Montag, 13. April 2009
Mutterwitz zu Ostern
Heia Safari, der trockene Humor meiner Mutter ist immer wieder genial. Da traf sich die buckligeVerwandtschaft zu ostern bei meinen Eltern, und Vater erzählte die Geschichte von Onkel Heinrich, sozusagen dem proletarischen Aushängeschild der Familie: Kommunist, Maschinenschlosser bei Junkers und ein genialer Tüftler, der nahezu jeden Schrank in seiner Wohnung selbst angefertigt hatte, einschließlich einer Musiktruhe, bei der auch die Elektronik von ihm war. Er hatte auch eine wunderbare Burg gebaut, mit der ich als Junge spielte. Die hatte nicht nur eine Zugbrücke mit echten Metallketten, das Palas konnte auch aufgeklappt werden wie eine Puppenstube und war möbliert.


Jener Onkel Heinrich jedenfalls machte eine Erfindung: eine Maschine, die mechanisch ein Dach decken, Schindeln festnageln und anschließen teeren konnte. Bevor er diese dem Patentamt vorstellte, machte er einen letzten Probelauf, bei dem die Maschine umkippte, ihn unter sich begrub und tötete. Da meinte meine Mutter: "Na, dann war das ja ein voller Erfolg!".


Und die Hündin meiner Schwester, die normalerweise alle Katzen verbellt und genau bis zur Grundstücksgrenze jagt, hat jetzt mit der Nachbarskatze Freundschaft geschlossen. Die beiden haben nun ein gemeinsames Hobby: Mäuse jagen. Aufgrund des scheinbar fehlenden Jagdinstinkts, der allgemeinen Sanftmut und des ausgeprägten Gehorsams bei gleichzeitig hohem Aufmerksamkeitsgrad gegenüber Anforderungen von Menschen wurde diese Hündin ja schon "Der didaktische Hund" genannt, sehr witzig, dass jetzt ausgerechnet eine Katze ihr das Jagen beibringt.

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Von Krefeld bis zum Kirchentag - die LiberALen
Hach jaaah!!!!!

Das war wirklich eine heiße Zeit, von der Momorulez da schreibt, und sie prägte mich für den Rest meines Lebens.

http://metalust.wordpress.com/2009/04/06/ja-schreib-doch-gutmensch-sven-felix-kellerhoff/#comment-933

Der Krefelder Appell wie auch der Volkszählungsboykott, erste Runde, stellten die machtvollsten zivilgesellschaftlichen Ungehorsamsäußerungen der deutschen Nackriegsgeschichte dar.

http://de.wikipedia.org/wiki/Krefelder_Appell


Eine Massenbewegung, die von den Kirchen bis zu den Gewerkschaften, von den Jusos bis zur extremen Linken reichte brachte Hunderttausende gleichzeitig auf die Straße, und einer der Sprecher der Bewegung, Jo Leinen, verkündete, wenn die Bundesregierung nicht vom NATO-Doppelbeschluss und dem Bau neuer atomkraftwerke abrücke werde man dieses Land unregierbar machen. Für eine kurze Zeit schien eine ebenso plurale wie solidarische Massenbewegung das Heft in der Hand zu halten.


Aber es schien nur so. Mr. Unregierbarmachen zeigte bei Anti-AKW-Protesten, was von ihm zu halten war: statt die Demo direkt zum Bauzaun zu führen forderte er dazu auf, große, sandgefüllte Container, die von der Polizei als ahrzeughindernisse aufgestellt waren mit Handkellen leerzuschaufeln, was die Demo weit auseinanderfallen ließ, dazu führte, dass die Zugspitze von den Cops eingemacht wurde und er den Spitznamen "Container-Jo" sich einhandelte.

Als Reaktion auf heftige Übergriffe der Polizei hatten sich als Selbstschutz der Demos Schwarze Blöcke gebildet, die damals uniform vermummt und behelmt waren und meist aus Autonomen und Antiimps bestanden. Aus solchen Schwarzen Blöcken wurden nun des Öfteren unprovoziert Steine auf die Staatsmacht geworfen und mit Zwillen Stahlmuttern und Schrauben verschossen, manchmal mitten durch die friedlichen DemonstrantInnen hindurch. Ob das nun hirnloses Ausrasten einzelner Gruppen, gezielte Aktionen verfassungsschutzgelenkter Agents Provocateurs waren oder Teil der Eskalationsstrategie der Antiimps, fest steht, dass es die linksradikalen von den bürgerlichen Protestierern entfremdete, die kurze Zeit am gleichen Strang gezogen hatten. Dies allerdings wurde dann bei der Anti-Bush-Demo (Bush sr., damals US-Vizepräsident) von Seiten der gemäßigten Friedensbewegung zementiert. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde von einer Demo in der Krefelder Innenstadt abgewichen und die ganze Veranstaltung auf die grüne Wiese verlegt, wo die DemonstrantInnen unter sich waren und Bush nichts mitbekam. Der Schwarze Block beharrte hingegen darauf, in der Innenstadt zu demonstrieren und wurde beim versuchten Eindringen in die Bannmeile von den Cops fürchterlich verhauen mit Hunderten von Festnahmen. Beharrlich weigerten sich die VeranstalterInnen der Kundgebung draußen auf der Wiese, Autonome und Antiimps zu Wort kommen zu lassen und über die Vorfälle auch nur zu berichten. Man wollte totschweigen, dass es auch andere als friedliche Proteste gab und sich zu den Übergriffen der an diesem Tag brutal prügelnden Polizei möglichst nicht verhalten.

Im Fernsehen blieb von dem ereignisreichen Tag nichts übrig als ein paar Bilder von Pflastersteinen, die ein paar Restversprengte wütend und verzweifelt auf die Fahrzeugkolonne von Bush warfen. Weder die friedliche Demo noch der schwarze Block wurden gezeigt.
Von da an ging ein tiefer Riss durch die Friedens- und Anti-AKW-Bewegung, und in der Folge riefen sogar Promis aus der jungen Partei DIE GRÜNEN dazu auf, Autonome der Polizei auszuliefern, Steinewerfer zu denunzieren usw. Für mich, der sich bis dahin zu den überzeugten Gewaltfreien gezählt hatte, war dies Anlass, erstmals die Nähe der Autonomen zu suchen und mir deren Version anzuhören, da mich die scheinheiligen Distanzierungsauftritte der Obergrünen - die Spaltungsteile, wie wir das damals nannten - anwiderten. Und stellte dann sehr schnell fest, dass Autonome keineswegs durch die Bank gewaltbereit waren, sondern dort eher ein Pluralismus herrschte in die Richtung, dass jedeR frei sei, die eigene Widerstandsform zu wählen. An der Gewaltfrage geradezu wund rieben sich hingegen Gruppen wie der Kommunistische Bund (KB) oder diverse linke Hochschulgruppen. Einerseits waren sie gegen gewaltsame Exkalation und selber in der Praxis auch gewaltfrei. Andererseits passte das aber nicht zum eigenen revolutionären Anspruch und geschwungenen Parolen wie "die Waffe der Kritik kann nicht immer die Kritik der Waffen ersetzen", also suchte man sich Begründungen, warum man zwar nicht gegen Gewalt, dies in diesem Fall aber doch war und distanzierte sich von den Distanzierungen der ideologisch überzeugten Gewaltfreien. Spötter machten zu dieser Haltung ein Plakat, das die Alternative Liste auf die Schippe nahm: "Von Krefeld bis zum Kirchentag - die LiberALen". Das nahm die Geschichte des grün-alternativen Lagers sozusagen vorweg. Diie gute alte Geschichte vom Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer halt.

Nach 1984 zerfiel die große plurale außerparlamentarische Bewegung zusehends, aber noch bis Ende der Achtziger hatten die Rudimente eine beachtliche Mobilisierungskraft, wie der 1987er Volkszählungsboykott zeigte.

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Samstag, 11. April 2009
Auf den Bolzen gehauen
Alle Achtung! Proteste gegen Gipfel sind nichts Besonderes. Ein einziges Mal, bei der Berliner gemeinsamen Tagung von IWF und Weltbank 1988 war es das Ziel der Proteste, diese tatsächlich zu verhindern, was aber weit im Bereich des Illusorischen blieb. Ich erinnere mich da an einen Kessel und eine nächtliche Hit-and-Run-Aktion und eine Art Ausnahmezustand, die Brutbedingungen, aus denen später der Kreuzberger 1.Mai hervorgehen sollte, ehe der zu einem sinnentleerten Gewaltritual verkam. Aber einen Gipfel real VERHINDERT - damit schreiben die thailändischen Rothemden Geschichte.

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Dienstag, 7. April 2009
Warum die DDR nichts Linkes war und Nörgler at his best
Hier sage ich jetzt mal glatt: Lesebefehl!

http://shiftingreality.wordpress.com/2009/04/05/wie-der-norgler-und-der-herold-die-ddr-besuchten

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Donnerstag, 2. April 2009
Musik zum passenden Anlass
http://www.youtube.com/watch?v=68zccrskOqQ

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Mittwoch, 1. April 2009
London im Ausnahmezustand
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - ausgerechnet die Royal Bank of Scotland wurde gestürmt, Möbel geradegerückt und Räumlichkeiten verwüstet. Wie war das noch damit, dass Athen kein Fanal für kommende Unruhen gewesen sei?

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Samstag, 28. März 2009
Solidarität im neuen Format
Das war schon Klasse heute. Nicht nur eine gute Demo, sondern ein weltweiter Zusammenhang, ein internationaler Großkampftag sozusagen. Hoffe mal, dass das erst der Auftakt für einen heißen Frühling war!


http://www.28maerz.de/

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Samstag, 21. März 2009
Am Rande bemerkt
berührt das hier zumindest die bizarrogenen Zonen:


http://www.frankies-satirewelt.de/dezember06.php

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Mutterwitz im März
Ich besuchte gerade meine Mutter und fand sie die Trauerfeier für die Amoklauf-Opfer guckend. Zu einem Bischof oder sonstigen Prälaten, jedenfalls purpurgewandet meinte sie: "Das ist der Schlimmste, der Obermuckel!".

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Freitag, 20. März 2009
Wir zahlen nicht für Eure Krise!
Am Samstag, dem 28. März findet in Berlin eine bundesweite Demo gegen eine drohende Abwälzung der Kosten für das "Rettungspaket" auf die arbeitende und arbeitslose Bevölkerung statt.

Ziele und Unterstützer der Demo findet ihr unter

http://www.28maerz.de/aufruf

Informationen über Fahrtmöglichkeiten findet ihr unter

http://www.28maerz.de/busboerse/

AAngesichts der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise werden weitere Aktionen notwendig sein. Eine dieser Aktion wird ein Demonstrationstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes am 16. Mai in einer Reihe europäischer Staaten sein; neben Aktionen in Brüssel, Madrid und Prag wird der DGB zu einer Demonstration in Berlin aufrufen. Erste Informationen dazu findet ihr unter

http://www.dgb.de/termine/termindb/termin_single?termid=2664

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Lieber raus auf die Straße als heim ins Reich
Nachdem es der neonazistischen NPD bis jetzt nicht gelungen ist, Räume für
ihren geplanten Bundesparteitag zu finden, will sie es jetzt am 04.04.2009
bzw. 11.04.2009 in Berlin-Reinickendorf versuchen. Zur Zeit ist es sehr
wahrscheinlich, dass der Parteitag am 04.04.2009 im „Fontane-Haus“ im
„Märkischen Zentrum“ stattfinden soll.

Um gegen dieses Vorhaben zu protestieren und den NPD-Parteitag zu
verhindern, hat sich ein Bündnis gegründet, das auch schon eine
Demonstration gegen den Bundesparteitag. der NPD angemeldet hat.
Wir wünschen uns, dass viele Menschen unterschiedlicher sozialer und
politischer Herkunft zu einer gemeinsamen Aktion zivilen Ungehorsams
zusammenfinden und den Neonazis der NPD zeigen, dass sie auch in Berlin
unerwünscht sind. Also wäre Unterstützung für diesen Aufruf und im Zweifelsfalle körperliche Präsenz vor dem Versammlungsort mehr als hilfreich.

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Donnerstag, 19. März 2009
Such is Football!
HSV vs. Galatasaray 3 : 2, unglaublich! Was war das für eine überraschende Wende! Dafür gibt es Fußball, welch ein geiles Spiel!

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Dienstag, 17. März 2009
Leute mit Waffen oder Don sagt wie es ist
Es gab mal eine Zeit, da sang ein gemischter Chor in Anzug und Abendkleid zur Melodie von "God save the Queen" "Bei jeder Schweinerei ist dieses Land dabei, Rüstung und Völkermord ist BRD-Export.
......

Drum nehmt Eure Knarren her, richtet das Sturmgewehr auf all die Herrn im Frack, das Bonzenpack."


Dies war nun keine Sympathiebekundung für irgendwelche Brigaden oder Armee-Fraktionen, sondern Bestandteil eines Politcabarets, zu dem auch ein "Raumschiff Cloppenburg" und die Frage eines Hammerträgers ins Publikum, ob jemand seine Sichel gesehen hätte gehörten, aber jedenfalls fühlte ich mich bei der Lektüre dieses Beitrags von Don sehr an den Chor erinnert.


http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1361828/#1361987

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Victoria, y mejor congratulationes, FMLN!
Dass so etwas in El Salvador noch passiert, darauf hat man ja lange gewartet. Bin sehr gespannt, wie die Dinge sich dort weiterentwickeln werden.


http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1299417.html

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Montag, 16. März 2009
Allons, enfants!
Na, zumindest auf den französischen Malocher ist Verlass! Bin mal gespannt, ab wann es auch in diesem grauen kalten Land zu den längst überfälligen Protesten kommt. http://magazine.web.de/sidbabhdfe.1237224018.2846.ywyy04kbx1.73.jjk/de/themen/finanzen/wirtschaft/7783160-Mit-Eiern-und-Schuhen-gegen-Schliessung,cc=000005549900077831601uIhx0.html

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Sonntag, 15. März 2009
Worte der Woche
"Die US-Soldaten sind bislang weder im Irak noch im Kosovo durch ihre besondere Fähigkeit aufgefallen, die Tränen von Zivilpersonen zu trocknen."

Serge Halimi, Le Monde Diplomatique.

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Samstag, 7. März 2009
Die Axt im Walde
Was man nicht so alles tut....

Habe heute zum ersten Mal in meinem Leben einen Baum gefällt. War gar nicht so schwer, nur das anschließende Zerlegen gestaltete sich mühsam.

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Freitag, 6. März 2009
Die ironischen 90er Jahre
Blogauf, blogab ist immer wieder zu lesen, die 1990er hätten isich durch einen besonders ironischen Zeitgeist ausgezeichnet. Ob auf Dotcomtod oder beim Girl, bei Metalust&Subdiskurse oder Rebellmarkt, Melancholie Modeste oder Lanu, es ist immer mal davon die Rede, dass eine bestimmte Art von Ironie typisch für das Jahrzehnt gewesen sei. Nun glaube ich nicht, dass man den speziellen Humor des FFN-Frühstyxradio als typischen Zeitgeist der 90er Jahre bezeichnen würde, abgesehen davon, dass der weniger Ironie als vielmehr Slapstick kombiniert mit Bad Taste beinhaltet. Ich habe die 90er intensiv erlebt und in dieser Zeit intensiv gelebt, aber ohne von einer besonderen Ironie etwas mitzubekommen. Ich bewegte mich zwischen einer Wissenschaftswelt, einer Journalistenwelt und der linken Szene. In der Wissenschaftswelt war es wichtig, vor allem exakt und very much to the point zu sein, da spielte Ironie keine Rolle. Unter Journalisten ist ein ironischer Humor generell verbreitet, aber nicht an eine bestimmte Dekade gebunden; ansonsten fiel mir da eine gnadenlose Offenheit und geradezu aufdringliche Gesprächigkeit viel stärker auf. In der linken Szene überwog ein Sich-ständig-und-immer-moralisch-betroffen-Zeigen einerseits und eine tendeziell nach Zensur schielende PC-Moralinsäure andererseits, jenseits dieser Pole auch eine zum Glück immer auch verbreitete echte Lockerheit und echte Offenheit und ein von mir selber sehr gepflegter derber Verarsche-Humor, aber auch keine Ironie. Und wenn etwa Modeste eine "ironische Clubkultur" beschreibt, dann ist das nach meinem Dafürhalten eine Mentalität eines spezifischen Yuppie-Milieus, aber nicht der Zeitgeist eines Jahrzehnts.

Wo also wohnte sie, diese angebliche Ironie der 90er?

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Unterwegs mit Hund und Katze
Das war ein Anblick beim Einkaufen in der Stadt: Eine Frau war im Metzgerladen einkaufen und hatte ihren Hund, einen riesigen Dobermann, draußen angeleint. Der stand nun auf den Hinterbeinen, die Vorderpfoten über Kopf an die Schaufensterscheibe gepresst und schaute in den Laden. Guckte der zu, was Frauchen trieb, oder interessierte der sich für die Fleischware?


Nach Hause gekommen, konnte man dann sehen, wie der Herr des Gartens wieder durch die Baumkrone tobte und versuchte, eine Elster zu erwischen, die ihn ganz lässig ausmanövrierte, indem sie ihn fast auf Krallenreichweite kommen ließ und dann ein paar Äste weiterflatterte. Der dreiste Kerl merkte gar nicht, wer hier mit wem spielte in seinen wiederholten ergebnislosen Versuchen, den Vogel doch noch zu erwischen.

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