Dienstag, 28. November 2023
Portrait eines Geflüchteten: Majid Farhadi*
Abschiebungen aus Deutschland in Dublin-Vertragsstaaten (wie Frankreich) sind alltäglich: Im ersten Halbjahr 2023 hat es 273 Abschiebungen allein nach Frankreich gegeben. Was das im Einzelfall für die Betroffenen bedeutet, macht der nachfolgende, eindringliche Ausschnitt aus der Lesung „Der helle Horizont“ von Hanna Legatis und Martin-G. Kunze deutlich, mit dem die beiden derzeit in verschiedenen deutschen Städten auf Tour sind.
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„Heute Abend protestieren wir!“ Der Aufruf verbreitet sich schnell in der kleinen Stadt Oschnaviyeh und hunderte folgen ihm. Geschehen im September vor einem Jahr. Die junge Kurdin Mahsa Amini ist da gerade einige Tage tot.

Oschnaviyeh liegt ganz im Nordwesten des Iran. Hier leben überwiegend Kurdinnen und Kurden. Gegen 21 Uhr strömen die Menschen nach draußen. Kaum sind sie auf den Straßen, werden sie beschossen. Von örtlichen Polizisten mit Schrotflinten und von Scharfschützen. Die Schrot-Munition reißt schlimme Wunden, kann tödlich sein. Vier Menschen sterben sofort, einer ist gerade 16.

„Ich sehe noch immer sein Gesicht vor mir. Warum konnte ich nichts für ihn tun?“

Das fragt sich Majid Farhadi* – bis heute. Als Medizinstudent war er mit ein paar anderen Freiwilligen zu den Demonstranten geeilt, um Verletzten zu helfen. „Rote Sonne“ nennen sie sich, ähnlich dem „Roten Kreuz“ oder dem „Roten Halbmond“. Nur eben mit dem kurdischen Symbol der Sonne.

Majid Farhadi und seine Freunde können einige der Verwundeten versorgen. Bei den Demonstranten wächst derweil die Wut, sie stürmen auf das Polizeirevier zu. Die Beamten verbarrikadieren sich.

Jede Nacht versammeln sich von da an tausende auf den Straßen von Oschnaviyeh und protestieren. Jede Nacht werden es mehr. Und dann geschieht etwas Ungeheuerliches: Die Polizisten, alle Sicherheitskräfte geben auf.

„Man konnte die Angst in ihren Gesichtern sehen. Sie stiegen einfach in ihre Autos und fuhren weg.“ berichtet Majid Farhadi.

„Oschnaviyeh ist frei!“ Über die sozialen Medien verbreitet sich diese Botschaft im Nu. Der Traum vom Ende des Gewaltregimes ist plötzlich ganz nah, der Traum vom Frieden. Deshalb kommt es für die Menschen auch gar nicht in Frage, selber zu irgendwelchen Waffen zu greifen. Außerdem, so ergänzt Majid Farhadi, seien gerade Kurdinnen und Kurden von allen iranischen Regierungen schon immer brutal verfolgt und des bewaffneten Widerstands, des Terrorismus verdächtigt worden. „Wir wollten ihnen keinen Vorwand liefern, uns noch stärker zu unterdrücken.“

Die Freiheit in Oschanaviyeh dauert nur anderthalb Tage. Dann rückt eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge ein, Revolutionsgardisten und Polizisten verhaften auf einen Schlag 1008 Menschen. Auch Majid Farhadi.

Drei Wochen wird er in eine Einzelzelle gesperrt, in einem der sog. Geheimgefängnisse. Das sind – neben den offiziellen Haftanstalten – unter anderem leerstehende Gebäude, Lagerhallen, Keller von Moscheen. Revolutionsgardisten nutzen diese Räume als Folterzentren. Benachbarten Anwohnern soll verborgen bleiben, was dort geschieht.

Majid Farhadi wird heftig geschlagen, auf den Kopf, ins Gesicht, in den Bauch, auf seinen PeniFarhadi Die Milizionäre hängen ihn an der Decke auf, nur seine Zehenspitzen berühren den Boden. Tagelang verhören sie ihn so, halten ein Feuerzeug an seinen Leib und verbrennen seine Körperhaare. Mit einem Schlagstock in seinem After vergewaltigen sie ihn, drohen, ihn zu kastrieren. Irgendwann kann er nicht mehr schreien. „Ich war wie gelähmt, ich habe lediglich lautlos geweint.“

Auf Kaution wird er endlich freigelassen – vorrübergehend. Sofort engagiert er sich erneut, hilft, ein Versorgungs-Netz für verletzte Demonstranten aufzubauen. Als sein Prozess näher rückt und die Situation für ihn immer bedrohlicher wird, entscheidet er sich, aus dem Iran zu fliehen.

Auf gefährlichen Wegen, mit Hilfe von Freunden gelingt es ihm, mehrere Landesgrenzen zu überwinden. Schließlich erreicht er Deutschland.

Auf unsere Frage, wie er die Folter überleben konnte, antwortet er: „Ich habe es geschafft, Widerstand zu leisten.“

In Hamburg findet er Schutz bei seinem Bruder, Ärzte beginnen mit einer Behandlung seiner Verletzungen. Die körperlichen Wunden heilen allmählich, das Trauma bleibt.

In der Zeit, es ist Mitte September 2023, bekommen wir Kontakt zu Majid Farhadi. Trotz all der Einschüchterung, all der Schmerzen, die er erlitten hat, erleben wir ihn als sehr offen und zugewandt. Obwohl wir ganz verschiedene Sprachen sprechen und in verschiedenen Städten leben. Mit digitalen Übersetzungshilfen tasten wir uns aneinander heran und fragen ihn, wie es ihm mittlerweile in Europa geht:

„Ich habe das Gefühl, dass ich mir keine Sorgen mehr über das Sterben machen muss“

Majid Farhadi beantragt Asyl in Deutschland. Aber die Behörden wollen ihn nach Frankreich abschieben. Dublin-Verfahren… Sofort legt er Widerspruch ein. Die Abschiebung wird ausgesetzt – wegen seines katastrophalen Gesundheitszustands. Er erhält eine Duldung.

Dann bekommt er einen Termin bei der Hamburger Ausländerbehörde, um seine Ausweispapiere zu verlängern. Kaum hat er das Amtszimmer betreten, nehmen Sicherheitskräfte ihn fest, setzen ihn in einen Bus nach Frankreich und konfiszieren sein Handy. Er darf weder seinen Anwalt noch seinen Bruder anrufen.

Angst überfällt ihn, er gerät in Panik. Die Sicherheitskräfte gehen körperlich gegen ihn vor, halten ihn fest und verdrehen sein Handgelenk. Der Schmerz ist so stark, dass er um einen Arzt bittet. Ohne Erfolg. „Egal was ist – wir bringen Dich nach Frankreich!“ lautet stattdessen die Antwort.

In Frankreich haben Freunde Majid Farhadi jetzt einen Schlafplatz besorgt, sein Anwalt kämpft darum, dass er nach Deutschland zurückkehren darf.

„Das Mullah-Regime freut sich über meine Abschiebung aus Deutschland. Die deutsche Regierung ist sich bewusst, dass die Islamische Republik größter Unterstützer und Geldgeber der Terrorgruppe Hamas ist, die ganz Israel und Palästina in eine humanitäre Katastrophe gestürzt hat. Meine Abschiebung hilft der Islamischen Republik nun, kurdische Menschen zu unterdrücken.“

Wieder ist Majid Farhadis Zukunft völlig ungewiss. Seine Überzeugung allerdings keineswegs:

„Meine Abschiebung sorgt nicht dafür, dass es in Deutschland einen Flüchtling weniger gibt – sie kommt dem Knebeln meiner Stimme gleich. Aber ich bin sicher, dass das Regime im Iran fallen wird. Und ich werde nie daran zweifeln.“

* Name geändert


https://www.nds-fluerat.org/57875/aktuelles/portrait-eines-gefluechteten-majid-s/

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Sinnvoll ist es, die richtigen Leute abzuschieben. Solchen Dreck etwa:

https://www.mopo.de/hamburg/neun-vergewaltigungen-in-einer-stunde-keine-reue-nur-einer-muss-in-den-knast/

Und auch solche Scheiße braucht kein Land:

https://www.bild.de/regional/stuttgart/stuttgart-aktuell/gewalt-gegen-polizisten-boris-palmer-fordert-u-haft-fuer-gambier-32-85557522.bild.html

Und diese Verlinkungen ließen sich weiter und weiter fortsetzen, bis hin zu den Araber-Clans hier und arabisch-islamischen Antisemiten, die hier in Deutschland Juden wieder ins Gas schicken wollen oder die zum Vernichten von Juden aufrufen mit Slogans wie "From the river to the sea".

Deutschland schiebt leider die falschen Leute ab.

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Dito.

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Diese Woche in Berlin:

"Nach den Schlägereien im Ankunftszentrum für Asylsuchende in Berlin-Tegel in den vergangenen Tagen verdichten sich Hinweise darauf, dass eine Gruppe aus arabischen Familien dort andere Flüchtlinge schikaniert hat. Zudem sollen ebenfalls arabischsprachige Sicherheitsleute die mutmaßlichen Täter nicht von Angriffen abgehalten haben.

Das berichtete ein Kenner der Vorgänge dem Tagesspiegel. Auslöser erster Streits am Wochenende sollen Nebensächlichkeiten gewesen sein: Vordrängeln in einer Schlange vor der Küche und zu laute Musik. Allerdings seien, berichtete der Kenner, aus Syrien kommende Araber schnell aggressiver geworden – und hätten aus der Türkei stammende Kurden geschlagen. Dabei sollen auch Parolen gerufen worden sein, die Angreifer hätten „eine islamistische Prägung“ zur Schau gestellt. Aufrufe in Arabisch, den Kurden die „Köpfe abzuschneiden“, seien gehört worden.

Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) hatte die Schlägerei zwischen Staatsbürgern aus Syrien und der Türkei am Mittwoch bestätigt, nicht aber den ideologischen Hintergrund. Die Unterkunft wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben. Immer wieder hatten Helfer berichtet, dass arabische Asylbewerber, meist aus Syrien und Irak, auf dem Gelände auch Frauen aus der Ukraine bedrängt hätten."

Sofort wieder zurück in ihre Heimat: Solche Gestalten haben nichts in Deutschland und nichts in der EU verloren. Sie sind im arabischen Kulturraum deutlich besser aufgehoben. Und was das schlimmste ist: auch das Geld für vorgebliche Integrationsmaßnahmen ist zum Fenster herausgeworfenes Geld.


https://www.tagesspiegel.de/berlin/mit-islamistischer-pragung-haben-arabische-manner-im-zentrum-berlin-tegel-kurdische-fluchtlinge-angegriffen-10861297.html

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Den faschistisch belasteten Begriff "Kulturraum", der auf den Ostforscher Herrmann Aubin, einen der Vordenker des "Generalplan Ost" zurückgeht bitte ich Dich auf meinem Blog nicht zu gebrauchen. Ansonsten glaube ich, dass solche Leute nirgendwo gut aufgehoben sind wo man frei herumläuft.

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Der Begriff ist in der Tat in Deutschland sehr problematisch. Wobei, wenn man an Huntington denkt, nicht nur in Deutschland.

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Mein Gott stellt euch doch nicht so an.

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Wenn wir uns nicht anstellen könnten wir auch gleich von "Volkskörper" und "Rassenpsychologie" reden.

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Natürlich gibt es Kulturräume - es ist doch, auch wissenschaftlich, Quatsch, sowas zu leugnen. Wir sind eben nicht One World. Kulturräume müssen sich im übrigen nicht durch Homogenität auszeichnen. Aber meinetwegen kann man auch schreiben, daß sich dieses Geschmeiß aus Berlin in den Orient wieder verpissen soll.

Im übrigen solltest auch Du, che, mal etwas von Raumtheorien gehört haben. Dazu gibt es bei Suhrkamp und reclam Sammelbände.

Und vielleicht sollte Dir auch der Unterschied vom univoken und vom äquivoken Gebrauch von Begriffen bekannt sein.

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Und auch hier in der Neuen Fischer Weltgeschichte von 2014 wird von nichts anderem als von Kulturräumen gesprochen:

"Byzanz konnte indessen nicht verhindern, dass seiner Herrschaft im 7./8. Jahrhundert durch die arabischen Eroberungen der gesamte Süden des Mittelmeerraumes verlorenging und bald islamisiert wurde. Die arabischen Eroberungs- und Unterwerfungskriege, eine besondere Art der »Völkerwanderung«, führten nicht zur Integration der Araber in die antik-mediterrane Kulturwelt, trotz Übernahme der vorgefundenen staatlichen Strukturen, insbesondere der effizienten Steuerverwaltung, und trotz der Rezeption römisch-griechischer Wissensstoffe. Ein Hindernis für die Integration war die religiös begründete Dominanz des Arabischen als Sprache des Korans, die eine Romanisierung beziehungsweise Hellenisierung ausschloss. Der Raum von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien bildete politisch, religiös und kulturell einen eigenen, muslimischen Kulturkreis. Zwar führten die arabischen Eroberungen nicht zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich. Die reichen Länder des südlichen Mittelmeerraumes, wo die Wiege des Christentums, des Mönchtums und der Patristik (Kirchenväterliteratur) lag und es eine spätantike Blütezeit gab, wurden definitiv vom römisch-griechisch-christlichen Kulturkreis getrennt." (Neue Fischer Weltgeschichte, Bd. 3, S. 12 f.)

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Dixit Wikipedia:

"Als Kulturkreis wurde früher in den Kulturwissenschaften ein großflächiges Siedlungsgebiet bezeichnet, dessen Einwohnern eine gleiche oder zumindest ähnliche Kultur zugeschrieben wurde. Der Begriff wurde 1898 vom deutschen Ethnologen Leo Frobenius als Teil seiner als überholt geltenden Kulturkreislehre geprägt.[1] Die Kulturkreislehre fasste Kulturen über ihre Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten (Kulturverwandtschaften) in Kulturkreisen zusammen.

Heute wird diese Bezeichnung in der deutschsprachigen Ethnologie abgelehnt. Stattdessen wird manchmal die ideologisch auch vorbelastete Bezeichnung „Kulturareal“ verwendet, der eine geographische Geschlossenheit einer Kultur postuliert, und eng mit der Völkerlehre zusammenhängt (geographische Provinzen nach Bastian).[2]

Außerhalb der ethnologischen und historischen Wissenschaften bilden die Bezeichnungen „Kulturraum“ oder „Kulturerdteil“ im jeweiligen fachlichen Zusammenhang die gegenwärtige Situation ab. Auch diese Begriffe vertreten primär ethnographische Konzepte räumlicher Begrenztheit von Kultur, die durchaus kritisch gesehen werden."

https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkreis

"Der Raum von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien bildete politisch, religiös und kulturell einen eigenen, muslimischen Kulturkreis."

Das sehe ich als jemand, der u.a. bei Georg Bossong studiert hat, differenzierter.

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@che: Du hast doch auch kein Problem, von "Genossen" zu sprechen wie Stalin oder Honecker.

Man sollte Worte nicht auf die Goldwaage legen, denke ich.

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@avantgarde: Genau, der Begriff wird äquivok gebraucht.

Zu dem Zitat: Natürlich bildet dieser Raum einen Kulturkreis. Und dies ist auch gar kein Problem, wenn man einen Kulturraum nicht als homogenes Gebilde begreift, sondern daß darin bestimmte prägende Eigenschaften wie etwa Religion und eine bestimmte Sittlichkeit geteilt werden. Im islamischen Kulturraum primär die Religion - auch wenn es dort unterschiedliche Auslegungen geben mag, wie man an Schiietenund Sunniten sieht. So wie auch Europa einen Kulturraum bildet - trotz unterschiedlicher Religionen wie den protestantischen und der katholischen.

Es sind solche Begriffe die für Wissenschaft nötigen Allgemeinbegriffe - denn ansonsten bestünde die Welt nur noch aus Individuen. Wichtig ist insofern, genau anzugeben, was man mit einem solchen Begriff konkret meint.

@Willy: "Man sollte Worte nicht auf die Goldwaage legen, denke ich." Doch, das sollte man. Und eben weil ich das tue, spreche ich von Kulturräumen und halte diesen Begriff für eine Möglichkeit, Räume und Zonen zu benennen, die durch strukturelle Ähnlichkeiten gekennzeichnet sind. Das ist gerade beim muslimischen Kulturraum, der freilich zugleich unterschiedliche Kulturen umfaßt - Indonesier sind keine Nigerianer - der Fall: es herrscht die Gemeinschaft der Muslime in der Umma und es herrscht das, was man Asabiya nennt: dieses Phänomen läßt sich beobachten, wenn beim politischen Islam bzw. beim Islamismus der Mob der arabischen Straße bemüht wird - Stichwort Mohammed-Karrikaturen.

Ansonsten, willy: völlig richtig, wenn man derart skrupulös sein möchte, sollten wir bitte die Begriffe Sozialismus, Kommunismus und Genossen vermeiden: sie sind mit Stalin und Mao und mit einem Terror verbunden, der allenfalls von Hitlers Terror nur noch übertroffen wird, was die Ausrottung der Juden betrifft.

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Der Begriff "Kulturkreis" ist aus der Kulturkreislehre des späten, kolonialistisch geprägten 19. Jahrhunderts hervorgegangen. Ihm zugrunde liegt ein rassistisches Kulturverständnis, das die "westlichen Gesellschaften" als Höhepunkt der menschlichen Entwicklung ansah, während außereuropäische Gesellschaften als minderwertig und unterentwickelt galten. Kulturen werden als homogene Gruppen verstanden. Den komplexen kulturellen Mischungen der globalisierten Welt wird dieses Konzept nicht gerecht.

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Solche Begrifflichkeiten wie Kulturkreis, Kulturraum, Volksgeist und Nationalkulturen sind aus dem Geschichtsdenken Herders und später dann Hegels hervorgegangen. Dies wird heute leider nicht mehr gut gewußt. Daß sie dabei teils mißbraucht wurden, spricht nicht gegen die Begriffe, sondern gegen den Mißbrauch. Deshalb auch mein Beispiel mit dem Sozialismus. Denn wenn man dessen Vernutzung nimmt, dürfte auch dieser Begriff niemals mehr verwendet werden. Er wäre dann ein Schimpfwort, um Diktaturen zu kennzeichnen.

"Kulturen werden als homogene Gruppen verstanden." Was ziemlicher Quatsch ist, wenn solches behauptet wird. Kulturräume können, wie schon die unterschiedlichen Schichten und Gruppen im europäischen Raum zeigen, heterogen ausfallen. Dennoch gibt es bestimmte strukturelle Ähnlichkeiten im Habitus wie auch in den Grundwerten, die geteilt werden – bei aller politischen und sozialen Divergenz. Und das gilt erst recht für den arabischen Kulturraum. Ansonsten wäre vermutlich das Leben in München dem Leben in Kairo ähnlich und es würden dort dieselben Werte und ähnliche Formen von Sittlichkeit gelten. Und um genau diese Unterschiede zu kennzeichnen, ist der Begriff des Kulturraums sinnvoll. Und so unterschiedlich selbst Nachbarländer wie Polen und Deutschland sind, so bilden sie doch einen Kulturraum. Und das zeigt sich auch in der Integration von Flüchtlingen: Würden Dänen oder Briten aus ihren Ländern fliehen müssen, wäre es, was die Gemeinsamkeiten und das Anpassen betrifft, keine sonderliche Schwierigkeit. Anders ist es bei Syrern und Irakern, die von westlichem Denken unbeleckt sind - außer vielleicht, was Autos und Spielkonsolen, mithin den Konsum, betrifft. Der arabische Kulturraum ist durch eine andere Sprache, durch eine andere Rechtskultur, durch andere Werte in der Erziehung (Stichwort Mann und Frau) und vor allem durch eine andere Religion bestimmt – und wie sehr die Unterschiede selbst in den monotheistischen Religionen ausgeprägt sind, kann man am Judentum und am Islam sehen. Israel ist als einzige Demokratie im Nahen Osten deshalb kein Bestandteil des arabischen Kulturraums. Und auch die kulturelle Prägung von Sprache ist nicht zu vernachlässigen.

"Den komplexen kulturellen Mischungen der globalisierten Welt wird dieses Konzept nicht gerecht." Ja, im Westen, der alles mögliche in sich aufnimmt, mag das der Fall sein: er faßt unterschiedliche Kulturen zusammen und entwurzelt dabei gleichzeitig Menschen, die in Afghanistan sicherlich ihr Leben besser meistern könnten, weil sie dort in ihrer Kultur sind. Dennoch bilden selbst solche multiethnischen Länder wie Großbritannien und Frankreich – bei allen internen kulturellen Differenzen – einen eigenen Kulturraum. Kulturräume sind plural zu denken und sie können sich ändern. Israel ist das beste Beispiel. Trotzdem ähnliche Ethnien auf ein und demselben Gebiet leben, haben wir völlig unterschiedliche Kulturräume.

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"Es ist noch späterhin zu zeigen, daß die Verfassung eines Volkes mit seiner Religion, mit seiner Kunst und Philosophie oder wenigstens mit seinen Vorstellungen und Gedanken, seiner Bildung überhaupt (um die weiteren äußerlichen Mächte sowie das Klima, die Nachbarn, die Weltstellung nicht weiter zu erwähnen) eine Substanz, einen Geist ausmache." (Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte)

Und das ist ganz gewiß nicht rassisch gedacht, sondern als eine Möglichkeit zur Analyse von Kulturen.

"Die Religion ist der Ort, wo ein Volk sich die Definition dessen gibt, was es für das Wahre hält. Definition enthält alles, was zur Wesentlichkeit des Gegenstandes gehört, worin seine Natur auf einfache Grundbestimmtheit zurückgebracht ist als Spiegel für alle Bestimmtheit, die allgemeine Seele alles Besonderen. Die Vorstellung von Gott macht somit die allgemeine Grundlage eines Volkes aus." (Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte)

Und genau das macht einen Kulturraum aus. Nichts mit Nazis und ähnlichem.

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Morgen mehr dazu

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"sollten wir bitte die Begriffe Sozialismus, Kommunismus und Genossen vermeiden"

Da ich heute ziemlich beschäftigt bin, erst mal diese Marginalie abräumen.

Die Tatsache, dass ein Begriff von totalitären Regimen missbraucht wurde (und wird), ist für sich allein kein Kriterium, diesen Begriff im positiven Sinne nicht weiter zu verwenden.

Der Begriff "Genosse" ist im übrigen so weit gefasst, dass er auch "Kamerad", "Gefährte" etc. heißen kann. Der russische "towarischtsch" leitet sich übrigens wahrscheinlich aus dem türkischen "tawar" (Habe, Vieh) und "es", "is" ab, also "jemand, der mit einem das Eigentum gemeinsam hat".

https://www.wissen.de/rechtschreibung/towarischtsch

Der "Volksgenosse" ist, obwohl nicht von den Nazis erfunden, dagegen so sehr ein Schlüsselwort der Nazis, dass man den Begriff heute nicht mehr verwendet. Das gilt für den "Genossen" nicht.

"Kulturraum" und "Kulturkreis" sind ebenfalls keine Schlüsselbegriffe der Nazis, waren aber schon vorher fragwürdige Begriffe einer abwertenden Abgrenzung. Dazu später mehr. Tatsächlich werden sie aber gelegentlich auch heute noch in "unverdächtigen" Publikationen (siehe eben Fischer) verwendet, wobei man sich fragen kann, wie lange dieser Begriff dort schon mitgeschleppt wird (oder aus Unwissen verwendet wird).

Zum Begriff selbst später mehr, auch zu Hegel.

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"Die Tatsache, dass ein Begriff von totalitären Regimen missbraucht wurde (und wird), ist für sich allein kein Kriterium, diesen Begriff im positiven Sinne nicht weiter zu verwenden."

Genau das wollte ich damit zeigen. Und auch beim Genossen oder beim Kulturraum: Es kommt auf den Gebrauch und den damit verbundenen Kontext an. Und man sollte zudem in Analysen und Lektüren beim Begriffsgebrauch nicht den Fehler machen, die EIGENE Verwendung eines Begriffes als einzig mögliche Lesart zu verabsolutieren. Aber wenn man einen Begriff politisch diskreditieren will, weil er einem aus ideologischen und wissenschaftspolitischen Gründen nicht paßt, dann grenzt man seine Anwendung eben auf die unliebsamen Aspekte ein. Und genau das kann man mit dem Begriff Kommunismus ebenso machen. Und das gilt auch für den Begriff des Kulturraums und des Volksgeistes. Und natürlich haben Begriffe auch eine Geschichte - insbesondere der des Kommunismus. Wobei für mich der Begriff "Kommunismus" angesichts der gesellschaftlichen Realität und dem Umschlag sämtlicher linker Revolutionen in Terror und/oder Gewalt einen deutlich entsetzlicheren Hallraum besitzt als "Kulturraum", und wer ihn heute benutzt, der muß sich schon ein paar Fragen gefallen lassen.

Daß im übrigen das Raumdenken nun etwas ist, was nicht nur von sogenannten rechten Denkern wie Carl Schmitt benutzt wird, zeigen die Ausführungen von Michel Foucault wie auch von Herfried Münkler. Und die Stärke des Raumbegriffs liegt vor allem darin, daß er sich gut zu geopolitischen Analysen nutzen läßt.

"fragwürdige Begriffe einer abwertenden Abgrenzung" Noch einmal: die Frage ist hier doch WIE und AUF WELCHE WEISE abgegrenzt wird. Nebenbei: Auch wir im Westen, ob das nun linke, liberale oder konservative Strömungen sind, nehmen wertende Abgrenzungen vor. Der russische und der chinesische Kulturraum sind nicht das gleiche wie der westlich-europäische sowie der westlich-nordamerikanische Kulturraum. Und da sind wir dann beim Begriff der Freiheit und damit dann auch wieder bei Hegel, den man mit Fug und Recht als Denker der Freiheit bezeichnen kann. Und aus diesem Grunde ist Rußland nicht Westen, und aus diesem Grund sucht Rußland solche Nachbarländer in seine Sphäre zu bringen, die nach Freiheit streben und aus genau diesem Grunde, weil Kulturräume nicht gleich sind, verhindert der Westen dies aus gutem Grund.

"wie lange dieser Begriff dort schon mitgeschleppt wird (oder aus Unwissen verwendet wird)" Auch das ist eine ideologische Aufladung: denn in dem Kontext, wie er in der Neuen Fischer Weltgeschichte gebraucht wird, hat er keinerlei irgendwie abwertende oder ausgrenzende Funktion, sondern es geht um eine BESCHREIBUNG. Manches Mißverständnis läßt sich vermeiden, wenn man zwischen deskriptiver und normativer Anwendung eines Begriffs unterscheidet.

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In der ZEIT der letzten Woche gab es diesen interessanten Artikel:

Carl Schmitt: Carl Schmitt und seine Theorie des Großraums
Der Nazi-Jurist entwarf 1939 eine multipolare Weltordnung. Jetzt sind seine Gedanken wieder erschreckend aktuell.
Ein Gastbeitrag von Brendan Simms

https://www.zeit.de/2023/49/carl-schmitt-nationalsozialismus-jurist-aktualitaet

Sehr lesenswert im Sinne einer Raumtheorie und vor allem flott und gut geschrieben ist hier immer noch Schmitts kleine Schrift: "Land und Meer. Eine weltgeschichtliche Betrachtung".

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Irgendwelche "kulturellen Mischungen" kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen. Ich sehe vielmehr ein misstrauisches bis feindseliges Nebeneinanderher leben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen.

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"Und die Stärke des Raumbegriffs liegt vor allem darin, daß er sich gut zu geopolitischen Analysen nutzen läßt." Genau das ist doch der Pferdefuß dieses Begriffs: Geopolitische Analysen bedienen in 90% der Fälle die Machtinteressen irgendwelcher Eliten. Nicht, dass mensch die nicht auch zur Kenntnis nehmen sollte, aber sie sollten immer mit sehr spitzen Fingern angefasst werden ... Sie erwähnen die Ursprünge bei Herder - vielleicht sollte man auf den zurückgehen, eine Formulierung wie "Sofort wieder zurück in ihe Heimat" wäre ihm sicher nicht eingefallen, soweit ich mir grob erinnere, ging es ihm bei der Erforschung von Kulturen darum, Menschen zu verstehen, nicht sich von ihnen abzugrenzen. Bei der Frage, wie mit Menschen umzugehen ist, mit denen wir in Konflikt geraten, sollten geopolitische Überlegungen daher grundsätzlich außen vor bleiben.

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"Geopolitische Analysen bedienen in 90% der Fälle die Machtinteressen irgendwelcher Eliten."

Das würden Politikwissenschaftler sehr bezweifeln und das ist auch Unfug. In Zeitungen finden sich immer wieder solche Analyseszenarien und ebenfalls in Sachbüchern. Und diese Textsorten werden keineswegs von Eliten geschrieben, sondern von Journalisten und Wissenschaftlern. Davon abgesehen: Mir sind dann doch die Analysen "irgendwelcher Eliten" aus dem Westen lieber als die von Putin und Xi Jinping. Übrigens ist selbst Huntingtons Buch in seinem deskriptiven Teil durchaus lesen- und bedenkenswert. Spätestens mit einer nicht mehr unipolaren Weltordnung, in der die USA den Ton angeben, müssen wir uns mit solchen Räumen auseinandersetzen. Man muß da auch nicht unbedingt von Kulturräumen sprechen, weil es hier vermehrt um militärische Überlegungen geht. Insofern paßt hier der Begriff des geopolitischen Raums oder der Großraumordnung ganz gut. Und da kann man dann auch wieder zwischen den "Landtretern" und den Meerschäumern" unterscheiden. (China hat erst seit wenigen Jahren halbwegs brauchbare Flugzeugträger, die eben für Überseeoperationen unabdingbar sind. Und auch im Blick auf Militärbasen ist geopolitisch in Räumen zu denken. Die USA haben das immer gemacht. Und sie haben gut daran getan.)


"eine Formulierung wie "Sofort wieder zurück in ihe Heimat" wäre ihm sicher nicht eingefallen, ..."

Sicherlich wäre das Herder damals nicht eingefallen. Denn es gab keine migrantische Kriminalität in diesem Ausmaß, und wer gegen die Gesetze verstieß, der landete ziemlich schnell im Kerker, unter dem Fallbeil, am Strang oder einfach auf einer Galeere im Mittelmeer. Und ich wüßte nicht, warum das gegenwärtige Deutschland Gestalten ins Land lassen muß, die diesem Land keinen Nutzen bringen, sondern Schaden und die das Asylrecht ausnutzen bzw. mißbrauchen: Send them back! Und gleiches gilt für den importierten arabischen Antisemitismus. Sofern es sich nicht um deutsche Staatsbürger handelt: Send them back. Diese Leute sind in Syrien, im Irak oder im Libanon besser aufgehoben. Ich denke, diese Sprache der Härte wird von den so harten Jungs in migrantisch-arabischen Kreisen sehr gut verstanden. Man kann solche migrantische Devianz natürlich ignorieren, wenn man dann irgendwann eine AfD-Regierung möchte. Das ist sicherlich eine Möglichkeit, aber ich halte das für keine gute Möglichkeit. Und es ist solche Härte gerade um all jener Menschen willen nötig, die hier tatsächlich Asyl suchen und Hilfe brauchen und sich an die Gesetze halten.

"Bei der Frage, wie mit Menschen umzugehen ist, mit denen wir in Konflikt geraten, sollten geopolitische Überlegungen daher grundsätzlich außen vor bleiben."

Richtig und das schreibe ich ja auch nirgends. Relevant sind aber für Integration und Denkweisen sehr wohl bestimmte Kulturräume. Das fängt schon bei der Erziehung an und geht weiter in die Trennung von Politik und Religion hinein. Flüchtlinge, die in ein Land einreisen, haben sich an die Werteordnung des Landes anzupassen und an die Gesetze zu halten. Und das gilt auch für importierte Religionen wie den Islam. Und da setze ich dann gerne noch einen drauf: Der Islam, wie er in dieser Form gegenwärtig besteht, gehört nicht zu Deutschland und wir wären Narren und Dummköpfe, wenn wir solche Art von Islam hier Fuß fassen ließen.

Geopolitische Überlegungen sind ansonsten da wichtig, wo es darum geht, strategische Überlegungen zu treffen, wie ein Kulturraum wie der Westen, der fürs Militärische wesentlich durch die NATO bzw. die USA getragen wird, mit bestimmten Krisen-Szenarien umgeht. Und dazu gehört auch die Überlegung, daß uns ggf. wieder ein US-Präsident Trump beschert wird. Und solches Debakel bedeutet für das freie Europa und die NATO-Staaten in Europa ein grundsätzliches Umdenken in Sachen Wehrfähigkeit, wenn wir in Europa nicht mehr auf den Schutz der USA rechnen können. Und darauf muß sich insbesondere Deutschland als eine potentielle europäische Großmacht einstellen und eine schlagkräftige Armee aufbauen, die keinen Zweifel daran aufkommen läßt, das wir im Verbund mit der NATO das Baltikum, Polen, Rumänien verteidigen werden. Und ich würde mit einem Zitat von Carlo Masala aus einem Interview vom 13.10.2023 sogar noch weiter gehen:

"Der Ausbruch des Krieges im Nahen Osten ist ein weiteres Warnsignal, dass wir den Hebel umlegen müssen. Die Welt wird in absehbarer Zeit nicht friedlicher. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einmal erklärt, dass die Sicherheit Israels Teil deutscher Staatsräson sei. Niemand hat sich aber Gedanken darüber gemacht, was dieser Satz bedeutet. Wir müssten bereit sein, Israels Existenz mit weit mehr als nur der Zurverfügungstellung von zwei geleasten Drohnen zu verteidigen – sondern unter Umständen kämpfend im Nahen und Mittleren Osten. Wer dazu nicht bereit ist, sollte derartige Worte nicht mehr in den Mund nehmen."
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_100258348/russland-deutschland-experte-putin-muss-nur-mit-nuklearwaffen-wedeln-.html


Und für all diese strategischen und geopolitischen Überlegungen ist ein Raumdenken erforderlich. Und bei solchem kommt es primär auf die INHALTE eines solchen Denkens an. Und da ist es ein erheblicher Unterschied, ob ein solches Denken von einer rassisch-nationalistischen Wahnsystem oder von einer westlichen Werteordnung getragen ist, für die der Begriff der Freiheit zentral ist.

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Ja, sicher ist meine Abneigung gegen Geopolitik mehr ein Vorurteil. Aber Vorurteile helfen (nach Gadamer) auch sich zu orientieren, wenn eine nähere, ernsthaftere Beschäftigung mit dem Thema nicht oder noch nicht möglich ist. Ich wollte nur den von Ihnen verlinkten Zeit-Artikel nachlesen, kam nicht über die Bezahlschranke, habe dann Brendan Simms nachgegoogelt, seinen Beruf und seine Thesen über Hitler und dachte: Nee, bloß Abstand halten. Natürlich kann ein Mensch, der politisch ganz woanders steht, durchaus auch Bedenkenwertes zum Diskurs beitragen, ich konsumiere solche statements auch, aber eben mit Skepsis.

Mit der Wehrfähigkeit Deutschlands - ja, ich war damals auch sehr skeptisch, als die Wehrpflicht abgeschafft wurde, weil Deutschland Auslandseinsätze wichtiger fand als die Landesverteidigung, die im Grundgesetz steht. Schön, dass der Fehler jetzt eingesehen wird, aber noch schöner wären auch ein paar Worte des Verteidigungsministers zu Afghanistan oder zu Mali und dass dieser Fehler nicht wiederholt werden soll. (Und wenn dieser Fehler in seinem Grundsatz eingeräumt wird, müsste auch klar werden, dass er darin bestand, Deutschland auf Teufel komm raus als Großmacht denken zu wollen - und Wehrfähigkeit jetzt kann nur die Verteidigung Deutschland bedeuten sowie Beistand für Bündnispartner in der Nato, alles andere ist durch das Grundgesetz nicht gedeckt, da mag Putin Großmachtphantasien verfolgen, wie er will, für uns darf es nur um den Schutz unseres Landes gehen sowie um Beistand für befreundete Länder, sollten sie militärisch in Not geraten)

Und was die arabischen Extremisten angeht: Erst kürzlich hab ich in der sehenswerten Doku "Capital B" in der arte-Mediathek mit Entsetzen vernommen, dass in den 80er Jahren in Berlin die Kinder arabischer Flüchtlinge nicht zur Schule gingen, sondern auf der Straße rumlungerten. War es vielleicht also gar nicht in erster Linie die arabische Kultur, die diese hat sittlich verwahrlosen lassen und ist der Islamismus vielleicht nicht einfach da nach Deutschland eingedrungen, wo wir auf unsere Kinder nicht aufgepasst haben?

In diesem Sinne: Ich möchte nur auf das Auch-Wahre hinweisen ...

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Von Vorurteilen kann man sich losmachen. Ich habe Ihnen im Blick auf Geopolitik und Raumdenken ein paar Aspekte aufgezeigt, die sinnvoll sind.

Auslandseinsätze haben ebenfalls etwas mit Geopolitik zu tun. Es gab im Fernsehen vor einem Jahr eine gute Dokumentation über Putins immer weiter sich ausdehnenden Einfluß in Afrika. Was solche neue Einflußsphäre bedeutet, brauche ich wohl nicht genauer auszuführen. Auch im Sinne wirtschaftlicher Geopolitik. Während der Westen immer wieder den Spagat machen muß, zwischen Menschenrechten und Machtinteressen abzuwägen, sind China und Rußland diese ethischen Gesichtspunkte egal. Und genau diesen lack of moral sense nutzt Putin gnadenlos aus und hält dann frecherweise dem Westen auch noch vor, daß er doppelte Standards an den Tag legt – dabei verschweigend, daß Putin gar keine solcher ethischen Standards je in Anschlag bringt. Auch das hat etwas mit Geopolitik und dem Denken in Kulturräumen zu tun. Etwa wenn es um das Implementieren von Demokratien in Ländern geht, die mit solchem System kaum je Erfahrung gemacht haben – anders als Frankreich, Großbritannien und die USA und auch Deutschland.

"… mit Entsetzen vernommen, dass in den 80er Jahren in Berlin die Kinder arabischer Flüchtlinge nicht zur Schule gingen, sondern auf der Straße rumlungerten. War es vielleicht also gar nicht in erster Linie die arabische Kultur, die diese hat sittlich verwahrlosen lassen und ist der Islamismus vielleicht nicht einfach da nach Deutschland eingedrungen, wo wir auf unsere Kinder nicht aufgepasst haben?"

Zum einen sind es nicht unsere Kinder, sondern hier eingewanderte arabische Eltern, die ihre arabischen Kinder hierher mitbrachten oder diese hier zeugten. Der Fehler lag darin, diese Leute nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht in den Libanon zurückzuschicken. Zum anderen: klar, Schuld sind immer die Umstände und nie die Leute selbst. Aber das gilt dann aber auch für Uwe, Uwe und Beate, die allesamt nichts dafür können. Und um es wieder ins Ernste zu bringen: Es gibt auch eine Eigenverantwortung, die man wahrnehmen kann, und die hat teils auch etwas mit der Kultur des Herkunftslandes zu tun. Ich zitiere hier mal eine instruktive Geschichte über das palästinensische Mandatsgebiet vor 1947:

"In Dutzenden neuen Kibbuzen nach dem Vorbild Deganias bringen Bauern die Saat aus. Bei Hulda ist der Wald mittlerweile so stattlich gewachsen, dass die arabischen Nachbarn Anstoß daran nehmen. Als Ruppin hinfährt, erzählen ihm die Juden eine Geschichte, die er sofort in sein Tagebuch schreibt: Neulich sei der britische Gouverneur in Hulda gewesen, und die Araber hätten sich über ihre jüdischen Nachbarn beschwert. Der Gouverneur fragte: 'Wie lange seid ihr schon hier auf dem Boden?' - 'Seit undenklichen Zeiten, wahrscheinlich seit tausend Jahren', antworteten die Araber- -'Und wie lange sind die Juden hier?' - 'Höchstens zehn Jahre.' - 'Und warum habt ihr in tausend Jahren keinen einzigen Baum angepflanzt, die Juden aber in zehn Jahren einen ganzen Wald?'" Tja gute Frage, nicht wahr?
https://www.zeit.de/2018/16/israel-juedischer-staat-arthur-ruppin-palaestina
(Israel: Wie Herr Ruppin ein Land erbaute, von Bastian Berbner , DIE ZEIT v. 12.4.2018

Mit Inshallah wächst weder Baum noch Bildung. Richtig ist allerdings der von Ihnen genannten Aspekt, daß es auch an uns liegt, diese Integration zu betreiben und die Leute zu zwingen, sich über Schule und Bildung zu integrieren. Der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky hat das teils versucht: Fordern und Fördern muß hier das Motto sein. Wer nicht mitmacht, muß mit Sanktionen rechnen.

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Auf die Gefahr hin, dass es ein unendlicher Thread wird (was ich gern vermeiden würde), doch noch zwei Anmerkungen:

Natürlich spielen beim Entstehen des NSU die Zeitumstände eine Rolle (und damit meine ich nicht allein den Verein von Herrn Roewer und Herrn Brandt), nichtsdestotrotz müssen individuelle Täter konkreter Verbrechen natürlich dafür gerichtlich belangt werden und soviel ich weiß, ist das bei Beate Zschäpe auch passiert, ich habe auch keine Zweifel, dass mit arabischstämmigen Tätern ebenso verfahren wird. Es sollte selbstverständlich sein, dass das Verstehen einer gesellschaftlicher Entwicklung nicht bedeutet, dass ich versuche, damit zusammenhängende Verbrechen zu entschuldigen, womöglich gar noch juristisch. Der Rechtsstaat handelt nach dem Prinzip der individuellen Schuld, und das ist auch gut so.

Vor allem aber: Die Geschichte aus den 40er Jahren, die da in der Zeit kolportiert wird, ist klassischer Rassismus oder Nationalismus oder wie auch immer Sie das Kind benennen wollen (stammt ja auch aus einer Zeit, in der dergleichen noch mehr en vogue war). Versuchen Sie doch einmal, statt einem Juden und einem Araber einen Franzosen und einen Deutschen einzusetzen, dann wird es vielleicht noch deutlicher. Also, ich bitte doch darum, sowas nicht weiterzuverbreiten. Da sollten wir inzwischen drüber hinaus sein.

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"Der Rechtsstaat handelt nach dem Prinzip der individuellen Schuld, und das ist auch gut so."

Ganz genau. Und das läßt sich eben nicht einfach delegieren. Und das gilt auch für die Bringschuld bei Migration.

"Die Geschichte aus den 40er Jahren, ..." Vielleicht lesen Sie einfach noch einmal, was ich oben zu univoken und äquivoken Begriffen und auch zur Geschichtlichkeit schrieb. Ich finde das eigentlich nicht zu schwierig zu begreifen. Und noch ein Tip: einfach mal das Begriffsverständnis erweitern und nicht immer mit der alten Anbräunersoße ankommen. Und kleiner Tip noch weiterhin: Nein, mit Kulturraum ist nicht der Lebensraum im Osten gemeint und auch nicht das rassische Vorgehen der Nazis. Und es ist auch wenig sinnvoll, Begriffe nur deshalb nicht zu gebrauchen, weil sie auch von den Nationalsozialisten in ihrem ganz eigenen Kontext gebraucht wurden. Dann müßte man nämlich bei allen linken Bewegungen für die Zukunft Begriffe wie Sozialismus und Kommunismus meiden. Habe ich oben ebenfalls erläutert.

Ich habe hier mehrfach erklärt, was ich unter Kulturraum verstehe. Wenn Sie es nicht erfassen können, ist das leider nicht mein Problem. Und ja: Man kann da statt Araber auch Jude, Franzose und Deutscher einsetzen. Schrieb ich ja auch oben. Und da stellen wir dann fest, daß Deutscher und Franzose zum selben Kulturraum gehören: nämlich einem abendländisch-westlichen. Was wiederum nicht bedeutet, diesen als monolithischen Block zu denken. Ist das wirklich so schwierig zu verstehen? Ich schlage Ihnen vor, daß Sie sich einfach nochmal in Ruhe durchlesen, was ich oben geschrieben habe.

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Apropos "Anbräuner": Ich wollte mit den 40er Jahren nicht explizit auf die Nazis anspielen. Dergleichen nationalistischen Ungeist gab es in dieser Zeit wirklich in vielen Ländern, auch unter eigentlich demokratisch gesinnten Leuten. Zeitgeist eben.

Ich wollte auch nicht bestreiten, dass es unterschiedliche Kulturen gibt, und meinetwegen können Sie diese auch als "Kulturräume" bezeichnen. Ich meinte nur, dass die zitierte Geschichte extrem nationalistisch, wenn nicht sogar rassistisch ist.

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@bersarin: "Und genau das macht einen Kulturraum aus. Nichts mit Nazis und ähnlichem." Sorry, da verstehe ich mehr von. Und immerhin habe ich zu diesem Thema promoviert, meine Dissertation steht als Referenzliteratur zum Thema in der Library des London Institute for German History. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich in Wissenschaften, in denen es um die Vermittlung von Menschenbilden geht, namentlich Geschichtswissenschaft, Anthropologie, Ur- und Frühgeschichte und Volkskunde zentrale Ideologeme der Rassenlehre und Rassenhygiene und des völkischen Denkens noch längere Zeit gehalten. In der Geschichtswissenschaft fand die Aufarbeitung und Selbstreinigung relativ früh statt, in der ersten Hälfte der Sechziger Jahre im Zusammenhang mit Fischer-Kontroverse und Auschwitz-Prozess. In der Anthropologie - hier meine ich nicht Kulturanthropologie, Anthropologie als Teildisziplin der Philosophie oder historische Anthropologie, sondern das Fach Anthropologie an den medizinischen Fakultäten, das Humanbiologie, Anatomie, Ergonomie, Paläoanthropologie, Ur- und Frühgeschichte und Volkskunde umfasste und heute als Studienfach kaum noch gelehrt wird - fand diese Aufarbeitung erst in den 1990er und Nullerjahren statt und war erst mit der Emeritierung der noch von NS-Anthropologen habilitierten Lehrstuhlinhaber abgeschlossen.

In der Ur- und Frühgeschichte und Volkskunde hat diese Aufarbeitung bis heute nicht stattgefunden. Damit einher gehen Vorstellungen von Menschenrassen mit genetisch festgelegten Mentalitäten und der Erblichkeit von Intelligenz. In Lexika wie dem dtv-Lexikon und der Fischer Enzyklopädie wurden bis nach 1990 unter dem Stichwort "Menschenrassen" die Rassentypen des Rassenforschers, Rassenhygienikers und NS-Täters Egon von Eickstedt aufgeführt.

Dieser hatte 1929 seine Lehrtätigkeit an der Universität Breslau begonnen. Diese entwickelte sich zu der Zeit zu einem Zentrum der Ostforschung. Diese seit dem Ersten Weltkrieg entstandene interdisziplinäre Forschungsrichtung war noch weit eindeutiger politisch tendenziös ausgerichtet als die Rassenhygiene. Letztendlich handelte es sich um nichts Anderes als eine spezielle Bevölkerungswissenschaft, welche durch volkskundliche, ethnologische, anatomisch-anthropologische, historische und sprachwissenschaftliche Untersuchungen den Nachweis erbringen sollte, dass großflächige Gebiete Osteuropas einmal germanisch besiedelt waren, um hieraus deutsche Territorialansprüche als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg verlorenen Kolonien abzuleiten ("Urgermanentheorie"). Verbunden war das mit der sozialdarwinistischen Vorstellung einer Höherstellung germanischen Erbguts gegenüber slawischem. Entscheidend ist hierbei, dass man in der Tradition Eugen Fischers (der sich später als den eigentlichen Begründer der NS-Weltanschauung bezeichnete und die Zwangssterilisierung des ganzen "untüchtigen Drittels" der Bevölkerung forderte und die "Beseitigung des Judentums, obwohl dieses "nicht insgesamt minderwertig sei, wie etwa Neger") eine "Entmischung" des Erbguts durchführen wollte, um die "nordische Rasse" wiederherzustellen.

Wie für die Rassenhygiene das Buch "Die Vernichtung lebensunwerten Lebens" von Binding und Hoche, so war für die Ostforschung Hans Grimms "Volk ohne Raum" das Schlüsselwerk. Die Pläne für eine Eroberung Osteuropas und eine rassenzüchterische "Aufnordung" entstanden schon vor Hitlers Machtergreifung im akademischen Kontext, in Breslau vorangetrieben von dem Ostforscher und Historiker Hermann Aubin und hinsichtlich der Messmethoden zur Rassenbestimmung dem Anthropologen Egon von Eickstedt und seiner Assistentin Ilse Schwidetzky, die noch in den 1950er und 60er Jahren entscheidend das Bild der westdeutschen Anthropologie prägen sollte.

Die Eroberung fremder Länder wurde sozaldarwinistisch als survival of the fittest und als Ausdruck eines allgemeinen "Volkswillens" dargestellt. Aubin prägte die Vorstellung einer "hydraulischen" Bevölkerungsdynamik, bei der "Siedlungsströme" in ein en Siedlungsraum "einsickern", ein "Vakuum ausfüllen" oder einen "Volksboden" überfluten. Noch der rechte Kampfbegriff der "Asylantenflut" leitet sich davon ab. Die in diesem Zusammenhang entstehende Kulturraumforschung wurde entwickelt, um das Ganze empirisch abzusichern. Hinweise auf germanisch geprägte Siedlungsräume in Osteuropa wurden direkt übersetzt in Annektionspläne und archäologische Funde, volkskundliche Studien, Sprachforschung und auch Blutgruppenuntersuchungen sowie Knochen- und Schädelmessungen arbeiteten diesen Plänen zu, inklusive einer rassenkundlichen Selektion der Bevölkerung in unerwünschte Juden, Roma und Slawen, erwünschte Germanen und auch aus dem baltischen oder polnischen "Volkskörper" herauszumendelnde "Volksdeutsche". Und da die Kulturraumforschung und die Verwendung des Begriffs Kulturraum in diesem Kontext entstanden ist halte ich es tunlichst für zu vermeiden, ihn heute noch zu gebrauchen.


Literatur hierzu (neben meinen Werken)

Jacob Michelsen
Von Breslau nach Hamburg. Ostforscher am Historischen Seminar der Universität Hamburg nach 1945. In: Lebendige Sozialgeschichte. Gedenkschrift für Peter Borowsky. Hg. v. Rainer Hering u. Rainer Nicolaysen. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2003, S. 659–681

- Die "Breslauer Schule" der Rassenkunde – zur Geschichte des Hamburger Instituts für Humanbiologie. In: Deine Knochen – Deine Wirklichkeit. Texte gegen rassistische und sexistische Kontinuität in der Humanbiologie. Hg. v. der AG gegen Rassenkunde. Hamburg u. Münster: Unrast-Verlag 1998, S. 88–127


Dirk Mahsarski

Graben für Germanien. Achäologie unterm Hakenkreuz

Herbert Jankuhn (1905-1990). Ein deutscher Prähistoriker zwischen nationalsozialistischer Ideologie und wissenschaftlicher Objektivität

Heidrun Kaupen-Haas

Der Griff nach der Bevölkerung. Aktualität und Kontinuität nazistischer Bevölkerungspolitik. Greno-Verlag, Nördlingen 1986, ISBN 3-89190-952-7.
mit Christian Saller und (Hrsg.): Wissenschaftlicher Rassismus: Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften. Campus Verlag, 1999, ISBN 3-593-36228-7.
mit Christiane Rothmaler (Hrsg.): Naturwissenschaften und Eugenik (= Sozialhygiene und Public Health). Mabuse-Verlag, 1994, ISBN 3-925499-93-8.
mit Christiane Rothmaler (Hrsg.): Doppelcharakter der Prävention. Mabuse-Verlag, 1995, ISBN 3-929106-08-6.

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von Eickstedts Einteilung der Menschheit in drei geographische "Großrassen" (Europide, Mongolide, Negride), die jeweils zahlreiche Rassen umfassen, wurde uns noch im Erdkundeunterricht beigebracht.

Der Lehrer konnte es nicht fassen, dass einige von uns einen Riesenstunk veranstalteten.

Das Ganze ging hoch bis zum damaligen Kultusminister Maier.

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Als ich übrigens dem oben erwähnten Herfried Münkler meine damals in der Geschichtswissenschaft und Anthropologie beachteten Forschungsergebnisse vorstellte meinte der schulterzuckend, das referiere den neuesten Stand der Forschung zum Nationalsozialismus und sei kein Thema für die Politikwissenschaft, die er damals, 2001, als praxisbezogene Politikberatung, eine Art Dienstleistung, verstand.

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Kultusminister Maier verstand die Aufregung auch nicht. Ich weiß nicht, wie lange das noch in bayrischen Schulbüchern stand.

Aus heutiger Sicht interessant, dass es nicht im Biologiebuch stand, sondern im Erdkundebuch. Mit hübschen Grafiken.

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@damals
40er Jahre: Genau, diese Tendenz gab es und es gibt zugleich in der heutigen Zeit andere Tendenzen, die mit einem davon unterschiedenen Raumkonzept arbeiten. Und genau um die geht es mir, wie man auch meiner Darstellung entnehmen kann – gerade auch, was die politische Philosophie wie auch Kulturwissenschaft und Politikwissenschaft betrifft. In diesem Raumkonzept treffen sich diese unterschiedlichen Bereiche und man wird sie auch für die geopolitischen Lageanalysen gut verwenden können.

"Ich wollte auch nicht bestreiten, dass es unterschiedliche Kulturen gibt, und meinetwegen können Sie diese auch als "Kulturräume" bezeichnen. Ich meinte nur, dass die zitierte Geschichte extrem nationalistisch, wenn nicht sogar rassistisch ist."

Genau, es gibt diesen Hintergrund und es gibt zugleich einen anderen Hintergrund, den ich hier wiederholt aufgezeigt habe. Es ist das Begriffsfeld eben nicht nur rassistisch geprägt. Zumal wir eben Begrifflichkeiten brauchen, um verschiedene Kulturen und Kulturkreise voneinander zu unterscheiden.

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@che
"Sorry, da verstehe ich mehr von. Und immerhin habe ich zu diesem Thema promoviert, …"

Dann ist Deine Sicht um so bedauerlicher, so kann man entgegnen. Du magst Historiker sein und ich bin dafür ausgebildet, Fehlannahmen und unzulässige Schlüsse zu benennen. Dein Problem liegt darin, daß Du einen Kategorienfehler begehst und Dir damit und dabei die Dinge durcheinander geraten.Und warum das so ist, will ich Dir hier gerne erläutern.

Deine Ausführungen in diesem Bereich der Raumtheorie mit Blick auf einen bestimmten Strang des rassisch-völkischen Denkens bestreitet Dir kein Mensch. Aber vielleicht versuchst zu bemerken, daß es auch andere Konzepte gibt, die sinnvoll mit dem Begriff des Kulturraums arbeiten. Das blendest Du leider aus, obgleich ich es Dir oben mehrfach beschrieben habe.

Deine Ausführungen zum völkischen und rassischen Raumbegriff sind auf eine bestimmte Phase beschränkt, sie sind selektiv. Und weiterhin liegt solcher Irrtum dann darin gegründet, daß Dir deskriptive Beschreibung und normative Wertung samt damit gekoppelten konkreten politischen Aspekten wie der Raumgewinnung im Kontext der NS-Ideologie durcheinandergeraten. Du extrahierst einen bestimmten Kontext dieses Begriffs und machst diesen dann qua Dogmatik zum alleinigen Bereich. Dies ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Ein wenig erinnert das zudem an den logischen no true scotsman-Fehlschluß sowie an dogmatische Verabsolutierung.

Weiterhin: Wenn Du zeigen willst, warum Du den VON MIR GEBRAUCHTEN Begriff Kulturraum kritisierst, dann mußt Du das konkret AN MEINEN AUSFÜHRUNGEN machen und nicht, indem Du über diese etwas stülpst, was dort von mir nicht geschrieben steht. Darin liegt der Denkfehler.

Noch einmal wiederholt und weil Du auf diesen Aspekt explizit nicht eingegangen bist, hier extra für Dich Hegel:

"Es ist noch späterhin zu zeigen, daß die Verfassung eines Volkes mit seiner Religion, mit seiner Kunst und Philosophie oder wenigstens mit seinen Vorstellungen und Gedanken, seiner Bildung überhaupt (um die weiteren äußerlichen Mächte sowie das Klima, die Nachbarn, die Weltstellung nicht weiter zu erwähnen) eine Substanz, einen Geist ausmache.
[…]
Die Religion ist der Ort, wo ein Volk sich die Definition dessen gibt, was es für das Wahre hält. Definition enthält alles, was zur Wesentlichkeit des Gegenstandes gehört, worin seine Natur auf einfache Grundbestimmtheit zurückgebracht ist als Spiegel für alle Bestimmtheit, die allgemeine Seele alles Besonderen. Die Vorstellung von Gott macht somit die allgemeine Grundlage eines Volkes aus." (Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte)

Durch solchen Volksgeist werden in einem Kulturraum zugleich auch politische Verhältnisse ausgebildet, und dies geschieht bei Hegel nicht in einem essentialistischen Sinne. DAS ist die Crux hier. Und für die Gegenwart können wir hier gerne Samuel P. Huntington zitieren, der ebenfalls nicht im Sinne einer abstrakten Kulturseelenlehre argumentiert, sondern ein Kulturraum umfaßt unterschiedliche wie auch spezifische Aspekte, die diesen Raum von anderen Kulturräumen unterscheiden:

"Ein Kulturkreis ist demnach die höchste kulturelle Gruppierung von Menschen und die allgemeinste Ebene kultureller Identität des Menschen unterhalb der Ebene, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Sie definiert sich sowohl durch gemeinsame objektive Elemente wie Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen als auch durch die subjektive Identifikation der Menschen mit ihr. Menschen besitzen mehrere Ebenen der Identität: Ein Einwohner Roms kann sich mit unterschiedlichem Nachdruck als Römer, Italiener, Katholik, Christ, Europäer, Westler definieren. Die Kultur, zu der er gehört, ist die allgemeinste Ebene der Identifikation, mit der er sich nachdrücklich identifiziert. Kulturkreise sind das umfassendste »Wir«, in dem wir uns kulturell zu Hause fühlen, gegenüber allen anderen »Sie« da draußen. Kulturkreise können eine sehr große Anzahl von Menschen umfassen, wie beispielsweise der chinesische, aber auch eine sehr kleine Anzahl von Menschen, wie der anglophon-karibische. Zu allen Zeiten hat es kleine Gruppen von Menschen mit einer eigenen Kultur und ohne allgemeinere kulturelle Identifikation gegeben.
[…]
Kulturkreise haben keine klar umrissenen Grenzen, ihre Entstehung und ihr Ende stehen nicht präzise fest. Die Kulturen von Völkern wirken aufeinander ein und überlagern sich. Der Umfang, in dem die Kulturen von Kulturkreisen einander ähneln oder sich voneinander unterscheiden, variiert ebenfalls beträchtlich. Gleichwohl sind Kulturkreise sinnvolle Einheiten, und wenn die Grenzlinien zwischen ihnen auch selten scharf gezogen sind, so sind sie doch vorhanden.
[…]
Kulturkreise überleben nicht nur, sie entwickeln sich auch weiter. Sie sind dynamisch; sie steigen auf und fallen; sie verschmelzen miteinander und teilen sich; und wie jeder Kenner der Geschichte weiß, verschwinden sie auch, und der Sand der Zeiten begräbt sie.
(Huntington, Kampf der Kulturen, S. 54 f.)

"In der modernen Welt enthalten der westliche, der orthodoxe, der lateinamerikanische, der islamische, der hinduistische und sogar der chinesische Kulturkreis zwei oder mehr Staaten, wobei es in einigen von ihnen einen Kern- oder Führungsstaat gibt: China, Indien, Rußland. Im Westen hat es in der Geschichte eine große Anzahl von Staaten, aber auch eine kleine Zahl von Kernstaaten gegeben (zum Beispiel Frankreich, England, Deutschland und die USA), deren Einfluß im Laufe der Zeit wechselte. In seinen besten Tagen war das Osmanische Reich Kernstaat des islamischen Kulturkreises; in moderner Zeit gibt es hingegen keinen islamischen Kernstaat, eine Situation, die wir auch in Lateinamerika und Afrika antreffen." (Ebd, S. 56)

Und hier ein entscheidender Satz:

"In der modernen Welt ist Religion eine zentrale, vielleicht sogar die zentrale Kraft, welche die Menschen motiviert und mobilisiert. Es ist reine Überheblichkeit zu glauben, daß der Westen, nur weil der Sowjetkommunismus zusammengebrochen ist, die Welt für alle Zeiten erobert hat und daß Muslime, Chinesen, Inder und alle anderen nun nichts Eiligeres zu tun haben, als den westlichen Liberalismus als einzige Alternative zu übernehmen. Die Zweiteilung der Menschheit aus der Zeit des Kalten Krieges ist vorbei. Die fundamentaleren Spaltungen der Menschheit nach Ethnizität, Religionen und Kulturkreisen bleiben und erzeugen neue Konflikte." (Ebd., S. 95)

Und genau um diese Vielfalt von Aspekten, die einen Kulturraum ausmachen, samt den daran anknüpfenden Konflikten und Kriegen, geht es in diesem Begriffskonzept. (Im Sinne von Max Weber könnte man solchen Begriff auch als Idealtypus bezeichnen.) Nichts mit NS und Rasseforschung. Vielleicht einfach mal an diese Tradition Hegels und auch an Huntington anknüpfen, da wo dieser DESKRIPTIV ist: dann klappt es auch mit der Verwendung dieses Begriffs.

Würde man in der Art und dem Denkregister verfahren, wie Du es machst und damit auf den Kommunismus kommen, dann dürfte nach der Lektüre dieser Werke nie wieder das Wort "Kommunismus" oder kommunistische Gesellschaft auch nur in den Mund genommen werden:

Leszek Kolakowski: Die Hauptströmungen des Marxismus, (immer wieder gerne von El Mocho zitiert)

Wolfgang Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder

Arthur Koestler: Sonnenfinsternis

Stéphane Courtois (Hg.): Das Schwarzbuch des Kommunismus

Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus

Alexander Solschenizyn: Der Archipel Gulag

Warlam Schalamow: Kolyma: Insel im Archipel

Joseph Czapski: Unmenschliche Erde

Francois Furet: Das Ende der Illusion. Der Kommunismus im 20. Jahrhundert

Gerd Koenen: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus

Gerd Koenen: Utopie der Säuberung. Was war der Kommunismus?

Julia Lovell: Maoismus. Eine Weltgeschichte

Sowie diverse Literatur zur kommunistischen Diktatur in der DDR und anderen Ostblockländern. All diese Werke zeigen auf unterschiedliche Weise, warum wir den Begriff Kommunismus in keinem irgendwie noch positiv gearteten Sinne weiterhin verwenden können – zumindest dann, wenn man in Deiner Logik argumentiert.

PS: Anthropologie ist ebenso ein Zweig der Philosophie. Nach Deiner Diktion dürfte man auch diesen Begriff nicht mehr verwenden – was nachgerade Blödsinn wäre.

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Und im Blick auf Münkler und einen sinnvollen Raumbegriff empfehle ich: Herfried Münkler: "Raum" im 21. Jahrhundert. Über geopolitische Umbrüche und Verwerfungen

Und auch "Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert", darin den Teil 3. Dort und auch in dem oben genannten Buch finden sich auch zahlreiche, unter anderem am angloamerikanischen Raumbegriff orientierte Literaturangaben. Schon vor diesem Horizont geschichtlicher wie politischer Betrachtungen ist die Einengung des Begriffs vom Kulturraum bzw. abstrakter vom Raum wenig sinnvoll.

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"Wenn Du zeigen willst, warum Du den VON MIR GEBRAUCHTEN Begriff Kulturraum kritisierst, dann mußt Du das konkret AN MEINEN AUSFÜHRUNGEN machen und nicht, indem Du über diese etwas stülpst, was dort von mir nicht geschrieben steht. Darin liegt der Denkfehler."

Das Problem ist nur, dass Du den Begriff "Kulturraum" in Deinem Ausgangsposting genau in dem Sinne gebraucht hast, der hier kritisiert wird. Leute die Kurden (immerhin die Nachfahren Saladins) die Köpfe abschneiden wollen und ukrainische Frauen belästigen sind laut Deiner Diktion "im arabischen Kulturraum deutlich besser aufgehoben". Und diese abwertende Formulierung (um es mal extrem vorsichtig auszudrücken) verstärkst Du noch mit einer von "damals" zu Recht kritisierten dümmlichen, von kolonialistischer Überheblichkeit geprägten "Anekdote" (die vermutlich frei erfunden ist und sicher auch auf weiße "Zivilisatoren" in "Schwarzafrika" übertragen werden könnte). Und dann beschwerst Du Dich, che würde Deine nachgeschobene Definition von "Kulturraum" nicht verstehen wollen.

Ich werde später, vom Standpunkt eines Kulturwissenschaftlers, der sich stets auf das Verbindende statt auf das Trennende konzentriert hat, noch mehr zu sagen haben. Auch zu Deinem verehrten Hegel.

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Ganz genau Avantgarde: Solche Typen, die von Anfang an in ihrem Gastland Ärger machen, sind in ihrem arabischen Kulturraum bzw. in ihrem Herkunftsland deutlich besser aufgehoben. So ist es. Ich wüßte nicht, was diese Leute hier wollen und warum sie hier einwandern wollen oder Asyl suchen, sofern sie nicht in der Lage sind, basale Regeln, die hier gelten, zu befolgen. Kein Land der Welt ist im übrigen gehalten, Menschen aufzunehmen, die von Anfang an nicht bereit sind, sich an Gesetze zu halten. Und vom importierten arabischen Antisemitismus will ich gar nicht reden. Stichwort Freudenfeuer am Mittelmeer nach dem 7. Oktober. Kannst Du mir sagen, avantgarde, warum wir solche Typen (und das ist jetzt die sehr höfliche Formulierung) hier einreisen lassen sollen? Frankreich und Belgien und auch GB sind abschreckende Beispiele, was da auf uns zukommt und ich bin da ganz und gar auf der Linie von Leuten wie El Mocho/Willy inzwischen.

"Und dann beschwerst Du Dich, che würde Deine nachgeschobene Definition von "Kulturraum" nicht verstehen wollen."

Nein, das tat er auch nicht. Meinetwegen schreibe ich aber gerne, daß diese Typen am Arsch des Propheten oder einfach nur in ihrem Land genau richtig aufgehoben sind. Kulturraum ist hier aber ebenso treffend, weil islamistische Araber in ein Land eingewandert sind, deren Kultur nicht der Islam ist. Und in diesem Fall geht es in der Tat, wie Du richtig schreibst, um Trennendes. Syrien und Irak sind, wie auch Du bei einem Blick bereits in den Atlas wirst feststellen können, nicht mehr Europa und sie sind geopgraphisch und (geo)politisch wie auch von den kulturellen Prägungen her ein anderer Raum: und diese Fakten lassen sich auch durch irgendwelche Anbräunungsversuche nicht beseitigen. Und da es sich hierbei nun einmal um räumliche und kulturelle Dimensionen handelt, scheint mir der Begriff Kulturraum angemessen zu sein. Und ja: Es geht mir darum, diesen Begriff in der Analyse wieder zu etablieren. Das Problem ist im übrigen und in diesem Kontext auch nicht der Begriff, sondern daß solche Typen hier in Deutschland Aufnahme finden. Und damit sind wir beim Begriff des Asylrechts, der dringend eine grundsätzliche Änderung erfahren muß.

Hegel hat im Anschluß an Herder und in Kritik zugleich an Herder die Geschichtlichkeit von Kulturen in Anschlag gebracht. Und darin liegt sein Verdienst. Und er hat das nicht einfach nur in einer irgendwie vergleichenden Art der Kulturwissenschaftler gemacht.

"von kolonialistischer Überheblichkeit geprägten "Anekdote" (die vermutlich frei erfunden ist ...)" Die Quelle habe ich Dir angegeben. Sie besitzt einige Evidenz.

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Es geht nicht darum, ob wir den Aufenthalt solcher Menschen ablehnen sollen oder nicht, sondern darum, dass Du einem "Kulturraum" oder "Kulturkreis" unterstellst, dass dieser Mensch da "besser aufgehoben" ist.

Stell Dir einfach mal vor, ein nach Kanada ausgewanderter Deutscher brüllt in Montreal "Juden ins Gas", und die Kanadier sagen daraufhin: Der Typ ist im deutschen Kulturraum besser aufgehoben.

Wenn in Deutschland irgendwelche Leute das islamistische Kalifat fordern, dann sind diese Leute in dem, was Du "arabischer Kulturraum" nennst, nicht besser aufgehoben. Die allermeisten Leute wollen da nämlich auch keinen IS-Staat.

Ich weiß nicht, ob Du je in islamischen Ländern unterwegs warst. Ich jedenfalls schon, und in sehr unterschiedlichen.

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Genau so. Ich hatte sehr weit oben, vor mehreren Tagen, ausgeführt, dass solche Leute nirgendwo gut aufgehoben sind wo sie frei herumlaufen. Menschen, die Kurden die Köpfe abschneiden wollen sind bestimmt nicht in Syrien oder Irak gut aufgehoben. IS-Leute sind auch nicht typisch für oder passend zu diesen Ländern. Nach der Logik wären NSU-Mörder, Reichsbürger oder deutsche Zuhälter oder Hell´s Angels typische Deutsche, Mafiosi typische Italiener, Leute von den Drogenkartellen oder vom Leuchtenden Pfad typische Latinos und Crackdealer typische Schwarzafrikaner. Hinter einer bombastischen Fassade aus philosophischen Bezugnahmen vertritt Herr Bersarin dumpfes Ressentiment.

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Ich hatte keinen Bezug zum Raumbegriff der Politik- oder Geschichtswissenschaft genommen, nicht zu Siedlungs- Ballungs- Sprach- Rückzugs- Koffer- oder Kellerräumen, sondern ausgeführt, dass und warum die Verwendung des Begriffs Kulturraum im deutschen Sprachraum hochproblematisch ist. Wer an einer deutschen historischen Fakultät, zumindest einer von denen, wo ich mich auskenne - Göttingen, Hannover, Bremen oder Leipzig - den Begriff Kulturraum in einer schriftlichen Arbeit verwendet, ohne ihn zu problematisieren wird einige spitze professorale Anmerkungen ernten, die ihn/sie auf die Problematik hinweisen, die ich oben beschrieben habe. Man spricht, wenn es um Gesundheitspolitik geht, auch nicht mehr vom Volkskörper oder der Vitalrasse.


@"Anthropologie ist ebenso ein Zweig der Philosophie" --- Exakt das hatte ich oben geschrieben und die der Humamedizin und - Biologie angegliederte Anthropologie als eigenes Fach hiervon abgegrenzt.

Hierzu noch ein paar weiterführende Links:


https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropologie

https://gfa-anthropologie.de/anthropologischer-anzeiger-fuer-gfa-mitglieder/

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SKQWNCFJ7HV2R2AIQ6GARVQ7WI3ZAP45

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Und ich habe hier aufgezeigt, weshalb der Begriff Kulturraum gut geeignet ist, unterschiedliche Bereiche und Regionen (mit anderen Worten: Räume) zu fassen. Und ich habe anhand von Huntington gezeigt, in welchem Register dieser Begriff heute gebracht wird.

Außer ideologischen Aspekten habe ich kein einziges Argument bisher vernommen, weshalb dieser Begriff ungeeignet sein sollte, unterschiedliche kulturelle Sphären und Regionen zu bezeichnen. Und weshalb ich den Begriff Raum und nicht etwa den der Sphären verwende, habe ich ebenfalls hier klargemacht. Sphären kommt schon wegen seiner etymologischen Bedeutung nicht in Frage. Im Raumbegriff finden wir zudem den geopolitischen Aspekt, darin auch strategische Überlegungen zum Tragen kommen. Unter anderem auch, daß Migration von bestimmten Kräften im russischen Kulturraum als Waffe gegen das freie Europa eingesetzt wird.

„Menschen, die Kurden die Köpfe abschneiden wollen sind bestimmt nicht in Syrien oder Irak gut aufgehoben.“ „dass Du einem "Kulturraum" oder "Kulturkreis" unterstellst, dass dieser Mensch da "besser aufgehoben" ist.“ (avantgarde)

Da kommen diese Leute aber nun einmal her und es ist ihr Kulturraum. Ich wüßte also nicht, wo man sie ansonsten hinverbringen kann. Und da ihr sie sicherlich nicht bei euch zu Hause einquartieren wollt und da wir diese Leute nicht einfach aus einem Flugzeug herauswerfen und sie auch nicht auf hoher See aussetzen wollen, müssen wir sie also in ihre Heimat zurückbringen oder sie in einem Abschiebegewahrsam unterbringen. Und ich denke auch nicht, daß avantgarde sagen würde, daß all das, was aus dem arabischen Kulturraum hier einreist, irgendwie one world sei. Und ich würde auch sagen, daß die gesamte Sphäre dessen, was man mit Hegel als objektiven und absoluten Geist bezeichnen kann, mithin die Sittlichkeit einer Region, ihr Rechtssystem, die Ordnung des Staates, all das also, wofür dann in diesem speziellen Fall der Begriff des arabischen Kulturraums steht, nicht die gleiche ist, die wir im westlichen Kulturkreis finden.

„Wer an einer deutschen historischen Fakultät, zumindest einer von denen, wo ich mich auskenne - Göttingen, Hannover, Bremen oder Leipzig - den Begriff Kulturraum in einer schriftlichen Arbeit verwendet …“

Dies hier ist aber keine schriftliche Arbeit an einer Universität, wie auch Du nach einem ersten Blick wirst feststellen können, sondern ein Blog. Daß dieser Begriff „Kulturraum“ weiterhin und im alltagssprachlichen Sinne auch in Zeitungen immer einmal wieder verwendet wird (und dies geschieht dort ebenfalls ohne einen wissenschaftlichen Erklärungsapparat), zeigt sich hier:

„Im asiatischen Kulturraum kann dagegen das Wort »vier« auch für Tod stehen.“ [Die Zeit, 08.02.2010, Nr. 06]

„Das Herz ist nicht nur im europäischen Kulturraum ein symbolträchtiges Organ.“ [Die Zeit, 11.09.1992, Nr. 38]

„"Österreichische Literatur verstehen wir weder als Konstruktion einer ›großen Tradition‹ noch als Nationalliteratur", schreiben Zeyringer und Gollner. Es gehe ihnen um die "deutschsprachige Literatur des Kulturraums Österreich". [Die Zeit, 21.03.2013, Nr. 13]

„Ich schreibe in deutscher Sprache, und ich lebe jetzt seit etwa 35 Jahren im deutschen Kulturraum.“ [Süddeutsche Zeitung, 31.10.2000]

„Dabei sei die christliche Tradition ebenso heterogen wie der europäische Kulturraum.“ [Der Tagesspiegel, 27.01.2003]

„Zwar gibt es den – von der chinesischen Onlineshopping-Branche zum Marketinginstrument auserkorenen – Single’s Day, der jedes Jahr am 11. November begangen wird. Doch der Tag wurde von Studierenden einer chinesischen Universität ursprünglich initiiert, um sich auf Karaoke-Partys und Co. auf Partnersuche zu begeben. Hinzukommt, dass der Tag im westlichen Kulturraum für Alleinstehende nicht dieselbe Bedeutung wie der 14. Februar hat.“ (WELT v. 14.2.2023)

„Der Typus der hysterischen, sich vor ihren Sohn werfenden Mutter, er stammt natürlich aus dem romanisch-südlichen Kulturraum – er berührt uns auch deshalb, weil er das Gegenteil der nordischen, am Prenzlauer Berg beheimateten Propeller-Mutter darstellt …“ [Die Zeit, 30.8.2023]

In Berlin gibt es sogar einen Veranstaltungsort, der Kulturraum heißt (https://kulturraum.berlin/) vielleicht solltet ihr unbedingt einen Antrag zur Umbenennung aus politischen Gründen wegen Nazi-Rekurs stellen.

Und dieser Begriff ragt bis in wissenschaftliche Publikationen hinein:

„Regionaler Kulturraum und intellektuelle Kommunikation vom Humanismus bis ins Zeitalter des Internet“,

„Der Kulturraum Niederrhein: Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert“,

„Die Alpenregion als Kulturraum. Regionale Kultur und Unterschiede“,

„Das Darlehen im syrischen Kulturraum. Geschichte und Gegenwart: rechtshistorische und rechtsvergleichende Betrachtung“

In der Tat kann man am Begriff Anthropologie gut sehen, daß es unterschiedliche Verwendungsweisen eines Begriffes gibt. Würde man aber wie Du verfahren, müßten ich und andere sofort in den Modus der Kritik verfallen, wenn Du Begriffe wie Kommunismus und Sozialismus in irgend einer positiven Absicht verwendest. Diese Begriffe sind realpolitisch mit dem Entsetzlichsten konnotiert, diese Begriffe sind verbrannt. Und ein Großteil der Menschheit erschaudert, wenn er das Wort Kommunismus hört. Und wenn man es in einer derartigen Weise wie Du betreiben willst, dann müßten wir uns bitte auch einmal über den Namen che (und auch Bersarin) unterhalten. Kleiner Hinweis für Dich: Man kann dieses Spiel des Anscheißens auch umdrehen. Und überhaupt Körpertraining: läuft das nicht vielmehr auf den faschistischen Körperpanzer hinaus, frei nach Theweleit und seinen Vulgäradepten? Ich denke nicht, daß Du solche Art von Dekonstruktion schätzt. Und ich tue es auch nicht. Hättest Du ein wenig über den Begriff Kulturraum recherchiert, wäre Dir bewußt gewesen, daß er im normalen wie auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch etabliert ist, unabhängig davon, ob Dir mein aufgezogener Kontext des Begriffs nun gefällt oder nicht gefällt.

Noch einmal: das Problem ist nicht der Begriff Kulturraum, an dem Du hier feste gehst, sondern daß solche Leute hier in dieses Land einreisen können, ohne umgehend wieder abgeschoben zu werden.

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Und ich hatte Dich, das war der Ausgang des ganzen Exkurses in dieser Debatte gewesen, gebeten, den Begriff Kulturraum auf diesem Blog nicht zu verwenden. Kulturkreis wäre ganz in Ordnung, auch wenn wir hinsichtlich der politischen Intentionen weit auseinander liegen.

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Dies ist ein bloßer Streit um Worte, der wirklich nicht wert ist, dass man sich deswegen in die Wolle bekommt.

Die Position von Che und Avantgarde läuft ja darauf hinaus, dass wir all die ständigen Vorfälle von Gewalt und Aggression gegen Deutsche (und Europäer) durch muslimische Migranten einfach so hinnehmen, bzw. nur Polizei und Justiz überlassen und keine politischen Konsequenzen daraus ziehen.

Ihr steht da aber ziemlich allein mit Proasyl und der grünen Jugend da, Umfragen zeigen das eindeutig. Mag ja sein dass es die moralisch richtige Position ist,
aber man kann nicht moralische Forderungen erheben, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Ich weiß nicht wie das bei euch ist, aber die meisten Deutschen haben inzwischen Erfahrungen mit Muslimen im Alltag gemacht, und häufig keine guten.
Meine Frau z.B. ist katholische Südamerikanerin, 2008 mit mir nach Deutschland gekommen, hatte vorher nie Muslime getroffen und wusste auch wenig vom Islam. Sie hat nun bei ihrer Arbeit in einem Kindergarten der Caritas (inzwischen fast 50% muslimische Kinder) so viele schlechte Erfahrungen mit Muslimen gemacht, dass sie den Islam inzwischen völlig ablehnt und mich kritisiert, wenn ich bitte zu differenzieren, etwa sage dass Türken i.d.R. netter und aufgeschlossener sind als Araber. "Die sind alle gleich, und ihr Deutschen lasst euch alles von denen gefallen."

Um das mal auf eine etwas theoretischere Ebene zu heben: Die europäisch/westliche Kultur hat bestimmte Formen des Zusammenlebens entwickelt, die sonst wo in der Welt nicht vorkommen, am wenigsten in der islamischen Welt. Ich habe sicher schon das Buch von Joseph Henrich empfohlen:

https://www.suhrkamp.de/buch/joseph-henrich-die-seltsamsten-menschen-der-welt-t-9783518587805

Henrich erklärt die Besonderheit der westlichen Kultur, die dazu führt, dass heute Europa und die USA reicher und freier sind als der Rest der Welt, und das Massen von Menschen aus diesem Rest versuchen, in den Westen zu gelangen um ein besseres Leben zu finden.

Ich will das nicht weiter ausführen, aber im Westen haben sich Institutionenentwickelt, die auf Kooperation beruhen, nicht auf Verwandtschaft, wie es bis zum Mittelalter war und im Rest der Welt heute noch größtenteils ist. Henrich spricht von "impersonal Prosociality", von der Bereitschaft mit beliebigen Menschen zu kooperieren, und nicht bevorzugt mit den Anhängern der eigenen Religion oder des eigenen Stammes. Das ermöglicht funktionierende Märkte und kollektive Systeme sozialer Sicherung wie etwa Kranken- oder Rentenversicherung.

Diese Systeme beruhen darauf, das derjenige, der Leistungen bezieht seinerseits auch Beiträge zahlt, auch wenn es sich vielleicht nicht lohnt. Ich etwa habe Glück gehabt, bin nicht chronisch krank geworden und habe keinen schlimmen Unfall gehabt. Ich habe mit Sicherheit mehr an Kassenbeiträgen bezahlt, als die Krankenkasse für mich ausgeben musst. Aber das ist OK, denn ich weiß, dass ich sicher bin auch wenn mir mal was schlimmes passiert. Ich bin nicht auf die Hilfe meiner Familie angewiesen.

Im islamischen Kulturbereich hingegen herrscht die alte Norm der Großfamilie: solidarisch nach innen und feindselig gegen alle Fremden, das sieht man immer wieder. Und deshalb ist es nicht sinnvoll, Muslime massenhaft bei uns anzusiedeln, denn sie sind eigentlich nicht fähig, in unseren Gesellschaften zu leben. Sie gewinnen zwar materielle Sicherheit, aber sie fühlen sich in ihrer Umwelt fremd und tendieren dazu, unter sich zu bleiben. Und entwickeln Ressentiments und ticken irgendwann aus, wir sehen das inzwischen praktisch täglich.

Und die Menschen bei uns haben ein Gefühl dafür und lehnen die Leute, die zwar partizipieren aber ihrerseits nichts beitragen wollen, ab. Und wählen die Parteien, die glaubhaft versprechen, Abhilfe zu schaffen.

Und deshalb muss sich etwas ändern, wenn wir nicht irgendwann einen Bürgerkrieg haben oder in einem faschistischen Europa aufwachen wollen.

P.S.: Ich bitte das alles nun nicht eng zu sehen, ich weiß auch, dass Muslime durchaus sich in unsere Gesellschaften integrieren und friedlich hier leben können, aber das geht nur, solange es wenige sind und sie sich zur Anpassung gezwungen sehen. Inzwischen haben wir überall in Europa große muslimische Parallelgesellschaften. Du kannst in jeder europäischen Großstadt leben, ohne Kontakt mit den Einheimischen zu haben. Es gibt Moscheen und Restaurants mit einheimischer Küche, Kulturvereine und Rechtsanwälte die arabisch sprechen usw. Der Kontakt zur europäischen Gesellschaft beschränkt sich auf das Abheben der Sozialhilfe, kein Grund sich die Sitten und Gebräcuhe der Ungläubigen anzueignen.

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Nein Bersarin, was Du "gezeigt" hast ist lediglich, dass der Begriff auch heute noch (in Deutschland) - im wesentlichen aus Ignoranz - verwendet wird. Das muss nicht im negativen Abgrenzungssinn geschehen, wobei das bei Dir aber offenbar der Fall ist.

Warum Du nun gerade Hegel als Gewährsmann für Deine Ausführungen anführst, erschließt sich mir nicht.

"Die Religion ist der Ort, wo ein Volk sich die Definition dessen gibt, was es für das Wahre hält. Definition enthält alles, was zur Wesentlichkeit des Gegenstandes gehört, worin seine Natur auf einfache Grundbestimmtheit zurückgebracht ist als Spiegel für alle Bestimmtheit, die allgemeine Seele alles Besonderen. Die Vorstellung von Gott macht somit die allgemeine Grundlage eines Volkes aus."

Dem würde ich zum einen schon als Agnostiker skeptisch gegenüberstehen. Da müssen wir wohl noch ein "Volk" der Menschen erfinden, das nicht an Gott glaubt. Wird räumlich schwierig.

Zum anderen ist das eine so vage Formulierung, dass sie überall und nirgends passt. Schon gar nicht taugt sie für eine Rechtfertigung des Begriffs "Kulturraum". Welches "Volk" soll das denn sein? Das deutsche Volk wird man schwerlich - und das galt schon vor 200 Jahren - über seine Vorstellung von Gott definieren können, denn wodurch unterschiede sich diese Vorstellung von der des französischen oder polnischen Volks? Gibt es gar zwei deutsche Völker, das katholische und das evangelische? Und was machen wir mit den deutschen Juden oder jüdischen Deutschen?

Kulturraum und ausgerechnet Hegel? Liest man ein wenig in den Vorlesungsbänden zur Geschichtsphilosophie, zur "Philosophie des subjektiven Geistes" oder zur Rechtsphilosophie herum, stößt man auf so schöne Passagen wie die folgenden: "Das geistige Naturell dieser Völker zeigt sich ebenso verschieden als die körperliche Beschaffenheit.“ Der "Charakter der Neger, der aethiopischen Race" wird als "Zustande der Dumpfheit" beschrieben, "des gediegenen Insichbleibens, das nicht zum Unterschiede fortgeht, nicht zum Gedanken".

Oder so: "Die Neger sind eine Kindernation, die aus der kindlichen Interessenlosigkeit nicht herausgehn." Unter ihnen herrsche „der höchste Mangel von Bewußtsein von Persönlichkeit: daher laßen sie sich auch so leicht zu Sclaven machen“.

Zur Revolution auf Haiti: "Die Möglichkeit menschlicher Freiheit ist also in den Negern auch vorhanden, aber es liegt nicht in ihnen, sich aus ihrer Natürlichkeit herauszumachen." Vielmehr müsse man "die Freiheit durch Bändigung des Naturells der Neger ihnen anerziehen". Die haitianischen Revolutionäre hätten also ohne Versklavung gar kein Freiheitsbewusstsein entwickeln können.

Hegel als unverdächtigen Gewährsmann von Kulturräumen anzuführen halte ich für grenzwertig. Der gleiche Hegel, der auch Religionen hierarchisch klassifizierte, wobei das Christentum mit seiner Vorstellung der Dreieinigkeit die höchste Stufe einnimmt.

Ausgerechnet die Dreieinigkeit, die wahrscheinlich 90% aller kulturräumlichen Christen gar nicht wirklich verstehen. Das war schon im Mittelalter so. Als der Inquisitor Jacques Fournier im 14. Jahrhundert im Albigensergebiet nach Ketzern suchte und die armen Bauern ihm erklären sollten, ob sie an die Dreieinigkeit glaubten, musste er feststellen, dass diese keine Ahnung hatten, wie man Dreieinigkeit erklärt, und das lag nicht daran, dass sie Ketzer waren.

Es gab in den 1990er Jahren noch mal einen Versuch, den Begriff der Kulturräume neu zu beleben. Nun waren es halt "Kulturerdteile", ursprünglich interessanterweise mit gar nicht rassistischen Begriffe wie "Schwarzafrika" und "Gelber Kontinent".

All diesen Definitionen ist eines eigen: Sie scheinen irgendwie eine gewisse Plausibilität zu haben, ihre Definition zerfleddert aber angesichts der Realitäten des globalisierten 21. Jahrhunderts. Letztlich kann man für jede Definition die entsprechenden Kulturen finden. So kann ich auch den Mittelmeeraum zu einem Kulturraum erklären, obwohl es da drei Religionen, wenn nicht mehr gibt.

Am Ende dienen Definitionen von Kulturräumen eben am liebsten der Abgrenzung. Huntingtons Hypothese, dass es im 21. Jahrhundert zu Konflikten zwischen verschiedenen Kulturräumen, insbesondere der westlichen Zivilisation mit dem chinesischen und dem islamischen Kulturraum kommen könnte., halte ich für wenig überzeugend. Die Konflikte sind nicht kultureller/zivilisatorischer, sondern wirtschaftlicher und machtpolitischer Natur, und es gibt keinen Konflikt zwischen einem "westlichen Kulturraum" und einem beispielsweise islamischen, der von der Karibikinsel Trinidad bis Timor reichte. Es gibt Fanatiker und Terroristen, vor denen die allermeisten Menschen in Marrakesch, Tunis, Kairo, Damaskus und Teheran ebensogroße Angst haben wie in Paris, London oder Berlin. Huntington ist ja inzwischen auf die "Latinogefahr" umgeschwenkt, die den USA von Süden her droht. Auch das ist Humbug.

Kulturen befruchten sich, sogar als Konsequenz von Kriegen (Andalusien, Kreuzzüge, Eroberung Amerikas). Ich habe mich nicht ohne Grund wissenschaftlich ausführlich mit Andalusien sowie Lateinamerika/Karibik beschäftigt, besonders mit kulturellem Synkretismus. Der sich zum Beispiel an einem Klosterbau in Mexiko wiederfindet, in dem spanisch-christliche, maurische und indigene Elemente verschmelzen.

Im übrigen habe ich ein gutes Dutzend islamische Länder bereist. Um es mit Alexander von Humboldt zu sagen: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben".

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All das, was Du schreibst, willy, teile ich im großen und ganzen. Es geht darum, aus den Vorfällen der letzte Jahre Konsequenzen zu ziehen. Und gerade bei schwerwiegenden Delikten wie Sexübergriffen, Mord, Körperverletzung ist immer wieder zu lesen: Vorbestraft, Intensivtäter oder aber ein Araber, der schon hätte abgeschoben werden sollen.

Und auch hier:

ARD-Doku „Beuteland“ : Clans kennen nur ihr eigenes Gesetz. Die beeindruckende ARD-Dokumentation „Beuteland“ zeigt, was kriminelle Großfamilien in Deutschland anrichten. Zu lange wurde das Problem ignoriert. Der Staat steht vor einer Herausforderung.
(Von Frank Lübberding 25.11.2019)
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-doku-beuteland-was-kriminelle-clans-in-deutschland-anrichten-16501834.html

Und damit sind wir auch beim migrantisch-arabischen importierten Antisemitismus und beim Islamismus:

Leute wie Ahamd Mansour, Seyran Ates, Ralph Ghadban, Abdel-Hakim Ourghi, Hamed Abdel-Samad und viele andere stehen unter Polizeischutz - allein aus dem Grunde, weil sie den Islam kritisieren.

Und auch dieser neue Beitrag von Ahmad Mansour vom 1.12.2023, "Israelfeindlichkeit im Westen: Groteske Toleranz", ist in diesem Kontext interessant:

"Die Ereignisse des 7. Oktober markieren eine Zeitenwende – auch für Linke. Wie der Hamas-Terror gegen Israel das Bewusstsein des Westens verändert.
Seit dem 7. Oktober herrscht eine neue, eine weitere Zeitenwende. Erst jetzt, erst seit es hunderte von Kundgebungen gegen Israel und für Palästinenser gibt, wachen manche in Europa auf. Jetzt erst erkennen einige Europäer, dass der radikale Islam auch auf ihrem Kontinent ein ernstes Problem darstellt."

https://taz.de/Israelfeindlichkeit-im-Westen/!5973283/

Ich hoffe sehr, daß dieses Aufwachen endlich auch bei der Linken stattfindet. Teile der Linken, wie etwa Teile der Antideutschen haben immer schon auf genau dieses Problem eines importierten Antisemitismus hingewiesen.

Und solch einer schleichenden Islamisierung des Landes und der Verbreitung des politischen Islam in Deutschland, etwa über Figuren wie Kübra Gümüsay und ihre Netzwerke, muß nicht nur zum Thema gemacht werden, sondern dem muß Einhalt geboten werden.

Und dieses konsequente Handeln gegenüber solchen Leuten, aber auch das Eindämmen einer Massenmigration, muß insbesondere um der Migranten erfolgen, die hier friedlich und wie alle anderen Menschen auch leben wollen. Wie jene afghanische Familie, von der mein Vater erzählte, für deren Kinder er den Weihnachtsmann spielte. Die Leute waren gläubige Muslime. Und warum taten sie es dennoch? Weil der Vater dieser Kinder wollte, daß seine Kinder hier im Land irgendwann einmal ankommen. Und genau das ist die richtige Einstellung. Und diese Einstellung vermisse ich bei vielen Familien hier in Neukölln und anderswo. Und genau für solche Kinder in Neuköllner Schulen und auch in Duisburg-Marxloh, die auf weibliche Lehrer scheißen und ihre eigenen Regeln installieren wollen, hat Merz den Begriff der "kleinen Paschas" geprägt. Statt nun genau dieses Problem anzugehen, mit dem sich Lehrerinnen und Lehrer herumschlagen müssen, debattieren wir in Deutschland über Begriffe. Und das ist nicht nur lächerlich und das sind nicht nur Nebelkerzen, um ein Thema umzulenken, sondern dies wird am Ende auch brandgefährlich werden. Vogel-Strauß-Politik hat noch niemals irgendein Problem beseitigt.

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@willy

"Im islamischen Kulturbereich hingegen herrscht die alte Norm der Großfamilie: solidarisch nach innen und feindselig gegen alle Fremden, das sieht man immer wieder."

Dieses Klischee hat nun rein gar nichts mit Islam zu tun und ließe sich, wenn man das unbedingt möchte, auch auf Südamerika anwenden.

Und gerade die angebliche "Feindlichkeit" gegenüber Fremden konnte ich in keinem islamischen Land erfahren, vielmehr das Gegenteil, nämlich geradezu beschämende überwältigende Gastfreundschaft. Auf meiner Reise im Iran war es geradezu unmöglich, einen Fremden nach einem empfehlenswerten Hotel zu fragen, denn die Antwort lautete so gut wie immer: Wozu Hotel, Du übernachtest bei uns! Übrigens hat dabei niemand versucht, mich zu "bekehren".

Ich will nichts idealisieren, mir sind Probleme sehr wohl bewusst. Aber Neukölln, St. Georg und das Münchner Westend sind aus vielerlei Gründen eben gerade NICHT Kairo, Istanbul oder Damaskus.

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"Warum Du nun gerade Hegel als Gewährsmann für Deine Ausführungen anführst, erschließt sich mir nicht."

Das habe ich oben Dir ziemlich genau erläutert. Weil Hegel auf der Ebene der Philosophie im Anschluß, aber auch in Kritik an Herder, der prominent zum ersten Mal in seinen Schriften unterschiedliche Kulturräume zum Anlaß seines Denkens nahm, klimatische, religiöse, politische, geschichtliche Aspekte und auch Bedingungen für die Ausbildung unterschiedlicher Kulturen, Regionen und Kulturräume nennt. In der Geschichtsphilosophie und auch in der Kunsttheorie spricht er von der Ausbildung des aus der germanischen wie der römischen Welt hervorgegangenen christlichen Raums, den er dann vom Judentum, von der indischen und der arabischen Welt abgrenzt.

"Dem würde ich zum einen schon als Agnostiker skeptisch gegenüberstehen. Da müssen wir wohl noch ein "Volk" der Menschen erfinden, das nicht an Gott glaubt. Wird räumlich schwierig."

Das ist leider nicht das passende Argument. Denn jedes Volk, jede Kultur hat ihre Religion und diese bestimmt wesentlich auch die kulturellen und politischen Leistungen eines Systems und noch der Agnostiker ist auf eine bestimmte Weise auf diese Religion bezogen und geprägt. Man kann nicht nicht kommunizieren gilt auch in solchen Bezüglichkeiten. Ich sehe also nicht, was das gegen Hegel sprechen sollte. Es geht in diesem Fall um eine allgemeine Tendenz und bestimmte strukturähnliche Merkmale und nicht darum, einen wahren Schotten oder einen wahren Europäer zu finden oder aber bestimmte Ausnahmen heranzuziehen. Habe ich oben ebenfalls erläutert.

"Das deutsche Volk wird man schwerlich - und das galt schon vor 200 Jahren - über seine Vorstellung von Gott definieren können, …"

Macht auch niemand. Aber Religion ist in der Menschheitsgeschichte ein zentraler Aspekt für die Ausbildung von Kulturen und von Gesellschaften. Stichwort hier vor allem (bis zur Epochenschwelle des 18./19. Jahrhunderts): die Kunst, die qua Religion einen Kulturraum prägt. Vielleicht bist Du schon einmal in einer gotischen Kathedrale oder auch in einer kleineren Kirche gewesen, darin sich Menschen zur Andacht und zum Gottesdienst versammeln. Und ich denke schon, daß diese Welt die Menschen bis ins frühe 20. Jahrhundert tief geprägt hat. Und das gilt vermutlich auch für den arabischen und den indischen und den asiatischen Raum. Und wie nennt man nun die allgemeinen Praktiken von bestimmten Völkern? Kleine Ratefrage: genau, man spricht da von Kultur.

"denn wodurch unterschiede sich diese Vorstellung von der des französischen oder polnischen Volks? Gibt es gar zwei deutsche Völker, das katholische und das evangelische? Und was machen wir mit den deutschen Juden oder jüdischen Deutschen?"

Genau. Auch dort gibt es Unterschiede. Und zugleich gemeinsame Aspekte, die es erlauben, vom deutschen Volk oder vom europäischen Kulturraum zu sprechen. Und da kann man dann genauer schauen, welche Aspekte gemeint sind. Nichts anderes schrieb ich. Und auf genau diese Einteilung will auch Hegel heraus. Wir haben nallgemeine Begriffsbestimmungen und wir haben Besonderungen.

"Zum anderen ist das eine so vage Formulierung, dass sie überall und nirgends passt. Schon gar nicht taugt sie für eine Rechtfertigung des Begriffs "Kulturraum"."

Es ist dies, wenn man denn richtig liest, keine vage Formulierung, sondern sie trifft zunächst einmal ganz allgemeine Aspekte von ganz unterschiedlichen Kulturen. Es werden allgemeine Bedingungen angegeben. Bei Marx wird vom Überbau gesprochen und der steht in einer Dialektik mit der Basis. Und daß Kultur nicht von der lieben Sonne oder von einem UFO auf die Erde gebracht wurde, dürfte als gesichertes Allgemeinwissen gelten.

"Kulturraum und ausgerechnet Hegel?"

Ja, ganz genau. Zeigte ich ja oben und das Zitat pointiert dies, wenn man es denn zu lesen weiß und die entsprechenden Übertragungsleistungen unternimmt. Und auch Du wirst sicherlich nicht behaupten wollen, daß die arabische oder die chinesische Kultur genauso sich verhält und genauso strukturiert ist wie die europäisch-abendländische. Und genau diese Unterschiede arbeitet Hegel heraus. Ob er das bis ins Detail gut und richtig macht, ist eine ganz andere Frage. Hegel war kein Soziologe und kein Ethnologe. Er folgt dabei dem Sprachgebrauch seiner Zeit. Und wenn man sich hier nun einzelne Begriffe und Sätze abstrakt und willkürlich herausgreift, so wie Du es betreibst, kommt man leider der Sache nicht ein Stück näher, zumal wenn das in einer bloß anzitierenden Weise geschieht, ohne das Denken Hegels und dessen Begrifflichkeit dabei im Blick zu haben. Und das führt dann leider dazu, daß Leute in dieser Sache deutlich zu kurz springen und ins Stolpern geraten.

Insofern: Für die Hegelzitate bitte genaue Kontext- und Seitenangaben: dekontexualisiertes Zitieren ist in einer Analyse nicht wirklich zielführend. Und was willst Du uns mit diesen Textstellen denn genau sagen und zeigen? Daß Hegel dem Sprach- und Denkgebrauch seiner Zeit folgt?

Weiterhin solltest Du zur Kenntnis nehmen, daß es sich hierbei um VORLESUNGEN handelt und keineswegs um von Hegel autorisierte Texte wie die "Wissenschaft der Logik", die "Phänomenologie des Geistes", die "Grundlinien der Philosophie des Rechts" oder die "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften". Und auch bei letzteren ist zu beachten, daß die ZUSÄTZE dort NICHT VON HEGEL SELST STAMMEN, sondern, wie auch die Vorlesungsmitschriften zur Geschichtsphilosophie, von seinen Schülern. Es ist hier also, wenn man denn schon zitiert, eine gewisse philologische Genauigkeit nötig.

""die Freiheit durch Bändigung des Naturells der Neger ihnen anerziehen". Die haitianischen Revolutionäre hätten also ohne Versklavung gar kein Freiheitsbewusstsein entwickeln können."

Wo schreibt Hegel davon, daß dafür die Versklavung notwendig ist? Bitte eine genaue Zitatangabe mit Seitenzahl, damit ich es nachlesen kann und nicht alle möglichen zusammengeklaubten Sequenzen. "Bändigung des Naturells" ist im übrigen etwas, für das bei Hegel der Begriff der Bildung steht. Man sollte sich bei solchen Zitaten schon noch in der Terminologie Hegels auskennen.

Und nein: Es geht hier nicht darum, Hegel heilig zu sprechen, sondern zunächst einmal darum, ihn zu verstehen und nicht einfach irgendwelche vermeintlich inkriminierende Passagen aneinanderzureihen, um dann auf diesen rhetorischen Effekt zu setzen. Das ist denn doch etwas zu simpel, zumal all diese Zitate nun nicht dagegen sprechen, daß Hegel unterschiedliche Kulturen in eine Differenz bringt. (In China und Indien gab es eben keine Französische Revolution, die einen derartigen Regierungsumsturz brachte. Und es gab auch keine amerikanische Revolution gegen die britischen Koklonialisten.) Immerhin aber zeigen Deine Beispiele, egal wie man sie nun interpretieren und lesen mag, daß Hegel anscheinend unterschiedliche Kulturräume herausarbeitet.

"Ausgerechnet die Dreieinigkeit, die wahrscheinlich 90% aller kulturräumlichen Christen gar nicht wirklich verstehen."

Die Trinitätslehre müssen die Menschen auch nicht begriffen haben, so wie sie die meisten theolotischen Debatten nicht begriffen und das gilt bis heute hin. Trotzdem beeiflußte diese Religion die Menschen. Es reicht bereits die Prägung durch eine solche Kultur, und genau darum geht es hier. Auch die Gesetze der Physik und der Relativitätstheorie muß niemand verstehen, um bestimmte moderne Produkte wie ein Navigationssystem benutzen zu können - dessen Benutzung wiederum das Verhalten und Agieren der Menschen prägt und damit auch auf kulturelle Aspekte eine Auswirkung hat. Oder frei nach Marx: Sie wissen es nicht, aber sie benutzen es.


"Hegel als unverdächtigen Gewährsmann von Kulturräumen anzuführen halte ich für grenzwertig. Der gleiche Hegel, der auch Religionen hierarchisch klassifizierte, wobei das Christentum mit seiner Vorstellung der Dreieinigkeit die höchste Stufe einnimmt."

Ob er verdächtig ist oder nicht spielt für die Analyse keinerlei Rolle. Zentral ist, DASS er etwas über Kulturräume und ihre geschichtliche Konstitution schreibt und daß erst mit Hegel auch empirische Wissenschaften beginnen, die die Erforschung solcher Räume im konkreten unternehmen. Hegel "klassifiziert" im übrigen Religionen nicht hierarchisch, sondern er macht ihre Unterschiede aus und aus diesen Unterschieden leiten sich QUALITATIVE DIFFERENZEN ab. Zentrale Kriterium für Hegel ist hierbei der Begriff der Freiheit, der auch die normative Beurteilung solcher Kultur- und Gesellschaftssysteme bestimmt. Und auch Du würdest doch ganz sicherlich nicht einen katholischen Ständestaat, Putins sowie Xi Jinpings Staatsform und als gleichwertig zu einem westlichen Demokratiemodell setzen wollen. Zudem analysierte Hegel nach den Maßgaben seiner Zeit. Hegel war ein Befürworter der Französischen Revolution. Und was diese Aspekte von Freiheit und Gleichheit betrifft, so schreibt Hegel in der Rechtsphilosophie § 209 jenen zentralen Satz:

"Es gehört der Bildung, dem Denken als Bewußtsein des Einzelnen in Form der Allgemeinheit, daß Ich als allgemeine Person aufgefaßt werde, worin Alle identisch sind. Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist. Dies Bewußtsein, dem der Gedanke gilt, ist von unendlicher Wichtigkeit, - nur dann mangelhaft, wenn es etwa als Kosmopolitismus sich dazu fixiert, dem konkreten Staatsleben gegenüberzustehen."

Und genau das gilt für alle Menschen. Hier Hegel eine koloniale Attitüde zu unterstellen, wie das gegenwärtig teils geschieht, zeugt leider nur von mangelnder Textkenntnis bei Hegel. Hegels Einteilungen sind eben nicht, wie man heute insinuiert, "rassistisch". Und das Wort "Neger" ist ein in Hegels Zeit gebräuchlicher Begriff. Einen Denker des frühen 19. Jahrhundert mit den Maßstäben des 21. Jahrhunderts zu messen, läuft auf eine triviale ex post facot-Deutung hinaus.

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben".

Kleiner Rätselspaß für Dich: Da wirst Du mir sicherlich auch die genaue Quelle sagen können, in welcher Schrift das bei Humboldt steht.

Weiterhin: noch gefährlicher, weil töricht ist es, sich in der Analyse von kruder Empirie leiten zu lassen. Marx hat das "Kapital" nicht geschrieben, weil er sich hunderte von Fabriken angesehen hat, sondern weil er genau davon absah. Und Hegel war kein Ethnologe, der sich fremde Kulturräume und fremde Völker anschaute (Reisen waren damals den wenigsten Menschen möglich), sondern der als Philosoph mit dem Mitteln des Denkens die Welt zu durchdringen versuchte. Davon einmal abgesehen, daß empirische Wissenschaften wie Ethnologie, Soziologie und Psychologie zu Hegels Zeit methodisch noch gar nicht oder nur rudimentär ausgebildet waren. Auch diesen Kontext sollte man in Anschlag bringen. Das Beispiel Hegels diente dazu, zu zeigen, daß wir den Begriff eines Kulturraumes oder meinetwegen auch eines Kulturkreises, obwohl ich diesen Begriff terminologisch als unzureichend ansehe, aus der Geschichte des Denkens in einer nichtrassistischen und nicht völkisch-expansiven oder kolonialistischen Weise bereits lange schon in Gebrauch haben.

Kleiner Tip noch zum Humboldt-Zitat: Du wirst keine Quelle finden.

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Den CIA-Auftragsschreiber Huntington als seriöse Quelle anzuführen halte ich für sehr gewagt.

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Avantgarde: In Südamerika gibt es keine Großfamilien im Sinne von Clans (obwohl die Familien natürlich größer sind als bei uns, meine Frau hat bestimmt 20 Cousins und Cousinen). Es stimmt dass die Problematik der mangelnden Kooperationsbereitschaft auch dort wichtig ist, aber das hat andere Gründe, könnte man auch mal drüber diskutieren.

Das entscheidende Element für die Sonderentwicklung Europas war, dass die katholische Kirche systematisch seit dem frühen Mittelalter an der Auflösung der Clans gearbeitet hat, indem sie sowohl die Polygamie verbot als auch Ehen zwischen Verwandten. Beides ist bis heute in islamischen Ländern üblich. Und ließe sich wohl auch nicht ohne weiteres ändern, da der Koran es ausdrücklich erlaubt.

Das du in islamischen Ländern gute Erfahrungen gemacht hast, glaube ich gerne, ist ja auch eine ganz andere Situation. Da sind die Leute bei sich unter ihresgleichen, und du bist der Fremde. Es sind auch nur wenige Fremde, anders als muslimische Migranten bei uns. Und es gibt erst recht keine westlichen Parallelgesellschaften, in denen Westler nach ihren Sitten und Gebräuchen leben können.

War in Kolumbien ähnlich, kaum jemand hat sich da hin getraut aus Angst vor Entführung oder Terroristen und die Kolumbianer haben sich über jeden Touristen gefreut und waren sehr zuvorkommend.

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@Che: Huntingon hat aber recht.

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"Kleiner Tip noch zum Humboldt-Zitat: Du wirst keine Quelle finden."

Ist mir bekannt. Ebenso wie das berühmte Voltairezitat.

Und Dir als Hegelexperten sind diese "Negerzitate" sicher bestens bekannt.

Schön zusammengefasst u.a. bei

Sander L. Gilman, The Figure of the Black in the Thought of Hegel and Nietzsche (in The German Quarterly 53, No. 2, Mar., 1980), S. 141-158.

Heinz Kimmerle, Hegel und Afrika: Das Glas zerspringt (in Hegel-Studien 28 (1993), S. 303-325).

Daniel James, Franz Knappik, Exploring the Metaphysics of Hegel's Racism: The Teleology of the ‘Concept’ and the Taxonomy of Races (in Hegel Bulletin, Volume 44, Special Issue 1: Hegel and Teleology, April 2023 , pp. 99 - 126)

https://www.nzz.ch/feuilleton/hegel-afrika-war-fuer-ihn-ein-geschichtsloser-kontinent-wieso-ld.1571992

Die (nicht erst) bei Hegel zu findende negative Stereotypisierung Afrikas (als Raum selbst verschuldeter Katastrophen) schlägt noch heute in TV-Reportagen bis hin zu Scholl-Latour durch.

Huntington ist in der Wissenschaft durch die Bank diskreditiert.

Den Vorwurf der "mangelnden Textkenntnis" zu Hegel lasse ich mir - bis zu einem gewissen Grad - sogar gefallen. Ich habe zwar etwas Hegel gelesen, aber sicher nicht so viel wie Du. Und das liegt auch daran, dass ich seine oft elend verschwurbelte Sprache, über die sich schon Schopenhauer und Scheffel lustig machten, kaum ertrage.

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Die islamische oder die arabische Welt ist doch kein monolithischer Block. Von Mauretanien bis Jemen und Khusistan sind die Unterschiede mindestens so groß wie die von Portugal bis Norwegen und Russland. Es gibt nicht einmal eine einheitliche arabische Sprache. Ich habe erlebt, dass Palästinenser und ägyptische Fellachen Englisch miteinander geredet haben, weil die ihre verschiedenen arabischen Dialekte nicht verstanden haben, und ein Libanese sagte mir mal, dass Hebräisch im Grunde auch ein arabischer Dialekt mit eigener Schrift wäre, aber aus politischen und religiösen Gründen würde dies nicht so gesehen. Eigentlich seien das alles Formen des Aramäischen. Die unterschiedlichen Dialekte des Arabischen seien so weit auseinander wie Deutsch, Niederländisch und Norwegisch.

Es gibt Parallelgesellschaften einmal von westlichen Europäern und einmal von indischen und südostasiatischen Menschen in arabischen Staaten, nämlich die Ingenieure, Geschäftsleute und Billigarbeitskräfte in Kuweit, Bahrain, Katar, den Emiraten und Saudi Arabien. Die leben dort in gated communities mit Zaun drum.


Was die Rolle der Clans angeht ist zwischen den Strukturen organisierter Kriminalität hierzulande - die es aufzulösen gilt - und den Stammesgesellschaften in den Heimatländern, die sich von Land zu Land stark unterscheiden zu differenzieren.


https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/25EAG/dakhil-inside-arabische-clans-mythos-und-wirklichkeit?cHash=ed889563b8919364547a32944706d45f

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"Die unterschiedlichen Dialekte des Arabischen seien so weit auseinander wie Deutsch, Niederländisch und Norwegisch."

Jedenfalls weiter als Deutsch und Niederländisch. Ich habe in jungen Jahren etwas Arabisch gelernt (in Marokko), und schon in Ägypten war Schluss mit lustig. Ist dann eingeschlafen, im Gegensatz zu Russisch und Japanisch.

Muss dazusagen, dass ich u.a. beim hochrenommierten Linguisten Georg Bossong studiert habe, der mindestens 30 Sprachen fließend beherrscht, darunter sogar Baskisch.

In Mali habe ich sogar ein wenig Bambara gelernt (längst wieder vergessen). Zählt angeblich auch zum zitierten "Kulturraum".

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Nicht zu vergessen die Berbervölker mit eigenen Sprachen und z.T. matrilinearen Gesellschaften.

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Stimmt. Es ist halt so: Sobald man einem willkürlich definierten "Kulturraum" auf den Grund geht, lösen sich viele Gewissheiten in Rauch auf. Zurück bleiben Klischees.

Als jemand, der in jüngeren Jahren Gast im Haus von Najib Mahfuz, Tahar Ben Jelloun bzw. Orhan Pamuk war, könnte ich da unendlich viele Geschichten erzählen.

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Das nenne ich praktizierte Dekonstruktion! Derrida-Anwendung.

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Ich habe in Tunesien mal mein ägyptisches Arabisch ausprobiert und bin kläglich gescheitert.

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Ja, weil tunesisches Arabisch stark von Berbersprachen (und Französisch) beinflusst wird.

Mit Hocharabisch ist es etwa so wie mit Hochdeutsch in der Schweiz. Jeder versteht es, und der Deutschschweizer kann im akzentuiertem Hochdeutsch (das so gerne karikiert wird) antworten. In Nordafrika wird es meist ein vereinfachtes Hocharabisch sein, in dem geantwortet werden kann (aber oft ungern oder auch mal gar nicht).

Wenn Schweizer aber miteinander Schwyzerdütsch sprechen, versteht der (nicht alemannische) Deutsche meist Bahnhof. Und mit den arabischen Dialekten ist es noch schlimmer.

Im Prinzip sollte man also Hocharabisch lernen und - wenn man nicht in Syrien, Jordanien oder Libanon unterwegs ist - , den jeweiligen Dialekt.

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Und ägyptisches Arabisch hat eine Lautverschiebung, dsch wird als hartes G ausgesprochen, und die Wortwahl entspricht bei vielen Redewendungen dem Hocharabisch des Mittelalters. Das ist so, als ob im heutigen Deutschland jemand "wahrlich, edler Herr, mich deucht, Ihr folgt dem falschen Pfad" daherreden würde.

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Mit Hocharabisch kommt man je hauptsächlich durch das Studium des Korans in der Schule in Kontakt. Und so beliebt ist das nicht.

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Wenn es Dir bekannt ist, avantgarde, daß das von Dir verwendete Zitat nicht von Humboldt stammt, dann frage ich mich, weshalb Du es unter dem Namen Humboldt zitierst und nicht schreibst: "Wird Humboldt zugeschrieben." Und wenn jemand in der einen Sache schludert, dann hege ich leider den Verdacht, daß er es bei Zitaten womöglich auch in der anderen Sache macht und schaue genauer hin.

Zu Hegel: Zunächst einmal geht es bei Hegel nicht darum, wer mehr oder wer weniger von ihm gelesen hat, sondern worauf es ankommt, ist eine gründliche, genaue und vor allem AM TEXT SELBST orientierte Lektüre und nicht die Aneignung Hegels über Sekundärliteratur.

"Schön zusammengefasst u.a. bei"

Und genau das ist von zweiter und dritter Hand. Du berufst Dich, avantgarde, mit anderen Worten, auf irgendwelche anderen Autoren, die Hegel bereits in ihrem Referenzrahmen lesen und damit auf Rezeptionsartefakte. Die Aneinanderreihung von Satzfetzen wird, so vermute ich, selbst in den Kulturwissenschaften, nicht als seriöses Zitieren durchgehen. Wenn wir Texte und Kontexte nehmen, dann müssen wir das schon noch im Zusammenhang des ganzen machen und nicht ausschnitthaft. Sonst bekämen wir nämlich auch bei Marx mit seiner "Diktatur des Proletariats" in arge Schwierigkeiten und sehen da dann halt den Weg von Marx zu Lenin und Stalin. Und wenn ich Dir hier Zitate von den Grünen in Sachen Pädophilie und bzw. sexuellem Mißbrauch von Kindern aneinanderreihe, die dazu positiv Bezug nehmen, dann stellten wir plötzlich fest, daß die Grünen in Wahrheit eine Kinderfickerpartei sind. Mit den entsprechenden erzwungenen und zurechtgebogenen Kontexten bekomme ich für alles und jedes einen Beleg.

Was Hegels Sprache betrifft: Nein, Hegel hat, wie auch Aristoteles, Marx, Derrida, Adorno, Kant und viele andere Autoren, nicht privat für Dich oder mich oder Ippsendrippsen geschrieben. Philosophie ist Arbeit und diese Texte muß man studieren. Studieren heißt jahrelange Beschäftigung mit einer Sache und vor allem: mit Begrifflichkeiten. Und studieren heißt vor allem gründliches Lesen und es heißt: Primärtexte lesen. Wer nämlich die Primärtexte nicht versteht, der begreift am Ende auch nicht die Sekundärliteratur und kann auch nicht überprüfen, ob das, was da steht, nun stimmt oder ob es nicht stimmt. Diese Lektürekompetenz erwirbt man sich nur durchs Studium der Primärtexte.

Und ja: Afrika ist AUCH ein Raum selbst verschuldeter Katastrophen, zumindest was die Gegenwart betrifft. So ist es. Nicht nur, aber auch. Afrika war zu Hegels Zeiten ansonsten noch nicht besonders erforscht. Heute sieht man vieles anders. Auch die Rolle mancher afrikanischer Sklavenstaaten wie Benin, die damals von der Überseesklaverei genauso profitierten wie die Europäer. Aber das ist wieder ein anderes Thema.


Und noch einmal das Zitat zum Kulturkreis bzw. zum Kulturraum:

"Ein Kulturkreis ist demnach die höchste kulturelle Gruppierung von Menschen und die allgemeinste Ebene kultureller Identität des Menschen unterhalb der Ebene, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Sie definiert sich sowohl durch gemeinsame objektive Elemente wie Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen als auch durch die subjektive Identifikation der Menschen mit ihr. Menschen besitzen mehrere Ebenen der Identität [...] Kulturkreise sind das umfassendste »Wir«, in dem wir uns kulturell zu Hause fühlen, gegenüber allen anderen »Sie« da draußen. Kulturkreise können eine sehr große Anzahl von Menschen umfassen, wie beispielsweise der chinesische, aber auch eine sehr kleine Anzahl von Menschen, wie der anglophon-karibische.
[…]
Kulturkreise haben keine klar umrissenen Grenzen, ihre Entstehung und ihr Ende stehen nicht präzise fest. Die Kulturen von Völkern wirken aufeinander ein und überlagern sich. Der Umfang, in dem die Kulturen von Kulturkreisen einander ähneln oder sich voneinander unterscheiden, variiert ebenfalls beträchtlich. Gleichwohl sind Kulturkreise sinnvolle Einheiten, und wenn die Grenzlinien zwischen ihnen auch selten scharf gezogen sind, so sind sie doch vorhanden.
[…]
Kulturkreise überleben nicht nur, sie entwickeln sich auch weiter. Sie sind dynamisch; sie steigen auf und fallen; sie verschmelzen miteinander und teilen sich; und wie jeder Kenner der Geschichte weiß, verschwinden sie auch, und der Sand der Zeiten begräbt sie." (Huntington, Kampf der Kulturen, S. 54 f.)

Und diese Kulturgrenze läßt sich gut an der Welt des Mittelmeers zeigen. Anders etwa als die Welt der Nord- und Ostsee, die wir als einen über politische Institutionen relativ einheitlichen Kulturraum begreifen können. Rußland ist die einzige Ausnahme hier.

Deine privaten Geschichten sind sicherlich hochinteressant, sie sind nur eben keine Widerlegung dieser Theorie. Die Kulturkreis bzw. wie ich sie aus den angegebenen Gründen lieber nenne die Kulturraumtheorie läßt ja nun gerade solche Differenzen und solche Vielfalt durchaus zu.

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@che
"Den CIA-Auftragsschreiber Huntington als seriöse Quelle anzuführen halte ich für sehr gewagt."

Und ich halte solche Bezüge für gewagt und sogar auch falsch. Denn die Funktion eines Autors ist für den Sachgehalt eines Textes nicht erheblich. Selbst wenn Du nachweisen könntest, daß "Kampf der Kulturen" im Auftrag des CIA geschrieben worden wäre – was meines Wissens nicht der Fall ist. Wie sehr Huntington in einigen Aspekten recht hat, zeigt die gegenwärtige Weltordnung und die Konflikte etwa mit China, Rußland und der islamischen Welt.

Und da habe ich doch gleich noch eine interessante Studie gefunden, bereits von 2009: "Kultur und Konflikt in globaler Perspektive. Die kulturellen Dimensionen des Konfliktgeschehens 1945-2007", Bertelsmann Stiftung Verlag, Gütersloh 2009: "Hat sich nach Ende des Kalten Krieges Huntingtons These vom "Zusammenprall der Kulturen" bewahrheitet? Ereignisse wie der 11. September 2001 oder der Karikaturenstreit könnten diese Annahme bestätigen. Das Thema Kultur und Konflikt ist in den letzten zwei Jahrzehnten von Wissenschaft und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert worden. Die Bertelsmann Stiftung veröffentlicht mit "Kultur und Konflikt in globaler Perspektive" eine theoretisch fundierte Herleitung und Definition von kulturell geprägten Konflikten im weltweiten Konfliktgeschehen der Jahre zwischen 1945 und 2007. Der Publikation liegt eine Studie zugrunde, die empirisch untersucht hat, in welchen Konflikten kulturelle Faktoren eine Rolle spielten und inwieweit sie das Konfliktgeschehen hinsichtlich der Gewaltintensität beeinflussten."

Es ist also keineswegs ausgemacht, daß Huntingtons Studie in Bausch und Bogen Studie falsch ist. Und es scheint auch der Begriff der Kultur eine wichtige Rolle zu spielen.

Daß übrigens Sprache insbesondere ein kulturelles Phänomen ist, darauf könnte man ebenfalls kommen. Deshalb auch mein Zitat aus der Neuen Weltgeschichte von Fischer, wo es im den arabischen und den christlichen Raum ging:

"Byzanz konnte indessen nicht verhindern, dass seiner Herrschaft im 7./8. Jahrhundert durch die arabischen Eroberungen der gesamte Süden des Mittelmeerraumes verlorenging und bald islamisiert wurde. Die arabischen Eroberungs- und Unterwerfungskriege, eine besondere Art der »Völkerwanderung«, führten nicht zur Integration der Araber in die antik-mediterrane Kulturwelt, trotz Übernahme der vorgefundenen staatlichen Strukturen, insbesondere der effizienten Steuerverwaltung, und trotz der Rezeption römisch-griechischer Wissensstoffe. Ein Hindernis für die Integration war die religiös begründete Dominanz des Arabischen als Sprache des Korans, die eine Romanisierung beziehungsweise Hellenisierung ausschloss. Der Raum von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien bildete politisch, religiös und kulturell einen eigenen, muslimischen Kulturkreis. Zwar führten die arabischen Eroberungen nicht zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich."

Ich zitiere es noch einmal, damit der dahinterstehende Gedanke klar wird. Einigen scheint er nicht ganz klar zu sein, was Grenze und Übergang anbelangt.

"Die islamische oder die arabische Welt ist doch kein monolithischer Block."

Sagt auch niemand – siehe auch das Huntington-Zitat. Dennoch teilen sie eine bestimmte Religion und bestimmte Denkmuster und lassen sich bei bestimmten Ereignissen, wie etwa den Mohammed-Karikaturen, gemeinsam auf die Straße bringen. Siehe dazu auch die Umma, die arabische Straße, die vom politischen Islam bei Bedarf organisiert wird und vor allem die Asabijah, der weltweite Zusammenhalt der Araber, der sich gerade dann zeigt, wenn es gegen Israel geht.


"Was die Rolle der Clans angeht ist zwischen den Strukturen organisierter Kriminalität hierzulande - die es aufzulösen gilt - und den Stammesgesellschaften in den Heimalländern, die sich von Land zu Land stark unterscheiden zu differenzieren."

Genau. Und aus diesem Grunde sind die einen in den Knast zu bringen und anschließend nach der Verbüßung ihrer Freiheitsstrafe abzuschieben und bei Gesellschaften mit tribalistischen Strukturen sollte man sich sehr genau überlegen, ob man solche Leute hier aufnehmen will oder ob sie nicht in Nachbarländern asylmäßig besser untergebracht wären und ob überhaupt ein Anspruch auf Asyl besteht, weil die betreffende Person politisch verfolgt wird. Richtig ist, daß Deutschland den Fehler gemacht hat, die hier eingereisten Araber nicht in Arbeit zu bringen (wobei zu dieser Zeit der 1980er Jahre eben auch hohe Arbeitslosigkeit in der BRD herrschte), die deutsche Sprache zu lernen und diese Art von Familienstruktur zu zerschlagen: das hat sich verselbständigt und man ließ diese Leute hier zu lange gewähren, statt wie der Integrationsforscher Ahmad Mansour und auch ehemalige Bürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, es immer wieder vorschlugen, das Programm Fordern und Fördern zu fahren. Wer nicht mitspielt, der fliegt raus. Klare Ansage, klare Regeln. Integration ist auch eine Bringschuld derer, die hierher kommen. Intensivtäter, die bereits 100 Straftaten auf dem Kerbholz haben, haben in Deutschland nichts verloren. Stichwort § 53 und § 54 des Aufenthaltsgesetzes.

Es gibt im übrigen einen weiteren schönen Insiderbericht: Mahmoud Al-Zein: Der Pate von Berlin. Mein Weg, meine Familie, meine Regeln

Und ein zentrales Buch hier:
Thomas Heise / Claas Meyer-Heuer: Die Macht der Clans. Arabische Großfamilien und ihre kriminellen Imperien

Man kann das alles und was migrantische Kriminalität und Islamismus betrifft, so weiterlaufen lassen. Am Ende aber werden diese Sachen nicht durch die gute Gesinnung und Laxheit entschieden, sondern durch Wahlen. Wilders in den Niederlanden sollten jedem ein abschreckendes Beispiel sein. Ich fürchte aber, daß viele in der sogenannten Linken den Schuß noch immer nicht gehört haben.

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@CIA-Auftragsschreiber: In meinem Besitz befindet sich ein Stoß Akten aus dem Jahr 1988, bei dem es sich um den Abschlussbericht der Kommission für eine integrierte Langzeitstrategie handelt. Das ist kein zitierfähiges Werk, da sind nämlich Stempel drauf wie "Classified", "Confidential" oder "Secret". Es ging darum, eine globale Strategie für die US-Streitkräfte zu finden für die Zeit, da die Sowjetunion nicht mehr der Hauptfeind ist. Zu den Autoren gehören Henry Kissinger, der Marinestaatssekretär Graham Claytor, der die Einsatzszenarien für die Trägerkampfgruppen entwickelte, der 5-Sterne-General Andrew J. Goodpaster, damals Senior Fellow am Eisenhower-Institut und unter Nixon Oberbefehlshaber der alliierten Truppen in Europa, Zbigniew Brzezinski, Henry Kissinger und Samuel Huntington. Fazit war, dass man sich künftig auf multifokale Konflikte und hybride Kriegsführung einzustellen habe, weiterhin, dass das Fehlen der Sowjetunion als militärischer Widerpart künftig militärische Interventionen ermögliche, die bisher blockiert gewesen seien. Und das las sich zumindest für mich so, als ob ein neuer Feind gefunden werden müsse, nachdem der Russe nicht mehr böse war. Die dort versammelten Thesen fanden sich in Clash of Civilisations wieder.

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"als ob ein neuer Feind gefunden werden müsse, nachdem der Russe nicht mehr böse war. Die dort versammelten Thesen fanden sich in Clash of Civilisations wieder."

Ich habe das Buch so nicht gelesen und es auch nicht derart dort gefunden. Aber vielleicht kannst Du ein paar Stellen aus dem Buch nennen, die diese These unterfüttern.

Was ich in meiner Erinnerung im Blick habe, ist der Umstand, daß Huntington die Veränderungen von einer bipolaren auf eine multipolare Welt analysiert.

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Das war ja auch die Kernthese des Berichts der Kommission. Das ist jetzt über 20 Jahre her dass ich das gelesen habe. Ich müsste das Buch aus einer Bibliothek entleihen um die Stellen zu finden. Mache ich mal, wenn ich die Zeit dazu habe.

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Das mag vielleicht auch über den Titel naheliegend sein. Aber ich lese dieses Buch eben auch in dem Sinne, daß es um neue und aufstrebende Kulturen und geopolitsche Räume geht (wie etwa den Pazifik), die in der einen oder der anderen Weise den Westen herausfordern. Und das scheint mir im Augenblick deutlich an China sichtbar zu sein, das eine Mischung aus Kommunismus, Kapitalismus und autoritärem Regime fährt, ohne daß da irgendwelche "westlichen Werte" etwa die wirtschaftliche Intervention in Afrika behindern. In anderer Weise macht das auch Rußland. Indien als Demokratie ist zugleich aufgrund einer anderen kulturellen Tradition wiederum anders aufgestellt. Nicht im Bündnis mit dem Westen, aber durch die Rivalität mit China eng am Westen, aber auch an Rußland und zugleich durch einen neuen Hindu-Nationalismus auf einem ganz eigenen Kurs. Diese neuen Kräfteverhältnisse scheinen mir mit diesem Buch in eine Analyse gebracht werden zu können. Und dabei müssen die USA sehen, daß sie nicht auf allen möglichen Kriegsfeldern präsent sein können. Das Versagen der USA etwa in Syrien unter dem Präsidenten Obama wäre hier zu nennen. Aber auch die Hinwendung der USA vermehrt auf den pazifischen Raum und daß die Bedrohung Europas durch Rußland zunehmend den Europäern bzw. den europäischen NATO- und der EU-Staaten überlassen wird. Man mag über Trumps Aussagen lachen, aber sie sind in diesem Sinne ernstzunehmen und das freie Europa wird sich auch darauf vorbereiten müssen. Für solche Analysen bietet Huntingtons Buch meines erachtens ein gutes heuristisches Hilfsmittel.

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Und was neue Kriege betrifft: Der Westen (ob mit oder ohne Kulturraum) unter der Führung der USA ist schon lange nicht mehr in der Lage, erfolgreich kleine Kriege in Übersee zu führen, um Systeme auf Demokratie oder zumindest auf Hörigkeit umzuschalten: sei das der Irak, sei das Afghanistan. Und was gegenwärtig in Mali und Niger passiert: Früher wären da 2000 Fremdenlegionäre eingefahren und hätten der Sache ein Ende gemacht. Heute scheint das aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich. Ich halte das für einen Fehler. Aber das kann man sicherlich auch anders sehen. Und weil der Westen hier eine Leerstelle hinterläßt, stoßen andere Länder wie Rußland an dieser Stelle zu - etwa mit ihrer Söldnergruppe Wagner, der der Westen nicht viel entgegenzusetzen hat, was Afrika betrifft. Früher hätte man wenigstens einen kleinen Regime-Change vorbereitet. Aber auch das scheint angesichts einer multipolaren Welt nicht mehr so einfach möglich.

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"selbst in den Kulturwissenschaften"

Wie arrogant und selbstverliebt in die eigene hochtrabende Diktion muss man eigentlich sein?

Ich habe Linguistik, Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte, Geschichte usw. studiert, spreche an die zehn Sprachen, verstehe zehn weitere einigermaßen und sehe deshalb manchmal Zusammenhänge, die sich innerhalb der Einzeldisziplinen nicht unbedingt erschließen.

Übrigens, dies hier ist ein Blog, in dem locker geplaudert wird, und kein Oberseminar, in dem jedes Komma zu belegen und seitenweise Kontext beizubringen ist: Forderungen, mit denen Du mit Deinem Dir leider eigenen Überlegenheitsgestus jede zwanglose Diskussion abwürgst, wenn sie für Dich unangenehm wird.

Wenn ich Sätze aus dem Gedächtnis zitiere, werde ich nicht tagelang Hegel wälzen, um Dir Ausgabe und Seitenzahl zu nennen. Und Dir sind diese Sätze wohlbekannt, sonst wärst Du kein Hegelspezialist.

Und am Ende bist Du, wenn es um bestimmte Themen geht, trotz Deines Bildungsbombast der große Vereinfacher und Klischeeverbreiter.

"Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich."

Nein. Auch wenn es der renommierte Pirenne sagt, es stimmt einfach nicht. Das europäische Mittelalter wäre ohne den Austausch mit der arabischen Welt ein völlig anderes. Córdoba, Toledo, Palermo, Salerno, Jerusalem etc.

Die damalige islamische Welt hat gerade von ihrer vermeintlichen Randposition her die Geschichte Europas tiefgreifend beeinflusst. Durch den riesigen Machtbereich verbreiteten sich Gütern, Ideen und Techniken von China und Indien bis nach Europa, sogar England. Die Begegnung von Völkern, Kulturen und Religionen, nicht zuletzt des Islams mit Christentum und Judentum, sorgten für Innovationen und Erfindungen von immenser Bedeutung. Ich nenne hier nur die Verbreitung neuer Kulturpflanzen, Bewässerungstechniken, Papier, das in Europa das Pergament verdrängte und dafür sorgte, dass Europa von einer mündlichen zu einer schriftlichen Kultur überging. Dann natürlich die reiche Überlieferung Indiens und Persiens, die Zugang zur antiken Naturwissenschaft und Philosophie der Griechen verschaffte, die Begründung der Algebra und grundlegender arithmetischer Operationen. Natürlich auch al-Khwarizmis astronomisches Tafelwerk, das über den Kalifenhof von Cordoba in lateinischer Übersetzung in die europäische Wissenschaft kam. Dies oft übrigens über jüdische Vermittlung.

In Sizilien ließ der normannische König Roger II. den arabischen Geographen al-Idrisi eine aufwändige Weltkarte erstellen, auch hier wurden Aristoteles und Platon übersetzt. Die Rolle von Kaiser Friedrich II. ist bekannt. Leonardo von Pisa, der öfters in Ägypten und Syrien weilte, vermittelte mit seinem "Buch über den Abakus" den Europäern das Ziffernrechnen, das im Geschäftsleben von enormer praktischer Bedeutung war.

Ohne die Kenntnis der latinisierten Schriften der Griechen und Araber sind die französischen Kathedralschulen nicht denkbar. Aber auch muslimische Autoren und Wissenschaftler wie Avicenna (Ibn Sina) wurden hochgeschätzt und sind für die kulturelle Entwicklung Europas von zentraler Bedeutung.

Militärisch haben sich Christen und Muslime natürlich oft bekämpft. Was die kulturelle Begegnung betrifft, so war das Mittelalter jedoch eine fruchtbare Zeit.

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Huntingtons These ist im wesentlichen (so wie ich sie verstehe), dass durch ökonomische Globalisierung, leichtere und billigere Transportmöglichkeiten und neue Medien der Austausch zwischen Menschen sehr viel leichter ist als zu früheren Zeiten, und dass daraus kulturelle Konflikte resultieren, die es früher so nicht gab.

Ist aus meiner Sicht einfach evident richtig und nicht sinnvoll zu bezweifeln. Scheißegal für wen der das geschrieben hat.

Wenn ich heute mittagesse schalte ich den Fernseher an und schau die Frühnachrichten aus Medellín, sechs Stunden Zeitunterschied. Wenn ich heute Abend ein Flugzeug nehme, bin ich in 18 Stunden dort, und zwei Stunden später bei meinen Schwiegereltern zu Hause. Die fragen mich dann, ob es noch sicher ist, nach Deutschland zu reisen wegen der vielen Messer-Attentate. Die gibt es in Kolumbien nämlich nicht, wegen Mangel an muslimischen Migranten.

So sieht die Welt heute aus.

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Avantgarde, es ist mir relativ egal, was Du studiert hast. Und es ist auch unerheblich, was ich studiert habe. Das alles sind zunächst mal Quantitäten und das alles kann ich nicht überprüfen und Du auch nicht und es ist auch nicht wirklich relevant. Mich interessiert, was Du hier schreibst. Und wenn Du Zitate von einem Autor bringst oder etwas über einen Autor schreibst, dann sollte das eine gewisse Substanz haben. Auch wenn wir hier locker plaudern. Das alles enthebt uns nicht von Gründlichkeit und Genauigkeit. Das gilt für Blogs, für Talkshows und für Debatten jeder Art, auch wenn der Laberdahinmodus von solchen Talkshows womöglich auch auf das allgemeine Diskussionsklima abgefärbt haben mag. Das, was ich seinerzeit El Mocho und anderen vorgehalten habe, wenn es um Adorno ging, diesen Maßstab lege ich auch an andere und auch an mich selbst an.

Und wenn Du hier ein Humboldt-Zitat bringst, um einen bestimmten Gedankengang zu stützen, dann muß das Zitat auch von Humboldt sein. Oder Du mußt eben Deinen Satz anders formulieren. Aber Humboldt klingt, so vermute ich, besser als wenn es Hannes Humpeldumpel geschrieben hat. Ich praktiziere in diesem Sinne einen vollkommen oder weitgehend vollkommen demokratischen Umgang mit solchen Sachen: Die Autorität ist bei einer Auslegung zunächst mal der Text und nicht eine externe Person, die über diesen Text dies oder das sagt. Und da erwarte ich in der Tat Exaktheit und eine genaue Lektüre – zumal wenn man einem Autor bestimmte Dinge unterstellt, die dort ganz einfach nicht derart und in dieser Weise zu finden sind. Und Kompetenzen zeigen sich dann in der Debatte und im Hintergrundwissen. Um etwa einen philosophischen Text in seinen Bezügen zu verstehen, ist viel Lektüre anderer Texte und auch Hintergrundwissen erforderlich. Und das eben zeigt sich nicht in der Angabe von irgendwelchen Namen, sondern in der konkreten Darstellung.

"Forderungen, mit denen Du mit Deinem Dir leider eigenen Überlegenheitsgestus jede zwanglose Diskussion abwürgst, wenn sie für Dich unangenehm wird."

Es wird nicht für mich unangenehm, da ich keine derartigen Behauptungen über Hegel aufstellte und auch nicht Zitate brachte, die so von einer Person nicht gesagt wurden, wie Du es getan hast, sondern am Ende fällt diese Sache Dir auf die Füße, weil Du keine gute Lesekompetenz besitzt. Das ist nicht weiter schlimm und ich verurteile niemanden dafür, daß er sich in einer Sache nicht oder nicht so gut auskennt. Nur sollte man dann den Ball flacher halten. So einfach geht das Spiel. Mit einer vermeintlich kritischen Kritik an einem Begriff wie Kulturraum hat che begonnen. Er hat einen alltagssprachlich verwendeten Begriff auf eine andere Ebene gehoben. Und genau darauf habe ich dann entsprechend reagiert. Kann man oben nachlesen. Wenn es che um Klärung gegangen wäre, hätte er auch genauso nachfragen können, was ich unter Kulturraum verstehe. Hat er aber nicht getan. Und so wie man in den Wald ruft, so kommt es dann auch zurück. Das gilt für che und das gilt auch für herbeigerufene oder herbeigeeilte Unterstützer. Das sollte eigentlich jeder, der mit mir längere Zeit interagiert, begriffen haben. Und insbesondere bei Anbräunungs-Manövern, die in diesem Duktus erfolgen, die die Linke seit über 40 Jahren nun schon fährt, seit ich mit diesen Leuten zu tun habe, reagiere ich wenig freundlich. Und zeige dann halt, daß dieses Spiel auch umdrehbar ist.

"Auch wenn es der renommierte Pirenne sagt, es stimmt einfach nicht. Das europäische Mittelalter wäre ohne den Austausch mit der arabischen Welt ein völlig anderes. Córdoba, Toledo, Palermo, Salerno, Jerusalem etc."

Nur bestreitet das dieser von mir zitierte Text auch gar nicht. Davon abgesehen, daß politisch unterschiedliche Räume bzw. Sphären, um che nicht zu verängstigen, kulturell durchlässig sein können. Und daß über den arabischen Kulturraum überhaupt erst bestimmte Texte von Aristoteles und auch Platon nach Europa gelangten, ist nichts, was gegen die Thesen dieses Textes spricht. Trotzdem führen die arabischen Eroberungen zu einer Veränderung der politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Räume qua Religion und damit auch zu einer Veränderung des Denkens und auch zu Abgrenzungen.

All jene Durchdringungen haben Huntington wie auch ich im übrigen nirgends bestritten. Und wer gerne etwas über den Austausch und die Platon- und Aristoteles-Rezeption lesen möchte, der greife zu den beiden Büchern von John Freely: "Platon in Bagdad. Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam." Und weiterhin: "Aristoteles in Oxford. Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft begründete." Bücher nebenbei, die eher populärwissenschafltich geschrieben, aber dennoch mir fundiert erscheinen, um einen guten Überblick zu bekommen Und es zeigt sich hier: Epochengrenzen wie auch Kulturräume sind nichts Statisches und keine monolithischen Blöcke. Habe ich auch immer wieder hier betont. Trotzdem gibt es gravierendere Unterschiede zwischen Bagdad und Paris als zwischen Paris und Oxford.

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Die Pirenne-These (dargelegt in "Mahomet et Charlemagne") besagt, dass die kulturelle und wirtschaftliche Einheit der antiken Mittelmeerwelt nicht durch die Völkerwanderung, sondern erst durch die islamische Expansion im 7. und frühen 8. Jahrhundert zerstört worden sei.

Was die Wirtschaft betrifft, wird diese These (in ihrem letzten Teil, also nicht, was die noch vorhandene Kontinuität in der Völkerwanderungszeit betrifft) in der modernen Forschung größtenteils skeptisch gesehen bzw. gilt aufgrund der dürftigen Quellenlage als nicht substantiiert. Tatsächlich muss eine Handelsschifffahrt zwischen islamischem Gebiet und dem christlichen Westeuropa in der Umayyadenzeit existiert haben. So wird in einem Dekret des Kalifen Umar II. (717–720) die uneingeschränkte Nutzung des Meeres für den Handel bekräftigt und jede Behinderung der Handelsströme untersagt (vgl. Dietrich Claude: Der Handel im westlichen Mittelmeer während des Frühmittelalters. Göttingen 1985, S. 280f.)

In der frühen Abbasidenzeit (ab 750) gab es lebhafte und zunehmende Handelsverbindungen (nachzulesen bei Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A.D. 300-900, Cambridge 2001, S. 674–695).

Pirenne behauptet - meiner Erinnerung nach -, dass infolge der arabischen Expansion der Orient endgültig vom Okzident getrennt und die Einheit des Mittelmeerraums beendet wurde. Das westliche Mittelmeer sei zu einem muslimischen See geworden und nicht mehr der Weg des Austauschs und der Ideen, der es bis dahin immer gewesen war.

Vorsichtig formuliert: Das kann man anders sehen. Schon für das frühe Mittelalter weisen jüngere Forschungen darauf hin, dass die massiven Veränderungen der Mächtekonstellation rund ums Mittelmeer die Kontakte der verschiedenen Kulturen – insbesondere den Fernhandel – eher förderten als verhinderten. So gab es einen verhältnismäßig regen Austausch von Gesandten zwischen dem abbasidischen Kalifen von Bagdad und Karl (vgl. Michael McCormick sowie Michael Borgolte/Matthias M. Tischler (Hrsg.), Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Jahrtausend. Europa, Ostasien und Afrika, Darmstadt 2011).

Für das Hochmittelalter habe ich genügend Beispiele geliefert.

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"Trotzdem gibt es gravierendere Unterschiede zwischen Bagdad und Paris als zwischen Paris und Oxford." (Bersarin)

"Die Schweden sind keine Holländer" (Franz Beckenbauer)

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Bevor der Sand der Zeiten sie begräbt und weil ja die Gefahren bröckelnden Gemäuers auch in Zukunft nicht unterschätzt werden sollten, sähe ich zur Auflockerung die Schilderung eines oder zweier von Avantgardes erbaulichen Erlebnissen aus zwar kulturräumlich, aber wohl niveaumäßig nicht gar so unterschiedlichen Welten als eine wirklich großherzige Geste an.

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Eigentlich ist es nicht so derart schwierig, diesen Satz angemessen zu verstehen:

"Trotzdem gibt es gravierendere Unterschiede zwischen Bagdad und Paris als zwischen Paris und Oxford."

Zumal der Beckenbauer-Satz eine völlig andere Struktur hat als der von mir formulierte Satz. Während Paris und Oxford, was Glauben und Lehre betrifft, Ähnlichkeiten aufweisen - allein schon durch solche Aspekte wie die Transsubstantiation und Trinität, die es im Islam in dieser Form nicht gibt -, ist das bei Bagdad nicht oder nur bedingt der Fall. Durch die herausragende Stellung der Religion in dieser Zeit, aber auch durch klimatische Aspekte haben wir eine andere Kultur.

Thema ist auch nicht, daß es zwischen den Kulturräumen Austausch gibt. Steht da ja auch in dem Zitat. Das Basteln eines Strohmanns ist nicht hilfreich:

"Zwar führten die arabischen Eroberungen NICHT zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich."

NICHT ist ein Negator, also das Gegenteil von "führt zur Unterbrechung". Es geht in diesem Kontext der Kulturräume (und aus diesen geographischen Gründen spreche ich ungern von Kulturkreis) jedoch darum, daß sich QUA RELIGION (also einem neuen monotheistischen Glauben, nämlich dem Islam), eine andere Kultursphäre sich ausgebildet hat: deshalb die Rede von einer ZÄSUR. Und wie solcher Einschnitt aussieht, zeigt sich 1453 auch an der Eroberung von Konstantinopel und damit dem Verlust des oströmisch-griechisch-orthodoxen Kulturbereichs. Wenn Du aber diese Regionen als einen Kulturraum ansiehst, dann kannst Du das gerne so machen. Ich halte es nur für wenig plausibel. Zumal dann nicht ganz ersichtlich wird, weshalb Rußland fortan in Anspruch nahm, das neue Byzanz und das dritte Rom zu sein und nicht vielmehr das neue Bagdad.

Und ich sehe ansonsten auch nicht, wo überhaupt Dein Problem liegt. Du sagst nämlich genau das, was ich auch sage: daß es zwischen Kulturräumen immer einen Austausch und zugleich auch Konflikte und Kriege gibt. Und gerade globalgeschichtliche Betrachtungen sind eben deshalb sinnvoll, weil nicht nur Einheit, sondern auch Differenz existiert. Kulturräume bedeuten gerade nicht die Negation von Vielfalt. Nicht einmal innerhalb eines Kulturraumes.

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Der mittelalterliche Islam ist doch für unsere heutigen Problem nicht Maßgebend.

Die da sind: Städte und Gemeinden haben große Probleme immer mehr Migranten unterzubringen, der Staat gibt pro Jahr 50 Milliarden € für Migranten aus in einer Zweit knappster Kassen. 70% dieser Migranten arbeiten nicht und zahlen keine Steuern, aber sie beziehen mehr als 60% des Bürgergeldes. Die ständigen gewalttätigen Übergriffe dieser Leute muss ich nicht extra erwähnen, sie gehen ja ständig durch die Medien. Gleichzeitig zeigt sich ein gewisser Unwille unserer politischen Klasse und Justiz, etwas dagegen zu unternehmen, unterstützt von fast allen Medien.

Hinzu kommt noch, das es keine Aussicht auf eine Verminderung des Zustroms von Migranten gibt, und die Massenmigration auch negative Auswirkungen auf die Herkunftsländer der Migranten hat, da sie die aktuelle Situation, die zur Migration geführt hat, durch Geldsendungen stabilisiert, Stichwort Remittance Economy. Kein junger Mensch in Afrika macht sich Gedanken über die Zukunft seines Landes, alle denken nur darüber nach, wie sie möglichst schnell nach Europa kommen.

Und die sich daraus ergebende Perspektive ist aus meiner Sicht Bürgerkrieg oder Machtübernahme durch Rechtsextreme (was dann auch auf einen Bürgerkrieg hinausläuft).

Darum geht es. Und ich möchte über Lösungen diskutieren, nicht darüber, warum man am besten alles so lässt wie es ist.

Und ich betone: Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Schotten dicht, sollen die Bimbos sehen, wo sie bleiben. Ich denke wir müssen denen helfen, sowohl weil es moralisch geboten ist, als auch aus Eigeninteresse.

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Avantgarde: Könnte es sein, dass du da ein wenig einem Mythos vom großartigen mittelalterlichen Islam aufsitzt?

Kannst du spanisch? Ich könnte da ein paar interessante Quellen posten. Ich bin nämlich durch meine Beschäftigung mit der Geschichte Spaniens darauf gestoßen, dass Al Andaluz vielleicht doch nicht so toll war.

Derweil hier eint kleiner Text eines spanischen Historikers auf Englisch:

https://isi.org/intercollegiate-review/shock-and-awe-eighth-century-stylebr-the-muslim-conquest-of-spain/

Beschreibt das Vorgehen der Araber bei der Eroberung Spaniens im achten Jahrhundert. Im Grunde so wie die Hamas am 7. Oktober in Israel.

Zweifellos gab es einige bedeutende arabische Philosophen, aber die Wurden in Europa stärker rezipiert als in der muslimischen Welt.

"Seltsamerweise beeinflussen diese arabischen Denker die abendländische Philosophie und Theologie weit stärker als den Islam. Der Islam kennt nicht so etwa wie eine "Aristoteles-Rezeption"; vielmehr ist die Geschichte seiner "biblizistisch" auf den Koran eingeschränkten Theologie weithin die Geschichte ihres Sich-Wehrens gegen die Philosophie."

Josef Pieper, Scholastik, 1978, S. 94

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@willy, es mag Dich überraschen und vielleicht gab es ja auch einige Missverständnisse, aber in der groben Linie, abgesehen von Diskrepanzen in Teilaspekten, stimme ich da mit Dir überein. Die Frage ist dann, wie man zum gewünschten Ergebnis kommt.

Bezog sich jetzt auf Willys vorletzten Kommentar.

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So ist es wily. Und darin sind wir uns vermutlich sogar alle einig: daß wir mit einer bestimmten Migration erhebliche Probleme haben und dies hängt auch mit der damit korrespondierenden Religion zusammen und deren politischer Aufladung vor allem. Und da muß eine Gesellschaft zusehen, wie sie diese Probleme angeht. Das Modell Schweden hat gezeigt, wohin Laissez-faire führt.

Dazu auch dieses Interview: "Unsere Migrationspolitik war von Naivität geprägt"

https://www.welt.de/politik/ausland/plus248826060/Schweden-Unsere-Migrationspolitik-war-von-Naivitaet-gepraegt.html

Am Ende entscheiden nämlich Wahlen über unser politisches Geschick und wohin es geht.

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Und auch diese Meldung, die gerade hereinkommt, gehört zu diesem Problem mit dazu: "Ob Mathe oder Lesen – Schüler in Deutschland schneiden in Pisa-Studie schlechter denn je ab"

https://www.welt.de/politik/deutschland/article248878828/Pisa-Studie-Schueler-in-Deutschland-schlechter-denn-je.html

Leidtragende werden am Ende jene sein, die nicht das Geld haben, ihr Kind auf eine Privatschule zu schicken.

Und Eltern in Neukölln, die etwas mehr für ihre Kinder wollen, sehen zu, daß sie ihre Kids aus den Schulen herausbekommen, wo ein Migrantenanteil von 80 oder 90 Prozent ist.

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Wie schon verschiedentlich gesagt: Ich habe auf einem Gymnasium mit 45% Migrationskinderanteil die Muitikulturalität sogar als produktiven Faktor erlebt, mit Kids, für die es eine Ehre war, auf ein deutsches Gymnasium zu gehen. Das war allerdings in Wolfsburg: Fast alle Eltern bei VW, alle in der IG Metall. So etwas wie klassenbewusste Proleten auf hohem Niveau.

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@che: Genau: Es geht darum, daß Kinder es wollen, daß sie von ihren Eltern bestimmte Werte vermittelt bekommen. Wenn Kinder aber von ihren Eltern vermittelt bekommen, daß sie sich von einer Lehrerin nichts sagen lassen müssen und daß sie ihr auch nicht die Hand geben dürfen, dann sollte man diesen Eltern umgehend klar machen, daß es mit ihnen in diesem Land nichts wird. Wer keine Lust auf Integration hat, muß hier nicht bleiben. Deshalb eben Forden und Fördern. Und wer nicht mitmacht, der bekommt als erstes soziale Leistungen gestrichen. Ich denke, diese Botschaft wird von den meisten gut verstanden.

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netbitch hat mit einem einzigen Satz verstanden, worum es mir geht.

Es geht doch nicht darum, geographische Faktoren von Kulturen zu leugnen. Natürlich geht es in Bagdad anders zu als in Paris.

Es geht darum, die Validität und Sinnhaftigkeit von ideologisch gebrauchten Begriffen wie "Kulturraum" (bei der Nennung blende ich jetzt den Missbrauch der NS-Zeit aus) zu hinterfragen.

Es geht darum, zu zeigen, dass der Begriff KR schon seit dem 18. Jahrhundert gebraucht wird, um die Überlegenheit der eigenen Kultur zu belegen. Wer diesen Begriff - oft in Unkenntnis seiner Geschichte - verwendet, ist in der Regel bemüht, dies ohne Hierarchisierung zu tun.

Was ich sagen will ist, dass dem Begriff KR stets eine mehr oder weniger willkürliche Definition zugrunde liegt, die zunächst mal durchaus plausibel wirkt. Geht man dieser Definition auf den Grund, franst sie aus, zerfleddert und verliert an Aussagekraft. Die Verfechter des Begriffs räumen dies dann zwar ein, nur wenn ein Begriff gar nicht vernündtig und präzise definiert werden kann, taugt er wenig für philosophische oder kulturwissenschaftliche Erörterungen. Er bedient und festigt nur Vorurteile gegenüber dem "Andern", das man ablehnt, das "hier nichts zu suchen hat" bzw. das man "hier nicht haben will". Und als Beleg dazu führt man Extremsituationen wie Neukölln und Marxloh an, die eine ganze Reihe von Ursachen und Erklärungen haben. Und die haben nicht unbedingt was mit "Kulturräumen", sondern verfehlter Migrationspolitik zu tun. Wenn unser Umgang mit Migranten zu Ghettoisierung führt, dann läuft hier etwas grundlegend falsch. Junge Männer untätig in Asylheimen und Asyllagern herumsitzen zu lassen und sich dann beschweren, dass da keine Nobelpreisträger herauskommen, ist möglicherweise nicht die Konsequenz eines Clash of Civilizations. Das gilt natürlich auch für Schulen mit Migrantenanteil von 80%. Insofern ist der Einwand von willy da durchaus valide.

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Da gibt es dann allerdings auch allerlei ausländerrechtlichen Unfug, der abzustellen wäre. Siehe die berühmte Rütli-Schule: Hoher Anteil an Bürgerkriegsflüchtlingen mit Duldung. Die durften nicht arbeiten, und jedes Quartal wurde überprüft, ob sie abgeschoben werden können. Wie soll da jemand eine Perspektive auf Integration entwickeln?


- Das sagt jetzt nichts über Leute aus, die sich nicht integrieren wollen, bzw. nur in ihre eigene abgeschottete Community. In Hinsicht auf Letztere bin ich durchaus bei Dir.

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Stichwort Andalusien
Natürlich idealisiere ich hier - wie das arabische Quellen gerne tun - überhaupt nicht. Auch die Jahrhunderte in al-Andalus waren nicht nur von Philosophie, Dichtkunst, Wissenschaft und Musik geprägt, ebensowenig wie das z.B. in der italienischen Renaissance der Fall war. Es gab Gewalt, Unterdrückung und Phasen extremer Intoleranz. Die im 11. Jahrhundert einfallenden Almoraviden und Almohaden waren islamistische Fanatiker, die beide zunächst fürchterlich wüteten und zerstörten, sich aber nach gar nicht langer Zeit vom guten Leben in al-Andalus "infizieren" ließen und wiederum selbst kulturelle Höchstleistungen vollbrachten. Richtig ist auch, dass viele künstlerischen und wissenschaftlichen Errungenschaften nicht unbedingt DURCH den Islam möglich wurden, sondern TROTZ des Islams (was im Christentum auch nicht anders ist).

willy, natürlich war die Eroberung Spaniens im 8. Jahrhundert brutal, das waren Eroberungen im MIttelalter meist. Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten, massakrierten sie sämtliche muslimischen und jüdischen Einwohner, und auch ob einer Christ war, interessierte recht wenig. Christen untereinander waren auch nicht freundlicher: Als die nordfranzösischen Kreuzfahrer 1209 das albigensisch geprägte Béziers eroberten - eine Stadt, in der katholische Christen und Katharer friedlich miteinander lebten, lautete die Devise: "Tötet sie alle, Gott erkennt die Seinen schon."

Im späten 10. Jahrhundert jedoch war Córdoba unbestritten die zivilisierteste Stadt Europas. Das musste auch die ottonische Gesandtschaft unter Johannes von Gorze feststellen, die ab 953 für zwei Jahre in Córdoba weilte.

Natürlich kann man jetzt fragen: Was hat das mittelalterliche Andalusien mit der Kultur von heute zu tun?

Wir definieren unsere Kultur ja auch über Geschichte und vergangene kulturelle Großtaten. Italiens berühmtester Autor lebte im 14. Jahrhundert, und doch würde sich jeder Italiener auf ihn berufen, wenn es um die Definition italienischer Hochkultur geht. Aus ideologisch-religiösen Gründen nahmen die Spanier das Erbe von al-Andalus erst spät an. Es ist aber untrennbarer Bestandteil spanischer Kultur.

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Nochmal Pirenne
@Bersarin

"Zwar führten die arabischen Eroberungen NICHT zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich."

NICHT ist ein Negator, also das Gegenteil von "führt zur Unterbrechung".
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Ich verkneife mir jetzt den Hinweis auf Lesekompetenz. Der Fischer-Artikel ist nämlich etwas missverständlich formuliert, weil nicht völlig deutlich wird, was Pirenne sagt und was nicht.

Der Fischer-Artikel widerspricht nämlich in der Tat der (wirtschaftlichen) These Pirennes, um dann aber von einem "nun auf Europa beschränkten Mittelalter" zu sprechen. In meinem Leseverständnis bezieht sich das nicht mehr auf Pirenne, nur ist es interessanterweise genau das, was Pirenne in seinem von mir zitierten Buch sagt.

Und nicht richtig ist. Das Mittelalter ist nämlich NICHT auf Europa beschränkt. Die Tatsache, dass es plötzlich ein so riesiges islamisches Reich gibt, hat massgeblichen Einfluss auf die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung Europas gehabt. Jetzt konnten Ideen und wissenschaftliche Fortschritte ungehindert von Indien und Persien über vermittelnde Instanzen nach Europa kommen. Selbst die Kreuzzüge haben kulturellen Austausch zur Folge gehabt, wobei es eigentlich nur in eine Richtung ging.

Die These, die islamische Eroberung habe das abrupte Ende der Antike bzw. der antiken Kultur herbeigeführt, ist m.E. nicht haltbar. Für Ostrom/Byzanz stimmt das schon mal gar nicht, und auch in Westeuropa war das ein schleichender Prozess, der von vielen Faktoren bestimmt war. Und schon vor den Arabern begann.

Wie die Entwicklung ohne die Ausbildung eines so großen islamischen Herrschaftsbereich gewesen wäre wissen wir natürlich nicht. Vielleicht hätte Byzanz eine größere Rolle gespielt.

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In der Tat gibt es bei den Kulturen nicht einfach nur graduelle Unterschiede:

"Es geht darum, zu zeigen, dass der Begriff KR schon seit dem 18. Jahrhundert gebraucht wird, um die Überlegenheit der eigenen Kultur zu belegen. Wer diesen Begriff - oft in Unkenntnis seiner Geschichte - verwendet, ist in der Regel bemüht, dies ohne Hierarchisierung zu tun."

Und das tut wer? Hegel finden wir nun gerade nicht irgendwelche auf Äußerlichkeiten wie Hautfarbe gegründete Hierarchien, sondern die Abstufungen sind auf politisch-gesellschaftlicher Perspektivierung gegründet und sie hängen mit den verschiedenen Gesellschaftssystemen zusammen. Und es steht bei Hegel auch nichts davon, daß das Abendland mit Gewehren und Schwertern die Freiheit in andere Regionen dieser Welt trägt. Hegel ist eben kein Theoretiker des Kolonialismus. Eine orientalische Despotie ist allerdings bei Hegel etwas anderes als eine französische Republik. Und ich denke auch nicht, daß Du Putins Rußland und die BRD als irgendwie gleichwertig ansehen wirst. Und wenn Du diesen Unterschied zu verstehen in der Lage bist, wirst Du auch begreifen können, worum es Hegel geht. Dazu muß man ihn allerdings zunächst mal gelesen haben. Etwas, was man nicht gelesen hat, kann man nicht dekonstruieren. Mach es Dir einfach an diesem Beispiel mit Putins Rußland deutlich. Und bei dieser Unterscheidung wirst Du vermutlich auch nicht sagen: Alle Russen sind minderwertig. Ähnlich ist es auch bei Hegel gegründet. Zunächst einmal sind wir alle Menschen und dabei ist es völlig unerheblich ob einer Jude oder Katholik ist: "Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist." (Hegel, Grundlinien zur Philosphie des Rechts, § 209)


"netbitch hat mit einem einzigen Satz verstanden, worum es mir geht."

Daß jemand etwas zu verstehen glaubt, sagt nur leider nichts darüber aus, ob das, was da verstanden wird, auch richtig und sachhaltig ist. Mit Dekonstruktion und Derrida hat das ganze soviel zu tun wie Käsefüße mit einem Tilsiter. Dekonstruieren läßt sich nebenbei jeder Begriff – auch der der Dekonstruktion. Das ganze nennt sich Kritik. Und mit diesem Verfahren kann man jeden in der Wissenschaft gebrauchten Begriff angehen: Von Mittelalter bis Demokratie kann man das Problematische an bestimmten Gebrauchsweisen aufzeigen.

"Was ich sagen will ist, dass dem Begriff KR stets eine mehr oder weniger willkürliche Definition zugrunde liegt, die zunächst mal durchaus plausibel wirkt. Geht man dieser Definition auf den Grund, franst sie aus, zerfleddert und verliert an Aussagekraft."

Das gilt für die meisten Begriffe: weil man nämlich zu jedem Allgemeinen, das in der Wissenschaft konstruiert wird, ein Besonderes finden kann, was sich dort nicht fügt. Und deshalb habe ich Dir hier zum wiederholten Mal Huntington zitiert und ich mache es auch gerne noch einmal:

"Kulturkreise haben keine klar umrissenen Grenzen, ihre Entstehung und ihr Ende stehen nicht präzise fest. Die Kulturen von Völkern wirken aufeinander ein und überlagern sich. Der Umfang, in dem die Kulturen von Kulturkreisen einander ähneln oder sich voneinander unterscheiden, variiert ebenfalls beträchtlich. Gleichwohl sind Kulturkreise sinnvolle Einheiten, und wenn die Grenzlinien zwischen ihnen auch selten scharf gezogen sind, so sind sie doch vorhanden."

In diesem Sinne ist der Begriff des Kulturkreises bzw. des -raums ein anderer als der des Nationalstaates. Aber auch bei diesem Begriff kann man Willkür in Anschlag bringen.

Kulturräume sind größere Entitäten bei gleichzeitiger differenzierter interner Ausprägung. Die USA und Kanada sind in vielen Aspekten sehr verschieden, so wie intern schon die USA sehr verschieden konstituiert ist, aber sie bilden dennoch einen Kulturraum. Beim Einsatz von Begriffen kommt es dabei auf die Perspektiven und die Kontexte an.

Bei Huntington lese ich im übrigen keine Hierarchisierungen heraus und auch keine koloniale Attitüde. Und wenn das so ist, zeige es bitte mit Textbelegen. Ansonsten bleibt sowas nämlich, wie auch bei Hegel, bloße Behauptung.

"Er bedient und festigt nur Vorurteile gegenüber dem "Andern", das man ablehnt, das "hier nichts zu suchen hat" bzw. das man "hier nicht haben will". Und als Beleg dazu führt man Extremsituationen wie Neukölln und Marxloh an, die eine ganze Reihe von Ursachen und Erklärungen haben."

Und diese Erklärungen haben vielfach etwas mit der kulturellen Sozialisierung zu tun. Stichwort: Rolle der Frau, Stichwort Islam und einem diesem inhärenten Antisemitismus. Und dies eben sind kulturelle Prägungen. Aber mißlungene Integration hat zugleich und auch etwas damit zu tun, daß der Staat nicht bereit ist, bestimme Forderungen an Migranten durchzusehen. Und in der Tat laufen hier in Berlin und auch anderswo Migranten auf der Straße herum, die in Deutschland nichts zu suchen haben. Aber darüber entscheiden am Ende die Wähler, welche Art von Migrationspolitik gewünscht ist und wie wichtig ihnen das Thema ist.

"Und die haben nicht unbedingt was mit "Kulturräumen", sondern verfehlter Migrationspolitik zu tun."

Nicht nur, aber eben auch und da bringe ich immer wieder gerne das Zitat von Ulrich Greiner:

"Ich zweifle daran, dass die Eingliederung so vieler Menschen, denen unsere Kultur und Geschichte fremd sind, in absehbarer Zeit gelingen kann. […] Angenommen, Island müsste wegen eines Vulkanausbruchs evakuiert werden, und alle Isländer müssten hier unterkommen – es wäre ein Problem, aber ein lösbares."

Und ebenfalls die Verbindung von Religion und Gesellschaft in islamisch geprägten Kulturen und die damit und mit dem Islam einhergehenden Probleme, wenn es dann zum Clash of Culture kommt, wenn Muslime in westliche Länder migrieren und erst recht, wenn es zu einer Massenmigration kommt. Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi beschreibt diesen Konnex von Antisemitismus und Islam in einem ZEIT-Artikel vom November 2023:

"Doch die Wurzeln des Antisemitismus, der jetzt in Nahost und auch in vielen propalästinensischen Demonstrationen im Westen aufbricht, reichen tief in die Geschichte des Islams zurück.

[...]

Mit dreiundzwanzig Jahren kam ich als indoktrinierter Antisemit aus Algerien nach Deutschland. Ich kann mir heute vorstellen, dass es vielen Musliminnen und Muslimen ebenso erging. Unsere Sozialisation in unseren Herkunftsländern lehrte uns Judenhass. Alles, was mit Juden oder dem Staat Israel zu tun hatte, lehnte ich vehement ab. Ich glaubte: Juden sind immer Täter, Muslime immer Opfer. Diese Dualität bestimmt noch heute das Denken vieler Muslime, auch im Westen.

Als ich Kind war, gab es keine Möglichkeit, anders zu denken. Für Kritik an Antisemitismus war kein Raum, und jeder Kritiker hätte als Feind des Islams gegolten. Schon mit fünf Jahren hörte ich zum ersten Mal das Wort "Jude" (im Algerischen yhūdī) in der Koranschule. Mein damaliger Koranlehrer beschimpfte einen Jungen: "Du Jude, benimm dich." Von da an wusste ich, ich muss mich benehmen, um nicht als "Jude" zu gelten. Auch in meiner Grundschulzeit hörte ich immer wieder Lehrer das Wort "Jude" abfällig gebrauchen. Als Schimpfwort gehört es bis heute zum Wortschatz vieler Muslime. Man sagt auch: "Du bist wie die Juden. Du machst nur Probleme." Und bis heute hört man in Moscheen das Bittgebet, das ich noch von meinem Onkel, dem Imam, kenne: "Möge Allah die verfluchten Juden erniedrigen und zerstören! Möge Allah die Muslime im Kampf gegen die Juden unterstützen." Als ich einmal Besuch von meinem Bruder und seiner Familie hatte, die in Algerien leben, da erzählte mein vierzehnjähriger Neffe, seine Französischlehrerin habe ihm gesagt: "Ich hasse die Juden und verneige mich vor Hitler, weil er sie vernichtet hat.

Mittlerweile bin ich 55 Jahre alt, Islamwissenschaftler und habe gelernt, wie falsch und gefährlich Antisemitismus ist. Irgendwann habe ich beschlossen, mich mit den historischen Gründen des Judenhasses in meiner Herkunftskultur zu befassen – und ein Buch über die Juden im Koran zu schreiben. Als es im Mai dieses Jahres erschien, da ahnte ich nicht, wie schrecklich aktuell es durch die Hamas noch werden würde.

[...]

Am 10. Oktober, wenige Tage nach dem Massaker der Hamas in Israel, wurde ich Zeuge einer antisemitischen Demonstration im Zentrum von Karlsruhe. Dort kamen Anhänger der Hamas mit palästinensischen Flaggen, vor allem junge Leute und Kinder, auf den Marktplatz. Sie riefen nicht nur "Allahu Akbar" (Gott ist groß), sondern skandierten auch Hetzparolen: "Chaibar, oh ihr Juden! Mohammeds Heer wird bald zurückkommen!" Oder: "Das Blut des Märtyrers schreit nach deinem Blut!" Und Ähnliches mehr. Der Tenor: Israel ist die Inkarnation des Bösen, das es zu vernichten gilt. Die Muslime aber sind die Opfer, die zu beschützen sind.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen die Veranstalter der Demo eingeleitet. Doch den Ruf "Chaibar, oh ihr Juden ...!" hört man immer wieder auf sogenannten Friedensdemonstrationen gegen Israel. Übrigens: Auch die aus dem Iran importierten Raketen, mit denen die Terrororganisation Hisbollah im Sommer 2006 Israel angegriffen hatte, trugen den Namen "Chaibar 1". Der Name ist sehr alt, er geht auf den Kriegszug des Propheten gegen die jüdischen Bewohner der Oase Chaibar im Jahre 628 zurück. Wenn er heute von Antisemiten benutzt wird, dann, um ihren Hass zu rechtfertigen und sich selbst zu erhöhen.

Ganz Ähnliches kann man jetzt im arabischen und türkischen Fernsehen oder im Internet erleben. Wenn Muslime gegen Israel hetzen, wenn sogar der Holocaust als "Allahs verheerende Rache an den Juden" gerechtfertigt wird, dann nenne ich das islamischen und nicht nur islamistischen Antisemitismus – denn die Lehren des Islams waren wie das Christentum seit Anbeginn leider nicht frei von Judenfeindschaft.

Im islamischen Orient wie im Okzident gab es immer Pogrome, Verfolgungen und Vertreibungen der Juden. Genannt seien aus der Geschichte des Islams Granada 1066, Fes 1565, Bengasi 1785, Algier 1815, Damaskus 1840 und Kairo 1844. Vor der Kolonisierung des Maghreb waren die Juden drastischen Restriktionen unterworfen, wie etwa dem Tragen grotesker Kleidung, was von Marokko bis Libyen allen auferlegt wurde.

Heute höre ich oft den Satz: "Der Judenhass hat nichts mit dem Islam zu tun." Das ist als Absichtserklärung schön, aber als Beschreibung unaufrichtig. Es erinnert mich an die Behauptung, der Islam habe mit Gewalt nichts zu tun. Angesichts der Hamas und ihrer dschihadistischen Ideologie zeugt so ein Satz bestenfalls von Naivität, schlimmstenfalls von Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern."

https://www.zeit.de/2023/48/antisemitismus-muslime-islam-juden-koran

Und genau das hat wesentlich, freilich aber nicht NUR etwas mit dem Kulturraum und den dort stattfindenden SOZIALISATIONEN zu tun. Nicht für alle, aber für viele – wie man in Deutschland nicht erst seit dem 7. Oktober am migrantischen Antisemitismus sieht. Und wenn in Flüchtlingslagern am Mittelmeer nach dem 7. Oktober Freudenfeuer brennen, dann hat das nichts mit verfehlter Integrationspolitik zu tun, sondern mit den Einstellungen, die diese Gestalten aus ihren Heimatländern hierher mitbringen. Und aus genau diesem Grunde gehören solche Menschen nicht nach Europa. Aber auch darüber entscheidet am Ende die Politik und auch die nächsten Wahlen.

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In der Tat verkneifst Du Dir besser Hinweise auf die Lesekompetenz. Stichwort Zitate. :-)

"Der Fischer-Artikel ist nämlich etwas missverständlich formuliert, weil nicht völlig deutlich wird, was Pirenne sagt und was nicht."

Kann sein, kann auch nicht sein. Ist hier nur aber gar nicht das Thema gewesen. Siehe sogleich unten.

"Die These, die islamische Eroberung habe das abrupte Ende der Antike bzw. der antiken Kultur herbeigeführt, ist m.E. nicht haltbar."

Sagt auch niemand. In dem Zitat ist von einer scharfen Zäsur die Rede. Hier IN DIESEM KONTEXT (nicht in einem anderen, etwa der Völkerwanderung von Norden und Nordosten her) geht es um das Ende der Antike im Blick auf die Kollision mit dem islamischen Kulturraum. Und was Pirenne sagt, muß man dann konkret nachlesen. Du debattierst hier etwas, was zwar sehr interessant, aber gar nicht das Thema ist. Das Thema waren die UNTERSCHIEDLICHEN KULTURRÄUME: um die ging es in meinem ursprünglich gebrachten Zitat, um beim Thema zu bleiben, und genau deshalb brachte ich das Zitat, um genau solche Linien und Differenzen vermittels einer neuen Religion aufzuzeigen, und zum weiteren brachte ich es noch einmal, um Dir zu zeigen, daß es zwischen diesen Kulturräumen auch Durchlässigkeiten gibt, die der Autor nennt. Das andere sind Fachdebatten über die Gründe für einen Epochenwandel und den Übergang von der Antike zum Mittelalter und damit eine Themenverschiebung.

"Das Mittelalter ist nämlich NICHT auf Europa beschränkt." "ein so riesiges islamisches Reich gibt"

Und wie nennt man solche Entitäten? Na, eine Idee? Ich nenne solche Sphären "Kulturraum", und zwar deshalb, weil darin verschiedene Völker und Stämme bestimmten Ideen wie einer mehr oder weniger gemeinsamen Religion folgen. Und von genau solchen Kulturräumen spricht auch dieser Band der Neuen Fischer Weltgeschichte. (Und ob hier der Reichsbegriff hier wirklich passend ist, wäre auch nochmal eine andere Frage.) Der Autor spricht dabei im Schlusskapitel von "Die drei Kulturräume im Vergleich". Ob man für den islamischen Kulturraum nun den Begriff des Mittelalters bereithält, darüber streiten die Historiker mit Fug und Recht. Viele sagen, daß der Begriff für diese Sphäre nicht gut greift. Aber auch das ist hier gar nicht das Thema. Sondern Thema ist, daß Reinhold Kaiser, der Autor dieses Bandes, in einer wissenschaftlich Weise von Kulturräumen spricht. Und die sind in dem von ihm thematisierten Kontext sinnvoll. Und sie sind auch bei Huntington sinnvoll und diese Redeweise ist auch, wie meine Zeitungsbeispiele gezeigt haben, in der normalen Alltagssprache eine sinnvolle Rede.

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Was das Thema Antisemitismus betrifft, rennst Du im Prinzip offene Türen ein. Was ich von Hamas, Konsorten und Bejublern halte, habe ich ja wohl deutlich zum Ausdruck gebracht.

Und dass es im Islam Antisemitismus gibt, und das nicht zu knapp, leugne ja zumindest ich nicht. Das gilt für die gesamte Zeit. Nur gilt es eben auch für das Christentum. Wer da die übleren Pogrome veranstaltet hat, brauchen wir hier nicht zu klären.

Ebenso gab es im islamischen Herrschaftsbereichen aber auch Phasen großer Toleranz, und in der Zeit der Kalifen von Córdoba im 9. Jahrhundert spielten Juden eine große und sehr angesehene Rolle, oft als Vermittler zwischen Muslimen und Christen. Als Johannes von Gorze von Kaiser Otto nach Córdoba geschickt wurde, rettete ein hochgebildeter Jude und Botschafter des Kalifen, Chasdai ibn Schaprut, der Gesandtschaft vermutlich das Leben. Denn Johannes hatte ein hochmütiges Schreiben Kaiser Ottos dabei, dass der Kalif gefälligst zum Christentum übertreten solle. Chasdai sorgte dafür, dass der Kalif Johannes ewig lange nicht empfang. So musste der Kalif den Inhalt des Schreibens, der ihm natürlich bekannt war, nicht offiziell zur Kenntnis nehmen. Schließlich erreichte Chasdai, dass Otto einen gemäßigteren Brief schrieb.

Fakt ist: Ideologisch sind sowohl Christentum als auch Islam judenfeindlich. Trotzdem gab es Zeiten vernünftiger Herrschaft, in denen Juden hochangesehene Menschen waren und sich wirtschaftlich wie intellektuell unter islamischer wie christlicher Herrschaft entfalten konnten.

"Der Islam hat nichts mit Gewalt zu tun" ist natürlich ebenso falsch wie "Das Christentum hat nichts mit Gewalt zu tun". Wie so oft kommt es darauf an, was man aus der Religion macht.

Natürlich gibt es im Koran antijüdische Passagen (wie auch im Neuen Testament), aber wiederum auch Passagen, die Dialog und Respekt ausdrücken.

Der virulente Antisemitismus in islamischen Regionen macht sich verstärkt seit der Gründung Israels bemerkbar. In Europa ist er seit dem Holocaust nicht mehr "salonfähig". Das war - wohlgemerkt nicht nur in Deutschland - im späten 19. und frühen 20. Jh. (vor den Nazis wohlgemerkt) noch anders.

Dass jemand, der gerade aus Syrien gekommen ist - einem Land, das mehrere Kriege gegen Israel geführt (und verloren hat) nicht unbedingt die judenfreundlichste Einstellung hat, ist zunächst mal in gewissem Maße nachzuvollziehen. Nur: Das muss ja nicht so bleiben und darf es auch nicht.

Auch die Deutschen haben ihren im Dritten Reich anerzogenen Antisemitismus nicht von heute auf morgen abgelegt. Das sind allmähliche Erkenntnisprozesse. Und bei manchem Rechtsaußen wurde der Antisemitismus nur durch den größeren Muslimhass überlagert, zu dessen Unterstützung man Judenfreundlichkeit heuchelt.

Ich will hier keine antijüdischen Demos von islamischen Migranten sehen. Vielleicht nehmen wir aber zur Kenntnis, dass die meisten von ihnen nicht auf solche Demos gehen. So wie die meisten Deutschen ja auch nicht auf Pegida-Demos gehen (um die es inzwischen recht still geworden ist).

"Ich zweifle daran, dass die Eingliederung so vieler Menschen, denen unsere Kultur und Geschichte fremd sind, in absehbarer Zeit gelingen kann. […] Angenommen, Island müsste wegen eines Vulkanausbruchs evakuiert werden, und alle Isländer müssten hier unterkommen – es wäre ein Problem, aber ein lösbares."

Nettes Bonmot, und wenn die Isländer nicht anfangen, in der Deutschen Bucht Wale zu jagen, vermutlich nicht falsch.

Aber vielleicht sollten wir uns einfach mehr auf gelungene Beispiele der Integration muslischer Migranten konzentrieren und uns fragen: Was wurde da richtig gemacht. Um warum passiert dies anderswo nicht?

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"Und wie nennt man solche Entitäten?"

Ebensogut kannst Du einen "Kulturraum" von Wladiwostok bis Feuerland definieren, da man hier "bestimmten Ideen wie einer mehr oder weniger gemeinsamen Religion folgt".

Es sind Wischi-Waschi-Definitionen, die wenig Erkenntnisgewinn enthalten.

Nochmal: Man kann alle möglichen "Kulturräume" definieren, sie haben auch immer eine gewisse Plausibilität. Das Problem ist, dass man dies zumindest in der Vergangenheit in der Regel im abgrenzenden, abwertenden, ineinander in Konflikt setzendem Sinne getan hat. Darum ist dieser Begriff diskreditiert.

Du kannst auch sagen: Ich gebrauche den Begriff "Neger" ganz neutral, weil er doch einfach von "schwarz" abgeleitet ist. Warum wohl gebraucht man den Begriff heute nicht mehr?

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"Aber vielleicht sollten wir uns einfach mehr auf gelungene Beispiele der Integration muslischer Migranten konzentrieren ..."

Im Augenblick ist aber leider die mißlungene Integration das zentrale Thema und auch die Frage, wie wir mit solchen Gesellen umgehen und wie wir sie und auf welche Weise wir sie wieder loswerden. Im Großraum Paris (Großraum darf man eigentlich auch nicht mehr sagen im Reigen der linken Sprechverbote, nicht wahr?) fahren die Frauen inzwischen mit der RER und der Metro in Ganzkörperhoodies, damit sie nicht von museligen Grapschern angefaßt werden. Kürzlich ist das der Tochter einer Freundin passiert. Die Chancen, sich gegen solche sexuellen Übergriffe zu wehren, sind gleich null. Auf eine Anzeige hat sie am Ende verzichtet. Denn dann hätte der Anwalt der Gegenseite, falls man den Täter erwischt, ihre Adresse. Das Mädchen hat bereits vom Namen her einen jüdischen Hintergrund. Daß sie ihren Davidstern nicht mehr offen trägt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

"Auch die Deutschen haben ihren im Dritten Reich anerzogenen Antisemitismus nicht von heute auf morgen abgelegt."

Richtig. Und genau deshalb ist es wichtig, hier mehr als nur eine Reeducation zu machen. Wer hierherkommt, muß wissen, welche Regeln gelten. Und das gilt erst recht für die Religion. Was es braucht, ist eine islamische Aufklärung. Die ist aber im Augenblick nicht zu sehen, und solange die Bundesregierung mit derartigen Gestalten auf der Islamkonferenz zusammenarbeitet, wie das gegenwärtig und seit Jahren der Fall ist, solange wird sich da auch nichts ändern.

Und solange die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin und deren Gründer Seyran Ates sowie Abdel-Hakim Ourghi mit dem Tod bedroht werden und sich eine hinreichend große Zahl von Muslimen dagegen nicht zur Wehr setzen, solange solche Stinkställe wie die blaue Moschee in Hamburg und andere islamistische Häuser offen sind, solange wird sich hier nichts ändern.

"Dass jemand, der gerade aus Syrien gekommen ist [...] nicht unbedingt die judenfreundlichste Einstellung hat, ist zunächst mal in gewissem Maße nachzuvollziehen. Nur: Das muss ja nicht so bleiben und darf es auch nicht."

Und genau aus diesem Grunde sollten wir solche Leute bei uns nicht mehr oder nur in besonderen Fällen aufnehmen. Denn im Augenblick sehe ich nicht wie das "es muss ja nicht so bleiben" realisiert werden kann - außer eben in einer vagen Bekundung, wie man sie von Politikerreden hört, wo jeder weiß: es ändert sich eh nichts. Und genau aus diesem Grunde wegen solcher "nachhaltiger" Sozialisationen (man google nur einige Artikel zu "Westjordanland", "Schule" "Kinder") spreche ich von einem Kulturraum, darin der Antisemitismus und der Judenhaß zur DNA gehört. Und das ist in Algerien nicht anders als im Irak. Und für irgendwelche sowieso mißlingenden pädagogischen Experimenten haben wir im Augenblick ganz und gar keine Zeit mehr. Es gelingt ja nicht einmal mehr die Bildung der eigenen Kinder hier in Deutschland.

"Ebensogut kannst Du einen "Kulturraum" von Wladiwostok bis Feuerland definieren, ..."

Ja, genau. Wenn es dafür Gründe gibt, so handelt es sich um einen Kulturraum. In der gegenwärtigen Situation gibt es dafür keine Gründe. Also bezeichnet man diese Region nicht als Kulturraum.

Und was den Begriff betrifft, so habe ich Dir oben hinreichend viele Beispiele genannt. Von keinem der Beispiele konntest Du aufzeigen, daß da ein irgendwie rassistischer oder völkischer Gebrauch zugrunde liegt. Ebensowenig beim Gebrauch des Begriffes Kulturkreis bei Huntington.

Deine Ablehnung des Begriffs Kulturraum ist rein ideologisch motiviert und ihr liegt ein enger und leider auch vernagelter Gebrauch zugrunde.

Den Unterschied zwischen den Begriffen "Neger" und "Kulturraum" muß ich Dir also auch noch erklären? Ich glaube nicht, daß che und Du durch diesen Begriff diskriminiert werden. Ehrlich gesagt: Ich habe keine Lust, derartig entweder dumme oder aber rhetorisch durchsichtige Manöver zu debattieren.

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@"Wer hierherkommt, muß wissen, welche Regeln gelten. Und das gilt erst recht für die Religion. Was es braucht, ist eine islamische Aufklärung. Die ist aber im Augenblick nicht zu sehen, und solange die Bundesregierung mit derartigen Gestalten auf der Islamkonferenz zusammenarbeitet, wie das gegenwärtig und seit Jahren der Fall ist, solange wird sich da auch nichts ändern.

Und solange die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin und deren Gründer Seyran Ates sowie Abdel-Hakim Ourghi mit dem Tod bedroht werden und sich eine hinreichend große Zahl von Muslimen dagegen nicht zur Wehr setzen, solange solche Stinkställe wie die blaue Moschee in Hamburg und andere islamistische Häuser offen sind, solange wird sich hier nichts ändern." Dem zumindest stimme ich vorbehaltlos zu, und was die blaue Moschee in Hamburg angeht stellt sich mir die bisher unbeantwortbare Frage, wie etwa eine Feministin Kübra Gumusay, die noch dazu auf dem radikal queerfeministischen Mädchenmannschaft-Blog vertreten war Propaganda für einen Laden macht, der von einem Regime getragen wird, das Lesben und Feministinnen an Baukränen öffentlich aufhängt. Und was in all die superzart betroffenheitslinken Triggerwarnungsverschicker gefahren ist, die Partei für die Hamas ergreifen, obwohl deren Fußvolk sie, würden sie sich in Gaza verhalten wie sie es in Deutschland tun an einen Pickup binden und die Straße runterschleifen würden.

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Hegel mit Kontext
Der eigentümlich afrikanische Charakter ist darum schwer zu fassen, weil wir dabei ganz auf das Verzicht leisten müssen, was bei uns in jeder Vorstellung mitunter läuft, die Kategorie der Allgemeinheit. Bei den Negern ist nämlich das Charakteristische gerade, daß ihr Bewußtsein noch nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen ist, wie zum Beispiel Gott, Gesetz, bei welcher der Mensch mit seinem Willen wäre und darin die Anschauung seines Wesens hätte. Zu dieser Unterscheidung seiner als des Einzelnen und seiner wesentlichen Allgemeinheit ist der Afrikaner in seiner unterschiedslosen, gedrungenen Einheit noch nicht gekommen, wodurch das Wissen von einem absoluten Wesen, das ein andres, höheres gegen das Selbst wäre, ganz fehlt.

Der Neger stellt, wie schon gesagt worden ist, den natürlichen Menschen in seiner ganzen Wildheit und Unbändigkeit dar: von aller Ehrfurcht und Sittlichkeit, von dem, was Gefühl heißt, muß man abstrahieren, wenn man ihn richtig auffassen will; es ist nichts an das Menschliche Anklingende in diesem Charakter zu finden. Die weitläufigen Berichte der Missionare bestätigen dieses vollkommen, und nur der Mohammedanismus scheint das einzige zu sein, was die Neger noch einigermaßen der Bildung annähert. Die Mohammedaner verstehen es auch besser wie die Europäer, ins Innere des Landes einzudringen.

Diese Stufe der Kultur läßt sich dann auch näher in der Religion erkennen. Das erste, was mir uns bei dieser vorstellen, ist das Bewußtsein des Menschen von einer höheren Macht, (wenn diese auch nur als Naturmacht gefaßt wird,) gegen die der Mensch sich als ein Schwächeres, Niedrigeres stellt. Die Religion beginnt mit dem Bewußtsein, daß es etwas Höheres gebe als der Mensch. Die Neger aber hat schon Herodot Zauberer genannt; in der Zauberei liegt nun nicht die Vorstellung von einem Gott, von einem sittlichen Glauben, sondern sie stellt dar, daß der Mensch die höchste Macht ist, daß er sich allein befehlend gegen die Naturmacht verhält. Es ist also nicht von einer geistigen Verehrung Gottes noch von einem Reiche des Rechts die Rede. Gott donnert und wird nicht erkannt: für den Geist des Menschen muß Gott mehr als ein Donnerer sein, bei den Negern aber ist dies nicht der Fall. Obgleich sie sich der Abhängigkeit vom Natürlichen bewußt sein müssen, denn sie bedürfen des Gewitters, des Regens, des Aufhörens der Regenzeit, so führt sie dieses doch nicht zum Bewußtsein eines Höheren; sie sind es, die den Elementen Befehle erteilen, und dies eben nennt man Zauberei.

Die Könige haben eine Klasse von Ministern, durch welche sie die Naturveränderungen anbefehlen lassen, und jeder Ort besitzt auf eben diese Weise seine Zauberer, die besondre Zeremonien, mit allerhand Bewegungen, Tänzen, Lärm und Geschrei ausführen und inmitten dieser Betäubung ihre Anordnungen treffen. Das zweite Moment ihrer Religion ist alsdann, daß sie sich diese ihre Macht zur Anschauung bringen, sich äußerlich setzen und sich Bilder davon machen. Das, was sie sich als ihre Macht vorstellen, ist somit nichts Objektives, in sich Festes und von ihnen Verschiedenes, sondern ganz gleichgültig der erste beste Gegenstand, den sie zum Genius erheben, sei es ein Tier, ein Baum, ein Stein, ein Bild von Holz. Dies ist der Fetisch, ein Wort, welches die Portugiesen zuerst in Umlauf gebracht, und welches von feitizo, Zauberei, abstammt. Hier im Fetische scheint nun zwar die Selbständigkeit gegen die Willkür des Individuums aufzutreten, aber da eben diese Gegenständlichkeit nichts andres ist als die zur Selbstanschauung sich bringende individuelle Willkür, so bleibt diese auch Meister ihres Bildes. Begegnet nämlich etwas Unangenehmes, was der Fetisch nicht abgewendet hat, bleibt der Regen aus, entsteht Mißwuchs, so binden und prügeln sie ihn oder zerstören ihn und schaffen ihn ab, indem sie sich zugleich einen andern kreieren; sie haben ihn also in ihrer Gewalt. Es hat ein solcher Fetisch weder die religiöse Selbständigkeit, noch weniger die künstlerische; er bleibt lediglich ein Geschöpf, das die Willkür des Schaffenden ausdrückt, und das immer in seinen Händen verharrt. Kurz, es ist kein Verhältnis der Abhängigkeit in dieser Religion.

Was aber auf etwas Höheres bei den Negern hinweist, ist der Totendienst, in welchem ihre verstorbenen Voreltern und ihre Vorfahren ihnen als eine Macht gegen die Lebendigen gelten. Sie haben dabei die Vorstellung, daß diese sich rächen und dem Menschen dieses oder jenes Unheil zufügen könnten, in eben dem Sinne, wie dies im Mittelalter von den Hexen geglaubt wurde; doch ist die Macht der Toten nicht über die der Lebendigen geachtet, denn die Neger befehlen ihren Toten und bezaubern sie. Auf diese Weise bleibt das Substantielle immer in der Gewalt des Subjekts. Der Tod selbst ist den Negern kein allgemeines Naturgesetz; auch dieser, meinen sie, komme von übelgestimmten Zauberern her. Es liegt allerdings darin die Hoheit des Menschen über die Natur; ebenso, daß der zufällige Wille des Menschen höher steht als das Natürliche, daß er dieses als das Mittel ansieht, dem er nicht die Ehre antut, es nach seiner Weise zu behandeln, sondern dem er befiehlt. Daraus aber, daß der Mensch als das Höchste gesetzt ist, folgt, daß er keine Achtung vor sich selber hat, denn erst mit dem Bewußtsein eines höheren Wesens erlangt der Mensch einen Standpunkt, der ihm eine wahre Achtung gewährt. Denn wenn die Willkür das Absolute ist, die einzige feste Objektivität, die zur Anschauung kommt, so kann der Geist auf dieser Stufe von keiner Allgemeinheit wissen.

Die Neger besitzen daher diese vollkommene Verachtung der Menschen, welche eigentlich nach der Seite des Rechts und der Sittlichkeit hin die Grundbestimmung bildet. Es ist auch kein Wissen von Unsterblichkeit der Seele vorhanden, obwohl Totengespenster vorkommen. Die Wertlosigkeit der Menschen geht ins Unglaubliche; die Tyrannei gilt für kein Unrecht, und es ist als etwas ganz Verbreitetes und Erlaubtes betrachtet, Menschenfleisch zu essen. Bei uns hält der Instinkt davon ab, wenn man überhaupt beim Menschen vom Instinkte sprechen kann. Aber bei dem Neger ist dies nicht der Fall, und den Menschen zu verzehren hängt mit dem afrikanischen Prinzip überhaupt zusammen; für den sinnlichen Neger ist das Menschenfleisch nur Sinnliches, Fleisch überhaupt. Bei dem Tode eines Königs werden wohl Hunderte geschlachtet und verzehrt; Gefangene werden gemordet und ihr Fleisch auf den Märkten verkauft; der Sieger frißt in der Regel das Herz des getöteten Feindes. Bei den Zaubereien geschieht es gar häufig, daß der Zauberer den ersten besten ermordet und ihn zum Fraße an die Menge verteilt.

Etwas andres Charakteristisches in der Betrachtung der Neger ist die Sklaverei. Die Neger werden von den Europäern in die Sklaverei geführt und nach Amerika hin verkauft. Trotzdem ist ihr Los im eignen Lande fast noch schlimmer, wo ebenso absolute Sklaverei vorhanden ist; denn es ist die Grundlage der Sklaverei überhaupt, daß der Mensch das Bewußtsein seiner Freiheit noch nicht hat und somit zu einer Sache, zu einem Wertlosen herabsinkt. Bei den Negern sind aber die sittlichen Empfindungen vollkommen schwach, oder besser gesagt, gar nicht vorhanden. Die Eltern verkaufen ihre Kinder und umgekehrt ebenso diese jene, je nachdem man einander habhaft werden kann. Durch das Durchgreifende der Sklaverei sind alle Bande sittlicher Achtung, die wir voreinander haben, geschwunden, und es fällt den Negern nicht ein, sich zuzumuten, was wir voneinander fordern dürfen.

Die Polygamie der Neger hat häufig den Zweck, viel Kinder zu erzielen, die samt und sonders zu Sklaven verkauft werden könnten, und sehr oft hört man naive Klagen, wie z. B. die eines Negers in London, der darüber wehklagte, daß er nun ein ganz armer Mensch sei, weil er alle seine Verwandten bereits verkauft habe. In der Menschenverachtung der Neger ist es nicht sowohl die Verachtung des Todes als die Nichtachtung des Lebens, die das Charakteristische ausmacht. Dieser Nichtachtung des Lebens ist auch die große von ungeheurer Körperstärke unterstützte Tapferkeit der Neger zuzuschreiben, die sich zu Tausenden niederschießen lassen im Kriege gegen die Europäer. Das Leben hat nämlich nur da einen Wert, wo es ein Würdiges zu seinem Zwecke hat.

Gehen wir nun zu den Grundzügen der Verfassung über, so geht eigentlich aus der Natur des Ganzen hervor, daß es keine solche geben kann. Der Standpunkt dieser Stufe ist sinnliche Willkür mit Energie des Willens; denn die allgemeinen Bestimmungen des Geistes, z. B. Familiensittlichkeit, können hier noch keine Geltung gewinnen, da alle Allgemeinheit hier nur als Innerlichkeit der Willkür ist. Der politische Zusammenhalt kann daher auch nicht den Charakter haben, daß freie Gesetze den Staat zusammenfassen. Es gibt überhaupt kein Band, keine Fessel für diese Willkür. Was den Staat einen Augenblick bestehen lassen kann, ist daher lediglich die äußere Gewalt. Es steht ein Herr an der Spitze; denn sinnliche Roheit kann nur durch despotische Gewalt gebändigt werden. Weil nun aber die Untergebenen Menschen von ebenso wildem Sinne sind, so halten sie den Herrn wiederum in Schranken. Unter dem Häuptling stehen viele andre Häuptlinge, mit denen sich der erste, den wir König nennen wollen, beratet, und er muß, will er einen Krieg unternehmen oder einen Tribut auferlegen, ihre Einwilligung zu gewinnen suchen. Dabei kann er mehr oder weniger Autorität entwickeln und diesen oder jenen Häuptling bei Gelegenheit mit List oder Gewalt aus dem Wege schaffen.

Außerdem besitzen die Könige noch gewisse Vorrechte. Bei den Aschantees erbt der König alles hinterlassene Gut seiner Untertanen, in andern Orten gehören alle Mädchen dem Könige, und wer eine Frau haben will, muß sie demselben abkaufen. Sind die Neger mit ihrem König unzufrieden, so setzen sie ihn ab und bringen ihn um. In Dahomey ist die Sitte, daß die Neger, wenn sie nicht mehr zufrieden sind, ihrem Könige Papageieneier zuschicken, was ein Zeichen ihres Überdrusses an seiner Regierung ist. Bisweilen wird ihm auch eine Deputation zugefertigt, welche ihm sagt: die Last der Regierung müsse ihn sehr beschwert haben, er möge ein wenig ausruhen. Der König dankt dann den Untertanen, geht in seine Gemächer und läßt sich von den Weibern erdrosseln. In früherer Zeit hat sich ein Weiberstaat besonders durch seine Eroberungen berühmt gemacht: es war ein Staat, an dessen Spitze eine Frau stand. Sie hat ihren eignen Sohn in einem Mörser zerstoßen, sich mit dem Blute bestrichen und veranstaltet, daß das Blut zerstampfter Kinder stets vorrätig sei. Die Männer hat sie verjagt oder umgebracht und befohlen, alle männlichen Kinder zu töten. Diese Furien zerstörten alles in der Nachbarschaft und waren, weil sie das Land nicht bauten, zu steten Plünderungen getrieben. Die Kriegsgefangenen wurden als Männer gebraucht, die schwangeren Frauen mußten sich außerhalb des Lagers begeben und, hatten sie einen Sohn geboren, diesen entfernen. Dieser berüchtigte Staat hat sich späterhin verloren.

Neben dem Könige befindet sich in den Negerstaaten beständig der Scharfrichter, dessen Amt für höchst wichtig gehalten wird, und durch welchen der König ebensosehr die Verdächtigen aus dem Wege räumen läßt, als er selbst wiederum von ihm umgebracht werden kann, wenn die Großen es verlangen.Der Fanatismus, der überhaupt unter den Negern, trotz ihrer sonstigen Sanftmütigkeit, rege gemacht werden kann, übersteigt allen Glauben. Ein englischer Reisender erzählt: wenn in Aschantee ein Krieg beschlossen ist, so werden erst feierliche Zeremonien vorausgeschickt; zu diesen gehört, daß die Gebeine der Mutter des Königs mit Menschenblut abgewaschen werden. Als Vorspiel des Krieges beschließt der König einen Ausfall auf seine eigne Hauptstadt, um sich gleichsam in Wut zu setzen. Der König ließ dem Engländer Hutchinson sagen: »Christ, hab' acht und wache über deine Familie. Der Bote des Todes hat sein Schwert gezogen und wird den Nacken vieler Aschantees treffen; wenn die Trommel gerührt wird, so ist es das Todessignal für viele. Komm zum Könige, wenn du kannst, und fürchte nichts für dich.« Die Trommel ward geschlagen, und ein furchtbares Blutbad begann: alles, was den durch die Straßen wütenden Negern aufstieß, wurde durchbohrt. Bei solchen Gelegenheiten läßt nun der König alles ermorden, was ihm verdächtig ist, und diese Tat nimmt alsdann noch den Charakter einer heiligen Handlung an. Jede Vorstellung, die in die Neger geworfen wird, wird mit der ganzen Energie des Willens ergriffen und verwirklicht, alles aber zugleich in dieser Verwirklichung zertrümmert.

Diese Völker sind lange Zeit ruhig, aber plötzlich gären sie auf, und dann sind sie ganz außer sich gesetzt. Die Zertrümmerung, welche eine Folge ihres Aufbrausens ist, hat darin ihren Grund, daß es kein Inhalt und kein Gedanke ist, der diese Bewegungen hervorruft, sondern mehr ein physischer als ein geistiger Fanatismus.Wenn der König stirbt in Dahomey, so sind gleich die Bande der Gesellschaft zerissen; in seinem Palaste fängt die allgemeine Zerstörung und Auflösung an: sämtliche Weiber des Königs (in Dahomey ist ihre bestimmte Zahl 3333) werden ermordet, und in der ganzen Stadt beginnt nun eine allgemeine Plünderung und ein durchgängiges Gemetzel. Die Weiber des Königs sehen in diesem ihrem Tode eine Notwendigkeit, denn sie gehen geschmückt zu demselben. Die hohen Beamten müssen sich aufs höchste beeilen, den neuen Regenten auszurufen, damit nur den Metzeleien ein Ende gemacht werde.Aus allen diesen verschiedentlich angeführten Zügen geht hervor, daß es die Unbändigkeit ist, welche den Charakter der Neger bezeichnet. Dieser Zustand ist keiner Entwicklung und Bildung fähig, und wie wir sie heute sehen, so sind sie immer gewesen.

Der einzige wesentliche Zusammenhang, den die Neger mit den Europäern gehabt haben und noch haben, ist der der Sklaverei. In dieser sehen die Neger nichts ihnen Unangemessenes, und gerade die Engländer, welche das meiste zur Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei getan haben, werden von ihnen selbst als Feinde behandelt. Denn es ist ein Hauptmoment für die Könige, ihre gefangenen Feinde oder auch ihre eignen Untertanen zu verkaufen, und die Sklaverei hat insofern mehr Menschliches unter den Negern geweckt.

Die Lehre, die wir aus diesem Zustand der Sklaverei bei den Negern ziehen, und welche die allein für uns interessante Seite ausmacht, ist die, welche wir aus der Idee kennen, daß der Naturzustand selbst der Zustand absoluten und durchgängigen Unrechts ist. Jede Zwischenstufe zwischen ihm und der Wirklichkeit des vernünftigen Staates hat ebenso noch Momente und Seiten der Ungerechtigkeit; daher finden wir Sklaverei selbst im griechischen und römischen Staate, wie Leibeigenschaft bis auf die neuesten Zeiten hinein. So aber als im Staate vorhanden, ist sie selbst ein Moment des Fortschreitens von der bloß vereinzelten, sinnlichen Existenz, ein Moment der Erziehung, eine Weise des Teilhaftigwerdens höherer Sittlichkeit und mit ihr zusammenhängender Bildung.

Die Sklaverei ist an und für sich Unrecht, denn das Wesen des Menschen ist die Freiheit, doch zu dieser muß er erst reif werden. Es ist also die allmähliche Abschaffung der Sklaverei etwas Angemesseneres und Richtigeres als ihre plötzliche Aufhebung.

Wir verlassen hiemit Afrika, um späterhin seiner keine Erwähnung mehr zu tun. Denn es ist kein geschichtlicher Weltteil, er hat keine Bewegung und Entwicklung aufzuweisen, und was etwa in ihm, das heißt, in seinem Norden geschehen ist, gehört der asiatischen und europäischen Welt zu. Karthago war dort ein wichtiges und vorübergehendes Moment, aber als phönizische Kolonie fällt es Asien zu. Ägypten wird im Übergange des Menschengeistes von Osten nach Westen betrachtet werden, aber es ist nicht dem afrikanischen Geiste zugehörig. Was wir eigentlich unter Afrika verstehen, das ist das Geschichtslose und Unaufgeschlossene, das noch ganz im natürlichen Geiste befangen ist, und das hier bloß an der Schwelle der Weltgeschichte vorgeführt werden mußte.

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Entnommen einem PDF mit Hegels "Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte", Reclam Verlag, 1924

http://philotextes.info/spip/IMG/pdf/hegel_philosophie_der_geschichte.pdf

(Absätze von mir der besseren Lesbarkeit wegen eingesetzt)

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"Ebensogut kannst Du einen "Kulturraum" von Wladiwostok bis Feuerland definieren, ..."

Ja, genau. Wenn es dafür Gründe gibt, so handelt es sich um einen Kulturraum. In der gegenwärtigen Situation gibt es dafür keine Gründe. Also bezeichnet man diese Region nicht als Kulturraum.
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Ach? Warum denn nicht? Man glaubt im Großen und Ganzen an den gleichen - christlichen - Gott. Russlands Kultur rechnet sich selbst Europa zu und natürlich gehören Tschaikowski und Puschkin zur europäischen Kultur. In Lateinamerika glaubt man ebenfalls an den christlichen Gott, man spricht die gleichen Sprachen wie in europäischen Ländern. Buenos Aires ist von polnischer, italienischer und spanischer Kultur geprägt. In Alaska stehen noch russische Kirchen.

Also, man kann da locker einen "Kulturraum" konstruieren, wenn man das möchte. Wer Mali und Iran dem gleichen "Kulturraum" zuzuordnen vermag, weil man in beiden Ländern an Allah glaubt, der schafft das locker.

Nur weil Russland gerade autoritär regiert wird, hat es diesen von mir mal erfundenen "Kulturraum" nicht verlassen, und auch einen tatsächlich immer wieder definierten europäischen "Kulturraum" nicht. Ungarn wird auch autoritär regiert. Spanien, Portugal und Griechenland waren vor 50 Jahren Diktaturen. Gehörten sie deshalb nicht mehr zu einem westlichen/europäischen/abendländischen "Kulturraum"?

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Zum arabisch-islamischen Kulturraum: Mein Freund Mohamed aus Kairo, der diesen ganzen Raum ausgiebig bereist und z.B. ein Jahr in Saudi-Arabien gearbeitet hat meinte "You can´t call Mali or the Tchad countries. This are tribal areas in the desert with a flag on it and with fluid frontiers in the sand." Er hatte auf dem Flughafen von Kairo (old terminal) die ägyptische Erde geküsst, als er aus Saudi-Arabien, diesem barbarischen Land, zurückkehrte. Und ich habe einen spezifisch ägyptischen Nationalismus kennengelernt, der sich gegen die öligen Emire richtet. Der geht etwa so: "Wir sind die älteste fortbestehende Kulturnation der Erde, und das sind die Wilden aus der Wüste, die es zu Geld gebracht, aber keine Kultur haben."

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Wobei Mali wiederum den reichsten Mann der Welt hervorgebracht hatte, dessen Mekkapilgerreise soviel Gold mitschleppte, dass es in Kairo zu einer Inflation kam.

Im Mittelalter entstand in Mali eine der Hochkulturen Afrikas.

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Aus klingonischer Sicht ist die ganze Westside der Galaxis ein Kulturraum, in dem die meisten Raumfahrt betreibenden intelligenten Spezies einen Kopf, und zwar nur einen, haben.

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Und für die Vogonen war die Erde... einfach im Weg. Konnte weg.

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Aus atoronischer Sicht sind Leute mit nur einem Kopf keine Leute und Zivilisationen ohne interstellare Raumfahrt keine Zivilisationen.

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Slartibartfass hat dann aber eine neue gebaut.

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Danke für den Hegeltext, der ist in der Tat gut, denn er zeigt unterschiedliche Kulturstufen und Kulturräume auf, die Hegel mit dem Wissen seiner Zeit analysiert. Und damit haben wir hier einen Gründungstext für Kultur- und Geschichtsphilosophie, die sinnvoller Weise in kulturellen Räumen denkt und arbeitet, um unterschiedliche Systeme herauszuarbeiten.

Und richtig: Kulturräume ändern sich. Endlich kommst Du der Sache näher, avantgarde. In bestimmten Hinsichten gehören Mali und der Iran in der Tat zum islamischen Kulturraum, selbst dort, wo der Islam unterschiedliche Ausprägungen hat. Der Haß auf Juden eint sie beide und im Zweifelsfall kann man Menschen im Iran und auch in Mali etwa gegen die USA mobilisieren und instrumentalisieren, sofern es den Regimen dort opportun ist. Und zugleich gibt es in spezifischen Ausprägungen Unterschiede.

Rußland ist, je nach der politischen Ausrichtung und je nach geschichtlichem Kontext, ein Grenzfall. Nur weil es aber solche Grenzfälle gibt, spricht das nicht gegen den Begriff Kulturraum. So wie auch Failed States oder nicht-staatlich organisierte Gebilde nicht per se den Begriff des Nationalstaates überflüssig machen. Und hier nochmal für Dich der Huntington:

"Kulturkreise haben keine klar umrissenen Grenzen, ihre Entstehung und ihr Ende stehen nicht präzise fest. Die Kulturen von Völkern wirken aufeinander ein und überlagern sich. Der Umfang, in dem die Kulturen von Kulturkreisen einander ähneln oder sich voneinander unterscheiden, variiert ebenfalls beträchtlich. Gleichwohl sind Kulturkreise sinnvolle Einheiten, und wenn die Grenzlinien zwischen ihnen auch selten scharf gezogen sind, so sind sie doch vorhanden."

Und auch das hast Du gut erfaßt: Daß sich Kulturräume überlappen können. Das war sogar der Fall als es die DDR und die BRD noch gab. Trotz aller politischen Trennung gehörten beide Länder trotz unterschiedlicher politischer System nicht nur einem Kulturraum an, sondern es waren beide Staaten sogar auch Deutschland, ohne doch ganz Deutschland zu sein. Daß Kulturräume keine gemeinsamen Grenzen haben müssen, zeigen die slawischen Völker und die Prägungen durch das orthodoxe Christentum, so zum Beispiel Rußland und Serbien und deren tiefe Verbundenheit und auch die politische Instrumentalisierung Serbiens für die russische Sache durch Putin. Insbesondere hier ist der Begriff des Kulturraums weiterführend, Diesen nämlich instrumentalisiert Putin im Sinne des Slawentums. Der Begriff des Kulturraums hat den ungeheuren Vorteil, daß er geopolitische Verbände bezeichnen kann und daß dieser Begriff flexibel anwendbar ist: je nach politischer und nach gesellschaftlicher Lage. Eigentlich müßte bei diesem Begriff jedem Marxologen das Herz aufgehen: Hat man daran doch die für die politische Linke so bedeutsamen wie auch prägenden Begriff der Kultur, aber auch jene geopolitisch-strategische Dimension.

"Spanien, Portugal und Griechenland waren vor 50 Jahren Diktaturen. Gehörten sie deshalb nicht mehr zu einem westlichen/europäischen/abendländischen "Kulturraum"?"

Doch, sie gehören zu diesem westlich-abendländischen Kulturraum, auch bei unterschiedlichen politischen Systemen.

Und Du hast ja bereits in Deinen Kommentaren auch Kulturräume genannt: nämlich Europa und das islamische Reich bzw. jene Gebiete, die dann unter die Herrschaft des Islam fielen, der bereits damals eine expansive Religion war.

Und jemand, der froh ist nicht mehr in Saudi-Arabien zu sein, sondern in Ägypten, dem ergeht es vielleicht so, wie jenen Deutschen, die bis 1989 aus dem sozialistischen Ostblockland Polen oder einfach nur aus der DDR in die BRD zurückkam. Er bereiste einen politisch anderen Kreis und hat doch seinen Kulturraum nicht verlassen.

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@che: Genau so ist es. Leute, die bei falscher Anrede (misgendering) auf Twitter einen Aufstand machen, sind plötzlich, wenn eine Deutsch-Jüdin auf einem Pickup zur Schau gestellt und als Frau gedemütigt wird, ganz still und schweigen.

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Dixit Bersarin

In bestimmten Hinsichten gehören Mali und der Iran in der Tat zum islamischen Kulturraum, selbst dort, wo der Islam unterschiedliche Ausprägungen hat. Der Haß auf Juden eint sie beide und im Zweifelsfall kann man Menschen im Iran und auch in Mali etwa gegen die USA mobilisieren und instrumentalisieren, sofern es den Regimen dort opportun ist.

Das ist also Bersarins Definition eines "Kulturraums". I rest my case.

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Ganz genau. Und was ist das Tertium Comparationis? Der Islam: Abdel-Hakim Ourghi: Die Juden im Koran Ein Zerrbild mit fatalen Folgen, Claudius Verlag 2023.

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Ich denke Bersarin, dass Du Dich mit Deinen einer so gebildeten Person nicht würdigen Vorurteilen, die Du mit bombastischem Wortschwall und jeder Menge Literatur zu unterfüttern suchst, sehr trefflich selbst entlarvst.

Natürlich halte ich Dir nicht vor, dass Du mit Sicherheit weder Iran noch Mali kennst, während ich beide Länder besucht habe. Aber Du hättest nach 5 Minuten gemerkt, wie unendlich unterschiedlich diese beiden Länder sind, und wie sehr sich ihre Geschichte und Traditionen unterscheiden. Das gilt schon für die Art und Weise, wie der Islam praktiziert wird, und wenn Du da als einen "Kulturraum" konstituierendes Element den Antisemitismus siehst, ist das nur noch traurig.

Muss ich Dich wirklich darauf hinweisen, dass Iran auch zu Zeiten des Schahs schon ein islamisches Land war, aber sehr freundschaftliche Beziehungen mit Israel pflegte? (Genau das hat Khomeini nie vergessen.) Dass die im Iran verbliebenen Juden ihre Religion auch heute sogar unter den tatsächlich antizionistischen und antisemitischen Mullahs frei ausüben können und dass Synagogen - anders als in Deutschland - nicht von der Polizeit bewacht werden müssen, weil es da nämlich keine Anschläge gibt?

Die Gegner des Mullahregimes - und das sind verdammt viele - wenden sich übrigens verstärkt gegen Antisemitismus, obwohl auch sie Muslime sind. Wusstest Du, dass Touristen aus dem Iran und Israel in Antalya sehr freundschaftlich miteinander auskommen?

Ich habe meine freundlichen Gastgeber im Iran öfters gefragt, was denn wäre, wenn ich Jude wäre. Die Antwort war geradezu feierlich-empört: Ob Du Jude, Christ, Moslem oder Buddhist bist, das hat doch nichts mit unserer Gastfreundschaft zu tun. Selbstverständlich wärst Du als Jude genauso willkommen.

Wusstest Du übrigens, dass Marokko - auch ein islamisches Land und damit nach Deiner Definition zum islamischen, durch Antisemitismus gekennzeichneten "Kulturkreis" zählend - den Juden während des Holocausts einen sicheren Hafen geboten hat? Dass sich König Mohammed V. weigerte, an den antijüdischen Maßnahmen Vichys teilzunehmen und verhinderte, dass Juden aus Marokko dem Holocaust ausgeliefert wurden? Dass während seiner Regierungszeit der hebräische Charakter Marokkos in der Verfassung des Königreichs anerkannt, jüdische Gemeinschaftseinrichtungen im ganzen Land – von Synagogen bis zu Friedhöfen – renoviert, und die Leugnung des Holocaust durch den König selbst angeprangert wurden?

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All Deine Ausführungen und vor allem Deine Beispiele zeigen leider nur, daß Du nichts von dem verstanden hast, was ich schrieb. Und so wie es unsinnig ist, einer Kuh die Metaphysik oder Claudia Roth Kunst erklären zu wollen, so ist es auch unsinnig, avantgarde Begriffe und ihre Verwendung zu erläutern.

Aber gut, bei Leuten, die KuWi studiert haben, dauert das halt alles etwas länger. Lies Dir einfach über die Weihnachtszeit die Definition von Huntington nochmal Satz für Satz durch. Und wenn Du Fragen hast, beantworte ich sie Dir vielleicht:

"Ein Kulturkreis ist demnach die höchste kulturelle Gruppierung von Menschen und die allgemeinste Ebene kultureller Identität des Menschen unterhalb der Ebene, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Sie definiert sich sowohl durch gemeinsame objektive Elemente wie Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen als auch durch die subjektive Identifikation der Menschen mit ihr. Menschen besitzen mehrere Ebenen der Identität: Ein Einwohner Roms kann sich mit unterschiedlichem Nachdruck als Römer, Italiener, Katholik, Christ, Europäer, Westler definieren. Die Kultur, zu der er gehört, ist die allgemeinste Ebene der Identifikation, mit der er sich nachdrücklich identifiziert. Kulturkreise sind das umfassendste »Wir«, in dem wir uns kulturell zu Hause fühlen, gegenüber allen anderen »Sie« da draußen. Kulturkreise können eine sehr große Anzahl von Menschen umfassen, wie beispielsweise der chinesische, aber auch eine sehr kleine Anzahl von Menschen, wie der anglophon-karibische. Zu allen Zeiten hat es kleine Gruppen von Menschen mit einer eigenen Kultur und ohne allgemeinere kulturelle Identifikation gegeben.

[…]

Kulturkreise haben keine klar umrissenen Grenzen, ihre Entstehung und ihr Ende stehen nicht präzise fest. Die Kulturen von Völkern wirken aufeinander ein und überlagern sich. Der Umfang, in dem die Kulturen von Kulturkreisen einander ähneln oder sich voneinander unterscheiden, variiert ebenfalls beträchtlich. Gleichwohl sind Kulturkreise sinnvolle Einheiten, und wenn die Grenzlinien zwischen ihnen auch selten scharf gezogen sind, so sind sie doch vorhanden.

[…]

Kulturkreise überleben nicht nur, sie entwickeln sich auch weiter. Sie sind dynamisch; sie steigen auf und fallen; sie verschmelzen miteinander und teilen sich; und wie jeder Kenner der Geschichte weiß, verschwinden sie auch, und der Sand der Zeiten begräbt sie. (Huntington, Kampf der Kulturen, S. 54 f.)

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Na das ist doch mal eine qualifizierte vorurteilsfreie Widerlegung meiner Argumente. Fakt ist: Du wurdest beim Absondern primitiver Vorurteile à la Sarrazin und Buschkowski ertappt und schlägst deswegen wild um Dich. Da rettet Dich kein Hegel, der im Falle Afrikas aus wilden Klatschpressenklischees einen "Kulturraum" bastelt, oder besser einen Kulturraum ohne Kultur.

Auch große Philosophen können ziemlich dummes Zeug reden. Noch mehr diejenigen, die hinter diesen Philosophen hervorkrähen: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!"

Übrigens: Die mehrfache Wiederholung von Zitaten ist keine Diskussion sondern verrät die Unfähigkeit, sich auf echte Diskussionen einzulassen.

Übrigens ging es hier um den diskreditierten Begriff "Kulturraum", nicht um Kulturkreise. Bei letzteren weise ich lediglich daraufin, wie willkürlich und damit wenig hilfreich deren Definition sein kann. Und dafür hast Du selbst das beste Beispiel geliefert: Abdriften ins Klischeehafte und abwertende Abgrenzung.

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Schon Huntingtons Definition der Kulturkreise ist willkürlich. Dem "sinischen" Kulturkreis ordnet er China, Vietnam und die Philippinen (!) zu, einem "orthodoxen" Kulturkreis mit Russland als Zentrum auch Griechenland, Bosnien und Kasachstan.

Kulturkreise als sinnvoll zu erachten und gleichzeitig einzuräumen, wie vage sie doch eigentlich sind: Nun ja. Hauptsache sie clashen.

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Schreibt man nicht sinischer Kulturkreis sondern mongolide Rasse passt es, womit wir wieder bei Eickstedt wären. Alle gelb und mandeläugig.

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Oder schwarz und stinken (Kant)

Ach ja, bei Huntington gehört Äthiopien zum "afrikanischen Kulturkreis" wie Angola. Alles Neger halt.

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"Alle gelb und mandeläugig."

Aber schmutzen nicht und passen zum Sofa, auch wenn Mai Ling etwas gelb angekommen ist (Gerhart Polt).

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Führende Persönlichkeiten in Afrika sind meistens hellhäutiger und hochgewachsener und neonegrid bzw. in Gesichtszügen europiden Menschen ähnlicher (Überwiegen des äthiopiden Habitus), schrieb sinngemäß der Anthropologe Rainer Knußmann noch in den Neunzigern in "Vergleichende Biologie des Menschen". Da war dann auch zu lesen, dass Kinder skandinavischer Herkunft in der Bewegungskoordination und Raumwahrnehmung solchen jüdischer Herkunft überlegen wären, während diese im abstrakten Denken fitter wären.

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Auch der Joghurtbecher ist ein Kulturraum.

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Hagenbuch hat jetzt zugegeben, dass er in die Südsee reisen wolle. Aus dem Kulturkreis in den Kulturkreis, in die Südsee, die es in Wirklichkeit gar nicht gäbe, die es nur nach Mead und Mitchell, Manners und Mercant gäbe, in die Südsee, nach Mine Mine Oah Hua, seinerzeit mit dem Hackbrett für Weib und Getreide, und komme mir niemand zurück und habe noch ein Stück Kleid auf dem Leibe. Hagenbuch hat auch zugegeben, dass er jahrelang Ernährungskongresse besucht und "Lieber kleine Häppchen, aber dafür öfter" ins Auditorium gerufen habe, obwohl das im Nachhinein betrachtet genauso falsch gewesen sei wie das Hineinstopfen klobiger Eisbeinbrocken. Und dass die Kulturkreise sich nur ja nichts einbilden sollten. (Hanns Dieter Hüsch)

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Wobei die Kulturen der Hefezellen und Colibakterien untereinander nicht clashen, was beweist, dass Frieden jetzt möglich ist.

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Der Vorsitzende der damaligen Neandertaler AFD, Bjrn Hck, hat schon vor 40.000 Jahren postuliert: "Wir brauchen keine Zuwanderung, Homo Sapiens raus aus Europa!" Ja, und keine 10.000 Jahre später waren sie ausgestorben.

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Deine Beispiele sind Unsinn, avantgarde und genau das zeigte das Zitat und genau deshalb wurde es gebracht, um das AM TEXT aufzuweisen. Du wurdest wieder einmal beim Blödsinnschreiben ertappt, so wie schon beim falschen Zitieren. Es gibt sinnvolle Hinsichten, da trifft der Begriff des Kulturraums, etwa bei der Religion des Muselmanns und der Muselfrau, und dem daraus resultierenden Gebräuchen, und es gibt Aspekte, da trifft er nicht. Und nochmal: Begriffe solcher Art sind allgemeine Begriffe und diese sind wiederum etwas anderes als Begriffe, die etwas Besonderes oder gar etwas Einzelnes bezeichnen. Aber das solches ein KuWi nicht erfassen kann, wundert mich nicht weiter. Eine Religion wie der Islam begründet in der Tat einen Kulturkreis.

"Auch große Philosophen können ziemlich dummes Zeug reden."

Sätze von der Natur eines Avantgarde. Im Augenblick sehe ich nur einen, der dummes Zeug redet.

Und ich schlage auch nicht wild um mich, das sehe ich eher bei Deinem Gepöbel im Kommentar von "6. Dezember 2023, 13:42", sondern ich zeige Dir die Grenzen Deines Horizonts. Es sind sehr enge Grenzen.

Und ja. Heinz Buschkowsky hat in der Tat gute Punkte gebracht, was die Zuwanderung von Leuten aus einem ganz bestimmten Kulturraum anbelangt. Und daß in Neukölln, Marxloh und anderswo, also in Orten, wo muslimische Migranten die Mehrzahl sind, kleine Paschas teils Lehrerinnen tyrannisieren, hat eben auch und etwas mit Erziehung und kultureller Prägung zu tun. Daß solches die Teddybärschwenker anders sehen, spricht leider nicht gegen die Fakten.

"Übrigens: Die mehrfache Wiederholung von Zitaten ist keine Diskussion sondern verrät die Unfähigkeit, sich auf echte Diskussionen einzulassen."

Die mehrfache Wiederholung dient lediglich zur Wiederlegung des Schwachsinns, den Du jedes Mal absonderst. Und weil ich keine Lust mehr habe, an diesem Unsinn meine Zeit zu verschwenden, indem ich eigene Sätze formuliere und ins Detail gehe, lasse ich in der Tat den Autor selber sprechen. Dann kann nämlich jeder hier nachlesen, worum es geht. Am Ende stehen dann jene, die aus ideologischen Gründen gerne anbräunen, wie der Kaiser mit den neuen Kleidern da.

Und zum Begriff Kulturraum habe ich Dir mehrfach Beispiele von Büchern und Texten gezeigt, darin dieser Begriff bis heute verwendet wird. Auch das hast Du entweder vergessen oder es gelangt nicht bis in Deinen Kopf hinein. Und da wundert sich dann ein Seppel wie Du, daß ich zuweilen Wiederholungen bringen. Diese sollten eigentlich bei Leuten wie Dir einen pädagogischen Sinn haben. Aber das scheint bei Dir nicht zu funktionieren.

Und weshalb der RAUMBEGRIFF sinnvoller ist als KREISMETAPHERN habe ich Dir ebenfalls gezeigt. Begreife es oder laß es sein. Wobei ich bei Dir die Hoffung zu ersterem inzwischen aufgegeben habe.

Und gerade Du, der nicht einmal ein Humboldt-Zitat zuordnen kann und der nicht einmal Hegel-Zitate richtig hinbekommt und Texte in einen Kontext bringen kann, willst hier etwas von Dummheit und Klugheit erzählen. Ich würde an Deiner Stelle den Ball flach und vor allem die Klappe halten, wenn es mit der Lesekompetenz nicht so weit reicht.

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Che, bitte nie wieder Kommunismus schreiben oder etwas von einer sozialistischen Gesellschaft fabulieren. Diese Begriffe sind nämlich, wie die oben gelisteten Bücher zeigen, deutlich ramponierter als der doch immerhin äquivoke Begriff des Kulturraums.

Und ja in der Tat: Es gibt Kulturen, die haben gemeinsame Merkmale und da kann man dann, wenn diese Merkmale eine Gesellschaft hinreichend prägen, von einem Kulturraum sprechen. Und sofern in diesem Begriff ein rassistischer Kontext klebt, dann muß man das konkret an den Begriffen in ihrem Verwendungszusammenhang zeigen und nicht abstrakt durch die eigene dogmatische Setzung und Verengung eines Begriffes.

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"Der Untergang der Stadt Passau" (C. Amery) kann hoffentlich trotz solcher Studiengänge noch einmal abgewendet werden.
https://www.researchgate.net/publication/359056586_Von_Sprachraumen_zu_Kulturraumen_Anmerkungen_zur_Kulturraumkritik

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Danke für diesen instruktiven Beitrag, manhartsberg. Ich habe ihn überflogen und es scheinen mir darin diskussionswürdige und auch von der Theorie her sinnvolle Aspekte zum Kulturraum genannt, gerade auch, wenn man von einer normativen auf eine deskriptive Ebene umstellt. Hoffentlich kommt nicht morgen die Antifa und räumt in Passau auf.

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Es ist immerhin bemerkenswert, dass Bersarin, wenn man sich vom Glanz seiner Belesenheit und seines bombastischen Wortschwalls (um nicht zu sagen "Hegelei") nicht blenden lässt, geradezu textbuchmäßig auf die Kunstgriffe der Eristischen Dialektik Schopenhauers („Kunst, Recht zu behalten“) zurückgreift, darunter sogar auf das verzweifelte Argumentum ad personam, das in der Regel erst dann zum Einsatz kommt, wenn einem schon alle Felle davongeschwommen sind.

Nachdem rassistische Einzelzitate Hegels als "dekontexualisiertes Zitieren" zurückgewiesen wurden, hat man Bersarin einen umfangreichen Kontext zur Verfügung gestellt, der Hegels pauschalen, zumindest aber grausam uninformierten Rassismus entlarvt. Darauf näher einzugehen versagt sich Bersarin dann doch lieber.

Stattdessen abschätziges Herabblicken auf den Kulturwissenschaftler. Was sind schon Linguistik und Geschichtswissenschaft gegenüber des Bersarins philosophischer (?) Bildung?

Und dann kommt Bersarin auch noch mit "Muselmann" und "Muselfrau" daher (dazu noch der unglaublich kreative Begriff vom "museligen" Grapschern, der endgültig in PI-Sprech übergeht) und glaubt ernsthaft, dass ihm hier noch jemand in die Falle geht.

Man könnte ihm jetzt ausführlich darlegen, dass die Duden-Definition des Begriffs (u.a. als "scherzhaft") überholt ist und es bereits Gerichte gibt, die diesen Begriff im entsprechenden Kontext als Schimpfwort und Beleidigung ansehen, nur um sich eine dozierende etymologische Rechtfertigung des Begriffs abzuholen. Das ist letztlich Zeitverschwendung.

Bersarin selbst hat den Beweis geliefert, dass der Begriff KR, der diesen langen Kommentarthread begründete, am Ende vor allem schubladisiertes Klischeedenken fördert und spätestens bei Afrika vollends versagt, wie schon bei Hegel nachweisbar.

Dass der Begriff heute noch verwendet wird, wurde nie bestritten. Dass er in Passau selbstredend im kritischen Kontext behandelt wird, legt schon die Kurzbeschreibung nahe. Die Antifa muss also nicht ausrücken.

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Als gäbe es nicht wichtigere Themen.

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Avantgarde, eine Beschreibung Deines Verhaltens ist insofern ad personam, als es um genau Deine Unfähigkeit geht, Texte zu lesen.

Ich wüßte auch nicht, wo mir irgendwelche Felle davonschwimmen sollten: Ich habe hier gezeigt, weshalb es eine sinnvolle Verwendung des Begriffs Kulturraum gibt und ich habe gezeigt, daß wir bei Hegel ein Denken finden, darin unterschiedliche Kulturen mit ihren unterschiedlichen Qualitäten thematisiert werden. Und ja: was Kultur und Wissenschaften betrifft, haben wir zwischen Afrika und dem antiken Europa wie auch dem des 18. Jahrhunderts, von dem Hegel ausgeht eine erhebliche Differnz.

Und ganz genau: Es geht hier um philosphische Bildung, die Dir leider, wie man hier sieht, nicht gegeben ist. Und zwar aus genau diesem Grunde: Du schaffst es nicht einmal, einen philosophischen Text zu kontextualieren und kannst keine einzige inkriminierende Passage nennen, sondern stellst hier einfach eine Textpassage ein, ohne weitere Kenntnis und unter einer ex post facto-Perspektive. Ja, sowas nenne ich Dummheit. Zumal das bei Dir in Wiederholung auftritt. Sovie zu "Darauf näher einzugehen versagt sich Bersarin dann doch lieber." Es ist zunächst mal an Dir zu zeigen, was denn konkret an diesem Text rassistisch ist, statt hier irgendwas in den Raum zu furzen.

Daß wir heute anders denken und formulieren als Hegel, wird sogar ein Sonderschüler begreifen - aber nicht avantgarde. Dennoch hat Hegel Einsichten über die Unterschiede von Kulturen und Kulturräumen entwickelt, die sachhaltig gegründet sind und nichts mit Rassismus zu tun haben, sondern Unterschiede benennen. Eigentlich ist das an dem Text nicht so schwierig zu verstehen. Für avantgarde schon.

Dein Problem ist: Du zitierst etwas, ohne es zu verstehen. Vermutlich hat man extra für avantgarde bei den Wörtern des Jahres 2023 für den dritten Platz den Begriff "leseunfähig" gewählt.

"Dass der Begriff heute noch verwendet wird, wurde nie bestritten."

War auch nicht das Thema, sondern es ging darum, ob es heute noch eine SINNVOLLE Verwendung des Begriffes Kulturraum gibt. Und das wurde hier massiv bestritten. Und genau deshalb brachte ich all diese Beispiele. Und nach solchem dummen Gequatsche, wie Du es hier bringst, beklagst Du Dich über ad personam?

Und ganz genau: Ich schrieb Muselmann und Muselfrau, um solche Gestalten wie Dich zu ärgern. Es ist immer wieder schön, wie man die Teddybärschwenker triggern kann.

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Und schon daß Du in dieser Debatte zunächst mit irgendwelcher Sekundärliteratur aufwartest, die man zudem noch überprüfen muß, ob sie überhaupt das sagen, was Du mir hier weismachen willst, zeigt, daß Du diesem Thema intellektuell nicht im Ansatz gewachsen bist.

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Bis repetita non placent.

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Einmal wieder weißt Du nicht, was Du da von Dir gibst. Davon abgesehen, zeigt das Zitat nur, daß Du in der Sache nichts zu entgegen hast. Und den Mangel an Wissen kaschiert auch keine lateinische Phrase.

Wenn Du eine Behauptung aufstellst, ist es nämlich an Dir, diese Behauptung zu beweisen. Das Einstellen irgend eines Textes ist kein Beweis, sondern zeigt lediglich, daß Du die Kopierfunktion Deines Smartphones oder Deines Computers beherrscht.

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"Dass der Begriff heute noch verwendet wird, wurde nie bestritten." (avantgarde)

"Den faschistisch belasteten Begriff "Kulturraum", der auf den Ostforscher Herrmann Aubin, einen der Vordenker des "Generalplan Ost" zurückgeht bitte ich Dich auf meinem Blog nicht zu gebrauchen." (che)

"Der Begriff ist in der Tat in Deutschland sehr problematisch. Wobei, wenn man an Huntington denkt, nicht nur in Deutschland." (avantgarde)

In keinem dieser Kommentare lese ich, daß es eine sinnvolle Verwendung des Begriffs "Kulturraum" gibt.

Und ja in der Tat, ich würde sagen, daß die kulturellen Prägungen im Irak und in Syrien, wo ein Großteil der Flüchtlinge herkommt, insbesondere jene, über die ich oben das Zitat brachte, aus einem anderen Kulturraum stammen als Beispielsweise Charlotte-Sophie, Uwe, Jens oder Meike.

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Während Du Dich mit Begriffen wie "Teddybärenschwenker" geradezu mustergültig selbst entlarvst.

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Du, das ist mir ziemlich Scheißegal, was Du da denkst.

Aber die Naivität ist dann manchem Teddybärschwenker nach dem 7. Oktober doch vergangen und abhandengekommen. Und siehe, da wurden plötzlich auch bei avantgarde Töne laut, die er vor drei Monaten noch der AfD zugeschrieben hätte.

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Selbstverständlich kannst Du derartige Behauptungen auch belegen. Forderst Du doch immer von anderen. "Muselgrapscher" wäre nun allerdings definitiv ein Ausdruck, den ich der AfD zuschreiben würde. Allerdings findet Google dafür bislang kein Ergebnis. Darfst also stolz auf Deine Wortschöpfung sein. "Bernd H." wird diese sicher gerne aufgreifen.

Dass man 2015 Kindern, die auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg eine harte Zeit (gerade in Ungarn) durchgemacht haben, einen Teddybär schenkt, war vielleicht einfach nur eine menschenfreundliche Geste statt Naivität.

Hamasbejubler bekommen keine Teddybären.

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"Das GG lässt den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft überhaupt nur zu, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird. Bei Eingebürgerten, die noch die Staatsbürgerschaft ihres Herkunftslandes haben, kann man das durchaus andenken.

Ansonsten empfehle ich bei nichtdeutschen Tätern ein „Three Strikes and you are Out“ System. Nach dem dritten Mal geht’s in die nächste Maschine nach Beirut, Damaskus, Bagdad oder Kabul. Egal wie der Stand des Asylverfahrens ist. Kein Staat ist verpflichtet, solche Leute aufzunehmen und deren Lebensunterhalt zu finanzieren. Sicherheit geht vor."

Das ist kein Kommentar von mir oder von Friedrich Merz, sondern einer von avantgarde, und zwar vom 12.10.2023

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Ja selbstverständlich. Wer die Sicherheit seines Gastlands gefährdet, hat hier nichts zu suchen und kein Anrecht auf Asyl. Ich denke, das sieht che nicht anders.

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Ich glaube kaum, daß Du solche Forderungen auch vor dem 7. Oktober aufgestellt hast, wenn es um migrantische Kriminalität ging, als ich immer wieder auf die §§ 53, 54 des Aufenthaltsgesetzes verwies, und damit meine ich jetzt nicht die Clan-Kriminalität nur, bei der wir alle uns weitgehend einig waren.

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"Ein Ausländer, dessen Aufenthalt die öffentliche Sicherheit und Ordnung, die freiheitliche demokratische Grundordnung oder sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland gefährdet, wird ausgewiesen, wenn die unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalles vorzunehmende Abwägung der Interessen an der Ausreise mit den Interessen an einem weiteren Verbleib des Ausländers im Bundesgebiet ergibt, dass das öffentliche Interesse an der Ausreise überwiegt."

Die Unterstützung der Hamas berührt so ein "erhebliches Interesse". Eine brutale Vergewaltigung würde - nach Verbüßung der entsprechenden Strafe - ebenso ein überwiegendes Ausweisungsinteresse rechtfertigen. Auch da könnte aber im Einzelfall noch ein Interesse des Täters überwiegen, wenn ihm im Heimatland beispielsweise die Vollstreckung der Todesstrafe droht. Ich sage ausdrücklich Vollstreckung, weil in Deutschland schon geurteilt wurde, dass die Verhängung der Todesstrafe allein eine Ausweisung nicht automatisch verhindert, wenn eine Vollstreckung im Heimatland nicht stattfindet.

Ein einfacher Ladendiebstahl würde für sich allein noch nicht erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland gefährden.

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Jetzt ist Bersarin an dem Punkt angelangt, wo Momorulez vor 14 Jahren war: Es wird sich an einem Begriff festgebissen und mit einem so massiven Furor an persönlicher narzisstischer Kränkung dieser verteidigt, dass jede sachliche Diskussion unmöglich wird. Irgendeine Antifa hat hiermit überhaupt nichts zu tun, meine Abneigung gegen die Verwendung des Kulturraumbegriffs im Deutschen (Huntington schreibt nicht im Original auf deutsch, auch die Verwendung des englischen Begriffs race ist etwas anderes, als im Deutschen Rasse zu sagen) hat etwas mit meiner Beheimatung in der Historischen Anthropologie, der Traditionslinie des früheren Göttinger Max-Planlck-Instituts für Geschichte zu tun. Willy hat Recht: Es gibt sinnvolleres und wichtigeres als diese Diskussion. Und ich habe darauf keinen Bock mehr. Ich mache den Thread daher an dieser Stelle zu und werde jeden weiteren Kommentar, egal von wem, in diesem Thread löschen. Wenn hier über Asylpolitik oder Einwanderung oder den Umgang mit Gewalttätern diskutiert werden soll gibt es hier jede Menge Anknüpfungspunkte. Ich hatte im Übrigen schon vor Monaten meine eigene Position zur Asylrechtsänderung, die zugleich auch die des Flüchtlingsrats Niedersachsen ist hier ins Blog gestellt.

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Ich habe mich nicht an einem Begriff festgebissen, sondern ich habe Dir aufgezeigt, weshalb das, was Du oben geschrieben hast, zu kurz greift und weshalb das, was Du machst, eine dogmatische Begriffsverengung ist, und ich habe den Begriff in einen Kontext gebracht, wo man ihn sinnvoll verwenden kann. Und danach hätte die Debatte zu Ende sein können. War sie aber nicht.

Wie stehst Du dann im übrigen zu einem Begriff wie Kommunismus und Sozialialismus? Die dürftest Du nach Deiner Logik dann auch ncht mehr gebrauchen. Begriffe wie Kommunismus, Sozialismus und sozialistische Gesellschaft sind durch die Realpolitik deutlich stärker kontaminiert.

In der Tat gibt es allerdings angesichts der gegenwärtigen Migrationskrise wichtigere Debatten.

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Meine Logik sieht anders aus. So, und ich werde jetzt jeden weiteren Kommentar in diesem Thread löschen.

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