Freitag, 6. Juli 2007
Schweinepredigt zum Wochenende
Ach, was waren das für Zeiten, als Dotcomtod das reichweitenstärkste deutsche Blog und das wichtigste NE-kritische Medium war! Wir kehrten nicht nur das Unterste, Meistverschwiegene aus der Welt der VC-Spesenritter und Abenteuerspekulanten ins grelle Tageslicht, wir waren auch eine Community mit eigenen Regeln und eigenen Umgangsformen. Viele Boos und Finals verbreiteten nicht nur unbequeme Wahrheiten über eine öffentlich hochjazzte Branche, sondern erzählten eigene Geschichten, die sogenannten literarischen Boos mit ihren eigenen Helden und Antihelden. Eine der wichtigsten Figuren war die Prinzessin, eine überirdisch schöne, verwöhnte und zickige Frau, die den Don bei seinen Streifzügen am Rand der Abgründe der New Economy begleitete und selber diese Abgründe nicht wahrnahm. So, wie die New Economy in den bürgerlichen Medien und auf ihren Glitzerevents als tolle neue Hightech-Welt erschien, deren in Wirklichkeit morbider Charakter nur von Insidern wahrgenommen wurde, zeichneten wir sie als ein Otherland, eine Welt der Feen, Kobolde und Orks, das nur von erleuchteten Druiden wahrgenommen wurde. Zu den Wesenheiten dieser Welt zählte der Würgeengel, der sich meist kurz vor einer bevorstehenden Insolvenz manifestierte und bevorzugt Rostschutzmittel und Salpetersäure trank, der Bußprediger, der mit den Worten "Du sollst nicht NE-Firmen gründen in der Provinz!" aus seinem Zauberstab tödliche Plasmastrahlen verschoss und der Schweinepriester, der insolvente Unternehmen auf dem schwarzen Altar den Fürsten der Finsternis wie Azathoth, Baal Zaboth und Yog Sothoth opferte. Statt nüchterner Pleitemeldungen waren manche Boos kleine Geschichten, die teilweise in der düsteren Nebelwelt H.P.Lovecrafts und teilweise in Moers´schen Bizarrerien spielten und untereinander einen inneren Zusammenhang hatten. Nun las gerade ein Chef einer einstmals von mir gebooten Firma einen drei Jahre alten Beitrag und erstattete Strafanzeige, weil er den Schweinepriester nicht als literarische Figur erkannte, sondern auf sich selbst bezog. Ist es eigentlich beleidigend, zu sagen, dass jemand rein semantisch nicht in der Lage zum Verständnis eines literarischen Textes ist?

Muss ich fürchten, dass Don demnächst der EX-CEO einer vom Würgeengel erledigten Firma anzeigt, weil er Satanist ist?

Na ja, jedenfalls viel Spaß mit Schweinepriesters Abenteuern ;-)


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