Samstag, 29. November 2008
Beim Supermarkt umme Ecke
Ich komme aus einem Supermarkt und sehe einen Bettler, der mich mit echter Leidensmine anstarrt. Die Bechertasse, mit der er Geld sammelt, enthält nur 3 1-Cent-Münzen (wobei ich sonst bei Berbern allerdings bislang selten Edelstahltassen von Sigg gesehen habe). Nun gut, ich werfe einen Euro in den Becher, der Mann bedankt sich, ich wünsche ihm noch einen guten Tag und gehe weiter. Als ich zufällig nochmal in seine Richtung schaue, sehe ich, wie er den Euro in ein prall mit Münzen gefülltes Portemonnaie steckt und die drei Centmünzen in der Tasse lässt. Oha, da versteht einer was von Marketing. Bestimmt einer, der sich gerade selbst neu erfunden hat. Einer von den vielen Leuten, die McKinseys Ratschläge befolgen und gelernt haben, unternehmerisch zu denken und zu handeln. So kann die Welt ja nur besser werden.

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Abgesehen davon
dass das bei den Berbern eine vollkommen normale - und legitime - Handlungsweise ist, finde ich die Formulierung "prall mit Münzen gefülltes Portemonnaie" etwas unglücklich. Denn "prall gefüllt" kann viel heißen. Im Normalfall sind das vielleicht 10 Euronen oder so. Nicht jeder gibt gleich einen ganzen, so wie Du.

Ich weiß zwar, dass Du den Beitrag ironisch/sarkastisch meinst, ob der Tatsache, dass die Jungs mittlerweile wieder entweder erfrieren oder Blut pissend vor irgendwelchen Rotkreuzstationen auftauchen, aber:

Die sind ein richtig schlechtes Beispiel, um sich über McKinsey et al lustig zu machen.

Vielmehr ist es doch genau andersherum: Die McKinsey-Jünger machen sich gerade künstlich arm, um Staatsknete in Milliardenhöhe abgreifen zu können, oder wie erklärst Du Dir, dass die Commerzbank, welche sich unter den staatlichen Rettungsschirm geflüchtet hat, just jetzt die Dresdner für einen 3-stelligen Millionenbetrag kauft?

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Jolly,

eigentlich hatte ich mich gefragt, warum gerade Che so einen zynischen, fiesen Kommentar in Richtung eines Berbers loslässt. Aber mit dem "genau andersherum" hast Du mir gezeigt, was er eigentlich meint: Es ist nämlich genau so. Er macht sich künstlich arm (also noch ärmer, als er schon ist), um leichter Kohle abgreifen zu können.

Betteln ist als Job übrigens nicht so unbeliebt, weil nichts dabei herumkommen würde. Sondern, weil man sich selbst dabei nicht gut fühlt, weil es genug Mitmenschen gibt, die Zeit dafür haben, einen zu beschimpfen ("Geh doch arbeiten!") und weil die "Arbeitsbedingungen" ziemlich schlecht sind, Kälte und so.

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Na sicher, jeder sucht sich seinen Job aus und wenn die Berber erfrieren oder Blut pissen, dann ist das eben Berufsrisiko.

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Erstens ist diese Praxis "gängig" (und weder zu verdenken noch zu verurteilen; ich würde es exakt genauso machen), zweitens erfrieren auch heute noch Menschen trotz Heilsarmee und Bahnhofsmission.

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was ja für personen wie diesen dürotin nicht so zu sein scheint.

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Ich habe nichts weiter getan, als den Propagandadreck, der aus der Consulting-Ecke kommt auf eine ganz arme Sau angewandt. Übertreibungen machen anschaulich, und nichts ist so geschmacklos wie die Wirklichkeit.

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nichts ist so geschmacklos wie die wirklichkeit
das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen.

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Ich weiß nicht, wie mein obiger Einwurf ankommt und wie man selbigen versteht, aber ich halte es nicht für verwerflich oder "ehrenrüchig", sich in welcher Form auch immer, am "allgemeinen Wohlstand" zu beteiligen, bzw. dem Willen daran teilhaftig zu werden.

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Che, ich habe hier den Eindruck, Du wolltest endlich mal wie ein Yuppie schreiben. Ich weiß noch, wie Du Dich dunnemals über den Spruch "Eure Armut kotzt mich an" echauffiertest. Oder über den Schwachsinns-Film "American Psycho", der ja in Yuppie-Kreisen mal Kultstatus hatte. Der Autor des zugrundeliegenden Buches endete ja, soweit ich das weiß, in geistiger Umnachtung...

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Tja so ist das wenn Theorie und Praxis immer weiter auseinander fallen
Herr Geschäftsführer.

Haste noch Lust, Dich mit Arbeitslosen gemein zu machen?

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American Psycho
@netbitch: Etwas OT. Ich kenne Buch und Film. Dazu kann man sicher vieles sagen. Aber ein Yuppie-Kultfilm? Wie soll das denn gehen?

Der Autor, Bret Easton Ellis, ist auch noch ganz fit ...

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Das war ein Test
den zum Beispiel der Liberale Karsten Dürotin ganz gut bestanden hat, der begriffen hat, worum es geht. Übertragt doch das Modell mal auf Andere:Die Umschüler, die sich mit neuen Geschäftsmodellen identifizieren sollen, die arbeitslosen Neugründer, denen abverlangt wird, von null anfangend eigene Unternehmen aufzubauen, sie sind alle, vielleicht auf höherem Niveau in keiner anderen Situation als dieser Berber.Darum ging es mir.

PS. SNAFU

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Soso.
Deswegen intervenierst Du auch erst jetzt. Wer soll Dir das glauben?

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Genau lesen kannst Du wohl nicht.

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@netbitch, da bist Du wohl einem Online-Fake auf den Leim gegangen. Vor ein paar Jahren geisterte mal durch den Webspace, dass Easton Ellis geistig abgedreht und dann verstorben sei. Stimmt bloß nicht.

@Cut: Da hat sie wieder Recht. Es gab zum Beispiel kurz nachdem der Film lief eine Website, auf der ein vorgeblicher Patrick Bateman Parfum- und Modetipps gab, und von vielen Leuten, für die das Tragen von Prada- Gucci- etc. Klamotten eine wichtige Angelegenheit ist, wird American Psycho für den wichtigsten Film der 90er Jahre gehalten.

Übrigens gibt es sogar einen Blogger, der sich Bateman nennt.

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Hm, erstaunlich. In meinen Augen haben Typen wie Bateman, Investmentbanker, Broker ... Yuppies eben, in Buch und Film ordentlich einen verpasst bekommen.

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Ja, nur sind die z.T. so merkbefreit, dass sie das gar nicht mitbekommen. Es gibt auch Leute, die sich zu Baise Moi einen runterholen oder Apocalypse Now als Actionfilm mit richtig geilen Kampfszenen verstehen und auf dem Bundeswehr-Kameradschaftsabend schauen.

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Kultfilm American Psycho
Kultcharakter hatte dieser Film auch für sich selbst so bezeichnende 89er, für die auch Krachts Faserland, tempo und Tarantino Kult waren und für die es geradezu eine Ideologie war, keine Ideologie zu haben. Auf der Bateman-Homepage trafen sich beide Fraktionen, und diese Seite galt als der bester Insidertippgeber für Lifestyle.

Man könnte das ja ausbauen: Kochrezepte von Hannibal Lecter, Würste einpökeln mit Walter Haarmann, Duscheinrichtungen von Norman Bates, Videopraxis für Anfänger von und mit Marc Dutroux.

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Und danach gehts zum Wellness-Urlaub bei der Manson-Family ins Death-Valley.

Dauerurlauber, bitte direkt für Corcoran buchen!

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Hi lieber Jolly

also, ich muss sagen, ich habe es sofort so verstanden, wie Che es gemeint hat.

Vor einiger zeit habe ich in meinem Blog mal die Geschichte erzählt vom managementnachwuchs, der in einem Seminar Hams Old man and the sea vorgesetzt bekam. Und diese Dummerjahne hatten nichts besseres zu tun, als zu lallen, der alte Mann habe sich nicht genug angestrengt, wenn er an sich und seine Mission geglaubt hätte, hätte er den Fsch eingebracht...

Um diese idioten ging es Che doch. Von solchen geistig derangierten Plumpsmicheln werden wir beherrscht, das sind unsere Chefs, die kommen in unsere Firmen als "Unternehmensberater" und sagen Du-musst-weg-und-du-musst-weg...

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Opferprojektionen
Wenn der Bettler sein Verhalten an den Erwartungen der Umwelt optimiert, ist das ein Zeichen sozialer Integration, nicht Desintegration, Che. Und Blut pissend am Bahnhofsklo soll ja auch schon der eine oder andere gutbezahlte Werbefritze aufgeschlagen sein, der seinen Amphetaminkonsum nicht mehr in den Griff bekam *lol*

Berber jedenfalls sind mehr und besser sozial organisiert, als sich manch einer, der sie gerne mit antikapitalistischem Gestus instrumentalisieren möchte, vorstellt. Ich kann das aufgrund eines, wenn auch schon länger zurückliegenden, Studienschwerpunktes ganz gut beurteilen, denke ich. Karsten möge mich korrigieren, wenn sich da in den letzten 20 Jahren Grundlegendes geändert hat.

Es gab und gibt nach wie vor eine breite Palette von Angeboten der Sozialen Arbeit, auch und gerade mit dem Ziel der Selbstorganisation. Wenn das nicht angenommen wird, dann meist nicht, weil da jemand durch die Maschen der sozialen Absicherung fällt, sondern weil er sich dieser Absicherung bewusst verweigert.

Für linke Opferprojektionen taugen die meisten jedenfalls nicht, IMHO.

Was übrigens auch für Schwerst-Drogenabhängige gilt, die wenn man denn Veranwortung externalisieren will, eher Opfer staatlicher Prohibitions- und Kriminialisierungspolitik sind, als der Zumutungen des Marktes.

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@"Berber jedenfalls sind mehr und besser sozial organisiert, als sich manch einer, der sie gerne mit antikapitalistischem Gestus instrumentalisieren möchte, vorstellt. Ich kann das aufgrund eines, wenn auch schon länger zurückliegenden, Studienschwerpunktes ganz gut beurteilen, denke ich." ----- Ich hatte mal einen in meinem näheren Bekanntenkreis und kenne deren Lebensrealität z.T. aus unmittelbarem Erleben. Das ist höchst unterschiedlich, die "Organisierung" reicht von regelrechten Selbsthilfeprojekten bis hin zu völliger Vereinzelung. Und teilweise haben die auch Probleme, die ein Außenstehender kaum nachvollziehen kann, z.B. gibt es Leute, die nicht anders können als Platte machen, weil sie es nicht in geschlossenen Räumen aushalten.


Eine klare Trennlinie zwischen Berbern und Schwerst-Drogenabhängigen zu ziehen halte ich kaum für möglich.

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antibürokrat

Klar, wir werden in Zürich jetzt erstmal für die Abschaffung der Fixer-Stübli sorgen, damit es wieder wird wie vor Auflösung der sogenannten offenen Szene. Du hast schlicht keine Ahnung.

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Und dein Blick, t. albert, ist mal wieder so vernebelt von deiner Schwarz-Weiß-Sicht auf alles Andersdenkende, dass du jo@chim eine Position unterstellst, die er gerade kritisiert.

Oder wie kann man sonst bei klarem Blick den Vorwurf der "Prohibitions- und Kriminalisierungspolitik" als Wunsch zur Abschaffung von "Fixer-Stübli" verstehen?

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"Was übrigens auch für Schwerst-Drogenabhängige gilt, die wenn man denn Veranwortung externalisieren will, eher Opfer staatlicher Prohibitions- und Kriminialisierungspolitik sind, als der Zumutungen des Marktes."

Die Leute hier waren nicht die Opfer staatlicher Politik, die in der Schweiz bis zur Auflösung der "offenen Szene" minimal war, sondern der Mafia. Welche "Prohibitionspolitik" ist denn gemeint, wenn 2500 bis 3000 Abhängige in einer Stadt von 350.000 Einwohnern leben?
Ich habe einen so vernebelten Blick auf "alles Andersdenkende"(sic!), dass ich eben Prohibitionspolitik von Prohibitionspolitik unterscheide. Da zanke ich mich auch mit andersdenkenken Linken rum, du klarsehender Rayson.
Die Fixer-Stuben, die hier seit Jahren staatlich betrieben werden, sind Teil der staatlichen Prohibitionspolitik, und für ihre Beibehaltung wird hier von den konservativsten Leuten gestimmt, weil seitdem das Leben in den entsprechenden Kreisen 3, 4, 5 wieder gut erträglich ist.

Damit du wenigstens ein bisschen weisst, wovon ich rede:
http://www.geocities.com/wcroston/drogen1.html

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Ich denke da noch an alte "Züri brennt"-Zeiten zurück. Unglaublich, wie diese Stadt in 30 Jahren umgekrempelt wurde.

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@che: danke für Deine Ergänzungen - die ebenfalls darauf hindeuten, dass die meisten Menschen in diesem Umfeld, wenn überhaupt "Opfer", dann Opfer von psychischer Krankheit und/oder Abhängigkeit(en) sind (wieder das "meist" als notwendige Ergänzung, ich will gar nicht bestreiten, dass da unglückliche Umstände of auch eine Rolle spielen).

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@t.albert

Bleiben wir beim Thema: Wie passt es in deine Logik, dass jemand, der die Legalisierung von Drogen fordert, für die Abschaffung der Fixer-Stuben sein soll?

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Ich finde es übrigens generell interessant, wie sehr die korrekte Verwendung von Formeln die Diskussion innerhalb des "linken Lagers" dominiert.

Was da alles in Ches Text, dessen Zielrichtung aus meiner Sicht keine Zweifel zulässt, hineingelesen wird, ist wirklich erstaunlich.

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@rayson

Dann klär uns im linken Lager doch mal über die aus deiner Sicht unzweifelhafte Zielrichtung von Ches Textlein auf.
Es geht jedenfalls nicht um "linke Opferprojektion".

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Naja, der Bezug auf den pöhsen McKinsey et al. wurde jedenfalls schnellstens gebildet...

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Für alle, die's noch nicht gemerkt haben: Ches Eintrag hat in allergarkeinster Weise das Thema Bettler/Armut/Elend zum Gegenstand, sondern es ist eine Spitze gegen den Businnes-Bullshit-Bingo-Sprech.

Dergleichen wird häufig nicht verstanden. Die "Titanic" kann ganze Opern davon singen. Als zB der Fritzl aufgeflogen war, gab's Empörung, die satirische Behandlung durch die "Titanic" sei "Verhöhnung der Opfer". Tatsächlich hatte das Blatt die mediale Ausschlachtung des Falles aufgespießt.

Das Problem des Heroinabhängigen ist übrigens nicht das Heroin, sondern das verdreckte Straßenheroin. Heroin selbst wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem Chemiker von Bayer entwickelt. Bayer brachte es niedrigdosiert und in Tablettenform auf den Markt. Eine Abhängigkeit kann so nicht entstehen. Das Zeug war als Medikament ein Segen und harmlos dazu, bis kreative Geister drauf kamen es aufzulösen, zu konzentrieren und zu spritzen.

Am Elend der Abhängigen ist tatsächlich der Staat schuld, da Kriminalisierung und Verfolgungsdruck die Voraussetzung für die Riesenprofite des Organisierten Verbrechens ist.
Das OV verhält sich betriebwirtschaftlich richtig, indem ein hochkonzentrierter Ausgangstoff dann gewinnmaximierend weit gestreckt werden kann, das heißt, er wird verdreckt, und das ist es, was die Süchtigen fertig macht.
Das Verrecken der Süchtigen ist hierbei nicht beabsichtigt, sondern nur ein Kollateralschaden, der sich aus richtigen Anwendung der Betriebswirtschaftslehre ergibt.

Eine Abkehr von der falschen Politik findet nur partiell und zögerlich statt. Teilweise wurde Projekten (Fixerstube, kontrollierte Abgabe sauberen Stoffs) schon wieder das Geld gestrichen. Die Staaten werden sich da auch nicht ändern, da, wie Dagobert Lindlau weiland nachwies, jeder, der Drogen ernsthaft bekämpft (Freigabe wäre die ernsthafteste aller Bekämpfungsmöglichkeiten), die Axt an die Finanzierungsadern der Geheimdienste legt.

Die staatliche Verfolgung ist tatsächlich das Gegenteil von Kampf gegen die Drogen. Sie dient dem Zweck, Marktkeintrittsbarrieren zu errichten und aufrecht zu erhalten. Wenn jeder unbehelligt damit dealen könnte, brächen die Preise zusammen. Das aber können sich die Geheimdienste nicht leisten.

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Nörgler, You´ve got me. Wobei der Drogenhandel überhaupt ein sehr interessanter Bereich ist, um über freie Marktwirtschaft, staatlichen Interventionismus und den Unterschied zwischen Ideologie und Realität zu diskutieren. Und strenggenommen ist der Dealer ja auch ein Unternehmer, sogar mit exorbitant hohem unternehmerischen Risiko, weswegen er auch exorbitant hohe Gewinnspannen benötigt. Und im Grunde ist selbst seine Pistole eine Dienstwaffe, denn die Wahrscheinlichkeit, erschossen zu werden ist in seinem Gewerbe ja auch hoch.

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"Und strenggenommen ist der Dealer ja auch ein Unternehmer, sogar mit exorbitant hohem unternehmerischen Risiko, weswegen er auch exorbitant hohe Gewinnspannen benötigt. Und im Grunde ist selbst seine Pistole eine Dienstwaffe, denn die Wahrscheinlichkeit, erschossen zu werden ist in seinem Gewerbe ja auch hoch."

Das ist der Punkt, und nach all meinen Wohnerfahrungen im Deutschland und der Schweiz ist das so ziemlich der einzige Punkt, an den ich dabei noch glaube.
Die "Zumutungen des MArktes", wie das antibürokratieteam nannte, stehen Junkies jedenfalls tagtäglich durch. Das, was ist, das ist der Markt. Und an dem geht es um Abhängigkeit, ob illegal oder nicht.Das heisst, ich glaube seit einigen Jahren nicht mehr an die Legalisierung, für die das OV nämlich selbst sorgen wird, wenn sie ihm unternehmerisch nutzt. Wir müssen nur gucken, wie sich die Dinge in Italien mit seinen Funktionsregierungen entwickeln, die Mitte der Neunziger die Staatsanwälte behinderten und die Verfassung sozusagen - wieder - verhinderten. Dort wurde das ja alles auch schon exemplarisch vorgeführt, auch unter positivem Einbezug der Brigate Rosse, diesen unlinken Arschlöchern. De-Facto-Legalisierung, wenn auch auf Abruf, hat es in der Schweiz bereits gegeben, und auf sich woanders befindlichen gesellschaftlichen Ebenen existiert sie auch. Auf der nachbarschaftlichen Ebene in den alten, sich wandelnden Arbeiterquartieren wie dem, in dem ich hier bin, und in das ich während der offenen Szene nie gezogen wäre, wie ich voller Schrecken feststellen musste, wenn ich hier früher besuchshalber war, glaube ich an so kleinteilige Massnahmen wie die Fixerstuben, die hier in Zürich eben viel Unheil verhindern. Die müssen aber in den Abstimmungen immer wieder bestätigt werden, und auch jetzt läuft ja gerade wieder eine SVP-Initiative gegen diese Art der Drogenpolitik. Gebrauch der Dealerdienstpistole durfte ich höchstpersönlich, gewissermassen als Kollateralschaden mal erleben, auch den polizeilicher Dienstwaffen in meiner Wohnung. Das war noch in Deutschland vor 20 jahren, als ich einen Junkie bei mir wohnen liess, in einem Haus in einer Gegend voller Drogen, wo man als Jungkünstler eben so unterkam. Ich könnte da viel erzählen. Damals fingen die türkischen Nachbarinnen an, sich anders anzuziehen und meine deutschen Freunde zogen weg, wenn sie konnten, sobald sie ein Kind hatten. Wegen der Drogen, nicht wegen der Kopftücher.

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@Nörgler: Sorry, aber das ist verschwörungstheoretischer Müll. Prohibition führt zwar zu tollen Profiten für das organisierte Verbrechen, hat aber nicht diesen Zweck. Zweck ist schlicht die Verhinderung des Drogenkonsums (dass dieser Zweck nicht erreicht wird, ist offensichtlich).

"Freigabe wäre die ernsthafteste aller Bekämpfungsmöglichkeiten" ist aber auch falsch, da das den Drogenkonsum wohl auch nicht verringern würde. Drogenfreigabe wäre zwar der Untergang des organisierten Verbrechens, aber wie gesagt ist das ja nicht das primäre Ziel staatlicher Drogenpolitik.

Wie kommst du übrigens darauf, dass Heroin in Reinform nicht abhängig machen kann?

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@J@chim: "Naja, der Bezug auf den pöhsen McKinsey et al. wurde jedenfalls schnellstens gebildet..." ---- Dieser Bezug war Voraussetzung, um diesen Beitrag überhaupt zu schreiben, das ist die Fortsetzung eines älteren Diskurses mit anderen Mitteln...

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Für alle, die's noch nicht gemerkt haben: Ches Eintrag hat in allergarkeinster Weise das Thema Bettler/Armut/Elend zum Gegenstand, sondern es ist eine Spitze gegen den Businnes-Bullshit-Bingo-Sprech.
Ich tendiere eher dazu, es als einen Versuch zu interpretieren, Detlef Hartmannsches Cluster-Buch zu verwursten.

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Sagen wir so:Der Beitrag ist aus der Debatte um das Hartmann-Buch entstanden, aber nicht nur. Gemeinsam mit dem Nörgler, Netbitch und Don an der Anti-Bullshit-Bingo-Front stehe ich seit vielen Jahren. Seit 2001 wurde da massiv eine Blog-Gegenöffentlichkeit gegen das Consulting-Neusprech und die schöne neue Welt des Venture-Capital-Verbrennens als dem manifest bösartigen Kern der kranken Seite der postfordistischen Ökonomie aufgebaut. Insofern ist das hier lupenreine Dotcomtod-Tradition.

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Wieviel Kerne hat die postfordistische Ökonomie? Nur den einen bösen? Oder war dotcomtod funktional ein Beschleuniger der schumpeterianischen Chemotherapie aus dem IT-Consulting letztlich gesünder herauskam?

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Ich stelle mir die wie einen Granatapfel vor, mit mehreren Kernen. Ob Dotcomtod die schöpferische Zerstörung potenzierte und somit letztlich zu den Selbstheilkräften gehörte oder zu den Elementen radikaler Kritik, das ist durchaus eine ambivalente Angelegenheit. Die Akteure hatten ja nicht einmal die gleichen Intentionen. Der Nörgler und meine Wenigkeit vertraten die radikale Kritik, Don eher die Selbstheilung.

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Die Außenwahrnehmung jedenfalls war eindeutig.

Wenn ich mich an das Gekreische von GeschäftsführerInnen erinnere, das meinem Praktikanten Jensen in den Ohren gellte, wenn er für meine DCT-Beiträge Interviews führte und unangenehme Fragen stellte, dann war die Wahrnehmung von Dotcomtod als "Heilung" in New-Eco-Businesskreisen nicht sehr verbreitet.

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Hierfür hätten mich gewisse Leute am Liebsten gelyncht

http://www.boocompany.my/index.cfm/content/story/id/11562/

http://www.boocompany.my/index.cfm/content/story/id/11656/

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Die Außenwahrnehmung war eindeutig. Stimmt, das war blanker Hass. Und nicht nur bei den Schwindelfirmen der New Economy, sondern noch bis in die Golem-Foren hinein. Denn zahlreiche Leute, auch persönlich völlig unbetroffene, fanden unerträglich, dass da ein Negativ-Image einer ganzen Branche erzeugt wurde, der sie sich als Programmierer, Entwickler oder PRler verbunden fühlten.

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Ich war selbst Leser von dotcomtod und hab ihm oder euch in einer schwierigen Phase meines Lebens viel zu verdanken. Hab dotcomtod sehr gemocht und meinen Arbeitsplatz in eine Art Informatik Seminar umgewandelt. Die Spinner, die da draussen auf den Gängen rumliefen, wurden durch dotcomtod zu sowas wie "offizielle Spinner", über die ich mich nicht weiter aufregte. Beseitigung des Restzweifels "Entweder die oder ich spinne(n)" senkte meine Agressionen und ich konnte mit ruhigen Verstand an meiner Weiterbildung arbeiten.

Ist eben für die Gesamtgesellschaft Material. Kaum bis nicht zu beeinflussen, was sie damit macht.
Ihr befindet euch da aber in guter Gesellschaft. Nie so viel über Linux gelernt wie in IBM Büros. Hätte man sich 1999 auch nicht vorstellen können.

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Auf mich wirkte dotcomtod eher beruhigend. Der Wahnsinn existierte nicht nur in meiner Einbildung. Es war real.
Die Wahrnehmung war also zumindest zweideutig.
Auf mich hatte es eine verstärkende Wirkung auf eh schon emanzipatorische Bestrebungen.

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Diese Rezeption liest sich sehr spannend. Wir waren ja eine wirklich buntestens zusammengewürfelte Truppe mit hohem Insideranteil. Sehr schade, dass es diese Community in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gibt :-(

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Es war ambivalent,
auch aus meiner Sicht. Einerseits war es enorm beruhigend und stabilisierend, bei der DCT-Lektüre festzustellen, dass man doch nicht der einzige ist, der den Kaiser für nackig (sprich das NE-Pradigma für überwiegend heiße Luft) hält.

Auf der anderen Seite war es manchmal auch verstörend, da irgendwelche Insider aus den Kreisen meiner Auftraggeber zu lesen, machmal sogar mit Worten garniert, die ich selber im Rahmen einer diskreten Rauchpause auf dem Redaktionsbalkon von mir gegeben hatte. Und dann auch selber unter dem Verdacht zu stehen, einer derjenigen zu sein, die den Flurfunk bei DCT veröffentlichten. Das war manchmal schon ein bisschen gespenstisch, nur undeutlich zu ahnen, wer sich auf diesem Weg über Interna auskotzt.

Es gab eine Menge Geschichten, wo ich dachte, wow, geil, dass die das bringen, aber es gab auch Geschichten, wo mich die Tonalität der Häme und Menschenverachtung abstieß. Und bevor jetzt der noergler sich wieder echauffiert und zwingend darlegt, das alles habe bis zum letztem Jota genau so sein müssen als Gegenpol zur offiziellen Jubelpropaganda, da winke ich jetzt einfach mal ab und sage: Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Festzuhalten bleibt für mich, dass aus diesem Umfeld einige Leute kommen, die die Blogszene sehr bereichern, und das tröstet darüber hinweg, dass es jetzt, wo die Zwonull-Blase allmählich platzt, keine keine so zentrale Anlaufstelle mehr gibt wie damals, als die NE über die Klippe ging.

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Genial war es, als wir uns mal in einen Firmenrechner einhackten und die Pläne für eine beabsichtigte betrügerische Insolvenz herunterluden. Jau, das waren schon Zeiten!

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Die jetzige Blase ist einfach nicht so inflationiert.
Ich kenn heute selbsterklärte CRM Consultants, die durchaus seriös sind.
Kuriose Dinger gibts immer:
- Leiter der strategischen E-Commerce Abteilung eines deutschen Weltkonzerns, der kein Englisch konnte.
Frau J, warum hat jetzt Herr X am zweiten Tag dieses Meetings im schönen London die Zähne nicht auseinanderbekommen?
Der kann kein Englisch.
Was!

- echt kompetente und kooperativ-freundliche rumänische outsourcing-Leute, denen es gelingt in einer voll auf gesharten Code aufgebauten Projekt mit Projekt-Wiki, Sametime, etc. das Datenbanksystem auszutauschen, ohne irgendjemanden außerhalb von Bukaresti davon auch nur ein Sterbenswörtchen mitzuteilen.

- interne Administratoren, denen es nicht gelingt in 5 Tagen eine 190 MB große Datei an einen Dienstleister zu übermitteln, während der Entwickler die unter angeblich extremen Zeitdruck in einer Sonntagsschicht bis 3 Uhr morgens erzeugt hat.

- Entwickler, die den ganzen Tag auf irgendwelchen Blogs kommentieren.

aber so aufregend ist das nicht mehr.

Damals eröffneten die briliant geniuses (1 ehemaliges NVA-Mitglied, 1 fränkischer Bauer, 2 schwäbische Bauern), die gerade die Firma gekapert haben, die Begrüßungsmail an die finnische Zentrale jovial mit
Hi gays,
und die Mail ging an die ganze Firma....

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Ich habe mal eine VC-finanzierte Softwareschmiede kennengelernt, die ihre Software noch nicht fertig entwickelt hatte und dem Kunden Simulationen der Benutzeroberfläche (mit simuliertem Ordertracking) auf Flash vorführte, damit der glaubte, das Programm gäbe es schon.

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@ earendil
Die Iran-Contra-Affäre ist kein "verschwörungstheoretischer Müll", sondern festgestellt in einer US-Untersuchungskommission, einer UN-Resolution und einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs.
Im übrigen mal Lindlau lesen, und ansonsten ist bei begrenzter Faktenkenntnis die Klappe nur halb so weit aufreißen immer ein guter Weg.

Heroin hochkonzentriert macht immer süchtig, egal ob verdreckt oder nicht. Aber erstens ist verdreckt noch viel übler, weil es noch viel kränker macht als die Sucht selbst, und außerdem war das Originalprodukt für die orale Einnahme plus geringe Dosierung (statt hochdosiert und intravenös) vorgesehen. Bei kurzer Medikationsdauer etwa zur Schmerztherapie tritt eine Abhängigkeit nicht auf. Mit diesem Medikament muß man natürlich so sorgsam umgehen wie zum Beispiel mit den Diazepamen, die abhängig machen, wenn ich sie mir monatelang täglich hochdosiert einpfeife.

"'Freigabe wäre die ernsthafteste aller Bekämpfungsmöglichkeiten' ist aber auch falsch, da das den Drogenkonsum wohl auch nicht verringern würde."
Exakt das ist der Stammtischschwumpf, gegen den die Drogenmediziner und die Streetworker verzweifelt ankämpfen. Dieses Volksvorurteil ist es, das eine wirksame Antidrogenpolitik verhindert.
Und selbst wenn das den Drogenkonsum nicht verringern würde, dann würde es aber die Krankheiten und das Leiden der Abhängigen verringern, weil der legale Stoff der staatlichen Kontrolle unterläge. Das hieße: Schluß mit dem Dreck!
(Selbstverständlich sehe ich ein, dass diese staatsfetischistische Beschneidung der Marktfreiheit aus grundsätzlichen ordnungspolitischen Erwägungen heraus abzulehnen ist.)

Man sieht immer diese grauenerregenden Bilder von Schwerabhängigen, aber es fehlt dazu die Erläuterung, dass ein großer Teil des Grauens gar nicht auf das Heroin selbst zurückzuführen ist, sondern auf die Streckungsmittel.

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Zu diesen Streckungsmitteln machte Hanns Dieter Hüsch mal ein Lied nach der Melodie von "Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen": "Seifenblasen, die durch die Blutbahn rasen, das merke Dir, sie sind ein Gruß von mir!"

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Entsprechend dem staatlich überwachten Reinheitsgebot der Bier-Droge muß es das auch für Heroin geben, "Synthetisiert nach dem deutschen Reinheitsgebot". – "Ich lasse nur Opiate in meinen Körper, und sonst nichts." – "Das Reine spritzt der Saubermann, wenn Mumbo nicht mehr liefern kann."

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@Nörgler

Die groben Fakten zur Iran-Contra-Affäre sind mir auch ohne Lindlau bekannt: Die Contras finanzierten sich, wie viele andere Paramilitärs später auch, über Drogenhandel, und das wurde von der CIA toleriert bzw. unterstützt. Daraus aber abzuleiten:

"Die Staaten werden sich da auch nicht ändern, da, wie Dagobert Lindlau weiland nachwies, jeder, der Drogen ernsthaft bekämpft (Freigabe wäre die ernsthafteste aller Bekämpfungsmöglichkeiten), die Axt an die Finanzierungsadern der Geheimdienste legt."

ist, ich bleibe dabei, verschwörungstheoretischer Müll. Die "Finanzierungsadern der Geheimdienste" führen in den Staatshaushalt, und die Freigabe von Drogen würde BND und CIA nicht den Garaus machen.

Und die Verschwörungstheorie geht weiter:

"Die staatliche Verfolgung ist tatsächlich das Gegenteil von Kampf gegen die Drogen. Sie dient dem Zweck, Marktkeintrittsbarrieren zu errichten und aufrecht zu erhalten."

Antidrogenpolitik hat das Ziel, den Zugang zu Drogen zu verhindern oder wenigstens zu erschweren, nichts weiter. Bei der Iran-Contra-Affäre gab's halt zwei sich widersprechende Ziele ("war on communism" und "war on drugs" würde man wohl heute sagen), wobei letzteres zugunsten von ersterem zurückgestellt wurde. In Afghanistan ist es ja heute auch so, dass sich "war on terror" und "war on drugs" eigentlich widersprechen.

Dass freier Zugang zu Drogen eine "wirksame Antidrogenpolitik" wäre ist doch hanebüchen. Das behaupten doch nur "Drogenmediziner und Streetworker", die eigentlich eine Abkehr von der Antidrogenpolitik wollen, das aber gemäß dem herrschenden Anti-Drogen-Diskurs formulieren müssen.

Ob eine "wirksame Antidrogenpolitik" überhaupt machbar oder wünschenswert wäre, dazu habe ich bislang übrigens gar nichts geschrieben. Weiß ich auch nicht richtig. Auf jeden Fall würde es das Elend der Abhängigen deutlich verringern, wenn sie Zugang zu sauberem und billigem Stoff hätten - wenigstens in dem Punkt stimme ich dir voll zu. (nüchtern auch ;-))

Schließlich: Ausgerechnet auf diesem Feld den Marktliberalismus zu kritisieren ist absurd.

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Mit Ludwig von Mises forder ich jetzt auch mal Drogenfreigabe und Privatisierung der Bildung.
Aber ich gehe weiter und hätte gerne auch Freigabe des Menschenhandels und völlige Deregulierung des Waffenhandels.

(Hier in der Schweiz handelt es sich beim ersten Punkt auf Konsumentenebene sowieso nur um Anpassung an einen De-Facto-Zustand, der mit den ständigen Kifferinitiativen erreicht werden soll. Wenn man lehrend tätig ist, wie ich nebenberuflich, übrigens an einer privat finanzierten Kunstschule, an der die jüngsten mit 15 Jahren anfangen, dann ist Drogenkonsum eines der energieverbrauchendsten Hauptthemen. Verbote werden auf Schulebene und individuell immer wieder ausgehandelt und neu formuliert. Deswegen wäre ich im Sinne obiger Forderungen und um "Externalisierung von Verantwortung" zu verhindern, auch dafür, das Volljährigkeitsalter bei Null beginnen zu lassen.
Ich rede übrigens auch von Junkies, nicht nur von kleinen Kiffern, die halt nix mitkriegen von dem, was sie später brauchen.

Die Marktpreise, die wegen des Staates so hoch sind, sind offensichtlich so niedrig, dass jedes Schulkind sich irgendwas vom Angebot gut leisten kann, ohne sonst zu verhungern. )

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"Aber ich gehe weiter und hätte gerne auch Freigabe des Menschenhandels und völlige Deregulierung des Waffenhandels."
Diese Bemerkung, t.albert, und erst recht der Mises-Vergleich, ist unsachlich, denunziatorisch und unverschämt, und Du weißt das. Ich schieße jetzt mal nicht mit gleicher Munition zurück. Dass das nicht etwa an leeren Magazinen liegt, ist Dir bekannt.

Es Dir auch nicht entgangen, was ich mit "Markt" meinte, nämlich nicht den Endverbrauchermarkt mit kleinen Mengen und entsprechend kleinen Preisen, sondern den hochprofitablen Multimilliardenmarkt der Drogenkartelle, den es ohne den staatlichen Fahndungsdruck gar nicht gäbe, und schon zweimal nicht mit diesen horrenden Margen.
Das hast Du sehr wohl verstanden, stellst Dich aber künstlich dumm. Schade.

Bei earendil glaube ich nicht, dass er sich dumm stellt – der ist so blöd. Niemand fordert "freien Zugang zu Drogen"; es fordert auch niemand freien Zugang zu Diazepamen oder zu sonst einem apothekenpflichtigen Produkt. Was aber 99,99% aller Experten fordern ist, die Kriminalisierung zu beenden, die nur der – die gesamte Gesellschaft bedrohenden – OK nützt.

Drogen gehören zu den Themen, bei denen man damit rechnen muß, dass andere austicken, als seien religiöse Gefühle verletzt. Wer mit Fakten kommt, verliert. Das wußte ich zwar, konnte aber nicht damit rechnen, dass das auch hier geschieht.

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Wer hat denn gesagt, dass ich Dich meine mit dem Mises-Zeug? Das ich auch zynisch meine, wie Dir schwerlich entgangen sein dürfte, und mein Zynismus hat ja Gründe, die aber nicht in quasi-religiösen Gefühlen liegen.
Ich meine doch ganz andere Beiträge, die hier schon kamen, weshalb z. B. "externalisierte Verantwortung" an- und abgeführt wird.
Und natürlich kenne ich Leute, die freien Zugang zu Drogen fordern, das war in meinen Kreisen sogar ausgesprochene Mode.


Im Übrigen ist alles, was ich sage, dies, und da bin ich vielleicht wirklich anderer Auffassung als Du, auch wenn Du das Austicken nennst, dass wir es hier in der Schweiz bereits mit De-Facto-Freigabe zu tun haben. Und ich erlebe dieses Thema, ob ich mich nun blöd stelle oder nicht, vor Ort im Unterricht auch so. Kriminalisierung findet nicht statt. Und ich erlebe es als hochproblematisch, weil du kaum noch argumentative Handhabe hast.
Und ich weiss doch auch aus eigener Erfahrung als Gymnasiast vor dreissig Jahren, dass wir an einer Schule von ca. 1000 Schülern nur 15 Hanseln waren, die eben die faktische Kriminalisierung in Kauf nahmen. Es war ja nicht so, dass wir keine Angst gehabt hätten, wir haben das doch unsern Lehrern nicht erzählt, oder? Und schon gar nicht sonstigen Behördlern.
Ich weiss nicht, was 99,99% Prozent Experten fordern, aber ich weiss, das der stattfindende Gebrauch zumindest hier in CH solche Ausmasse hat, dass von kriminalisierten Konsumenten nicht die Rede sein kann. Sorry, aber mittlerweile haben das jede Menge junger Leute von ihren Eltern gelernt. Das sind nur noch wenige, die wirklich kriminalisiert werden. Und gesellschaftlich, vor jeder Exekutive, ist das doch gar keine Frage mehr, nicht in der Schweiz.
Das sind auch Fakten.

Ich denke, dass da ganz andere Gespräche stattfinden müssten, das ist nämlich nicht nur eine Fragestellung für Streetworker und Kriminalisten. Eben nicht mehr.

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"Drogen gehören zu den Themen, bei denen man damit rechnen muß, dass andere austicken, als seien religiöse Gefühle verletzt." -> "Bei earendil glaube ich nicht, dass er sich dumm stellt – der ist so blöd." :-))

Aber das ist wohl kein Austicken, du bist generell so pöbelig drauf, gell?

Wenn du mit "Freigabe" nicht "freien Zugang" meinst, sondern kontrollierte Abgabe an Abhängige und Ende der Strafverfolgung (oder was weiß ich), dann solltest du das auch schreiben.

Ansonsten hab ich nicht deine Forderungen kritisiert, sondern nur deine falschen Erklärungen staatlicher Antidrogenpolitik.

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"... du bist generell so pöbelig drauf, gell?"
Ja, richtig, alte Dotcomtod-Schule, das ist wie beim Schwimmen: man verlernt es nie.

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