Sonntag, 31. Januar 2010
Der Heimslang
che2001, 18:48h
gerade wieder auf einem Familientreffen gewesen und festgestellt, dass viele Ausdrücke, die in unserer Sippschaft so gebräuchlich sind im heute aktiven Wortschatz anderswo schon gar nicht mehr vorkommen, Begriffe, die während meiner Kindheit in den Sechziger und Siebziger Jahren noch weit verbreitet waren. Zum Beispiel kekhalsig, Beist, Lodderbast, Jetzt schlägts 13, spornstreichs, dufte, knorke, du bist ja´n Happen detsch, Dösbaddel, auf dem Kieker, Klafalle, Spökenkieker, Molle bzw. mit Mollen schütten, eine Packe Bratschen. Kennt man diese Ausdrücke noch?
P.S.: Eine Packe Bratschen kenne ich sogar in der englischen Übersetzung, in beiden möglichen Versionen;-)
P.S.: Eine Packe Bratschen kenne ich sogar in der englischen Übersetzung, in beiden möglichen Versionen;-)
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netbitch,
Sonntag, 31. Januar 2010, 19:56
Alle Bratschen sind gepackt
Und was heißt eine Packe Bratschen denn überhaupt und was sind die zwei englischen Versionen?
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 00:35
Die Packe Bratschen
Das bedeutet soviel wie die Siebensachen, und auf Englisch heißt das einmal Viola Luggage (Koffer für eine Bratsche, also eine etwas größere Geige) und einmal Kits and Caboodle (Siebensachen).
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dosron,
Montag, 1. Februar 2010, 01:31
"Dösbaddel" gehörte dazu. Also nicht im Pott, aber in Westfalen.
Passt nicht in die Gegend. Klingt ziemlich norddeutsch.
Passt nicht in die Gegend. Klingt ziemlich norddeutsch.
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entdinglichung,
Montag, 1. Februar 2010, 10:42
Dösbaddel und Spökenkieker(ei) ist auch im Hamburger Platt bzw. im Missingsch geläufig, die anderen Begriffe nicht
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tuc,
Montag, 1. Februar 2010, 12:52
Davon kenne ich:
– Jetzt schlägts 13
– dufte
– knorke
– Dösbaddel
– auf dem Kieker
– Spökenkieker (auch: Spökenkiekerei)
– Molle
Ist noch jemandem "um den Pudding gehen" geläufig??
– Jetzt schlägts 13
– dufte
– knorke
– Dösbaddel
– auf dem Kieker
– Spökenkieker (auch: Spökenkiekerei)
– Molle
Ist noch jemandem "um den Pudding gehen" geläufig??
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entdinglichung,
Montag, 1. Februar 2010, 14:24
im Sinne von "um eine Sache herum eiern" oder von "Umweg machen/eine Runde drehen", kenne beide Bedeutungen?
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 14:27
Ich kenne das im Sinne von "um die Häuser ziehen" oder z.B. auf Parkplatzsuche mehrere Runden drehen.
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 14:28
Kekhalsig bedeutet mit nacktem Hals, ohne Kragen (und ist negativ gemeint, z.B. "Kind, was bist du wieder kekhalsig bei der Kälte"), ein Beist ist ein Biest, genaue Wortbedeutung entspricht dem englischen bitch (nicht mit der deutschen Schlampe genau identisch, denn Schlampe im Sinne von unordentliche, verdreckte oder faule und nachlässige Frau heißt dort ragback, bitch meint also nur eine entweder sexuell etwas überaktive bzw. treulose oder eine charakterlich miese, unehrliche Frau). Ein Lodderbast ist eine männliche Schlampe, dies aber wiederum im Sinne von dreckig, unordentlich, faul usw.. (Nicht zu verwechseln mit Lorbaß=Herumtreiber)
Detsch meint dämlich oder doof, Klafalle je nach Zusammenhang ein windschiefes, schättriges oder verfallenes Haus oder ein Bett.
Detsch meint dämlich oder doof, Klafalle je nach Zusammenhang ein windschiefes, schättriges oder verfallenes Haus oder ein Bett.
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wolf-dieter busch,
Montag, 1. Februar 2010, 15:04
Einem Wort trauere ich nach ...
... und zwar knorke.
Ich selbst habe es nicht benutzt. Genau genommen kannte ich es nur aus der schrifftlichen Überlieferung aus den 50ern. -- Und warum bin ich traurig? Weil ich das Wort ... ähm ... knorke fand.
Ich selbst habe es nicht benutzt. Genau genommen kannte ich es nur aus der schrifftlichen Überlieferung aus den 50ern. -- Und warum bin ich traurig? Weil ich das Wort ... ähm ... knorke fand.
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 15:51
Im Gebrauch war das aber noch in den 70ern - zumindest schriftlich in deutschsprachigen Kinder-Comics wie Fix&Foxi oder Felix.
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mark793,
Montag, 1. Februar 2010, 16:17
Stimmt,
aber es riecht trotzdem muffig nach Berliner Schnauze der Vorkriegszeit.
"Jetzt schlägts Dreizehn" sagte meine Mutter oft, aber die ganzen anderen Ausdrücke waren im Süden Deutschlands damals weder bekannt noch gängig, mit Ausnahme vielleicht von "Dösbaddel", das hatte man zumindest mal gehört.
"Jetzt schlägts Dreizehn" sagte meine Mutter oft, aber die ganzen anderen Ausdrücke waren im Süden Deutschlands damals weder bekannt noch gängig, mit Ausnahme vielleicht von "Dösbaddel", das hatte man zumindest mal gehört.
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entdinglichung,
Montag, 1. Februar 2010, 16:40
gibt es überhaupt noch Menschen, welche den Begriff "dufte" aktiv verwenden ... klingt so nach 1970er ARD-Jugendsendungs-Vokabular?
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 17:03
Fragt den Knorkologen
http://www.textlog.de/tucholsky-der-fall-knorke.html
"Dufte" kenne ich aus dem Vokabular der Apo-Generation, als die aktuell tatsächlich noch Studis waren, und wir gebrauchten den Ausdruck als Schulkinder in den 70ern. Wie auch Mischpoke, schmusen, meschugge, Reibach, Neppes und Tohuwabohu ist das jiddisch (eine Sprache, die mein Großvater noch beherrschte), während mies, fies, Kies (für Geld, ebenso Moos), baldowern, Bock haben, Schuriegeln, Schmuh, Plattheiten, aber auch plattmachen hingegen aus dem Rotwelschen sind. Schore hieß ursprünglich Beute oder Hehlerware, heutzutage hingegen Heroin.
Ach ja, an der Mauer unseres Hauses finden sich Gaunerzinken.
"Dufte" kenne ich aus dem Vokabular der Apo-Generation, als die aktuell tatsächlich noch Studis waren, und wir gebrauchten den Ausdruck als Schulkinder in den 70ern. Wie auch Mischpoke, schmusen, meschugge, Reibach, Neppes und Tohuwabohu ist das jiddisch (eine Sprache, die mein Großvater noch beherrschte), während mies, fies, Kies (für Geld, ebenso Moos), baldowern, Bock haben, Schuriegeln, Schmuh, Plattheiten, aber auch plattmachen hingegen aus dem Rotwelschen sind. Schore hieß ursprünglich Beute oder Hehlerware, heutzutage hingegen Heroin.
Ach ja, an der Mauer unseres Hauses finden sich Gaunerzinken.
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che2001,
Montag, 1. Februar 2010, 19:16
Danke für diese Perle!
Dann gibt es noch das Jenische, in dem Gott Mabukel heißt und nablo verrückt. Eine alte Bekannte spricht einen spezifisch paderbornensischen Unterschichtsslang, der aus Platt, Rotwelsch und Jiddisch gemischt ist und wo Hund Jucholo heißt.
Dann gibt es noch das Jenische, in dem Gott Mabukel heißt und nablo verrückt. Eine alte Bekannte spricht einen spezifisch paderbornensischen Unterschichtsslang, der aus Platt, Rotwelsch und Jiddisch gemischt ist und wo Hund Jucholo heißt.
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microgod,
Donnerstag, 4. Februar 2010, 06:20
Gaunerzinken gibt es solche und solche. Bei einigen geht der Gauner fürbaß zum nächsten Haus.
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charon,
Donnerstag, 4. Februar 2010, 06:42
in den gauen meiner herkunft sollte man besser keine fisimatenten machen, eine redewendung, die angeblich aus der zeit der napoleonischen besatzung stammte ("franzosenzeit"). die jungen maedel wurden von den soldaten mit "visitez ma tente" zum gemeinsamen zeitvertreib angelockt, woraus die besorgten elterlichen ohren fisi-ma-tent machten. "mach mer blos kei fisimatende" bedeutet am ehesten wohl, keinen Unsinn machen zu sollen.
das schlimmste schimpfwort, das meine urgrossmutter (1880er geboren) kannte und konsequent gegen meine aeltere schwester anwendete, war "das mensch" oder gesteigert "das lumpenmensch" - wie ich spaeter lernte bedeutet das soviel wie "luder" oder sexuell gewendet "hure".
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che2001,
Donnerstag, 4. Februar 2010, 16:05
Fisimatenten kenne ich auch, ebenso das gleichbedeutende Spirenzien. Das wiederum leitet sich ab von einem Fürsten Spirenski, der für katharina die Große eine Verfassung für Russland entworfen hatte, die nie in Kraft trat und deren Text vor dem einfachen Volk geheimgehalten wurde und die Katharina einzig zu dem Zweck sich zugelegt hatte, um damit im Gespräch mit aufgeklärten Westlern glänzen zu können.
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entdinglichung,
Donnerstag, 4. Februar 2010, 18:02
und der Legende nach leitet sich "Pumpernickel" von "bon pour Nickel" - gut für Napoleons Pferd namens "Nickel" her
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auch-einer,
Freitag, 5. Februar 2010, 17:05
Eine alte Bekannte spricht einen spezifisch paderbornensischen Unterschichtsslang, der aus Platt, Rotwelsch und Jiddisch gemischt ist und wo Hund Jucholo heißt.
nanu.
da dachte ich immer, in paderborn sei man katholisch, und zwar richtig, nicht so spitzig. dabei sagt man dort zum hund jucholo anstatt tailoff und lässt auch sonst den lieben gott einen guten mann sein.
Gaunerzinken gibt es solche und solche.
eben. am allerschönsten der da:
ein längerer strich mit einem kürzeren querstrich im oberen drittel, also etwa wie ein kreuz, das besagt:
fromm tun hilft.
nanu.
da dachte ich immer, in paderborn sei man katholisch, und zwar richtig, nicht so spitzig. dabei sagt man dort zum hund jucholo anstatt tailoff und lässt auch sonst den lieben gott einen guten mann sein.
Gaunerzinken gibt es solche und solche.
eben. am allerschönsten der da:
ein längerer strich mit einem kürzeren querstrich im oberen drittel, also etwa wie ein kreuz, das besagt:
fromm tun hilft.
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che2001,
Freitag, 5. Februar 2010, 19:14
Nach Rücksprache korrigiert
Der Slang ist nicht "spezifisch paderbornisch", sondern in ganz Ostwestfalen verbreitet gewesen mit Schwerpunkt auf Münster und nannte sich Masematte.
http://books.google.de/books?id=qhqJMjkkXv8C&pg=PA40&lpg=PA40&dq=Jucholo&source=bl&ots=WkpsTXA-Ef&sig=4_eYc8aRviHQkqVQabIgEft8k1c&hl=de&ei=8VBsS4qUFcWi_AbglcjCBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&ved=0CBkQ6AEwBA#v=onepage&q=Jucholo&f=false
http://books.google.de/books?id=qhqJMjkkXv8C&pg=PA40&lpg=PA40&dq=Jucholo&source=bl&ots=WkpsTXA-Ef&sig=4_eYc8aRviHQkqVQabIgEft8k1c&hl=de&ei=8VBsS4qUFcWi_AbglcjCBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&ved=0CBkQ6AEwBA#v=onepage&q=Jucholo&f=false
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netbitch,
Dienstag, 9. Februar 2010, 00:27
Hier spricht das Milljöh
Spannend ist auch noch die Huren- und Zuhältersprache, in der ein Zuhälter "Mann aus dem Leben" heißt, Hure "Ische", "Pferdchen", "Dame" oder "Lady" (was eine Rangfolge darstellt), Normalos "Ottos" und "Ullas" und schlimmstenfalls "Rieke" oder "Tille" genannt und männliche Kumpels mit "Säule" angeredet werden, und eine lebenslustige Dame heißt "Amüsiermatratze", ein Junggeselle hingegen "Matratzensolist", ein zahlungskräftiger Stammfreier "Matratzendirigent". "Sahne vor den Fenstern" bedeutet zusammengeschlagen und vergewaltigt zu werden, meist als Strafe für Aussagen bei "der Schmiere", denn "Bullen" sagt in der Szene niemand. Ein Taxifahrer ist ne "Asphaltnutte", ein Blödmann, insbesondere aus dem Millieu ein "Haubentaucher" oder "Hühnerhabicht" bzw. "Fahrradstenz". Handschellen sind "Klickmänner", und Waffen "Zachem" (Messer und Schnittwerkzeuge), "Eisen" (Pistolen), "Bellmänner" (Trommelrevolver), "Mußspritzen" (Maschinenpistolen) und "Ofenrohre" (Schrotflinten, Pump-Guns). Eine "Ofenrohr" kann aber auch ein großer Joint sein, ein starker Joint heißt "Bombe".
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che2001,
Dienstag, 9. Februar 2010, 01:08
Ja,und eine Bombe heißt Klarverteller und ein Killer Minusmann oder Exer. Kennt jemand eigentlich noch den Begriff toff?
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che2001,
Mittwoch, 10. Februar 2010, 20:27
Eine schöne Geschichte zur Molle
Meine Oma, der Herkunft nach halbalphabetisierte Landarbeiterin ("Bin mit nem Brikett zur Schule gegangen, der Lehrer konnte heizen, und so habe ich bestanden") sagte mal: "Die liegt jetzt im Koma. Koma, das ist doch die Molle, in die die ganz Kranken gelegt werden."
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