Sonntag, 27. Mai 2012
Der Jüngste soll es mal besser haben und das Cabrio auf dem Acker
Der Jüngste soll es mal besser haben sagte Oma, und deshalb sortierte mein Vater mit 14 BHs und Unterhosen, statt auf dem Acker zu rabotten. Mit 17 hatte er ausgelernt und war Reisender in Sachen Garn. Darauf basierte dann eine Karriere als Kaufmann, am Ende Bankdirektor. Sein großer Bruder war in Russland, und der Tatsache, dass er eine Schlosserlehre hatte verdankte er, nicht ins Lager zu müssen, sondern in Tiflis von Haus zur Haus gereicht zu werden für Reparaturarbeiten, eine Art Mietsklave. Meine Mutter hingegen kam nicht aus ländlichen Arbeiterverhältnissen, sondern war was Besseres: Tochter eines Viehhändlers. Der kaufte nach dem Krieg ein Cabrio. Nicht, weil das schick oder flott war, sondern weil es wenig Sprit verbrauchte, im Gegensatz zum Ford V8, den er sich jetzt nicht mehr leiste konnte. Das Cabrio wurde vor den Schweineanhänger oder auch vor die Egge gespannt, da kannte man gar nichts. So war das damals. Ist doch interessant, wenn man Pfingsten am Familientisch sitzt.

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