Mittwoch, 18. Juli 2007
Bittersüße Parkromantik
Die Cupidi, Amorn und Satyrn, die seit der ausgehenden Renaissance und bis ins Rokoko die höfischen und später öffentlichen Parks, die Ballustraden von Schlössern unhd, in Holz geschnitzt, die Heckgalerien von Schiffen schmückten, neben Atlanten und Laocoonsgruppen als Charakterfiguren des Barock betrachtet werden und so unendlich weit von unserer heutigen Zeit scheinen, sollten nicht nur Lust und Triebhaftigkeit, sondern auch Vergänglichkeit ausdrücken, vor allem aber die Verbundenheit von beidem. Zum süßen Lustknaben waren Totenschädel und gekreuzte Knochen gleich mitgedacht, man fragte rhetorisch "Quis evadet?", und in einem Trinklied dieser Zeit hieß es: "Denn ist das Grab Dir tief und dumpf sein Druck, amorz nimm noch einen Schluck, und noch zwei drei mehr, dann stirbst Du nicht so schwer. Von jedem Becher, den Du leerst, trinkt schon der Wurm sein Teil." - Es mag sein, dass die Heiterkeit ohne düstere Seite, die Welt der Schäferspiele im Rokoko den Verlust des Bewusstseins der Dunklen Seite bedeutete, oder das manische Sich-darüber-Hinwegtäuschen eines Adels, dessen Herrschaft kurz vor dem Ende stand. Nun, heute sind die Figuren nur noch dekorative Elemente in einem Park, aber ich finde, dass keine moderne Dekorativplastik dem Maßstab dieser Alltagskunst gerecht wird. Was eher eine Aussage über unsere heutige Zivilisation bedeutet als eine über unsere Altvorderen.



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Medienverschwörung gegen Schröder?
Noch immer ist auf rebellmarkt folgendes Zitat zu lesen: "Ich bin stolz auf eine demokratische Kultur, mit der bewiesen worden ist, dass Medienmacht und Medienmanipulation das demokratische Selbstbewusstsein nicht erschüttern
Kanzler Gerhard Schröder am 18.9.05".

Ich würde so etwas auf meinem Blog nicht bringen, da ich Schröder als den Totengräber sozialdemokratischer Politik und den Wegbereiter des Neoliberalismus in Deutschland betrachte. Nichtsdetotrotz, eine Wahrheit kommt hier klar zum Ausdruck: Der eindeutige Rechtsschwenk der deutschen Medienlandschaft im Vorfeld der Bundestagswahl, dem ein höchst manipulativer Charakter zuzukommen scheint - ebenso übrigens, wie dem Schröderkult in den Medien vorher und der entstellenden Berichterstattung zum Kosovokrieg. Darüber ist jetzt ein Buch erschienen. Danke, jolly rogers, für den Hinweis!



http://sixty4raccoon.wordpress.com/2007/07/18/buchempfehlung/#comment-1091

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