Dienstag, 5. Februar 2013
Sexuelle Belästigung: Wo beginnt sie, wo hört sie auf?
Die Twitter-"Aufschreie" haben eines sehr deutlich gemacht: Sexistische Gewalt und sexuelle Belästigung sind in dieser Gesellschaft extrem weit verbreitet und durchdringen diese total, gerade auch in der Arbeitswelt. Und sie entsprechen heterosexistischen Hierarchieverhältnissen. Und solange Frauen sich nicht wehren, Männern nicht ihre Grenzen aufzeigen wird sich daran so schnell nichts ändern.

Dabei ist es aber sehr von der Situation, dem Milieu und Setting abhängig, was als sexuelle Belästigung empfunden wird und was nicht.

Von mir selbst weiß ich, dass ich zweimal im Leben Frauen sexuell belästigt habe. Ich weiß das deswegen, weil sie es mir mitgeteilt haben und ich dann mein belästigendes Verhalten abstellte. Ich weiß nicht, wie oft sonst noch Blicke, Redewendungen u.ä. meinerseits von anderer Seite als belästigend empfunden wurden. Und wie gesagt, es ist personen- milieu-und situationsanhängig, was als Belästigung gilt und was nicht.

Dunnemals in der linken Göttinger Studiszene bandelte eine Frau mal mit mir an indem sie mir auf einem hochernsten Politplenum von hinten an die Eier fasste und diese sanft msassierte. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen dies als Belästigung aufzufassen. Aber es geschah in einer Umgebung die als safe place galt, in einem Milieu, in dem ein hohes Maß an gegenseitiger Vertrautheit selbstverständlich war, die ganze Szene ein Ringelpiez mit anfassen.


Als Ende der 1980er bekannt wurde dass es zu Vergewaltigungen in Szenezusammenhängen gekommen war ging dieses Grundvertrauen völlig verloren, zusammen mit der Selbstverständlichkeit offener Beziehungen. Die linke Szene als eine Welt der freien Liebe sollte es nie wieder geben. Übergriffe einiger weniger Arschlöcher lieferten den Anlass, eine ganze Kultur der sexuellen Offenheit zum Untergang zu bringen. Wobei die Strukturen im Hintergrund weitaus sexistischer waren als es zunächst den Anschein hatte.


Die gleiche Zeit, Göttinger Klinikum. Ich hatte als Zivildienstleistender irgend etwas, ich glaube ein Transplantat in den OP zu bringen. In der OP-Schleuse lehnte eine schöne junge Ärztin mit langen rotblonden Haaren lasziv am Tresen und flirtete mit einem Pfleger. Ich meinte: "Kannst Du Deinen begehrenswerten Körper mal einen Meter zur Seite schwenken, ich bringe ein Organ." Sie lachte amüsiert und machte mir Platz. Es ging in der Uniklinik damals zu wie in Grey´s Anatomy. Als ich heutigentags meinem Physiotherapeuten, der dort seine Ausbildung gemacht hatte davon berichtete sagte der, heute hätte ich nach dem Spruch unweigerlich einen Gesprächstermin mit der Gleichstellungsbeauftragten. Das war damals entschieden anders, nicht, weil es sexistischer zugegangen wäre als heute sondern eher umgekehrt: Die Strukturen waren lockerer weil bestimmte Scheiße noch nicht passiert war. Wobei selbstbewusst von sich aus Männer aufreißende Frauen mir außerhalb dieser damaligen Milieus nicht wieder über den Weg gelaufen sind und heute ausgestorben scheinen, sehr schade eigentlich.

Ein anderes Milieu in dem diese Vertrautheit und diese Unbefangenheit im Körperkontakt besteht ist die Kletterszene, und das ist auch kein Wunder:Mensch ist da auf Leben und Tod aufeinander angewiesen, und Männlein und Weiblein pennen auch mit Selbstverständlichkeit im gleichen Biwaksack. Ohne gegenseitige Achtung und Wertschätzung, ohne Respekt geht da gar nichts, zugleich ist eine spontane Umarmung, ein spontaner Kuss so dermaßen selbstverständlich dass das keine Belästigungsgrenze überschreitet.

In einem normalen Unternehmen an einem normalen Arbeitsplatz ist das allerdings etwas ganz und gar Anderes. Und das übel paternalistische Verhalten z.B. von männlichen Vorgesetzten gegenüber weiblichen Untergebenen, besonders Azubis leider eher die Regel als die Ausnahme. Habe ja selbst mitbekommen, wie ein strunzbetrunkener Kollege, Top-Verkäufer, auf einer Betriebsfeier gleich zwei Frauen nacheinander angegrabbelt hatte. Von der einen fing er sich ein paar Fäuste ein, die andere war mehr so in Schockstarre. Konsequenzen: Keine.

Solange solche Verhältnisse alltäglich sind ist gar nichts gut.

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Schwieriges Thema. Viele Dinge sind aber sehr einfach, vor allem erstens, dass sexuelle Belästigung i.d.R. von Männern ausgeübt wird, zweitens, dass in den meisten Fällen Respektlosigkeit gegenüber Frauen vorliegt.

Wenn ich es richtig sehe, Che, interessiert dich aber eher eher der "Übergangsbereich", als der Bereich, wo es eben trotz Respekts gegenüber Frauen seitens von Männern zu sexuell übergriffigen Verhalten kommt bzw. kommen kann - sowie der Bereich, wo ein bestimmtes Verhalten von vielen Frauen als okay, tolerabel oder gar willkommen gehalten wird, während andere Frauen sich wiederum belästigt und bedrängt fühlen.

Eine einfache Auflösung des Übergangsbereiches ist der Grundsatz, dass eben die belästigten Frauen definieren, was konkret als Belästigung aufzufassen ist. Ein zweiter Weg ist es, restrikte Regeln zu formulieren, die ausreichend genug sind, um für mindestens 99 Prozent der Frauen ausreichend Sicherheit vor Belästigung schaffen (z.B. "nicht länger als drei Sekunden anschauen", "niemals in den Ausschnitt oder Brustbereich angucken" usw.).

So "einfach" bzw. klar diese beiden Varianten sind, und auch gut begründbar sind, sie kommen nicht ohne Kosten.

a) Frauen werden ggf. in inakzeptablen Ausmaß genötigt, "Erklärbärinnen" zu spielen, um zu definieren, wann was genau als sexuelle Belästigung zu verstehen ist.

b) Menschliches Verhalten ist so vielfältig und mehrdeutig in seinen Erscheinungen, dass ein Regelkatalog stets in der Gefahr steht auszuufern, und dies schon lange bevor auch nur 50 Prozent der praktisch relevanten Verhaltensformen reguliert wurden.

c) Es besteht bei den restriktiven Ansätzen mitunter eine Gefahr der "Überregulierung", sowie der Dramatisierung von Ungeschicklichkeiten und kleineren Belästigungen.

d) Auch das Konsensprinzip (grundsätzlich gut) als Leitfaden für gegenseitige Annäherung ist im Detail nicht ganz ohne Tücken, und sei es nur, dass Unbefangenheit und Spontanietät flöten gehen könnten. Wobei ich persönlich denke, dass das Training konsensualer Formen schon sehr wichtig ist, und dass konsensuales Verhalten nicht zwangsläufig verkrampft ablaufen muss. Allerdings: Eben nicht alles Verhalten kann über ein vorheriges Herstellen von Konsens vernünftig geregelt werden. Aber - und das ist der Punkt, imho: Hier geht viel, und gerade hier haben viele Männer ausgesprochen viel Nachholbedarf.

e) Wenn ausgerechnet Queerfeministas die Regeln für Heterosexuelle vorgeben bzw. dies versuchen, dann ist das imho i.d.R. zum Scheitern verurteilt.

Harmloses oder freundliches Verhalten kann ja, je nach Wertungszielrichtung, in einer theoretischen Sichtweise fast immer als "Belästigung" oder "Sexismus" gedeutet werden. Wenn eine Frau einer anderen Frau z.B. sagt "Du siehst heute richtig toll aus" - kann das bei der Adressatin z.B. als versteckte Beleidigung aufgefasst werden ("Normalerweise siehst du scheiße aus"). Fast jedes Verhalten von Männern gegenüber von Frauen lässt sich theoretisch als Ausdruck von "rape culture" deuten - bei Dingen wie "Türen aufhalten" oder Komplimenten seitens von Männern ist es ja z.B. Szenekonsens, dies generell als kritikwürdige "rape culture" zu werten.

f) Linke, tendenziell für femininistische Anliegen offene Männer können in einem allzu repressiven anti-sexistischen Sozialklima bestimmter Szenen ein Stück weit unter die Räder kommen, genauso übrigens auch heterosexuelle Frauen, die einen gelegentlichen Flirt und ein ungezwungenen Umgang miteinander i.d.R. auch nett finden finden - im Gegensatz übrigens zu vielen Frauen, für die Queerfeminismus und ein postmodern-theorielastiger Feminismus wesentlicher Lebensinhalt ist.

Das ist dann ein klassicher Interessengegensatz, der sich imho nur als Ausgleich und Kompromiss sinnvoll regeln lässt.

Also eben doch ganz anders, als es z.B. vielen Autorinnen der Mädchenmannschaft vorschwebt...

g) Jedes komplexe Regelsystem ist - leider - missbrauchbar, u.a. zur Durchsetzung von Machtansprüchen oder ggf. auch für persönliche Abrechnungen. Die "gute Kenntnis" von Regeln schafft für diejenigen, welche die Regeln definieren bzw. qua Sprecherposition innerhalb bestimmter Szenen als Definitoren gelten (z.B. bekanntere lesbische PoC-Autorinnen ) eine assymetrische Machtposition. Es entspricht meiner Wahrnehmung, dass diese "Machtposition" erstens gemessen an gesamtgesellschaftlichen Realitäten kaum relevant ist, und zweitens, dass nur eine extreme Minderheit von dieser im Wesentlichen nur theoretischen Machtposition Gebrauch machen bzw. sich dazu drängen lassen.

Gleichwohl kommt das in den für Che und anderen hier relevanten linken Szenen mitunter vor - beispielsweise dann, wenn völlig harmloses (und im Prinzip sogar positives) Verhalten als "Hetenperformance" als schwerwiegender szeneinterner Regelverstoß gewertet wird. Sogar die bloße Beschäftigung mit den eigenen Kindern wurde schon des Öfteren als "Hetenperformance" und "Heterosexismus" gewertet...

Und so "irrelevant" mensch derartige Erscheinungen werten könnte, sie führen imho auf eine relevante Fragestellung:

h) Führen Regeln bzw. deren Durchsetzung zu mehr Freiheit (eben auch: Freiheit von Belästigung) oder schaffen sie ein Klima, das der freien Entfaltung der Individuen entgegen steht? Ich finde das sehr spannend, und für mich beantwortet sich der "Übergangsbereich" (s.o.) in erster Linie aus dieser Fragestellung heraus.

Ein und dasselbe Verhalten (sogar mit den gleichen Akteuren/innen) kann sich bei Häufung nämlich als eindeutige Belästigung heraus stellen (sexuelle Anspielungen/sexualisierte Witzchen) und z.B. zum Kleinhalten von Frauen bzw. zur Schaffung eines schmierigen, unangenehmen Sozialklimas beitragen - und im Fall von relativer Seltenheit und Stilsicherheit sogar das genaue Gegenteil bedeuten, und zur Auflockerung und für eine positives Sozialklima einen guten Beitrag leisten.

Auch zeigt sich dann, dass für den Übergangsbereich weniger die exakte Regelkunde bzw. besonders restriktive Regeln wesentlich sind, und mehr eben das Einfühlungsvermögen und der wechselseitige Respekt der jeweilig handelnden Personen.

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Verständnisfrage: Wer ist denn mit "bekanntere lesbische PoC-Autorinnen" gemeint? Mir fallen da erstmal keine ein.

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"bekanntere" bezieht sich auf szeneintern bekanntere Autorinnen. Gemeinte Szene: RS, MM und Umfeld. Findet sich aber auch in diversen Hervorbringungen autonomer Jugendzentren u.v.m.

Wobei sich vermutlich einwenden lässt, dass diese Szenen und Subszenen insgesamt keine gesellschaftliche Relevanz haben. Aber das ist ja nicht der Punkt, jedenfalls nicht meiner. Eher der, dass auch die besten Absichten Dominikanermönche hervor bringen können.

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Ein anderer Punkt spielt da noch eine Rolle: Das Ganze wächst sich raus. Dieser Ultramoralismus ist in 90% aller Fälle ein Post-Pubertäts-bzw. Adoleszenz-Trip.

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Die elegante Art zu sagen: Dat is Kinnerkacke.

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Daneben
"Kinnerkacke" ist mir als Begriff deutlich zu hart, zumal es ja um durchaus ernste Fragen geht, aber ich finde es berechtigt, hier eine Nähe zu Adoleszens zu konstatieren. Es wirkt jedenfalls auch auf mich oft wie Jugendradikalität, die sich in den meisten Fällen auswächst.

Gleichzeitig gibt es aber eben doch einen relevanten, ich sage mal "Mary Daly"-Flügel (erkennbar u.a. an gesteigerter Freude an der sarkastischen Formulierung "what about teh menz"), bei dem sich aus übertrieben einseitigen Haltungen im Laufe des Lebens keine Altersweisheit oder jedenfalls Altersgelassenheit entwickelt, sondern im Gegenteil eine fortschreitende Dogmatisierung, Radikalisierung und Entwicklung von feindseligen Haltungen (extremes Beispiel dafür).

Ich denke, erstens, dass die #Aufschrei-Debatte wirklich wichtig ist und vermutlich - leider - bereits versandet, zweitens, dass weit über 98 Prozent aller in den Twitterfeets genannten Beispiele für Sexismus unstreitig unzumutbar und widerlich sind - und mit dem "Übergangsbereich" rein garnichts zu tun haben.

Das finde ich durchaus spannend, weil - wenn diese Beobachtung zutrifft - sich damit auch die relative Irrelevanz eben genau jener Regelungen und Sichtweisen erweist, auf die der queerfeministische "radical chic" ganz besonderen Wert legt...

Eigentlich genügt dafür ein einziges Wort: Daneben.

(kleine Ansage an Che: Du bist doch ein Netter, insofern gilt für dich: Immer ran an den Speck! Das Leben ist zu kurz und zu wertvoll, um Frauen damit unglücklich zu machen, dass du dich ihnen gegenüber unsichtbar machst bzw. eben nicht annäherst)

Überaus relevant finde ich im Vergleich dazu hingegen die Frage, wie man(n) sich respektvoll, wohlwollend, charmant und liebenswürdig benimmt, und zwar ohne sich dabei selber untreu zu werden.

Das macht nämlich das Leben schöner. Für alle Beteiligten. Und keine noch so theoretisch aufgedonnerte bzw. kluge queerfeministische Argumentation kann dies entwerten.

Etwas übersteigert ließe sich als Regel aufstellen:
"Verhalte dich als Mann so, dass es für die betroffenen Frauen geradezu ein Privileg ist, mit dir Umgang zu haben."
(Das dreht en passant auch das verdrehte Privilegien-"Argument" der Queerfeministas auf die Füße: Es kommt nämlich nicht so sehr darauf an, auf eigene Privilegien zu verzichten, sondern im Gegenteil eben darauf, dass möglichst viele a) ebenfalls das Privileg in Anspruch nehmen können und b) möglichst viele einen - idealerweise wechselseitigen - Vorteil aus der Nutzung von Privilegien haben, allgemeiner formuliert, kommt es auf die Überwindung von Privilegien durch ihre Allgemeinverfügbarkeit und Reziprozität an)

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Für verdreht halte ich das Privilegien-Argument ganz und gar nicht, und die daraus abgeleitete Empowerment-Pespektive für völlig richtig. Ich stimme Dir allerdings zu, was die Allgemeinverfügbarkeit, nun ja, nicht von Privilegien, wohl aber von angstfreien Räumen angeht. Die Frage ist dann, wie die herzustellen sind.

BTW, zum Persönlichen: Ich würde allerdings nicht sagen, dass ich mich Frauen gegenüber unsichtbar mache, eher, dass ich von den Frauen, für die ich mich interessiere nicht wahrgenommen werde, was ein Unterschied ist. Wobei das auch keineswegs durchgehend so ist. Eher, dass es da eine Grundtendenz gibt.

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Unsolidarischer Dreck
Ich habe das Privilegien-"Argument" im Netz und Reallife bevorzugt in zwei Varianten kennen gelernt:

A) Der platte Vorwurf
B) Die Forderung (auf Privilegien zu verzichten)

Das ist imho nicht erst dann problematisch, wenn sich zeigt, dass praktisch jede (!) harmlose Lebensäußerung (z.B. ein Begrüßungskuss unter Heterosexuellen) als "ungerechtfertigte Privilegiennutzung" abdisqualifiziert werden kann, zum Beispiel, weil ja "Schwule und Lesben in der Gesellschaft schief angeguckt werden, wenn sie sich öffentlich küssen".

Als ob die Welt tatsächlich besser wird dadurch, dass "safe places" in faktische Repressiv-Räume verwandelt werden, in denen Männer, "Weiße" und Hetera-Frauen grundsätzlich sich in "Fresse halten" zu üben haben und nach Möglichkeit keine heterosexuellen Verhaltensweisen mehr ausgeübt werden dürfen - inklusive der Anwesenheit von Kindern. Geschlechtergetrennte Klos seien ein "transphobes Privileg" und somit nicht okay. Tatsächlich: So weit geht es in einzelnen Szene-Gruppen. Ich behaupte, diese Art von Regelungen "gegen Privilegiennutzung" mündet allzu leicht in Machtmissbrauch und schieren Unfug. Das Resultat davon ist imho eben keine sinnvolle emanzipative Praxis.

Platt: Zum Beispiel jedem "weißen" Menschen unabhängig von seiner konkreten Lage Privilegiertheit zu unterstellen. Oder jede Redeäußerung eines Mannes als "Herrklären" unterbinden.

Das Privilegien-"Argument" dient in linksextremen Gruppen i.d.R. einer gruppeninternen Herrschaftsausübung (und eben nicht: der Aufhebung von Herrschaft) zu Lasten derer, denen man (i.d.R. unabhängig von der individuellen Situation) ungerechtfertigte "Privilegiertheit" unterstellt. Vor allem aber werden über derartige "Argumentationen" ständige gruppeninterne Konflikte geschürt, was aus Sicht von rechtsgerichteten Verfassungsorganen und echten Herrschaftsgruppen ganz wunderbar ist. Nach dem Motto: Es ist so ungemein schön und nützlich, wenn sich linke Gruppen untereinander zanken.

Letztlich wird mit diesen unterkomplexen Pauschalvorwürfen ("Du bist ja so dermaßen privilegiert") ein unsolidarisches Gruppenklima erzeugt. An Stelle von Inklusion und Teilhabe tritt Othering sowie die systematische Spaltung linker Gruppen anhand reichlich primitiver, nicht-emanzipatorischer Maßstäbe.

Schönen Dank für diesen unsolidarischen Dreck!

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Ich habe so etwas im real life so gut wie überhaupt nicht kennengelernt und im Netz eigentlich nur in den letzten paar Jahren bei der Mädchenmannschaft, deren Umgebung und speziellen gemeinsamen Bekannten, sonst aber gar nicht. Was mir dabei auffällt: Es geht dabei gar nicht um schwullesbische Perspektiven im Sinne von gay pride sondern eher um Lamentieren über die eigene Diskriminiertheit. Nicht Heteros verbieten zu wollen sich öffentlich zu küssen sondern schwullesbische LoveIns in öffentlichen Parks wäre m.E. die adäquate Forderung bzw. Handlungsweise. Ich kenne also Deine Erfahrungen nicht, abgesehen davon, dass Du mit der Beantwortung meiner emails schwanger gehst, da einige seit mittlerweile 9 Monaten unbeantwortet sind.

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Was den unsolidarischen Dreck angeht, das zeigt sich z.B. sehr deutlich beim Rausekeln von Kadda und anderen.

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Das war in der klassischen FrauenLesbenbewegung anders
Da stand wirklich Solidarität im Mittelpunkt. Bei den jungschen Ladies heute ist da eher so ein narzisstischer Wettbewerb in gegenseitiger Verbalradikalismusüberbietung im Gange.

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@Che ist ein Netter: "Nett" ist eine Eigenschaft, die nicht unbedingt erotisch anziehend macht. Er macht, glaube ich, auch keine Frau durch Nicht-Annäherung unglücklich.

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Leben ohne Liebesbeziehung
Nein, ganz sicher nicht. Die narzisstische Vorstellung, ich machte Frauen unglücklich, weil sie keinen Sex mit mir hätten finde ich absurd und lächerlich. Ab und an habe ich spontanen Sex (eher selten), aber für ein Liebesleben mit Beziehung und so bin ich einfach nicht gebaut. Nicht meine Welt. Ich würde auch keiner Frau zumuten wollen, mein Leben mit mir zu teilen. Abgesehen davon bin ich vom Aufreissverhalten her passiv: Entweder ich werde angebaggert, oder es läuft nichts. Das ist mein Dilemma und mein Defizit, und ich kann es nicht überwinden. Never ever.

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Es gibt tausend Wege
Hey Männers! Es geht nicht nur um Sex. Im Übrigen ist es nicht "absurd und lächerlich", wenn zwei Menschen sexuell zueinander passen. Das sexuelle (sorry, Erklärbär-Modus) Leistungsdenken hat mit sexueller Freude/Erfüllung (auch für die Frau) nicht unbedingt viel zu tun...

Wer Freundschaften kann, für den gibt es prinzipiell auch eine Beziehung, wo es passt.

Und es laufen genügend Frauen herum, die entweder mit totalen Scheißkerlen zusammen sind oder die sich einen interessanten Typen wie Che echt wünschen würden.

Mit einem "ich muss angebaggert werden" liegt man als Typ imho tendenziell falsch. Kann aber trotzdem klappen, nur dann muss man sich halt auch darum kümmern, dass man sich dort blicken lässt, wo man als Mann und Person von genügend vielen Frauen wahrgenommen wird.

Und das "ich kann es nicht überwinden": Daran glaube ich nicht. Wenn ich es überwinden konnte, dann kann das jeder (und ich betone: jeder). Eigentlich genügen m.E. ja nur ein wenig Charme, Unbefangenheit und Offenheit. Etwas Selbstbewusstsein. Ein bisschen auf Signale achten. Ab und an ein Lächeln.

Viel mehr braucht es nicht. Und es gibt tausend Wege. Und gemessen an den besonderen sexuellen Vorlieben müsste es doch in den dahingehend ausgerichteten Portalen Möglichkeiten geben.

Ich könnte sogar einem bestimmten verschrobenen Aspergertypen (den hier manche Leute kennen - Che weiß, wen ich meine) innerhalb von zwei Wochen ein Dutzend Dates verschaffen, und zwar exakt mit Leuten, die sowohl sein Aussehen, seine sexuellen Vorlieben, als auch seine Person schätzen.

(ähem: das ist kein Spruch - das ist wirklich so, und insofern empfinde ich sogar mit verdrehten Arschlöchern Mitleid, wenn diese sich unnötig in Einsamkeit einrichten, wo es doch bessere Möglichkeiten gäbe)

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Und Du hast immer noch nicht auf meine Mails geantwortet. Wird wohl ein Kaiserschnitt nötig sein;-)

Es ist ja nicht so, dass ich sexuelle Gelegenheiten nicht ergreifen würde, wenn sie sich bieten. Andererseits sehe ich auch keine Notwendigkeit, warum ich unbedingt in Beziehung leben sollte. Etwa so als Anpassungsdruck, weil es zum sozialen Image dazu gehört?! Ich bin eigentlich sehr zufrieden damit, dass ich mich mit dem Alleinsein weitgehend schmerzfrei abgefunden habe.


@"Eigentlich genügen m.E. ja nur ein wenig Charme, Unbefangenheit und Offenheit. Etwas Selbstbewusstsein. Ein bisschen auf Signale achten. Ab und an ein Lächeln." ------ Die meisten der bewussten Signale nehme ich nicht wahr oder interpretiere sie falsch. Lächeln kommt in meinem Mienenspiel nicht vor. Von Asperger-Typen und sonstigen Autisten bin ich weit entfernt, aber die flirtmäßigen Kommunikationsformen gehören nicht in mein Repertoire. Eine gute weibliche Bekannte meinte mal, ich sei zwar ein Frauenversteher, aber kein Typ, auf den Frauen abfahren würden, und meine sehr hohen und schätzenswerten Qualitäten lägen definitiv woanders als in Liebesdingen. Ich finde es besser, dieser Einsicht nachzugeben als Dingen hinterherzujagen, für die ich ungeeignet bin.

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Selbst wenn du kein sexueller Hochleistungssportler bist (mag ja sein), dann bedeutet das lange noch keinen sinnvollen Ausschluss von Liebesdingen.

1. Eine Frau, die dich sehr mag oder liebt, kann trotzdem von dir sexuell befriedigt werden (auch wenn es wiederum für andere Frauen vielleicht nicht "ausreichen" sollte). Warum auch nicht? Im Übrigen sind die Vorlieben (auch die sexuellen) sehr unterschiedlich verteilt. Das gilt auch für Frauen. Das ist alles in allem mehr ein "Deckel-Topf"-Problem, hilfreich sind natürlich Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit. Ach, und: Training.

2. Normalerweise spielt in Liebesdingen nicht nur Sex (so argumentierst du hier, finde ich) eine Rolle, sondern auch Vertrautheit, Nähe und Wärme sind bedeutend. Zum Beispiel eine Runde Kuscheln: Was soll daran so falsch oder unangenehm für dich sein? Oder umgekehrt: Warum sollte es einer Frau unangenehm sein, dies mit dir zu teilen?

Du bist imho zu sexorientiert.

3. Dieser Test hier ist wirklich gut: 150 Fragen nebst Auswertung. Hier: "Aspie Quiz" auswählen - und anschließend die PDF-Auswertung angucken, denn die ist durchaus aussagefähig.

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Dass ich kein Asperger-Typ bin sondern neurotypisch verwundert mich jetzt nicht. Was "kein sexueller Hochleistungssportler" angeht: Also eigentlich bin ich der Typ "kann immer und will immer, braucht bestimmt kein Viagra". Meine Probleme liegen wirklich mehr im kommunikativen Bereich. Auf Parties mit ausgelassener Stimmung bin ich durchaus jemand, der mit Zufallsbekanntschaften spontane Knutschereien anfängt und mit denen auch ONS-mäßig in die Kiste steigt. Außerhalb solcher Settings bin ich aber entweder zu schüchtern oder zu aufdringlich. Vertrautheit, Nähe und Wärme kann ich auch aufbauen, ohne dass das entsprechende Verhältnis eine romantische Zweierbeziehung ist. Meine Art von Sexualität ist allerdings ziemlich wild und geht z.T. auch in den BDSM-Bereich.

Nur: Warum insistierst Du so darin, dass ich unbedingt eine Beziehung haben sollte? Warum kann ich nicht allein bleiben?

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Es ist gut, wenn der Mensch nicht allein ist.

(passenden Partner vorausgesetzt)

Dass du am "neurotypical disease" ( ;-)) leidest, war mir vorher völlig klar. Dein Aspie-Wert wird unter 40 liegen. Aber erstens ist eine Bestätigung ja nicht ganz falsch, und zweitens, könnte dieser überraschend valide Test für manchen hier Mitlesenden wirklich interessant sein.

Ich wüsste z.B. spontan ein oder zwei Kandidaten, die ein Asperger-Rating > 100 haben. Was ja an und für sich nichts Schlimmes ist, aber eben doch den einen oder anderen Erklärungsbeitrag liefert - und sogar eine gewisse Hilfestellung für ein gedeihliches Miteinander.

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Und das erklärt immer noch nicht, wieso Du meine Emails nicht beantwortest.

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Der Satz wird hier noch zur regelmäßigen Lachnummer;-)


Che, Dein Handycap ist ein im Grunde komplett weibliches Kommunikationsverhalten. Nur wollen Frauen Kerlinger die sie aufreißen und nicht aufgerissen werden wollen, und solche, die schweigsam sind aber ihnen zuhören, nicht solche, die das Herz auf der Zunge haben.

Vielleicht solltest Du mal von vornherein angetrunken oder bekifft zu einem Date gehen. Wir wissen beide, was gemeint ist, gelle *augenzwinker*?

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Gründlich bekifft kann tatsächlich ganz neue Erlebnisse schaffen. Bei Che wäre ich mir sicher, dass er im alkoholisierten Zustand nicht zu brüderlen beginnt.

Gemessen an den eher etwas speziellen sexuellen Vorlieben würde ich allerdings mehr auf empfindlcih schlagende, äh, einschlägige Portale setzen.

P.S.
Ach, alles wirklich Gute wird eindringlicher, wenn man es vielfach wiederholt.

Im Übrigen finde ich, dass Karthago vernichtet werden sollte.

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Du kannst Dir bei Che gar nicht sicher sein
Mit brüderlen hält der sich nicht auf. Che, lösch diesen Kommentar, wenn Du das übergriffig findest, aber: Wenn der getankt hat geht er solchen wie mir an die Wäsche. Allerdings hört das schlagartig auf, sobald eine "nein" sagt.

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Warum sollte ich das löschen, so viel Kritik halte ich schon aus. Ohnehin wird mir in Kleinbloggersdorf viel zu viel gelöscht.

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@Dean:


Was hier zum Thema Asperger-Syndrom zu lesen ist trifft in der Tat auf einen gemeinsamen Bekannten komplett zu:


http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus

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Nunja, das ist ein Grund dafür, warum ich die aktuelle Revision von DSM an dieser Stelle für ungünstig halte: Die Subsummierung des Asperger-Begriffes in den Autismusbegriff entwirft für die Betroffenen im Wesentlichen nur eine Krankheits- oder Minderwertigkeitsperspektive. Demgegenüber hatte der Aspie-Begriff neben dem wichtigen Individualisierungsaspekt auch deutlich positive Anteile, die bei unserem gemeinsamen Bekannten sich eben auch zeigen - und zwar nicht zu knapp. Zusätzlich ist er sogar in der Lage sein schwach bis mittelgradiges Aspie in seinen hinderlicheren Ausprägungen (soziale Umgangsschwächen, Aspie-Ängste usw.) jedenfalls phasenweise deutlich zu kompensieren, teils sogar ausgezeichnet. Typisch für intelligente Aspies ist generell, dass sie "das soziale Puzzle" im Laufe ihres Älterwerdens immer besser zu verstehen vermögen - und im günstigen Fall (der hier vorliegt) ihre sozialen Einschränkungen zunehmend zu überwinden in der Lage sind.

Und so sehr ein zweifelsfreier Aspie-Befund wichtige Erklärungsbeiträge beisteuert, so wichtig ist es eben, den Betroffenen in erster Linie als Mensch zu sehen, als wertvolles Individuuum mit Vorlieben, Talenten, Gedanken, Abneigungen, Gefühlen, Wissen, Erfahrungen usw. usf.

Und umgekehrt: Gewisse Mängel in der sozialen Interaktion bzw. in einer sozialen Beziehung, sowie eine etwas übertriebene Vernarrtheit in bestimmte Themen: Die haben ja sehr viele Menschen.

Man rechne mich dazu. :D

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