Samstag, 1. September 2012
Ein Steckbrief

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Freitag, 31. August 2012
Rettet Rimsha!
Weitergeleiteter Aufruf:

Liebe Freundinnen und Freunde,

in 48 Stunden muss sich meine Tochter vor einem pakistanischem Gericht wegen Blasphemie verantworten. Ihr könnte die Todesstrafe drohen. Seit ihrer Geburt leidet sie an einer geistigen Behinderung und sie sollte nicht bestraft werden. Bitte helfen Sie mir, meine Tochter zu retten. Unterzeichnen Sie die Petition an Präsident Zardari und unterstützen Sie meinen Appell zum Schutz von Minderheiten:

Unterzeichnen
Letzte Woche wollte eine wütender Mob meine Tochter bei lebendigem Leib verbrennen -- in 48 Stunden entscheidet ein Richter, ob sie frei kommt, oder im Gefängnis bleibt. Rimsha ist minderjährig, leidet an einer geistigen Behinderung und kann ihre Handlungen nicht immer steuern. Trotzdem wird sie hier in Pakistan von der lokalen Polizei wegen angeblicher Koranschändung angeklagt. Wir fürchten um ihr Leben.

Derzeit wird sie in einem Hochsicherheitsgefängnis festgehalten und in Stunden wird sie wegen Blasphemie-Verdachts dem Richter vorgeführt. Ihr könnte die Todesstrafe drohen. Wir sind eine arme christliche Familie und sind aufgrund dieses Vorfalls Racheakten ausgesetzt. Viele andere Familien leben in ständiger Angst vor Schikane, oder sind bereits geflohen. Aber die internationale Aufmerksamkeit um Rimsha hat wichtige muslimische Persönlichkeiten ermutigt, sich gegen die Ungerechtigkeit auszusprechen und Präsident Zardari veranlasst, dem Fall Beachtung zu schenken.

Bitte helfen Sie mir, die weltweite Empörung aufrecht zu erhalten. Ich bitte Sie dringend, meine Petition an Präsident Zardari zur Rettung von Rimsha zu unterzeichnen und den Schutz meiner Familie und aller Minderheiten zu fordern. Avaaz wird die Kampagne bei lokalen und internationalen Medien, die von unseren Politikern hier aufmerksam verfolgt werden, bekannt machen.

http://www.avaaz.org/de/pakistan_save_my_daughter/?bVlJxbb&v=17453

Ein wütender Mob verlangte die Festnahme meiner Tochter, nachdem ein Imam die Leute gegen sie aufgestachelt hatte, indem er behauptete, sie hätte den Koran geschändet. Einige drohten dann, sie zu töten und die Häuser der in unserer Gegend lebenden Christen anzuzünden. Ich bete, dass bei der Anhörung am Samstag der Fall gegen sie abgelehnt wird und sie zu uns nach Hause kommen kann.

Unsere Familie befindet sich in großer Gefahr. Selbst das Reden über die Blasphemie-Gesetze in Pakistan kann tödlich sein -- letztes Jahr wurde Pakistans Minister für Minderheitsfragen ermordet, nachdem er sich für ein Ende der Todesstrafe für Blasphemie eingesetzt hatte. Die Situation ist so angespannt, dass viele unserer christlichen Nachbarn in dem Armenviertel von Islamabad, in dem wir leben, ihre Häuser verlassen mussten.

Wir respektieren die Rechte aller Religionen. Wir sind einfach nur um die Sicherheit unserer Tochter und der ganzen Gemeinschaft besorgt und wünschen uns, dass dies nie geschehen wäre. Wir begrüßen die Ankündigung des Ulema-Rats, einer pakistanischen Dachorganisation von muslimischen Geistlichen: "Wir wollen nicht, dass jemand Ungerechtigkeit widerfährt. Wir werden mithelfen, dieses Klima der Angst zu beenden." Mit Ihrer Hilfe können wir nicht nur Rimsha befreien, sondern sicherstellen, dass der Vorfall zu einem größeren Verständnis zwischen Religionsgemeinschaften in Pakistan führt. Bitte unterzeichnen Sie die Petition und erzählen Sie Ihren Freunden davon:

http://www.avaaz.org/de/pakistan_save_my_daughter/?bVlJxbb&v=17453

Voller Hoffnung und Entschlossenheit,

Misrek Masih und das Avaaz-Team

PS: Diese Petition wurde als Bürgerpetition auf Avaaz' neuer Plattform gestartet -- dort können Sie Petitionen zu Themen, die Ihnen am Herzen liegen, initiieren. Um eine eigene Petition zu starten klicken Sie einfach hier: http://www.avaaz.org/de/petition/start_a_petition/?bv17453

Weitere Informationen:
Blasphemiegesetz in Pakistan: Hass im Namen des Herrn (Spiegel)
http://www.spiegel.de/panorama/elfjaehrige-wegen-blasphemie-in-pakistan-verhaftet-a-851895.html

Blasphemie-verdächtigtes Mädchen in Pakistan bleibt in Haft (Kipa)
http://kipa-apic.ch/index.php?pw=&na=0,0,0,0,d&ki=234859

Pakistan: Polizei verhaftet behindertes Mädchen wegen Blasphemie (Focus)
http://www.focus.de/politik/ausland/vorwurf-der-blasphemie-pakistanische-polizei-verhaftet-behindertes-maedchen-_aid_802602.html

Pakistanisches Mädchen wegen Blasphemie verhaftet: Glaube und Volkszorn (Süddeutsche Zeitung)
http://www.sueddeutsche.de/panorama/pakistanisches-maedchen-wegen-blasphemie-verhaftet-glaube-und-volkszorn-1.1445886

Vater des ‘Blasphemie-Mädchens’ bittet Präsidenten um Hilfe (Telegraph, auf Englisch)
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/pakistan/9503532/Father-of-Pakistani-Christian-blasphemer-girl-appeals-to-President-Asif-Ali-Zardari.html

Avaaz.org ist ein weltweites Kampagnennetzwerk mit 15 Millionen Mitgliedern, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Einfluss der Ansichten und Wertvorstellungen aller Menschen auf wichtige globale Entscheidungen durchzusetzen. ("Avaaz" bedeutet "Stimme" oder "Lied" in vielen Sprachen). Avaaz Mitglieder gibt es in jedem Land dieser Erde; unser Team verteilt sich über 13 Länder und 4 Kontinente und arbeitet in 14 verschiedenen Sprachen. Erfahren Sie hier, etwas über einige der größten Aktionen von Avaaz oder folgen Sie uns auf Facebook oder Twitter.

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Freitag, 31. August 2012
Zu den historischen Voraussetzungen des Awareness-Programms auf dem Nobordercamp
Um es vorauszuschicken: Ich finde Critcal Whiteness in bestimmten Kontexten sinnvoll. Zur Bewusstmachung von White Supremacy taugt das Konzept etwas, und was Noah Sow und Sesperado da mit ihrer Edutainment-Attacke machen finde ich hervorragend, ist bei mir ja auch in der Blogroll verlinkt, und ich habe deren Auftritt beim 25. Jahrestag des Flüchtlingsrats Niedersachsen sehr gut gefunden und dabei ja auch als Teil des zum aktiven Mitmachen einbezogenen Publikums engagiert mitgetragen. Für eine antirassistische Massenpädogogik ist das ein wunderbarer Ansatz.


Als analytische Methode zur Einordnung von Rassismus als Teil der Strategie von Herrschaft finde ich das Konzept allerdings nicht so gewinnbringend, da ist mir der Antirassismus des Neuen Antiimperialismus tiefgreifender - diese Cultural-Studies-geprägten Denkrichtungen kritisieren eben nicht den Kapitalismus an sich in einer Weise, die auf allgemeine soziale Revolte hinausläuft. Das wurde, freilich waren das ganz andere Leute mit einem sehr reduzierten CW-Verständnis auf dem Nobordercamp deutlich: Der zur Performance verkürzte Auftritt des RS-Umfelds sorgte für Krawall und Irritation (was ja nicht schlecht sein muss und gut sein kann), krachte aber hinein in die antirassistische Basisarbeit von Zusammenhängen, die seit Jahrzehnten aktiv sind und Rassismus, Sexismus, Kapitalismus und Imperialismus im Kontext angreifen. In diesem Zusammenhang sehe ich die Stellungnahmen meines alten Genossen Olaf

http://jungle-world.com/artikel/2012/30/45919.html


und die von Vassily Tsianos
http://jungle-world.com/artikel/2012/32/46024.html

und der Antifa Neukölln

http://de.indymedia.org/2012/08/333781.shtml

auch nicht, wie andernorts gemutmaßbehauptet

http://metalust.wordpress.com/2012/08/09/und-die-diskussion-schreitet-fort-nachschlag-zu-critical-whiteness-und-dem-antira-camp-bei-dem-ich-nicht-war

eben NICHT als Diskursbeherrschungsversuche von Privilegien verteidigenden Weißen (was Mbolo mir dazu erzählt hatte und auf der gleichen Linie lag natürlich erst recht gar nicht), sondern als Verteidigung der sozialrevolutionären Ausrichtung antirassistischer Kämpfe. Ein Genosse aus der Redaktion der Materialien für einen Neuen Antiimperialismus meinte mir gegenüber dazu:


"Das ganze erinnert mich an RAT (Racism Awareness Training), Bullenprogramm, das damals in den 1980er Jahren das Londoner Institut for Race Relation (ICC),
namentlich Sivanandan, heftig kritisiert hatte. Plötzlich musste man sich mit dem eigenen "Rassismus" etc. auseinandersetzen und sprachlich korrekt antworten und sich verhalten. Die Bullen haben trotzdem auf die Schwarzen eingeknüppelt und gesellschaftlich hatte sich nichts verändert. Außer dass man multikulturell aufgehübscht war. Klingt ganz ähnlich wie CW. Ein Selbstzerstörungsprogramm mit zugehörigen Hohepriestern der Exegese und
Exklusion. Die dauernde Identitätsfalle. Man muss diesen totalitären Reinheitszwang nicht unbedingt wiederholen".

Neugierig geworden las ich dann, was Sivanandan, den nun wirklich niemand als "weißen Privilegienverteidiger" bezeichnen kann dazu geschrieben hatte, und das beschreibt dann wirklich ein Counterinsurgency-Programm, ausgearbeitet im Thatcher-England, um (äußerst erfolgreich) den riots in den Ghettos die sozialrevolutionäre Stoßrichtung zu nehmen. Ethnisierung des Sozialen.

http://www.wildcat-www.de/material/m001siva.htm

Hervorgehoben:

"Der Rassismus wurzelt nach Auffassung von RAT in der weißen Kultur, und die weiße Kultur geht unbeeinflußt von materiellen Verhältnissen oder der Geschichte zurück bis zum Anfang der Zeit. Daher ist der Rassismus ein Teil des kollektiven Unbewußten, ein pränataler Schrei, eine Erbsünde. Daher können Weiße letztenendes niemals mehr sein als »antirassistische RassistInnen«. Sie sind sowieso schon rassistische RassistInnen, da sie schließlich in weiße Privilegien und Macht hineingeboren werden; aber wenn sie nichts daran ändern, sich (bewußt oder unbewußt) »einverstanden erklären« mit den institutionellen und kulturellen Praktiken, die den Rassismus verewigen, dann sind sie unrettbar verloren und bleiben rassistische RassistInnen. Wenn sie dagegen gegen solche Privilegien »die Waffen« - oder in diesem Falle RAT - »ergreifen und sie durch den Kampf beenden«, wenigstens in ihrem eigenen Leben, könnten sie wenigstens »antirassistische RassistInnen« werden. RassistInnen bleiben sie allerdings ein alle Ewigkeit. Dieses Argument ist ein Zirkelschluß und grenzt an genetischen oder biologischen Determinismus: Der Rassismus ist zusammengenommen die Kultur, und die Kultur ist weiß, und weiß ist rassistisch. Und die RATte kann nur aus diesem Teufelskreis ausbrechen, wenn sie die materiellen Verhältnisse zur Kenntnis nimmt, die den Rassismus erzeugen. Aber dann wäre sie nicht die RATte.

Aus demselben Grund meidet RAT die gewalttätigste, bösartigste Form des Rassismus, den Nährboden des Faschismus, den der weißen Arbeiterklasse - die, im Gegensatz zu dem, was RAT glaubt, genau deshalb rassistisch ist, weil sie machtlos ist, ökonomisch und politisch, und gewalttätig, weil die einzige Macht, die sie hat, die persönliche Macht ist. Es ist ganz klar, dass es hoffnungslos wäre, zu versuchen die Einstellungen und das Verhalten des ärmsten und verelendetsten Teils der weißen Bevölkerung zu verändern, ohne zunächst ihre materiellen Existenzbedingungen zu verändern. Aber wenn RAT das erkennt, wendet es sein Gesicht ab, und indem es vorgibt, so ein Rassismus sei extrem und außergewöhnlich, lehrt es die Lehrer, auch ihr Gesicht abzuwenden. Und an Innenstadtschulen, wo der Rassismus für das weiße Kind der einzige Spaß und die einzige Befreiung aus seiner hoffnungslosen Realität ist, heißt das, es zum Faschismus zu erziehen. [40] David Ruddell, Antionette Satow und sogar Schwarze wie Basil Manning und Ashok Ohri leugnen ausdrücklich die Bedeutung des Kampfes gegen die NF - mit der Begründung, eine so extreme Form des Rassismus sei nicht unbedingt die gemeinsame Erfahrung der meisten Schwarzen und mache es den Weißen auf jeden Fall zu einfach, den offenen Rassismus draußen zu bekämpfen statt des verdeckten in sich selbst, in ihrem täglichen Leben und in ihren Institutionen (womit in Wirklichkeit der Arbeitsplatz, die Freizeit usw. gemeint sind) (siehe Ruddell, Simpson 1982, Ohri, Manning, Curnow 1982). Aber der Grund dafür ist, dass sie, wie die AktivistInnen der Anti-Nazi League, wenn auch aus anderen Gründen, nicht die organische Verbindung zwischen Rassismus und Faschismus sehen. Martin Webster, der National Activities Organiser der NF, sah sie allerdings, als er erklärte, »die soziale Basis der NF besteht aus den Verzweifelten und Verdrängten unter der weißen Arbeiterklasse« (Webster 1979).

Und weil RAT alles außer der Mittelschicht ignoriert, macht es auch keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Rassismen der verschiedenen Klassen - dem nackten Rassismus der Arbeiterklasse, dem vornehmen Rassismus der Mittelschicht und dem ausbeuterischen Rassismus der herrschenden Klasse -, und sei es auch nur, um zur Bekämpfung der verschiedenen Rassismen verschiedene Strategien und Bündnisse zu schmieden.

Andererseits gleicht der Versuch, RAT dazu zu bringen, irgendetwas so politisches zu tun, dem Versuch, einem Ei die Haare auszurupfen, wie ein tamilisches Sprichwort sagt. RAT spielt mit der Politik, es ist ein Fälschung, ein Pseudo - ein Schwindel, der die Menschen denken lässt, sie würden eine Lawine auslösen, indem sie Kieselsteine bewegen, der aber in Wirklichkeit die Kieselsteine nur bewegt (wenn überhaupt), damit die Lawine nie kommt.

Und weil in Großbritannien schwarze Menschen an diesem Schwindel beteiligt sind - indem sie ihn eingeführt haben, praktizieren und reproduzieren - konnte RAT die schwarze Politik und die schwarze Geschichte mit Beschlag belegen und den schwarzen Kampf auf den Hund bringen. Denn wenn der schwarze Kampf in Großbritannien je etwas bedeutet hat, dann war es die Rückkehr der Politik in den Kampf einer Arbeiterklasse, die sich in den Ökonomismus verlaufen hatte, die Rückkehr der Gemeinschaft zur Klasse ([41]), das Schmieden von »schwarz« als einer gemeinsamen Farbe kolonialer und rassistischer Ausbeutung und die Ausweitung von antirassistischen Kämpfen zugleich auf den Antifaschismus und den Antiimperialismus.

Das gleiche gilt für den schwarzen und Dritte-Welt-Feminismus: Wenn er je etwas bedeutet hat, dann einerseits als Korrektiv gegen die Personalisierung der Politik und die Individualisierung der Macht in der weißen Frauenbewegung und andererseits als Versuch, eine Einheit des Kampfes zwischen Rasse, Geschlecht und Klasse zu schmieden. RAT (das sich in Großbritannien mit schwarzen Frauen, darunter ehemaligen Aktivistinnen, in seinen Reihen brüstet) arbeitet nicht nur in beider Hinsicht in die entgegengesetzte Richtung, sondern spiegelt und verstärkt, indem es die Frauen an Rassenlinien spaltet, die gegnerische feministische Tendenz, die »Rasse« an Geschlechterlinien zu spalten, und zersetzt den Kampf noch weiter. Solch eine Fragmentierung des Kampfes hilft zwar vielleicht dabei, mit der persönlichen Paranoia fertigzuwerden, die das Kapital auf unterschiedliche Art bei verschiedenen Gruppen hervorruft, aber beschäftigt sie mit der Suche nach ihren Ausschnittsidentitäten und lässt das Kapital selbst ungeschoren.

Genau aus diesem Grund müssen die Kämpfe der neuen sozialen Kräfte, selbst wenn es keine klassische Arbeiterklasse mehr gibt, die einen klassischen Klassenkampf führen könnte, sich auf die Zerstörung der Herrschenden Klasse konzentrieren - denn die gibt es, in welcher Verkleidung oder unter welchem Namen sie auch den jeweiligen Bewegungen erscheint: Patriarchat, weißer Rassismus, Atommafia, oder von den »neuen Marxisten« heraufbeschworen wird: Machtblöcke, Hegemonien, dominante Fraktionen. Und besonders jetzt, wo die technologische Revolution dem Kapital neuen Aufschwung gibt und zulässt, dass die Herrschende Klasse ihre Anwesenheit - in so vielen Inkarnationen - verstreut und de-simuliert, während sie ihre Macht über uns andere zentralisiert und konzentriert."


Das ist von 1985. Der Diskurs hat sich seither immer einfach nur rückwärts bewegt. Es ist zum Heulen.

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Julia Seeliger zur Dialektik des Fickens unterm Spätkapitalismus
http://seeliger.cc/2012/portionierte-ficks-mit-und-ohne-korper/

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Racial Profiling vor Gericht
Nach dem zunächst Aufsehen erregenden Urteil des Verwaltungsgerichts (VG) Koblenz vom 28.02.2012 zu Personalienkontrollen von Bahnreisenden auf bestimmten Strecken findet am 29.10.2012 ab 13.30 Uhr vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland Pfalz die Berufungsverhandlung statt. Diesen Termin der Hauptverhandlung hat nun das Gericht veröffentlicht. Das OVG in Koblenz hatte zuvor auf Antrag des Klägers die Berufung wegen grundsätzlicher Bedeutung zugelassen.


Der 25-jährige Kläger aus Kassel war im Dezember 2010 auf einer Regionalstrecke von Kassel nach Frankfurt/Main von zwei Bundespolizisten wegen seiner Hautfarbe kontrolliert worden. Der junge Student hatte so etwas nicht zum ersten Mal erlebt und klagte gegen die polizeiliche Maßnahme. Die Klage blieb vor dem VG Koblenz zunächst ohne Erfolg. Das Urteil des VG Koblenz hatte bundesweit großes Aufsehen erregt, denn es legitimierte im Ergebnis das so genannte „ethnic profiling“ bzw. „racial profiling“, das von dem UN-Menschenrechtsausschuss bereits 2009 als menschenrechtswidrig eingestuft worden war. Auch die Bundesregierung hatte noch im vergangenen Jahr erklärt, bei rechtmäßigen verdachtsunabhängigen Kontrollen dürfe es keine unterschiedliche Behandlung von Personen nach Herkunft, Hautfarbe oder Religion geben.


Das OVG will in der Verhandlung am 29.10.2012 durch Vernehmung der beiden beteiligten Bundespolizisten sowie möglicherweise des Klägers die genauen Umstände der Personalienfeststellung ermitteln. Das VG Koblenz hatte seinerzeit dem Kläger durch Verweigerung von Prozesskostenhilfe (PKH) die Teilnahme an einer mündlichen Verhandlung unmöglich gemacht. Diese Verweigerung wurde vom OVG bereits als rechtswidrig aufgehoben.

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Sei wie Du willst, Kind!
Interessanter Beitrag bei der Kadda:


http://blog.katrin-roenicke.net/?p=1412

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Donnerstag, 30. August 2012
Gergishu Yohannes erhält den Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL
Pro Asyl, 28.08.2012

Yohannes‘ Bruder starb 2009 zusammen mit 76 anderen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Seither kämpft sie für das Andenken an die im Mittelmeer gestorbenen Flüchtlinge - und für Gerechtigkeit: Zusammen mit anderen Angehörigen verklagte sie Italien wegen unterlassener Hilfeleistung.

Die STIFTUNG PRO ASYL verleiht ihren Menschenrechtspreis 2012, die PRO-ASYL-Hand, an Gergishu Yohannes. Die Preisträgerin, die als Minderjährige aus Eritrea nach Deutschland floh, setzt sich mit unermüdlichem Einsatz dafür ein, dass der Opfer an den Außengrenzen Europas gedacht wird und ihnen Gerechtigkeit widerfährt.

Ihr eigener Bruder starb im August 2009 zusammen mit 76 anderen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Das in Seenot geratene Boot der Schutzsuchenden trieb 23 Tage lang im Kanal von Sizilien. Die meisten starben an Dehydrierung und Erschöpfung. Nach Angaben der fünf Überlebenden fuhren täglich mehrere Schiffe an ihnen vorbei, die sie hätten retten können.

Wochenlang telefonierte Gergishu Yohannes mit Behörden und Hilfsorganisationen auf der Suche nach Informationen über den Verbleib des Bootes. Doch obwohl die italienische und die maltesische Küstenwache den Aufenthaltsort des Bootes kannten, wurden die Flüchtlinge nicht gerettet.

Gergishu Yohannes suchte die Überlebenden in einem Krankenhaus und einem Internierungslager in Sizilien auf. Sie erfuhr von ihnen, wie die schiffbrüchigen Flüchtlinge vergeblich versuchten, die vielen vorbeifahrenden Schiffe zur Rettung zu bewegen und wie Tag für Tag mehr Menschen starben.

„Nichts hat mich so mitgenommen wie die Berichte vom Sterben dieser Menschen auf dem Meer“, sagt Yohannes.

Gergishu Yohannes reiste durch Europa, nach Eritrea und in den Sudan, besuchte die Familien der Opfer, die sie kannte, forschte nach den Namen weiterer Opfer. Über 1.300 Angehörige und Freunde der Toten aus der ganzen Welt brachte Yohannes in einer Interessengemeinschaft zusammen. Mit Vollmachten der Angehörigen ausgestattet, klagte sie gegen den italienischen Staat - wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge in 77 Fällen. „Die Verantwortlichen, die nicht gerettet haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, fordert die Preisträgerin. Europa müsse endlich gewährleisten, dass Menschenrechte für Alle gelten – auch für Flüchtlinge vom afrikanischen Kontinent.

Die Katastrophe von Sommer 2009 ist kein Einzelfall. Im Jahr 2011 kamen über 2000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ums Leben – Menschen, die inmitten eines mit modernster Technologie überwachten, dicht befahrenen Meers in unserer unmittelbaren Nähe starben, weil sich Europa systematisch gegen Flüchtlinge und Migranten abschottet.

Das Engagement von Gergishu Yohannes und ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter zeigt der Öffentlichkeit in Deutschland und Europa, dass die Opfer dieser fatalen Flüchtlingspolitik keine Namenlosen sind. Hinter jedem Menschen, der bei der Überquerung des Meeres umkommt, stehen Familienangehörige, Freundinnen und Freunde, die der Tod ihrer Lieben in Trauer und Verzweiflung hinterlässt. Die Angehörigen der Toten leben in verschiedenen Ländern – auch in Deutschland.

Die STIFTUNG PRO ASYL verleiht Gergishu Yohannes den Menschenrechtspreis am 8. September 2012 um 14 Uhr im Haus am Dom in Frankfurt am Main.

http://www.proasyl.de/de/presse/detail/news/gergishu_yohannes_erhaelt_den_menschenrechtspreis_der_stiftung_pro_asyl/

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Die Preisträgerin kommt zu einem Vortrag am Freitag, den 28.09.2012, nach Kassel, siehe hier:

28.09.2012, 19:00:00 Uhr in Kassel
Sterben an Europas Grenzen - Vortrag und Diskussion zum Tag des Flüchtlings
› Details anzeigen
http://www.ekkw.de/kassel/forum/details.php?id=31300&show=detail

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Das Hochzeitskleid
Schöne alte Geschichte aus meiner Family:


Als meine Mutter heiratete trug sie ein schönes weißes Hochzeitskleid mit viel Stickereien und Applikationen. Es war eine arme Zeit damals, der Koreakriegsboom hatte noch nicht eingesetzt, und also tuschelten die Leute.

"Die Viehhändler, die können es sich ja leisten." "Das sind doch Judenfreunde, da muss man sich nicht wundern." "Das Gefängnis scheint seinen Geschäften ja nicht geschadet zu haben."


Tatsächlich hatte meine Mutter nach einem Schnittmuster eine Tüllgardine umgearbeitet. Geld für ein Kleid konnte man überhaupt nicht ausgeben.

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Noch mal was Bemerkenswertes zu Rostock
Diesen Sätzen hier kann ich nur zustimmen:

"Letztlich verschwimmt, welche Ursachen und Entstehungsgeschichten zu Pogromen wie in Lichtenhagen beigetragen haben. Schnell ist mensch dabei, der Politik und der Staatsmacht die Verantwortlichkeit zuzuschieben, die der Bevölkerung rassistische Flöhe ins Ohr setzt. Die Mächtigen sind also Schuld an den Gewalttaten, weil sie Hetzjagden betreiben und nicht eingreifen. Da wird mal so mir nichts dir nichts der breiten Masse eine Autoritätsgläubigkeit unterstellt und ihnen damit die Leistung zu selbstständigen (rassistischen) Denken abgesprochen, Macht einzig und allein beim Staat verortet und herrschaftsaffirmierend gedacht und kritisiert. Und am Ende bleibt die Frage offen: Wer hat denn nun die Mollis und Steine geschmissen?

Ich denke, diese Analyse geht schlicht nicht weit genug. Solange eine Mehrheit weißer Deutscher vom hiesigen Asyl- und Integrationsregime profitiert und auch ein Sarrazin meine soziale Position stützt und nicht gefährdet, sollte die Kritik auch white supremacy und die historische Kontinuität von Rassismus mit all den Wirkmechanismen in verschiedenste gesellschaftliche Bereiche berücksichtigen. Das muss selbstverständlich auch über Staat, Institutionen, Realpolitik und nationalökonomische Verwertungsinteressen, über Patriotismus und Nationalismus passieren, aber nicht ausschließlich. Denn Rassismus funktioniert auch ohne all das. Weiße Überlegenheit braucht keine Grenzen, keine staatliche Regulierung, kein Kapital. Die Äußerungen weißdeutscher Rostocker*innen, Mannheimer*innen, Hoyerswerdaer*innen in damaligen Fernsehberichten belegen das. Von “Ungeziefer” war da die Rede, von Nicht-Menschen, von “Nur ein toter N. ist ein guter N.”, “die klauen, machen alles kaputt, unzivilisiert, wie Tiere.” Das ist rassistisches Denken in schrankenfrei. Rassismus in Reinform. Damals wie heute."

http://medienelite.de/2012/08/28/lichtenhagen-kontinuitat-rassistischer-gewalt-und-weiser-uberlegenheit/

---------- Ich erinnere mich noch daran, wie GenossInnen, die vor Ort waren, diesen gnadenlosen Hass der rechten Schlägertypen schilderten, diese absolute Verrohung, die aus den Gesichtsausdrücken sprach.


Die Wildcat hatte mit ihrer Sonderausgabe "Riots von Rechts" damals eine Antwort zu finden versucht oder besser gesagt erstmal Fragen gestellt, die so richtig bis heute nicht beantwortet sind.

http://www.wildcat-www.de/wildcat/60/w60rosto.htm

Das wurde noch einmal fortgesetzt, aber eigentlich ist die Debatte bis heute offen


http://www.wildcat-www.de/zirkular/24/z24rassi.htm

Ich weiß nicht, ob das die so oft in Blogs beschworene Ironie der Neunziger war von der ich nie etwas mitbekommen hatte, aber das Pogrom hatte selbst in der Scherzartikelbranche seine Folgen:


https://www.titanic-magazin.de/shop/index.php?action=showdetails&from=search&pageNr=6&productId=3f719ebd975d3&;

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Dienstag, 28. August 2012
Lesenswertes Blog
Kommt demnächst bei mir in die Blogroll:


http://andersdeutsch.blogger.de

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Noch einmal Rostock - der Mob deliriert in der FAZ
Da ich solche Hetzartikel nicht verlinken kann kommt hier nicht der Originalbeitrag in der FAZ, sondern der Kommentar dazu im Neuen Deutschland.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/236598.ein-brandsatz.html


Als einer derjenigen, die damals den Bundestag gegen die Abschaffung des Asylrechts blockiert hatten habe ich gerade so eine Art déja vu. Die Blockade damals war eigentlich eine symbolische Aktion - die Abgeordneten sollten den Bundestag nur so betreten können wie Asylsuchende Deutschland, auf dem Luftweg oder per Schiff. Militantere Aktionen wie das Beschießen der BGS-Hubschrauber mit Feuerwerksraketen wurden schon im Vorfeld unterbunden, es war eigentlich eine sehr gewaltfreie Aktion, wenn mensch absieht von einigen Hauereien am Rande und einem bedauerlichen Unfall eines Passanten und dem völlig sinnentleerten Einprügeln der maoistischen RIM auf MitdemonstrantInnen. Ich hatte damals zu einer der Vorbereitungsgruppen gehört und nahm am Blockadepunkt Süd in der zweiten Reihe teil. Am Vortag hatten wir in meinem Auto das Funktelefon nach Bonn gebracht (im Zeitalter der Handys kaum noch vorstellbar, es war ein seltenes, kostbares, strategisch wichtiges Gerät von der Größe eines Transistorradios) und das Gelände ausgekundschaftet, mit Trittin geschnackt, dann traf unsere Vorsitzende eine Polizeipatrouille zu Pferde, die sie, um eine Personenkontrolle zu verhindern, fragte, ob die sie auch vor den "Chaoten" beschützen würde, machte erfolgreich auf "armes unschuldiges Mädchen". Später kam es zu einer Hauerei, als eine Gruppe junger unerfahrener Ruhrpottpunks von den Bullen eingemacht wurde, bevor eine Jui-Jitsu-Truppe von uns denen die Knüppel wegnahm. Als die Blockade selbst zu Ende war, demonstriert wurde noch, verabschiedeten der Coach und ich uns von der Vorsitzenden und unserer Gruppe und fuhren nach Bremen und von dort mit der Kultischen und Laura nach Wangerooge in den Inselurlaub. Dort erfuhren wir aus dem Radio vom Brandanschlag von Solingen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Solingen

http://www.youtube.com/watch?v=oMU_f1IftMM

Am nächsten Tag hatte der Inselnazi die Reichskriegsflagge gehisst. Mit dem Zorn der Jugend stürmte Laura sofort auf sein Grundstück und holte den Fetzen ein. Der Inselnazi wollte uns von seinem Grundstück verweisen, wir kratzten stattdessen rassistische Aufkleber von seiner Fassade. Der Inselnazi ruf den Inselsheriff und erstattete gegen uns Anzeige wegen Hausfriedensbruch, wir gegen ihn wegen Volksverhetzung. Das hatte noch ein eher lahmes juristisches Nachspiel. Heutzutage müssen sich AntirassistInnen bei einer Rostock-Gedenkveranstaltung als Störer behandeln lassen, und in der FAZ wird die Abschaffung des Asylrechts nicht nur als richtig agefeiert, sondern alle, die einmal dagegen waren als weltfremde Spinner abgekanzelt. Die Frage, wann Breivik seine Kolumne in der FAZ bekommt ist von daher gar nicht so weit hergeholt.


http://metalust.wordpress.com/2012/08/26/von-prasidentinnen-fremde-fremde-fremde/

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Montag, 27. August 2012
Evangelikaler Kreuzzug gegen Homosexualität in Afrika
Danke, Rhizom, für diesen Link und Beitrag!

http://rhizom.blogsport.eu/2012/07/26/u-s-evangelicals-crusading-for-homophobia-in-africa/

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Staatlicher Rassismus 20 Jahre nach Rostock - die BRD zeigt ihre Fratze
Na Klasse. Während der Bundespräser weihevolle Reden hält, an deren Rande Antiras ihr Transparent zerrissen wird machen deutsche Behörden klar, was sie selber von Roma halten. Der Unterschied zu den Mordbrennern von 1992 ist da eine Marginalie:

ALARM - DI 4.9. 2012 SAMMELABSCHIEBUNG NACH BELGRAD, AB DÜSSELDORF
AIRPORT++++

NÄCHSTER VORRAUSSICHTLICHER ABSCHIEBE-TERMIN


Di 04.09. 2012 - warnt Betroffene, organisiert Widerstand und Protest!


Trotz Rostock-Lichtenhagen: Sammelabschiebung nach Belgrad, Serbien, ab Düsseldorf Airport Betroffenen sind vor allem Roma und andere Minderheiten.

Rostock - Von Sonntagsreden, Abschaffung des Asylrechts und Abschiebungen

Während die Politiker_innen vor der Kamera ihre betroffenen Sonntagsreden zu den Progromen in Rostock halten, dabei das Wort Progrom nicht in den Mund nehmen wollen und sich vor Gedenktafeln fürchten, arbeiten sie hinter den Kameras unverblühmt weiter an ihren rassistischen Abschiebungen. (Infos zu den Mahntafeln:
http://www.foerdervereinroma.de/romaffm/rostock.htm
Infos zu Rostock: http://rassismus-toetet.de/)

In perfider Weise werden wieder Menschen aus ihrem Leben gerissen, manche leben seit genau jenen 20 Jahren in der BRD oder sind zu der Zeit der Progrome hier in Deutschland geboren worden. Trotzdem will die Politik sie gewaltsam in ein anderes Land schaffen - abschieben.

An der rassistischen Politik hat sich nichts geändert, sie ist höchstens leiser, unauffälliger von außen schwerer wahrnehmbar geworden. Die Progrome in Rostock, Hoyerswerda, Mölln und anderen Städten wurden unverblümt genutzt, um eine rassistische Gesetzesänderung durchzudrücken
- die faktische Abschaffung des Asylrechts 1993.
(http://www.mfh-bochum.de/Hintergrund/faktische-abschaffung-asylrecht.htm)

DAMALS WIE HEUTE WERDEN DIE BETOFFENEN AUßEN VOR GELASSEN, NICHT GEFRAGT ODER ALS EIGENTLICH SCHULDIGE DARGESTELLT. Die ZAST (Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge) in Rostock-Lichtenhagen war damals schon überbelegt, statt einer Lösung wurden die Betroffenen, unter ihnen viele Roma aus Rumänien alleine gelassen, mussten ohne Zelte, Waschgelegenheiten oder Essen vor der ZAST kampieren. Politsch gewollte stereotype Bilder wurden produziert und anschließend für die Abschiebung der Menschen und die faktische Abschaffung des Asylrechts benutzt. Die Progrome kamen da wie gerufen.

Und die menschenverachtende Abschiebungsmaschine läuft weiter. Heute wie damals, von Verantwortung keine Spur. In einem kapitalistischen System braucht die Nation eine Spaltung der Gesellschaft, in die einen und die "Anderen". Während die einen angeblich dazu gehören, können die "Anderen" ausgegrenzt und stimatisiert werden. Um Menschen geht es hierbei nicht.

Widerstand der Roma:
Während dem NoborderCamp gab es einestarke Demonstration des Roma-Bündnis YAG BARI .http://alle-bleiben.info/news/info-news101.htm
http://alle-bleiben.info/news/info-news102.htm

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Vielfältiger Protest - trotz Urlaubszeit ?!

Bisher gab es immer Proteste am Flughafen Düsseldorf. Aufgrund von Urlaub und Krankheit sieht es diesmal dünn aus. Aber ob am Flughafen, vor den lokalen Ausländerbehörden oder in der Innenstadt. Protest kann vielfältig sein und wer weiß, ob es nicht doch noch spontane Proteste geben wird?!

Seid kreativ, seid aktiv, organisiert euch in Bezugsgruppen und kommt selbstständig zum Flughafen oder tragt den Protest in euer Stadt,vielleicht habt ihr eigene Ankündigungen, die ihr machen wollt?
Mailt uns!

Transparente an Brücken, Besuche bei Air Berlin, Beobachtung der lokalen Ausländerberhörde, es gibt viele Möglichkeiten.

Und natürlich freut sich bestimmt auch der Flughafen Düsseldorf immer wieder über lautstarke Hilfe in der Öffentlichkeitsarbeit bezüglich Abschiebungen.

DESHALB KOMMT AUCH DIESEMAL UND ZEIGT EURE WUT UND TRAUER:Flug startet wahrscheinlich um ca. 12 Uhr, nicht einsehbar vom Gate "F", einem unscheinbaren Gebäude zwischen Feuerwehr und Tor 36 gelegen.
http://www.duesseldorf-international.de/dus/lageplaene

Im Abflugterminal B befinden sich die Urlaubsschalter von AirBerlin.

Am Flughafen Düsseldorf hat es immer wieder kleinere und auch größere Demonstrationen gegeben, Flughafenbetreiber und Polizei reagieren dabei von betont gelassen bis nervös, zuviel Öffentlichkeit ist ihnen gar nicht recht. Ebenso verhält es sich mit Air Berlin, eine der Hauptfluggesellschaften die derzeit Charterabschiebungen im Auftrag von FRONTEX durchführt.

Sollte es Berichte von Aktionen geben freuen wir uns über die links und setzen sie gerne auf die Homepage, schreibt an abschiebestop [at] riseup.net

Mit solidarischen abschiebefeindlichen Grüßen

abschiebestop! düsseldorf

no border no nation - stop all deportations!
Stopp aller Abschiebungen - egal wohin!
Bewegungsfreiheit für alle!

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


AKTIONEN GEGEN ABSCHIEBUNG

AKTIONEN GEGEN ABSCHIEBUNG (ES WURDE MAL GEGOOGELT)Künstlerfiguren Nanas aus Hannover in den Kosovo abgeschoben?
http://www.alle-bleiben.info/news/info-news48.htm

Bleiberecht im Kanzleramt?
http://de.indymedia.org/2012/08/333908.shtml

Abschiebearzt "besucht"
http://de.indymedia.org/2012/07/332825.shtml

Kommunikationsguerilla gegen Abschiebung
https://linksunten.indymedia.org/node/60728

auch dei vielfältigen Proteste der streikenden Flüchtlinge sollen hier nocheinmal erwähnt werden:
AKTIONEN VON BETROFFENEN

PROTESTCAMPS:Derzeit leisten viele von Rassismus und Abschiebung Betroffene Widerstand und organisieren sich.
In immer mehr Städten gehen Geflüchtete auf die Straße und verlassen die entwürdigenden Lager,so auch in Düsseldorf:
http://refugee-resist-duesseldorf.de/

PROTESTKARAWANE NACH BERLIN

Als ein Höhepunkt der Aktion ist im September eine Protestkarawane nach Berlin geplant, der auch in der Region halt machen wird, mit Demos und Aktionen. Viel lokale Unterstützung wird noch benötigt.
http://de.indymedia.org/2012/08/334014.shtml

BREAK ISOLATION CAMP

Seit dem 23. August läuft das Break Isolation Camp in Erfurt - Widerstand gegen die Isolierung in Lagern und gegen jede Abschiebung!


http://breakisolation.blogsport.de/
http://thevoiceforum.org/node/2692

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Gauck-Bürger zerreissen "Rassismus tötet" Transparent in Rostock
http://al-samidoun.blogspot.de/2012/08/mit-gauck-gegen-links-und-rechts.html


Weisst Du eigentlich Gauck, Du bist doch auch nur einer der 16 Millionen Wirtschaftsasylanten, die 1990 gekommen sind. Mein Freund Azad Sadir ist einheimischer als Du.

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Sonntag, 26. August 2012
Vom Überkommenen, alten Gewohnheiten, neuen Zielen und Common sense
Während auf benachbarten Blogs etwas, nun ja, ungewöhnliche und doch altgewohnte Nachbereitungen vergangener Blogschlachten ablaufen bin ich so ein bißchen in mich gegangen und zu meinen eigenen Wurzeln zurück. Sehr hilfreich waren hierbei Gespräche mit Onkel Tuc und Tante Atta zu unseren gemeinsamen Vergangenheiten.

Was jemanden angeht, der mich da mit mittlerweile bereits justiziablen Ausdrücken belegt kann ich im Nachhinein nur "missfit" sagen, wir sind einfach nicht miteinander kompatibel. Wobei jemand, der ständig mit der Megakeule um sich haut gleichzeitig Mimimi macht und Respekt und Empathie für sich einfordert die er anderen nicht entgegenbringt sich so langam auch nicht mehr über fehlendes Verständnis zu wundern braucht. Dass ich mich auf seinem Blog einige Male über Frauenfrust meinerseits ausmährte würde ich als Hilferuf bis Verzweiflungsschrei bei einem vermeintlichen Freund in einer Krise bezeichnen, für ihn ist das natürlich ebenso heteronormatives Dominanzverhalten, wie seinen Ansichten oder Erfahrungen die eigenen gegenüberzustellen in einer Gesprächssituation die ich am Ehesten als Sofaplauderei auf Augenhöhe titulieren würde ("Du erzählst was aus Deiner Jugend, ich daraufhin was aus meiner", "ach, so siehst Du das!") für ihn einen Umerziehungsversuch darstellt.

Die grundsätzlichen Nichtübereinstimmungen sind da auch noch viel grundsätzlicher, und sie haben aus meiner Sicht nur sehr bedingt etwas mit Marginalisierung vs. Mehrheitsgesellschaft zu tun. Fängt ja schon an mit für mich so unverständlichen Debatten wie die um das sich selbst neu erfinden. Das war für mich ein Streit um eine Formulierungsfrage, und Formulierungen sind austauschbar, nimmt man halt eine Andere, Thema durch,weiter im Text! Dazu muss ich sagen, dass ich mit all jenen Leuten, die sich so sehr stark um korrekte Sprache, angemessene Formulierungen usw. bemühen eh wenig am Hut habe. Ich habe auch wenig Sensibilität für Gewalt durch Sprache, weil ich dazu zu viel physische Gewalt erlebt habe. Die Familientradition aus der ich komme ist bäuerlich geprägt, und da geht es sprachlich derbe zur Sache. Als mein Opa sich mal beschwerte dass die Suppe kalt sei und ihm wurde geantwortet, dass könne nicht sein, die dampfe ja erwiderte er "Peerschiet dampet ok!" (Pferdescheiße dampft auch). Dass ist der Umgangston mit dem ich sozialisiert wurde.


So vor etwa 30 Jahren hatte ich als Schüler die These vertreten, dass jeder Mensch als weißes Blatt auf die Welt kommt und sich in lebenslangen Lernprozessen ständig verändere und es daher auch keine feststehenden Charaktereienschaften gäbe. Im Kern vertrete ich das heute immer noch, konnte aber im Lauf des Lebens feststellen, wie sehr sich doch viele Dinge verfestigen. Und da ist für mich inzwischen klar, mit was für Menschen ich gut zurechtkomme und mit welchen halt weniger. Wie gesagt, Atta und Tuc hatten für sich ähnliche Beobachtungen gemacht. Ich brauche Leute mit einem eher derben und schwarzen Humor, soziale Kompetenz macht sich für mich daran fest, ob jemand beim Umzug, der Renovierung oder Gartenarbeiten mit anpackt oder Gästen von auswärts bei sich zuhause einen Pennplatz anbietet, und ich stehe auf Verlässlichkeit.

Mein Bruch mit der Göttinger studentischen Linken vor so etwa 20 Jahren, und jetzt komme ich mal dazu, eine Geschichte weiterzuerzählen, in die seinerzeit jemand so reingrätschte, dass sie sich zunächst nicht weitererzählen ließ, war ein Bruch, der etwas mit ganz bestimmten Leuten und Strukturen zu tun hatte. Das waren zwei verschiedene Gruppen, eine allgemeinpolitische und eine Männergruppe, die in sich äußerst homogen waren, und ich war halt heterogen und fühlte mich schnell marginalisiert, ob wohl einer der elder fellows. Das waren überwiegend Studierende die aus moralproduzierenden Haushalten - Eltern Lehrer, Pastoren, Anwältinnen, Erzieherinnen - und aus Dörfern oder hessischen und süddeutschen Kleinstädten mit höchstens 20.000 EinwohnerInnen stammten. Und die kluckten eng zusammen - auf Auswärtstreffen, Tagungen, Parties usw. bildeten sie stets einen geschlossenen Kreis, mit meinen kurdischen FreundInnen setzten sie sich nicht zusammen - pflegten eine strikt an Sprachformen festgemachte PC-Moral, gingen zum Lachen in den Keller, machten politische Aktionen nicht an einer theoretischen Analyse und Was-tun-Diskussionen fest, sondern agierten aus spontaner moralischer Betroffenheit heraus und setzten Gruppenmitglieder außerhalb ihres homogenen Kreises unter Druck. Entsprechend verließen verschiedene Leute die Gruppe, und zwar die, die am Wenigsten der sozialen Matrix der Kerngruppe entsprachen: Der Arbeitersohn, die Designertochter, der Bisexuelle, der Professorensohn und eben ich, Kind eines Kaufmanns und einer Laborassistentin aus der Großstadt. Ich fand mich dann in außeruniversitären neuen Kreisen wieder, die in der Flüchtlingssoli aktiv waren. Eine dieser Gruppen bestand mehrheitlich aus KurdInnen und zum kleineren Teil aus Deutschen, und die KurdInnen bestimmten ganz klar wo es lang geht. Die Andere war völlig bunt zusammengewürfelt, da mischten sich Studis mit Malochern, Flüchtlinge mit Deutschen, es gab eine Architektin und einen Elektriker mit kollektiv geführter Alternativwerkstatt, charismatische Sprecherin war eine Dauersozialhilfeempängerin, die zu den mutigsten, vitalsten und pfiffigsten Leuten gehörte, die ich je kennengelernt hatte. Mit beiden Gruppen ging es nach vorne los. Dieses ätzende Konkurrenzgefühl, das ich aus studentischen Zusammenhängen kannte, wo Theoriewissen einer Einzelperson nicht als bereichernd für alle, sondern als Distinktionsvorteil ("Ich weiß was! Und Du nicht!") benutzt wurde gab es hier gar nicht. Auch ich Intellelo wurde öfter mal mit "Soll´n das? Meinst´n damit?" auf den Boden zurückgeholt. Aus diesen heilsamen Erfahrungen heraus bin ich ein Befürworter bunt durchmischter Gruppen bis heute geblieben, und ein Befürworter von Arbeit in Bündnissen. Die in gleicher Wolle gefärbten, auf Interna fixierten homogenen Zusammenhänge sind meine Sache nicht. Und da, wo man nicht ein breites Lachen tragen kann bin ich eh nicht zu Hause.

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Hach ja, was waren selbst das noch für unbeschwerte Zeiten....
http://che2001.blogger.de/stories/400105/

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Die Polizei kommt um Mitternacht...
http://www.kreis-stade.de/default.cfm?DID=2324466


Familie mit zwei kleinen Kindern in den Kosovo abgeschoben – Nach neun
Stunden waren sie weg – Flüchtlingsrat protestiert

FREDENBECK.. Sie kommen um Mitternacht, klingeln an der Tür in Schwinge
und geben ihnen 20 Minuten Zeit, um ein paar Sachen zusammenzupacken.
Sechs Beamte in Uniform und Zivil haben in der Nacht von Montag auf
Dienstag einen 29 Jahre alten Mann, seine 24 Jahre alte Frau sowie ihre
ein und drei Jahre alten Kinder in einer nächtlichen Abschiebe-Aktion in
den Kosovo gebracht. Vor 23 Jahren waren Gani Fazlijaj und Sultane
Bajrami aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland geflohen. Keine
halbe Stunde nach dem Beginn der nächtlichen Aktion in Fredenbeck sitzt
die betroffene Familie in einem Fahrzeug und wird weggebracht.
„Überfallartig“ nennt der Flüchtlingsrat Niedersachsen die Abschiebung
in Schwinge. „Der Fall der Familie illustriert, dass in Niedersachsen –
zumal im Landkreis Stade, der nicht zum ersten Mal durch besondere
Rücksichtslosigkeit im Umgang mit Flüchtlingen Schlagzeilen macht –
Abschiebungen mit aller Härte durchgesetzt werden, wenn die Betroffenen
als nicht nützlich genug klassifiziert sind“, sagt der Geschäftsführer
des Flüchtlingsrates, Kai Weber. Kaum vorstellbar, dass sich so ein Fall
in einem anderen Bundesland ereignet hätte, so Weber: „Die Familie steht
verzweifelt vor den Trümmern ihrer Existenz und weiß nicht, wohin.“
Zuständige Ausländerbehörde ist der Landkreis Stade, und der steht für
seinen Umgang mit den Betroffenen seit Monaten in der Kritik. Das
TAGEBLATT hat mehrfach darüber berichtet.
Die Vorwürfe des Flüchtlingsrates im Fall der Familie Fazlijaj/Bajrami
weist Dr. Eckart Lantz, Erster Kreisrat, entschieden zurück. „Die
Vorwürfe des Flüchtlingsrates sind in keinster Weise korrekt“, sagt
Lantz: „Wir entscheiden immer nach Recht und Gesetz.“ Zum konkreten
Einzelfall dürfe er aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts weiter sagen.
Die TAGEBLATT-Recherchen ergeben aber schnell ein vollständiges Bild des
Dramas. Die ganze Verwandschaft des abgeschobenen Gani Fazlijaj wohnt in
Fredenbeck, sechs Geschwister und die Eltern, alle mit gesichertem
Aufenthaltstitel. „Wir hätten das nicht für möglich gehalten“, sagt
Bruder Muzli Fazlijaj, zumal seine Frau und seine beiden Kinder am
Mittwoch nächster Woche in der Kreisverwaltung die deutsche
Staatsbürgerschaft bekommen – von der Behörde, die die Abschiebung
seines Bruders mit Familie verfügt hat. Er selbst gilt als gut
integriert. Für ein neues Fahrzeug des Deutschen Rotes Kreuzes hat er
zum Beispiel 2 500 Euro gespendet.
Die gesammelten Unterlagen der Familie belegen einen jahrelangen
Rechtsstreit, in dem der Kreis alle juristischen Auseinandersetzungen
gewonnen hat. Die Lage von Gani Fazlijaj war auch dadurch unhaltbar
geworden, dass er in einem entscheidenden Moment gegen eine Verfügung
des Landkreises keinen Einspruch eingelegt hatte. Der Unterschied
zwischen Gani Fazlijaj und seinen anderen Geschwistern ist, dass er die
Familie nicht allein ernähren konnte. „Unzureichende eigenständige
Sicherung des Lebensunterhalts“, heißt das in Behördendeutsch.
Teilzeitstellen hatte Gani Fazlijaj mehrfach und jetzt offenbar auch
eine Vollzeitstelle in Aussicht. Allerdings zu spät, um die Abschiebung
noch zu stoppen. Auch die Härtefall-Kommission des Landes Niedersachsen,
die Ende 2011 und im April 2012 mit dem Fall befasst war, lehnte das
Ersuchen Gani Fazlijajs ab.
Für den eigentlichen Vorgang der Abschiebung sind das niedersächsische
Landeskriminalamt und die Landesaufnahmebehörde in Zusammenarbeit mit
der Polizei zuständig. Familie Fazlijaj gehört der Ashkali-Minderheit im
Kosovo an. Gani Fazlijaj und seine beiden Kinder haben die kosovarische
Staatsbürgerschaft. Sultane Bajrami die serbische.
Abschiebungen ohne vorherige Ankündigung und deshalb auch mitten in der
Nacht sind in Niedersachsen seit 2005 wieder möglich. Damals hob der
jetzige Innenminister Uwe Schünemann einen Erlass der Vorgängerregierung
auf, der dies verhindert hatte. Die nächtliche Abschiebeaktion wird mit
der Uhrzeit des Abfluges begründet. Um Mitternacht stand die Polizei in
Schwinge vor der Tür, um 9.25 Uhr startete der Flieger in Frankfurt.
Landung im Kosovo um 11.45 Uhr. In dem Land, das Gani Fazlijaj vor 23
Jahren als Sechsjähriger verlassen hatte.

Der Flüchtlingsrat

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen wurde 1984 gegründet und ist als
gemeinnütziger Verein anerkannt. Er koordiniert ein Netzwerk von rund
500 Flüchtlingsinitiativen, Kirchengemeinden, Gewerkschaften und
Einzelpersonen, die sich für die Interessen von Flüchtlingen in
Niedersachsen einsetzen, gewährleistet eine Beratung für Flüchtlinge
sowie für andere Migranten in Notsituationen und organisiert über die
Geschäftsstelle eine Reihe von Projekten. Der Flüchtlingsrat beteiligt
sich als Mitglied von Pro Asyl an der Koordination und Kommunikation auf
Bundesebene und steht in engem Kontakt zu Schwesterorganisationen in
Europäischen Nachbarländern. Aufgabengebiete sind Öffentlichkeits- und
Lobbyarbeit für Flüchtlinge, sowie Weiterbildung mit Seminaren und
Fachtagungen, Rechtshilfe in ausgewählten Einzelfällen und die
Herausgabe der Zeitschrift „Flüchtlingsrat” und die Durchführung von
Flüchtlingshilfe-Projekten.

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Sonntag, 26. August 2012
Gedenken wir der Toten der Festung Europa ?
Bedenken wir, dass das
Morden weitergeht.
Fragen wir uns wie wir weitermachen werden ? was wir unseren Kindern
antworten werden?

Wir begrüßen die Demonstration und möchten Euch unseren solidarischen
Beitrag überbringen. Aufgrund des zeitgleich stattfindenden KARAWANE
Flüchtlingscamp in Erfurt können wir nicht selbst präsent sein. Wir
hoffen, dass Flüchtlinge aus der Region das Wort ergreifen und über
die aktuelle Situation frei von Angst und schonungslos sprechen werden.

Das, was den vergangenen gewaltsamen Tagen im August 1992 in
Rostock-Lichtenhagen etwas Besonders verleiht, war das übergeordnete
Interesse politischer Kreise und die konkrete Organisierung der
Situation.
Es ging damals um die Durchsetzung einer Grundgesetzänderung ? konkret
die faktische Abschaffung des Asylrechts. Das Pogrom von
Rostock-Lichtenhagen war der notwendige Katalysator, Flüchtlinge
schärfer zu verfolgen, zu entrechten und auszugrenzen. Unter dem
Eindruck des Szenarios von hunderten Steine und Brandflaschen
werfenden meist jungen Männern, begrüßt und angefeuert durch den
Beifall tausender Sympathisanten sprachen Politiker schnell von
?Volkes Wille? und dass jetzt gehandelt werden müsse. Dass, das Boot
voll ist, das hatten sie schon vor dem Gipfel der rassistischen Mord-
und Brandanschläge Anfang der 90er Jahre, ihren Bürgern und
Bürgerinnen ständig eingetrichtert. Sorgfältig gepflegter Rassismus
und Faschismus hilft bei Zeiten richtungsweisende Projekte auf den Weg
zu bringen. In Folge des Pogroms und der tödlichen Brandanschläge in
Solingen, Mölln, Lübeck, Hoyerswerda und anderswo in Deutschland und
eben nicht nur im Osten führte die Regierung die sogenannte
Drittstaatenklausel ein. Deutschland erklärte sich umgeben von
sicheren Drittstaaten. Jeder Flüchtling, der durch eines der
umliegenden Länder nach Deutschland kommt, wird dorthin
zurückgeschoben. Dieses gegenüber den anderen europäischen Ländern
erklärbar zu machen, musste der rassistische Mob von der Leine
gelassen werden. Dieser erste Schritt Deutschlands setzte das Signal
für den Krieg gegen Migration. Heute sind Todeslager und Todeszäune
entlang der EU- Außengrenzen eingerichtet und mit der
Grenzschutzagentur FRONTEX wird Flucht und Migration militärisch
beantwortet.
Wer guten Mutes und mit dem Glauben an soziale Sicherheit und
Menschenrechte seine vom Imperialismus verwüstete Heimat verlässt, es
schafft alle Todesstreifen zu überwinden und in Europa ankommt, der
findet sich im Zentrum dessen wieder, was seine Flucht verursacht hat
? in den Kernländern der kolonialistischen Unterwerfung. Hier sind die
Stammplätze der mächtigsten Interessenverbände, die durch Besatzung
und Versklavung sich den materiellen Vorsprung verschafften, die Welt
zu dominieren und dafür zu sorgen, dass heute alle fünf Sekunden auf
dieser Welt ein Kind verhungert. Hier hat sich das System entwickelt,
dass Besitz und Eigentum über alles stellt. So dass nach Generationen
kaum noch einer merkt, dass seine Seele, seine immaterielle
Kraftquelle schon in der Kindheit zu geschüttet wird. Die Kultur des
Kapitalismus schafft Gesellschaften frei von Empathie ? seelenlose
Gesellschaften ? unfähig sein Zombiedasein zu überwinden, solange die
Angst nicht überwunden wird, dieses menschenfeindliche System - innen
und außen ? zu bekämpfen, solange die Privilegien zu angenehm
erscheinen, um sie fallen zu lassen.

Das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen war nur ein Teil des multiplen
Zombies, der für Flüchtlinge in Deutschland überall in Erscheinung
tritt ? im Mord an Oury Jalloh, oder Amir Ageeb, Ndeye Mareame Sarr,
Laye Konde , Christy Omordion Schwundeck oder in der Verweigerung
überlebensnotwendiger medizinischer Versorgung wie bei Mohamed Sillah
und Ousman Sey, in der vom Verfassungsschutz betrieben NSU-
Nazi-Mordkampagne. Beweise vernichten und Märchen erzählen ? Glaubt
ihren Lügen nicht mehr.
Der multiple Zombie ist solange stark, solange wir uns reinziehen
lassen, solange wir uns Befehlsnotstände und Sachzwänge einreden, die
uns keine Wahl lassen, solange wir akzeptieren, dass Deportationen,
Lager und Sondergesetze wie die Residenzpflicht feste Grundlage der
deutschen Gastfreundschaft ist.

Wir haben vor einigen Wochen in Rostock Flüchtlinge aus den Lagern in
Rostock, Greifswald, Bad Doberan und Jürgensdorf getroffen. Was sie
uns erzählten über die Behandlung durch die Behörden und die
rassistischen Attacken auf der Straße, lässt wissen, dass
Rostock-Lichtenhagen sich im kleinen Maßstab tagtäglich widerholt und
dass ein großer konzentrierter Hassausbruch jederzeit und nicht nur
dort sich wiederholen kann. Besonders in Zeiten verschärfender
ökonomischer Bedingungen und wenn es für die Herrschaften oben von
Nutzen ist. Und umso leichter, als dass alle die permanenten kleinen
Ausbrüche gewohnt sind. Dass es zu keiner Wiederholung kommt, bedarf
es aller Anstrengungen, die Lager zu schließen und die Residenzpflicht
komplett (für alle und für das gesamte Bundesgebiet) abzuschaffen.
Bei unserer Versammlung im Lager in Rostock, sagte ein Flüchtling:
?Wir können nichts ändern, wir sind nur einige zehn- oder
hundertausende in diesem Land, die Deutschen sind 80 Millionen. Die
Deutschen müssen für uns was tun.?
Das System treibt in die Schizophrenie.
Die Antwort ist die Selbstorgansierung und der alltägliche Widerstand
wie er von THE VOICE Refugee Forum Mitte der 90er Jahre begonnen wurde
und bis heute die stärkste Basis der Verteidigung der Flüchtlinge in
Deutschland ist. Nicht 80 Millionen Deutsche haben die Lager Katzhütte
oder Zella Mehlis wie ein dutzende weitere in Thüringen geschlossen,
sondern der Protest und der nicht kompromittierbare Widerstand der
AktivistInnen von THE VOICE.

Niemand gibt Dir Dein Recht, wenn Du nicht darum kämpfst, niemand
zeigt Solidarität, wenn er Deinen Kampf nicht kennt. Die
Flüchtlingsprotestzelte (www.refugeetentaction.net) in Süddeutschland
haben eine neue Welle des Widerstands auf die Straße gebracht. Break
Isolation breitet sich aus. Nach dem Break Isolation Camp
(www.thecaravan.org/refugeecamp2012) in Erfurt werden sich
FlüchtlingsaktivistInnen aus ganz Deutschland auf den Weg auf einen
Protestmarsch nach Berlin machen. Das rassistische Gesetz der
Residenzpflicht missachtend, alle Flüchtlinge und ehrlich Gesinnte
aufrufend sich zu beteiligen und der menschlichen Würde ein Gesicht zu
geben, werden sie dem multiplen Zombie herausfordern und die Isolation
brechen.
Wir rufen alle zur Solidarität, Unterstützung und Beteiligung auf.

Wir müssen uns auch vor Augen führen, dass in der gegenwärtigen
Situation unter dem Eindruck der kapitalistischen Schuldenkrise,
rassistische und faschistische Hetze sich weiter verschärfen wird.
Unsere Antwort kann nur unsere Organisierung und unserer
Zusammenschluß sein ? im alltäglichen Kampf zur Verteidigung unserer
Rechte und zur Überwindung des kapitalistischen Systems.

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen, The VOICE
Refugee Forum,
Break Isolation-Flüchtlingsgemeinschaften in Deutschland

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Freitag, 24. August 2012
Frau Nullzeitgenerator über Basisökonomie
Deal. Ich hab jetzt Apfel-Aktien beim Apu. Da ist doch was Konkretes. Nicht so ein New-Economy-Scheiß. Naturalien werden sowieso die neue Währung nach dem Euro. Und er kann dranschreiben: Treptower Goldmigräne oder sowas. Think regional, du kleiner Hipster.

http://avi.antville.org/stories/213410

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Freitag, 24. August 2012
Dortmund: Stadt verbietet Antifacamp
www.ruhrbarone.de

Sicherheitsbedenken und die Angst vor den Nazis sind die Gründe, warum
die Stadt Dortmund soeben bekannt gab, das ab Morgen geplante Antifacamp
überraschend nicht zu genehmigen.

Von Stefan Laurin, Ruhrbarone

Rund um den Tremoniapark, in dem ab Morgen das Antifacamp stattfinden
sollte, werden bereits Zäune aufgebaut. Die Stadt Dortmund hat heute in
einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass sie das Camp nicht zulassen
wird. Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt hätten gravierende
Sicherheitsbedenken angemeldet.

Dortmund OB Ullrich Sierau sagte dazu: „Die Berichte aller drei Behörden
lassen mir im Interesse des städtischen Friedens keine andere Wahl. das
Camp wird nicht genehmigt.“

Nach der Erklärung der Stadt hätte die Polizei die Anreise von 300
“gewaltbereiten Autonomen” prophezeit. Zudem hätten die Nazis für Morgen
eine Demo gegen das Camp angekündigt.

Verboten: Das Antifa-Camp in Dortmund

Auch bezweifele die Stadt das die Veranstalter die Strom-,
Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und die Auflagen zur Lärmimmission
umsetzen können.

Die Absage der Stadt kam überraschend. Seit vergangener Woche wurden
Gespräche geführt die von Seiten der Camp-Initiatoren als offen und
konstruktiv eingeschätzt wurden. Auch ein gestern kurzfristig
angesetztes Gespräch mit der Stadt war gut verlaufen.

Die Initiatoren des Camps haben mittlerweile mit einer eigenen Erklärung
auf das Verbot reagiert:

Die Entscheidung von Oberbürgermeister Sierau ist eine politische
Bankrotterklärung“, so Tobias Schmidt, Pressesprecher des Antifacamps.
„Besonders die Tatsache, dass eine von Neonazis angemeldete
Demonstration gegen das Camp ein Ablehnungsgrund gewesen ist, macht uns
fassungslos. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: weil eine
seit heute verbotene Organisation von gewaltbereiten Neonazis gegen
unser Camp demonstrieren will, wird uns eine Genehmigung verweigert.

In den Verhandlungen ist laut Schmidt von solchen Problemen keine
Rede gewesen. „Hauptsächlich wurden uns Fragen zur Anzahl der
Toilettenhäuschen, dem Wasseranschluss und Rettungswegen gestellt“, so
Schmidt. „Wir sind davon ausgegangen und in dem Glauben gelassen worden,
dass generelle Bedenken gegen das Camp ausgeräumt seien. Mit der
jetzigen Absage sind die Gespräche, die in den letzten Tagen und Monaten
mit der Stadt geführt worden sind, völlig entwertet. Besonders die
Koordinierungsstelle der Stadt hat sich als nutzlos erwiesen.“

Besonders empört sind die Antifaschisten über das Verhalten der
Polizei. „In mehreren Gesprächen haben Beamte der Polizei Dortmund, zum
Beispiel Herr Lukat, der Leiter des ständigen Stab, uns versichert, man
wolle dem Camp keine Steine in den Weg legen. Jetzt, am Tag vor dem
Aufbau des Camps, legt die Polizei plötzlich ein Horroszenario vor, um
die Stadt dazu zu bewegen, uns die Genehmigung zu verweigern. Das sich
die Stadt von der Polizei ihre Politik derart diktieren lässt, ist ein
einmaliger Vorgang und lässt die Frage zu, wie es um die Gewaltenteilung
in Dortmund bestellt ist.“

Die Organisatioren beraten zur Stunde über ihr weiteres Vorgehen.
„Wir haben permanent das Gespräch mit den verantwortlichen Behörden
gesucht, gebracht hat das offenbar nichts. Diese Absage einfach
hinzunehmen ist für uns keine Option,“ schließt Schmidt.

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Wahnsinn und Verstand VII
So langsam kommen wir dem Eingemachten näher, und der Plot entwickelt sich, wenn auch noch (oder gerade!) mäandernd-wabernd.


Wilde Tage in Hamburg

St. Georg, Samstag nachmittag, strahlender Sonnenschein. Zwei Leute, eine Frau und ein Mann, zu Fuß unterwegs, engumschlungen. Sie hat lange dunkelbraune Haare, ist etwa Mitte zwanzig, schlank, mittelgroß und trägt eine schwere schwarze Motorradlederjacke, schwarze Radlerhose, darunter knallbunte Leggings und auf Hochglanz polierte Springerstiefel. Er ist ungefähr dreißig, dunkelblond, stämmig gebaut und eher unauffällig gekleidet: Trachtenjankerl, normale Jeans, Turnschuhe. Erst bei näherem Hinsehen fällt ein interessanter Kontrapunkt auf. Am Revers des Jankerls trägt er nämlich das, was auf den ersten Blick am wenigsten dazu zu passen scheint, einen roten Stern.
Ein frischverliebtes Paar. Britt und Henning.
"Franco kann dir wirklich guten Stoff besorgen." erklärt Britt gerade. "Nicht nur Dope, auch Peyotl, Capis , Rauchopium und die spezielleren Sachen." "Was sind die spezielleren?" erkundigt sich Henning. "Das, weswegen wir jetzt zu ihm gehen. Selbst hergestellte Mixes. Er mischt zum Beispiel Codein mit Ephedrin und Powder . Gibt ein
sanftes Wolke-Sieben-Gefühl, ohne daß du müde wirst. Was ich von ihm will, ist aber was anderes." "Und was?" Sie grinst breit und gibt ihm einen Kuß. "Was Spezielles für uns!" lacht sie. "Ischtar!" "Ischtar?" "Das einzige tatsächlich wirksame Aphrodisiakum!"
Henning reagiert etwas iritiert. "Brauchen wir so etwas denn?" fragt er skeptisch. "Eigentlich reichen wir uns doch selber. Die letzten Nächte waren toll..." Seine Worte verhallen in Britts unbändigem Gelächter. "Oh, seid ihr alle brav! Du, Alfie, Heike, allemittenand. Ich rede von keinem blöden Potenzsteigerungsmittel. Ischtar verändert das Körperempfinden. Du nimmst alles intensiver war, ohne daß es anstrengt. Ähnlich wie Koks, aber nicht so speedy. Und ohne die Nebenwirkungen. Komm, wir sind da!"
Sie betreten ein leerstehendes Werkstattgebäude. Im ersten Stock hat Franco sein Loft. Eine ausgebaute Lagerraumetage, sehr schrill eingerichtet. Autoschrott, zu bizarren Arrangements zusammengeschweißt, Lichterketten, Christbaumschmuck, ein Zebrafell, ein riesiges Terrarium mit einer Königspython.
Franco, ein schnurrbärtiger, kleingewachsener Südeuropäer, hat sie schon erwartet. "Was machst du, Britt?" ist seine Begrüßung. "Alles klar?" "Alles klar soweit." gibt sie zurück. "Und selber?" "Dies und das ist passiert, aber letztendlich ist Franco immer obenauf." antwortet er verschmitzt. "Ihr wollt Ischtar?" "Wir wollen Ischtar!" bekräftigt sie. Franco grinst richtig schimmlig. Er mustert Henning von oben bis unten. "Na dann viel Spaß!". Henning
beschließt, ihn für unsympathisch und einen Sexisten zu halten. So richtig locker ist er nicht. Britt und Franco umso mehr. "Franco, alter Schleimbeutel, gib dem jungen Mann mal eine Einführung. Er hat noch nie etwas von Ischtar gehört." Franco setzt sich genüßlich in einem Korbstuhl zurück und fordert die beiden mit einer kurzen Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
"Ischtar ist eine Kreation meines Freundes Nico." beginnt er. "Der genialste Kopf der Mixerszene, zumindest früher einmal." "Mixerszene?" will Henning wissen. "Was ist das?" "Die Leute, die aus verschiedenen Substanzen neue Drogen zusammenmischen." erläutert Franco. "Keine Designer-Drugs, nicht so ein billiges Zeug. Wirklich geile Sachen, die extrem törnen, ohne abhängig zu machen. Und nicht kommerziell, sondern, um selber gut drauf zu kommen und Abenteuer im Kopf zu erleben." "Nicht kommerziell ist gut!" höhnt Britt. "Wenn es den Kommerz nicht gäbe, hättest du ihn doch erfunden!" "Aber sicher, baby! To your pleasure!" gibt Franco cool zurück. "Franco di Rafaeli, Import-Export. Drogen, Waffen, Nachrichten. Kein H, kein Koks, nichts an Faschos, keine Geschäfte mit Luden, wenns nicht sein muß. Und keine dummen Fragen." setzt er gedehnt hinzu.
"Was war denn nun mit Nico?" fragt Henning nach. "Geduld, Junge!" Franco zündet sich einen Stick an und setzt sich in Positur. Offenbar braucht er ein gewisses Maß an Selbstinszenierung.
"Nico hat die eiserne Regel aller Mixer verletzt und ist dafür bestraft worden. Diese Regel lautet: Hände weg von harten Drogen! Er ist auf Doom." "Doom?" "Seine schlechteste Erfindung. Scharf gemachtes LSD. So wie Crack Kokain ist, das mit Backpulver verschnitten härter reinhaut als normales Koks oder Ecstasy verbessertes Amphetamin mit viel stärkerer Wirkung, ist Doom LSD mit ein paar Zusatzstoffen. Der Trip dauert ein paar Tage, Flashbacks dauern Stunden und können monatelang auftreten. Nico ist der einzige Konsument seiner Droge. Wir haben dafür gesorgt, daß er das Kram nicht in Umlauf bringt. Aber er selbst trippt ständig darauf und ist fast schon schizo. Na, was heißt schizo. Also, er lebt in einer anderen Welt." Franco wirkt echt traurig, als er das sagt. Nach einer kurzen Pause hellt sich sein Gesicht auf. "Kommen wir zu was Angenehmeren!" meint er. "Also zu Ischtar. Ischtar ist eine Mischung aus Adenosintriphosphat, das ist eine Substanz aus dem menschlichen Nervenstoffwechsel, Etilefrin, das den Blutdruck steigert, chemisch verändertem Vitamin E und extrem konzentrierten Elektrolyten. Sowas wie Isostar, aber in etwa dreißigfacher Konzentration. Sehr schwer herzustellen, deshalb verrate ich euch auch das Rezept. Wer kein erstklassiges Labor und außergewöhnliche Beschaffungswege hat, kriegt es nicht hin." Sprichts und greift in eine Schublade des neben ihm stehenden runden Cocktailtisches, holt eine Dose heraus und reicht sie Britt. "Zu ihren Diensten, Duenna. Sind zehn Gramm, macht dreihundert Mark." Henning bleibt fast der Atem stocken, als Britt locker fünfhundert Mark hinblättert und meint: "Behalt den Rest. Vielleicht mußt du mir noch einmal einen Gefallen tun. Unter Kriminellen!" "Unter Kriminellen!" bekräftigt Franco und steckt das Moos ein.

"Woher hast du denn so viel Geld her?" fragt Henning seine Herzallerliebste auf dem Heimweg. "Du mußt nicht alles wissen." grinst sie. "Später kommt vielleicht die Zeit. Vorerst nur so viel: Ich habe mehr mit Ganoven als mit Autonomen zu tun."

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Mittwoch, 22. August 2012
Noch einmal Nobordercamp - Diskussionspapier zu einem Workshop
Kapitalismus und die Produktion des „Anderen“

1. Die Konstruktion des und der „Anderen“ aus der Position des gemeinschaftlichen „Wir“ gehört zum Kern des rassistischen Verhältnisses. Der Workshop soll die historisch-materialistischen Entstehungsbedingungen dieses rassistischen Verhältnisses beleuchten. Als Ausgangspunkt soll die Analyse der tayloristisch/fordistischen Offensive um die Wende zum 20. Jahrhundert gewählt werden Und zwar im Verhältnis vor allem der deutschen und amerikanischen Kerne dieser Offensive zu ihrem Objekt, den „anderen“. Ihre Basis war die schockartige Hochrüstung neuer Schlüsselindustrien (Chemie und vor allem Elektro), begleitet von tayloristisch/fordistischen Managementmethoden. In diesen schuf sich eine neue technokratische Mittelschicht die Hebel zu neuer Herrschaft und neuem Selbstverständnis als Herren eines von großer Aggressivität geprägten rassistischen Verhältnisses. Dieses etablierte sich in der Konstruktion und Abwertung von Andersheit: der Arbeiter_innen als Objekt technischer Verfügung. Der Objekte imperialistischer Durchdringung (Krieg Deutschlands gegen die „rassisch minderwertigen“ Herero und Nama in Afrika, Krieg der USA gegen die „nigger“ der Philippinen mit KZs und einer Million Opfer). Der Abwertung der Immigrant_innen aus Russland, Südosteuropa, Japan als „minderwertiges rassisches Material“. Der nicht eingliederungs- und verwertungsfähigen Unterschichten als „minderwertiges Menschenmaterial“ im Sinne eines eugenischen Kriegs, eines „war against the weak“ (Black). Der Frauen in der Unterwerfung unter die Macht des Kleinpatriarchen in der zurückgeschnittenen Kernfamilie, etc. Die Entwertung auf all diesen Gebieten war Bestandteil eines kohärenten innovatorischen Schubs, in dem der Kapitalismus seine Macht und die Herstellung einer komplexen „Andersheit“ auf ein neues historisches Niveau brachte. Beide können nicht voneinander getrennt werden. Der Schub ist indes primär nicht Produkt eines rassistischen Bewusstseins. Dieses drückt ihn nur aus, bis in seine kulturellen und philosophischen Ausformungen hinein. Die Herren dieser Offensive aus den neuen technokratischen Mittelschichten konstruierten sich selbst als neues „Wir“, als Subjekt der Verfügung und aus der Behauptung ihrer neuen „Rationalität“.

Dieser Schub „modernisierte“ das rassistische Verhältnis, das die industrielle Revolution der vorhergehenden Epoche in den kolonialistischen Zugriffen auf die drei Kontinente formuliert hatte, auf ein neues barbarisches Niveau. Wir nehmen es als Ausgangspunkt, weil die Quellenlage besser ist und die Subjektivität des „Wir“ und der „Andersheit“ viel aggressiver thematisiert wurde. Ausgehend davon soll über die unmittelbar vorausgehenden Stadien hinaus ein Rückblick auf historische Wurzeln dieses von Europa als verhältnismäßig stabilem Kern des rassistischen „Othering“ bestimmten Verhältnisses versucht werden. Eine immer wieder als Geburt Europas beschworene Wurzel brachte die „Erfindung des Barbaren“ (Edith Hall) im Griechenland des 5. Jahrhundert v.Chr. hervor. Nach dem Sieg bei Salamis über die Perser konzentrierten sich Geld und neue technische Eliten in Athen. Das machten sie zur Metropole ihres Imperiums über den Mittelmeerraum und sich selbst zum Subjekt im Verhältnis zum minderwertigen „anderen“ –den Barbaren, den aus ihnen rekrutierten Sklaven, einhergehend mit der sexistisch vertieften Abwertung der Frau.

2. Es kann uns nicht darum gehen, den Diskursen um „critical whiteness“/“white awareness“ und den daraus fließenden Verhaltensregeln Sinn und moralische Berechtigung abzusprechen. Das Problem ist allerdings: sie müssen dadurch radikalisiert werden, dass die obengenannten Dimensionen einbezogen werden. Für die postfordistische Neuformulierung des rassistischen Verhältnisses, über das wir diskutieren wollen, bedeutet das vor allem: den Ausgangspunkt von unten bei den Subjekten zu nehmen. Uns an ihnen zu orientieren und von ihnen für unsere Kämpfe zu lernen. Beispielsweise von den Formen der Selbstorganisation und Selbstermächtigung der Bewegungen in den Townships Südafrikas und den neuen „slum cities“, die bei Abahlali baseMjondolo ihren beispielgebenden Ausdruck finden. Beispielsweise von den Textilarbeiterinnen im Nildelta als entscheidender Kraft der Revolte auf dem Tahrirplatz. Oder von den stigmatisierten „Pleitegriech_innen“, von den rumänischen, den ungarischen Roma und Sexarbeiterinnen, die zu Objekten eines imperialen Regimes unter deutscher Führung entwertet werden. Oder vom Kosmomopolitismus der Migrant-innen, der dem kerneuropäischen Weltverständnis um so vieles voraus ist. Und im historischen Rückblick bedeutet das, den Ausgangspunkt bei den Subjekten der Kämpfe auf den drei Kontinenten gegen die oben skizzierten Zugriffe zu suchen. Sie sagen uns, was das rassistische Verhältnis wirklich bedeutete. Ohne all das bleibt die Kritik folgenlos. Schlimmer noch: das sich kritisierende weisse Wesen bestätigt sich in seiner kritischen Selbsterfahrung letztlich als „Subjekt“ und lässt die hard facts des rassistischen Verhältnisses ungeschoren, bis in seine eigene Verwobenheit in den imperialen Alltag hinein.

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Vor 20 Jahren - Pogrom in Lichtenhagen
Markus Mohr
Vier Tage im August
Vor 20 Jahren kam es in Rostock Lichtenhagen zum Pogrom
«Was mich als Innenpolitiker belastet, ist, dass Vorgänge eingetreten sind, die in der Geschichte der Bundesrepublik wirklich
ihresgleichen suchen.»
Der ehemalige Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen und FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhard Hirsch am 31. August 1992 im Bundestagsinnenausschuss
Am Mittwoch, den 19. August 1992 vermeldete ein Bericht der Rostocker Lokalzeitung Norddeutsche Neueste Nachrichten
die Ankündigung einer «Bürgerwehr» im Stadtteil Lichtenhagen, dass man die dortige Zentrale Aufnahmestelle für
Flüchtlinge (ZASt) «aufräumen» wolle. Ein anonymer Anrufer teilte unmissverständlich mit: «Wenn die Stadt nicht bis Ende
der Woche in Lichtenhagen für Ordnung sorgt, dann machen wir das. Und zwar auf unsere Weise.» Die andere Lokalzeitung
der Stadt, die Ostseezeitung, rapportierte zwei Tage später die Ankündigung mehrerer Bewohner des Stadtviertels,
dass die «rumänischen Roma ‹aufgeklatscht› werden sollen: «‹Wir werden dabei sein›, sagt Thomas, ‹und du wirst sehen,
die Leute, die hier wohnen, werden aus den Fenstern schauen und Beifall klatschen›.» Diese in aller Öffentlichkeit ausgestoßenen
düsteren Prophezeiungen sollten in den darauf folgenden Tagen für eine Vielzahl von Flüchtlingen und vietnamesischen
ArbeitsmigrantInnen zur grausamen Wahrheit werden. Die Choreografie dieses für die Geschichte der Bundesrepublik
unfassbaren Pogroms ist vielfach beschrieben worden. Mit diesem Text soll es darum gehen, wesentlich auf die
nazistische Qualität dieses Ereignisses abzustellen.
In den Abendstunden des 24. August des Jahres 1992 versammelten
sich in Rostock-Lichtenhagen wenigstens 3.000
Menschen. Sie bildeten nicht einfach nur eine Menge, sondern
sie verwandelten sich in einen Mob und waren dazu
bereit, mehr als 100 BewohnerInnen des «Sonnenblumenhauses
» – ein Plattenbau, der wegen eines großflächigen
Ziermosaiks
an einer Seitenwand so genannt wird – unter
Absingen und Schreien von Parolen wie «Deutschland, den
Deutschen, Ausländer raus!», «Sieg Heil!» oder «Wir kriegen
euch alle!» durch Brandschatzen in Lebensgefahr zu bringen.
Parallel dazu waren Imbisse geöffnet. Es konnten gegrillte
Würstchen käuflich erworben werden. Die internationalen
Medien waren vor Ort. Die Weltöffentlichkeit sah zu. Die keineswegs überraschten, gleichwohl personell nur schwach vertretenen Polizeikräfte vor Ort, erhielten noch im Verlauf der Auseinandersetzungen den Befehl, den Schutz des Wohnhauses
in der Mecklenburger Straße 18 einfach einzustellen
und abzuziehen. Die in ihrem Leben bedrohten BewohnerInnen dieses Hauses wurden für mehrere Stunden dem brandschatzenden Mob überlassen, der Notruf der lokalen Polizei war für sie nicht mehr erreichbar. Die nicht von der Polizei verständigte
Feuerwehr wurde über Stunden von der zu allem bereiten
Menge am Löschen gehindert. Sowohl der amtierende
2
Motivlagen und die umsichtige Abwehr individueller Verantwortung
sich mit den Mechanismen einer arbeitsteilig organisierten
staatlichen Verwaltung verschränken: Da gab es ein
lange währendes berechnend tätiges Unterlassen staatlicher
Behörden in der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen.
Sie wurden systematisch Bedingungen unterworfen, die darauf
zielten, dass sie nicht mehr als Menschen wahrgenommen
werden. Gegen sie richtete sich ein unterschwelliger,
aber auch ausdrücklich öffentlich bekundeter und propagierter
Rassismus durch Teile der lokalen Bevölkerung und
der lokalen Presse. In diesem Zusammenhang wurde konsequent
das Engagement organisierter NeofaschistInnen einkalkuliert.
Am Ende zielte eine kalt kalkulierte Verschwörung
aus dem Zentrum der bundesdeutschen Innenpolitik darauf
ab, die noch vor Ort eingesetzten schwachen Polizeikräfte in
die Handlungsunfähigkeit zu manövrieren. All das trug zur
Entfesselung einer Situation bei, die für einen historischen
Moment in diesem Land erneut das Tor zur Hölle aufstieß.
Über den Verlauf des Pogroms und seine politische Vorgeschichte
ist bereits vieles in den sehr verdienstvollen Abhandlungen
von Diederichs (1993), Funke (1993), Schmidt
(2002) und Prenzel (2012), partiell auch aus einigen aus dem
Untersuchungsausschuss des Landtages von Mecklenburg-
Vorpommern im Verlaufe des Jahres 1993 hervorgegangenen
Drucksachen gesagt und beschrieben worden: Von heute
aus gesehen ist es unstrittig, dass Flüchtlingen vonseiten
des Innenministeriums in Schwerin und der Stadt Rostock
bei der Versorgung und weiteren administrativen Behandlung
in der Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZASt)
elementare Hilfestellungen vorenthalten wurden – eine politische
Praxis der gezielten Obstruktion, die im Nachhinein
mit der allfälligen Vokabel des «Versagens» bemäntelt
wurde. Die zunächst von neofaschistischen Gruppen in der
West-Bundesrepublik Anfang der 1980er Jahre angestoßene
Kampagne zur Beseitigung des Asylrechts aus dem
Grundgesetz war nach der Eingliederung der DDR in die
Bundesrepublik von CDU/CSU aufgegriffen und kampagnenartig
verallgemeinert worden. Desaströse Lebensbedingungen
für Flüchtlinge lagen in ihrem politischen Kalkül.
Dass der katastrophale Polizeieinsatz in den Abendstunden
offenkundig so «gewollt» gewesen sei, hatte sich nach
einem zeitgenössischen Pressebericht sogar bis in die Reihen
der Polizei selbst herumgesprochen: «Die Polizisten erzählen,
dass die meisten der Kollegen der Ansicht seien, der
verkorkste Einsatz sei aus irgendwelchen Gründen gewollt
gewesen. ‹Warum›, spekuliert einer, ‹weiß keiner so recht.
Vielleicht sollte es einfach die große Katastrophe geben.› Einer
sagt, wie sehr er sich gewundert habe, ‹als wir plötzlich
von dem Heim weggezogen wurden›. Ein anderer meint,
schon den ganzen Tag seien so ‹merkwürdige Dinge› über
Funk gelaufen, die keiner verstanden habe. Ein dritter, der
in einer Hundertschaft nahe des Schauplatzes postiert war,
weiß noch, wie alle den Kopf geschüttelt haben, als sie das
brennende Haus gesehen haben, ‹aber nicht los durften. Das
darf doch nicht wahr sein.› Es ist anscheinend so, dass sich
viele Polizisten in Rostock verraten und missbraucht fühlen»
(Lebert 1992). Doch diese Ahnungen der PolizeibeamtInnen
beantworten nicht die Frage nach der spezifischen politischen
Qualität dessen, was sich dort abspielte.
An dem Verlauf und der Choreografie des Pogroms von
Rostock ist vieles bemerkenswert, zentral muss aber für
heute die Einsicht sein, dass hier in der politischen Wirklichkeit
der Bundesrepublik der historische Nationalsozialismus
durchschimmerte. Konkret: Bei fortexistierender Verfassung
flankierte der Staatsapparat terroristisches Handeln einzelner
Gruppen, deren Gewalt sich an keiner humanen Zielsetzung
mehr zu legitimieren braucht und ausschließlich dazu dient,
Furcht, Angst und Schrecken zu verbreiten, um so am Ende
den «starken Mann» herbeirufen zu können. Das erscheint zunächst
banal. Das ist es aber dann nicht, wenn man bedenkt,
dass in der Bundesrepublik über die Gegenwärtigkeit des Nationalsozialismus
in einem politischen Sinne nur in dem distanzierend
erscheinenden Begriff des Rechtsextremismus
gesprochen werden soll. Und es gehört zur Staatsräson der
Bundesrepublik, dass eben dieser Rechtsextremismus stets
an jenem gesellschaftlichen Rand agiert, auf den dann alle
angewidert mit dem Finger zeigen können. In Rostock stand
der aber im Zentrum des Geschehens und verwandelte sich
in das, was er immer schon war: in den Nationalsozialismus.
Und die etablierten konservativen Kräfte des Staates haben
an diesem Punkt mit ihm praktisch wie ideell für einen kurzen
Moment erneut so etwas wie einen «Pakt» geschlossen, mit
dem Ziel, das in der Verfassung prominent verankerte Grundrecht
auf Asyl zu kippen (vgl. Siegler u.a 1993).
Für die vier Tage Ende August 1992 vor der ZASt und dem
Wohnheim für die vietnamesischen VertragsarbeiterInnen
gibt es ein Bild, das den applaudierenden Mob gespenstisch
versinnbildlicht: Es zeigt den damals 38 Jahre alten arbeitslosen
Baumaschinisten Harald Ewert aus dem benachbarten
Rostock-Reutershagen. Nachdem er vom Pogrom im
Radio gehört hatte, war er dort hingeeilt und hatte es sich
über Stunden als neugieriger Zuschauer angesehen. Das
Foto zeigt ihn in den Abendstunden des 24. A ugust 1992
in der Menge des gaffenden Publikums, bekleidet mit dem
schwarz-rot-goldenen Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft.
In seiner weißen Jogginghose ist im Schritt ein
großer feuchter Fleck zu erkennen, und er hebt mit trunkenglasigen
Augen den rechten Arm zum sogenannten Hitlergruß.
Eine trostlose Figur zweifellos, sicher auch lächerlich,
aber deswegen etwa nicht ernst zu nehmen? Erschien denn
nicht auch dem kundigen Theodor W. Adorno in der ersten
Hälfte der 1930er Jahre ein Herr namens Hitler nicht einmal
als eine «Verbindung von King Kong und Vorstadtfriseur
»?
Und mit dieser Formulierung trieb ihn alles andere als die Absicht
um, diesen als eine nichtige, geradezu harmlose Comicfigur
zu verniedlichen. In einem Interview mit der Zeitschrift
Stern brachte Ewert für den Urinfleck die Ausrede vor,
dass ihm auf der Autofahrt eine zwischen den Beinen eingeklemmte
Büchse Bier ausgelaufen sei. Interessanter ist
jedoch seine Begründung für den «Hitlergruß»: «Das ging
ganz automatisch», sagte er, aber selbstverständlich sei er
«kein Nazi» (Schmitz u.a. 1993,; Hampel 2002). Ohne es zu
wissen, fokussiert der zeit seines Lebens niemals im organisierten
Neofaschismus hervorgetretene Nicht-Intellektuelle
Ewert mit dieser Aussage einen bedeutenden Aspekt in
der deutschen Geschichte. Und über den hatte auch schon
kein Geringerer als Sebastian Haffner nachgedacht. Der konservative
Preuße Haffner kann als einer der bedeutendsten
PublizistInnen
in der Geschichte der Bundesrepublik angesehen
werden. In seinen Ende der 1930er Jahre niedergeschriebenen,
aber erst lange nach seinem Tod im Jahre
2000 publizierten Jugenderinnerungen unter dem Titel «Geschichte
eines Deutschen» beschrieb er die sich im Verlaufe
des Jahres 1933 rasant vollziehende Gleichschaltung aller
Aspekte des Alltages durch den Nationalsozialismus. Mit
Ekel registrierte er, wie bei überraschend vielen – auch bei
3
ihm selbst – im «Hitlergruß» die Arme in einer Weise hochgezogen
wurden, in dem man sich selbst zu einer Marionette
herabwürdigte. Stichworte für den damals wirkenden Automatismus,
der allerdings durch einen allerorten in der Gesellschaft
präsenten offenen Staatsterror flankiert war, sind ihm
unter anderem der «Rausch des Patriotismus» und der «Magnetismus
der Masse» (Haffner 2002).
Die Vorgänge in Rostock-Lichtenhagen in den vier Tagen
illustrierten nicht nur die Sehnsucht der Harald Ewerts
nach Selbstunterordnung und Versorgung durch einen starken
und aggressiven deutschen Staat, in dem beliebig als
«fremd» Disqualifizierte weder Anspruch auf Rechte haben,
noch überhaupt auf einen Platz unter den «VolksgenossInnen
» hoffen dürfen. Zugleich besorgten solche MitläuferInnen
wie Ewert mit ihrem «Hitlergruß» sowie seiner theoretischen
Legitimation als «automatisch» eine spezifische
politische Interpretation: In der sogenannten Asyldebatte aktualisierte
die dabei in Anschlag gebrachten Praxis von Menschenjagd,
Mord und Totschlag den Furor der deutschen
Geschichte aus den Jahren 1933 bis 1945. Wenn in diesem
Land der «Hitlergruß» gezeigt wird, haben noch ganz andere
einen sehr guten Grund, sich dadurch angesprochen zu
fühlen. Nach Haffner beschrieben schon die «Anfänge der
Nazi-Revolution in Deutschland» einen Vorgang, der «exakt
darauf abzielte, uns aus der Welt zu schaffen». Das wird
auch der damals frisch gewählte Vorsitzende des Zentralrates
der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, so gesehen haben.
Noch im August 1992 machte er sich persönlich vor Ort
ein Bild von dem teilweise ausgebrannten Sonnenblumenhaus.
Etwa einen Monat später wurde die sogenannte Jüdische
Baracke in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers
Sachsenhausen niedergebrannt. Das demonstrative Engagement
gegen den von Ewert in Stellung gebrachten «Automatismus
» sollte dem notwendig diplomatisch agierenden
Funktionär der deutschen Juden und Jüdinnen, Bubis, später
nicht nur gedankt werden. Als er von der Bürgerschaft
der Hansestadt Rostock Anfang November 1992 zu einem
Gespräch über das Pogrom eingeladen wurde, stellte ihm
der Vorsitzende des Innenausschusses der Stadt, Karlheinz
Schmidt (CDU), auf einer Pressekonferenz eine wohl kalkulierte
Frage: «Sie sind deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens. Ihre Heimat ist doch Israel. Ist das richtig so? Wie
beurteilen Sie die täglichen Gewalttaten zwischen Palästinensern
und Israelis?» (Süddeutsche Zeitung, 3.11.1992).
Voilà! Mit den in dieser Frage liegenden Implikationen wurde
Bubis zunächst zum Fremden gemacht, und noch wichtiger,
es wurde ihm nachgewiesen, dass «er und seine Leute» ja
schließlich auch … Herr Schmidt rührte damit an eine für Juden
und Jüdinnen in diesem Land in den Jahren nach 1933
bittere und meist tödliche Erfahrung, die durch die gnadenlos
exekutierte Verwaltungspraxis des nationalsozialistisch
gleichgeschalteten Apparats deutscher Behörden grausam
verwirklicht worden war.
Noch sechs Jahre später, im Dezember 1998, kam der
Schriftsteller Martin Walser in einem Streitgespräch mit
Ignatz Bubis auf dessen demonstrativen Besuch in Rostock-
Lichtenhagen zu sprechen. Walser hatte zuvor in seiner
Paulskirchen-Rede 1998 gegen die «Moralkeule Auschwitz»
gewettert, von der er wünschte, nicht mehr belästigt zu werden,
woraufhin ihm von Bubis «geistige Brandstiftung» vorgeworfen
worden war. Konsequent in seiner Geistesbewegung
wollte Walser nach Auschwitz nun auch nichts mehr
von Rostock hören. Perfider O-Ton Walser gegenüber Bubis:
Walser: Das können die Leute nicht mehr hören, diesen Generalverdacht.
[…] Schauen Sie, wenn in der Bundesrepublik
Brutalitäten gegen Ausländer vorkommen, gegen Asylanten,
dann sind unsere Medien sofort bereit, das zurückzubinden an
diese deutsche Vergangenheit. […] Ich glaube, ich habe Sie
im Fernsehen gesehen in Lichtenhagen bei Rostock. Jetzt frage
ich Sie, als was waren Sie dort?
Bubis: Das will ich Ihnen sagen. […] In Lichtenhagen […]
stand [ich] vor dem Haus mit den verrußten Fenstern und
habe mir vorgestellt, es waren Menschen drin und es wurden
Molotowcocktails dort reingeschmissen. Das hat bei mir
schlimmste Erinnerungen wachgerufen. Nur, das habe ich
auch gesagt, mit dem Unterschied, das war in Lichtenhagen
der Mob. Und das, woran ich mich erinnert habe, war der
Staat, der das organisiert und durchgeführt hat. Das habe ich
immer wieder gesagt.
Walser: Ja, aber verstehen Sie, wenn Sie auftauchen, dann
ist das sofort zurückgebunden an 1933.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.1998)
Der bundesrepublikanische Großschriftsteller Martin Walser
erachtete in dem Gespräch mit Bubis die Rückbindung
des Agierens der «Sieg Heil!» Schreienden, den «Hitlergruß»
zeigenden Menge an die Verbrechen des Nationalsozialismus
als deplatziert. Das Offensichtliche wird vom ihm einfach
geleugnet.
In gewisser Weise kommt ihm Bubis dabei sogar ein wenig
entgegen, wenn er im Vergleich zwischen den Ereignissen
in Rostock-Lichtenhagen mit dem Nationalsozialismus eine
Entgegensetzung von Mob und Staat nahelegt. In Rostock
haben sich aber diese scheinbaren Antipoden – unter dem
Tisch, könnte man sagen – die Hand gereicht. Verbleibt man
in den historischen Analogien, so könnte man hier von einer
Art der «staatlichen Rahmung» ähnlich der sprechen, wie sie
von den letzten Regierungen in der Weimarer Republik gegenüber
der aufstrebenden NSDAP in den Jahren 1932/33
praktiziert worden ist. Den beiden Reichskanzlern Franz von
Papen und Kurt von Schleicher war die nationalsozialistische
Bewegung zur endgültigen Beseitigung der parlamentarischen
Ordnung mehr als willkommen, allein ihr wurde noch
kein politischer Führungsanspruch zugebilligt.
Das wechselseitig aufeinander bezogene Verhältnis zwischen
dem bundesdeutschen Staat, hier vertreten durch das
Innenministerium in Schwerin, und dem Mob am Beispiel
des Pogroms in Rostock fand eine sehr präzise Markierung
in einer Aussage des Innenministers Kupfer selbst. Am 25.
September 1992 quittierte er zunächst die Frage danach, ob
man denn nicht «doch sehr erfolgreich» gewesen sei, «die
Asylanten sind weg, das Grundgesetz wird sogar geändert»
mit einem «Ja», um darüber hinaus kühl zu erklären: «Die
Rechten haben bewirkt, die Politiker dafür zu sensibilisieren,
dass das Asylrecht eingeschränkt wird und dass das Sicherheitsgefühl
der Bevölkerung an erster Stelle steht – nicht nur
in Ostdeutschland» (Funke 1993).
Hitzegrade: Die Folgen des Pogroms
Hinsichtlich konkreter personeller Konsequenzen ist das Pogrom
von Rostock so gut wie nicht geahndet worden. Es sind
gerade mal zwei Politiker zurückgetreten, der Landesinnenminister
Lothar Kupfer und der Rostocker Oberbürgermeister
Klaus Kilimann (SPD). Der Gesamteinsatzleiter der Polizei,
Siegfried Kordus, wurde nach dem August 1992 sogar
zum Leiter des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommerns
befördert. Gegen ihn und seinen Stellvertreter Jürgen
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Deckert war noch im März 1994 eine Anklage wegen fahrlässiger
Brandstiftung erhoben worden. Die Rostocker Staatsanwaltschaft
hielt die beiden Polizeiführer für hinreichend
verdächtig, dass sie «in der betreffenden Krawallnacht hätten
erkennen müssen, dass die Asylbewerberstelle und das
Vietnamesenwohnheim im Stadtteil Lichtenhagen bedroht
waren und in Gefahr standen, in Brand gesetzt zu werden»
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.3.1994). Die Anklage
wurde jedoch von dem zuständigen Gericht nicht zugelassen
– der Nachweis, durch Unterlassen eine Handlung befördert
zu haben, war in dieser Angelegenheit im Ergebnis
nicht justiziabel. Im Zeitraum eines Jahres, das heißt bis zum
August 1993, wurden gegen 375 Personen strafrechtliche
Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gerade einmal 44 davon
wurden verurteilt, davon lediglich vier zu Haftstrafen ohne
Bewährung. Allein ein Strafverfahren beschäftigte sich mit
der Brandstiftung vom Montag, 24. August 1992. Erst gegen
Ende des Jahres 2001 sollte es hierzu noch ein Verfahren geben
– sechs Jahre nachdem die Staatsanwaltschaft Anklage
gegen vier jugendliche Angeklagte erhoben hatte. «Den verzögerten
Prozessbeginn begründete das Gericht mit Arbeitsüberlastung
» (Guski 2012). In diesem letzten Strafverfahren
wurden die Angeklagten nicht mehr nur wegen Brandstiftung,
sondern auch des versuchten Mordes beschuldigt.
Der Angeklagte Ronny Sanne erklärte vor Gericht: «Es war
ein Riesenabenteuer. […] Aber was da passiert ist, darüber
waren wir uns nicht im Klaren. Ich war Teil der Meute,
die Menschen Todesangst eingejagt hat» (Billerbeck 2002).
Wenigstens hier wurden die Angeklagten Mitte Juni 2002
wegen versuchten Mordes und Brandstiftung zu Bewährungsstrafen
verurteilt. Dennoch muss für die justizielle Aufarbeitung
des Pogroms von Rostock festgehalten werden,
dass für eine Vielzahl von TäterInnen, die zum großen Teil bei
der Begehung der gemeinschaftlichen Tat auch filmisch oder
fotografisch festgehalten worden sind, für einen hundertfachen
Mordversuch faktisch Straffreiheit realisiert worden
ist. Besonders bemerkenswert ist dabei der Beschluss der
Staatsanwaltschaft Rostock noch im Dezember 1992, alle
Verfahren wegen Volksverhetzung gegen die aktiv am Pogrom
Beteiligten einzustellen. Die hier in Anschlag gebrachte
Argumentation des zuständigen Staatsanwaltes: «Die häufig
gehörten Rufe wie ‹Ausländer raus› und ‹Deutschland den
Deutschen› erfüllen die von der Rechtsprechung geforderten
Voraussetzungen nicht, weil sie zwar gegen das Bleiberecht
eines Ausländers und damit im weiteren Sinne diskriminierend,
aber nicht gegen ihr Lebensrecht in der Gemeinschaft
und damit gegen den Persönlichkeitskern eines Ausländers
gerichtet sind.» Somit sei aus der Sicht der Staatsanwaltschaft
ein Nachweis einer Volksverhetzung nicht zu führen
(ak – analyse & kritik, Nr. 357, 25.8.1993). Von dieser feinsinnigen
Begründung zum Zwecke der Verfahrenseinstellung,
die natürlich wie Walser den Bezug zum Nationalsozialismus
kappt, konnte Harald Ewert allerdings nicht profitieren. Für
seinen «Hitlergruß» wurde er im Frühjahr 1993 wegen der
Verletzung des Paragrafen 86 a Strafgesetzbuch («Verwenden
von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen»)
zu einer Geldstrafe in Höhe von 300 DM verurteilt (vgl. Hampel
2002).
Die unmittelbar bis in die Gegenwart reichenden politischen
Folgen des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen sind
schnell aufgezählt: Das in Artikel 16 des Grundgesetzes
stets pathetisch an die Erfahrungen des Nationalsozialismus
zurückgebundene und angeblich als Lehre daraus verankerte
Asylrecht wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Helmut Kohl hatte einmal in für derartige Anlässe typischer
Opfer-Täter-Verdrehung, nur zwei Monate nach Rostock,
Ende Oktober 1992 auf dem CDU-Bundesparteitag wegen
der Aufnahme von Flüchtlingen «mit Bedacht» die Formel
eines «Staatsnotstandes» in die öffentliche Debatte geworfen:
«Die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten. Die Situation
hat sich dramatisch zugespitzt» (CDU-Bundesparteitag
1992). Mit der Verwendung dieses Begriffes wollte der
Kanzler selbstverständlich die Erinnerung an die Notverordnungspolitik
von Reichskanzler Heinrich Brüning, dem Liquidatoren
der parlamentarischen Demokratie in Weimar
1930 bis 1932, wecken. Der liberale Kommentator der Süddeutschen
Zeitung, Heribert Prantl, suchte das zwar noch in
einem Kommentar in die Perspektive einer «Staatsnotwehr
gegen Neonazis» umzudrehen: «Es stellt sich die Frage, ob
der innere Notstand, vor dem der Kanzler warnt, nicht schon
eingetreten ist. Angreifer sind freilich nicht die Flüchtlinge,
sondern Neonazis und Rechtsradikale. Angegriffen wird
das Leben von Ausländern in Deutschland, hundertfach,
und angegriffen wird das Gedenken an die Opfer der braunen
Barbarei» (28.10.1992). Allein: Anfang Dezember 1992
schwenkte auch die SPD endgültig auf die Kohl‘sche Politik
ein. Ende Mai 1993 wurde das Asylrecht mit einer Zweidrittelmehrheit
im Bundestag, bestehend aus Christ-, Frei- und
SozialdemokratInnen, quasi abgeschafft. Ohne die Gültigkeit
der Genfer Flüchtlingskonvention und Ausnahmefälle
(die Anerkennungsquote «politisch Verfolgter» nach Art. 16
GG liegt traditionell im unteren einstelligen Bereich der Asylverfahren)
wäre die Bundesrepublik heute ein flüchtlingsfreies
Land. In den rund drei Jahren von der Vereinigung der
Deutschländer bis zur Beseitigung des Asylrechts in der alten
Fassung wurden 50 Menschen aus rassistischen Gründen
ermordet. Das Pogrom von Rostock markiert die entscheidende
Etappe zur Abschaffung des Asylrechts im Mai
1993. Etwa ein Jahr später, Anfang März 1994, bilanzierte
der Rudolf Seiters im Amt des Bundesinnenministers nachgefolgte
Manfred Kanther (CDU) mit einer markanten Äußerung
geradezu feixend die politischen Konsequenzen des
brennenden Sonnenblumenhauses von Rostock-Lichtenhagen:
«Jetzt kommen nicht mehr 30.000, sondern 10.000
Flüchtlinge. Das ist immerhin etwas. […] Dieses Ergebnis
wäre nicht erzielbar gewesen ohne die öffentliche Auseinandersetzung
– die natürlich auch Hitzegrade erzeugt hat»
(Prantl u.a. 1994).
Extremismus-Doktrin reloaded
Das Pogrom besorgte auch eine kaum glaubliche Revitalisierung
der Extremismus-Doktrin. Sowohl Mecklenburg-Vorpommerns
Innenminister Kupfer als auch Ministerpräsident
Berndt Seite beschuldigten nicht RassistInnen oder NeofaschistInnen
für die Vorgänge in Lichtenhagen verantwortlich
zu sein, sondern diejenigen, die sich versucht hatten,
Letzteren entgegenzustellen: Autonome. O-Ton Kupfer: «Die
Störer gehören nachweislich ihrer Herkunft und ihres Verhaltens
zum Teil zur rechts- und linksradikalen Szene, aber
auch zum Kreis der Autonomen.» Ministerpräsident Seite sekundierte:
«Die Aktivitäten solcher Gewalttäter beschränken
sich nicht allein auf Mecklenburg-Vorpommern. Wir kennen
sie auch aus Brokdorf, aus der Hafenstraße in Hamburg, von
der Startbahn-West in Frankfurt und Wackersdorf» (Schmidt
2002). Bundesinnenminister Seiters nahm das in der nach
den Ereignissen anberaumten Sitzung des Bundestags5
innenausschusses auf, als er dort erklärte: «Mich beunruhigt
weiter das in Rostock zu beobachtende Zusammenwirken
[…] von rechtsextremistisch, ausländerfeindlich motivierten
Gewalttätern und Autonomen, wenn es galt, gegen die Polizei
vorzugehen» (Deutscher Bundestag 1992). In der gleichen
Sitzung bekannte er sich demonstrativ zur Stärkung einer
Behörde, von der niemals bekannt geworden ist, dass sie
von den zum Teil in den lokalen Gazetten der Stadt Rostock
vorab angekündigten Attacken auf die Flüchtlinge etwas mitbekommen
hatte: des Verfassungsschutzes. Und so wurden
nach Rostock mit der perfiden Formel eines «68 von rechts»,
so der Hamburger Verfassungsschutzpräsident Ernst Uhrlau
(Spiegel, 2.11.1992), die Verfassungsschutzbehörden mit
dem Ziel neu aufgestellt, den organisierten Neofaschismus,
der sich aus konservativer Sicht als eine nützliche Sturmtruppe
zur Beseitigung des Asylrechts erwiesen hatte, in eine
neue Form der staatlichen Verwaltung zu überführen. Eine
erste Auskunft darüber, was das im Detail bedeutete, gab der
Verlauf des NPD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht
in den Jahren 2001 bis 2003. Ein kaum fassbares
Ausmaß der interaktiven Verschränkung zwischen MitarbeiterInnen
der Verfassungsschutzbehörden mit der NPD
wurde offenkundig. Ähnlich stellt es sich zwischenzeitlich in
der Aufarbeitung der Anfang November 2011 bekannt gewordenen
Mordserie des sogenannten Nationalsozialistischen
Untergrunds (NSU) dar. Die «Dachorganisation» dieser
Terrorzelle, der Thüringer Heimatschutz (THS), wurde
über Jahre hinweg nicht nur mit hohen Geldleistungen der
Verfassungsschutzbehörden alimentiert, sondern auch geführt.
Auch in den gegenwärtig bekannt gewordenen Tatsachen
um die NSU-Mordserie findet sich etwas wieder, was
auch schon Rostock in Bezug auf die staatlichen Behörden
politisch sichtbar wurde: Eine Mischung aus institutionalisiertem
und offenem Rassismus, politischer Kumpanei, tätigem
Unterlassen und Verschwörung – kaschiert mit den
Wortmodulen «Pannen», «Fehler» und «Versagen».
Nie wieder!
Heute ist darauf zu bestehen, dass sich die Ereignisse von
Rostock-Lichtenhagen in den Tagen vom 22. bis zum 25.
August 1992 mit dem Feuerschein der Pogrome vom 9.
November 1938 allemal begründet assoziieren lassen. Die
«schlimmsten Erinnerungen» des Ignatz Bubis beschreiben
den Maßstab, um die schlichte historische Wahrheit der vier
Tage von Rostock Ende August 1992 abzumessen. Wer versucht,
den Nationalsozialismus in das Mittelalter zu verbannen
und so zu tun, als habe die deutsche Gegenwart damit
nichts mehr zu tun, verkennt, dass er sein Haupt offenbar jederzeit
erheben könnte. In Rostock-Lichtenhagen ist genau
das passiert. Von unten und nur für Momente. Und daran haben nicht nur automatisch NationalsozialistInnen, sondern auch viele andere durch kühles Kalkül mitgewirkt. Wer das verdrängt, riskiert die Wiederkehr. Das und nichts anderes hat der Rahmen einer Interpretation zu sein, die sich gegen jeden «Automatismus» dem «Nie wieder!» verpflichtet weiß.

Dr. rer. pol Markus Mohr nahm am 29. August 1992 am autonomen Block der Massendemonstration wegen des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen teil. Sie wurde stundenlang von mehreren tausend
Polizeibeamten blockiert. Er lebt heute in Hamburg-Altona.

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Perspektivwechsel
Noch einmal ein Nachschlag zum Nobordercamp, der insbesondere auch die Vorgeschichte mit einbezieht:


https://linksunten.indymedia.org/de/node/63674

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Break Isolation - kommt nach Erfurt!
23.08. 2012, Rassismus bekämpfen - Rassistische Polizeikontrollen stoppen!
Break Isolation Aktion am Erfurter Hauptbahnhof
http://thevoiceforum.org/node/2692

Bewegungsfreiheit für alle!
Widersetzt euch den Abschiebungen

Wir rufen euch dazu auf, euch uns am 23. August 2012, dem Eröffnungstag
des Break Isolation Flüchtlingscamps, anzuschließen. The VOICE Refugee
Forum und das Break-Isolation-Netzwerk organisieren eine Kundgebung vor
dem Erfurter Hauptbahnhof. Diese Aktion findet statt, um die Polizei in
Erfurt unter Kontrolle zu halten und jeden Missbrauch gegenüber der
Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen zu verhindern und gleichzeitig um der
Polizei in Thüringen und bundesweit eine Botschaft zu schicken. Die Aktion
ist eine strategische Antwort auf die rassistischen Polizeikontrollen von
Flüchtlingen im Bahnhof.Wir haben die rassistische Kontrolle des
VOICE-Aktivisten Miloud Lahmar Cherif im November 2010 und jüngst die
Kontrolle und Festnahme des afghanischen Flüchtlingsaktivisten Habibi am
8. Juli 2012 nicht vergessen, viele andere bleiben hier unerwähnt, weil es
zu viele wären. Alle wurden einzig und alleine auf derselben Grundlage
kontrolliert, nämlich der Tatsache, dass sie dank der anerkannten Muster
des Racial Profiling nicht wie weiße Deutsche aussehen. Dies definieren
wir klar als Rassismus!

Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit (Residenzpflicht) verbunden mit
der Angst vor Polizeikontrollen beschränkt Flüchtlinge auf einen
bestimmten räumlichen Bereich. Sie werden plötzlich und dauerhaft zu
Kriminellen, sobald sie es wagen, ihre natürlichen Rechte auf
Bewegungsfreiheit wahrzunehmen. Das deutsche System nennt es Recht und
Ordnung, wir nennen es Rassismus. Dieses „Recht und Ordnung“macht aus
Flüchtlingen Kriminelle, segregiert und isoliert sie, als hätten sie es
nicht verdient, in diesem Land zu leben. Die Polizei erniedrigt uns
öffentlich, denn sie glauben, dass ihnen das Gesetz das Recht dazu gibt
und sie haben dazu die Unterstützung der Öffentlichkeit.

Der Kampf gegen die Residenzpflicht und das Racist Profiling sind
ernsthafte Herausforderungen: es verlangt die Entschlossenheit eines jeden
einzelnen, die Isolation der Flüchtlinge in Deutschland zu brechen. Wir
rufen euch dazu auf, euch uns anzuschließen und den institutionalisierten
Rassismus zum Skandal zu erklären und ihn der Öffentlichkeit bekannt zu
machen. Wir sind dazu entschlossen, mit unserem Kampf weiterzumachen, bis
das Apartheidgesetz der Residenzpflicht und das Racial Profiling
abgeschafft sind.

Solidarität ist unsere wichtigste Waffe, bleibe in diesem Kampf um
Gerechtigkeit nicht zurück!

Brecht die Isolation! Bewegungsfreiheit für alle! Widersetzt euch den
Abschiebungen!

Break Isolation Aktion am Hauptbahnhof Erfurt
Rassismus bekämpfen! Rassistische Polizeikontrollen stoppen!!
Donnerstag, 23. 08. 2012, 17.00 Uhr
Vor dem Hauptbahnhof Erfurt

The VOICE Refugee Forum: Aufruf für Unterstützung und Spenden zum Break
Isolation – Refugee Summer Camp in Erfurt, Thüringen
http://thevoiceforum.org/node/2677

http://thevoiceforum.org und http://breakisolation.blogsport.de

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Dienstag, 21. August 2012
Endlich mal ein Erfolg in der Roma-Flüchtlingssolidarität!
Familie Celic wieder vereint in Korbach
Familie kann ein neues Leben beginnen
Viele kleine Menschen, die viele kleine Schritt machen, können gemeinsam viel erreichen: Baskim Celic ist mit seiner Familie zurück in Korbach. Am Samstag begrüßte ihn der Unterstützerkreis.

Korbach. „Ich erinnere mich noch, wie verzweifelt Du in den vergangenen Monaten oft warst – und wie glücklich, als Du den Ersatzpass dann endlich in den Händen hieltest“, sagte Kevin Black von der Hilfsorganisation Ora am Samstagvormittag im Gemeindehaus der Kilianskirche – und überreichte Baskim Celic zur Erinnerung ein Foto, das ihn vor dem Korbacher Landratsamt zeigt, wo er sichtlich erleichtert den Pass in die Kamera zeigt.
Dieser Pass hat alles verändert für Baskim Celic, seine Frau Bukurija, seinen Sohn Neda und seine Tochter Nerdivana: Der Pass – und damit die Aufenthaltsgenehmigung – machte es Baskim Celic möglich, ins Kosovo zu fliegen, seine Familie wiederzusehen und mit allen nach Korbach zurückzukehren.
Die Roma-Familie aus dem Kosovo, die seit 2007 in Waldeck-Frankenberg lebte und seitdem gehofft hatte, als Asylanten anerkannt zu werden, war am frühen Morgen des 7. Februar getrennt worden: Polizisten hatte die Familie aufgesucht, um sie abzuschieben – obwohl Baskim Celic eine Arbeit hatte und seine Frau krank war.
Der 30-jährige Baskim Celic stürzte sich vom Balkon und wurde mit Handbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert, seine Frau wurde mit den beiden Kindern noch am selben Morgen ins Kosovo abgeschoben. Auch Baskim Celic sollte abgeschoben werden, sobald sein Gesundheitszustand es zugelassen hätte; ein Eilantrag auf Abschiebestopp wurde vom Verwaltungsgericht abgelehnt. Doch Rufus Böhringer, dem Flüchtlingsberater des Diakonischen Werkes Waldeck-Frankenberg, war es gelungen, eine Eil-Petition an den Petitionsausschuss des Hessischen Landtags zu schicken. Außerdem fand sich rasch ein engagierter Kreis von Frauen und Männern, die Celic auf vielfältige Weise unterstützten.
Eine Solidaritätskundgebung fand in Korbach statt. Als der Petitionsausschuss den „Fall Celic“ Anfang März an die Härtefallkommission weiterempfahl und klar war, dass Baskim Celic nicht abgeschoben werden darf, bis die Kommission eine Entscheidung getroffen hat, schöpfte der junge Familienvater wieder Hoffnung. Sofort wurde Böhringer erneut tätig, doch die Kommission beschäftigte sich erst am 1. Juni mit dem Schicksal der Familie. Dann dauerte es weitere sieben Wochen, bis das hessische Innenministerium die letzte Entscheidung traf – Minister Boris Rhein stimmte einer Aufenthaltserlaubnis zu.
Für Baskim Celic war die Ungewissheit in all der Zeit kaum auszuhalten – und die Erleichterung um so größer, als Rhein am 21. Juli ein positives Zeichen für ihn und seine Familie setzte. Schon wenige Tage später reiste Celic ins Kosovo, um seine Frau und seine Kinder abzuholen. Dort musste er Pass und Geburtsurkunden beglaubigen lassen, erklärt Rufus Böhringer, und erhielt schließlich Visa für die Einreise nach Deutschland.
Dank an Unterstützer
„Ich bin sehr zufrieden, jetzt mit meiner Familie wieder hier zu sein. Danke an alle, die geholfen haben, Danke für alles“, sagte Baskim Celic am Samstag im Kilians-Gemeindehaus, wo der Unterstützerkreis die Familie mit Applaus, Umarmungen, Musik und vielen guten Worten empfing. „Es war ein langer Weg mit vielen Sorgen. Wir sind froh, dass alles so gut ausgegangen ist, dass uns so viele Menschen unterstützt haben. Heute ist für uns ein Tag zum Singen“, sagte Dekanin Eva Brinke-Kriebel. „Es ist einmalig, dass eine Stadt so zusammenhält“, unterstrich Pfarrer Reinhard Grenz. „Danke an die Unterstützer, die Baskim Celic in der Zeit des Schmerzes ganz besonders zur Seite gestanden haben“, unterstrich Rufus Böhringer.
Ingo Wilke, Arbeitgeber und Freund von Baskim Celic, überreichte ihm ein Album mit der Berichterstattung über das Schicksal der Familie – und Bukurija Celic überreichte mit den Worten, dass sie nun wieder eine Zukunft für ihre beiden Kinder und ihre Familie sieht, Geschenke an den Unterstützerkreis.
Rechtlich ist es nach Angaben von Rufus Böhringer so, dass die Aufenthaltserlaubnis in ein bis drei Jahren jeweils um ein Jahr verlängert wird, und dass sie unbegrenzt ausgestellt werden kann, wenn Baskim Celic fünf Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat. Praktisch ist es jetzt so, dass Neda und Nerdivana heute wieder ihren ersten Schultag in der Berliner Schule haben – und dass Vater Baskim Celic seine Arbeit bei Ingo Wilke wieder aufnimmt.
Finanzielles Nachspiel
Das finanzielle Nachspiel wird Familie Celic dennoch nicht alleine tragen können: Für die Abschiebungskosten muss die Familie selbst aufkommen – die Behörden stellen ihr die Kosten in Rechnung. Die Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes Waldeck-Frankenberg bittet die Bevölkerung daher um Spenden.
Spendenkonto: Kreiskirchenamt, Konto-Nr. 1100106 bei der EKK Kassel, Bankleitzahl 520 604 10, Stichwort: DWE; Flüchtlingsberatung (bitte unbedingt angeben).

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Dienstag, 21. August 2012
Aufruf zur koordinierten Aktion aller Flüchtlinge und UnterstützerInnen - from Resistance to Rebellion! AUFSTAND in den Lagern!
Search for the nearest refugee camp in your area, print some and go there please
Most of refugees do not have internet

لطفا نزیک ترین کمپ پناهجویی به محل زندگی خود را پیدا کنید و چند فراخوان پرینت بگیرید و به آنجا بروید
بسیاری از پناهجویان دسترسی به اینترنت ندارند.

Aufruf für Flüchtlinge in 6 Sprachen.
Sucht das nächste Flüchtlingslager in eurer Nähe auf, bringt Ausdrucke dorthin, denn die meisten Flüchtlinge haben keinen Zugang zu Internet oder Drucker.

(German) (English) (persian) (Russian) (French) (kordish)


(German)
Um Freiheit zu erreichen, darf der Mensch nicht in Reih und Glied stehen, sondern muss die Reihe durchbrechen

Ihr, all die Asylsuchenden, die unter unmenschlichen Bedingungen in Deutschland leben und zuschauen wie euer Leben und das eurer Kinder einen langsamen Tod entgegen gehen, ihr, die wie Gefangene in Lagern gehalten werdet, im Angesicht all der diskriminierenden Bedingungen, die euch zu Bürgern zweiter Klasse machen, ihr, die jeden Moment die Abschiebung fürchtet, ihr, die auf der untersten Stufe einer ungerechten Gesellschaft steht und all ihr Gewicht auf euren Schultern tragt, -während ihr der grausamen und unmenschlichen Residenzpflicht gehorchen müsst: JETZT ist die Zeit gekommen, gegen all das aufzustehen.

JETZT ist die Zeit aufzustehen, weil wir nicht länger passiv Zeugen des Todes eines von uns sein möchten, denn die unmenschliche Behandlung der Asylbewerber in Deutschland kann jeden von uns in den Tod treiben.

Die Asylbewerberproteste begannen am 19. März 2012 in Würzburg und haben Asylbewerber in vielen anderen Städten dazu inspiriert, ebenfalls aufzustehen. Nun, 5 Monate später, ist die Bewegung, gestärkt durch die Hartnäckigkeit und den Widerstand der Flüchtlinge, bereit, einen nächsten, viel größeren Schritt zu tun.

Wir werden keine Gesetze respektieren, die uns nicht als Menschen respektieren.

Die streikenden Flüchtlinge in ganz Deutschland, die einen starken und koordinierten gemeinsamen Protest begonnen haben, haben beschlossen am 8. September eine neue Aktion zu starten: Ab diesem Tag werden Asylsuchende auf 2 verschiedenen Routen nach Berlin marschieren um dort der deutschen Regierung zu zeigen, dass auf jede Anwendung des unmenschlichen Abschiebegesetzes eine Reaktion der Bewegung folgen wird. Die Flüchtlinge werden lauter schreien denn je, sie werden ihren Kampf weiterführen, bis die Lager mit ihren katastrophalen Bedingungen geschlossen werden. Mit der Versammlung in Berlin werden die Flüchtlinge aktiv gegen die diskriminierende Residenzpflicht verstoßen, die sie zwingt, sich in einem bestimmten Bereich aufzuhalten.

Diese gut koordinierte Aktion wird allein von Asylsuchenden selbst organisiert und ist unabhängig von jeglichen politischen Parteien oder Gruppen.

Wie oben erwähnt, wird der Marsch nach Berlin gleichzeitig auf 2 verschiedenen Routen stattfinden: Auf der einen werden Flüchtlinge von Würzburg nach Berlin marschieren. Die andere führt mit Transportmitteln über die Flüchtlingslager Westdeutschlands. Beide Gruppen werden gleichzeitig in Berlin ankommen und dort zusammentreffen. Diese Aktion wird zunächst von Asylbewerbern aus Bayern und Baden-Württemberg ausgehen, wird sich aber nicht auf diese beiden Bundesländer beschränken. Alle Asylbewerber die in Lagern oder Städten auf dem Weg nach Berlin leben, werden besucht und eingeladen, am Protest teilzunehmen.

Wir rufen alle Flüchtlinge auf, die wie wir diese unmenschlichen Lebensbedingungen nicht mehr ertragen und auf verschiedenste Art dagegen gekämpft haben, sich uns anzuschließen. So können wir mit vereinten Kräften die jahrzehntelangen Kämpfe um menschenwürdige Asylrechte zu ihrem langersehnten Ziel zu führen.

In Berlin werden wir solidarisch Hand in Hand nochmals unsere berechtigten Forderungen vortragen:

- Abschaffung aller Flüchtlingslager in Deutschland

- Abschaffung der Abschiebegesetze. Abschiebung ist unmenschlich und dient nur den politischen und ökonomischen Interessen der Mächtigen

- Abschaffung der Residenzpflicht

An alle Asylbewerber, Flüchtlinge und Immigranten in Deutschland:

Wir alle haben unsere Länder aus verschiedensten Gründen verlassen und kamen in dieses Land in der Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben. Die meisten von uns haben Tausende von Kilometern zurückgelegt, haben dabei alle möglichen Qualen, Gefahren und viel Leid ertragen. Wir haben das alles in Kauf genommen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nun ist es vielleicht an der Zeit, dieselben Schuhe anzuziehen, die wir auch auf unserer Flucht getragen haben. Nun ist es vielleicht an der Zeit noch ein paar mehr Kilometer zu laufen, diesmal aber nicht alleine, sondern alle gemeinsam für eine bessere Welt.

An die Asylbewerber der südlichen Bundesländer: Am 8. September werden wir uns alle in Würzburg treffen und wir freuen uns über jeden Einzelnen, der uns begleitet.

An die Asylbewerber der anderen Bundesländer, die unser Anliegen teilen: Wir werden unser Bestes geben, zu euren Lagern zu kommen um mit euch gemeinsam nach Berlin zu reisen.



Für weitere Informationen:

Süd- und Ostdeutschland
Ashkan.Khorasani@gmail.com
Tel. 0176 – 798 379 11

Nord- und Westdeutschland
cheislive@gmail.com
Tel. 0176 – 693 810 85


Das Organisationskommitee der streikenden Asylbewerber in Deutschland


(English)

The human being’s mission to achieve freedom is not to stand in line but to disrupt the queue
You, all the asylum seekers that live under inhumane conditions in Germany and see your lives and the lives of your children going through a gradual death, you who like prisoners are kept in asylum seekers’ camps, facing all the Apartheid discriminatory conditions that treat you like second class citizens, you who expect your deportation order to arrive at any moment, you who stand at the lowermost layers of the society, carrying all the weight of the unfair society on your shoulders, whilst the only thing you are allowed to do is to obey the cruel and inhuman rule of limited travelling range, NOW is the time to rise up against all this!
NOW is the time of our uprising because we do not want to passively witness the death of one of us, since the inhumane treatment of the asylum seekers in Germany can lead any human being to a gradual or a sudden death. Now after 5 months since the start of the asylum seekers’ protest in Germany, that began on 19th of March 2012 in Würtzburg and inspired asylum seekers of other cities to rise up, the movement strengthened by the resistance and perseverance of the asylum seeker is going to aim for a much bigger step.
We will NOT respect the laws that do not respect us as human beings
The striking asylum seekers all over the Germany who have initiated a strong and coordinated joint protest, have decided to launch a new action on 8th of September: on this day asylum seekers will move towards Berlin from 2 different routes and after gathering in this city they will show to the German government that any action towards implementation of the inhumane deportation law will be responded back by the asylum seeker’s movement and will not remain unopposed. They will shout louder than ever that they will continue their struggle until the asylum seekers’ camps with their catastrophic conditions are abolished. In fact by gathering in Berlin, the asylum seekers will actively disobey the discriminatory law of limited travelling range, which forces the asylum seekers to remain within a certain area. This well coordinated action, which is solely organized by the asylum seekers themselves and is independent of any political party or group, will be a way to strongly voice the opposition against the ‘limited travelling range’ law.
As mentioned before, the march towards Berlin will start simultaneously from 2 separate routes: one in which asylum seekers will walk from Würzburg towards Berlin and the other where they will use transportation means and will pass through west of Germany. The two marches will arrive at the same time in Berlin and will join each other. This action will first be launched by the asylum seekers from two provinces of South Germany (Bayern and Baden-Württemberg), but will not remain limited to only these two provinces. All asylum seekers living in camps and places that are on the way to Berlin will be visited and they will all be invited to join the protest.
We call all the asylum seekers who like us will no more bear the inhuman conditions and have in different ways revolted against them, to join us so that by uniting our forces we can bring the decades of struggles for the asylum seekers’ rights to its long awaited goal.
In Berlin we will stand hand in hand and in solidarity and we will once more announce our legitimate demands;
- we demand the abolishment of all the asylum seekers’ camps in Germany
- deportation is an inhumane law, a law that solely serves the political and economic interests of those who are in power, this law must be abolished
- we demand that the law of the limited free travelling of the asylum seekers is abolished.
To all asylum seekers, refugees and immigrants in Germany:
we have all left our countries for different reasons, and we all came to this country hoping for a better and safer life. Most of us have come from thousands of kilometers away to this place, going through all sorts of agony, danger and suffering to get here. We have tolerated all the hardship hoping for a better life in future. It is perhaps now the time to wear the same shoes we were wearing when we crossed all the borders on the way to here, it is perhaps now the time to travel for some more tens of Kilometers ahead, this time not alone but all together towards creating a better world.
To the asylum seekers of southern provinces: on 8th of September we will all gather in Würtzburg and will be looking forward to all and each of you joining us.
The asylum seekers of other provinces who share our concerns: we will do our best to come to your camps and to move together with you towards Berlin.
For more information please contact:
Contact for South and East Germany

Email:Ashkan.Khorasani@gmail.com
Tel: 017679837911
Contact for North and West Germany

Email:cheislive@gmail.com
Tel:017669381085
Coordinating committe of the strikning asylum seekers in Germany

(فارسی)
رسالت یک انسان برای رسیدن به آزادی، در صف ایستادن نیست بلکه بر هم زدن صف است.
ای پناهجویانی که در شرایط غیر انسانی‌ پناهندگی در کشور آلمان، زندگی‌ و آینده خود و فرزندانتان را دچار مرگ تدریجی‌ می‌بینید، در کمپ‌های پناهندگی همچون زندانیان در شرایط آپارتاید هویتی و شهروندی درجه۲ به سر میبرید، هر لحظه در انتظار حکم غیر انسانی‌ دیپورت قرار دارید، در آخرین لایه اجتماعی این جامعه جای گرفته اید و در حالی تمام وزن این جامعه را بر دوش می کشید که صرفا موظف به اطاعت قوانین غیر انسانی همچون محدوده تردد می باشید، اکنون وقت خیزش علیه همه این بی‌ عدالتی ها است.آری اکنون وقت برخاستن است چرا که دیگر نمی خواهیم به صورت منفعلانه شاهد خودکشی پناهجویی باشیم که شرایط و قوانین انسان کش حاکم بر زندگی پناهجویان در آلمان، هر انسانی را به مرگ آنی و یا تدریجی سوق می دهد.
اکنون پس از 5 ماه اعتصاب پناهجویان در سراسر آلمان (آغاز اعتصابات پناهجویان در شهر وورتسبورگ به تاریخ 19 مارس ۲۰۱۲ ) و گسترش انگیزه اعتراضی در میان پناهحویان مختلف در شهرهای دیگر این کشور،این جنبش می رود که با اتکا به مقاومت و پایداری پناهجویان، قدمی بزرگتر و بلندتر بردارد.

ما به قوانینی که به انسان بودن مان احترام نمی گذارند، احترام نخواهیم گذاشت.

پناهجویان اعتصابی که در سراسر آلمان دست به اعتصابی هماهنگ و قدرتمند زده اند تصمیم دارند که در روز 8 سپتامبر 2012 حرکتی در دو مسیر مجزا را به سمت شهر برلین آغاز کنند و با تحصن در این شهر به دولت آلمان نشان دهند که هرگونه اقدام دولت برای اجرای قانون ضد انسانی دیپورت، پاسخی درخور از سوی جنبش پناهجویی به همراه خواهد داشت و با صدایی بلند تر از همیشه فریاد بزنند که تا برچیده شدن کمپ های اسف بار پناهجویی دست از مبارزه بر نخواهند داشت. پناهجویان اعتصابی آلمان در شهر برلین به گرد هم خواهند آمد و برای این گردهمایی، به طور عملی متن قانون محدوده تردد را، که طبق آن هر پناهجو موظف به زندگی اجباری در محدوده ای مشخص می باشد، زیر پا خواهند گذاشت و طی یک حرکت هماهنگ و برنامه ریزی شده،که فارغ از هرگونه دخالت حزبی و گروهی صرفا به دست پناهجویان پیشبرده خواهد شد، برای برداشتن قانون محدوده تردد به گرد هم خواهند آمد.
همانطور که گفته شد این گردهمایی از دو مسیر مجزا عبور خواهد کرد که مسیر اول مسیری پیاده از شهر ورتسبورگ، بعنوان شمالی ترین شهر ایالت بایرن به مقصد برلین خواهد بود و مسیری دیگر توسط وسایل نقلیه از غرب کشور آلمان خواهد گذشت و هر دو در یک زمان مشخص، در شهر برلین به یکدیگر خواهند پیوست. این حرکت توسط پناهجویان دو استان جنوبی کشور آلمان (بایرن و باتن بوتنبرگ)، که بناست از شهر ورتسبورگ استان بایرن آغاز کننده این حرکت باشند شروع خواهد شد اما مختوم به این دو ایالت نخواهد بود. طی این حرکت اعتراضی قرار است که از پناهجویان مستقر در کمپ های شهرهایی که این دو مسیر از آنها عبور می کنند دعوت حضوری برای پیوستن به چنین اعتراضی بعمل آید.

به همین منظور از تمام پناهجویانی که همچون ما، قوانین ضد انسانی پناهندگی را بر نتافته اند و تا کنون به هر شیوه و طریقی، در برابر این قوانین دست به اعتراض زده اند دعوت می کنیم تا در این راه با ما همراه شوند تا بتوانیم در نبردی مشترک و شانه به شانه، مبارزه چندین ساله برای حقوق پناهجویان و مهاجران را به نتیجه ای مطلوب برسانیم.

در برلین بازو به بازو خواهیم ایستاد تا مطالبات بر حق خود را به دست آوریم.مطالباتی که از روز نخست اعتصابات به دنبال تحقق آنها بوده و امروز مصمم تر از همیشه فریاد می زنیم:
-ما خواستار برچیده شدن کمپ‌های پناهندگی در سرتاسر آلمان هستیم
-قانون دیپورت قانونی غیر انسانی و وابسته به مراودات سیاسی/تجاری قدرتمداران است و باید که برداشته شود.
-ما خواستار لغو قانون محدوده تردد هستیم

پناهجویان،پناهندگان و مهاجران ساکن کشور آلمان
همه ما به دلایل مختلف کشور خود را ترک کرده ایم و به امید داشتن زندگی امن و سالم به این کشور آمده ایم.اکثر ما راهی کشنده،مخاطره آمیز و طاقت فرسا با فاصله ای چند هزار کیلومتری را تا بدینجا طی نموده ایم تا شاید که زندگی جدید و بهتری را تجربه کنیم. وقت آن رسیده است که کفش هایی را که با آن مرز های بسیاری را پشت سر گذاشته ایم، دوباره به پا کنیم و چند ده کیلومترِ دیگر را،این بار نه به تنهایی که با هم برای ساختن دنیایی بهتر پشت سر بگذاریم.

پناهجویان ساکن دو ایالت جنوبی کشور آلمان،بایرن و باتن بوتنبرگ، ما در روز 8 سپتامبر در شهر ورتسبورگ جمع خواهیم شد و برای برداشتن قدم به قدم این راه، چشم به حضور تک تک شما خواهیم بست
پناهجویان ایالت های دیگر کشور آلمان که در این دغدغه با ما سهیم هستید، همه تلاشمان این است که به کمپ های شما بیاییم تا با شما،برای شکل دهی تحصنی بزرگ و فراگیر به سمت برلین حرکت کنیم.

اطلاع از جزئیات این حرکت از طریق تماس های زیر ممکن است:
جنوب و شرق آلمان:
ایمیل:
Ashkan.Khorasani@gmail.com

تلفن:
017679837911

شمال و غرب آلمان:

ایمیل:
cheislive@gmail.com

تلفن:
017669381085

کمیته هماهنگی اعتصابات پناهجویان در کشور آلمان

(Russian)

Чтобы достигнуть свободы, человеку нужно не стоять в строю, а нарушить его

Все вы, ищущие убежища, живущие в нечеловеческих условиях в Германии и наблюдающие за тем, как ваша жизнь и жизни ваших детей постепенно угасают, вы, которых держат в лагерях подобно заключённым, пред лицом всех тех дискриминирующих условий, которые делают вас гражданами второго класса, вы, каждую секунду опасающиеся депортации, вы, стоящие на самой нижней ступени несправедливого общества и несущие всю его тяжесть на своих плечах, в то время как вы должны подчиняться жестокому и бесчеловечному комендантскому режиму: СЕЙЧАС настало время восстать против всего этого.
СЕЙЧАС настало время восстать, т.к. мы больше не хотим быть пассивными свидетелями смерти одного из нас, т.к. бесчеловечное обращение с соискателями убежища в Германии может каждого из нас довести до смерти.
Протесты беженцев начались 19-го марта 2012 г. в Вюрцбурге и вдохновили соискателей убежища из множества других городов на протест. Теперь же, 5 месяцев спустя, движение, усиленное упорством и сопротивлением беженцев, готово сделать следующий, кyда больший шаг.

Мы не станем уважать законы, которые не уважают нас.
Протестующие беженцы со всей Германии, начавшие мощный и скоординированный совместный протест, решили начать 8-го сентября новую акцию: в этот день соискатели убежища пойдут по двум различным маршрутам на Берлин, чтобы там показать немецкому правительству, что на каждое применение бесчеловечного закона о депортации последует реакция движения. Беженцы будут кричать громче, чем кодга-либо, они будут бороться дальше, пока нe будут закрыты лагеря с их катастрофическими условиями жизни. Во время собрания в Берлине беженцы активно нарушат дискриминирующий комендантский режим, который заставляет их находиться на определённой территории.
Эта хорошо скоординированная акция, организованная самими беженцами и независимая от каких-либо политических партий или групп, поможет усилить голос сопротивления против закона о комендантском режиме.

Как было сказано выше, марш на Берлин будет проходить по двум различным маршрутам: по одному беженцы пойдут из Вюрцбурга в Берлин. Другой, при помощи транспортных средств, проходит через лагеря беженцев в Западной Германии. Обе группы одновременно прибудут в Берлин и встретятся там. Эта инициатива исходит от соискателей убежища Баварии и Баден-Вюртемберга, но не будет ограничиваться этими двумя федеральными землями. Все соискатели убежища, живущие в лагерях или городах по пути в Берлин, приглашаются присоединиться к протесту.

Мы призываем всех беженцев, которые, как и мы, больше не могут выносить эти бесчеловечные условия и боролись против них различными способами, присоединиться к нам. Так мы сможем объединными силами довести длившуюся десятилетиями борьбу за право на убежище до долгожданного конца.

В Берлине мы, объединившись в солидарности, ещё раз огласим наши правомерные требования:

- упразднение всех лагерей для беженцев в Германии,
- упразднение депортационных законов. Депортация бесчеловечна и служит лишь политическим и экономическим интересам власть имущих,
- упразднение комендантского режима.

Всем соискателям убежища, беженцам и иммигрантам Германии:

Мы все покинули наши страны по самым различным причинам и прибыли в эту страну в надежде на лучшую и стабильную жизнь. Большинство из нас преодолели тысячи километров, пережив при этом всевозможные страдания, опасности и мучения. Мы пошли на всё это в надежде на лучшее будущее. Возможно, теперь настало время надеть ту же обувь, которую мы носили во время своего бегства. Возможно, теперь настало время пройти ещё несколько десятков километров, в этот раз не в одиночку, а всем вместе во имя лучшего мира.

Всем соискателям убежища из южных федеральных земель: 8-го сентября мы встречаемся в Вюрцбурге и рады каждому, кто к нам присоединится.

Всем соистакелям убежища из других земель, которые разделяют наши цели: мы постараемся дойти до ваших лагерей и добраться вместе с вами до Берлина.

Для более подробной информации:
Южная и Восточная Германия
Ashkan.Khorasani@gmail.com
Tel. 0176 – 79837911

Северная и Западная Германия
cheislive@gmail.com
Tel. 0176 – 69381085

Организационный комитет бастующих беженцев Германии


(French)

Pour achever la liberté, l’homme ne doit pas rester aligné, mais doit battre contre les structures.

Vous, tous les réfugiés vivant en Allemagne dans des conditions inhumaines constatant que vos vies et les vies de vos enfants vont au devant de la mort, vous, enfermés dans des camps comme des criminels, envisageant toutes les conditions discriminantes qui vous en faites des citoyens de 2e classe, vous, qui vous craignez la reconduite dans votre cauchemar, qui vous occupez les échelons les plus bas de la hiérarchie d’une société injuste, portant toute sa charge sur vos épaules pendant qu’il vous faut d’obéir l’exigence d’être résident sur le territoire : C’est maintenant de se lever contre l’injustice.

Il faut se lever maintenant, car nous ne voulons plus rester des témoins passifs de la mort d’un parmi nous : Les conditions de vie des réfugies en Allemagne peuvent chacun et chacune jusque là.

Les manifestations des réfugiés ont commencé le 19 mars 2012 à Würzburg et les actions là ont inspiré des autres requérants d’asile de les soutenir. Aujourd’hui, cinq mois plus tard, le mouvement est préparé grâce à l’entêtement et la résistance des réfugiés de faire le prochain pas.

Nous respectons aucun loi qui nous ne respecte pas entant d’être humain. Les refugiés en grève partout en Allemagne qui ont commencé une protestation forte et coordonnée, ont décidé une nouvelle action : Dès le 8 septembre 2012 des requérants d’asile vont marcher sur deux chemins différents à Berlin pour prouver le gouvernement allemand qu’il y aura une réaction de notre mouvement sur chaque application des lois de déportation. Les réfugiés vont crier plus fort que jamais, ils continueront leur lutte, jusqu’au moment où le gouvernement fermera les centres de rétention des réfugiés avec leurs conditions catastrophiques.

Avec cette marche de protestation à Berlin les réfugiés violeront donc l’exigence d’être résident sur le territoire qui n’est qu’une discrimination et force les femmes et les hommes de rester à un certain endroit.

Cette action bien préparée est organisée seulement par les demandeurs d’asile eux-mêmes, elle est donc indépendante des partis ou groupes politiques.

Comme il a été indiqué précédemment la marche à Berlin aura lieu sur deux routes différentes: Sur la première les réfugiés marcherons de Würzburg à Berlin, la deuxième mène les participants en moyens de transport par les différents camps et centres en Allemagne d’ouest. Les deux groupes se rencontront finalement au même moment à Berlin. Le départ de cette action sera donc la Bavière et la Bade-Wurtemberg, mais elle ne se limite pas sur ces deux landes. Nous rendrons visite à tous les centres et camps de rétention sur notre chemin et inviterons tous les requérants d’asile de participer à notre protestation.
Nous appelons tous les réfugiés qui ne supportent plus les circonstances inhumaines de leur vie et qui l’ont lutté dans des façons différentes de nous joindre. Avec des forces unies nous achèverons notre but attendu pour si longtemps : un asile en dignité humaine.

A Berlin nous allons tendre la main et présenter nos propositions justifiées:

•l’élimination des centres et camps de rétention
•l’élimination des lois de déportation. La déportation est inhumaine et supporte seulement les intérêts économiques des puissants.
•l’élimination de l’exigence d’être résident sur le territoire

A tous les demandeurs d’asile, tous les réfugiés et tous les immigrants en Allemagne:
Nous avons quitté nos pays par des raison les plus différentes. Nous sommes venus dans l’espoir d’une meilleure vie en sécurité. La plupart entre nous est parcourue un long chemin, nous avons fait des milliers de kilomètres, nous avons subir toutes sortes de peine, de danger et de souffrance. Nous avons souffert tout cela pour une futur améliorée. C’est peut-être le bon moment de prendre les souliers de notre fuite à nouveau pour en faire encore quelques kilomètres. Mais pour cette fois nous ne sommes pas seuls, nous sommes beaucoup et nous marchons ensemble pour un meilleur monde.

À tous les demandeurs d’asile dans le sud, en Bavière, en Bade-Wurtemberg, en Rhénanie-Palatinat et en Hesse : Nous nous rencontrons le 8 septembre à Würzburg et nous serons ravis pour chacun et chacune qui nous accompagnera.

À tous les demandeurs d’asile dans les autres landes qui partagent nos objectifs : Nous ferons de notre meilleur de venir dans votre centre pour marcher avec vous à Berlin.
Pour des informations supplémentaires, adressez-vous à :

Allemagne du Sud et de l’est
Ashkan.Khorasani@gmail.com
Tel. 0176 – 79837911

Allemagne du nord et de l’ouest
cheislive@gmail.com
Tel. 0176 – 69381085

La comité des réfugiés en grève en Allemagne


بانگهێشتێك بۆ هه‌موو په‌ناخوازان

به‌رپرسایه‌تی مرۆڤ بۆ گه‌شتن به‌ ئازادی، وه‌ستان له‌ ریزه‌كاندا نیه‌، به‌ڵكوو تێكدانی ریزه‌كانه‌.

ئه‌ی ئه‌و په‌ناخوازانه‌ی له‌ دۆخێكی نامرۆڤانه‌دا له‌ وه‌ڵاتی ئه‌ڵمانیا ده‌ژین و ژیان و داهاتووی خۆتان و منداڵه‌كانتان به‌ڕه‌ورووی مه‌رگێكی په‌یتا په‌یتا ده‌بینه‌وه‌. له‌ كه‌مپه‌كه‌كانی په‌ناخوازیدا و له‌ هه‌ل و مه‌رجێكی هه‌لاوێردراو و وه‌ك هاوڵاتی پله‌ دوو ده‌ژین و هه‌رده‌م چاوه‌ڕێی حوكمی نامرۆڤانه‌ی دیپۆرتن، له‌ حاڵێكدا هه‌موو كێشی كۆمه‌ڵگاتان له‌سه‌ر شانه‌ له‌ دوایین ریزه‌كانیی‌دان و له‌وه‌ش زیاتر ناچار به‌ پێملی كۆمه‌لێك یاسی وه‌كوو سنوورداركردنی هاتووچۆ كراون، ئێستا كاتی هه‌ستان و رووبه‌ڕووبوونه‌وه‌یه‌. چوونكوو چیتر نامانه‌وێت وه‌ك جاران په‌سیڤ و بێكرده‌ بین و سه‌یری خۆكوژی په‌ناخوازان و هه‌ل و مه‌رجی ناله‌بار و دژه‌ مرۆڤانه‌یان بین.

ئَستا پاش تێپه‌ڕینی ٥ مانگ له‌ مانگرتنی په‌ناخوازان له‌ ئه‌ڵمانیا ( كه‌سه‌ره‌تا له‌ مانگی مارسی ٢٠١٢دا ده‌ستی پێكرد و پاشان هه‌موو شاه‌ركانی گرتووه‌)، بزووتنه‌وه‌كه‌مان به‌ره‌و هه‌ڵتگرتنی هه‌نگاوی گه‌وره‌تر و جیدی تر ده‌ڕوات.

ئێمه‌ رێز ناگرین له‌و یاسایانه‌ی رێز له‌ مرۆڤ بوونمان ناگرێت.

په‌ناخوازانی مانگرتوو له‌ سه‌رجه‌م شاره‌كانی ئه‌ڵمانیا ده‌ستیان داوه‌ته‌ كرده‌وه‌یه‌كی یه‌كده‌ست و به‌ هێزه‌ و بڕِیاریان داوه‌ له‌ رۆژی هه‌شتی سێپتامبه‌ری ٢٠١٢ دا له‌ دوو شوێنی جیاوازه‌وه‌ به‌ره‌و به‌رلینی پایته‌خت رێبكه‌ون و له‌وێ به‌ ده‌وڵه‌تی ئه‌ڵمانیا بسه‌لمێنن كه‌ جێ به‌ جێكردنی هه‌ر جۆره‌ یاسایه‌كی نا مرۆڤانه‌ له‌ چه‌شنی دیپۆرت، به‌ تووندی وه‌ڵام ده‌رێته‌وه‌. ئێمه‌ ده‌نگی خۆمان هه‌ڵده‌بڕین و هه‌تا كۆكردنه‌وه‌ی ئه‌و كه‌مپانه‌ی رێزی مرۆڤ بوون تیایاندا مانای نیه‌، ده‌ست له‌ ناڕه‌زایه‌تی خۆمان هه‌ڵناگرین.

په‌ناخوازانی مانگرتوو له‌ شاری به‌رلینی ئه‌ڵمانیا كۆده‌بنه‌وه‌ و به‌ كرده‌وه‌ یاسایی سنووردارێتی هاتووچۆ ده‌خه‌نه‌ ژێر پێ و له‌ پێناوی له‌ناوبردنیدا تێده‌كۆشن.

ئه‌م رێپێوانه‌ به‌ دوو شوێنی جیاوازه‌ودا ده‌ست پێ ده‌كات. یه‌كه‌م به‌ پێ و له‌ شاری ورتسبوورگه‌وه‌ و به‌ مه‌به‌ستی به‌رلین و ئه‌ویتریشیان له‌رێگه‌ی كه‌ره‌سه‌ی هاتوو چۆوه‌ له‌ رۆژائاوای ئه‌ڵمانیا و بڕیاره‌ هه‌ر دوو گرووپه‌كه‌ش له‌ یه‌ككاتدا له‌شاری به‌رلین به‌ك بگرنه‌وه‌.

ئه‌م رێپێوانه‌ له‌ لایه‌ن په‌ناخوازانی دوو پارێزگای باشووری ئه‌ڵمانیا (بایه‌رن و بوونتبێرگ) رێكخراوه‌ به‌ڵام به‌ ته‌نیا ئه‌م دوو پارێزگایه‌ كۆتایی نایه‌ت. بڕیاره‌ خۆپیشانده‌ران له‌ رێگه‌دا په‌ناخوازانی كه‌مپه‌كانی دیكه‌ی شاره‌كانیش هه‌ڵبگرن و به‌ره‌و به‌رلین بیانهێنن تا كوو بتوانین له‌ خه‌باتی هاوبه‌ش دا و شانبه‌شانی یه‌ك ده‌رئه‌نجامی پێویست به‌ده‌ست بهێنین.

له‌به‌رلین شان به‌ شانی یه‌ك تا كوو مسۆگه‌ر بوونی داواكارییه‌كانمان ده‌وه‌ستین. ئه‌و داواكارایانه‌ی له‌ رۆژی یه‌كه‌مه‌وه‌ به‌رز كراونه‌ته‌وه‌ بریتین له‌:

كۆكردنه‌وه‌ی سه‌رجه‌م كه‌مه‌پكانی په‌ناخوازی له‌ هه‌موو ئه‌لمانیا.

پووچه‌ڵ كردنه‌وه‌ی یاسای نا مرۆڤانه‌ی دیپۆرت كه‌ پیملی پێوه‌ندیه‌ سیاسی و ئابووریه‌كانی ده‌سه‌لاتدارانه‌

په‌ناخوازان و په‌نابه‌ران و كۆچبه‌رانی دانیشتووی ئه‌ڵمانیا

ئێمه‌ هه‌موو مان به‌ هۆی جیاواز جیاواز وه‌ڵاتانی خۆمان جێهێشتووه‌ به‌ هیوای ژیانێكی پڕله‌ ئاسایش و ته‌ندرووستی به‌ هه‌زاران كیلۆمه‌تر رێگه‌ی ئه‌م وڵاته‌مان گرتۆته‌ به‌ر. زۆرێك له‌ ئێمه‌ به‌ رێگه‌ی تاقه‌ت پرووكێن و پڕمه‌ترسی دووو درێژدا خۆمان گه‌یاندۆته‌ ئێره‌ به‌ڵكوو ژیانێكی باشتر بۆ خۆمان ده‌ستبه‌ر كه‌ین.

كاتی ئه‌وه‌ هاتوو به‌هه‌مان ئه‌و پێڵاوانه‌ی به‌و رێگه‌ پڕ مه‌ترسیه‌دا پێی هاتین، ئه‌مجاره‌ نه‌ك به‌ته‌نیا به‌ڵكوو پێكه‌وه‌ چه‌ن سه‌د كیلۆمه‌تری دیكه‌ بۆ ده‌ستبه‌ركردنی مافه‌كانی خۆمان ببڕین.

په‌ناخوازانی دانیشتووی دوو ئه‌یاله‌تی باشووری ئه‌ڵمانیا، بایه‌رن و باته‌ن بۆتێنبێرگ و ئێمه‌ له‌ رۆژی هه‌شتی سیُپتامبه‌ردا له‌ شاری ورتسبوورگ كۆ ده‌بینه‌وه‌ بۆ هه‌ڵگرتنی هه‌نگاو له‌م رێگه‌دا چاوه‌رێ ئاماده‌بوونی هه‌موو لایه‌ك ده‌كه‌ین.

په‌ناخوازانی ئه‌یاله‌ته‌كانی دیكه‌ی ئه‌ڵمانیاش چاوڕێمان بكه‌ن. ده‌گه‌یه‌ن لای ئێوه‌ش و بۆ رێكخستنی خۆپیشاندانێكی به‌رفراوان به‌ره‌و به‌رلین ده‌كه‌وینه‌ رێ.

له‌م رێگانه‌ ده‌توانن پێوه‌ندی به‌ ئێمه‌وه‌ بكه‌ن:

ئیمه‌یلی و ژماره‌ ته‌له‌فۆن له‌ باكوور و رۆژهه‌ڵاتی ئاڵمان

017679837911

Ashkan.Khorasani@gmail.com

ئیمه‌یلی و ژماره‌ ته‌له‌فۆن له‌ رۆژهه‌ڵاتی ئاڵمان

017669381085

cheislive@gmail.com

كۆمیته‌ی رێكخستنی مانگرتنی په‌ناخوازان له‌ ئه‌ڵمانیا


Kommentar von meiner Seite: Die meinen das so, da ist nichts symbolisch, und da geht es nicht um Diskurse. Voran im Kampf um Menschenrechte, by any means nessary!

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Montag, 20. August 2012
Wahnsinn und Verstand VI
Der autobiografische Roman geht weiter:

Frauen lügen


Heike spielt mit Dorit Tennis. Dorit nennt das "feministisches Tennis", weil sie sich gerne damit spreizt, etwas mit solch einer hardcore-Powerfrau wie Heike zu tun zu haben. Heike nennt die gleiche Beschäftigung "Spackenklatschen". Der Begriff "Spacke" ist eine in der Bremer und Oldenburger Jugendszene gebräuchliche Vokabel, der etwa die gleiche Bedeutung zukommt wie dem bayerischen "Depp". Heike nimmt ihr Gegenüber nicht mehr sonderlich für voll, seit sie mit ihrer moralinsauren Weltsicht und den klaffenden Unterschieden zwischen der Dorit'schen Selbstdarstellung und der Realität ihre einschlägigen Erfahrungen sammeln konnte. Aber als Trainingspartnerin taugt sie was, und sie hat immer ein paar nette Gerüchte aus Unikreisen auf Lager.


Heute allerdings gestaltet sich alles etwas anders als sonst. Dorit ist nämlich unentwegt dabei, Heike einen vorzulabern, wie toll straight sie doch drauf wäre und wie viel andere linke Frauen von ihr lernen könnten. Es dauert nicht lange, bis es Heike reicht. "Weißt du eigentlich, wo diese power herkommt?" fragt sie schließlich, gut getimt zu 'nem Aufschlag, den Dorit nicht hält. "Wunderst du dich nicht, daß 'ne linke Frau, die ab und an auch Beziehungen mit Frauen hat, mit Typen zusammenwohnt, noch dazu mit welchen, die nicht sonderlich PC sind?" "Was willst du damit sagen?" japst Dorit zurück, etwas außer Atem. "Es ist ganz einfach so, daß in meiner Sozialisation 'ne Menge Teile anders gelaufen sind als bei dir oder den meisten Frauen, mit denen du so zu tun hast. Und ich kann zum Beispiel mit sehr vielen Frauen-unter-sich-Gesprächen, wie sie in der Uni-Szene ablaufen, schlichtweg nichts anfangen. Da wird über Ästhetik geredet, über Frauenliteratur, über Gesundheitsfragen, und wenn mal von Sexismus die Rede ist, geht's nicht darum, was wir tun können - stattdessen wird kollektiv gejammert, wie schlecht diese Welt ist. Das ist alles nicht meine Wellenlänge. Ich finde solche Gespräche im allgemeinen stinklangweilig.


Ich komme auch mit dieser emotionalen Frauensolidarität, die ganz unabhängig von der politischen Gesinnung bei sehr vielen Frauen verbreitet ist, nicht so toll zurecht. Solidarität ist für mich eine politische Sache oder eine Frage der Situation. Also, wenn eine Frau mit 'nem Typen Scheiße erlebt hat, bin ich auf ihrer Seite - das hat für mich aber den selben Stellenwert, wie Solidarität gegen Rassismus oder Justizterror. Ein emotionales Wir-Gefühl, daß mich mit Frauen verbindet, weil sie Frauen sind, habe ich nicht. Eher finde ich viele typische Frauen-Verhaltensweisen für mich selber strange. Im Ernst, wenn die Typen korrekt mit mir und anderen umgehen, gefällt mir die schulterklopfende Kumpligkeit, wie sie unter Männern üblich ist, echt besser!"


Damit hat sie Dorit nun wirklich 'nen Dämpfer verpaßt. Den Rest des Spiels ist diese ziemlich nöckelig und sagt nicht mehr viel. Und als Heike nach Hause kommt, knallt ihr die Dumpfheit gewisser Männer erstmal ins Gesicht. Im Stillen fragt sie sich, ob das stimmt, was sie kurz vorher über ihre inneren Befindlichkeiten zum Besten gegeben hat.
In die Zwei-Zimmer-Wohnung unter ihrer WG ist gestern ein neuer Typ eingezogen. Er hat seine Wohnungstür frisch gestrichen; zur Häfte rot, zur Hälfte schwarz, diagonal geteilt, und darauf steht in schwarz-rot: "Frauen lügen".


Erst stutzt Heike, dann läuft ihr innerer Schnellkochtopf an. Was tun? Reingehen und den Kerl zur Rede stellen? Was draufsprühen?
Sie steht unschlüssig im Treppenhaus, als hinter ihr Alfie zur Haustür reinkommt, frisch aus Frankfurt zurück.


"Alfie, mein Augenstern!" wendet sie sich um. "Hier ist antipatriarchale Solidarität gefragt!" "Was issen los? Ah, ich seh schon! Wer ist das?" "Der Typ heißt Matthias und ist hier neu eingezogen. Kenn ihn nicht, weiß auch nicht, was von dem Scheißspruch zu halten ist." "Weißt du was?" erwidert Alfie. "Ich leg erst mal ab, mach mich frisch und geh dann bei ihm vorbei, falls er da ist. So von Nachbar zu Nachbar, mal kennenlernen, und fühl ihm dabei auf den Zahn. Vielleicht läßt er einem Mann gegenüber ja was raus!" "Ein guter Plan!"

Der Typ ist zu Hause. Mittelgroß, blaß, dünn, mit Dreitagebart, wirkt er nicht eben sehr robust. Der Eindruck verstärkt sich durch ein leichtes Zittern in den Händen und ein nervöses Zucken um die Mundwinkel, als Alfie sich ihm vorstellt. Dann aber hellt sich sein Gesicht auf, und er erwidert: "Und ich bin Matthias! Komm rein, setz dich hin! Willst'n Wein?" Wie üblich, will Alfie, beide werden lockerer und geraten bald ins Plaudern.

Matthias studiert Jura und kommt ursprünglich aus Emden. Er wirkt nett, intelligent und humorvoll, hat aber etwas Düsteres. Alfie bekommt das sichere Gefühl, daß dem Mann irgend jemand fürchterlich vor den Koffer geschissen hat.
Nach etwa einer Stunde unverfänglichem Allgemeintalk kommt Matthias von sich aus zur Sache.
"Der Spruch auf meiner Tür läßt sich ja nicht übersehen!" fängt er unvermittelt an. "Ich hoffe, daß ich damit keine zu derbe Provoebene gefahren habe..." "Hast du."antwortet Alfie in ruhigem Tonfall. "Meine Mitbewohnerin hat sich darüber schon heftig aufgeregt," "Das tut mir leid." meint Matthias und guckt dabei wie ein geprügelter Hund. Er nimmt einen großen Schluck Wein. "Aber ich mußte mich abreagieren." fährt er fort. "Ich hab nämlich eine üble Geschichte hinter mir!" "Erzähl!" fordert Alfie ihn auf.
Und Matthias erzählt. Stockend, verschüchtert, mitunter den Tränen nahe, berichtet er eine Story, zu der Alfie nichts mehr einfällt.
Bis vor kurzem hatte Matthias eine Beziehung mit einer Frau, die er noch aus Emden kannte. In den letzten Monaten hatte es zwischen beiden gekriselt; etwa zum gleichen Zeitpunkt schloß sie sich einer Frauengruppe an, die sich ursprünglich im Frauen-Lesben-Zentrum gebildet hatte, sich mittlerweile aber privat traf und auch an den Diskussionen in den Frauenzusammenhängen nicht mehr teilnahm. Stattdessen wurden nach Auskunft von Matthias Debatten geführt, die, wenn Matthias es den Tatsachen entsprechend darstellt, Alfie höchst seltsam vorkommen.


So behauptet Matthias, es wäre dort ein Matriarchat mit realer gesellschaftlicher Benachteiligung der Männer als positives Ziel verfochten worden, begründet damit, daß die Männer für Jahrtausende der Dominanz bestraft werden müßten.
"Der Höhepunkt kam dann mit der Penetrationsdebatte." erzählt Matthias. "Es wurde gesagt, daß Geschlechtsverkehr mit Penetration grundsätzlich eine Vorform der Vergewaltigung sei und daß eine Hete _ , wenn sie denn mit einem Typen vaginalen Geschlechtsverkehr hat, seinen Schwanz nur bis zum Eichelrand reinlassen soll. Na, und dann verlangte Ella, das zu praktizieren. Es war furchtbar. Ich kam nicht, sie kam nicht, ich hatte einen stehen bis dorthinaus, sie war völlig feucht, aber ein normaler Geschlechtsverkehr war `böse', und aus irgendwelchen Gründen war Stellung 69 auch verboten. Schließlich kam es zum Eklat. Ich meinte, wir sollten, wie früher, einfach vögeln, wie wir lustig sind, und irgendwann machten wir das auch." "Und?" fragt Alfie. "Es war wunderbar. Wirklich, ich glaube, daß ich nicht nur für mich spreche, wenn ich sage, daß wir beide voll auf unsere Kosten kamen. Das Dumme war aber, daß sie meinte, wir sollten das beide ihrer Frauengruppe erzählen, und obwohl ich nicht wollte, schleifte sie mich zu deren nächstem Treffen mit." "Verstehe ich recht?" hakt Alfie nach. "Ein Mann kommt zu einem internen Treffen einer Frauengruppe?" "Genau so war es." entgegnet Matthias nach einem weiteren tiefen Schluck des guten Weines. "Und das Resultat war grauenvoll. Nachdem wir beide von dem Erlebnis berichtet hatten, verlangten die Frauen kategorisch, Ella sollte sich zwischen ihnen und mir entscheiden, zusammen ginge es nicht. Und ihre Entscheidung fiel nicht für mich aus. Das war vor einer Woche. Und deswegen steht auf meiner Tür `Frauen lügen'."
"Das ist doch völlig bescheuert!" prustet Alfie los. "Das hat weder was mit Feminismus zu tun noch mit dem gesunden Menschenverstand! Das ist crazy! Und wenn du sagst, daß Frauen lügen, gilt das für ein paar durchgeknallte Spinnerinnen, aber nur für die!"
Matthias schweigt eine Weile. "Hast wohl recht." meint er dann. "Aber ich mußte meine Wut irgendwie rauslassen. Nur wegen einem bescheuerten konstruiert-theoretischen Schwachsinn..." "Du hast selbst gesagt, daß eure Beziehung schon vorher in der Krise war. Wie, wenn Ella diese seltsame pseudofeministische Sekte nur als Vehikel benutzt hat, um was in der Hand zu haben? Eine Legitimation, um bye-bye zu sagen?" "Darüber will ich jetzt nicht nachdenken." entgegnet Matthias ärgerlich. "Laß mich in Frieden, ich kenne dich gar nicht, und ich will mich jetzt in Ruhe besaufen!" Er macht dicht. So läßt Alfie ihn mit sich alleine und geht in seine WG zurück, um Heike zu berichten.
In den nächsten Wochen schaut Alfie öfter mal bei Matthias vorbei. Es stellt sich heraus, daß dieser nicht nur säuft wie ein Loch und kifft wie ein Schlot, sondern auch eine Psychodroge nimmt, die Alfie schon von Bernie kennt: Tavor, einen starken Tranquilizer. Erst will er Matthias den Konsum von dem Zeug ausreden, aber das ist eben so vergeblich, wie der Vorschlag, den Spruch von der Tür zu entfernen. Schließlich begnügt Alfie sich damit, die Ansprechbarkeit von Matthias abzutesten, indem er beim Kommen fragt: "Tavor oder tanach?"
In den folgenden Wochen erlebt Alfie mit Matthias so Einiges. Irgendwie hat er an ihm einen Narren gefressen. Mensch kann nicht einmal sagen, daß er ihn so richtig sympathisch findet. Es ist mehr die ambivalente Mischung aus der Faszination des Bizarren, die von Matthias ausgeht, und einer Art Helferimpuls bei Alfie: der Mann ist fertig und braucht Zuwendung. Na ja, und das gemeinsame Weinschütten verachtet Alfie natürlich auch nicht.
Bei einem dieser zweisamen Besäufnisse ist die jeweils eigene Lebenseinstellung Thema. Alfie erzählt viel davon, was er so politisch macht, von dem, was er in der Szene alles erlebt hat, von seinen eigenen politischen Positionen and so on. Im Unterschied zu dem mißlungenen Abend mit Britt ist er gut bei der Sache, seine Statements sind durchdacht und rhetorisch brilliant, und er bemüht sich, auf Nachfragen und Gegenstandpunkte von Matthias präzise und selbstkritisch einzugehen.
Als Matthias dann seine eigene Meinung etwas grundsätzlicher darstellt, stockt Alfie nun allerdings fast der Atem.
"Ich kann gut nachvollziehen, was du in der Szene machst und warum du es machst. Es gibt sicher, bei allem Scheiß, der abläuft, ein gutes Gefühl der Selbstbestätigung, wenn man wie du dazugehört." "Was heißt, dazugehört?" hakt Alfie nach. "Nun ja, wenn man, wie du, da sozial integriert ist, sogar zu denen gehört, die in einer imaginären Hierachie, von der natürlich alle sagen, daß es sie nicht gibt, oben stehen, ist das ganz nett. Bei Aktionen mitmachen, die brenzlig sind, über die niemand groß redet...hat was Romantisches. Und die Leute, die dazu gehören, auch wenn man sie nicht näher kennt, flüchtig in der Fußgängerzone zu treffen und von ihnen gegrüßt zu werden - nicht schlecht!"
"Das ist es nicht..."will Alfie kontern, doch Matthias unterbricht ihn. "Weißt du, wie ich die Welt sehe? Was ihr macht, ist absolut richtig, aber sinnlos. Es hat zu der Atomraketen-und Gorleben-Zeit mal geheißen: `Es ist fünf vor zwölf.' Heute ist es halb eins. Es ist vorbei. Ich bin der festen Überzeugung, daß der Prozeß, der zum Untergang der Menschheit führt - Klimakatastrophe, Umweltverschmutzung, Biowaffen, neue Krankheiten und so, nicht mehr umzukehren ist. Die Welt ist am Arsch, over and out. Und auch wenn ich weiß, warum das so ist und welche Schweine das verursacht haben, nützt es nichts mehr. Ich kann nachvollziehen, wenn Leute RAF-mäßig auf die Schuldigen losgehen - aber Gegenstrukturen aufbauen, anders leben wollen und so weiter, das bringt nichts mehr. Warum soll ich Askese üben, wenn eh alles zusammenbricht? Ich will selber, verdammt noch mal, gut leben. Ich bin nicht schuld!"
Alfie braucht 'nen Moment, ehe ihm eine Antwort einfällt. "Also erstmal bin ich kein Freund von Askese. Dieser ganze Film mit vegetarischer Ernährung, bewußt gekauften Sachen, nur Jobs, die PC_ sind, kein Auto fahren, das ist nicht mein Film, auch nicht der von Heike oder Azad. Und was heißt gut leben? Ich finde mein Leben immer noch besser als ein normalobürgerliches."
"Das sagt sich leicht, wenn du in das normalobürgerliche immer noch zurück kannst. Ich darf doch nicht mal den `Playboy' im Zimmer liegen haben, wenn von euch einer vorbeischaut. Das Nicht-Dogmatisch-Sein der Nichtvegetarier hört auf, wenn ich zuckende Froschschenkel esse oder vorschlage, 'ne Runde bei Mc Donalds auszugeben." "Ist es das, wonach dir der Sinn steht? Playboy lesen und abwechselnd Junkfood und Haute Cuisine? Das soll ein gutes Leben sein? Unter Dolce Vita verstehe ich aber was anderes."
"Ich auch, das war nur ein Beispiel. Was ich meine, ist das: Sobald jemand so lebt, wie Otto Normal, ist das für euch ab einer bestimmten, willkürlich gezogenen Grenze sexistisch, dumpf-unbewußt oder irgendwie böse. Dabei geht es da immer nur um Äußerlichkeiten. Genau so macht sich eure Szene dadurch fest, welche Kleidung die Leute tragen oder welche Musik sie hören. Völlig irrational!"
"Und was schlägst du vor?" fragt Alfie zurück. "Soll sich die Szene öffnen, indem wir Stücke vom normalbürgerlichen Lebensstil übernehmen? Meinst du, so bekommen wir mehr Leute?"
"Genau das meine ich nicht!" erwidert Matthias geradezu aufgebracht. "Macht den Laden dicht, Mensch! Es hat keinen Sinn mehr! Wir haben verloren, die Anderen haben gesiegt! Du kennst doch 'Blowin' in the Wind`. Da heißt es: 'How many times must a man walk down?` Weißt du, was das heißt?"
"Nein, weiß ich nicht." entgegnet Alfie verdutzt. "Das bezeichnet den Cowboy im Wilden Westen, der in breitbeiniger Mackerpose, die Hand überm Colt, die Straße runtergehen muß, um nicht abgeballert zu werden. Er hat sich das nicht ausgesucht, ihm bleibt keine Wahl." "Ja, und?" "Genau da sind wir wieder. Ich brauch doch nur ins juristische Seminar zu gehen. Da verachten die Leute mich schon, weil ich nicht leistungsorientiert wirke und nicht adrett gekleidet bin. Und auch nicht das Gegenbild, der Streetfighter. Männer wie ich, die noch andere Ansprüche haben, die nicht mit den Machonormen einverstanden sind, werden von den Frauen fertiggemacht. Frauen lügen - in Wirklichkeit wollen sie die geraden, akkuraten Männer, die keinen Zweifel an sich selber zulassen, obwohl sie von denen einen reingewürgt kriegen. Es ist einfach mein Fehler, daß ich zu wenig Macker bin. Und daß ich nicht an eure verkackten politischen Ziele glaube!"
Wenn er erwartet hat, Alfie wütend zu machen, hat er sich schwer getäuscht. Langsam und geduldig versucht ihm Alfie auseinanderzusetzen, daß Matthias Sachen zusammenwürfelt, die nichts miteinander zu tun haben, und daß er seinen persönlichen Trennungsschmerz in die Außenwelt projiziert. Es hat keinen Sinn. Jedes Argument wird von Matthias ausgehebelt und dazu benutzt, sich weiter in einer grotesken Mischung aus Weltschmerz und Haß auf jedes politische Engagement zu suhlen. Und je länger er ihm zuhört, desto deutlicher merkt Alfie, daß sein Gegenüber ins Durchgeknallte abdriftet.

Ein paar Tage später kommt Alfie spät nachts nach Hause und sieht, daß bei Matthias die Wohnungstür offen steht. Kurz entschlossen tritt er ein - und merkt sogleich, daß er ziemlich unpassend kommt.
Matthias debattiert heftig mit einer Frau in Leder-Minirock, schwarzen Straps-Strümpfen und Nylonbody, die ihm offensichtlich Vorhaltungen macht. Alfies Anwesenheit nehmen die beiden gar nicht war. Ehe er sich verpieseln kann, bekommt er die Auseinandersetzung mit.
"Wenn du dich mit dieser Scheiße dichtmachst, bist du in 'nem Jahr reif fürs LKH!" fuchtet die Frau. "Du glaubst doch nicht, daß ein Körper das aushält - Tavor und Tramal und Ephedrin und dann noch Tavergil! Das ist blankes Gift! Kein Wunder, daß du keinen hochkriegst!" "Ihr Frauen wollt uns doch nur depotenzieren!" brüllt Matthias zurück. "Müßte dir doch recht sein!" "Jetzt reichts!" schreit die Frau in echter Wut. "Das hier ist mein Job, aber dafür muß ich mich nicht beleidigen lassen! Jämmerlicher Wichser! Ich verzichte mal darauf, mir die Rückfahrt bezahlen zu lassen. Von dir nehm ich nicht mal Geld!" Und rauscht an Alfie vorbei aus der Wohnung. Erst jetzt bemerkt Matthias, daß sie nicht allein waren. Er grinst Alfie schief an. "War 'n los?" fragt dieser. "Ich hatte mir in meinem Frust ein Callgirl kommen lassen." antwortet Matthias. "Stellte sich leider raus, daß sie eine abgebrochene Medizinstudentin ist. Als sie die Medikamente sah, fing sie an, rumzumoralisieren." "Warum machst du die Scheiße bloß?"
ist alles, was Alfie rausbringt. "Komm, ich will mir nicht auch von dir noch was anhören. Zieh Leine!"
Alfie zieht Leine. Fürs erste hat er genug von diesem Gesellen. Zu helfen ist ihm scheint's nicht.

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Schöne Frauen-Wetter 3.0
Dass je heißer es wird umso erfreulichere Anblicke von Körperlichkeit in der Stadt unterwegs sind ist klar, und dass mir das mehr auffällt wenn ich weder Zeit noch Geld habe um in die Berge zu fahren erst recht. Trotzdem scheint dieses Jahr etwas anders zu sein. Ich habe das Gefühl, es gibt einfach MEHR schöne Frauen als sonst;-)

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"Perspektivisch keine Chance mehr"
Genova über Gentrifizierung in Berlin:

http://exportabel.wordpress.com/2012/08/18/perspektivisch-keine-chance-mehr/

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Miners on Strike
Mit Sturmgewehren in die Menge, 34 Tote... Ist, demokratisches Südafrika, dies Deine Botschaft?

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