Samstag, 8. November 2008
Das extrem proletarische Viertel
Der Stadtteil, in dem ich lebe hat ein altes Arbeiterviertel. Das Zusammenleben dort hat noch sehr viel mit einer sozialen Bindungen geschuldeten Gestaltung des öffentlichen Raums zu tun, wie man sie sonst nicht mehr findet. Da gibt es einen Platz, der, obwohl im innerstädtischen Bebauungsbereich gelegen, die Funktion eines Dorfplatzes besitzt und auf dem der Wochenmarkt stattfindet, und rund um diesen kleine Läden, eine Schreibwarenhandlung mit Lotto und Büchergrabbeltisch (was spricht eigentlich gegen Grisham-Bände für 1 Euro fuffzich?), eine Apotheke, ein türkischer Gemüseladen, eine polnische Schlachterei, eine Post, eine Volksbank, eine Sparkasse, alle Filialen so klein, dass man sie als “Läden” bezeichnen kann, ein Tabakladen und ein Supermarkt, der preislich deutlich unterhalb von Aldi positioniert ist. In den Geschäften herrscht noch Tante-Emma-Klima, überall hält man beim Einkauf ein Schwätzchen. Die Arbeiter, die dieses Viertel einmal geprägt haben, sind entweder ins Häuschen im Grünen gezogen oder schon in Rente, und so prägen in etwa gleichen Anteilen drei Gruppen das Viertel: Migranten, Studierende und Rentner. Der Mietpreis liegt hier im Schnitt bei 4 Euro pro Quadratmeter, der Kaufpreis um 1000 Euro bei fertigen Immobilien und bei 150 Euro pro Quadratmeter Bauland. Das Viertel gilt als eines der “Schlechteren”. Für mich ist es eines der Besten.

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