Montag, 7. November 2022
Simples Mittel gegen Angst und Paranoia:
che2001, 17:55h
Vogelgezwitscher ? vielleicht sogar als Hintergrundgeräusch in Kliniken
Batya Swift Yasgur, MA, LSW
Hören Menschen Vogelgesang, scheint sich dies positiv auf ihre psychische Gesundheit und ihre Stimmung auszuwirken ? mit einer signifikanten Verbesserung, wie eine neue Studie zeigt.
Forscher fanden heraus, dass sich bei Menschen, die Aufnahmen von Vogelgesang hörten, Angst und Paranoia deutlich verringern. Verkehrsgeräusche, einschließlich Automotoren, Sirenen und Baustellenlärm, scheinen hingegen depressive Zustände zu verstärkten.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich lohnen könnte, den gezielten Einsatz von Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher in einem klinischen Umfeld zu untersuchen.
Emil Stobbe:
?Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich lohnen könnte, den gezielten Einsatz von Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher in einem klinischen Umfeld zu untersuchen ? zum Beispiel in Wartezimmern von Krankenhäusern oder in psychiatrischen Einrichtungen?, sagte Studienleiter Emil Stobbe, Doktorand am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, gegenüber Medscape. ?Wenn jemand auf der Suche nach einer leicht zugänglichen Intervention zur Verringerung von Stress ist, könnte es eine gute Möglichkeit sein, sich Audioclips mit Vogelgesang anzuhören.?
Die beruhigende Wirkung der Natur
Ziel des Projekts sei gewesen, ?zu untersuchen, wie sich die physische Umgebung auf das Gehirn und die psychische Gesundheit auswirkt?, so Stobbe weiter. Visuelle Eigenschaften der menschlichen Umgebung seien wesentlich besser erforscht worden als auditive.
Stobbe wies darauf hin, dass Angst und Paranoia bei vielen Menschen auftreten würden, ohne dass sie sich dessen bewusst seien. ?Wir wollten untersuchen, ob die wohltuende Wirkung der Natur auch von Nutzen ist.? Vögel stünden für eine natürliche und vitale Umwelt, was sich beim Anhören entsprechender Geräusche auf Menschen übertrage.
Schon früher hatten Wissenschaftler Natur- und Stadtgeräusche verglichen. Sie fanden heraus, dass Naturgeräusche die kognitive Leistung der Teilnehmer verbesserten, nicht aber die Stimmung.
Wir wollten untersuchen, ob die wohltuende Wirkung der Natur auch von Nutzen ist. Emil Stobbe
Die aktuelle Studie untersuchte deutlich mehr verschiedene Geräusche. Sie konzentrierte sich nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten und auf die allgemeine Stimmung, sondern auch auf Paranoia. Wie Stobbe betont, könnten Änderungen speziell bei Paranoia gut gemessen werden ? und man wisse, dass Beschwerden ?nachweislich als Reaktion auf Verkehrslärm zunehmen?.
Details der Studie
Für ihre Untersuchung rekrutierten die Forscher Teilnehmer (n = 295) über eine Crowdsourcing-Plattform. Das Durchschnittsalter lag bei Ende 20, wobei der Anteil der männlichen Teilnehmer höher war als der der weiblichen.
Um in die Studie aufgenommen zu werden, durften die Teilnehmer keine psychischen Erkrankungen, keine Hörprobleme, keinen Substanz-/Drogenmissbrauch und keine Suizidgedanken/-tendenzen haben.
Die interessierenden Ergebnisse (Stimmung, Paranoia, kognitive Leistung) wurden vor und nach der Exposition mit der Geräuschkulisse gemessen, und jede Geräuschkulisse hatte eine Version mit geringer bzw. hoher Diversität. Daraus ergaben sich mehrere Analysen, die 2 Arten von Geräuschen (Vogelgesang vs. Verkehrslärm), 2 Diversitätsniveaus (geringe vs. hohe Diversität) und 2 Zeitpunkte (vor vs. nach der Exposition) verglichen.
Die Klangexposition dauerte 6 Minuten. Danach wurden die Teilnehmer gebeten, auf einer visuellen Skala von 0 bis 100 anzugeben, wie vielfältig/monoton, schön und angenehm sie die Geräuschkulisse empfanden.
Verringerung der depressiven Symptome
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt:
Geräuschkulisse mit geringer Vielfalt an Verkehrsgeräuschen (n = 83)
Geräuschkulisse mit hoher Vielfalt an Verkehrsgeräuschen (n = 60)
Geräuschkulisse mit geringer Vielfalt an Vogelstimmen (n = 63)
Geräuschkulisse mit hoher Vielfalt an Vogelstimmen (n = 80)
Zusätzlich zum Hören der Geräusche füllten die Teilnehmer Fragebögen zur Messung der Stimmung (Depression und Angst) und der Paranoia aus. Hinzu kam ein Test zur kognitiven Leistung.
Die Art die Diversität und Art x Diversität der Geräusche zeigten alle signifikante Effektgrößen (F[3,276] = 78,6; p < 0,001; ηp2 = 0,461; F[3,276] = 3,16; p = 0,025; ηp2 = 0,033; und F[3,276] = 2,66; p = 0,028). Die Ergebnisse deuteten darauf hin, ?dass alle diese Faktoren sowie ihre Interaktion einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung von Geräuschkulissen, sprich auf die Bewertungen von Monotonie/Vielfalt, Schönheit und angenehmer Wahrnehmung hatten?, kommentieren die Forscher.
Ein unzureichend untersuchter Bereich
In einem Kommentar für Medscape bezeichnete Dr. Ken Duckworth, medizinischer Leiter der National Alliance on Mental Illness (NAMI), die Studie als ?interessant, aber hinsichtlich ihrer Aussagekraft begrenzt?.
Duckworth, der nicht an den Arbeiten beteiligt war, sagte, dass ?Vorteile der Natur zu wenig untersucht werden? und stimmte mit den Forschern überein, dass es möglicherweise wichtig sei, den Einsatz von Vogelgesang in psychiatrischen Einrichtungen zu untersuchen.
Künftige Studien könnten auch die Rolle des Vogelgesangs mit den psychischen Vorteilen/Aspekten des akustischen Naturerlebens in Beziehung setzen, dem eine gewisse Wirkung zugeschrieben wird.
Ergebnisse der Post-hoc-Untersuchung
Eine Post-hoc-Untersuchung ergab, dass depressive Symptome in urbanen Klanglandschaften mit geringer und hoher Vielfalt signifikant zunahmen, in den Vogelgesang-Klanglandschaften mit hoher Vielfalt jedoch signifikant abnahmen (T[1,60] = -2,57; p = 0,012; d = -0,29).
Die Post-hoc-Analysen innerhalb der Gruppen ergaben keine Auswirkungen auf die Ängstlichkeit bei Verkehrslärm mit geringer und hoher Diversität (T[1,82] = -1,37; p = 0,174; d = -0,15 bzw. T[1,68] = 0,49; p = 0,629; d = 0,06). Im Gegensatz dazu gab es signifikante Rückgänge in beiden Vogelstimmen-Bedingungen (geringe Vielfalt: T[1,62] = -6,13; p < 0,001; d = -0,77; hohe Diversität: T[1, 60] = -6,32; p < 0,001; d = -0,70).
Die Post-hoc-Analysen innerhalb der Gruppen ergaben keine Auswirkungen auf die Ängstlichkeit bei Verkehrslärm mit geringer und hoher Diversität (T[1,82] = -1,37; p = 0,174; d = -0,15 bzw. T[1,68] = 0,49; p = 0,629; d = 0,06). Im Gegensatz dazu gab es signifikante Rückgänge in beiden Vogelstimmen-Bedingungen (geringe Vielfalt: T[1,62] = -6,13; p < 0,001; d = -0,77; hohe Diversität: T[1, 60] = -6,32; p < 0,001; d = -0,70).
Zusammengenommen bieten die Ergebnisse der aktuellen Studie eine weitere Facette, warum Interaktionen mit der Natur für unsere psychische Gesundheit von Vorteil sein können. Emil Stobbe
Ebenso gab es keine Veränderungen bei Teilnehmern mit Paranoia, wenn sie Verkehrsgeräusche mit geringer oder hoher Diversität hörten (T[1,82] = -0,55; p = 0,583; d = -0,06 bzw. T[1, 68] = 0,67; p = 0,507; d = 0,08). Andererseits führten beide Vogelgesang-Settings zu einer Verringerung der Paranoia (geringe Vielfalt: T[1, 62] = -5,90; p < 0,001; d = -0,74; hohe Diversität: T[1, 60] = -4,11; p < 0,001; d = -0,46). Keine der Klanglandschaften beeinflusste jedoch die Kognition.
Stobbe: ?Zusammengenommen bieten die Ergebnisse der aktuellen Studie eine weitere Facette, warum Interaktionen mit der Natur für unsere psychische Gesundheit von Vorteil sein können und warum es äußerst wichtig ist, die Natur zu erhalten.?
Künftige Forschungsprojekte sollten sich auf die Untersuchung gemischter Klanglandschaften konzentrieren, einschließlich der Untersuchung, ob natürliche Geräusche in städtischen Umgebungen Stressfaktoren wie Verkehrslärm verringern könnten.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911792?src=WNL_mdplsfeat_221107_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4839089&faf=1#vp_3
Batya Swift Yasgur, MA, LSW
Hören Menschen Vogelgesang, scheint sich dies positiv auf ihre psychische Gesundheit und ihre Stimmung auszuwirken ? mit einer signifikanten Verbesserung, wie eine neue Studie zeigt.
Forscher fanden heraus, dass sich bei Menschen, die Aufnahmen von Vogelgesang hörten, Angst und Paranoia deutlich verringern. Verkehrsgeräusche, einschließlich Automotoren, Sirenen und Baustellenlärm, scheinen hingegen depressive Zustände zu verstärkten.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich lohnen könnte, den gezielten Einsatz von Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher in einem klinischen Umfeld zu untersuchen.
Emil Stobbe:
?Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich lohnen könnte, den gezielten Einsatz von Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher in einem klinischen Umfeld zu untersuchen ? zum Beispiel in Wartezimmern von Krankenhäusern oder in psychiatrischen Einrichtungen?, sagte Studienleiter Emil Stobbe, Doktorand am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, gegenüber Medscape. ?Wenn jemand auf der Suche nach einer leicht zugänglichen Intervention zur Verringerung von Stress ist, könnte es eine gute Möglichkeit sein, sich Audioclips mit Vogelgesang anzuhören.?
Die beruhigende Wirkung der Natur
Ziel des Projekts sei gewesen, ?zu untersuchen, wie sich die physische Umgebung auf das Gehirn und die psychische Gesundheit auswirkt?, so Stobbe weiter. Visuelle Eigenschaften der menschlichen Umgebung seien wesentlich besser erforscht worden als auditive.
Stobbe wies darauf hin, dass Angst und Paranoia bei vielen Menschen auftreten würden, ohne dass sie sich dessen bewusst seien. ?Wir wollten untersuchen, ob die wohltuende Wirkung der Natur auch von Nutzen ist.? Vögel stünden für eine natürliche und vitale Umwelt, was sich beim Anhören entsprechender Geräusche auf Menschen übertrage.
Schon früher hatten Wissenschaftler Natur- und Stadtgeräusche verglichen. Sie fanden heraus, dass Naturgeräusche die kognitive Leistung der Teilnehmer verbesserten, nicht aber die Stimmung.
Wir wollten untersuchen, ob die wohltuende Wirkung der Natur auch von Nutzen ist. Emil Stobbe
Die aktuelle Studie untersuchte deutlich mehr verschiedene Geräusche. Sie konzentrierte sich nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten und auf die allgemeine Stimmung, sondern auch auf Paranoia. Wie Stobbe betont, könnten Änderungen speziell bei Paranoia gut gemessen werden ? und man wisse, dass Beschwerden ?nachweislich als Reaktion auf Verkehrslärm zunehmen?.
Details der Studie
Für ihre Untersuchung rekrutierten die Forscher Teilnehmer (n = 295) über eine Crowdsourcing-Plattform. Das Durchschnittsalter lag bei Ende 20, wobei der Anteil der männlichen Teilnehmer höher war als der der weiblichen.
Um in die Studie aufgenommen zu werden, durften die Teilnehmer keine psychischen Erkrankungen, keine Hörprobleme, keinen Substanz-/Drogenmissbrauch und keine Suizidgedanken/-tendenzen haben.
Die interessierenden Ergebnisse (Stimmung, Paranoia, kognitive Leistung) wurden vor und nach der Exposition mit der Geräuschkulisse gemessen, und jede Geräuschkulisse hatte eine Version mit geringer bzw. hoher Diversität. Daraus ergaben sich mehrere Analysen, die 2 Arten von Geräuschen (Vogelgesang vs. Verkehrslärm), 2 Diversitätsniveaus (geringe vs. hohe Diversität) und 2 Zeitpunkte (vor vs. nach der Exposition) verglichen.
Die Klangexposition dauerte 6 Minuten. Danach wurden die Teilnehmer gebeten, auf einer visuellen Skala von 0 bis 100 anzugeben, wie vielfältig/monoton, schön und angenehm sie die Geräuschkulisse empfanden.
Verringerung der depressiven Symptome
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt:
Geräuschkulisse mit geringer Vielfalt an Verkehrsgeräuschen (n = 83)
Geräuschkulisse mit hoher Vielfalt an Verkehrsgeräuschen (n = 60)
Geräuschkulisse mit geringer Vielfalt an Vogelstimmen (n = 63)
Geräuschkulisse mit hoher Vielfalt an Vogelstimmen (n = 80)
Zusätzlich zum Hören der Geräusche füllten die Teilnehmer Fragebögen zur Messung der Stimmung (Depression und Angst) und der Paranoia aus. Hinzu kam ein Test zur kognitiven Leistung.
Die Art die Diversität und Art x Diversität der Geräusche zeigten alle signifikante Effektgrößen (F[3,276] = 78,6; p < 0,001; ηp2 = 0,461; F[3,276] = 3,16; p = 0,025; ηp2 = 0,033; und F[3,276] = 2,66; p = 0,028). Die Ergebnisse deuteten darauf hin, ?dass alle diese Faktoren sowie ihre Interaktion einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung von Geräuschkulissen, sprich auf die Bewertungen von Monotonie/Vielfalt, Schönheit und angenehmer Wahrnehmung hatten?, kommentieren die Forscher.
Ein unzureichend untersuchter Bereich
In einem Kommentar für Medscape bezeichnete Dr. Ken Duckworth, medizinischer Leiter der National Alliance on Mental Illness (NAMI), die Studie als ?interessant, aber hinsichtlich ihrer Aussagekraft begrenzt?.
Duckworth, der nicht an den Arbeiten beteiligt war, sagte, dass ?Vorteile der Natur zu wenig untersucht werden? und stimmte mit den Forschern überein, dass es möglicherweise wichtig sei, den Einsatz von Vogelgesang in psychiatrischen Einrichtungen zu untersuchen.
Künftige Studien könnten auch die Rolle des Vogelgesangs mit den psychischen Vorteilen/Aspekten des akustischen Naturerlebens in Beziehung setzen, dem eine gewisse Wirkung zugeschrieben wird.
Ergebnisse der Post-hoc-Untersuchung
Eine Post-hoc-Untersuchung ergab, dass depressive Symptome in urbanen Klanglandschaften mit geringer und hoher Vielfalt signifikant zunahmen, in den Vogelgesang-Klanglandschaften mit hoher Vielfalt jedoch signifikant abnahmen (T[1,60] = -2,57; p = 0,012; d = -0,29).
Die Post-hoc-Analysen innerhalb der Gruppen ergaben keine Auswirkungen auf die Ängstlichkeit bei Verkehrslärm mit geringer und hoher Diversität (T[1,82] = -1,37; p = 0,174; d = -0,15 bzw. T[1,68] = 0,49; p = 0,629; d = 0,06). Im Gegensatz dazu gab es signifikante Rückgänge in beiden Vogelstimmen-Bedingungen (geringe Vielfalt: T[1,62] = -6,13; p < 0,001; d = -0,77; hohe Diversität: T[1, 60] = -6,32; p < 0,001; d = -0,70).
Die Post-hoc-Analysen innerhalb der Gruppen ergaben keine Auswirkungen auf die Ängstlichkeit bei Verkehrslärm mit geringer und hoher Diversität (T[1,82] = -1,37; p = 0,174; d = -0,15 bzw. T[1,68] = 0,49; p = 0,629; d = 0,06). Im Gegensatz dazu gab es signifikante Rückgänge in beiden Vogelstimmen-Bedingungen (geringe Vielfalt: T[1,62] = -6,13; p < 0,001; d = -0,77; hohe Diversität: T[1, 60] = -6,32; p < 0,001; d = -0,70).
Zusammengenommen bieten die Ergebnisse der aktuellen Studie eine weitere Facette, warum Interaktionen mit der Natur für unsere psychische Gesundheit von Vorteil sein können. Emil Stobbe
Ebenso gab es keine Veränderungen bei Teilnehmern mit Paranoia, wenn sie Verkehrsgeräusche mit geringer oder hoher Diversität hörten (T[1,82] = -0,55; p = 0,583; d = -0,06 bzw. T[1, 68] = 0,67; p = 0,507; d = 0,08). Andererseits führten beide Vogelgesang-Settings zu einer Verringerung der Paranoia (geringe Vielfalt: T[1, 62] = -5,90; p < 0,001; d = -0,74; hohe Diversität: T[1, 60] = -4,11; p < 0,001; d = -0,46). Keine der Klanglandschaften beeinflusste jedoch die Kognition.
Stobbe: ?Zusammengenommen bieten die Ergebnisse der aktuellen Studie eine weitere Facette, warum Interaktionen mit der Natur für unsere psychische Gesundheit von Vorteil sein können und warum es äußerst wichtig ist, die Natur zu erhalten.?
Künftige Forschungsprojekte sollten sich auf die Untersuchung gemischter Klanglandschaften konzentrieren, einschließlich der Untersuchung, ob natürliche Geräusche in städtischen Umgebungen Stressfaktoren wie Verkehrslärm verringern könnten.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911792?src=WNL_mdplsfeat_221107_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4839089&faf=1#vp_3
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Dienstag, 1. November 2022
Durchbruch in Migränetherapie Antikörper gegen CGRP nehmen eine Vorreiterrolle ein ? teuer aber gut verträglich
che2001, 18:59h
Ute Eppinger, Medscape
Täglich erleiden etwa 350.000 Menschen in Deutschland Migräneattacken. Die Kopfschmerzerkrankung schränkt Betroffene in fast allen Lebensbereichen ein. Von der individuellen Belastung für den einzelnen abgesehen, ist auch der volkswirtschaftliche Schaden durch Migräne erheblich, erinnerte Dr. Robert Fleischmann, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald, auf der Pressekonferenz der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zum Schmerzkongress 2022 .
?Das sind 1 Milliarde Kopfschmerzattacken pro Jahr. 800 Millionen Arbeitsstunden (bezahlte Arbeit) und 1 Milliarde unbezahlte Arbeitsstunden gehen dadurch verloren. Das macht 3,2% der Arbeitsstunden aus, die insgesamt in der Wirtschaft geleistet werden. Und der Gegenwert entspricht etwa 145 Milliarden Euro des Bruttosozialprodukts ? das ist in etwa der Beitrag der gesamten Automobilindustrie in Deutschland?, rechnete Fleischmann vor.
Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein. Dr. Robert Fleischmann
Die moderne Therapieoption mit monoklonalen Antikörpern verspricht, Migräneattacken rechtzeitig zu vermeiden ? ohne die Nebenwirkungen bisheriger Mittel. ?Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein?, erklärte Fleischmann.
CGRP steht für Calcitonin-Gene-Related-Peptide, welches als vasoaktives Neuropeptid bereits in den 1980er-Jahren in Zusammenhang mit der Migräne entdeckt wurde. CGRP spielt bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Chronifizierung der Migräne eine bedeutsame Rolle. ?Zahlreiche Studien zeigen, dass CGRP und CGRP-Rezeptoren an nahezu allen wichtigen Prozessen der Migräne direkt oder indirekt beteiligt sind?, sagte Fleischmann.
Mittlerweile 4 monoklonale Antikörper gegen CGRP
?In der Akutbehandlung wird die Freisetzung von CGRP schon seit Jahren indirekt erfolgreich mit sogenannten Triptanen verhindert?, berichtete Fleischmann. Triptane werden bereits seit Anfang der 1990er-Jahre zur Akuttherapie der Migräne eingesetzt. ?Die Weiterentwicklung der Gepante ? Medikamente, die das CGRP direkt blockieren ? erlebte zunächst einen Rückschlag durch eine erhebliche Leberschädigung?, erklärte Fleischmann.
In der Folge wurden neue Wege der gezielten Blockade des CGRP-Signalwegs gesucht und gefunden: Mittlerweile haben sich monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor als die vielversprechendsten Moleküle für die Migränetherapie erwiesen. Gleichzeitig wurde die starke Beteiligung von CGRP an der Pathophysiologie der Migräne nachgewiesen. Die Antikörper sind eine nebenwirkungsarme Alternative und unterdrücken entweder das CGRP selbst oder den CGRP-Rezeptor und wirken so prophylaktisch.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911755?src=WNL_mdplsfeat_221101_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4817067&faf=1
Täglich erleiden etwa 350.000 Menschen in Deutschland Migräneattacken. Die Kopfschmerzerkrankung schränkt Betroffene in fast allen Lebensbereichen ein. Von der individuellen Belastung für den einzelnen abgesehen, ist auch der volkswirtschaftliche Schaden durch Migräne erheblich, erinnerte Dr. Robert Fleischmann, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald, auf der Pressekonferenz der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zum Schmerzkongress 2022 .
?Das sind 1 Milliarde Kopfschmerzattacken pro Jahr. 800 Millionen Arbeitsstunden (bezahlte Arbeit) und 1 Milliarde unbezahlte Arbeitsstunden gehen dadurch verloren. Das macht 3,2% der Arbeitsstunden aus, die insgesamt in der Wirtschaft geleistet werden. Und der Gegenwert entspricht etwa 145 Milliarden Euro des Bruttosozialprodukts ? das ist in etwa der Beitrag der gesamten Automobilindustrie in Deutschland?, rechnete Fleischmann vor.
Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein. Dr. Robert Fleischmann
Die moderne Therapieoption mit monoklonalen Antikörpern verspricht, Migräneattacken rechtzeitig zu vermeiden ? ohne die Nebenwirkungen bisheriger Mittel. ?Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein?, erklärte Fleischmann.
CGRP steht für Calcitonin-Gene-Related-Peptide, welches als vasoaktives Neuropeptid bereits in den 1980er-Jahren in Zusammenhang mit der Migräne entdeckt wurde. CGRP spielt bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Chronifizierung der Migräne eine bedeutsame Rolle. ?Zahlreiche Studien zeigen, dass CGRP und CGRP-Rezeptoren an nahezu allen wichtigen Prozessen der Migräne direkt oder indirekt beteiligt sind?, sagte Fleischmann.
Mittlerweile 4 monoklonale Antikörper gegen CGRP
?In der Akutbehandlung wird die Freisetzung von CGRP schon seit Jahren indirekt erfolgreich mit sogenannten Triptanen verhindert?, berichtete Fleischmann. Triptane werden bereits seit Anfang der 1990er-Jahre zur Akuttherapie der Migräne eingesetzt. ?Die Weiterentwicklung der Gepante ? Medikamente, die das CGRP direkt blockieren ? erlebte zunächst einen Rückschlag durch eine erhebliche Leberschädigung?, erklärte Fleischmann.
In der Folge wurden neue Wege der gezielten Blockade des CGRP-Signalwegs gesucht und gefunden: Mittlerweile haben sich monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor als die vielversprechendsten Moleküle für die Migränetherapie erwiesen. Gleichzeitig wurde die starke Beteiligung von CGRP an der Pathophysiologie der Migräne nachgewiesen. Die Antikörper sind eine nebenwirkungsarme Alternative und unterdrücken entweder das CGRP selbst oder den CGRP-Rezeptor und wirken so prophylaktisch.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911755?src=WNL_mdplsfeat_221101_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4817067&faf=1
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Donnerstag, 27. Oktober 2022
Den Krebs besiegt ? und dann?
che2001, 18:28h
Urologen sprechen mit Frauen zu selten über Probleme beim Sex nach der Therapie
Von Andrea Hertlein
Die weibliche Sexualität führt in der Uro-Onkologie noch immer eine Schattenexistenz, kritisierte PD Dr. Désirée Louise Dräger von der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock jüngst auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Hamburg [1]. Dabei geben 80% der Krebspatientinnen in der Urologie den Wunsch an, über sexuelle Probleme, die mit der Krebserkrankung oder der Behandlung einhergehen, informiert zu werden.
Doch je schwerer die Krebserkrankung, desto seltener sprechen Ärzte ihre Patientinnen auf das Thema Sexualität an, obwohl sich viele Krebspatientinnen weiterhin ein ausgefülltes Sexualleben wünschen. ?Sie wollen sich lebendig fühlen. Sex bedeutet auch Trost, Normalität und Kontinuität?, so die Expertin für Psychoonkologie.
Krebspatientinnen wollen sich lebendig fühlen. Sex bedeutet auch Trost, Normalität und Kontinuität. PD Dr. Désirée Louise Dräger
Unsicherheit auch bei den Ärzten
Warum Themen rund um die Sexualität nur selten im Arzt-Patienten-Gespräch thematisiert werden, sei laut Dräger hauptsächlich auch auf die Unsicherheit der Ärzte zurückzuführen. ?Sie wollen niemanden peinlich berühren oder in seiner Intimsphäre verletzen.?
So werde beispielsweise eine 75-jährige Patientin mit einem muskelinvasivem Blasenkarzinom vor einer Zystektomie weniger häufig gefragt, ob sie noch sexuell aktiv ist, als männliche Patienten in einer vergleichbaren Situation.
Dyspareunie häufig Grund für Probleme im Sexualleben
Sexuelle Funktionsstörungen bei urologischen Krebspatientinnen betreffen Dräger zufolge in erster Linie die Dyspareunie. So geben 50% der Frauen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an. Verantwortlich dafür seien häufig Lubrikationsstörungen durch eine Hormontherapie oder anatomische Veränderungen nach Zystektomie.
Wenn der Vaginalstumpf zu kurz ist, ist der Geschlechtsverkehr sehr unangenehm für die Frauen. PD Dr. Désirée Louise Dräger
?Wenn der Vaginalstumpf zu kurz ist, ist der Geschlechtsverkehr sehr unangenehm für die Frauen?, erläuterte Dräger. Aber auch Libidostörungen durch die hohe emotionale Belastung und ein geringeres Selbstwertgefühl durch einen ?subjektiv empfundenen Attraktivitätsverlust? sind häufig Gründe für ein nicht befriedigendes Sexualleben.
Aufgabe der Urologinnen und Urologen müsse es daher sein, gemeinsam mit den Patientinnen die Scham und Sprachlosigkeit zu überwinden sowie Berührungsängste der Partner abzubauen. Themen rund um die Sexualität nach Krebsbehandlung sollten ?eine Hauptsache in der Nachsorge sein?, forderte die Expertin.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
Von Andrea Hertlein
Die weibliche Sexualität führt in der Uro-Onkologie noch immer eine Schattenexistenz, kritisierte PD Dr. Désirée Louise Dräger von der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock jüngst auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Hamburg [1]. Dabei geben 80% der Krebspatientinnen in der Urologie den Wunsch an, über sexuelle Probleme, die mit der Krebserkrankung oder der Behandlung einhergehen, informiert zu werden.
Doch je schwerer die Krebserkrankung, desto seltener sprechen Ärzte ihre Patientinnen auf das Thema Sexualität an, obwohl sich viele Krebspatientinnen weiterhin ein ausgefülltes Sexualleben wünschen. ?Sie wollen sich lebendig fühlen. Sex bedeutet auch Trost, Normalität und Kontinuität?, so die Expertin für Psychoonkologie.
Krebspatientinnen wollen sich lebendig fühlen. Sex bedeutet auch Trost, Normalität und Kontinuität. PD Dr. Désirée Louise Dräger
Unsicherheit auch bei den Ärzten
Warum Themen rund um die Sexualität nur selten im Arzt-Patienten-Gespräch thematisiert werden, sei laut Dräger hauptsächlich auch auf die Unsicherheit der Ärzte zurückzuführen. ?Sie wollen niemanden peinlich berühren oder in seiner Intimsphäre verletzen.?
So werde beispielsweise eine 75-jährige Patientin mit einem muskelinvasivem Blasenkarzinom vor einer Zystektomie weniger häufig gefragt, ob sie noch sexuell aktiv ist, als männliche Patienten in einer vergleichbaren Situation.
Dyspareunie häufig Grund für Probleme im Sexualleben
Sexuelle Funktionsstörungen bei urologischen Krebspatientinnen betreffen Dräger zufolge in erster Linie die Dyspareunie. So geben 50% der Frauen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an. Verantwortlich dafür seien häufig Lubrikationsstörungen durch eine Hormontherapie oder anatomische Veränderungen nach Zystektomie.
Wenn der Vaginalstumpf zu kurz ist, ist der Geschlechtsverkehr sehr unangenehm für die Frauen. PD Dr. Désirée Louise Dräger
?Wenn der Vaginalstumpf zu kurz ist, ist der Geschlechtsverkehr sehr unangenehm für die Frauen?, erläuterte Dräger. Aber auch Libidostörungen durch die hohe emotionale Belastung und ein geringeres Selbstwertgefühl durch einen ?subjektiv empfundenen Attraktivitätsverlust? sind häufig Gründe für ein nicht befriedigendes Sexualleben.
Aufgabe der Urologinnen und Urologen müsse es daher sein, gemeinsam mit den Patientinnen die Scham und Sprachlosigkeit zu überwinden sowie Berührungsängste der Partner abzubauen. Themen rund um die Sexualität nach Krebsbehandlung sollten ?eine Hauptsache in der Nachsorge sein?, forderte die Expertin.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
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Schützen Omikron-Vakzine schlechter als erwartet?; ECDC-Warnung: BQ.1 verbreitet sich schnell; Regelungen zur Maskenpflicht
che2001, 18:24h
Michael van den Heuvel, Medscape
Maskenpflicht in Innenräumen: Länder wollen einheitliche Regelungen
Die am 8. September 2022 beschlossenen Maßnahmen zur Pandemiekontrolle sehen u.a. eine FFP2-Maskenpflicht in Fernzügen, Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen vor. Bundesländern steht es jedoch frei, bei entsprechender Gefahrenlage bis 7. April 2023 schärfere Maßnahmen anzuordnen. Laut Gesundheitsministerkonferenz sei das Ziel für den Winter, einheitliche Regelungen zu schaffen. Darüber hatten einige Medien berichtet.
Details soll die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden jetzt ausarbeiten; Beratungen wurden für den 9. und 10. November 2022 anberaumt. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Parameter und welche Schwellenwerte zu berücksichtigen sind. Eine große Rolle wird neben der Inzidenz auch die Hospitalisierungsrate spielen.
ECDC: Stärkere Verbreitung von BQ.1 recht wahrscheinlich
Laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) schwankt die Zirkulation der besorgniserregenden Variante BQ.1 zuletzt zwischen 0% und 19%. Daten kamen aus Ländern der Europäischen Union bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums. In einem Report warnt das ECDC jetzt vor der raschen Ausbreitung von BQ.1.
Die verfügbaren Daten lieferten jedoch keine Hinweise darauf, dass BQ.1 mit einer schwereren Infektion verbunden sei als die zirkulierenden Varianten BA.4/BA.5, schreibt das ECDC. Es rät europäischen Ländern, BQ.1 mit engmaschigen Sequenzierungen weiter zu überwachen. Außerdem sollten COVID-19-Fallzahlen ? insbesondere bei Menschen ab 65 Jahren ? und Indikatoren für den Schweregrad der Erkrankung wie Krankenhausaufenthalte, Einweisungen in die Intensivstation, Belegungen der Intensivstation und Todesfälle regelmäßig ausgewertet werden. Impfungen, inklusive Booster Shots, hätten weiterhin Priorität, speziell für Risikogruppen.
Schützen angepasste Vakzine schlechter als erwartet vor Omikron BA.4/BA.5?
Nach der Zulassung angepasster Impfstoffe gegen Omikron-Varianten von SARS-CoV-2 bleibt als Frage, wie gut der Schutz gegen BA.4/BA.5 tatsächlich ist. Neue Erkenntnisse liefert ein Preprint.
Forscher haben Seren aus mehreren klinischen Kohorten untersucht: von Personen nach 3 oder 4 Dosen der ursprünglichen, monovalenten mRNA-Impfstoffe, von Personen, die neue, bivalenten Impfstoffe als 4. Dosis erhalten hatten, und Personen mit BA.4/BA.5-Durchbruchinfektion nach einer mRNA-Impfung. Mit einem Pseudovirus-Neutralisationsassay wurden Seren auf die Neutralisation gegen verschiedene SARS-CoV-2-Stämme bzw. Sublinien, aber auch gegen mehrere verwandte Sarbecoviren getestet.
Etwa 3 bis 5 Wochen nach der Auffrischungsimpfung wiesen Studienteilnehmer, die als 4. Impfstoffdosis einen bivalenten mRNA-Impfstoff gegen BA.4/BA.5 erhalten hatten, ähnliche neutralisierende Antikörpertiter auf wie Personen, die als 4. Dosis einen monovalenten mRNA-Impfstoff erhalten hatten. ?Ein als 4. Dosis verabreichter bivalenter mRNA-Impfstoff, der auf Omikron BA.4/BA.5 und einen angestammten SARS-CoV-2-Stamm abzielt, löste beim Menschen im getesteten Zeitraum keine besseren neutralisierenden Antikörperreaktionen aus als die ursprüngliche monovalente Impfstoffformulierung?, so das Fazit der Autoren.
Wenig überraschend: Ivermectin ist und bleibt ohne Nutzen
Ivermectin bleibt als vermeintliche COVID-19-Therapie im Gespräch. Zuletzt hatten Bürger aus Deutschland sogar eine Petition gestartet, um ?Ivermectin für die Behandlung von COVID-Infektionen für die Bevölkerung unverzüglich zugänglich zu machen?, so ihre Forderung. Jetzt veröffentlichte Daten bestätigen jedoch den fehlenden Nutzen dieser Pharmakotherapie.
Zum Hintergrund: ACTIV-6, eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Plattformstudie, wurde konzipiert, um neuartige Therapien bei ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 zu untersuchen. Insgesamt 1.591 Teilnehmer im Alter von mindestens 30 Jahren mit bestätigtem COVID-19, die 2 oder mehr Symptome einer akuten Infektion aufwiesen, wurden vom 23. Juni 2021 bis zum 4. Februar 2022 mit Nachbeobachtung bis zum 31. Mai 2022 eingeschlossen. Sie erhielten randomisiert täglich für 3 Tage Ivermectin 400 μg/kg (n=817) oder Placebo (n=774).
Von 1.800 Patienten (mittleres Alter, 48 Jahre; 932 Frauen [58,6 %]) schlossen 1.591 die Studie ab. Die wichtigsten Ergebnisse:
Die Hazard Ratio (HR) für eine Verringerung der Zeit bis zur Genesung betrug 1,07 (95%-Glaubwürdigkeitsintervall [CrI] 0,96-1,17; p=0,91).
Die mediane Zeit bis zur Genesung betrug 12 Tage in der Ivermectin-Gruppe und 13 Tage in der Placebo-Gruppe.
Es gab 10 Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle in der Ivermectin-Gruppe und 9 in der Placebo-Gruppe (1,2% vs. 1,2%; HR, 1,1 [95%-CrI 0,4-2,6]).
Die häufigsten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse waren COVID-19-Pneumonien (Ivermectin n=5, Placebo n=7) und venöse Thromboembolien (Ivermectin n=1, Placebo n=5).
?Bei ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 führte die Behandlung mit Ivermectin im Vergleich zu Placebo nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Zeit bis zur Genesung?, so das Fazit der Autoren. Ergebnisse der Studie sprächen nicht für den Einsatz dieser Pharmakotherapie bei der untersuchten Zielgruppe.
Monoklonale Antikörper schützen ? Daten stammen jedoch aus der Zeit vor Omikron
Bei SARS-CoV-2-Patienten mit mildem bis moderatem COVID-19, aber erhöhtem Risiko für schwere Verläufe vermittelt die intramuskuläre Einmalgabe von Tixagevimab/Cilgavimab einen klinisch relevanten und auch statistisch signifikanten Schutz vor schwer oder tödlich verlaufender Infektion. Teilnehmer der entsprechenden Phase-3-Studie ? allerdings aus der Ära vor Omikron ? waren nicht geimpft. Darüber hat Univadis.de berichtet.
In der prospektiv-randomisierten Phase-3-Studie TACKLE wurde die intramuskuläre Gabe von Tixagevimab/Cilgavimab bei Risikopatienten mit mildem oder moderatem Verlauf getestet. Die Antikörper haben eine verlängerte Halbwertszeit im Körper.
Eingeschlossen wurden 910 SARS-CoV-2-positive Patienten (Durchschnittsalter: 46,1 Jahre) mit milden oder moderaten Symptomen, aber mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe, zum Beispiel durch Adipositas, Bluthochdruck, COPD, Asthma, Immunsuppression oder Diabetes. Die Forscher haben sie randomisiert 2 Studienarmen zugeordnet:
Tixagevimab/Cilgavimab 600 mg intramuskulär (2 aufeinanderfolgende Injektionen zu je 300 mg) innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn (n=456)
Placebo-Injektionen (n=454)
Schweres COVID-19 oder Tod traten bei 4% in der Antikörper-Gruppe und bei 9% in der Placebo-Gruppe auf. Das Risiko wurde damit um relativ 50,5% reduziert (p=0,0096). Die absolute Risikoreduktion lag bei 4,5% (p<0,0001). Unerwünschte Effekte gab es bei 29% der Teilnehmer in der Tixagevimab-Cilgavimab-Gruppe und bei 36% der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe.
Die Autoren der TACKLE-Studie merken jedoch an, dass zum Zeitpunkt der Teilnehmerrekrutierung die Omikron-Variante noch ohne Relevanz gewesen sei. In vitro allerdings habe die Kombination Tixagevimab/Cilgavimab Neutralisierungseffekte gegen Omikron-Subvarianten gezeigt. Dennoch müsse diese Fragestellung separat untersucht werden.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911744?src=WNL_mdplsfeat_221027_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4798338&faf=1
Maskenpflicht in Innenräumen: Länder wollen einheitliche Regelungen
Die am 8. September 2022 beschlossenen Maßnahmen zur Pandemiekontrolle sehen u.a. eine FFP2-Maskenpflicht in Fernzügen, Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen vor. Bundesländern steht es jedoch frei, bei entsprechender Gefahrenlage bis 7. April 2023 schärfere Maßnahmen anzuordnen. Laut Gesundheitsministerkonferenz sei das Ziel für den Winter, einheitliche Regelungen zu schaffen. Darüber hatten einige Medien berichtet.
Details soll die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden jetzt ausarbeiten; Beratungen wurden für den 9. und 10. November 2022 anberaumt. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Parameter und welche Schwellenwerte zu berücksichtigen sind. Eine große Rolle wird neben der Inzidenz auch die Hospitalisierungsrate spielen.
ECDC: Stärkere Verbreitung von BQ.1 recht wahrscheinlich
Laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) schwankt die Zirkulation der besorgniserregenden Variante BQ.1 zuletzt zwischen 0% und 19%. Daten kamen aus Ländern der Europäischen Union bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums. In einem Report warnt das ECDC jetzt vor der raschen Ausbreitung von BQ.1.
Die verfügbaren Daten lieferten jedoch keine Hinweise darauf, dass BQ.1 mit einer schwereren Infektion verbunden sei als die zirkulierenden Varianten BA.4/BA.5, schreibt das ECDC. Es rät europäischen Ländern, BQ.1 mit engmaschigen Sequenzierungen weiter zu überwachen. Außerdem sollten COVID-19-Fallzahlen ? insbesondere bei Menschen ab 65 Jahren ? und Indikatoren für den Schweregrad der Erkrankung wie Krankenhausaufenthalte, Einweisungen in die Intensivstation, Belegungen der Intensivstation und Todesfälle regelmäßig ausgewertet werden. Impfungen, inklusive Booster Shots, hätten weiterhin Priorität, speziell für Risikogruppen.
Schützen angepasste Vakzine schlechter als erwartet vor Omikron BA.4/BA.5?
Nach der Zulassung angepasster Impfstoffe gegen Omikron-Varianten von SARS-CoV-2 bleibt als Frage, wie gut der Schutz gegen BA.4/BA.5 tatsächlich ist. Neue Erkenntnisse liefert ein Preprint.
Forscher haben Seren aus mehreren klinischen Kohorten untersucht: von Personen nach 3 oder 4 Dosen der ursprünglichen, monovalenten mRNA-Impfstoffe, von Personen, die neue, bivalenten Impfstoffe als 4. Dosis erhalten hatten, und Personen mit BA.4/BA.5-Durchbruchinfektion nach einer mRNA-Impfung. Mit einem Pseudovirus-Neutralisationsassay wurden Seren auf die Neutralisation gegen verschiedene SARS-CoV-2-Stämme bzw. Sublinien, aber auch gegen mehrere verwandte Sarbecoviren getestet.
Etwa 3 bis 5 Wochen nach der Auffrischungsimpfung wiesen Studienteilnehmer, die als 4. Impfstoffdosis einen bivalenten mRNA-Impfstoff gegen BA.4/BA.5 erhalten hatten, ähnliche neutralisierende Antikörpertiter auf wie Personen, die als 4. Dosis einen monovalenten mRNA-Impfstoff erhalten hatten. ?Ein als 4. Dosis verabreichter bivalenter mRNA-Impfstoff, der auf Omikron BA.4/BA.5 und einen angestammten SARS-CoV-2-Stamm abzielt, löste beim Menschen im getesteten Zeitraum keine besseren neutralisierenden Antikörperreaktionen aus als die ursprüngliche monovalente Impfstoffformulierung?, so das Fazit der Autoren.
Wenig überraschend: Ivermectin ist und bleibt ohne Nutzen
Ivermectin bleibt als vermeintliche COVID-19-Therapie im Gespräch. Zuletzt hatten Bürger aus Deutschland sogar eine Petition gestartet, um ?Ivermectin für die Behandlung von COVID-Infektionen für die Bevölkerung unverzüglich zugänglich zu machen?, so ihre Forderung. Jetzt veröffentlichte Daten bestätigen jedoch den fehlenden Nutzen dieser Pharmakotherapie.
Zum Hintergrund: ACTIV-6, eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Plattformstudie, wurde konzipiert, um neuartige Therapien bei ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 zu untersuchen. Insgesamt 1.591 Teilnehmer im Alter von mindestens 30 Jahren mit bestätigtem COVID-19, die 2 oder mehr Symptome einer akuten Infektion aufwiesen, wurden vom 23. Juni 2021 bis zum 4. Februar 2022 mit Nachbeobachtung bis zum 31. Mai 2022 eingeschlossen. Sie erhielten randomisiert täglich für 3 Tage Ivermectin 400 μg/kg (n=817) oder Placebo (n=774).
Von 1.800 Patienten (mittleres Alter, 48 Jahre; 932 Frauen [58,6 %]) schlossen 1.591 die Studie ab. Die wichtigsten Ergebnisse:
Die Hazard Ratio (HR) für eine Verringerung der Zeit bis zur Genesung betrug 1,07 (95%-Glaubwürdigkeitsintervall [CrI] 0,96-1,17; p=0,91).
Die mediane Zeit bis zur Genesung betrug 12 Tage in der Ivermectin-Gruppe und 13 Tage in der Placebo-Gruppe.
Es gab 10 Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle in der Ivermectin-Gruppe und 9 in der Placebo-Gruppe (1,2% vs. 1,2%; HR, 1,1 [95%-CrI 0,4-2,6]).
Die häufigsten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse waren COVID-19-Pneumonien (Ivermectin n=5, Placebo n=7) und venöse Thromboembolien (Ivermectin n=1, Placebo n=5).
?Bei ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 führte die Behandlung mit Ivermectin im Vergleich zu Placebo nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Zeit bis zur Genesung?, so das Fazit der Autoren. Ergebnisse der Studie sprächen nicht für den Einsatz dieser Pharmakotherapie bei der untersuchten Zielgruppe.
Monoklonale Antikörper schützen ? Daten stammen jedoch aus der Zeit vor Omikron
Bei SARS-CoV-2-Patienten mit mildem bis moderatem COVID-19, aber erhöhtem Risiko für schwere Verläufe vermittelt die intramuskuläre Einmalgabe von Tixagevimab/Cilgavimab einen klinisch relevanten und auch statistisch signifikanten Schutz vor schwer oder tödlich verlaufender Infektion. Teilnehmer der entsprechenden Phase-3-Studie ? allerdings aus der Ära vor Omikron ? waren nicht geimpft. Darüber hat Univadis.de berichtet.
In der prospektiv-randomisierten Phase-3-Studie TACKLE wurde die intramuskuläre Gabe von Tixagevimab/Cilgavimab bei Risikopatienten mit mildem oder moderatem Verlauf getestet. Die Antikörper haben eine verlängerte Halbwertszeit im Körper.
Eingeschlossen wurden 910 SARS-CoV-2-positive Patienten (Durchschnittsalter: 46,1 Jahre) mit milden oder moderaten Symptomen, aber mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe, zum Beispiel durch Adipositas, Bluthochdruck, COPD, Asthma, Immunsuppression oder Diabetes. Die Forscher haben sie randomisiert 2 Studienarmen zugeordnet:
Tixagevimab/Cilgavimab 600 mg intramuskulär (2 aufeinanderfolgende Injektionen zu je 300 mg) innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn (n=456)
Placebo-Injektionen (n=454)
Schweres COVID-19 oder Tod traten bei 4% in der Antikörper-Gruppe und bei 9% in der Placebo-Gruppe auf. Das Risiko wurde damit um relativ 50,5% reduziert (p=0,0096). Die absolute Risikoreduktion lag bei 4,5% (p<0,0001). Unerwünschte Effekte gab es bei 29% der Teilnehmer in der Tixagevimab-Cilgavimab-Gruppe und bei 36% der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe.
Die Autoren der TACKLE-Studie merken jedoch an, dass zum Zeitpunkt der Teilnehmerrekrutierung die Omikron-Variante noch ohne Relevanz gewesen sei. In vitro allerdings habe die Kombination Tixagevimab/Cilgavimab Neutralisierungseffekte gegen Omikron-Subvarianten gezeigt. Dennoch müsse diese Fragestellung separat untersucht werden.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911744?src=WNL_mdplsfeat_221027_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4798338&faf=1
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Dienstag, 25. Oktober 2022
Vorstellung, dass Covid19-Virus aus dem Labor stammt bekommt neue Nahrung
che2001, 00:51h
Weder ist die Idee neu - in Bezug auf Wuhan tauchte sie ganz am Anfang schon auf - noch ohne Parallelen: Ähnliches wurde in den 1980ern auch über HIV gemutmaßt.
https://www.msn.com/de-de/gesundheit/medizinisch/deutscher-forscher-behauptet-coronavirus-kommt-aus-dem-labor/ar-AA13ixik?ocid=entnewsntp&pc=U531&cvid=2cb75df9447547cfcc854b9488a837c2
https://www.msn.com/de-de/gesundheit/medizinisch/deutscher-forscher-behauptet-coronavirus-kommt-aus-dem-labor/ar-AA13ixik?ocid=entnewsntp&pc=U531&cvid=2cb75df9447547cfcc854b9488a837c2
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Schmerzkongress: Cannabis vorrangig bei chronischen Schmerzen am Rücken, Kopf und Co im Einsatz ? erste Daten aus Begleiterhebung
che2001, 18:51h
Ute Eppinger, Medscape
?Die Behandlung mit medizinischem Cannabis bleibt ein großes Spannungsfeld ? da gibt es kein einfaches Ja oder Nein.? Dieses Fazit zog Prof. Dr. Frank Petzke, Leiter der Schmerzmedizin an der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Göttingen, der auf der Pressekonferenz[1] der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. zum Schmerzkongress 2022 erste Daten aus der sogenannten Begleiterhebung über die Cannabis-Therapie vorstellte.
Seit 5 Jahren darf Cannabis in Deutschland in begründeten Einzelfällen (schwerwiegende Erkrankung, es steht keine andere Therapie zur Verfügung) als medizinischer Wirkstoff eingesetzt werden. Noch fehlen Wirksamkeitsnachweise aus placebo-kontrollierten Studien. Die Ergebnisse der Begleiterhebung zeigen aber, dass es Anwendungsbereiche gibt, in denen eine Cannabis-Therapie durchaus hilfreich sein kann, so Petzke, Sprecher der Ad-hoc-Kommission ?Cannabis in der Medizin? der Deutschen Schmerzgesellschaft.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis ist an ein begleitendes Monitoring (Begleiterhebung) gekoppelt, an das die behandelnden Ärzte ihre Erfahrungen melden. Bis zum Abschluss der Erhebung gingen Informationen zu rund 21.000 Behandlungen ein, 16.800 dieser Datensätze waren vollständig und konnten in die Auswertung einbezogen werden. Veröffentlicht wurden die Daten vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Die mit Abstand häufigste Indikation ist der chronische Schmerz. Prof. Dr. Frank Petzke
?Die mit Abstand häufigste Indikation ist der chronische Schmerz?, berichtete Petzke. Darunter fallen chronischer Rückenschmerz, Fibromyalgie, chronische Kopfschmerzen, chronische muskulo-skelettale Erkrankungen und neuropathische Schmerzsyndrome. Chronischer Schmerz macht 75% der Behandlungen aus, gefolgt von Spastik (9,6%) und Anorexie oder Wasting mit 5,1%. Die zugrundeliegende Erkrankung war in 14,5% der Fälle eine Tumorerkrankung, in knapp 6% eine Multiple Sklerose.
Begleiterhebung bildet aber nur einen Teil der Behandlungen ab
Am häufigsten wurde das Cannabis-Arzneimittel Dronabinol verschrieben, ein reines THC-Präparat ? es stellte mit 62,2% fast 2 Drittel der Verordnungen. ?Insgesamt scheint eine orale Therapie mit relativ niedrigen Dosierungen hier erfolgreich gewesen zu sein?, berichtete Petzke. Cannabis-Blüten dagegen wurden zwar deutlich seltener, besonders aber an jüngere, männliche Patienten abgegeben; auch wiesen sie eine höhere THC-Dosis auf.
Wie Petzke berichtete, sahen die behandelnden Ärzte vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen und bei starken Schmerzen einen positiven Effekt: ?Für die Hälfte bis etwa 2 Drittel der Patienten schätzten die behandelnden Ärzte die Therapie als positiv ein. Wir sehen also einen Effekt und auch die Patienten selbst berichten von positiven Auswirkungen im Alltag?, sagte Petzke. ?Bei chronischen Schmerzen sowie in der Palliativmedizin sollte es daher weiterhin möglich sein, medizinisches Cannabis ohne großen bürokratischen Aufwand zu verschreiben.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911728?src=WNL_mdplsfeat_221024_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4786464&faf=1
?Die Behandlung mit medizinischem Cannabis bleibt ein großes Spannungsfeld ? da gibt es kein einfaches Ja oder Nein.? Dieses Fazit zog Prof. Dr. Frank Petzke, Leiter der Schmerzmedizin an der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Göttingen, der auf der Pressekonferenz[1] der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. zum Schmerzkongress 2022 erste Daten aus der sogenannten Begleiterhebung über die Cannabis-Therapie vorstellte.
Seit 5 Jahren darf Cannabis in Deutschland in begründeten Einzelfällen (schwerwiegende Erkrankung, es steht keine andere Therapie zur Verfügung) als medizinischer Wirkstoff eingesetzt werden. Noch fehlen Wirksamkeitsnachweise aus placebo-kontrollierten Studien. Die Ergebnisse der Begleiterhebung zeigen aber, dass es Anwendungsbereiche gibt, in denen eine Cannabis-Therapie durchaus hilfreich sein kann, so Petzke, Sprecher der Ad-hoc-Kommission ?Cannabis in der Medizin? der Deutschen Schmerzgesellschaft.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis ist an ein begleitendes Monitoring (Begleiterhebung) gekoppelt, an das die behandelnden Ärzte ihre Erfahrungen melden. Bis zum Abschluss der Erhebung gingen Informationen zu rund 21.000 Behandlungen ein, 16.800 dieser Datensätze waren vollständig und konnten in die Auswertung einbezogen werden. Veröffentlicht wurden die Daten vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Die mit Abstand häufigste Indikation ist der chronische Schmerz. Prof. Dr. Frank Petzke
?Die mit Abstand häufigste Indikation ist der chronische Schmerz?, berichtete Petzke. Darunter fallen chronischer Rückenschmerz, Fibromyalgie, chronische Kopfschmerzen, chronische muskulo-skelettale Erkrankungen und neuropathische Schmerzsyndrome. Chronischer Schmerz macht 75% der Behandlungen aus, gefolgt von Spastik (9,6%) und Anorexie oder Wasting mit 5,1%. Die zugrundeliegende Erkrankung war in 14,5% der Fälle eine Tumorerkrankung, in knapp 6% eine Multiple Sklerose.
Begleiterhebung bildet aber nur einen Teil der Behandlungen ab
Am häufigsten wurde das Cannabis-Arzneimittel Dronabinol verschrieben, ein reines THC-Präparat ? es stellte mit 62,2% fast 2 Drittel der Verordnungen. ?Insgesamt scheint eine orale Therapie mit relativ niedrigen Dosierungen hier erfolgreich gewesen zu sein?, berichtete Petzke. Cannabis-Blüten dagegen wurden zwar deutlich seltener, besonders aber an jüngere, männliche Patienten abgegeben; auch wiesen sie eine höhere THC-Dosis auf.
Wie Petzke berichtete, sahen die behandelnden Ärzte vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen und bei starken Schmerzen einen positiven Effekt: ?Für die Hälfte bis etwa 2 Drittel der Patienten schätzten die behandelnden Ärzte die Therapie als positiv ein. Wir sehen also einen Effekt und auch die Patienten selbst berichten von positiven Auswirkungen im Alltag?, sagte Petzke. ?Bei chronischen Schmerzen sowie in der Palliativmedizin sollte es daher weiterhin möglich sein, medizinisches Cannabis ohne großen bürokratischen Aufwand zu verschreiben.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911728?src=WNL_mdplsfeat_221024_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4786464&faf=1
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Mehr positive Tests ? hohe Dunkelziffer; Immunflucht von Variante BA.4.6; Impf-Myokarditiden bei Teenagern selten und harmlos
che2001, 18:47h
Michael van den Heuvel, Medscape
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 584 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 23. Oktober lag der Wert bei 599. Ein Meldeverzug durch das Wochenende ist recht wahrscheinlich.
?Die Anzahl SARS-CoV-2-Infizierter mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion in Deutschland wird in Woche 41/2022 auf 1,1 bis 2,2 Millionen geschätzt, die Zahl der Arztkonsultationen aufgrund einer akuten Atemwegserkrankung mit zusätzlicher COVID-19-Diagnose auf etwa 425.000?, schreibt das RKI im aktuellenWochenbericht. ?Beide Berechnungen liegen über den Werten der Vorwoche.?
Unsere Themen heute:
Mehr positive Tests ? hohe Dunkelziffer
Immer noch zu niedrige Impfquoten ? was bringt die neue Kampagne des BMG?
Neue Daten: Myokarditiden nach Auffrischungsimpfungen bei Teenagern selten und mild
COVID-19-Booster bei Rheuma: Was ist zu beachten?
Omikron-Subvariante BA.4.6: Hinweise auf Immune Escape häufen sich
Mehr positive Tests ? hohe Dunkelziffer
Solche Trends bestätigen sich auch bei Datenanalysen der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Fachärztliche Labore haben in Woche 41 insgesamt 849.876 PCR-Tests durchgeführt, also 4% mehr als in der Vorwoche. Insgesamt wurden 452.945 Tests positiv befundet (53,3%), was in etwa der Vorwoche entspricht (56,3%). Eine hohe Dunkelziffer gilt als wahrscheinlich; nicht alle Menschen mit positivem Schnelltest lassen sich beim Arzt untersuchen.
Alle an der Umfrage beteiligten Labore verzeichnen bei PCR-Tests eine Auslastung von 34% (Vorwoche: 32%). Laut ALM liegen die Kapazitäten momentan bei 2,5 Millionen Tests pro Woche.
Medienberichten zufolge ist Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gegen die Wiedereinführung kostenloser Bürgertests für alle. ?Die vergangenen Infektionswellen haben gezeigt, dass anlasslose SARS-CoV-2-Testungen keinen signifikanten Einfluss auf die Eindämmung der Pandemie haben?, kommentiert ALM-Vorstand Dr. Michael Müller. ?Wir sollten gerade jetzt stärker an die Eigenverantwortlichkeit der Bürgerinnen und Bürger appellieren, das eigene Kontaktmanagement im Blick zu haben, insbesondere in Innenräumen mit vielen Menschen eine Maske zu tragen und die empfohlenen Impfungen in Anspruch zu nehmen.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911731?src=WNL_mdplsfeat_221024_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4786464&faf=1
Heute Morgen gibt das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, auf seinem Dashboard 584 Infektionen pro 100.000 Einwohner als 7-Tage-Inzidenz an. Am 23. Oktober lag der Wert bei 599. Ein Meldeverzug durch das Wochenende ist recht wahrscheinlich.
?Die Anzahl SARS-CoV-2-Infizierter mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion in Deutschland wird in Woche 41/2022 auf 1,1 bis 2,2 Millionen geschätzt, die Zahl der Arztkonsultationen aufgrund einer akuten Atemwegserkrankung mit zusätzlicher COVID-19-Diagnose auf etwa 425.000?, schreibt das RKI im aktuellenWochenbericht. ?Beide Berechnungen liegen über den Werten der Vorwoche.?
Unsere Themen heute:
Mehr positive Tests ? hohe Dunkelziffer
Immer noch zu niedrige Impfquoten ? was bringt die neue Kampagne des BMG?
Neue Daten: Myokarditiden nach Auffrischungsimpfungen bei Teenagern selten und mild
COVID-19-Booster bei Rheuma: Was ist zu beachten?
Omikron-Subvariante BA.4.6: Hinweise auf Immune Escape häufen sich
Mehr positive Tests ? hohe Dunkelziffer
Solche Trends bestätigen sich auch bei Datenanalysen der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Fachärztliche Labore haben in Woche 41 insgesamt 849.876 PCR-Tests durchgeführt, also 4% mehr als in der Vorwoche. Insgesamt wurden 452.945 Tests positiv befundet (53,3%), was in etwa der Vorwoche entspricht (56,3%). Eine hohe Dunkelziffer gilt als wahrscheinlich; nicht alle Menschen mit positivem Schnelltest lassen sich beim Arzt untersuchen.
Alle an der Umfrage beteiligten Labore verzeichnen bei PCR-Tests eine Auslastung von 34% (Vorwoche: 32%). Laut ALM liegen die Kapazitäten momentan bei 2,5 Millionen Tests pro Woche.
Medienberichten zufolge ist Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gegen die Wiedereinführung kostenloser Bürgertests für alle. ?Die vergangenen Infektionswellen haben gezeigt, dass anlasslose SARS-CoV-2-Testungen keinen signifikanten Einfluss auf die Eindämmung der Pandemie haben?, kommentiert ALM-Vorstand Dr. Michael Müller. ?Wir sollten gerade jetzt stärker an die Eigenverantwortlichkeit der Bürgerinnen und Bürger appellieren, das eigene Kontaktmanagement im Blick zu haben, insbesondere in Innenräumen mit vielen Menschen eine Maske zu tragen und die empfohlenen Impfungen in Anspruch zu nehmen.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911731?src=WNL_mdplsfeat_221024_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4786464&faf=1
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Samstag, 10. September 2022
Koronare Corona-Impfung
che2001, 20:36h
Ein Geschäftspartner bekam kurz nach der dritten Corona-Impfung einen Angina-Pectoris-Anfall. Notfallmäßig ins Klinikum eingeliefert musste man feststellen, dass er drei koronare Verschlüsse hatte. Ihm wurden sofort vier Bypässe gelegt. Der hatte noch nie in seinem Leben Gefäßprobleme gehabt, und jetzt war er knapp vor dem Herzinfarkt. Ein Zusammenhang mit der Impfung ist evident, aber nicht nachweisbar.
Schon ziemlich unheimlich, das Ganze, und fast unmöglich, damit in einer seriösen Öffentlichkeit Gehör zu finden.
Damit meine ich nicht die Pseudoöffentlichkeit des Verschwörologenlagers.
Schon ziemlich unheimlich, das Ganze, und fast unmöglich, damit in einer seriösen Öffentlichkeit Gehör zu finden.
Damit meine ich nicht die Pseudoöffentlichkeit des Verschwörologenlagers.
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Montag, 20. Juni 2022
Neue Omikron-Varianten: Kommen modifizierte Impfstoffe im Herbst zu spät?
che2001, 13:50h
Das sagen Experten
Michael van den Heuvel, Medscape
SARS-CoV-2 stellt ? wenig überraschend für ein RNA-Virus ? seine Mutationsfreudigkeit weiter unter Beweis. In Abstrichen infizierter Patienten liegt der Anteil der Omikron-Sublinie BA.4 bei 2,1% (KW 21), verglichen mit 1,2% in der Vorwoche. Im gleichen Zeitraum ist die Häufigkeit der Sublinie BA.5 auf 10,0% nach oben geschnellt, verglichen mit 5,0% in der Vorwoche.
Diese Dynamik führt zu einer zentralen Frage: Was können Ärzte von modifizierten Impfstoffen aufgrund der langen Vorlaufzeit erwarten? Aktuellstes Beispiel ist die Ankündigung von Moderna, für einen bivalenten Impfstoff gegen den Wildtyp und gegen Omikron bald die Zulassung zu beantragen.
Neutralisierende Titer gegen BA.1 um das 8-Fache erhöht
Moderna gibt derzeit nur einen groben Überblick über Daten zum neuen Vakzin mRNA-1273.214. Es enthält das zugelassene Molekül mRNA-1273 (Spikevax®) und einen Impfstoffkandidaten, der auf Omikron abzielt. Anzumerken ist, dass es sich um die Omikron-Sublinie BA.1 handelt.
Das Vakzin mRNA-1273.214 erreichte in der Phase-2/3-Studie alle primären Endpunkte. Bei der Impfstoffforschung sind 2 Begriffe von Bedeutung. Der Antikörper-Titer wird als geometrisches Mittel (GMT) angegeben. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel ist dieser Wert robuster gegenüber starken Schwankungen. Die Wirksamkeit neutralisierender Antikörper wird als ?geometric mean response? (GMR) bezeichnet, welche je nach Verdünnung imstande ist, einen gewissen Prozentsatz aller Viren zu inaktivieren.
Das GMR betrug 1,75 (97,5%-Konfidenzintervall: 1,49-2,04).
Eine Booster-Dosis von mRNA-1273.214 erhöhte die GMT gegen Omikron etwa um das 8-Fache, verglichen mit den Ausgangswerten.
Der primäre Endpunkt der Nicht-Unterlegenheit gegenüber dem ursprünglich zirkulierenden SARS-CoV-2 wurde ebenfalls erreicht, mit einer GMR von 1,22 (1,08-1,37).
Bei seronegativen Teilnehmern lag 1 Monat nach der Verabreichung der GMT gegen den Wildtyp für mRNA-1273.214 bei 5.977 (5.322-6.713), verglichen mit einer GMT für mRNA-1273 von 5.649 (5.057-6.311).
Die GMT gegen Omikron für mRNA-1273.214 lag bei 2.372 (2.071-2.718), verglichen mit einer GMT für mRNA-1273 von 1.473 (1.271- 1.708).
Die Titer bindender Antikörpertiter waren bei mRNA-1273.214 im Vergleich zu mRNA-1273 auch signifikant höher gegen alle anderen fraglichen Varianten (Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron).
Die Auffrischimpfung mit mRNA-1273.214 wurde von den 437 Studienteilnehmern gut vertragen. Das Sicherheits- und Reaktogenitätsprofil war ähnlich wie bei mRNA-1273 als Booster.
Offene Fragen zu klinischen Endpunkten
?Die Daten von Moderna zeigen, dass Personen, die die 4. Impfung mit dem bivalenten Impfstoff bekommen haben, mehr neutralisierende Antikörper gegen Omikron im Blut haben als Personen, die die vierte Impfung mit dem herkömmlichen Impfstoff bekommen haben?, sagt Prof. Dr. Carsten Watzl. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Watzl: ?Aus diesen Daten kann man schließen, dass damit auch der Schutz gegenüber Omikron durch den bivalenten Impfstoff besser sein wird.? Nicht ableiten könne man jedoch, wie hoch die Effektivität beim Schutz gegenüber Infektionen oder schweren Erkrankungen sein werde.
?Verglichen mit den neutralisierenden Antikörpern gegenüber dem Ursprungsvirus haben Personen nach der 4. Impfung immer noch weniger neutralisierende Antikörper gegen Omikron?, so der Experte. Damit werde zwar der Schutz vor der Infektion mit Omikron verbessert. ?Er wird aber immer noch nicht so gut sein wie der Schutz gegenüber einer Infektion mit den früheren Varianten.?
Natürlich ist das Virus mal wieder schneller als die Impfstoffentwicklung. Prof. Dr. Carsten Watzl
Macht es Sinn, einen Impfstoff gegen BA.1 zu entwickeln, während BA.4 und BA.5 das Geschehen übernehmen? Das neue Vakzin richtet sich gegen BA.1; bis Herbst wird diese Omikron-Variante wohl in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein.
?Natürlich ist das Virus mal wieder schneller als die Impfstoffentwicklung?, so Watzl. ?Aber der Unterschied zwischen BA.1 und BA.5 ist deutlich kleiner als der Unterschied zwischen dem Originalimpfstoff und BA.5.? Daher mache auch ein an BA.1 angepasster Impfstoff noch viel Sinn. Er stimuliere gerade die Immunzellen, die sowohl die Ursprungsvarianten als auch Omikron erkennen könnten. Watzl hofft, die Immunität werde Varianten-unabhängiger und könne auch vor zukünftigen Varianten einen Schutz bieten.
Auffrischimpfungen im Herbst ? für wen sie Sinn machen
?Ein Boost mit dem angepassten Impfstoff wäre im Herbst sinnvoll für diejenigen, die auf einen Boost überhaupt noch ansprechen, die also noch nicht so hohe Antikörperspiegel haben?, so die Einschätzung von Prof. Dr. Andreas Radbruch, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ). ?Vorhersehbar würde dadurch auch der relativ kurzfristige Schutz der Atemwege vor Infektion noch einmal erhöht, also der Schutz vor Infektion, für die Monate der nächsten Welle.? Radbruch spekuliert, der Schutz vor Infektion sei womöglich besser, da neue Varianten mit abgedeckt würden.
Bei immun-gesunden Personen unter 60 sehe ich aktuell keine Veranlassung zu einer 4. Impfung. Prof. Dr. Carsten Watzl
Watzl hat sich auch mit dieser Frage befasst: ?Bei immun-gesunden Personen unter 60 sehe ich aktuell keine Veranlassung zu einer 4. Impfung.? Diese Gruppe habe immer noch einen ?sehr guten Schutz vor der schweren Erkrankung?, werde früher oder später jedoch Durchbruchsinfektionen durchmachen ? und eine hybride Immunität entwickeln.
?Personen mit Immunschwäche und alte Personen können aber immer noch ein relativ hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben?, so der Experte. Sie sollten ihre Immunität im Herbst mit einem angepassten Impfstoff erhöhen.
Die saisonale Corona-Impfung ? sinnvoll nur für Risikogruppen
Das Vorgehen, Antigene bzw. deren Gensequenz in Vakzinen regelmäßig zu aktualisieren, erinnert an saisonale Vakzine gegen Influenza; Jahr für Jahr erhalten vulnerable Patienten eine neue Impfung.
Immun-gesunde Personen unter 60 werden sich ihre Immunität wahrscheinlich alle paar Jahre mit einer Infektion auffrischen Prof. Dr. Carsten Watzl
?Immun-gesunde Personen unter 60 werden sich ihre Immunität wahrscheinlich alle paar Jahre mit einer Infektion auffrischen?, lautet Watzls Einschätzung. ?Wer natürlich gar keinen Kontakt mit dem Virus haben will, kann sich auch jährlich im Herbst impfen lassen und bei hohen Inzidenzen zusätzlich Hygienemaßnahmen et cetera beachten.? Für Personen mit Immunschwäche und Menschen über 60 sei eine jährliche Auffrischung der Immunität jedoch sinnvoll.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911284?src=WNL_mdplsfeat_220617_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4341476&faf=1#vp_2
Michael van den Heuvel, Medscape
SARS-CoV-2 stellt ? wenig überraschend für ein RNA-Virus ? seine Mutationsfreudigkeit weiter unter Beweis. In Abstrichen infizierter Patienten liegt der Anteil der Omikron-Sublinie BA.4 bei 2,1% (KW 21), verglichen mit 1,2% in der Vorwoche. Im gleichen Zeitraum ist die Häufigkeit der Sublinie BA.5 auf 10,0% nach oben geschnellt, verglichen mit 5,0% in der Vorwoche.
Diese Dynamik führt zu einer zentralen Frage: Was können Ärzte von modifizierten Impfstoffen aufgrund der langen Vorlaufzeit erwarten? Aktuellstes Beispiel ist die Ankündigung von Moderna, für einen bivalenten Impfstoff gegen den Wildtyp und gegen Omikron bald die Zulassung zu beantragen.
Neutralisierende Titer gegen BA.1 um das 8-Fache erhöht
Moderna gibt derzeit nur einen groben Überblick über Daten zum neuen Vakzin mRNA-1273.214. Es enthält das zugelassene Molekül mRNA-1273 (Spikevax®) und einen Impfstoffkandidaten, der auf Omikron abzielt. Anzumerken ist, dass es sich um die Omikron-Sublinie BA.1 handelt.
Das Vakzin mRNA-1273.214 erreichte in der Phase-2/3-Studie alle primären Endpunkte. Bei der Impfstoffforschung sind 2 Begriffe von Bedeutung. Der Antikörper-Titer wird als geometrisches Mittel (GMT) angegeben. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel ist dieser Wert robuster gegenüber starken Schwankungen. Die Wirksamkeit neutralisierender Antikörper wird als ?geometric mean response? (GMR) bezeichnet, welche je nach Verdünnung imstande ist, einen gewissen Prozentsatz aller Viren zu inaktivieren.
Das GMR betrug 1,75 (97,5%-Konfidenzintervall: 1,49-2,04).
Eine Booster-Dosis von mRNA-1273.214 erhöhte die GMT gegen Omikron etwa um das 8-Fache, verglichen mit den Ausgangswerten.
Der primäre Endpunkt der Nicht-Unterlegenheit gegenüber dem ursprünglich zirkulierenden SARS-CoV-2 wurde ebenfalls erreicht, mit einer GMR von 1,22 (1,08-1,37).
Bei seronegativen Teilnehmern lag 1 Monat nach der Verabreichung der GMT gegen den Wildtyp für mRNA-1273.214 bei 5.977 (5.322-6.713), verglichen mit einer GMT für mRNA-1273 von 5.649 (5.057-6.311).
Die GMT gegen Omikron für mRNA-1273.214 lag bei 2.372 (2.071-2.718), verglichen mit einer GMT für mRNA-1273 von 1.473 (1.271- 1.708).
Die Titer bindender Antikörpertiter waren bei mRNA-1273.214 im Vergleich zu mRNA-1273 auch signifikant höher gegen alle anderen fraglichen Varianten (Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron).
Die Auffrischimpfung mit mRNA-1273.214 wurde von den 437 Studienteilnehmern gut vertragen. Das Sicherheits- und Reaktogenitätsprofil war ähnlich wie bei mRNA-1273 als Booster.
Offene Fragen zu klinischen Endpunkten
?Die Daten von Moderna zeigen, dass Personen, die die 4. Impfung mit dem bivalenten Impfstoff bekommen haben, mehr neutralisierende Antikörper gegen Omikron im Blut haben als Personen, die die vierte Impfung mit dem herkömmlichen Impfstoff bekommen haben?, sagt Prof. Dr. Carsten Watzl. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Watzl: ?Aus diesen Daten kann man schließen, dass damit auch der Schutz gegenüber Omikron durch den bivalenten Impfstoff besser sein wird.? Nicht ableiten könne man jedoch, wie hoch die Effektivität beim Schutz gegenüber Infektionen oder schweren Erkrankungen sein werde.
?Verglichen mit den neutralisierenden Antikörpern gegenüber dem Ursprungsvirus haben Personen nach der 4. Impfung immer noch weniger neutralisierende Antikörper gegen Omikron?, so der Experte. Damit werde zwar der Schutz vor der Infektion mit Omikron verbessert. ?Er wird aber immer noch nicht so gut sein wie der Schutz gegenüber einer Infektion mit den früheren Varianten.?
Natürlich ist das Virus mal wieder schneller als die Impfstoffentwicklung. Prof. Dr. Carsten Watzl
Macht es Sinn, einen Impfstoff gegen BA.1 zu entwickeln, während BA.4 und BA.5 das Geschehen übernehmen? Das neue Vakzin richtet sich gegen BA.1; bis Herbst wird diese Omikron-Variante wohl in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein.
?Natürlich ist das Virus mal wieder schneller als die Impfstoffentwicklung?, so Watzl. ?Aber der Unterschied zwischen BA.1 und BA.5 ist deutlich kleiner als der Unterschied zwischen dem Originalimpfstoff und BA.5.? Daher mache auch ein an BA.1 angepasster Impfstoff noch viel Sinn. Er stimuliere gerade die Immunzellen, die sowohl die Ursprungsvarianten als auch Omikron erkennen könnten. Watzl hofft, die Immunität werde Varianten-unabhängiger und könne auch vor zukünftigen Varianten einen Schutz bieten.
Auffrischimpfungen im Herbst ? für wen sie Sinn machen
?Ein Boost mit dem angepassten Impfstoff wäre im Herbst sinnvoll für diejenigen, die auf einen Boost überhaupt noch ansprechen, die also noch nicht so hohe Antikörperspiegel haben?, so die Einschätzung von Prof. Dr. Andreas Radbruch, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ). ?Vorhersehbar würde dadurch auch der relativ kurzfristige Schutz der Atemwege vor Infektion noch einmal erhöht, also der Schutz vor Infektion, für die Monate der nächsten Welle.? Radbruch spekuliert, der Schutz vor Infektion sei womöglich besser, da neue Varianten mit abgedeckt würden.
Bei immun-gesunden Personen unter 60 sehe ich aktuell keine Veranlassung zu einer 4. Impfung. Prof. Dr. Carsten Watzl
Watzl hat sich auch mit dieser Frage befasst: ?Bei immun-gesunden Personen unter 60 sehe ich aktuell keine Veranlassung zu einer 4. Impfung.? Diese Gruppe habe immer noch einen ?sehr guten Schutz vor der schweren Erkrankung?, werde früher oder später jedoch Durchbruchsinfektionen durchmachen ? und eine hybride Immunität entwickeln.
?Personen mit Immunschwäche und alte Personen können aber immer noch ein relativ hohes Risiko für eine schwere Erkrankung haben?, so der Experte. Sie sollten ihre Immunität im Herbst mit einem angepassten Impfstoff erhöhen.
Die saisonale Corona-Impfung ? sinnvoll nur für Risikogruppen
Das Vorgehen, Antigene bzw. deren Gensequenz in Vakzinen regelmäßig zu aktualisieren, erinnert an saisonale Vakzine gegen Influenza; Jahr für Jahr erhalten vulnerable Patienten eine neue Impfung.
Immun-gesunde Personen unter 60 werden sich ihre Immunität wahrscheinlich alle paar Jahre mit einer Infektion auffrischen Prof. Dr. Carsten Watzl
?Immun-gesunde Personen unter 60 werden sich ihre Immunität wahrscheinlich alle paar Jahre mit einer Infektion auffrischen?, lautet Watzls Einschätzung. ?Wer natürlich gar keinen Kontakt mit dem Virus haben will, kann sich auch jährlich im Herbst impfen lassen und bei hohen Inzidenzen zusätzlich Hygienemaßnahmen et cetera beachten.? Für Personen mit Immunschwäche und Menschen über 60 sei eine jährliche Auffrischung der Immunität jedoch sinnvoll.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911284?src=WNL_mdplsfeat_220617_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4341476&faf=1#vp_2
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Lebenselexir: Kaffee könnte die Krebs- und Herz-Kreislauf-Mortalität senken ? eine Empfehlung, mehr davon zu trinken?
che2001, 13:44h
Will Pass, Medscape
Copyright Michael van den Heuvel
Unter mehr als 170.000 Menschen im Vereinigten Königreich hatten Personen, die täglich etwa 2 bis 4 Tassen Kaffee mit oder ohne Zucker tranken, eine niedrigere Sterberate als diejenigen, die keinen Kaffee konsumierten. Das berichten Forscher um Dr. Dan Liu von der Abteilung für Epidemiologie an der Southern Medical University in Guangzhou, China. Sie haben Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie veröffentlicht.
?Frühere Beobachtungsstudien haben einen Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und geringeren Sterberisiken nahegelegt, aber sie haben nicht zwischen Kaffee, der mit Zucker, mit künstlichen Süßstoffen oder ohne Zucker konsumiert wurde, unterschieden?, schreiben die Autoren in den Annals of Internal Medicine.
Daten aus einer britischen Biobank
Um solche Detailfragen zu klären, wandten sich die Forscher an die UK Biobank. Dort wurden zwischen 2006 und 2010 etwa eine halbe Million Teilnehmer aus Großbritannien rekrutiert. Probanden unterzogen sich einer Reihe von Tests und füllten mehrere Fragebögen aus. Bei 171.616 Teilnehmern liegen Angaben aus mindestens 1 Ernährungsfragebogen vor. Weitere Kriterien für die Studie waren, dass Probanden zum Zeitpunkt der Rekrutierung weder Krebs- noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.
Laut Fragebögen tranken 55,4% der Teilnehmer Kaffee schwarz ohne Süßstoff oder Zucker, 14,3% mit Zucker, 6,1% mit künstlichem Süßstoff und 24,2% konsumierten überhaupt keinen Kaffee.
Kaffee-Konsum mit geringerer Mortalität assoziiert
Im Laufe von etwa 7 Jahren starben 3.177 der Teilnehmer, darunter 1.725 an Krebs und 628 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Nach Berücksichtigung anderer Faktoren, welche sich auf das Sterberisiko auswirken könnten, stellten die Forscher fest, dass Kaffeetrinker ein deutlich geringeres Risiko hatten, an einer beliebigen Ursache, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Krebs zu sterben, verglichen mit Kontrollen, die überhaupt keinen Kaffee konsumierten. Dieser Vorteil wurde bei allen Kaffeearten beobachtet, einschließlich gemahlenen, löslichen oder entkoffeinierten Sorten.
Protektive Effekte zeigten sich am deutlichsten bei Personen, die täglich 2 zwei bis 4 Tassen Kaffee tranken. Ihr Sterberisiko war um etwa 30% geringer, unabhängig davon, ob sie ihrem Kaffee Zucker zusetzten oder nicht. Personen, die Kaffee mit künstlichem Süßstoff tranken, lebten nicht signifikant länger als diejenigen, die überhaupt keinen Kaffee tranken. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Ergebnis durch höhere Raten an Übergewicht oder Hypertonie in der Gruppe mit künstlichem Süßstoff möglicherweise verzerrt worden wären.
Liu und Kollegen stellten fest, dass ihre Ergebnisse mit früheren Untersuchungen übereinstimmen, die Kaffeekonsum und Überleben in Verbindung brachten. Wie aus anderen Studien bekannt ergaben auch die neuen Daten eine U-förmige Kurve für den Nutzen: Mäßiger Kaffeekonsum war mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert, während dies bei geringem oder gar keinem und bei hohem Konsum nicht der Fall war.
Obwohl die vorliegenden Ergebnisse darauf hindeuten, dass der Zusatz von Zucker den gesundheitlichen Nutzen von Kaffee nicht aufhebt, warnten Liu und Kollegen dennoch vor gesüßten Getränken.
Editorial: Welche Rolle spielt der Zucker im Kaffee?
In einem begleitenden Editorial wies Prof. Dr. Christina C. Wee, Deputy Editor bei den Annals of Internal Medicine, auf ein wichtiges Detail hin [2] : Die Menge an Zucker, die Kaffee-Getränken in der britischen Studie zugesetzt wurde, könnte im Vergleich zu der Menge, die einige Kaffeetrinker in den USA zu sich nehmen, verschwindend gering sein.
?Die durchschnittliche Dosis an zugesetztem Zucker pro Tasse gesüßten Kaffees [in der Studie] betrug nur etwas mehr als 1 Teelöffel oder etwa 4 Gramm?, schreibt Wee. ?Das ist weit entfernt von den 15 Gramm Zucker, die eine 8-Unzen-Tasse Karamell-Macchiato bei einer beliebten US-Kaffeekette enthält.? 8 Unzen entsprechen rund 250 ml.
Wee, außerordentliche Professorin für Medizin an der Harvard Medical School in Boston und Direktorin des Adipositas-Forschungsprogramms in der Abteilung für Allgemeinmedizin am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, ist jedoch der Meinung, dass typische Kaffeetrinker keine Sorgen zu machen bräuchten.
?Die Beweise sprechen nicht dafür, dass die meisten Kaffeetrinker ? insbesondere Personen, die ihn ohne oder mit nur wenig Zucker trinken ? auf Kaffee verzichten sollten?, schrieb sie. ?Trinken Sie also weiter ? aber es wäre klug, nicht zu viele Karamell-Macchiatos zu trinken, bis weitere Beweise vorliegen.?
Dr. Estefanía Toledo von der Abteilung für Präventivmedizin und öffentliche Gesundheit an der Universität von Navarra in Pamplona, Spanien, hat sich die Studie ebenfalls angesehen. ?Für diejenigen, die gerne Kaffee trinken, nicht schwanger sind oder stillen und keine besonderen gesundheitlichen Probleme haben, könnte der Kaffeekonsum als Teil einer gesunden Lebensweise betrachtet werden?, erklärt sie in einem schriftlichen Kommentar. ?Ich würde empfehlen, dem Kaffee so wenig Zucker wie möglich beizufügen, bis mehr Beweise vorliegen.?
Noch keine Empfehlung für Kaffee zur Prävention
Toledo, die selbst eine Studie veröffentlicht hat, in der ein Zusammenhang zwischen Kaffee und längerem Überleben nachgewiesen wurde, stellte fest, dass mäßiger Kaffeekonsum ?wiederholt? mit niedrigeren Raten von ?mehreren chronischen Krankheiten? und Tod in Verbindung gebracht wurde. Aber es gebe immer noch nicht genug Beweise, um Kaffee für diejenigen zu empfehlen, die ihn nicht bereits konsumierten, so die Wissenschaftlerin.
Ich bin vorsichtig mit der Aussage, dass Menschen ihren Kaffeekonsum erhöhen sollten, nur um ihr Überleben zu verbessern. Prof. Dr. David Kao
Laut Toledo seien weitere Langzeitstudien erforderlich, idealerweise Studien, in denen Veränderungen des Kaffeekonsums und gesundheitliche Folgen im Laufe der Zeit verglichen würden. Ob es jemals solche Daten geben werde, erscheine fraglich, da solche Studien ?nicht einfach und praktikabel durchzuführen sind?.
Prof. Dr. David Kao, Assistenzprofessor für Medizin und Kardiologie und medizinischer Leiter der medizinischen Fakultät der University of Colorado in Denver, Aurora, sagte, die von Liu und Kollegen durchgeführte Studie sei eine ?sehr gut durchgeführte Analyse?. Sie stärke das Vertrauen in die Sicherheit des langfristigen Kaffeekonsums, selbst bei Patienten mit Herzerkrankungen.
Kao hat vor kurzem ebenfalls eine Arbeit veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass ein höherer Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für Herzinsuffizienz verbunden ist. Bei Empfehlungen bleibt der Experte jedoch zurückhaltend.
?Ich bin vorsichtig mit der Aussage, dass Menschen ihren Kaffeekonsum erhöhen sollten, nur um ihr Überleben zu verbessern?, sagte Kao in einem schriftlichen Kommentar. ?Dennoch scheint es nicht schädlich zu sein, den Kaffeekonsum etwas zu erhöhen, solange man nicht dauerhaft mehr als sechs bis sieben Tassen pro Tag trinkt.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911288?src=WNL_mdplsfeat_220617_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4341476&faf=1#vp_2
Copyright Michael van den Heuvel
Unter mehr als 170.000 Menschen im Vereinigten Königreich hatten Personen, die täglich etwa 2 bis 4 Tassen Kaffee mit oder ohne Zucker tranken, eine niedrigere Sterberate als diejenigen, die keinen Kaffee konsumierten. Das berichten Forscher um Dr. Dan Liu von der Abteilung für Epidemiologie an der Southern Medical University in Guangzhou, China. Sie haben Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie veröffentlicht.
?Frühere Beobachtungsstudien haben einen Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und geringeren Sterberisiken nahegelegt, aber sie haben nicht zwischen Kaffee, der mit Zucker, mit künstlichen Süßstoffen oder ohne Zucker konsumiert wurde, unterschieden?, schreiben die Autoren in den Annals of Internal Medicine.
Daten aus einer britischen Biobank
Um solche Detailfragen zu klären, wandten sich die Forscher an die UK Biobank. Dort wurden zwischen 2006 und 2010 etwa eine halbe Million Teilnehmer aus Großbritannien rekrutiert. Probanden unterzogen sich einer Reihe von Tests und füllten mehrere Fragebögen aus. Bei 171.616 Teilnehmern liegen Angaben aus mindestens 1 Ernährungsfragebogen vor. Weitere Kriterien für die Studie waren, dass Probanden zum Zeitpunkt der Rekrutierung weder Krebs- noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.
Laut Fragebögen tranken 55,4% der Teilnehmer Kaffee schwarz ohne Süßstoff oder Zucker, 14,3% mit Zucker, 6,1% mit künstlichem Süßstoff und 24,2% konsumierten überhaupt keinen Kaffee.
Kaffee-Konsum mit geringerer Mortalität assoziiert
Im Laufe von etwa 7 Jahren starben 3.177 der Teilnehmer, darunter 1.725 an Krebs und 628 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Nach Berücksichtigung anderer Faktoren, welche sich auf das Sterberisiko auswirken könnten, stellten die Forscher fest, dass Kaffeetrinker ein deutlich geringeres Risiko hatten, an einer beliebigen Ursache, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Krebs zu sterben, verglichen mit Kontrollen, die überhaupt keinen Kaffee konsumierten. Dieser Vorteil wurde bei allen Kaffeearten beobachtet, einschließlich gemahlenen, löslichen oder entkoffeinierten Sorten.
Protektive Effekte zeigten sich am deutlichsten bei Personen, die täglich 2 zwei bis 4 Tassen Kaffee tranken. Ihr Sterberisiko war um etwa 30% geringer, unabhängig davon, ob sie ihrem Kaffee Zucker zusetzten oder nicht. Personen, die Kaffee mit künstlichem Süßstoff tranken, lebten nicht signifikant länger als diejenigen, die überhaupt keinen Kaffee tranken. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Ergebnis durch höhere Raten an Übergewicht oder Hypertonie in der Gruppe mit künstlichem Süßstoff möglicherweise verzerrt worden wären.
Liu und Kollegen stellten fest, dass ihre Ergebnisse mit früheren Untersuchungen übereinstimmen, die Kaffeekonsum und Überleben in Verbindung brachten. Wie aus anderen Studien bekannt ergaben auch die neuen Daten eine U-förmige Kurve für den Nutzen: Mäßiger Kaffeekonsum war mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert, während dies bei geringem oder gar keinem und bei hohem Konsum nicht der Fall war.
Obwohl die vorliegenden Ergebnisse darauf hindeuten, dass der Zusatz von Zucker den gesundheitlichen Nutzen von Kaffee nicht aufhebt, warnten Liu und Kollegen dennoch vor gesüßten Getränken.
Editorial: Welche Rolle spielt der Zucker im Kaffee?
In einem begleitenden Editorial wies Prof. Dr. Christina C. Wee, Deputy Editor bei den Annals of Internal Medicine, auf ein wichtiges Detail hin [2] : Die Menge an Zucker, die Kaffee-Getränken in der britischen Studie zugesetzt wurde, könnte im Vergleich zu der Menge, die einige Kaffeetrinker in den USA zu sich nehmen, verschwindend gering sein.
?Die durchschnittliche Dosis an zugesetztem Zucker pro Tasse gesüßten Kaffees [in der Studie] betrug nur etwas mehr als 1 Teelöffel oder etwa 4 Gramm?, schreibt Wee. ?Das ist weit entfernt von den 15 Gramm Zucker, die eine 8-Unzen-Tasse Karamell-Macchiato bei einer beliebten US-Kaffeekette enthält.? 8 Unzen entsprechen rund 250 ml.
Wee, außerordentliche Professorin für Medizin an der Harvard Medical School in Boston und Direktorin des Adipositas-Forschungsprogramms in der Abteilung für Allgemeinmedizin am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, ist jedoch der Meinung, dass typische Kaffeetrinker keine Sorgen zu machen bräuchten.
?Die Beweise sprechen nicht dafür, dass die meisten Kaffeetrinker ? insbesondere Personen, die ihn ohne oder mit nur wenig Zucker trinken ? auf Kaffee verzichten sollten?, schrieb sie. ?Trinken Sie also weiter ? aber es wäre klug, nicht zu viele Karamell-Macchiatos zu trinken, bis weitere Beweise vorliegen.?
Dr. Estefanía Toledo von der Abteilung für Präventivmedizin und öffentliche Gesundheit an der Universität von Navarra in Pamplona, Spanien, hat sich die Studie ebenfalls angesehen. ?Für diejenigen, die gerne Kaffee trinken, nicht schwanger sind oder stillen und keine besonderen gesundheitlichen Probleme haben, könnte der Kaffeekonsum als Teil einer gesunden Lebensweise betrachtet werden?, erklärt sie in einem schriftlichen Kommentar. ?Ich würde empfehlen, dem Kaffee so wenig Zucker wie möglich beizufügen, bis mehr Beweise vorliegen.?
Noch keine Empfehlung für Kaffee zur Prävention
Toledo, die selbst eine Studie veröffentlicht hat, in der ein Zusammenhang zwischen Kaffee und längerem Überleben nachgewiesen wurde, stellte fest, dass mäßiger Kaffeekonsum ?wiederholt? mit niedrigeren Raten von ?mehreren chronischen Krankheiten? und Tod in Verbindung gebracht wurde. Aber es gebe immer noch nicht genug Beweise, um Kaffee für diejenigen zu empfehlen, die ihn nicht bereits konsumierten, so die Wissenschaftlerin.
Ich bin vorsichtig mit der Aussage, dass Menschen ihren Kaffeekonsum erhöhen sollten, nur um ihr Überleben zu verbessern. Prof. Dr. David Kao
Laut Toledo seien weitere Langzeitstudien erforderlich, idealerweise Studien, in denen Veränderungen des Kaffeekonsums und gesundheitliche Folgen im Laufe der Zeit verglichen würden. Ob es jemals solche Daten geben werde, erscheine fraglich, da solche Studien ?nicht einfach und praktikabel durchzuführen sind?.
Prof. Dr. David Kao, Assistenzprofessor für Medizin und Kardiologie und medizinischer Leiter der medizinischen Fakultät der University of Colorado in Denver, Aurora, sagte, die von Liu und Kollegen durchgeführte Studie sei eine ?sehr gut durchgeführte Analyse?. Sie stärke das Vertrauen in die Sicherheit des langfristigen Kaffeekonsums, selbst bei Patienten mit Herzerkrankungen.
Kao hat vor kurzem ebenfalls eine Arbeit veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass ein höherer Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für Herzinsuffizienz verbunden ist. Bei Empfehlungen bleibt der Experte jedoch zurückhaltend.
?Ich bin vorsichtig mit der Aussage, dass Menschen ihren Kaffeekonsum erhöhen sollten, nur um ihr Überleben zu verbessern?, sagte Kao in einem schriftlichen Kommentar. ?Dennoch scheint es nicht schädlich zu sein, den Kaffeekonsum etwas zu erhöhen, solange man nicht dauerhaft mehr als sechs bis sieben Tassen pro Tag trinkt.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911288?src=WNL_mdplsfeat_220617_mscpedit_de&uac=389796AZ&impID=4341476&faf=1#vp_2
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