Dienstag, 14. März 2023
Liebe junge KlimaaktivistInnen!
Ich verstehe ja Euren Kampf und bin hinsichtlich der Ziele bei Euch. Es ist auch immer besser, ein Teil der Lösung zu sein als ein Teil des Problems. Und sicher muss auch mit dem eigenen Lebensstil begonnen werden. Zum Beispiel den CO2 Fußabdruck zu verringern, indem mensch im Urlaub statt mit dem Ferienflieger zur Mandelblüte nach Mallorca mit dem Interregio zur Algenblüte nach Rügen reist.

Wobei, so rein zahlenmäßig, im Weltmaßstab, ziemlich lullyfuzz ist was die Deutschen tun, solange nicht China, Indien, USA, Australien und Russland ihre Emissionen wesentlich senken.

Und AktivistInnen im Alter von 16 bis 24 sind in der bequemen Situation, von Anderen Verzicht und Umstellung der Lebensgewohnheiten zu fordern, die sie selbst nicht betreffen. Aus beruflichen Gründen pendeln zu müssen oder darauf angewiesen zu sein, KundInnen per Auto zu besuchen, das Problem haben sie einfach nicht. Auch nicht das Problem, auf eigene Kosten Heizungen zu ersetzen.

Wie wäre es denn, selber mit gutem Beispiel voranzugehen und den stromverschleißenden Handybetrieb auf ein absolutes Minimum, sagen wir, dringende Terminabsprachen und Notrufe zu begrenzen?


Extrem selbstgerecht wird es, wenn vorangegangenen Generationen vorgeworfen wird, überhaupt nichts für den Umweltschutz getan zu haben.

Ich erinnere mich daran, wie ich als Achtjähriger meinen Vater bei der Müllentsorgung begleitet habe. Der Müll wurde auf eine Müllkippe gebracht, wo er völlig unsortiert - Biomüll, Papiermüll, Plastikmüll, Blechabfälle, Lampen und Neonröhren, Asche aus Hausbrand - abgeladen und von Bulldozern zu Halden zusammengeschoben wurde.

Das geschah so lange, bis die etwa die Form und Größe von Deichen hatten. Dann wurden sie mit alten Autoreifen bedeckt, diese mit Benzin überschüttet und angezündet. Die kokelten dann unter Freisetzung von Benzpyrenen, Furanen und womöglich auch Dioxinen in die Athmosphäre wochenlang vor sich hin, bis die Halden auf einen Bruchteil ihrer Größe zusammengeschrumpelt waren. Das nannte man damals Müllverbrennung.

Irgendwann wurde aus den Rückständen unter Zufügung von Bauschutt und Erdabfällen ein künstlicher Berg geformt, der bepflanzt wurde und heute als Naherholungsgebiet genutzt wird.

Man muss mindestens bis nach Nigeria oder Kasachstan fahren, um solche Formen der Müllentsorgung zu finden, von einer Camorra-betriebenen in der Nähe von Neapel abgesehen.

Altpapier wurde nicht recycelt, sondern die meisten mittelständischen Firmen, Kaufhäuser und manche Hochhauswohnblocks hatten ihre eigene Papierverbrennungsanlage.

Aber wir haben Jahrzehnte umwelttechnisch nichts gemacht, gelle?

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Besonders gelungen finde ich statt zur Mandelblüte nach Mallorca zur Algenblüte nach Rügen zu reisen;-)

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BTW, @Mallorca:

Der G. hatte mir ja den Vorschlag gemacht, heuer statt in die Berge nach Mallorca zu urlaubsreisen, zwecks dort relativ einfach möglicher Frauenaufreiße.

Ich muss allerdings sagen, dass außer dieser Möglichkeit mich ansonsten nichts nach Mallorca zöge, ich allerdings sehr konkrete Gipfelziele habe. Also ungeeigneter Vorschlag

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Ibiza ist schöner (wenn man sich von der Hauptstadt und dem Party-Volk fernhält).

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Von wegen CO2-Fußabdruck
Ich halte generell Flüge innerhalb EU-Europas meist für überflüssig.
In meiner Jugend trampte man bis in die Türkei, oder man fuhr Interrail.
Es gab mal eine Zeit, in der Urlaub auf den Balearen bedeutete, dass man per Zug oder Reisebus nach Tarragona fuhr und dann mit der Fähre rübermachte. Die schönste Baleareninsel soll übrigens Formentera sein, die ich nicht kenne.


Wegen des Verlustes von Menorca wurde Admiral John Byng erschossen, wie Voltaire sagte, um den Anderen Mut zu machen ("pour encourager les autres").

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Fahr mal nach Spanien mit dem Auto, da bist du aber fertig. Glaube auch nicht dass es wesentlich billiger ist.

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Ich habe ja nicht geschrieben "mit dem eigenen Auto", sondern mit der Bahn oder einem Reisebus.

Im Übrigen war das Fernfahren mit dem eigenen PKW, damals noch ohne Klimaanlage oder ABS, früher mal meine Art in Urlaub zu fahren. Zumindest runter bis Avignon oder Marseille. Meine Schwester ist mal mit dem Käfer nach Marrakesch.
In Hippie-Zeiten in den Siebzigern ist man nach Afghanistan getrampt. Freunde von mir sind Hannover-Dakar gefahren, oder Braunschweig-Ghana.

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Bin da ganz bei dir. Ich war schon überrascht, als der indische Vertreter auf der Klima-Konferenz kürzlich in Glasgow erklärte, dass für seine Regierung die Bekämpfung der Armut Vorrang hätte vor dem Klimawandel. Kein Wort dazu von den Klima-Aktivisten, genau wie zu China, aber Deutschland muss unbedingt seine 2% Anteil umgehend auf null bringen, als wenn dadurch die Welt gerettet wäre.

Hinzu kommt: https://twitter.com/proletopia/status/1504454534868971521

Der allgemeine Wokismus der da herrscht, alles was sie nicht mögen hängt miteinander zusammen und kann nur zusammen bekämpft werden. Großer Unsinn.

Daraus ist wohl auch die extreme Technikfeindlichkeit zu erklären, Warum versteift man sich auf E-Autos, die ihrerseits nicht unproblematisch sind, anstatt alternative Kraftstoffe zu erforschen? Warum nimmt man nicht zur Kenntnis, dass sich die Kernenergie nicht mehr auf dem technischen Niveau der 60er Jahre befindet und nicht unbedingt lange strahlenden Müll erzeugen muss?

Alles in allem kein ermutigendes Bild.

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Schöner Tweed:

Willst du etwa behaupten, dass der Kapitalismus der vom unendlichen Konsum lebt den Klimawandel beschleunigt?

Was sollen dann diese RichKids denn von Samstag bis Donnerstag sonst machen?

Blasphemie

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Da ist die autonome Szene, der ich selbst lange Zeit angehörte und der ich mich immer noch verbunden fühle, wenn meine sozialen Verhältnisse auch nicht den von denen entsprechen definitiv anders gestrickt: Man versorgt sich mit Möbeln aus dem Sperrmüll, kauft Klamotten im Second-Hand-Laden (früher, zu DM-Zeiten, das Kilo für zehn Mark) oder geht containern. Hoher Sozi- und Ahi-, heute HartzIV-Anteil, viele Geflüchtete dabei, von denen wiederum viele Guerrilla-Vergangenheit haben. Peshmerga, Volksfedajin, Ogoni-Rebellen.

Definitiv eine ganz und gar andere Sorte Menschen.

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Zumindest scheint die Sensibilität für Klima, Patriarchat, Rassismus usw. durchaus mit dem Einkommen des Elternhauses zu korrelieren.

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