Donnerstag, 10. Dezember 2015
Crazy and on the final run - Rechter Durchmarsch oder Lebenskrise des Neokonservatismus?
http://ad-sinistram.blogspot.de/2015/12/der-rechtsruck-und-seine-tiefe-sinnkrise.html

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Ganz bestimmt was dran, dass diese zunehmend komplex-technisierend und globalisierte Welt bei zu vielen nicht-eingestandene Ängste weckt und sie nach den Starken Frauen/Männern suchen.

Für die USA, Sachsen, Frankreich, Ungarn, Tschechien, Finnland, Dänemark und die Niederlande mag das grob stimmen. Nur haben die letzten Wahlentscheidungen in Lateinamerika wirklich andere Wurzeln.
Die Wähler haben ja gerade genau patriotische Weihräucherer abgewählt.
Hier etwa ein Bild von Maduro vom gestrigen Abend:
http://caracaschronicles.com/2015/12/09/rolling-in-the-deep/

Die neu gewählte 2/3 Mehrheit im Parlament wird lediglich von dem Willen geeint, die Bolibananischen endlich loszuwerden. Die 2/3 sind Sozialdemokraten, Konservative, lateinamerikanische Progressive und Sozialisten. Wer sich dafür interessieren sollte, der oben verlinkte venezolanische Polit-Blog befindet sich seit Wochen in Höchstform. Ich halte mich ansonsten zu dem Thema vornehm zurück. Ihr würdet mir diese Abgründe eh nicht glauben.

In Argentinien geriet die "kreative" Wirtschaftspolitik des Kirchner-Fernandez Peronismus in eine Sackgasse. Nach 3 Jahren Rezession wählten die halt einen mitte-rechts Kandidaten.

Auch für Chile halte ich für die nächsten Wahlen eine mitte-rechts Koalition für den wahrscheinlichsten Sieger. Die Bachelet Regierung konnte halt die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Natürlich sind die Strukturen dort zäh, nur agierte diese Regierung eben in erschreckender Regelmäßigkeit konzeptionell, taktisch und auch kommunikativ sehr unglücklich.

Niedrige Preise für das Hauptexportgut Rohstoffe war in Lateinamerika nie gut für die Linke an der Wahlurne.

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Schwacher Text, "die erkalteten Herzen der Menschen", wenn ich sowas schon höre!

Ist es nicht vielmehr so, dass immer weniger Menschen ihre Interessen von linken Parteien vertreten sehen? Dass Linke sich an abstrakten moralischen Prinzipien hochziehen, anstatt sich auf die konkreten Interessen ihrer Wähler zu beziehen?

Warum soll ich eine Partei wählen, die sich nicht dafür einsetzt, dass ich als arbeitender Mensch mehr Geld bekomme ("gerechteres Steuersystem ist mit der CDU nicht zu mchen", Gabriel), aber gleichzeitig die Homoehe (die weniger als 5% der Menschen betrifft) als großen Sieg für sich reklamiert?

Solche Leute nehme ich nicht ernst, sie wollen mich offensichtlich betrügen.

Ich wähle sie nicht.

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Ich finde die Analyse nicht so schlecht. Grad den Punkt im dritten Absatz mit den Restbeständen der bürgerlichen Moral halte ich für ganz zentral, denn tatsächlich realisieren nun auch viele Bürgerliche, dass dem Tüchtigen nicht automatisch das Glück winkt und dass die versprochenen Segnungen der Deregulierung weiter Lebensbereiche bei ihnen nicht ankommen und nur den Großaktionären und Lenkern der Konzerne die Taschen füllen. Aber sich eingestehen, dass man die ganze Zeit einer falschen Vorstellung von System aufgesessen ist, das will man ja auch nicht, da müsste man sich auch selbst und das eigene Handeln (oder Nicht-Handeln) in Frage stellen. Da ist es natürlich einfacher, den einfachen Phrasen und Rezepten der Rechtspopulisten auf den Leim zu gehen. Das ist m.E. der zentrale Punkt dieses Beitrags - und nicht eine Wahlempfehlung.

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Hübsch vorgeführt von willy56, die systemische Denkkrise, welche der Text auf's Korn nimmt. Begriffe wie Arbeitnehmerkartell oder Arbeitskampf sind in solchen Denksphären tabu. Denn letztlich fordern diese Begriffe vom arbeitenden Mensch, dass er seinen breiten Arsch in die Höhe bekommt. Dazu ist er allerdings nicht zu faul, sondern zu feige. Die Forderung nach mehr Geld möge doch die übergeordnete "Elterninstanz" namens Politik regeln, dafür wurde sie schließlich gewählt. Regrediert nenn' ich das, zurückgezogen auf ein kindlich anmutendes Denkstadium.

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Die SPD Regierung von NRW hat sich in den letzten Jahren sehr um die massenhafte Aufdeckung von Steuerhinterziehung verdient gemacht (Stichwort Steuer CDs).
Der Schutz von Minderheitenrechten machte in den letzten 20 Jahren gottseidank in sehr verschiedenen Regionen der Welt gute Fortschritte. Ich halte das für alles andere als abstrakt. Ich persönlich lebe sehr gerne in einer Welt, in der staatliche Institutionen für die Toleranz gegenüber Minderheiten einstehen.

Besteuert werden vor allem die Einkommen aus Arbeit, Einkommen aus Kapital dagegen nicht.
Da könnte man wirklich darüber nachdenken, inwieweit man Vermögen und Kapitaleinkünfte nicht stärker zur Finanzierung des Gemeinwesens hinzuziehen könnte, auch wenn das wegen der bekannten Flüchtigkeit des Kapitals nicht leicht ist.
Historisch ist dies ja in der Bundesrepublik erfolgreich umgesetzt worden. In den Lastenausgleichfond flossen Abgaben aus hohen Kapitalvermögen.
Vermögen sind in der Bundesrepublik sehr ungleich verteilt.

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@"Regrediert nenn' ich das, zurückgezogen auf ein kindlich anmutendes Denkstadium." ------- 100%ACK!

Nichts von Wert kommt ohne irgendeine Art von Kampf.

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