Dienstag, 16. Juli 2024
Streifzüge des Bizarrologen: Leistung, Sport und Linke
Auch wenn alles sich für die EM begeistert - an dem Connex Sport und Leistung gibt es im links-alternativen Lager gründliche Kritik, und keineswegs nur auf den eigentlichen Leistungssport bezogen. Aus einer durchaus berechtigten Kritik an einem Ideal von Körperlichkeit, das zwischen Deutscher Turnerschaft und Flink wie die Wiesel- zäh wie Juchtenleder - Hart wie Kruppstahl ein erzreaktionäres Menschenbild zum Ursprung hat und an Foucault angelehnten Biomacht-Kritiken entwickelte sich so eine Art gefühlige Vulgärfassung dieser Kritiken, die in sich selber nicht mehr reflektiert Bodybuilder, Kampfsportler und Fitnesscenter zu Hassobjekten macht. Im linksgrünfeministischen Weltbild der Achtziger und Neunziger Jahre und seinen Permutationen bis heute ist für fit for fun kein Platz.

Diese Thematik hatte ich ja schon lang und breit am Wickel und spanne ich ohne Bedenken in die Bartwickelmaschine.

Kürzlich stieß ich am Rande dieses Kontextes auf eine besondere Skurrilität: Die von Eltern erhobene Forderung eines nichtleistungsorientierten Sportunterrichts. Wie soll das gehen? Wofür soll das gut sein? Übertragen wir das mal auf das von mir in der Schulzeit meistverhasste Fach Mathe. Ein nichtleistungsorientierter Matheunterricht. "Wie viel ist 21 und 17?" "Die Antwort ist 42". "Das ist zwar Falsch, als Anspielung in einem ganz anderen Kontext aber richtig, und außerdem gilt die Meinungsfreiheit." Oder so?

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Na ja, mit "nicht leistungsorientiert" ist wohl gemeint: nicht auf Wettbewerb und höchstmögliche Leistung ausgerichtet - man kann schon joggen, rudern, Bockspringen oder klettern, rein aus Freude an der Bewegung, am Schwitzen und dem eigenen Körper. Auch beim Fuß- oder Volleyballspiel kann es nebensächlich sein, wer am Ende gewinnt.
Für mich als sehr unsportlichen Menschen war es ein Segen, dass mein Sportlehrer in der Oberstufe ein Herz für schwache Schüler hatte und uns zu einer Nachmittags-AG nur für Sportnieten verpflichtete, wo wir unter uns und daher mit Freude Sport treiben konnten. Ohne das würde ich heute wahrscheinlich gar keinen Sport treiben.
Lesitungsschwach Sport treiben heißt ja nicht siich falsch bewegen, im Gegenteil.
(Und das ist in Mathe glaube ich dasselbe.)

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Da spielt es eine erhebliche Rolle, wie Leistung definiert, gemessen und bewertet wird. In meiner Schulzeit war ich in Sport kein schlechter Schüler, obwohl ich als Kind und frühpubertärer Jugendlicher klein und schwach war. Mein damaliger Sportlehrer bewertete nicht in erster Linie objektiv messbare Leistung (Höhe beim Hochsprung etc.), sondern das Ausmaß, indem man sich selbst engagierte und einbrachte. Beim Mannschaftssport ging es eh um das Zusammenspiel in der Gruppe. Später, in der Oberstufe, wurden dann auch Klausuren geschrieben, das ging in die Biochemie (Zitronensäurezylus) und um eine Theorie des Muskelkaters (Muskelaufbau durch Kapillarisierung). Im Leichtathletikkurs wurden wir Jungs aus der elften mit Mädels aus Klasse 13 zusammengewürfelt (lechz!).


Aber die Grundidee, im Sport keine Leistung zu wollen, in den anderen Fächern aber sehr wohl läuft m.E. auf ein tendenziell körperfeindliches Stubenhockertum hinaus und scheint mir ganz gut zu gluckenhaften Helikoptereltern zu passen.

Auf Mathe übertragen hieße das schlicht, falsche Rechenergebnisse zu akzeptieren. Wobei mir in der Schulzeit in erster Linie die Erklärung gefehlt hat, was für einen Sinn das Ganze haben sollte. Die vier Grundrechenarten, den Satz des Pythagoras und den des Thales zu begreifen ist simpel, Parabel-Hyperbel- und Vektorrechnung auch noch verständlich. Aber was diese ganzen quadratischen Gleichungen und rationalen Zahlen sollten hatte ich damals nie kapiert. Wenn mir jemand erklärt hätte, dass das notwendig wäre, um zum Beispiel Baustatik oder Navigation zu berechnen hätte ich ja die Motivation bekommen können, mich damit konzentriert zu befassen, so aber erschien es mir als sinnlose Quälerei.

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