Dienstag, 3. Juli 2012
Zwischen Wahnsinn und Verstand III
che2001, 02:11h
Onkel Otto
Das "Onkel Otto" ist eine Kneipe in der Bernhard-Nocht-Straße, die wiederum parallel zur Hafenstraße verläuft. Die Bernhard-Nocht liegt etwas höher, und beide Straßen sind durch lange Treppen miteinander verbunden. Das Störtebeker-Haus liegt schräg unterhalb der Kneipe, du siehst direkt drauf. Neben dem "Onkel Otto" befindet sich eine kleine Galerie, die im Augenblick etwas zerbröselt aussieht, weil ein paar Frauen sie wg frauenfeindlicher SM-Aktausstellung gesmasht haben (StaatsschützerInnen unter der ansonsten ehrenwerten Leserschaft können getrost weglesen; wenn sie es nicht tun, wird auch kein Schaden angerichtet, denn hier wird garantiert nicht auf die Frage eingegangen, ob die Frauen nun in der Hafenstraße wohnen oder nicht). Davon wird gleich noch die Rede sein. Sehen wir uns zunächst die Kneipe an; es ist ölf Uhr abends, sternklare Julinacht, und vor dem Onkel sitzen noch ein paar Leute draußen, einige davon vermummt, schließlich fahren öfters Zivis vorbei. Drinnen ist es gerammelt voll, wobei gesagt werden muß, daß der Onkel n büßschen lütt ist. An einem Tisch sitzen sich Britt und Henning gegenüber und unterhalten sich intensiv. Ihr Gespräch können wir nicht verstehen, dafür sind wir zu weit weg; stattdessen Schwenk nach draußen und in die Totale. Auf der anderen Seite, Richtung Stadt - hinter der Hafenstraße gehts runter zur Elbe - ist ein Sado-Maso-Shop, und damit ist die Grenze auch schon markiert: hier beginnt das eigentliche St Pauli, wo auf fast jeder Kneipentür steht: "Betreten für Minderjährige und Frauen verboten!", hier dackeln die hochnotpeinlichen Provinzpapis lang, um einmal im Leben ihre Rammlerinstinkte bis zum Exzeß auszutoben (zumindest nehmen sie sich das vor, tatsächlich verlieren sie vor allem sehr viel Geld); hier toben sich Heerscharen von Matrosen und GIs tatsächlich aus; hier wird allnächtlich die vielleicht nicht brutalste, auf jeden Fall aber vulgärste und augenfälligste Form von Frauenunterdrückung als öffentliches Spektakel zelebriert; GRÖßER, GRELLER, BUNTER (so die Leuchtreklame über einem der Läden) als in vergleichbaren Städten. Die dortige Insiderkneipe nennt sich "Zur Ritze", dementsprechend ist ihr Eingang ein schwarzer Vorhang mit fleischfarbenem Saum. Das ist heute wohlbedachtes Marketing, eine Touristenattraktion, die so durchgestylt ist wie eine Neondisko der Post-Wave-Ära, aber das war nicht immer so: Zur Zeit derNutella-Bande war das ein Treffpunkt des Zuhältermilieus, und wer nicht von vornherein wie ein Lude aussah bzw bekannt war wurde rausgeschmissen. Hier wurde Mucki Pinzner angeworben, hier rekrutierte sich die Gehilfenschar der Zuhälterszene.
-Zurück ins Onkel Otto: Wir bekommen jetzt mit, worüber sich Henning und Britt schon seit einer Weile unterhalten.
"Die ganze Aktion war doch Müll!" meint Henning gerade. "Nebenan sind die Puffs, sind die ganzen Ludenläden, ist die "Ritze", und ihr haut ausgerechnet diese Galerie kaputt! Wat soll das?" "Ich kenne genug Frauen, die dir allein dafür, daß du als Mann sowas sagst, schon eine reinhauen würden!" antwortet Britt mit einem Zucken um die Mundwinkel. "Geile Vorstellung, was?" "Lötzinn! Du hast ja recht, das sieht abstrus aus, aber kiek mal: Die fertigen Läden auf dem Kiez sind nicht unser Teil; die gehören den Luden, und mit denen einen Krieg zu haben - na, da sind mir Bullen, Skins und Hools aufeinander noch lieber. Hab keinen Bock, in nen Betonpfeiler einbetoniert zu werden. Von den Frauen auf dem Kiez sind solche Aktionen auch nicht erwünscht. Die leben da nämlich ständig und haben wenig Möglichkeiten, sich zu wehren. Ein paar Sachen laufen da aber schon, und die würden wir kaputtmachen, wenn wir einfach reinknallen" "Ist schon klar, aber warum die Galerie?"
"Ich kann dir sagen, warum die Galerie. Viele von uns kamen wirklich mit PorNo-Vorstellungen, für die war die Galerie n Ersatzziel, weil wir an die Luden nicht rankommen. Für mich war das aber ganz anders. Ich hab die ganzen Zensurteile immer für Müll gehalten, bin in der Hinsicht ja selbst n gebranntes Kind. Ich stimm dir auch zu, wenn du das im Angesicht der Kiezszenerie für aberwitzig hältst." "Warum aber dann?" Britt holt einen Moment Luft und nimmt einen Schluck Bier. "Weil wir wenigstens rund um den Hafen von dieser kommerziellen Pseudokulturkacke verschont bleiben wollen. Diese grün-alternativen Galeristen- und Boutiquenspießer sind, wenn sie Geld machen wollen, genau so skrupellos wie die Bonzen, aber sie tarnen sich viel besser. Nichts ist tödlicher für die Szene als ihre Kommerzialisierung durch frühere Genossen. Der Feind steht mitten zwischen und unter uns, bzw es sind dieselben Leute, die ständig dazwischen schwanken, ob se sich uns anbiedern oder distanzieren sollen, die Spalterschweine, die gegenüber ihrer spezialdemokratischen Freundesmischpoke damit prahlen, "Szenekontakte" zu haben - wo denn auch maln Staatsanwalt oder so was dabeisitzt."
"Erinnert mich an 'Leben als Sabotage'" meint Henning etwas versonnen. "Genau! Der Detlef hat damit den Nagel auf den Arsch getroffen!". Sie drückt ihre Kippe aus, grinst breit und setzt hinzu: "Obwohl er n Mann ist."
- Damit hat sie sich selber ein Stichwort gesetzt, das auf einer anderen Ebene liegt, und den Rest des Abends macht Britt sich daran, Henning heftig anzubaggern, was auch erfolgreich verläuft. In der Hinsicht ist der Junge ein bißchen wacher als Alfie. Weil die erotische Abteilung in diesem Buch aber noch kommt, wenden wir uns mal schnell den beiden ab und ein paar grundsätzlicheren Überlegungen zu.
Zunächst verlassen wir einmal - natürlich nur vorübergehend - den originären Szene-Standpunkt und stellen uns naiv. Was ist es denn, was von bürgerlicher Seite, von den Medien, der Polizei und Justiz, dem SPD-FDP-CDU-Spektrum an Argumenten gegen die Hafenstraße ins Feld geführt wird? Natürlich sagen sie nicht: "Wir sind gegen autonome Politik!" oder: "Wir sind gegen linke Zentren!", auch nicht: "Wir wollen dieses Viertel luxussanieren!". Auch die Tatsache, daß die Häuser besetzt wurden, das bürgerliche Eigentumsrecht angegriffen wird, steht nicht mehr im Zentrum der Argumentation. Vielmehr ist ständig zu hören: "Von diesen Häusern geht Gewalt aus, sie sind eine Brutstätte der Kriminalität." Wenn wir die RAF-in-der-Hafenstraße-Theorie mal weglassen, ist diese Argumentation wirklich abstrus. Da sind nebenan die Puffs, die Zentren der Zuhälterszene, die Claims von Mafia und Camorra. Und dann ist da in der Hafenstraße eine Kriminalität, die sich auf Verteidigung gegen Bullengewalt, ein bißchen Shit und LSD verticken, gelegentliche Kloppereien und Autoknackereien beschränkt. Abgesehen davon, daß noch nachzuweisen wäre, was die kleine Alltagskriminalität nun mit den konkreten BewohnerInnen der Häuser zu tun hat - solche lütten Gaunereien gehören für die ärmeren Leute in Ghettos wie St Pauli oder St Georg einfach zum täglichen Überlebenskampf. Für die "Bild"-Zeitung war es ein gefundenes Fressen, als Leute, die aus Autos die Radios geklaut hatten, dort sog. "Behönkeltenquittungen" zur Vorlage bei der Versicherung hinterlegten. Aber ist dies nicht die menschlich anständigste Form der Kriminalität überhaupt, vergleichbar dem Verhalten sogenannter "ehrlicher Diebe" im europäischen Mittelalter oder im Orient? Wenn es so etwas wie "Gaunerehre" jemals gegeben hat - hier lebt sie, während sich viele Leute aus wirklich guten Gründen schon nicht mehr durch die nächtlichen Parks einer Kleinstadt wie, sagen wir: Wolfenbüttel oder Winsen an der Luhe trauen.
Ein anderes Beispiel: St Pauli insgesamt ist eine Hochburg des Handels mit harten Drogen. Während aber die Fahndungserfolge der Polizei gegen HeroindealerInnen nur ein Tropfen auf den heißen Stein bleiben, die Verquickungen zwischen Großdealern, Kiez-Königen, AnwältInnen und Teilen des Staatsapparates offensichtlich und seit der Pinzner-Geschichte auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt sind, haben es die Leute um die Hafenstraße mit ihrer "H-Dealer-verpißt-Euch-Kampagne" wirklich geschafft, Heroin aus ihrer Szene weitgehend heraus zu kriegen. So seltsam es klingen mag, nach den Maßstäben von St Pauli gesehen ist die Hafenstraße so etwas wie eine Zivilisationsinstanz, eine Trägerin von Kultur und Menschlichkeit auf einem verdammt inhumanen Pflaster. Die Wertmaßstäbe einer akademischen Mittelstandssiedlung im Grünen können wir auf St Pauli nun einmal nicht anwenden.
Nun will ich den actiongeilen Leser und die ungeduldige Leserin aber nicht allzulange mit kulturphilosophischen Überlegungen, den täglichen Wahnsinn betreffend, langweilen, sondern in die Welt der handfesten Ereignisse zurückkehren. Vorhang auf für Alfies Erlebnisse in Frankfurt!
Das "Onkel Otto" ist eine Kneipe in der Bernhard-Nocht-Straße, die wiederum parallel zur Hafenstraße verläuft. Die Bernhard-Nocht liegt etwas höher, und beide Straßen sind durch lange Treppen miteinander verbunden. Das Störtebeker-Haus liegt schräg unterhalb der Kneipe, du siehst direkt drauf. Neben dem "Onkel Otto" befindet sich eine kleine Galerie, die im Augenblick etwas zerbröselt aussieht, weil ein paar Frauen sie wg frauenfeindlicher SM-Aktausstellung gesmasht haben (StaatsschützerInnen unter der ansonsten ehrenwerten Leserschaft können getrost weglesen; wenn sie es nicht tun, wird auch kein Schaden angerichtet, denn hier wird garantiert nicht auf die Frage eingegangen, ob die Frauen nun in der Hafenstraße wohnen oder nicht). Davon wird gleich noch die Rede sein. Sehen wir uns zunächst die Kneipe an; es ist ölf Uhr abends, sternklare Julinacht, und vor dem Onkel sitzen noch ein paar Leute draußen, einige davon vermummt, schließlich fahren öfters Zivis vorbei. Drinnen ist es gerammelt voll, wobei gesagt werden muß, daß der Onkel n büßschen lütt ist. An einem Tisch sitzen sich Britt und Henning gegenüber und unterhalten sich intensiv. Ihr Gespräch können wir nicht verstehen, dafür sind wir zu weit weg; stattdessen Schwenk nach draußen und in die Totale. Auf der anderen Seite, Richtung Stadt - hinter der Hafenstraße gehts runter zur Elbe - ist ein Sado-Maso-Shop, und damit ist die Grenze auch schon markiert: hier beginnt das eigentliche St Pauli, wo auf fast jeder Kneipentür steht: "Betreten für Minderjährige und Frauen verboten!", hier dackeln die hochnotpeinlichen Provinzpapis lang, um einmal im Leben ihre Rammlerinstinkte bis zum Exzeß auszutoben (zumindest nehmen sie sich das vor, tatsächlich verlieren sie vor allem sehr viel Geld); hier toben sich Heerscharen von Matrosen und GIs tatsächlich aus; hier wird allnächtlich die vielleicht nicht brutalste, auf jeden Fall aber vulgärste und augenfälligste Form von Frauenunterdrückung als öffentliches Spektakel zelebriert; GRÖßER, GRELLER, BUNTER (so die Leuchtreklame über einem der Läden) als in vergleichbaren Städten. Die dortige Insiderkneipe nennt sich "Zur Ritze", dementsprechend ist ihr Eingang ein schwarzer Vorhang mit fleischfarbenem Saum. Das ist heute wohlbedachtes Marketing, eine Touristenattraktion, die so durchgestylt ist wie eine Neondisko der Post-Wave-Ära, aber das war nicht immer so: Zur Zeit derNutella-Bande war das ein Treffpunkt des Zuhältermilieus, und wer nicht von vornherein wie ein Lude aussah bzw bekannt war wurde rausgeschmissen. Hier wurde Mucki Pinzner angeworben, hier rekrutierte sich die Gehilfenschar der Zuhälterszene.
-Zurück ins Onkel Otto: Wir bekommen jetzt mit, worüber sich Henning und Britt schon seit einer Weile unterhalten.
"Die ganze Aktion war doch Müll!" meint Henning gerade. "Nebenan sind die Puffs, sind die ganzen Ludenläden, ist die "Ritze", und ihr haut ausgerechnet diese Galerie kaputt! Wat soll das?" "Ich kenne genug Frauen, die dir allein dafür, daß du als Mann sowas sagst, schon eine reinhauen würden!" antwortet Britt mit einem Zucken um die Mundwinkel. "Geile Vorstellung, was?" "Lötzinn! Du hast ja recht, das sieht abstrus aus, aber kiek mal: Die fertigen Läden auf dem Kiez sind nicht unser Teil; die gehören den Luden, und mit denen einen Krieg zu haben - na, da sind mir Bullen, Skins und Hools aufeinander noch lieber. Hab keinen Bock, in nen Betonpfeiler einbetoniert zu werden. Von den Frauen auf dem Kiez sind solche Aktionen auch nicht erwünscht. Die leben da nämlich ständig und haben wenig Möglichkeiten, sich zu wehren. Ein paar Sachen laufen da aber schon, und die würden wir kaputtmachen, wenn wir einfach reinknallen" "Ist schon klar, aber warum die Galerie?"
"Ich kann dir sagen, warum die Galerie. Viele von uns kamen wirklich mit PorNo-Vorstellungen, für die war die Galerie n Ersatzziel, weil wir an die Luden nicht rankommen. Für mich war das aber ganz anders. Ich hab die ganzen Zensurteile immer für Müll gehalten, bin in der Hinsicht ja selbst n gebranntes Kind. Ich stimm dir auch zu, wenn du das im Angesicht der Kiezszenerie für aberwitzig hältst." "Warum aber dann?" Britt holt einen Moment Luft und nimmt einen Schluck Bier. "Weil wir wenigstens rund um den Hafen von dieser kommerziellen Pseudokulturkacke verschont bleiben wollen. Diese grün-alternativen Galeristen- und Boutiquenspießer sind, wenn sie Geld machen wollen, genau so skrupellos wie die Bonzen, aber sie tarnen sich viel besser. Nichts ist tödlicher für die Szene als ihre Kommerzialisierung durch frühere Genossen. Der Feind steht mitten zwischen und unter uns, bzw es sind dieselben Leute, die ständig dazwischen schwanken, ob se sich uns anbiedern oder distanzieren sollen, die Spalterschweine, die gegenüber ihrer spezialdemokratischen Freundesmischpoke damit prahlen, "Szenekontakte" zu haben - wo denn auch maln Staatsanwalt oder so was dabeisitzt."
"Erinnert mich an 'Leben als Sabotage'" meint Henning etwas versonnen. "Genau! Der Detlef hat damit den Nagel auf den Arsch getroffen!". Sie drückt ihre Kippe aus, grinst breit und setzt hinzu: "Obwohl er n Mann ist."
- Damit hat sie sich selber ein Stichwort gesetzt, das auf einer anderen Ebene liegt, und den Rest des Abends macht Britt sich daran, Henning heftig anzubaggern, was auch erfolgreich verläuft. In der Hinsicht ist der Junge ein bißchen wacher als Alfie. Weil die erotische Abteilung in diesem Buch aber noch kommt, wenden wir uns mal schnell den beiden ab und ein paar grundsätzlicheren Überlegungen zu.
Zunächst verlassen wir einmal - natürlich nur vorübergehend - den originären Szene-Standpunkt und stellen uns naiv. Was ist es denn, was von bürgerlicher Seite, von den Medien, der Polizei und Justiz, dem SPD-FDP-CDU-Spektrum an Argumenten gegen die Hafenstraße ins Feld geführt wird? Natürlich sagen sie nicht: "Wir sind gegen autonome Politik!" oder: "Wir sind gegen linke Zentren!", auch nicht: "Wir wollen dieses Viertel luxussanieren!". Auch die Tatsache, daß die Häuser besetzt wurden, das bürgerliche Eigentumsrecht angegriffen wird, steht nicht mehr im Zentrum der Argumentation. Vielmehr ist ständig zu hören: "Von diesen Häusern geht Gewalt aus, sie sind eine Brutstätte der Kriminalität." Wenn wir die RAF-in-der-Hafenstraße-Theorie mal weglassen, ist diese Argumentation wirklich abstrus. Da sind nebenan die Puffs, die Zentren der Zuhälterszene, die Claims von Mafia und Camorra. Und dann ist da in der Hafenstraße eine Kriminalität, die sich auf Verteidigung gegen Bullengewalt, ein bißchen Shit und LSD verticken, gelegentliche Kloppereien und Autoknackereien beschränkt. Abgesehen davon, daß noch nachzuweisen wäre, was die kleine Alltagskriminalität nun mit den konkreten BewohnerInnen der Häuser zu tun hat - solche lütten Gaunereien gehören für die ärmeren Leute in Ghettos wie St Pauli oder St Georg einfach zum täglichen Überlebenskampf. Für die "Bild"-Zeitung war es ein gefundenes Fressen, als Leute, die aus Autos die Radios geklaut hatten, dort sog. "Behönkeltenquittungen" zur Vorlage bei der Versicherung hinterlegten. Aber ist dies nicht die menschlich anständigste Form der Kriminalität überhaupt, vergleichbar dem Verhalten sogenannter "ehrlicher Diebe" im europäischen Mittelalter oder im Orient? Wenn es so etwas wie "Gaunerehre" jemals gegeben hat - hier lebt sie, während sich viele Leute aus wirklich guten Gründen schon nicht mehr durch die nächtlichen Parks einer Kleinstadt wie, sagen wir: Wolfenbüttel oder Winsen an der Luhe trauen.
Ein anderes Beispiel: St Pauli insgesamt ist eine Hochburg des Handels mit harten Drogen. Während aber die Fahndungserfolge der Polizei gegen HeroindealerInnen nur ein Tropfen auf den heißen Stein bleiben, die Verquickungen zwischen Großdealern, Kiez-Königen, AnwältInnen und Teilen des Staatsapparates offensichtlich und seit der Pinzner-Geschichte auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt sind, haben es die Leute um die Hafenstraße mit ihrer "H-Dealer-verpißt-Euch-Kampagne" wirklich geschafft, Heroin aus ihrer Szene weitgehend heraus zu kriegen. So seltsam es klingen mag, nach den Maßstäben von St Pauli gesehen ist die Hafenstraße so etwas wie eine Zivilisationsinstanz, eine Trägerin von Kultur und Menschlichkeit auf einem verdammt inhumanen Pflaster. Die Wertmaßstäbe einer akademischen Mittelstandssiedlung im Grünen können wir auf St Pauli nun einmal nicht anwenden.
Nun will ich den actiongeilen Leser und die ungeduldige Leserin aber nicht allzulange mit kulturphilosophischen Überlegungen, den täglichen Wahnsinn betreffend, langweilen, sondern in die Welt der handfesten Ereignisse zurückkehren. Vorhang auf für Alfies Erlebnisse in Frankfurt!
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entdinglichung,
Dienstag, 3. Juli 2012, 11:34
Nutella-Bande ... da sind mehrere ehemalige Schüler meiner Schule (ca. 10 Jahrgänge vor mir) nach dem Abitur gelandet
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entdinglichung,
Dienstag, 3. Juli 2012, 14:04
ein weiteres Problem mit der Galerie war, dass deren BetreiberInnen sich m.W. vor der Aktion mit dem Hafen durchaus solidarisch gezeigt hatten ... sich mit der Kiezszene anzulegen wäre ansonsten, v.a. bezüglich deren Feuerkraft reiner Selbstmord gewesen und wurde m.W. bewusst auf einen späteren Zeitpunkt "verschoben" ... bei den Aktionen gegen die "Phantom der Oper"-Premiere 1990 sollen GenossInnen auch (ohne über deren Besitzer zu wissen) die Karren von einigen Zuhältern beschädigt, was zur Folge gehabt haben soll, das plötzlich mehrere muskelbepackte Menschen mit Sonnenbrillen und Knarren aus dem Lokal kamen, vor dem die Merser standen ... immerhin war die damalige Zuhälterszene in St. Pauli anders als die traditionellen Paten in St. Georg vor 20 Jahren nicht rassistisch und pflegte keine Kontakte zu Kühnen & Co.
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che2001,
Dienstag, 3. Juli 2012, 16:19
Es freut mich ja, dass sich an diese Ereignisse überhaupt noch wer erinnert;-)
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