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Montag, 28. Mai 2018
Die Achse Solingen - Wangerooge. Eine persönliche Geschichte
che2001, 12:26h
Der Brandanschlag in Solingen 1993 hatte sich ziemlich unmittelbar nach der Bundestagsblockade gegen die faktische Abschaffung des einklagbaren Asylrechts ereignet. Beide Ereignisse hängen insofern miteinander zusammen dass sie Teil der gemeinsamen Klammer Ethnisierung des Sozialen-internationale Neuzusammensetzung der KLasse-Fluchtbewegungen und deren Regulierung sind. Systematisch wird bestimmten marginalisiertenn Gruppen das Recht auf Teilhabe genommen, und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Das System teile und herrsche funktioniert hier sehr gut, die deklassierten Deutschen, die ihren Hass an Geflüchteten abreagieren statt ihn gegen die Eliten zu wenden sind das augenfälligste Beispiel dafür.
Bei der Bundestagsblockade in Bonn waren die Spitzen der Blockadepunkte von ausgewählten Gruppen gebildet worden, die vom die Demo vorbereitenden Delegiertenplenum bestimmt worden waren. An unserem Blockadepunkt waren das einige Kerngruppen der autonomen Szene meiner Stadt. Wir selbst waren innerhalb dieses Inner Circles nochmal eine besondere Gruppe, die bereits vor der Demo nach Bonn reiste und besondere logistische und koordinierende Aufgaben hatte. Als die Blockade vorbei war reisten der Coach und ich zusammen mit der Kultischen und ihrer Tochter nach Wangerooge um von den Strapazen der Aktion zu relaxen - chillen, wie man heute sagen würde.
Wir waren ganz und gar auf Seele baumeln lassen eingestellt, als wir vom Anschlag in Solingen erfuhren und am nächsten Tag vor einem Haus in der Nähe unseres Quartiers auf Wangerooge die Reichskriegsflagge wehte. Das Haus selbst war wie eine Ordensbrust mit ausländerfeindlichen Aufklebern und Aufrufen rechter Organisationen beklebt. Der Coach, die Kultische und ich standen wie vom Donner gerührt da und wussten zunächst nicht was zu tun ist. Die 14jährige Lana aber ging beherzt auf das Grundstück und holte die Flagge ein. Darauf erschien der Inselnazi und forderte sie auf das Grundstück zu verlassen und ihm die Fahne auszuhändigen. Wir Erwachsenen traten hinzu, es entwickelte sich ein längeres Streitgespräch und eine eher harmlose Rangelei, schließlich bestanden beide Seiten darauf die Polizei zu holen. Die erschien dann auch in Form des Inselpolizisten.
Den kann man sich ungefähr wie Polizeimeister Krause aus Polizeiruf 110 vorstellen, mit dem Unterschied allerdings dass er nicht auf einem Motorrad sondern einem Fahrrad eintraf.
Wahrscheinlich hatte der Inselnazi erwartet wir Chaoten würden nun sofort verhaftet, stattdessen versuchte der Inselpolizist nun zwischen beiden Seiten zu schlichten, schließlich wurden wir des Grundstücks verwiesen und die Flagge beschlagnahmt.
Es entspann sich dann eine Korrespondenz mit der Kreisverwaltung in der diese zunächst dem Inselnazi einräumte die Flagge zu hissen da es sich um kein explizites Nazisymbol sondern um die alte Marineflagge handelte. Ich warf meine ganze Expertise als (damals noch studierender) Politikwissenschaftler in die Waagschale, verwies darauf, dass diese Flagge von Nazis deswegen als Symbol verwendet werde weil sie so juristische Probleme wegen Verwendung von Hakenkreuzflaggen umgehen könnten und stellte ausgangs die Frage was für Auswirkungen das Hissen dieser Flagge wohl für den Tourismus auf Wangerooge hätte wenn darüber in niederländischen, britischen oder amerikanischen Medien berichtet würde.
Diese Argumentation gab den Ausschlag, und dem Mann wurde das Hissen der Fahne von Amts wegen verboten.
Für mich aber sind in meiner subjektiven Erinnerung der Brandanschlag in Solingen und ein bis auf dieses Ereignis wunderbar relaxter Inselurlaub auf Wangerooge untrennbar miteinander verbunden.
Bei der Bundestagsblockade in Bonn waren die Spitzen der Blockadepunkte von ausgewählten Gruppen gebildet worden, die vom die Demo vorbereitenden Delegiertenplenum bestimmt worden waren. An unserem Blockadepunkt waren das einige Kerngruppen der autonomen Szene meiner Stadt. Wir selbst waren innerhalb dieses Inner Circles nochmal eine besondere Gruppe, die bereits vor der Demo nach Bonn reiste und besondere logistische und koordinierende Aufgaben hatte. Als die Blockade vorbei war reisten der Coach und ich zusammen mit der Kultischen und ihrer Tochter nach Wangerooge um von den Strapazen der Aktion zu relaxen - chillen, wie man heute sagen würde.
Wir waren ganz und gar auf Seele baumeln lassen eingestellt, als wir vom Anschlag in Solingen erfuhren und am nächsten Tag vor einem Haus in der Nähe unseres Quartiers auf Wangerooge die Reichskriegsflagge wehte. Das Haus selbst war wie eine Ordensbrust mit ausländerfeindlichen Aufklebern und Aufrufen rechter Organisationen beklebt. Der Coach, die Kultische und ich standen wie vom Donner gerührt da und wussten zunächst nicht was zu tun ist. Die 14jährige Lana aber ging beherzt auf das Grundstück und holte die Flagge ein. Darauf erschien der Inselnazi und forderte sie auf das Grundstück zu verlassen und ihm die Fahne auszuhändigen. Wir Erwachsenen traten hinzu, es entwickelte sich ein längeres Streitgespräch und eine eher harmlose Rangelei, schließlich bestanden beide Seiten darauf die Polizei zu holen. Die erschien dann auch in Form des Inselpolizisten.
Den kann man sich ungefähr wie Polizeimeister Krause aus Polizeiruf 110 vorstellen, mit dem Unterschied allerdings dass er nicht auf einem Motorrad sondern einem Fahrrad eintraf.
Wahrscheinlich hatte der Inselnazi erwartet wir Chaoten würden nun sofort verhaftet, stattdessen versuchte der Inselpolizist nun zwischen beiden Seiten zu schlichten, schließlich wurden wir des Grundstücks verwiesen und die Flagge beschlagnahmt.
Es entspann sich dann eine Korrespondenz mit der Kreisverwaltung in der diese zunächst dem Inselnazi einräumte die Flagge zu hissen da es sich um kein explizites Nazisymbol sondern um die alte Marineflagge handelte. Ich warf meine ganze Expertise als (damals noch studierender) Politikwissenschaftler in die Waagschale, verwies darauf, dass diese Flagge von Nazis deswegen als Symbol verwendet werde weil sie so juristische Probleme wegen Verwendung von Hakenkreuzflaggen umgehen könnten und stellte ausgangs die Frage was für Auswirkungen das Hissen dieser Flagge wohl für den Tourismus auf Wangerooge hätte wenn darüber in niederländischen, britischen oder amerikanischen Medien berichtet würde.
Diese Argumentation gab den Ausschlag, und dem Mann wurde das Hissen der Fahne von Amts wegen verboten.
Für mich aber sind in meiner subjektiven Erinnerung der Brandanschlag in Solingen und ein bis auf dieses Ereignis wunderbar relaxter Inselurlaub auf Wangerooge untrennbar miteinander verbunden.
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