Sonntag, 30. März 2008
Die Architektur, die ich so liebe
In den 1920er Jahren wurde am Bauhaus in Dessau der Stil der Klassischen Moderne in der Architektur mit seinen geometrischen Formen begründet. Doch der Bauhaus-Stil ist nicht die typische Architektur der 20er. Charakteristischer für die Zeit selber ist die sogenannte Reform-Architektur, die Formensprache und Bauweise des Jugendstils aufgriff und weiterentwickelte und z.B. die für diesen charakteristischen Blumen- und Rankenmuster durch geometrische Dekors ersetzte. Hinzu kamen neuartige Formen von Balkons und Loggien, und allmählich wurden auch Elemente der Bauhausarchitektur aufgenommen. Reformerisch an dieser Architektur war nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern eher noch die Anwendung. War der Historismus vor allem ein Stil staatlicher, adeliger oder großbürgerlicher Repräsentationsbauten sowie für Bahnhöfe und Banken, waren Gründerzeitstil und Jugendstil vor allem präsent bei bürgerlichen Stadthäusern, so kam die Reformarchitektur erstmals für Arbeiterwohnungen zur Anwendung. Nicht mehr triste rote Mietskasernen, sondern schöne Häuser wurden von Eisenbahnervereinen, Wohnungsbaugenossenschaften und Raiffeisengenossenschaften errichtet. So entstanden der Karl-Marx-Hof in Wien, der Bebelhof in Braunschweig, der Mehringhof in Berlin, die Großsiedlung Siemensstadt in Berlin. Es wurden aber auch Villen im Reform-Stil errichtet.




Uns mag dieser Stil heute altbacken erscheinen, verglichen mit den großbürgerlichen Häusern, die in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden war er fast revolutionär. Und wenn ich beides sehe, finde ich retro gar nicht schlecht.

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rote Klinker & Reformarchitektur sind kein Widerspruch
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Schumacher & http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Fritz_Schumacher?uselang=de

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Um diesen ewigen Klinker-Expressionismus, den Ziegel-Biedermeier und die Backsteingotik toll zu finden, muss man wahrscheinlich ein Nordlicht sein.

Ich leide hier am Niederrhein fast körperlich an dem eklatanten Mangel an heller Fassadenfarbe. Diese zugerußten Backsteine überall verströmen eine Tristesse, die ihresgleichen sucht.

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Wir haben hier etwas viel schöneres als roten Backstein: Die Weserrenaissance.

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Hab auf die Schnelle zwar nicht ganz verstanden, was nun das regionale Spezifikum dieses Stils genau sein soll. Aber die Bildergalerie bei Wikipedia zeigt jedenfalls einige sehr ansprechende Bauwerke.

Davon abgesehen sind dies aber doch eher rare Ausnahmen, die Backstein-Schwemme hat doch auch vor den Ufern der Weser nicht haltgemacht, oder? ;o)

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Die Weserrenaissance ist von Bremen bis Göttingen/Hann Münden und von Schaumburg-Lippe bis Braunschweig verbreitet und zeitlich nach der Backsteingotik angesiedelt, die räumlich von Amsterdam bis Königsberg reicht. Besonderheiten sind helle Kalksteinfassaden und z.T. Putze in Pastellfarben, wie man sie erst wieder in der Provence und Toskana findet, Stufengiebel, die von allegorischen Figuren überragt werden und eine für diesen Stil spezifische Fensterform. Im Kerngebiet der Weserrenaissance spielt die Backsteingotik keine große Rolle, auch wenn es sie dort gibt.

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Danke für die Präzisierung,
mit der "Backsteinschwemme" meinte ich ja weniger die Vorgänger-Baukunst aus dem Hochmittelalter, sondern eher die Vielzahl an neueren Profanbauten inklusive der Industriegotik. Wobei auch die nicht völlig reizlos ist, da gibts z.T. auch schöne Sachen.

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Ich habe mit Deinem Konto nichts gemacht.

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wobei eine klinkerfassade (vor allem solche von richtigem klinker) den vorteil hat, wenig aufwendig in der wartung zu sein. wohingegen die hellgetünchten putzfassaden zur freude und erheiterung der maler- und lackiererinnung beitragen.

nachgefasst:
ja, ich weiss, wenn der eine nachbar in der siedlung, möglichst noch oberstudienrat und seine frau auch, holländische handstrichziegel dortin pappen lassen, wo es bei den anderen rauputz tun muss, trägt dies sehr zu missvergnügen und verdruss in der nachbarschaft bei.

nachgefasst:
könnte in diesen reformstiligen (ich höre den begriff zum ersten mal, erkenne den aber wohl in zukunft, wenn ich davor stehe*))bauten die wesentliche neuerung im inneren stecken?

fließendes wasser in der wohnung, nicht im treppenhaus (bassena sagt man in österreich für das halbgeschoss im treppenhaus, auf dem sich der wasserhahn mit becken in den alten miethäusern befunden hat).

die toilette in der wohnung und nicht ausserhalb der wohnung im treppenhaus, möglichst noch ein halbgeschoss höher.

und, grösste neuerung, das badezimmer in der wohnung mit einem badeofen - wer den nicht hatte, und kein öffentliches wannenbad in der nähe, musste wasser auf dem herd heiß machen und sich in der zinkwanne baden.

all das brachte eine erhebliche verbesserung der lebensqualität (hört man neuerdings auch selten, dieses wort aus der ära brandt) für die bewohner mit sich.

*) btw, gibt es eigentlich schon architekturhistorische arbeiten über den wohnungsbau, den genossenschaftlichen wohnungsbau und den sozialen wohnungsbau im 20. jhdt? es müsste da noch interessantes zu entdecken sein.

und nochmals nachgefasst:
gegen den bauhausstil im wohnungbau spricht die vorliebe für das flachdach, hier sprechen praktische gründe gegen das flachdach:
ein flachdach ist zu vernünftigen kosten sehr schwer dicht zu bekommen.
ein raum zwischen dach und wohnung trägt zu gesundem wohnklima bei. die derzeitig grassierende isoliermanie ist für die bewohner eher krankhaft, der nutzen liegt einseitig bei den herstellern der entprechenden dämmaterialien.
in zeiten kleinerer wohnungen und fehlender trockenautomaten war die bühne oder der oberboden für die bewohner wichtig und nützlich (ich war nie beim kbw, frau bundeskanzler, jedesmal, wenn sie die phrase "richtich und wichtich" sagen, läuft es mir kalt über den rücken).

und wer dennoch keinen raum verschenken will, und die geschosshöhen ausnutzen will, dem hat mansard gezeigt, wie das geht. im sächsischen gibt es sogar bauerhäuser mit mansarddächern, praktische ideen setzen sich eben durch.

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Anmerkungen dazu: Ein Flachdach kann auch aus einer massiven Betondecke bestehen, und die ist dann sehr dicht. Gebäudeisolierung ist an sich eine gute Sache, die Leute müssen nur häufig und regelmäßig lüften, weshalb ja die klassischen Niedrigstenergiehäuser häufig mit einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versehen sind.


@ btw, gibt es eigentlich schon architekturhistorische arbeiten über den wohnungsbau, den genossenschaftlichen wohnungsbau und den sozialen wohnungsbau im 20. jhdt? es müsste da noch interessantes zu entdecken sein.
Klar gibt es die. Kann Dir bei Gelegenheit mal was dazu bibliographieren,habe ja selbst dazu gearbeitet.

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na ja, wenn das mit der klimaerwärmung immer weitergeht, wird dann der mittelmeerische (wie beispielsweise auf den griechischen inseln herkömmliche) baustil angesagt sein, würfelförmige, weisse häuser mit sonnenseitig dicken mauern ohne fenster und flachen dächern - am späteren abend ist der aufenthalt auf den dächern sehr angenehm.

für weiterführende hinweise bin ich immer dankbar.

das 20. jhdt hat hinsichtlich wohnungsbau, sozialem wohnungsbau, genossenschaftlichem wohnungsbau (letzteres sagt mir- einige würden sagen, kein wunder, da lässt er wieder mal den schwaben weit heraushängen - am ehesten zu, wenn wir schon ein recht auf wohnung postulieren, dann liegt der schritt zum wohnungseigentum doch nahe) einiges an ideen zu bieten, glaube und sage ich jetzt einfach mal, dagegen ist alles, was hier und heute betrieben wird, eher flach und witzlos.

hat nicht der don einmal vorgeschlagen, es möchten sich künstler und gestalter finden, die häuser in den innenstädten der sächsichen kleinstädte günstig erwerben und in eigenleistung sanieren und dann fortan bewohnen? eben.

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