder ab dem Kindergarten-Alter vorliegen. Schon am kommenden Mittwoch will das Unternehmen Daten für eine Zulassung des Impfstoffes für Kinder ab dem 12. Lebensjahr bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA einreichen. Der Zulassungsantrag für alle Altersklassen soll dann im September folgen.
Erste Impfungen von Schulkindern könnten ab Juni beginnen, sagte Sahin. ?Wir haben die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung", so Sahin. Die Prüfung dauere gewöhnlich nur wenige Wochen, ab Anfang Juni könnten dann wohl erste Schulkinder geimpft werden.
Die klinische Studie mit rund 4.600 jüngeren Kindern laufe derzeit noch, mache aber Fortschritte. Man habe den Impfstoff in Studien inzwischen schon bei Kindern ab einem Alter von 6 Monaten erprobt. ?Es kann jetzt sehr schnell gehen?, wird Sahin zitiert. In den klinischen Studien habe sich bislang eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Vakzine gezeigt.
Der Impfausweis kommt ? mit weiteren Funktionen
Bei der Dokumentation wird der geplante Impfausweis eine zentrale Rolle spielen. Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts, erwartet, dass die Technologie schon ?in wenigen Tagen bis Wochen? fertig sein könnte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt sogar eine Gesetzesänderung an, um das Tool möglichst schnell an den Start zu bringen.
Er plant, dass neben Arztpraxen und Impfzentren auch Apotheker für bereits Geimpfte den digitalen Impfpass ausstellen können. Dafür solle das Infektionsschutzgesetz entsprechend modifiziert werden. Der Minister hofft, dass ?im Sommer möglichst viele den digitalen Impfpass auch nutzen?. Dieser müsse ?für alle leicht zugänglich sein?.
Jugend-Befragung: ?No future?-Angst in Corona-Zeiten
Die Politik zeigt sich optimistisch, doch bei der Jugend, den 14- bis 20-Jährigen in Deutschland kommen solche Botschaften (noch) nicht an. Das zeigt eine repräsentative Befragung von iconkids & youth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
71%, das sind 10% mehr als im Vorjahr, befürchten, dass sich ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz in Corona-Zeiten verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sind es 78%, bei künftigen Studierenden nur 24%. 53% gaben an, die Politik tue zu wenig, um die Krise zu meistern. Weitere 20% erkannten das Engagement der Regierung zwar an, vertraten aber die Meinung, es müsse mehr unternommen werden.
?Wir müssen jedem jungen Menschen eine Ausbildungsperspektive geben, gerade in der Krise?, fordert Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Seine Einschätzung: ?Jede Krise vernichtet dauerhaft Ausbildungsplätze. Das war 2008 so und wird auch jetzt wieder so sein.? Ausbildungsprämien für Betriebe reichten nicht, um diese Entwicklung aufzuhalten. ?Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie?, so Drägers Einschätzung.
Virus-Variante in Indien: Impfungen scheinen zu schützen
Wie lange die Krise ? und damit die Ausbildungsproblematik ? weitergehen wird, kann niemand sagen. Impfungen sind der einzige Ausweg. Viele Ärzte befürchten, dass die Impfstoffe ihre Wirkung gegen neue Mutanten verlieren könnten. Aktuellstes Beispiel: Derzeit wird Indien mit ungeheurer Wucht von einer SARS-CoV-2-Welle überrollt. Molekularbiologen identifizierten vor Ort B.1.617 als neue dort vorherrschende Virusvariante. Sie hat im Vergleich zum Wildtyp Mutationen an 3 Stellen im Genom, auch in der Sequenz des Spike-Proteins.
In einem Preprint berichten Forscher nun, dass Blutseren von rekonvaleszenten oder geimpften Personen nicht nur gegen den Wildtyp, sondern auch gegen diese B.1.617-Variante sowie gegen die britische B.1.1.7-Vaiante effektiv sind. Die Teilnhemer, von denen die Seren stammten, hatten Covaxin®, einen indischen Impfstoff mit inaktivierten Viren, erhalten oder SARS-CoV-2-Infektionen überstanden. Allerdings fiel die Wirkung ihrer Antikörper gegen B.1.617 etwas schwächer aus als gegen die anderen Varianten.
?Wenn es sich bestätigt, sind die Daten aus dieser Veröffentlichung äußerst ermutigend?, kommentiert Prof. Dr. Carlos A. Guzman vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. ?Sie deuten darauf hin, dass es keine Immunflucht gibt.? Die Variante B.1.617 werde von Antikörpern neutralisiert, die bei Personen nach Infektionen vorhanden seien oder durch COVID-19-Impfstoffe stimuliert würden. ?Zu prüfen bleibt jedoch, ob diese Variante eine erhöhte Infektiösität und/oder eine erhöhte Virulenz beziehungsweise krankheitserregendes Potenzial aufweist?, sagt Guzman.
Überblick: Wer profitiert von IL-6-Rezeptorantagonisten?
Von der Prävention zur Therapie. Bekanntlich ist Interleukin-6 (IL-6) an der Pathogenese schwerer Verläufe von COVID-19 beteiligt. Ob Patienten von IL-6-Rezeptorantagonisten profitieren, ist trotz mehrerer randomisiert-kontrollierter Studien unklar. In einem Übersichtsartikel fassen Wissenschaftler die Datenlage jetzt zusammen.
Tocilizumab blockiert die Bindung von Interleukin-6 an seinen Rezeptor und verringert inflammatorische Vorgänge. ?Patienten mit schwerem COVID-19, insbesondere solche, die nasalen Sauerstoff mit hohem Durchfluss, nicht-invasive Beatmung oder invasive mechanische Beatmung benötigen, profitieren wahrscheinlich von der Behandlung mit Tocilizumab?, fassen die Autoren zusammen. Bei leichtem COVID-19, bei gleichzeitigen Infektionen mit Bakterien oder Pilzen sowie bei irreversibler Organfunktionsstörung sei der Nutzen unwahrscheinlicher; hier könne es auch zu Schäden kommen.
?Es besteht weiterhin Bedarf, Patienten mit COVID-19 besser zu identifizieren, die wahrscheinlich von Tocilizumab (und anderen entzündungshemmenden Behandlungen) profitieren?, so das Fazit im Artikel. ?Zukünftige Studien müssen den optimalen Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung ermitteln und feststellen, ob die positiven Auswirkungen der IL-6R-Blockade über die ersten 28 Tage hinaus erhalten bleiben.? Als neuen Marker bringen sie die Zeit ab der klinischen Verschlechterung ? und nicht die Zeit ab dem Auftreten der Symptome ? ins Gespräch.
Britische Studie: Impfung senkt Übertragungsrisiko deutlich ? schon nach 1. Dosis
Die Diskussionen um mehr Rechte für Geimpfte nehmen weiter an Fahrt auf. Denn Wissenschaftler von Public Health England haben gezeigt, dass von ihnen ein deutlich geringeres Übertragungsrisiko ausgeht als von nicht Geimpften ? und das schon nach der 1. Dosis.
Die Forscher haben Daten aus rund 24.000 britischen Haushalten analysiert, in denen sich mindestens eine Person mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Diese Indexpatienten standen mit 57.000 Menschen ohne bekannte Infektion in Kontakt. Als Vergleich dienten eine Million Kontakte von nicht geimpften, infizierten Personen. Die Studie umfasste Vakzine von AstraZeneca und BioNTech. Die Übertragungen verringerten sich 3 Wochen nach der ersten Impfdosis um 38 bis 49%. Signifikante Unterschiede zwischen beiden Vakzinen gab es dabei nicht.
Lockerungen für Geimpfte in USA ? Warnung vor Verteilungskampf
In den USA ist man mit Lockerungen bereits weiter. Als Folge neuer Daten haben dort die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Atlanta, jetzt ihre Empfehlungen zur Pandemie-Bekämpfung aktualisiert ( Medscape hat berichtet ). ?Ab heute müssen Sie, wenn Sie vollständig geimpft sind, sich im Freien und nicht in einer großen Menschenmenge befinden, keine Maske mehr tragen?, sagte Joe Biden bei einen Pressebriefing am 27. April. Der US-Präsident weiter: ?Wenn Sie geimpft sind, können Sie mehr Dinge tun, sicherer, sowohl draußen als auch drinnen.?. Laut CDC sind etwa 37% aller Amerikaner vollständig geimpft, und knapp 54% haben mindestens eine Dosis erhalten.
Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat sich bei der Debatte um Erleichterungen für Corona-Geimpfte und -Genesene für ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern ausgesprochen. Die Bundesregierung bereite eine entsprechende Verordnung vor, so der nordrhein-westfälische Ministerpräsident. Wie er betonte, müssten Einschränkungen von Grundrechten schnellstmöglich zurückgenommen werden.
Darin steckt politischer Sprengstoff; Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) warnte gleichzeitig vor einem Verteilungskampf. ?Wir müssen sehr darauf achten, dass sich die soziale Spaltung jetzt nicht auch beim Impfen fortsetzt?, gibt er zu bedenken. ?Nicht das Vorhandensein von Ärzten im Freundes- oder Bekanntenkreis darf über die Vergabe von Impfterminen entscheiden, sondern einzig und allein die Priorität.? Scholz weiter: Scholz. ?Niemand hat etwas davon, wenn die noblen Vororte durchgeimpft sind, aber die Pandemie in den sozialen Brennpunkten weiter grassiert."
RKI: Abrechnungsdaten zeigen, wer die Impfung am dringendsten braucht
Apropos Impfpriorisierung: Diese erfolgt in Deutschland bekanntlich gemäß Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) nach dem individuellen Krankheitsrisiko. Es sollen zunächst diejenigen Personen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche COVID-19-Verläufe haben oder beruflich stark exponiert sind. Doch, wer tatsächlich ein hohes Risiko hat, hat die STIKO bislang größtenteils aufgrund internationaler Studiendaten geschlossen. Sind diese Daten auf den deutschen Versorgungsalltag übertragbar?
Mehr Klarheit, wer tatsächlich ein Risiko für einen schweren Verlauf hat, sollen nun Abrechnungsdaten von mehr 30 Millionen gesetzlich Versicherten der AOK Bayern, der AOK PLUS Sachsen und Thüringen, der BARMER, der DAK-Gesundheit sowie mehrerer Betriebskrankenkassen schaffen. An der Auswertung waren u.a. die Technische Universität Dresden, das InGef ? Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin und das RKI Berlin beteiligt.
Aus ihren Daten haben die Forscher eine Staffelung des Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf und eine daraus folgende Priorisierung errechnet:
Rang 1 (am meisten gefährdet): Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen mit Therapie
Rang 2: Patienten mit metastasierter solider Tumorerkrankung mit Therapie
Rang 3: Patienten mit Demenz
Rang 4: Patienten mit metastasierter solider Tumorerkrankung ohne Therapie
Rang 5: Patienten mit Herzinsuffizienz
Rang 6: Menschen im Alter von 75-79 Jahren
Rang 7: Patienten mit Dialyse
Rang 8: Patienten mit solider Krebserkrankung mit Therapie
Rang 9: Patienten mit zirrhotischen und schweren Leberkrankheiten
Rang 10: Patienten mit Down-Syndrom
Rang 11: Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz
Rang 12: bei Zustand nach Organtransplantation
Rang 13: Menschen im Alter von 70-74 Jahren
Rang 14: Patienten mit Vorhofflimmern und Vorhofflattern
Rang 15: Patienten mit interstitielle Lungenerkrankung
Rang 16: Menschen im Alter von 65-69 Jahren
Rang 17: Patienten mit koronarer Herzkrankheit
Rang 18: Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen
Rang 19: Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2
Rang 20: Patienten mit COPD und sonstigen schweren Lungenerkrankungen
Rang 21: Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen
Rang 22: Menschen mit Adipositas
Rang 23: Patienten mit neurologischen Erkrankungen
Rang 24: Menschen im Alter von 60-64 Jahren
?Die hier dargestellte Rangfolge von Risikofaktoren für einen schweren Verlauf (inklusive Intensivstation-Aufenthalt) bietet eine evidenzbasierte und praxistaugliche Orientierungsmöglichkeit für eine mögliche Aktualisierung der bestehenden Impfrangfolge, die auch im niedergelassenen Bereich einfach eingesetzt werden kann?, betonen die Autoren.
Impfstoff für Kinder ab 12: EMA-Antrag nächste Woche
Biontech-Gründer Uğur Şahin hat in einem Interview mit dem Spiegel Hoffnung verbreitet, dass es schon bald einen Impfstoff geben wird, der auch bei Kindern eingesetzt werden kann. Bislang sind die COVID-19-Impfstoffe in Deutschland erst ab einem Alter von 16 Jahren zugelassen.
Sahin sagte, dass für die Biontech/Pfizer-Vakzine voraussichtlich schon vor dem nächsten Winter ausreichende Daten für alle Kinder ab dem Kindergarten-Alter vorliegen. Schon am kommenden Mittwoch will das Unternehmen Daten für eine Zulassung des Impfstoffes für Kinder ab dem 12. Lebensjahr bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA einreichen. Der Zulassungsantrag für alle Altersklassen soll dann im September folgen.
Erste Impfungen von Schulkindern könnten ab Juni beginnen, sagte Sahin. ?Wir haben die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung", so Sahin. Die Prüfung dauere gewöhnlich nur wenige Wochen, ab Anfang Juni könnten dann wohl erste Schulkinder geimpft werden.
Die klinische Studie mit rund 4.600 jüngeren Kindern laufe derzeit noch, mache aber Fortschritte. Man habe den Impfstoff in Studien inzwischen schon bei Kindern ab einem Alter von 6 Monaten erprobt. ?Es kann jetzt sehr schnell gehen?, wird Sahin zitiert. In den klinischen Studien habe sich bislang eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Vakzine gezeigt.
Der Impfausweis kommt ? mit weiteren Funktionen
Bei der Dokumentation wird der geplante Impfausweis eine zentrale Rolle spielen. Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts, erwartet, dass die Technologie schon ?in wenigen Tagen bis Wochen? fertig sein könnte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt sogar eine Gesetzesänderung an, um das Tool möglichst schnell an den Start zu bringen.
Er plant, dass neben Arztpraxen und Impfzentren auch Apotheker für bereits Geimpfte den digitalen Impfpass ausstellen können. Dafür solle das Infektionsschutzgesetz entsprechend modifiziert werden. Der Minister hofft, dass ?im Sommer möglichst viele den digitalen Impfpass auch nutzen?. Dieser müsse ?für alle leicht zugänglich sein?.
Jugend-Befragung: ?No future?-Angst in Corona-Zeiten
Die Politik zeigt sich optimistisch, doch bei der Jugend, den 14- bis 20-Jährigen in Deutschland kommen solche Botschaften (noch) nicht an. Das zeigt eine repräsentative Befragung von iconkids & youth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
71%, das sind 10% mehr als im Vorjahr, befürchten, dass sich ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz in Corona-Zeiten verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sind es 78%, bei künftigen Studierenden nur 24%. 53% gaben an, die Politik tue zu wenig, um die Krise zu meistern. Weitere 20% erkannten das Engagement der Regierung zwar an, vertraten aber die Meinung, es müsse mehr unternommen werden.
?Wir müssen jedem jungen Menschen eine Ausbildungsperspektive geben, gerade in der Krise?, fordert Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Seine Einschätzung: ?Jede Krise vernichtet dauerhaft Ausbildungsplätze. Das war 2008 so und wird auch jetzt wieder so sein.? Ausbildungsprämien für Betriebe reichten nicht, um diese Entwicklung aufzuhalten. ?Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie?, so Drägers Einschätzung.
Virus-Variante in Indien: Impfungen scheinen zu schützen
Wie lange die Krise ? und damit die Ausbildungsproblematik ? weitergehen wird, kann niemand sagen. Impfungen sind der einzige Ausweg. Viele Ärzte befürchten, dass die Impfstoffe ihre Wirkung gegen neue Mutanten verlieren könnten. Aktuellstes Beispiel: Derzeit wird Indien mit ungeheurer Wucht von einer SARS-CoV-2-Welle überrollt. Molekularbiologen identifizierten vor Ort B.1.617 als neue dort vorherrschende Virusvariante. Sie hat im Vergleich zum Wildtyp Mutationen an 3 Stellen im Genom, auch in der Sequenz des Spike-Proteins.
In einem Preprint berichten Forscher nun, dass Blutseren von rekonvaleszenten oder geimpften Personen nicht nur gegen den Wildtyp, sondern auch gegen diese B.1.617-Variante sowie gegen die britische B.1.1.7-Vaiante effektiv sind. Die Teilnhemer, von denen die Seren stammten, hatten Covaxin®, einen indischen Impfstoff mit inaktivierten Viren, erhalten oder SARS-CoV-2-Infektionen überstanden. Allerdings fiel die Wirkung ihrer Antikörper gegen B.1.617 etwas schwächer aus als gegen die anderen Varianten.
?Wenn es sich bestätigt, sind die Daten aus dieser Veröffentlichung äußerst ermutigend?, kommentiert Prof. Dr. Carlos A. Guzman vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. ?Sie deuten darauf hin, dass es keine Immunflucht gibt.? Die Variante B.1.617 werde von Antikörpern neutralisiert, die bei Personen nach Infektionen vorhanden seien oder durch COVID-19-Impfstoffe stimuliert würden. ?Zu prüfen bleibt jedoch, ob diese Variante eine erhöhte Infektiösität und/oder eine erhöhte Virulenz beziehungsweise krankheitserregendes Potenzial aufweist?, sagt Guzman.
Überblick: Wer profitiert von IL-6-Rezeptorantagonisten?
Von der Prävention zur Therapie. Bekanntlich ist Interleukin-6 (IL-6) an der Pathogenese schwerer Verläufe von COVID-19 beteiligt. Ob Patienten von IL-6-Rezeptorantagonisten profitieren, ist trotz mehrerer randomisiert-kontrollierter Studien unklar. In einem Übersichtsartikel fassen Wissenschaftler die Datenlage jetzt zusammen.
Tocilizumab blockiert die Bindung von Interleukin-6 an seinen Rezeptor und verringert inflammatorische Vorgänge. ?Patienten mit schwerem COVID-19, insbesondere solche, die nasalen Sauerstoff mit hohem Durchfluss, nicht-invasive Beatmung oder invasive mechanische Beatmung benötigen, profitieren wahrscheinlich von der Behandlung mit Tocilizumab?, fassen die Autoren zusammen. Bei leichtem COVID-19, bei gleichzeitigen Infektionen mit Bakterien oder Pilzen sowie bei irreversibler Organfunktionsstörung sei der Nutzen unwahrscheinlicher; hier könne es auch zu Schäden kommen.
?Es besteht weiterhin Bedarf, Patienten mit COVID-19 besser zu identifizieren, die wahrscheinlich von Tocilizumab (und anderen entzündungshemmenden Behandlungen) profitieren?, so das Fazit im Artikel. ?Zukünftige Studien müssen den optimalen Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung ermitteln und feststellen, ob die positiven Auswirkungen der IL-6R-Blockade über die ersten 28 Tage hinaus erhalten bleiben.? Als neuen Marker bringen sie die Zeit ab der klinischen Verschlechterung ? und nicht die Zeit ab dem Auftreten der Symptome ? ins Gespräch.
... comment
wuerg,
Freitag, 30. April 2021, 16:58
Wir sprechen gerne von acht Tagen, wenn eine Woche gemeint ist. Für Coronazahlen ist es von Vorteil, in exakten Wochenabständen, besser auch Wochensummen zu vergleichen: Deine aktuellen Zahlen (24.736 und 264) wurden gestern (Do, 29.) für vorgestern gemeldet. Deine Vergleichszahlen (24.884 und 331) sind vom Mittwoch, 21. für Dienstag, 20. April, liegen also acht Tage zurück.
In der Woche vor gestern (29.4.) wurden 139.558 positiv Getestete gemeldet. Geteilt durch etwa 835 Hunderttausenderblöcke kam ich auf eine Siebentageinzidenz von 167 (heute 163). Das RKI datiert auf ein vermeintliches Ansteckungsdatum und zaubert so viele Infizierte aus dem Blickfeld: Von gestern 155 auf heute 153 gefallen. Nur um 2 statt realistischen 4, weil das RKI sich zur Strafe eine starke Wochengängigkeit einhandelt. [1]
Die zitierten R-Werte von 0,90 und 0,93 wurden vom RKI heute auf 0,98 und 1,00 korrigiert. Ähnliches hatten wir bereits vor „acht und neun Tagen“. Die damaligen 0,94 und 0,95 sind mittlerweile zu 1,02 geworden. Da ich gestern 0,98 und heute 0,96 (für 22. und 23. April) ausgerechnet habe, kann es diesmal wohl wirklich unter Eins bleiben. Etwas deutlicher wäre günstig.
Im Prinzip ändert meine Detailkritik natürlich nichts: Der für ein paar Tage um die Eins stagnierende R-Wert geht offensichtlich wieder runter, die Toten laufen mindestens zwei Wochen nach und ziehen deshalb weiterhin an. Letzteres belegt: Es wurde nicht hochgetestet, die Inzidenz nicht durch vorqualifizierende Selbsttests hochgetrieben.
[1] Ich werde wohl vergeblich auf den Tag warten, da unserem Qualitätsjournalismus auffällt, daß die „Fälle in den letzten 7 Tagen“ (heute 127.604) gar nicht der Differenz der Gesamtzahlen (3.381.597-3.245.253=136.344) entsprechen.
In der Woche vor gestern (29.4.) wurden 139.558 positiv Getestete gemeldet. Geteilt durch etwa 835 Hunderttausenderblöcke kam ich auf eine Siebentageinzidenz von 167 (heute 163). Das RKI datiert auf ein vermeintliches Ansteckungsdatum und zaubert so viele Infizierte aus dem Blickfeld: Von gestern 155 auf heute 153 gefallen. Nur um 2 statt realistischen 4, weil das RKI sich zur Strafe eine starke Wochengängigkeit einhandelt. [1]
Die zitierten R-Werte von 0,90 und 0,93 wurden vom RKI heute auf 0,98 und 1,00 korrigiert. Ähnliches hatten wir bereits vor „acht und neun Tagen“. Die damaligen 0,94 und 0,95 sind mittlerweile zu 1,02 geworden. Da ich gestern 0,98 und heute 0,96 (für 22. und 23. April) ausgerechnet habe, kann es diesmal wohl wirklich unter Eins bleiben. Etwas deutlicher wäre günstig.
Im Prinzip ändert meine Detailkritik natürlich nichts: Der für ein paar Tage um die Eins stagnierende R-Wert geht offensichtlich wieder runter, die Toten laufen mindestens zwei Wochen nach und ziehen deshalb weiterhin an. Letzteres belegt: Es wurde nicht hochgetestet, die Inzidenz nicht durch vorqualifizierende Selbsttests hochgetrieben.
[1] Ich werde wohl vergeblich auf den Tag warten, da unserem Qualitätsjournalismus auffällt, daß die „Fälle in den letzten 7 Tagen“ (heute 127.604) gar nicht der Differenz der Gesamtzahlen (3.381.597-3.245.253=136.344) entsprechen.
... link
,
Freitag, 30. April 2021, 19:33
7 tage r-wert von jülich wellt sich ab 10.4 bis heute auf
grösser oder kleiner 1
eine seitwärtsbewegung mit minimalsten ausschlägen
eine seitwärtsbewegung mit minimalsten ausschlägen
... link
wuerg,
Freitag, 30. April 2021, 19:45
Jülich ist nicht die Welt. Und natürlich können sich 0,98 schnell wieder verflüchtigen. Alles oberhalb von Rt=0,9 ist zu lahmarschig und eine schlechte Leistung dazu, denn wie Frau Merkel besser als ich ausführen könnte, entspricht er etwa R0=1,5. Einen solchen blamablen Wert hatten wir seit dem Frühlingsanfang 2020 nicht mehr.
... link
,
Freitag, 30. April 2021, 22:26
ich muss natürlich die schnelltests einbeziehen
die möglicherweise 20 % an inzidenzen bringen
jedenfalls behauptete das ein ministerpräsident bei der bundesratsversammlung
was einerseits positiv ist weil die dunkelziffer ausgelüftet wird schlägt sich andererseits in den inzidenzen nieder
die asymtomisch infizierten haben wir ja sonst nie entdecken können
ob jülich das eingearbeitet hat kann ich nicht beurteilen
immerhin hat der schnelltest nicht nur da gutes
ab 1. mai kann jeder nach sylt
muss aber alle 24 std einen schnelltest machen
hotels und restaurants sind dann geöffnet
bei einreise ist auch ein schnelltest-nachweis zu erbringen
jedenfalls behauptete das ein ministerpräsident bei der bundesratsversammlung
was einerseits positiv ist weil die dunkelziffer ausgelüftet wird schlägt sich andererseits in den inzidenzen nieder
die asymtomisch infizierten haben wir ja sonst nie entdecken können
ob jülich das eingearbeitet hat kann ich nicht beurteilen
immerhin hat der schnelltest nicht nur da gutes
ab 1. mai kann jeder nach sylt
muss aber alle 24 std einen schnelltest machen
hotels und restaurants sind dann geöffnet
bei einreise ist auch ein schnelltest-nachweis zu erbringen
... link
... comment