Freitag, 16. August 2019
Oh Stammtischrede
Vom Berg runter sitze ich in einer Bar und höre das Gespräch meiner Nachbarn. Erst finde ich ja noch nachvollziehbar was da erzählt wird aber das ändert sich schnell. "Am Besten ging es den Amerikanern unter Clinton, aber das will ja niemand mehr wahrhaben. Die Trump-Wähler sind genauso irrational wie die von Putin, Johnson oder Erdogan." Ich wende ein dass das zwar die gleichen patriarchal-autoritären Modelle seien, doch mit durchaus unterschiedlichen Hintergründen. Für viele Erdogan-positive Türken spiele zum Beispiel eine Rolle, dass erst unter Erdogan als Ministerpräsident viele Dörfer in Anatolien asphaltierte Straßen, fließendes Wasser und Strom bekommen haben, weswegen ihn speziell die Provinzbevölkerung Anatoliens unterstützt. Das sei ein Konflikt zwischen den relativ progressiven Metropolen Istanbul und Ankara und dem unentwickelten Hinterland auf dem Erdogans Macht basiere.

Als Antwort bekomme ich es ginge doch um die in Deutschland lebenden Türken die für Erdogan seien, diese "gegelten jungen Männer in ihren Audi-Cabrios" seien alles Zuhälter, die sollten zurück in die Türkei.

Ein anderer sekundiert er als Ossi könne nicht verstehen wieso Wessis die Linke wählten, die hätten die SED-Dikatur nicht erlebt.

Ah ja. Das hängt natürlich streng logisch zusammen.

Ich kenne nun gegelte junge Türkenmänner mit Audi-Cabrios, einige kritisiere ich durchaus wegen Machismo, aber die sind Bandarbeiter, Autohändler oder Versicherungsagenten, nicht Zuhälter. Ist ein deutscher Porschefahrer eigentlich automatisch auch gleich Zuhälter weil er dieses Auto fährt?

Egal, bei der Vorurteilskombination habe ich keine Chance. Ich diskutiere ausnahmsweise nicht weiter, es wartet ohnehin der nächste Berg auf mich.

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