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Montag, 20. April 2009
Die Metaprogrammierung oder wieso barfuß über den Stoppelacker laufen die geile Sache an sich ist
che2001, 21:42h
Nach einer Kindheit, in der ich bei den Schulhofprügeleien immer derjenige gewesen war, der auf die Fresse bekam, war ich als junger Mann eine eher schwächliche Gestalt. Ein Freund beschrieb mich damals so; "ein kleines, unscheinbares schmales Männlein ohne Ausstrahlung, aber von großer innerer Schönheit." Ungefähr so erlebte ich mich auch selber, und im Grunde war das ganze Leben für mich ein embarrassing moment. Ich litt unter Heuschnupfen, chronischem Durchfall und einer Art Migräne und lebte sehr ungesund: Antisportler und Couch-Potato, dabei hoher Alkohol- und Zigarettenkonsum. Dennoch unternahm ich im Sommer mitunter Bergtouren, abenteuerliche Wüstentrips und schonte mich nicht, wenn es etwa um gefährliche Demosituationen ging. "Du bist der überzeugte Psychosomatiker und Hypochonder, aber wenn es was zu erleben gibt, ist Che auch bei den Sachen dabei, die den Fittesten aus den Socken hauen würden! Eine erstklassige Selbstverarsche." formulierte mein damaliger Mitbewohner Tom und traf den Nagel auf den Kopf.
Linderung brachte immerhin eine Akupunktur- und Eigenblutbehandlung, die meinen Heuschnupfen, der schon kurz vor der Entartung zu Asthma gewesen war wegzauberte.
Dann, so Anfang der 90er, setzte eine Entwicklung ein, die das alles total umkrempelte. Anlass war zunächst ein Sportkurs. Meine damalige politische Gruppe gehörte zu den Personenkreisen, die eine bundesweite Großdemo vorbereiteten, bei denen wir die ersten zwei Reihen bildeten, und wir rechneten mit Übergriffen der Polizei. Daher bereiteten wir uns auf gefährliche Demosituationen mit einem Selbstverteidigungskurs vor. Daraus entwickelte sich ein Selbstläufer, eine Kampfsportgruppe, die zweimal die Woche trainierte und in der Cassandra meine Dauer-Trainingspartnerin war. Später kam ein Karatekurs hinzu, ich fing wieder mit Bergsteigen an, diesmal aber mit wirklichem Klettern und trainierte die hierfür nötige Fitness und Kondition, indem ich zweimal die Woche die Muckibude aufsuchte. Dazu ging ich einmal die Woche in die Sauna.
Diese Kombination veränderte sowohl mein Körpergefühl als auch meine ganze Lebenseinstellung drastisch, auch meinen Gesundheitszustand. er chronische Durchfall war merkwürdigerweise verschwunden, nachdem ich mir bei einem meiner Wüstenabeneuer die Cholera eingefangen hatte - wahrscheinlich hatte diese mein Abwehrsystem ungeheuer mobilisiert. Beim Karate lernten wir, Schmerzen und Beleidigungen mit einem Lächeln hinzunehmen, und nach und nach wurde meine Art, mich den Herausforderungen des Alltags zu stellen umprogrammiert. Aus dem wehleidigen Psychosomatiker wurde ein lebensbejahender topfitter sportsman, der etwa von 1992 bis 2004 kein einziges Mal erkältet war. Ich würde tatsächlich davon sprechen, dass sich auch mein Charakter durch diese Entwicklung änderte. Wie nachhaltig diese Veränderung war, erlebte ich vor einigen Jahren, als ich nach einem schweren Unfall ins Klinikum eingeliefert wurde. Mit 4 Brüchen und zwei weiteren Verletzungen lag ich mit zwei Schläuchen im Körper auf einem 4-Bett-Zimmer, in dem ich der schwerstverletzte Patient war. Nur jammerte ich nicht, was meine Mitpatienten durchaus taten. Und ich glaube, der eigene Stolz darauf, mit welcher Zuversicht und Toughness ich diese Situation trug war wesentlich für den Heilerfolg. Die Ärzte prognostizierten mir eine bleibende Behinderung und meinten, mit dem Bergsteigen sei es aus. Tatsächlich machte ich ein halbes Jahr nach meiner letzten OP (es waren 3) mit einem Brgführer zusammen die öffentliche Erstbegehung eines neuen Klettersteiges. Jahre voller zuversichtlich ertragener Schmerzen und unermüdlichem Training brachten mich dazu, dass ich am Ende praktisch meine ursprüngliche Beweglichkeit wiedererlangt hatte. Zu danken hatte ich es sehr guter Physiotherapie und meiner eigenen Willensstärke und gelte als medizinisches Wunder. Inzwischen habe ich als offiziell "Schwerbehinderter" Felsüberhänge geklettert.
Die Umprogrammierung hat sich bezahlt gemacht.
Ähnliches erlebte Genossin Cassandra, die hier selbst zu Wort kommt:
"Es gibt keine gesunden Menschen, nur ungenügende Anamesen"- Zitat einer
Klinikumsoberäztin auf der Gynäkologie.
"Ich bin körperbehindert und zu
dickköpfig es zu akzeptieren. Wenn ich nicht so verdammt starrsinnig wäre
hätte ich das Sportprogramm, was dafür gesorgt hat, dass ich noch heute
ein normales Leben führen kann, niemals durchgezogen, sondern wäre heute vom
Wirbel T11 bis ganz unten mit 2 STANGEN versteift. Die wären neben die
Wirbelsäule implantiert worden. Und das klappt nicht mit Jammern, sondern
nur mit Klotzen.
Die Skoliose ist durch dieses Hammer-Programm übrigens fast weg- und das ist
angeblich nicht möglich.
Ich hatte vor Ewigkeiten mir mal die Schulter ausgerenkt und der
Physiotherapeut wollte absolut nicht glauben, dass ich Korsetträgerin
wegen
Skoliose gewsen sei. Ich hab dann die Narben von dem Mistding vorgezeigt.
Daraufhin hat er seinen Boss geholt und gemeinsam waren sie der Meinung "unglaublich!". Die versammelten Fachleute kamen zu dem Schluss, das seien
wohl so um die 10Grad Krümmung, und das hätte fast jeder.
Krankheit ist, unter was man selber leidet. Ich habe "Protodiabetes",
Skoliose und Hüftdysplasie, eine "trockene" Magersucht. Tolle Nummer, aber
ich leide unter nichts davon. Ein Problem kommt dann auf, wenn irgendein
Diabetes-Depp meint, mir so lange Druck machen zu müssen, bis ich lieber
wieder aufhöre zu essen.
Mein Gott, dann spritze ich halt in 20 Jahren. Mit "vernünftiger" Ernährung
könnte ich zwar mehr rausholen, aber es würde *jetzt* mich Lebensqualität
kosten. Denn diese "vernünftige" Ernährung tut so, als wäre das Problem
schon akut (Reduktion der Kohlenhydrate auf 15 BE pro Tag und KEINE
schnellen Zucker, zB aus Obst oder Schokolade oder meiner geliebten
Lakritze, mehr), und das brauche ich nicht wirklich.
Ich sage es ja schon ewig: wenn man mal so richtig mies behandelt werden
möchte, dann lege man sich Diabetes zu.
Und irgendjemand muss mir noch mal erklären, warum Selbstdisziplin böse ist.
Ja, ich trete mich jeden Morgen aus dem Bett, ich würd' auch lieber
liegenbleiben. Aber dieses selber-in-den-Arsch-treten hilft mir, das zu
erreichen, was ich erreichen will. Es schafft mir nämlich gelegentlich etwas
"time-out" im Lauf des Tages. Und, anerkennend das ich ein Morgenmuffel bin
und auf mein Bedürfnis nach einem ruhigen Aufwachen Rücksicht nehmend, stehe
ich halt früher auf, um in Ruhe duschen zu können. das führt zu
Internet-Zeiten von 5:30, ist aber ok.
Es geht dadrum, dass man mit seinen kleinen Schwächen umgehen lernt. Denn
die können einem selbst ganz schön auf die Nerven gehen.
Es hiess immer, dass ich mit 25 spätestens operiert werden müsse. Die
Korsettbehandlung ist übrigens in höchstem Masse Foucault: sie schreiben dir
sogar vor, wie du Sex haben darfst. Wenn du das nicht genauso machst
passieren ganz üble Dinge, jawoll.
Da stand immer die Sterilisation im Raum, ich dürfe eh niemals Kinder
kriegen. Na ja- erfolgreich getan, und noch lange nicht fertig!"
Linderung brachte immerhin eine Akupunktur- und Eigenblutbehandlung, die meinen Heuschnupfen, der schon kurz vor der Entartung zu Asthma gewesen war wegzauberte.
Dann, so Anfang der 90er, setzte eine Entwicklung ein, die das alles total umkrempelte. Anlass war zunächst ein Sportkurs. Meine damalige politische Gruppe gehörte zu den Personenkreisen, die eine bundesweite Großdemo vorbereiteten, bei denen wir die ersten zwei Reihen bildeten, und wir rechneten mit Übergriffen der Polizei. Daher bereiteten wir uns auf gefährliche Demosituationen mit einem Selbstverteidigungskurs vor. Daraus entwickelte sich ein Selbstläufer, eine Kampfsportgruppe, die zweimal die Woche trainierte und in der Cassandra meine Dauer-Trainingspartnerin war. Später kam ein Karatekurs hinzu, ich fing wieder mit Bergsteigen an, diesmal aber mit wirklichem Klettern und trainierte die hierfür nötige Fitness und Kondition, indem ich zweimal die Woche die Muckibude aufsuchte. Dazu ging ich einmal die Woche in die Sauna.
Diese Kombination veränderte sowohl mein Körpergefühl als auch meine ganze Lebenseinstellung drastisch, auch meinen Gesundheitszustand. er chronische Durchfall war merkwürdigerweise verschwunden, nachdem ich mir bei einem meiner Wüstenabeneuer die Cholera eingefangen hatte - wahrscheinlich hatte diese mein Abwehrsystem ungeheuer mobilisiert. Beim Karate lernten wir, Schmerzen und Beleidigungen mit einem Lächeln hinzunehmen, und nach und nach wurde meine Art, mich den Herausforderungen des Alltags zu stellen umprogrammiert. Aus dem wehleidigen Psychosomatiker wurde ein lebensbejahender topfitter sportsman, der etwa von 1992 bis 2004 kein einziges Mal erkältet war. Ich würde tatsächlich davon sprechen, dass sich auch mein Charakter durch diese Entwicklung änderte. Wie nachhaltig diese Veränderung war, erlebte ich vor einigen Jahren, als ich nach einem schweren Unfall ins Klinikum eingeliefert wurde. Mit 4 Brüchen und zwei weiteren Verletzungen lag ich mit zwei Schläuchen im Körper auf einem 4-Bett-Zimmer, in dem ich der schwerstverletzte Patient war. Nur jammerte ich nicht, was meine Mitpatienten durchaus taten. Und ich glaube, der eigene Stolz darauf, mit welcher Zuversicht und Toughness ich diese Situation trug war wesentlich für den Heilerfolg. Die Ärzte prognostizierten mir eine bleibende Behinderung und meinten, mit dem Bergsteigen sei es aus. Tatsächlich machte ich ein halbes Jahr nach meiner letzten OP (es waren 3) mit einem Brgführer zusammen die öffentliche Erstbegehung eines neuen Klettersteiges. Jahre voller zuversichtlich ertragener Schmerzen und unermüdlichem Training brachten mich dazu, dass ich am Ende praktisch meine ursprüngliche Beweglichkeit wiedererlangt hatte. Zu danken hatte ich es sehr guter Physiotherapie und meiner eigenen Willensstärke und gelte als medizinisches Wunder. Inzwischen habe ich als offiziell "Schwerbehinderter" Felsüberhänge geklettert.
Die Umprogrammierung hat sich bezahlt gemacht.
Ähnliches erlebte Genossin Cassandra, die hier selbst zu Wort kommt:
"Es gibt keine gesunden Menschen, nur ungenügende Anamesen"- Zitat einer
Klinikumsoberäztin auf der Gynäkologie.
"Ich bin körperbehindert und zu
dickköpfig es zu akzeptieren. Wenn ich nicht so verdammt starrsinnig wäre
hätte ich das Sportprogramm, was dafür gesorgt hat, dass ich noch heute
ein normales Leben führen kann, niemals durchgezogen, sondern wäre heute vom
Wirbel T11 bis ganz unten mit 2 STANGEN versteift. Die wären neben die
Wirbelsäule implantiert worden. Und das klappt nicht mit Jammern, sondern
nur mit Klotzen.
Die Skoliose ist durch dieses Hammer-Programm übrigens fast weg- und das ist
angeblich nicht möglich.
Ich hatte vor Ewigkeiten mir mal die Schulter ausgerenkt und der
Physiotherapeut wollte absolut nicht glauben, dass ich Korsetträgerin
wegen
Skoliose gewsen sei. Ich hab dann die Narben von dem Mistding vorgezeigt.
Daraufhin hat er seinen Boss geholt und gemeinsam waren sie der Meinung "unglaublich!". Die versammelten Fachleute kamen zu dem Schluss, das seien
wohl so um die 10Grad Krümmung, und das hätte fast jeder.
Krankheit ist, unter was man selber leidet. Ich habe "Protodiabetes",
Skoliose und Hüftdysplasie, eine "trockene" Magersucht. Tolle Nummer, aber
ich leide unter nichts davon. Ein Problem kommt dann auf, wenn irgendein
Diabetes-Depp meint, mir so lange Druck machen zu müssen, bis ich lieber
wieder aufhöre zu essen.
Mein Gott, dann spritze ich halt in 20 Jahren. Mit "vernünftiger" Ernährung
könnte ich zwar mehr rausholen, aber es würde *jetzt* mich Lebensqualität
kosten. Denn diese "vernünftige" Ernährung tut so, als wäre das Problem
schon akut (Reduktion der Kohlenhydrate auf 15 BE pro Tag und KEINE
schnellen Zucker, zB aus Obst oder Schokolade oder meiner geliebten
Lakritze, mehr), und das brauche ich nicht wirklich.
Ich sage es ja schon ewig: wenn man mal so richtig mies behandelt werden
möchte, dann lege man sich Diabetes zu.
Und irgendjemand muss mir noch mal erklären, warum Selbstdisziplin böse ist.
Ja, ich trete mich jeden Morgen aus dem Bett, ich würd' auch lieber
liegenbleiben. Aber dieses selber-in-den-Arsch-treten hilft mir, das zu
erreichen, was ich erreichen will. Es schafft mir nämlich gelegentlich etwas
"time-out" im Lauf des Tages. Und, anerkennend das ich ein Morgenmuffel bin
und auf mein Bedürfnis nach einem ruhigen Aufwachen Rücksicht nehmend, stehe
ich halt früher auf, um in Ruhe duschen zu können. das führt zu
Internet-Zeiten von 5:30, ist aber ok.
Es geht dadrum, dass man mit seinen kleinen Schwächen umgehen lernt. Denn
die können einem selbst ganz schön auf die Nerven gehen.
Es hiess immer, dass ich mit 25 spätestens operiert werden müsse. Die
Korsettbehandlung ist übrigens in höchstem Masse Foucault: sie schreiben dir
sogar vor, wie du Sex haben darfst. Wenn du das nicht genauso machst
passieren ganz üble Dinge, jawoll.
Da stand immer die Sterilisation im Raum, ich dürfe eh niemals Kinder
kriegen. Na ja- erfolgreich getan, und noch lange nicht fertig!"
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