Mittwoch, 18. Dezember 2024
Martin Sonneborn stellt Fragen zu Syrien
che2001, 17:00h
... link (4 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 12. Dezember 2024
Krankenhausgesellschaft sieht ohne Syrer Betrieb von Kliniken gefährdet
che2001, 12:23h
Im Gesundheitswesent weckt die Vorstellung von Heimkehr der SyrerInnen im großen Stil Ängste vor Unterversorgung. Rund 5.000 syrische Medizinerinnen und Mediziner arbeiten in Deutschland. Gerade in den Krankenhäusern kleinerer Städte könnte es ohne diese Ärzte sowie Schwestern und Pfleger aus Syrien schwierig werden, den Betrieb aufrechtzuerhalten, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem "Spiegel". Ähnlich schätzt der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands die Lage ein. "Diese Menschen leisteten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland, und ihr Weggang hätte sicherlich spürbare Konsequenzen im deutschen Gesundheitssystem", so ein Sprecher gegenüber dem Magazin.
Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, betonte im Gespräch mit dem "Tagesspiegel", dass der Weggang syrischstämmiger Pflegekräfte in kleineren Seniorenheimen oder bei ambulanten Diensten dazu führen könnte, dass die erforderliche Personalquote unterschritten würde. Die Folge wären Aufnahmestopps für Pflegebedürftige. Die häufig gut integrierten Kräfte zu verlieren, wäre aus ihrer Sicht außerdem "nicht nur ein fachlicher, sondern auch ein emotionaler Verlust".
Ähnlich sieht es Verdi-Chef Frank Werneke. Rückführungen im großen Stil seien "gegen die Interessen der Menschen und übrigens auch gegen die Interessen der Arbeitswelt, zumindest in Teilen in Deutschlands", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Viele sind hier auf dem Arbeitsmarkt integriert und etabliert und auch wichtig für uns." Viele seien Verdi-Mitglieder geworden. Die Gewerkschaft vertritt auch die Interessen von Arbeitnehmern im Bereich Verkehr, Logistik und Sicherheit. In dieser Berufsgruppe sind die meisten Einwanderer aus Syrien beschäftigt. Hier liegt ihr Anteil bei 1,4 Prozent.
Expertin befürchtet Verzögerungen bei der Energiewende
Auch das Handwerk setzt seit Jahren viel Hoffnung auf syrische Migranten, gerade in der Ausbildung: Fast die Hälfte all derjenigen mit Fluchthintergrund, die bundesweit eine berufliche Ausbildung machen, machen diese im Handwerk, erklärt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auf Anfrage unserer Redaktion. 2023 waren das knapp 8.400 Menschen – etwa 2,5 Prozent aller Azubis im Handwerk. "Die Arbeitgeber im Handwerk erwarten, dass sie ihre syrischen Beschäftigten dauerhaft und verlässlich als wichtige Fachkräfte weiterbeschäftigen können", so der ZDH. Sie leisteten "einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dringender gesellschaftlicher Aufgaben" wie dem Wohnungsbau oder der Energiewende.
Rund 2.000 Syrer arbeiten Lydia Malin vom Institut der Deutschen Wirtschaft zufolge in Deutschland als Bauelektrik-Fachkraft – ein absoluter Mangelberuf. Schon heute könnten in diesem Bereich acht von zehn Stellen nicht besetzt werden, gibt sie gegenüber dem "Tagesspiegel" an. Ein "Nadelöhr für die Klimawende", wie sie sagt.
Das ohnehin von Personalnot geplagte Gastgewerbe beschäftigt aktuell rund 18.500 syrische Staatsangehörige sozialversicherungspflichtig. Sandra Warden, Geschäftsführerin im DEHOGA-Bundesverband, sagt auf Anfrage: "Wir gehen nach jetzigem Stand davon aus, dass Mitarbeitende, die in Deutschland ihren Lebensunterhalt verdienen und gut integriert sind, vor einer Rückkehr-Entscheidung zunächst die tatsächlichen Entwicklungen in Syrien genau beobachten und bewerten werden." Sollten sich viele für eine Rückkehr entscheiden – oder dazu gezwungen werden – könnte sich nicht nur die Frage stellen, wer uns operiert und die Solaranlage installiert, sondern auch, wer uns den Cappuccino serviert.
Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege, betonte im Gespräch mit dem "Tagesspiegel", dass der Weggang syrischstämmiger Pflegekräfte in kleineren Seniorenheimen oder bei ambulanten Diensten dazu führen könnte, dass die erforderliche Personalquote unterschritten würde. Die Folge wären Aufnahmestopps für Pflegebedürftige. Die häufig gut integrierten Kräfte zu verlieren, wäre aus ihrer Sicht außerdem "nicht nur ein fachlicher, sondern auch ein emotionaler Verlust".
Ähnlich sieht es Verdi-Chef Frank Werneke. Rückführungen im großen Stil seien "gegen die Interessen der Menschen und übrigens auch gegen die Interessen der Arbeitswelt, zumindest in Teilen in Deutschlands", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Viele sind hier auf dem Arbeitsmarkt integriert und etabliert und auch wichtig für uns." Viele seien Verdi-Mitglieder geworden. Die Gewerkschaft vertritt auch die Interessen von Arbeitnehmern im Bereich Verkehr, Logistik und Sicherheit. In dieser Berufsgruppe sind die meisten Einwanderer aus Syrien beschäftigt. Hier liegt ihr Anteil bei 1,4 Prozent.
Expertin befürchtet Verzögerungen bei der Energiewende
Auch das Handwerk setzt seit Jahren viel Hoffnung auf syrische Migranten, gerade in der Ausbildung: Fast die Hälfte all derjenigen mit Fluchthintergrund, die bundesweit eine berufliche Ausbildung machen, machen diese im Handwerk, erklärt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auf Anfrage unserer Redaktion. 2023 waren das knapp 8.400 Menschen – etwa 2,5 Prozent aller Azubis im Handwerk. "Die Arbeitgeber im Handwerk erwarten, dass sie ihre syrischen Beschäftigten dauerhaft und verlässlich als wichtige Fachkräfte weiterbeschäftigen können", so der ZDH. Sie leisteten "einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung dringender gesellschaftlicher Aufgaben" wie dem Wohnungsbau oder der Energiewende.
Rund 2.000 Syrer arbeiten Lydia Malin vom Institut der Deutschen Wirtschaft zufolge in Deutschland als Bauelektrik-Fachkraft – ein absoluter Mangelberuf. Schon heute könnten in diesem Bereich acht von zehn Stellen nicht besetzt werden, gibt sie gegenüber dem "Tagesspiegel" an. Ein "Nadelöhr für die Klimawende", wie sie sagt.
Das ohnehin von Personalnot geplagte Gastgewerbe beschäftigt aktuell rund 18.500 syrische Staatsangehörige sozialversicherungspflichtig. Sandra Warden, Geschäftsführerin im DEHOGA-Bundesverband, sagt auf Anfrage: "Wir gehen nach jetzigem Stand davon aus, dass Mitarbeitende, die in Deutschland ihren Lebensunterhalt verdienen und gut integriert sind, vor einer Rückkehr-Entscheidung zunächst die tatsächlichen Entwicklungen in Syrien genau beobachten und bewerten werden." Sollten sich viele für eine Rückkehr entscheiden – oder dazu gezwungen werden – könnte sich nicht nur die Frage stellen, wer uns operiert und die Solaranlage installiert, sondern auch, wer uns den Cappuccino serviert.
... link (2 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 5. Dezember 2024
Politische Einflussnahme auf das RKI?
che2001, 17:23h
Von Michael van den Heuvel, Medscape
„Die Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) in der Bevölkerung ist in der 47. KW 2024 im Vergleich zur Vorwoche insbesondere in der Altersgruppe der Kinder bis 14 Jahre gestiegen“, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI). „Im ambulanten Bereich ist die Zahl der Arztbesuche wegen ARE … im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben.“
Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren wurden in 77 aller 146 untersuchten Proben respiratorische Viren gefunden, darunter Rhinoviren (26%), Parainfluenzaviren (9%), SARS-CoV-2 und Adenoviren (jeweils 7%), humane saisonale Coronaviren (5%) und Influenza A- oder B-Viren (2%). Respiratorische Synzytialviren (RSV), humane Metapneumoviren (hMPV) und Influenza C-Viren wurden mit jeweils 1 % nachgewiesen.
SARS-CoV-2: Zu späte Absenkung der Risikostufe durch politische Einflussnahme?
Im Februar 2022 wollte das Robert-Koch-Institut die Coronarisikobewertung von „sehr hoch“ auf „hoch“ herabstufen, was wohl vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter Karl Lauterbach abgelehnt wurde. Drüber berichten die Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR. Im Artikel heißt es, der Minister habe dem RKI mitgeteilt, eine Herabstufung der Risikobewertung sei „politisch nicht gewünscht“.
Lauterbach entgegnet, diese Entscheidung sei angesichts der weiterhin hohen COVID-19-Mortalität gerechtfertigt gewesen, um keinen falschen Eindruck von Sicherheit zu vermitteln. „Hätten wir im Februar 2022 die Risikostufe bereits herabgesetzt, als zum Teil noch hunderte Menschen am Tag an COVID-19 gestorben sind, wäre das ein Fehler gewesen. Daher haben RKI und das BMG die Herabstufung damals zu Recht verschoben“, schreibt der Gesundheitsminister auf X.
Kritiker, insbesondere aus den Reihen der FDP, werfen Lauterbach vor, das RKI politisch beeinflusst und die Öffentlichkeit über dessen Unabhängigkeit getäuscht zu haben. Sie fordern neben Lauterbachs Rücktritt auch einen Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der damaligen Corona-Politik.
SARS-CoV-2: Pharmakotherapien gegen Long-COVID
Bislang fehlen immer noch evidenzbasierte Long-COVID-Therapien. Wie ist der Stand der Forschung? Medscape.com fasst einige der wichtigsten Studien zusammen.
Naltrexon: Eine Studie hat ergeben, dass sich sowohl Müdigkeit als auch Schmerzen bei Patienten, die niedrig dosiertes Naltrexon bekamen, verbessert haben. In einer weiteren Studie konnten Forscher zeigen, dass niedrig dosiertes Naltrexon Müdigkeit, schlechte Schlafqualität, Gehirnnebel, Unwohlsein nach Anstrengung und Kopfschmerzen zu verbessern scheint.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Letztes Jahr fanden Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Long-COVID und einem niedrigeren Serotoninspiegel im Körper. Eine Studie ergab, dass SSRI zu einer „erheblichen Verringerung der Symptome“ führten, insbesondere von Gehirnnebel und Müdigkeit – bei insgesamt besserer körperlicher Funktionalität.
Modafinil: Einem Review zufolge scheint Modafinil ebenfalls typische Symptome abzumildern. Das Medikament wurde jedoch bei Patienten mit Long-COVID nicht umfassend untersucht und hat zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Metformin: Eine Studie hat ergeben, dass Metformin das Risiko von Long-COVID bei Patienten verringern kann, falls sie den Wirkstoff bereits zum Zeitpunkt der Infektion einnehmen. Bei Patienten, die an Long-COVID und erst dann Metformin bekommen, scheint der Arzneistoff aber kaum wirksam zu sein.
Antihistaminika: In der Literatur sind auch Hinweise zu finden, dass sich die Long- COVID-Symptome bei 29% der Patienten durch Antihistaminika bessern.
SARS-CoV-2: Psychotherapien und Reha-Sport gegen Long-COVID
Eine kognitive Verhaltenstherapie und ein Programm zur körperlichen und geistigen Rehabilitation lindern wahrscheinlich die Symptome von Long-COVID. Der Effekt fällt jedoch bescheiden aus, wie eine Review jetzt zeigt.
Die Autoren fanden bei ihrer Recherche 24 methodisch geeignete Studien mit insgesamt 3.695 Patienten, in denen Medikamente, körperliche Aktivität oder Rehabilitation, Verhaltensinterventionen, Ernährungsinterventionen, medizinische Geräte und Technologien sowie Kombinationen aus körperlicher Bewegung und psychischer Rehabilitation untersucht wurden.
Sie fanden Hinweise, dass ein Online-Programm zur kognitiven Verhaltenstherapie im Vergleich zur Standard-Versorgung wahrscheinlich die Müdigkeit verringert und die Konzentration verbessert. Und ein ärztlich geleitetes Online-Rehabilitationsprogramm schien die Gesundheit bzw. die Lebensqualität zu verbessern und Symptome einer Depression zu lindern.
Auch fanden die Autoren Hinweise, dass intermittierendes aerobes Training 3- bis 5-mal pro Woche über 4-6 Wochen hinweg die körperliche Funktion im Vergleich zu kontinuierlichem aerobem Training verbessert.
Ihre Recherche förderte keine stichhaltigen Belege für die Wirksamkeit von Probiotika und Präbiotika, Coenzym Q10, Gehirntraining, transkranieller Gleichstromstimulation, Atemmuskeltraining (IMT, Inspriationsmuskeltraining), hyperbare Sauerstofftherapie und einer Aufklärungs-App zu Tage.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sich die Symptome wahrscheinlich verbessern, wenn Patienten mit Long-COVID ein kognitives Verhaltenstherapieprogramm oder ein Programm zur körperlichen und geistigen Rehabilitation angeboten wird“, so das Fazit der Wissenschaftler.
SARS-CoV-2: Pilotstudie zu TENS gegen Long-COVID
Auf der Suche nach weiteren Interventionen haben Forscher die Wirkung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) bei Fibromyalgie-ähnlichen Symptomen untersucht. Eingeschlossen wurden 25 Personen mit Long-COVID, die vor allem Muskel-Skelett-Schmerzen, Müdigkeit und/oder Gangstörungen als vorherrschende Beschwerden hatten.
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einem TENS-Gerät mit hoher (Interventionsgruppe, IG) oder niedriger (Placebogruppe, PG) Impulsstärke zugewiesen. Beide Gruppen erhielten 4 Wochen lang täglich 3-5 Stunden TENS-Therapie.
Das Brief Pain Inventory zur funktionellen Beeinträchtigung durch Schmerzen (BPI-I) und zur Schmerzstärke (BPI-S) wurden herangezogen, um Veränderungen zu quantifizieren. Der Global Fatigue Index (GFI) bewertete die funktionelle Beeinträchtigung durch Müdigkeit. Auch wurden Gangparameter bei 3 Gehaufgaben bewertet.
Nach 4 Wochen zeigten Teilnehmer der IG einen stärkeren Rückgang des BPI-I im Vergleich zur PG (mittlere Differenz 2,61, p=0,008). Bei ihnen verbesserten sich verschiedene Gangparameter um 4% bis 10%.
Bei Teilnehmern, welche Diagnosekriterien für Fibromyalgie des American College of Rheumatology aus dem Jahr 2010 erfüllten und sich der intensiven TENS-Behandlung unterzogen hatten, besserten sich nach 4 Wochen die Beschwerden; ihr GFI veränderte sich im Mittel um 6,08 Punkte (p=0,005).
„Die tägliche TENS-Therapie hat Potenzial zur Verringerung funktioneller Störungen durch Schmerzen, Müdigkeit und Gangveränderungen bei Personen mit Long-COVID“, resümieren die Autoren. Sie weisen aber darauf hin, es sei wichtig, in künftige Studien mehr Probanden einzuschließen und den Interventionszeitraum zu verlänge
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4914470#vp_2
„Die Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) in der Bevölkerung ist in der 47. KW 2024 im Vergleich zur Vorwoche insbesondere in der Altersgruppe der Kinder bis 14 Jahre gestiegen“, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI). „Im ambulanten Bereich ist die Zahl der Arztbesuche wegen ARE … im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben.“
Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren wurden in 77 aller 146 untersuchten Proben respiratorische Viren gefunden, darunter Rhinoviren (26%), Parainfluenzaviren (9%), SARS-CoV-2 und Adenoviren (jeweils 7%), humane saisonale Coronaviren (5%) und Influenza A- oder B-Viren (2%). Respiratorische Synzytialviren (RSV), humane Metapneumoviren (hMPV) und Influenza C-Viren wurden mit jeweils 1 % nachgewiesen.
SARS-CoV-2: Zu späte Absenkung der Risikostufe durch politische Einflussnahme?
Im Februar 2022 wollte das Robert-Koch-Institut die Coronarisikobewertung von „sehr hoch“ auf „hoch“ herabstufen, was wohl vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter Karl Lauterbach abgelehnt wurde. Drüber berichten die Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR. Im Artikel heißt es, der Minister habe dem RKI mitgeteilt, eine Herabstufung der Risikobewertung sei „politisch nicht gewünscht“.
Lauterbach entgegnet, diese Entscheidung sei angesichts der weiterhin hohen COVID-19-Mortalität gerechtfertigt gewesen, um keinen falschen Eindruck von Sicherheit zu vermitteln. „Hätten wir im Februar 2022 die Risikostufe bereits herabgesetzt, als zum Teil noch hunderte Menschen am Tag an COVID-19 gestorben sind, wäre das ein Fehler gewesen. Daher haben RKI und das BMG die Herabstufung damals zu Recht verschoben“, schreibt der Gesundheitsminister auf X.
Kritiker, insbesondere aus den Reihen der FDP, werfen Lauterbach vor, das RKI politisch beeinflusst und die Öffentlichkeit über dessen Unabhängigkeit getäuscht zu haben. Sie fordern neben Lauterbachs Rücktritt auch einen Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der damaligen Corona-Politik.
SARS-CoV-2: Pharmakotherapien gegen Long-COVID
Bislang fehlen immer noch evidenzbasierte Long-COVID-Therapien. Wie ist der Stand der Forschung? Medscape.com fasst einige der wichtigsten Studien zusammen.
Naltrexon: Eine Studie hat ergeben, dass sich sowohl Müdigkeit als auch Schmerzen bei Patienten, die niedrig dosiertes Naltrexon bekamen, verbessert haben. In einer weiteren Studie konnten Forscher zeigen, dass niedrig dosiertes Naltrexon Müdigkeit, schlechte Schlafqualität, Gehirnnebel, Unwohlsein nach Anstrengung und Kopfschmerzen zu verbessern scheint.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Letztes Jahr fanden Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Long-COVID und einem niedrigeren Serotoninspiegel im Körper. Eine Studie ergab, dass SSRI zu einer „erheblichen Verringerung der Symptome“ führten, insbesondere von Gehirnnebel und Müdigkeit – bei insgesamt besserer körperlicher Funktionalität.
Modafinil: Einem Review zufolge scheint Modafinil ebenfalls typische Symptome abzumildern. Das Medikament wurde jedoch bei Patienten mit Long-COVID nicht umfassend untersucht und hat zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Metformin: Eine Studie hat ergeben, dass Metformin das Risiko von Long-COVID bei Patienten verringern kann, falls sie den Wirkstoff bereits zum Zeitpunkt der Infektion einnehmen. Bei Patienten, die an Long-COVID und erst dann Metformin bekommen, scheint der Arzneistoff aber kaum wirksam zu sein.
Antihistaminika: In der Literatur sind auch Hinweise zu finden, dass sich die Long- COVID-Symptome bei 29% der Patienten durch Antihistaminika bessern.
SARS-CoV-2: Psychotherapien und Reha-Sport gegen Long-COVID
Eine kognitive Verhaltenstherapie und ein Programm zur körperlichen und geistigen Rehabilitation lindern wahrscheinlich die Symptome von Long-COVID. Der Effekt fällt jedoch bescheiden aus, wie eine Review jetzt zeigt.
Die Autoren fanden bei ihrer Recherche 24 methodisch geeignete Studien mit insgesamt 3.695 Patienten, in denen Medikamente, körperliche Aktivität oder Rehabilitation, Verhaltensinterventionen, Ernährungsinterventionen, medizinische Geräte und Technologien sowie Kombinationen aus körperlicher Bewegung und psychischer Rehabilitation untersucht wurden.
Sie fanden Hinweise, dass ein Online-Programm zur kognitiven Verhaltenstherapie im Vergleich zur Standard-Versorgung wahrscheinlich die Müdigkeit verringert und die Konzentration verbessert. Und ein ärztlich geleitetes Online-Rehabilitationsprogramm schien die Gesundheit bzw. die Lebensqualität zu verbessern und Symptome einer Depression zu lindern.
Auch fanden die Autoren Hinweise, dass intermittierendes aerobes Training 3- bis 5-mal pro Woche über 4-6 Wochen hinweg die körperliche Funktion im Vergleich zu kontinuierlichem aerobem Training verbessert.
Ihre Recherche förderte keine stichhaltigen Belege für die Wirksamkeit von Probiotika und Präbiotika, Coenzym Q10, Gehirntraining, transkranieller Gleichstromstimulation, Atemmuskeltraining (IMT, Inspriationsmuskeltraining), hyperbare Sauerstofftherapie und einer Aufklärungs-App zu Tage.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sich die Symptome wahrscheinlich verbessern, wenn Patienten mit Long-COVID ein kognitives Verhaltenstherapieprogramm oder ein Programm zur körperlichen und geistigen Rehabilitation angeboten wird“, so das Fazit der Wissenschaftler.
SARS-CoV-2: Pilotstudie zu TENS gegen Long-COVID
Auf der Suche nach weiteren Interventionen haben Forscher die Wirkung der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) bei Fibromyalgie-ähnlichen Symptomen untersucht. Eingeschlossen wurden 25 Personen mit Long-COVID, die vor allem Muskel-Skelett-Schmerzen, Müdigkeit und/oder Gangstörungen als vorherrschende Beschwerden hatten.
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einem TENS-Gerät mit hoher (Interventionsgruppe, IG) oder niedriger (Placebogruppe, PG) Impulsstärke zugewiesen. Beide Gruppen erhielten 4 Wochen lang täglich 3-5 Stunden TENS-Therapie.
Das Brief Pain Inventory zur funktionellen Beeinträchtigung durch Schmerzen (BPI-I) und zur Schmerzstärke (BPI-S) wurden herangezogen, um Veränderungen zu quantifizieren. Der Global Fatigue Index (GFI) bewertete die funktionelle Beeinträchtigung durch Müdigkeit. Auch wurden Gangparameter bei 3 Gehaufgaben bewertet.
Nach 4 Wochen zeigten Teilnehmer der IG einen stärkeren Rückgang des BPI-I im Vergleich zur PG (mittlere Differenz 2,61, p=0,008). Bei ihnen verbesserten sich verschiedene Gangparameter um 4% bis 10%.
Bei Teilnehmern, welche Diagnosekriterien für Fibromyalgie des American College of Rheumatology aus dem Jahr 2010 erfüllten und sich der intensiven TENS-Behandlung unterzogen hatten, besserten sich nach 4 Wochen die Beschwerden; ihr GFI veränderte sich im Mittel um 6,08 Punkte (p=0,005).
„Die tägliche TENS-Therapie hat Potenzial zur Verringerung funktioneller Störungen durch Schmerzen, Müdigkeit und Gangveränderungen bei Personen mit Long-COVID“, resümieren die Autoren. Sie weisen aber darauf hin, es sei wichtig, in künftige Studien mehr Probanden einzuschließen und den Interventionszeitraum zu verlänge
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4914470#vp_2
... link (3 Kommentare) ... comment
Dienstag, 26. November 2024
Nicht ohne: Die Merkel-Memoiren
che2001, 11:10h
Für die aktuelle CDU durchaus eine Herausforderung
https://www.gmx.net/magazine/politik/inland/merkels-memoiren-vermaechtnis-bergen-zuendstoff-40386574
https://www.gmx.net/magazine/politik/inland/merkels-memoiren-vermaechtnis-bergen-zuendstoff-40386574
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 22. November 2024
Freiheit für Boualem Sansal!
che2001, 11:02h
https://bersarin.wordpress.com/2024/11/22/das-leben-von-boualem-sansal/#like-39206
https://www.youtube.com/watch?v=88iJIGBWzNs
https://www.medimops.de/boualem-sansal-2084-das-ende-der-welt-gebundene-ausgabe-M03875363213.html?variant=UsedAcceptable&creative=&sitelink=&gclid=EAIaIQobChMIua7K3dfviQMVcA4GAB3_4ATFEAQYAiABEgL4O_D_BwE&utm_source=PSM&utm_medium=cpc&utm_campaign=DE_BM_OUT_WEB_ALL_SHO_KOO-PMX_MR-10%20&gad_source=1
https://www.youtube.com/watch?v=88iJIGBWzNs
https://www.medimops.de/boualem-sansal-2084-das-ende-der-welt-gebundene-ausgabe-M03875363213.html?variant=UsedAcceptable&creative=&sitelink=&gclid=EAIaIQobChMIua7K3dfviQMVcA4GAB3_4ATFEAQYAiABEgL4O_D_BwE&utm_source=PSM&utm_medium=cpc&utm_campaign=DE_BM_OUT_WEB_ALL_SHO_KOO-PMX_MR-10%20&gad_source=1
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 6. November 2024
Trump again
che2001, 16:34h
Gott ogott. Situation normal all fucked up.
... link (6 Kommentare) ... comment
Dienstag, 29. Oktober 2024
Was tun gegen Rechtsruck?
che2001, 16:28h
Liebe Mitstreiterinnen, Bündnispartnerinnen, Freund*innen und Interessierte,
es ist uns eine Freude, Sie zu unserer Podiumsdiskussion "Neue rechte Normalität trotz Demokratie? Zum Umgang mit dem politischen Rechtsruck" einzuladen. Am 26. November 2024 um 18 Uhr treffen wir uns in der Warenannahme des Kulturzentrums Faust in Hannover, um gemeinsam mit Expert*innen aus der Zivilgesellschaft und Politik über die besorgniserregenden Entwicklungen der letzten Monate zu diskutieren.
In den letzten Jahren wurde regelmäßig vor dem Erstarken der extremen Rechten und einem bevorstehenden Rechtsruck in Deutschland gewarnt. Die jüngsten Entwicklungen zeigen jedoch, dass dieser Rechtsruck längst Realität ist. Die Wahlerfolge der AfD bei den letzten Landtagswahlen und die nahezu wöchentlich geführten migrationsfeindlichen Diskussionen in den Medien belegen dies. Rassismus und Demokratieverachtung sind für immer mehr Teile der Gesellschaft keine Tabus mehr, sondern gelebter Alltag. Was für die einen zur Normalität wird, hat für andere Menschen schwerwiegende, teils fatale Konsequenzen.
Wir möchten bei unserer Podiumsdiskussion nicht nur die politischen Entwicklungen erörtern, sondern auch denjenigen eine Stimme geben, die von Rassismus betroffen sind. Ebenso wollen wir Menschen zu Wort kommen lassen, die sich im Alltag mutig gegen diese Entwicklungen stellen.
Es diskutieren:
Josina Monteiro (Dipl. Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin, aktiv bei der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, Erfurt)
Massimo Perinelli (Referent für Migration, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin)
Uta Saenger (Aktiv bei der Initiative OMAS GEGEN RECHTS, Hannover)
André Bock (Innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag)
Die Moderation übernimmt Türkân Deniz-Roggenbuck, Journalistin und Diversity-Trainerin.
Veranstaltungsdetails:
Datum: 26. November 2024
Zeit: 18:00 Uhr (Dauer ca. 2 Stunden)
Ort: Warenannahme, Kulturzentrum Faust, Hannover
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kleine Erfrischungen stehen zur Verfügung.
Die Veranstaltung wird von der Initiative für Internationalen Kulturaustausch e.V. (IIK) im Rahmen des Projekts Move4Change organisiert, in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem Runden Tisch für Gleichberechtigung gegen Rassismus, im Rahmen des Bündnisses "Menschenrechte grenzenlos"
es ist uns eine Freude, Sie zu unserer Podiumsdiskussion "Neue rechte Normalität trotz Demokratie? Zum Umgang mit dem politischen Rechtsruck" einzuladen. Am 26. November 2024 um 18 Uhr treffen wir uns in der Warenannahme des Kulturzentrums Faust in Hannover, um gemeinsam mit Expert*innen aus der Zivilgesellschaft und Politik über die besorgniserregenden Entwicklungen der letzten Monate zu diskutieren.
In den letzten Jahren wurde regelmäßig vor dem Erstarken der extremen Rechten und einem bevorstehenden Rechtsruck in Deutschland gewarnt. Die jüngsten Entwicklungen zeigen jedoch, dass dieser Rechtsruck längst Realität ist. Die Wahlerfolge der AfD bei den letzten Landtagswahlen und die nahezu wöchentlich geführten migrationsfeindlichen Diskussionen in den Medien belegen dies. Rassismus und Demokratieverachtung sind für immer mehr Teile der Gesellschaft keine Tabus mehr, sondern gelebter Alltag. Was für die einen zur Normalität wird, hat für andere Menschen schwerwiegende, teils fatale Konsequenzen.
Wir möchten bei unserer Podiumsdiskussion nicht nur die politischen Entwicklungen erörtern, sondern auch denjenigen eine Stimme geben, die von Rassismus betroffen sind. Ebenso wollen wir Menschen zu Wort kommen lassen, die sich im Alltag mutig gegen diese Entwicklungen stellen.
Es diskutieren:
Josina Monteiro (Dipl. Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin, aktiv bei der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, Erfurt)
Massimo Perinelli (Referent für Migration, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin)
Uta Saenger (Aktiv bei der Initiative OMAS GEGEN RECHTS, Hannover)
André Bock (Innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag)
Die Moderation übernimmt Türkân Deniz-Roggenbuck, Journalistin und Diversity-Trainerin.
Veranstaltungsdetails:
Datum: 26. November 2024
Zeit: 18:00 Uhr (Dauer ca. 2 Stunden)
Ort: Warenannahme, Kulturzentrum Faust, Hannover
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kleine Erfrischungen stehen zur Verfügung.
Die Veranstaltung wird von der Initiative für Internationalen Kulturaustausch e.V. (IIK) im Rahmen des Projekts Move4Change organisiert, in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und dem Runden Tisch für Gleichberechtigung gegen Rassismus, im Rahmen des Bündnisses "Menschenrechte grenzenlos"
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 17. Oktober 2024
Zum Stand der sicherheits- und asylpolitischen Debatte
che2001, 18:30h
Beitrag von Dr. Thomas Hohlfeld, MdB.
"Liebe Interessierte,
morgen früh stellt die Ampel-Koalition ihr Un-Sicherheitspaket zur Abstimmung. Die Debatte läuft ab 9 Uhr.
DIE LINKE stellt dem einen Entschließungsantrag zur Verteidigung des individuellen Asylrechts, zur Bekämpfung von Fluchtursachen statt Flüchtlingen und zur sofortigen Aufhebung der unionsrechtswidrigen Grenzkontrollen entgegen. Ich habe diesen Antrag, der auch auf die unsägliche Debatte zum Asyl- und Migrationsrecht seit "Solingen" eingeht, zur Kenntnis angehangen. Er ist auch hier verfügbar:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013414.pdf
Nach jetzigem Stand wird es (mindestens) neun (!) namentliche Abstimmungen zum Thema geben: Neben den beiden Gesetzentwürfen der Ampel sollen auch diverse Entschließungs- und Änderungsanträge der Union und der AfD namentlich abgestimmt werden. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob es jemals schon einmal eine solche Anzahl von namentlichen Abstimmungen zu einem einzigen Thema im Bundestag gegeben hat - der Vorgang illustriert, wie grotesk das Asylthema zur Polarisierung der Gesellschaft und zu Wahlkampfzwecken politisch "hochgezogen" wird.
Während die Koalition durch namentliche Abstimmungen mögliche "AbweichlerInnen" in den eigenen Reihen "disziplinieren" will, möchte die Union die Ampel vorführen, indem sie auf einzelne Stimmen aus den Reihen der FDP für ihre Anträge hofft. Und die AfD hat die Abstimmung ohnehin schon "gewonnen", bestimmt sie mit ihren radikalen Forderungen doch längst den Diskurs und das Handeln der politischen Akteure in Regierung und Opposition.
Wie sehr die Union in der Asylpolitik inzwischen deckungsgleich mit der AfD ist, lässt sich beispielhaft an diesen Entschließungsanträgen nachvollziehen:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013415.pdf (ein Sammelsurium an allen Verschärfungen, die die Union in der letzten Zeit gefordert hat) und:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013417.pdf (ein Antrag zur Umsetzung der Forderung von Merz, das EU-Asylrecht auszusetzen und alle Schutzsuchenden zurückzuweisen, im Wortlaut: "Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung daher zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und zum Schutz der inneren Sicherheit in Deutschland im Sinne von Artikel 72 AEUV auf, gemäß Artikel 16a Absatz 2 GG und § 18 Absatz 2 Asylgesetz umfassende Zurückweisungen von Personen ohne Recht zur Einreise vorzunehmen").
Dass die Union an dieser Forderung festhält, obwohl Deutschland erst am Dienstag wegen der Zurückweisung eines Syrers (ohne vorherige individuelle Prüfung möglicher Gefährdungen und ohne effektiven Rechtsschutz) vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt wurde (Urteil anbei), ist bemerkenswert und zeigt erneut, wie sehr die Union inzwischen dazu bereit ist, geltendes internationales und EU-Recht und verbindliche Rechtsprechung zu ignorieren - ganz nach ungarisch/polnischem Vorbild...
In der gestrigen Innenausschuss-Sitzung ließ sich auch durch mehrfaches Nachfragen leider nicht herausfinden, wie genau sich das BMI die "freiwillige" Ausreise / Selbstüberstellung mit "Laissez-passer"-Papieren vorstellt und ob sie davon ausgeht, dass auf einmal eine große Rücknahmebereitschaft der anderen Mitgliedstaaten vorliegen wird, wenn Deutschland die Geflüchteten nicht per Abschiebeflug sondern per Ausreisepapier auf die Rückreise schicken will...
Nur so viel:
Die SPD war der Meinung, dass "Leistungsausschluss" ein falscher Begriff sei, denn ein Leistungsanspruch bestehe ja - in Europa...
Die CDU/CSU war der Meinung, die Leistungskürzungen [sie sprach von "Kürzungen", obwohl es ein Ausschluss ist, egal] seien nicht wirksam, weil nun das BAMF im Einzelfall prüfen müsse.
Die FDP meinte hingegen, die geplante Regelung bleibe auch nach dem Änderungsantrag im Wesentlichen so, wie sie ursprünglich eingebracht wurde, denn das BAMF prüfe die Möglichkeit der Ausreise immer zugleich mit dem Dublin-Bescheid (siehe dazu meine letzte Rundmail).
Während die AfD die "Kürzungen" (s.o.) begrüßte ("wird auch Zeit"), kritisierten die Grünen, dass eine Verelendung von Menschen schon aus Sicherheitsgründen nicht gewollt sein könne (obwohl sie ja genau das mitbeschlossen haben - es gab keine Gegenstimmen in den Reihen der Ampel im Ausschuss).
Allein die LINKE widersprach der geplanten Ausschluss-Regelung, auch mit Verweis auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, die aber - wie schon mal dargelegt - in der Gesetzesbegründung mit keinem einzigen Wort erwähnt wird.
Die Beschlussempfehlung des Innenausschusses (inklusive des Änderungsantrags der Koalition) zum Un-Sicherheitspaket findet sich hier: https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013413.pdf.
Es gab noch einen kleinen "Eklat" im Innenausschuss: Die Ampelfraktionen haben mit ihrer Mehrheit verhindert, dass die Union ihre Anträge zum Thema debattieren und im Ausschuss abstimmen lassen konnte - inhaltlich ist das nicht schade, aber zugleich ein zutiefst undemokratisches Vorgehen, das die Rechte der Opposition massiv verletzt (nicht de jure, aber in der Sache). Die Anträge der Union wurden auch in den Wochen zuvor schon von der Tagesordnung gestimmt - da hieß es zur Begründung noch, die Anträge sollten zusammen mit den Gesetzentwürfen der Ampel debattiert werden. Jetzt lautete die (absurde) Begründung, dass die gesellschaftliche zum Thema ja noch andauere und dass insbesondere die FDP prüfen wolle, ob man den einen oder anderen Vorschlag der Union noch aufnehmen könne.
In Wahrheit wollte die Ampel verhindern, dass einzelne Abgeordnete der FDP den Anträgen der Union zustimmen - mit dem Ergebnis, dass die Unionsanträge nahezu wortgleich noch einmal als Entschließungsanträge ins Plenum eingebracht wurden und es jetzt erst recht namentliche Abstimmungen dazu geben wird (siehe oben)...
Soweit der heutige Bericht aus dem Tollhaus.
Beste Grüße
Thomas Hohlfeld
-----------------------------------------------------------------
Thomas Hohlfeld
Referent für Migrationspolitik
Gruppe Die Linke im Bundestag"
"Liebe Interessierte,
morgen früh stellt die Ampel-Koalition ihr Un-Sicherheitspaket zur Abstimmung. Die Debatte läuft ab 9 Uhr.
DIE LINKE stellt dem einen Entschließungsantrag zur Verteidigung des individuellen Asylrechts, zur Bekämpfung von Fluchtursachen statt Flüchtlingen und zur sofortigen Aufhebung der unionsrechtswidrigen Grenzkontrollen entgegen. Ich habe diesen Antrag, der auch auf die unsägliche Debatte zum Asyl- und Migrationsrecht seit "Solingen" eingeht, zur Kenntnis angehangen. Er ist auch hier verfügbar:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013414.pdf
Nach jetzigem Stand wird es (mindestens) neun (!) namentliche Abstimmungen zum Thema geben: Neben den beiden Gesetzentwürfen der Ampel sollen auch diverse Entschließungs- und Änderungsanträge der Union und der AfD namentlich abgestimmt werden. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob es jemals schon einmal eine solche Anzahl von namentlichen Abstimmungen zu einem einzigen Thema im Bundestag gegeben hat - der Vorgang illustriert, wie grotesk das Asylthema zur Polarisierung der Gesellschaft und zu Wahlkampfzwecken politisch "hochgezogen" wird.
Während die Koalition durch namentliche Abstimmungen mögliche "AbweichlerInnen" in den eigenen Reihen "disziplinieren" will, möchte die Union die Ampel vorführen, indem sie auf einzelne Stimmen aus den Reihen der FDP für ihre Anträge hofft. Und die AfD hat die Abstimmung ohnehin schon "gewonnen", bestimmt sie mit ihren radikalen Forderungen doch längst den Diskurs und das Handeln der politischen Akteure in Regierung und Opposition.
Wie sehr die Union in der Asylpolitik inzwischen deckungsgleich mit der AfD ist, lässt sich beispielhaft an diesen Entschließungsanträgen nachvollziehen:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013415.pdf (ein Sammelsurium an allen Verschärfungen, die die Union in der letzten Zeit gefordert hat) und:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013417.pdf (ein Antrag zur Umsetzung der Forderung von Merz, das EU-Asylrecht auszusetzen und alle Schutzsuchenden zurückzuweisen, im Wortlaut: "Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung daher zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und zum Schutz der inneren Sicherheit in Deutschland im Sinne von Artikel 72 AEUV auf, gemäß Artikel 16a Absatz 2 GG und § 18 Absatz 2 Asylgesetz umfassende Zurückweisungen von Personen ohne Recht zur Einreise vorzunehmen").
Dass die Union an dieser Forderung festhält, obwohl Deutschland erst am Dienstag wegen der Zurückweisung eines Syrers (ohne vorherige individuelle Prüfung möglicher Gefährdungen und ohne effektiven Rechtsschutz) vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt wurde (Urteil anbei), ist bemerkenswert und zeigt erneut, wie sehr die Union inzwischen dazu bereit ist, geltendes internationales und EU-Recht und verbindliche Rechtsprechung zu ignorieren - ganz nach ungarisch/polnischem Vorbild...
In der gestrigen Innenausschuss-Sitzung ließ sich auch durch mehrfaches Nachfragen leider nicht herausfinden, wie genau sich das BMI die "freiwillige" Ausreise / Selbstüberstellung mit "Laissez-passer"-Papieren vorstellt und ob sie davon ausgeht, dass auf einmal eine große Rücknahmebereitschaft der anderen Mitgliedstaaten vorliegen wird, wenn Deutschland die Geflüchteten nicht per Abschiebeflug sondern per Ausreisepapier auf die Rückreise schicken will...
Nur so viel:
Die SPD war der Meinung, dass "Leistungsausschluss" ein falscher Begriff sei, denn ein Leistungsanspruch bestehe ja - in Europa...
Die CDU/CSU war der Meinung, die Leistungskürzungen [sie sprach von "Kürzungen", obwohl es ein Ausschluss ist, egal] seien nicht wirksam, weil nun das BAMF im Einzelfall prüfen müsse.
Die FDP meinte hingegen, die geplante Regelung bleibe auch nach dem Änderungsantrag im Wesentlichen so, wie sie ursprünglich eingebracht wurde, denn das BAMF prüfe die Möglichkeit der Ausreise immer zugleich mit dem Dublin-Bescheid (siehe dazu meine letzte Rundmail).
Während die AfD die "Kürzungen" (s.o.) begrüßte ("wird auch Zeit"), kritisierten die Grünen, dass eine Verelendung von Menschen schon aus Sicherheitsgründen nicht gewollt sein könne (obwohl sie ja genau das mitbeschlossen haben - es gab keine Gegenstimmen in den Reihen der Ampel im Ausschuss).
Allein die LINKE widersprach der geplanten Ausschluss-Regelung, auch mit Verweis auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, die aber - wie schon mal dargelegt - in der Gesetzesbegründung mit keinem einzigen Wort erwähnt wird.
Die Beschlussempfehlung des Innenausschusses (inklusive des Änderungsantrags der Koalition) zum Un-Sicherheitspaket findet sich hier: https://dserver.bundestag.de/btd/20/134/2013413.pdf.
Es gab noch einen kleinen "Eklat" im Innenausschuss: Die Ampelfraktionen haben mit ihrer Mehrheit verhindert, dass die Union ihre Anträge zum Thema debattieren und im Ausschuss abstimmen lassen konnte - inhaltlich ist das nicht schade, aber zugleich ein zutiefst undemokratisches Vorgehen, das die Rechte der Opposition massiv verletzt (nicht de jure, aber in der Sache). Die Anträge der Union wurden auch in den Wochen zuvor schon von der Tagesordnung gestimmt - da hieß es zur Begründung noch, die Anträge sollten zusammen mit den Gesetzentwürfen der Ampel debattiert werden. Jetzt lautete die (absurde) Begründung, dass die gesellschaftliche zum Thema ja noch andauere und dass insbesondere die FDP prüfen wolle, ob man den einen oder anderen Vorschlag der Union noch aufnehmen könne.
In Wahrheit wollte die Ampel verhindern, dass einzelne Abgeordnete der FDP den Anträgen der Union zustimmen - mit dem Ergebnis, dass die Unionsanträge nahezu wortgleich noch einmal als Entschließungsanträge ins Plenum eingebracht wurden und es jetzt erst recht namentliche Abstimmungen dazu geben wird (siehe oben)...
Soweit der heutige Bericht aus dem Tollhaus.
Beste Grüße
Thomas Hohlfeld
-----------------------------------------------------------------
Thomas Hohlfeld
Referent für Migrationspolitik
Gruppe Die Linke im Bundestag"
... link (1 Kommentar) ... comment
Dienstag, 15. Oktober 2024
Blick zurück nach noch nicht einem Jahrzehnt
che2001, 18:29h
... link (0 Kommentare) ... comment
Dienstag, 1. Oktober 2024
SPD - Bundestagsabgeordnete kritisieren den Kurs der eigenen Partei in der Asylpolitik
che2001, 11:51h
„Auch wir halten den Kurs, der gerade in der SPD in der Migrations- und Asylpolitik eingeschlagen wird, für falsch“
https://vorwaerts.de/inland/sicherheitspaket-wie-35-spd-abgeordnete-auf-den-offenen-brief-reagieren
https://vorwaerts.de/inland/sicherheitspaket-wie-35-spd-abgeordnete-auf-den-offenen-brief-reagieren
... link (0 Kommentare) ... comment
... nächste Seite