Donnerstag, 9. September 2010
Intransigenz rules
Hallelujah! Merkel wetterte heute erstmals gegen Evangelikale (im Zusammenhang mit einer angekündigten Koranverbrennung), die Post-Sarrazin-Debatte tendiert einerseits zu einer Wiederhoffähigkeit von Ultrarechts, andererseits entledigt sich aber auch der weit in die Sozialdemokratie reichende Konservatismus soweit seiner ethisch und demokratisch begründbaren Grundlagen, dass die "hässliche Fratze des Faschismus" (Meinhof) ganz ohne Bomben und Attentate als inmitten dieser Gesellschaft vorhanden wahrnehmbar wird. Vielleicht kommen wird endlich zu klaren Verhältnissen, die angegangen werden können.

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Leider hat man momentan den Eindruck, dass viele diese Fratze gar nicht so hässlich finden.

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Das war 1933 nicht so viel anders.

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In der SPD schon

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Ja, aber heute nicht. Die würde einem Ermächtigungsgesetz zustimmen. Damals wäre Bürgerkrieg die passende Antwort gewesen. Wären Reichsbanner, Eiserne Front und Rotfront aufmarschiert hätte es viel Blutvergiessen, aber keinen Zweiten Weltkrieg gegeben.

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das Problem war aber auch, dass die Strategie der drei genannten Organisationen vor allem aus dem "Aufmarschieren" bestand und dass mensch sich kaum (anders als bei den kleinen linksradikalen Organisationen wie SAPD, KPO, ISK, LO, FAUD, etc.,) auf die illegale Arbeit vorbereitet hatte, weiterhin war die Basis von SPD & KPD vielfach durchaus bereit, zu härteren Aktionen zu greifen, aber eben zumeist nur, wenn der Vorstand es befohlen hätte

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An diesem Befehlsprinzip hakt alles bei den Deutschen. Aktive ISK-Mitglieder habe ich ja sogar noch kennengelernt. Aber wer war die LO?

BTW August Thalheimer war ja einer der mich prägenden linken Theoretiker.

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"Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)", damaliger Name der TrotzkistInnen - http://www.labournet.de/diskussion/geschichte/berens.pdf - Thalheimer war auch für mich wichtig, habe Anfang/Mitte der 1990er versucht, seine Theorien zum Faschismus in den Antifa-Zusammenhngen, in denen ich mich bewegte, populärer zu machen, mit mässigem Erfolg

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Dagegen habe ich die Ansätze von Bauer und Thalheimer in eigenen historischen Arbeiten verwendet, ebenso Poulantzas. Nur 10 Jahre später scheint das in der Geschichtswissenschaft nicht mehr möglich zu sein, damals stieß ich damit auf keinerlei Widerspruch.

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war Tim Mason nicht auch von Thalheimer stark beeinflusst?

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War er. Mason und Thompson gehören ja auch zu den Leuten, an denen die eigene historische Brille sich ausrichtete.

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"Damals wäre Bürgerkrieg die passende Antwort gewesen. Wären Reichsbanner, Eiserne Front und Rotfront aufmarschiert hätte es viel Blutvergiessen, aber keinen Zweiten Weltkrieg gegeben."

wirklich? ist das geschichtswissenschaft oder alernate history?

wo wäre die reichswehr gestanden, und wo die sa? ich denke, die reichswehr wäre treu zum kanzler gestanden und hätte mit der sa die roten frontkämpfer, das reichsbanner und alles, was da sonst noch verdächtig war, erschossen, erschlagen, gehängt.

angenommen, die reichswehr hätte die nsdap in eienm aufwasch gleich mit erledigt, ein krieg im osten wäre für ein national-reaktionär-autoritäres regime (v. papen/hindenburg) ebenfalls eine option gewesen und wäre auch geführt worden, allein schon, um im inneren ruhe zu schaffen.

wenn nun nicht nur polen und die tschechei den krieg gegen die sowjetunion unterstützt hätten, sondern auch frankreich und england, letztere mit der überlegung, dass man so nicht nur zwei feinde schwächen sondern auch bis dahin mit beiden geschäfte machen kann...

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Na ja, kurz nach Hitler kam in Frankreich die Volksfront, also die Koaltion aus Sozialisten, Radikalen und Kommunisten unter Leon Blum an die Macht, und die hätte in einen deutschen Bürgerkrieg sicher nicht auf Seite Papens und Hindenburgs interveniert. Pilsudski-Poeln war antisozialistisch bis in die Knochen, hätte sich aber dennoch niemals auf die Seite des Siegers von Tannenberg gestellt. Da wäre noch Einiges offen gewesen. Und ein Generalstreik der Arbeiter in den Betrieben zeitgleich mit der Mobilisierung der proletarischen und republikanischen Verbände hätte die Sache für Reichswehr und SA auch nicht gutaussehen lassen. Zeitzeuge Hans Meyer ging zumindest davon aus, dass so etwas hätte klappen können. Wie immer waren die deutschen ArbeiterInnen zu deutsch: Sie warteten auf den Befehl von oben.

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nun soll es auch zeitzeugen geben, die hitler und seinen verbrtrechern zugute halten, immerhin für arbeit gesorgt zu haben. interessant das österreichische beispiel, in bruck / mur gibt es eine kolomann-wallisch-str.

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Diese Zeitzeugen dürften innerhalb der hier relevanten Gruppe, also der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft, die die Fußtruppen von Reichsbanner, Rotfront und Eiserner Front stellte aber so um die 0% ausmachen.

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Wenn ihr Spaß an derartigen Was-wäre-wenn Überlegungen habt, dann kann ich euch nur wärmstens Christian von Ditfurths "Der Consul" an's Herz legen, ein Kriminalroman, bei dem es um den Mord an Hitler geht, der 1932 mit einer Goethestatuette erschlagen aufgefunden wird. Ditfurths Beschreibung eines Deutschlands kurz vor einem Bürgerkrieg ist allererste Sahne.

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Ich weiß. Hat der nicht auch ein Buch über den Sieg des Sozialismus in Deutschland mit dem Titel "Die Mauer steht am Rhein" verfasst?

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alterbolschewik,
danke für den hinweis.

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Ehrlich gesagt habe ich Angst vor "klaren Verhältnissen", bei denen ich mich so offensichtlich in einer extrem klaren Minderheitenposition befinde. Ganz insgeheim habe ich mich die letzten Tage wirkich gefragt, ob das anti-deutsche Gesox mit seinem Mantra "Alles Nazis außer Mutti" nicht vielleicht doch richtig liegt (aber wahrscheinlich sind die auch auf Sarrazins Seite, Hauptsache, es geht gegen die "Islamofaschisten"). Ich fürchte, wenn man heute eine Anti-Sarrazin-Demo auf die Beine stellen würde, würden das zu einem Spießrutenlaufen wie bei linken Demos in den Jahren vor 68 ausarten.

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Militante Untersuchung
Um das zu eruieren sollte man eine Anti-Sarrazin-Demo machen. Ich schaue mal, was sich da mobilisieren lässt.

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wenn der bursche irgendwas bestimmt nicht braucht, dann aufmerksamkeit.

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Auch wieder war. Aber eine solche Kraftprobe könnte auch zeigen, wo wir wirklich stehen. Es geht ja nicht um den, sondern um Neokonservatismen in Allgemeinen.

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da halte ich die v.d. leyen für sehr viel gefährlicher, sozial gesehen das lächelnde fallbeil.

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Also, ich kläre ab, ob es Sinn macht, tatsächlich zu einer Demo gegen Rassenhygiene und dergleichen zu mobilisieren, in den Zusammenhängen stecke ich ja drin. Und die öffentliche Wirkung zu testen ist schon interessant.

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schlimm daran ist nur:
"Merkel wetterte heute erstmals gegen Evangelikale (im Zusammenhang mit einer angekündigten Koranverbrennung)"

politik wäre, um mit dem bundeskanzler a. d. helmut kohl zu reden, den mantel der geschichte zu packen: hier und jetzt, aber sofort, den abzug aus afg erklären, mit der begründung kompletter stategischer und taktischer unfähigkeit der führungsmacht gegenüber ihren verbündeten, wie z. b. regierung karzai und den menschen, die sie unterstützen.

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Auf den Punkt!

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