Sonntag, 22. Dezember 2013
Ein letztes Wort zu den Momologen aus Wolkenkuckucksheim
Normalerweise lese ich bei Momorulez kaum noch und will zu dem Thema auch nichts mehr sagen. Wenn jetzt allerdings das, was er mit mir und Umfeld erlebt hat oder erlebt zu haben meint nun schon zum Anlass genommen wird, eine gesamte Szene zu diskreditieren und sich von "Flora bleibt" zu entsoldarisieren so kommen hier dann doch nochmal ein paar Worte.


Da ist drüben zu lesen: "Das Umkippen geht wahnsinnig schnell. Hatte hier ja früher mit einem ganzen Klüngel aus dem Umfeld eines Ex-Autonomen zu tun, der auch noch ständig hierher linkt, da klicke ich schon gar nicht mehr drauf. Sobald es nicht komplett nach deren Nase geht und sie sich in der Platzhirsch-Rolle bedroht fühlen, geht es sofort Richtung Fleischhauer. Flüchtlingsarbeit kriegen die gut hin; Schwule, Lesben, PoC auf Augenhöhe, also nicht völlig entrechtet und so gemeinerweise angewiesen, geht gar nicht, sobald eine eigenständige, kritische Perspektive eingenommen wird." -------- Tatsache war, dass es in der Bloggerkommunikation permanent zu Missverständnissen gekommen war, die aus meiner Sicht wirklich Missverständnisse im Wortsinn waren: Es verstand jemand etwas anders, als es gemeint war. Und da ich ein rechthaberischer Faktenhuber bin, der alles bis zuletzt überprüft und geradestellt - als Historiker wird man so, Inhalte sind für unsereins so etwas wie belegbare Quellen, was nicht belegbar ist zählt nicht - und Momorulez auf Dramaqueen im dauermodus fährt kam es permanent zu unvermeidbaren Zusammenstößen. Dass unsereins Flüchtlingsarbeit gut hinbekommt, aber keine PoC auf Augenhöhe akzeptiert ist so eine von Momos herbeifantasierten Lebenslügen. Tatsache ist, dass ich mich, als Noah Sow durch eine, sagen wir mal Verkettung von Alltagsrassismus, Dumpfbackentum und Instinktlosigkeit sich getriggert fühlte und um Unterstützung gebeten hatte nur relativ spärlich engagierte, weil ich gleichzeitig mich für eine Roma-Familie einsetzte die von Abschiebung bedroht war. Vor die Wahl gestellt, ob es Priorität habe, Solidarität mit einer Künstlerin und Aktivistin zu zeigen, die schon ein aktives BloggerInnenumfeld auf ihrer Seite hatte oder Menschen zu helfen denen absolutes Elend und Entrechtung drohte war für mich die Prioritentätensetzung klar. Zum Anderen hatte ich, als Momorulez geradezu mit Missionseifer mich dazu bewegen wollte mich mit Critical Whiteness zu beschäftigen geantwortet, dass ich das Antira-Konzept des Umfelds der Materialien für eine Neuen Antiimperialismus materialreicher, tiefschürfender und politisch aussagekräftiger finden würde. Aus diesen Dingen scheint der wohl abzuleiten, es handle sich da um "Antirassismus ohne PoC". Stimmt bloß nicht. Die Personen, von denen ich antirassistische Theorie und Praxis gelernt habe, auf Augenhöhe und teils auch aufschauend, tragen Namen wie Metin Aslan, Gadi Algazi, Ali Akbar Rostam, Djalal Ali, Dana Mahmood, Semira Kücükaplan, Nulifer Koc, Gananath Obeyesekere, Ambivalaner Sivanandan, Jean René Kwaka Mbangu und Mbolo Yufanyi. Der Typ hat einfach keine Ahnung, was er da schreibt, und in der Vergangenheit hat er Richtigstellungen in der Sache stets als Mansplaining, Paternalismus, ja Umerziehungsversuche aufgefasst. Dabei ging es da schlicht um Tatsachen, die er nicht sah. Wenn er immer und immer davon sprach, hier würden "schwule Perspektiven" negiert handelte es sich dabei ja auch weniger um queer theory oder gay pride, sondern eher um so Aussagen wie "wenn sich Hetenpärchen öffentlich küssen ist das so wie mir ins Gesicht zu zeigen und du bist falsch, du bist falsch, du bist falsch zu rufen" oder "Grillen von Familien in öffentlichen Parks ist eine homophobe Performance" oder "jedesmal, wenn ich das Wort Fruchtbarkeit höre frage ich mich wann kommen sie und holen mich ab ins KZ". Das kann ich erschüttert als Zeugnisse einer tiefen Marginalisierung und seelischen Kränkung hinnehmen, aber es sind keine Perspektiven oder Positionen aus denen sich irgendein Diskurs ableiten ließe. Bei einer der Auseinandersetzungen die zum Bruch führten unterstellte er einer früheren Kommentatorin auf diesem Blog sie sympathisiere mit Leuten die ihn totschlagen wollten und sie wende die homophobe Hetze des evangelikalen Machwerks Pink Swastika auf ihn an. Stimmt halt beides rein faktisch nicht, lässt sich auch beweisen dass es nicht stimmt -aber genau das ließ ihn völlig ausrasten. Bis zum Bruch hatte ich den als Freund betrachtet und sehr geschätzt. Mittlerweile fällt mir dazu nichts mehr ein als "der braucht eigentlich Hilfe".

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Vorher - Nachher. Metalust als Realsatire
Der besondere Witz dabei ist ja der, dass er Deinen/meinen/Workingclassheros Schilderungen des moralischen Fundamentalismus aus bestimmten Fraktionen der autonomen Szene früher entgegenhielt, solche Beschreibungen nutzten nur den Fleischhauers und Poschardts und schilderten außerdemingens völlig irrelevante Innenbetrachtungen eines extrem randständigen Millieus, und mittlerweile vertritt er eine Extremversion dieses moralischen Fundamentalismus von einem noch viel randständigeren Lager und unterstellt uns Fleischhauertum. Blöder gehts nimmer.

Übrigens, kennst Du das -> http://exportabel.wordpress.com/2013/12/21/neues-vom-kameraden-momorulez/

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"schilderten außerdemingens völlig irrelevante Innenbetrachtungen eines extrem randständigen Millieus"

Das habe ich gesagt !

Sry, das mußte jetzt einfach sein.

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Realsatire und Mythos
Hallo!
Für mich liegt der besondere Ärger darin, auf welche Art sich MR wie auch die Kommentatorin MNM in der Sache der Lampedusa-Gruppe mit einer unglaublichen Rechtschaffenheit umgeben. Ja, es gibt blinde Flecken, Abwehrhaltung und hartnäckige, privilegienerhaltende nicht-Reflektion bei Weißen; Paternalismus in der Solidarität von Christen bis Rotfloristen, die fragwürdig ist. Alles da, und schlimm, und nervt, und muß weg.

Leider von MR und MNM voll polarisierend, einseitig, alles mögliche in einen Topf werfend und damit böswillig vereinfachend dargestellt.

- Opferkonstruktion: "Seit diesem Aufruf zur “Flora bleibt!”-Demo sind die Refugees kaum noch wahrnehmbar und die Üblichen übertönen alles." "die Refugees selbst in die Unsichtbarkeit verbannt."
Also voll die hilflosen Opfer mal wieder? Und wer demonstriert nach wie vor jede Woche, veröffentlicht Texte, hält Strukturen aufrecht, kümmert sich um tausend Dinge? Unsichtbar und übertönt - dazu macht sie der Sprecher der Entrechteten gerade, sonst niemand. Prekär war ihre Stimme von Anfang an.

- Für Refugees sprechen: „Ich brachte das neulich auf die treffende Formel “Unser Überlebenskampf ist eure Kirmes”.
Legt eine POC gerade den Refugees in den Mund. Trifft sicher auf bestimmte Konstellationen zu. Z.B. auf Theateraufführungen in der „gast“gebenden St.Pauli Kirche. Dagegen aber kein Wort! Wie auch generell „St.Pauli“ bei MR heiliges Terrain ist, nur wegen seiner dämlichen Fußballmanie. Feiert Türsteher Hotte und watscht die Kunststudis ab, was total willkürlich ist.

Weder „White Allies“ noch „POC“ sind per se ExpertInnen für Refugees, auch nicht wenn diese Schwarz sind. Genausowenig für alle Nicht-Weißen, diese Vereinnahmung meiner Position weise ich zurück! Zwar Kanakin, bin ich mitnichten „völlig entrechtet“, was soll der Scheiß?

Doch derailing und Supremacy allerorten; da sind dann auch Beauftragte der Uni, Kunststudis, Autonome, Ex-Autonome aus der UnterstützerInenszene, Kommentatorin Hannah alle Weiße und sonst nix. Klar, außer dem weißdeutschen Blogger mit der POC-Absolution betreiben alle anderen weißdeutsche Selbstreferentialität.

Was fast schon tragisch ist, denn MR und MNM sind *offensichtlich* nicht sehr nahe dran am Kampf der Gruppe, oder sie machen im Real life den Mund nicht annähernd so weit auf wie vom Rechner aus! Sonst hätten wir uns dort schon live auseinandergesetzt. Im politischen Alltag von LiHH tummeln sich, wie sollte es anders sein? so viele Widersprüche, daß diese beiden ganz schnell ganz viel Aua-Bauchweh bekämen... Daher kommt es natürlich besser, aus der Ferne anderen zu attestieren wie leicht sie es sich "in der Freizeit" machen. als sich mit der Komplexität politischer Positionen auseinanderzusetzen.

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Liebe Qwertzu, schön, dass Du Dich wieder meldest!

MNM hatte es ja gebracht, einerseits "Triggerwarnungen" vor "gewalthaltigen Bildern" zu posten und mir andererseits ins Gesicht zu sagen, von Neonazis zusammengeschlagen zu werden sei für linke Antiras so eine Art zumutbare Härte, "zwei Wochen Krankenhaus, dann ist alles wieder gut". Dem Affen Zucker geben und sich selbst als besonders radikal darstellen, das scheint beim Zusammenkommen solcher Extreme im Vordergrund zu stehen.

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schon heftig, verbal derart aufzutrumpfen..
Das macht es schwer, weitere "Angriffe" zu ignorieren. Für mich auch: da MR vieles behauptet, was ich anders weiß und sehen muß (zu Lampedusa/Hamburg), freue ich mich, das hier loswerden zu können! Denn ich wollte bei ihm nicht schreiben und vereinnahmt werden, wie es genau wieder mit Kommentatorin Hannah passierte: einerseits "herzlich willkommen" weil voll credibility für die Offenheit seines Blogs, andererseits vehement leugnen, daß es damals wie heute krasse Differenzen gibt, an denen seine Fraktion festhielt, und die dieses warme "alle Minderheiten welcome bei MR" ganz grundsätzlich in Frage stellen.

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Der Abkanzler
So richtig "welcome" ist bei MR im Prinzip eigentlich niemand - jedenfalls auf lange Sicht, ähem, zerstreitet er sich wirklich mit jeder/m. Außer, wenn sich die Leute in seinem ganz direkten Umfeld/Freundeskreis befinden. Könnte ggf. bedeuten, dass er im real life sozialkompatibler ist bzw. weniger divenhaft auftritt.

Wenn ihm die ausgegrenzte Lage bzw. reale Minderheitenposition einer Person nicht passt (z.B. meine), dann wird deren Existenz von ihm nassdreist bestritten. Komplett. Bei anderen maßt er sich an, in deren Stimme zu sprechen. Finde ich ebenfalls problematisch.

Ich will MR dennoch nicht seine guten Absichten bestreiten, und auch nicht, dass er sich vom schlechten Vorbild seines Nazi-Großvaters getrieben sieht, aber was diesem ziemlich privilegierten Typen nicht in dem Kram passt, das kanzelt er ab.

Die Politdiva als Abkanzler.

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Qwertzu, deine Berichte vom Geschehen vor Ort sind hier jedenfalls hochwillkommen.

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die kabbeleien von euch total verrückten Fichköpfen gehen einfach zu weit!
Der neutrale Beobachter könnte sich bei den Argumentations-Konstruktionen echt an diesen Monty Python Joke mit Volksfront von Judäa erinnert fühlen.

Bin ja der letzte, der das nicht irgendwie mit Interesse lesen würde. Absolut schockierend wie viel Erwerbsarbeit, Lebensorganisation und Privatleben bei mir auf der Strecke bleibt, wenn ich da für amazon-kindle (die ich möglichst boykottiere) ein neues Enthüllungsbuch über wesentlich bleihaltigeren Kabbeleien zwischen Montoneros und anderen Terror-Organisationen im schönen Cordoba/Arg. zwischen 73 und 76 entdecke. Ich les das nicht hämisch, aber durchaus als Unterhaltungsliteratur... ganz sicher auch irgendwie empathisch, v.a. weil sich nach 76 ein Großteil der Überlebenden in den vielleicht entsetzlichsten Folterkellern der Menschheitsgeschichte wiederfanden.
Vor allem les ich das in einem durch. Übrigens haben die Autoren solcher Cono Sur Schmöker in ihrer Redlichkeit als Historiker und möglichst fairen Darstellung ein echt hohes Niveau.

Schaut man dann bei momo nach, findet man eine schöne hormondurchdrängte Geschichte seiner Jugend.

Vermeintlich bastelt ihr da beide an einem erhabenen theoretischen Standpunkt. In Wirklichkeit ists aber schmutzige Wäsche.
Toleranz ist heute nicht mehr nur die Freiheit des Andersdenkenden, sondern die vermeintliche Durchgeknalltheit des anderen zu respektieren, solange da keine Kinder, alten Frauen oder Tiere zu schaden können. Persönlich kann man sich immer aus dem Weg gehen.

Ansonsten bitte zur besseren Übersicht zukünftige Beiträge zum Konflikt ab jetzt unter dem Serientitel: Molotow-Bachsaibling vs. schwuler Salzhering Teil xxx. Bei allem Respekt gegenüber beiden.

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Waterboarding Selfservice
Du wirst damit leben müssen, lemmy caution, dass für andere anderes bereits dann Relevanz hat, wenn noch nicht geschossen und gefoltert wird.
Wenn es dir hilft, könnte ich mich jedoch in die Badewanne legen, Handtuch übers Gesicht und die Dusche aufdrehen.

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bevor Du das tust, Noergler
... sag Dir: kannst Du keine Hilfe von mir erwarten. Es gibt da in meinem Umfeld wirklich dringendere Fälle.

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Solange Momo regelmäßig Gassi geht, sind die wesentlichsten Angelegenheiten geregelt. Im Übrigen gibt es kaum eine Wäsche die interessanter ist als die schmutzige.

Hey, und das neue Jahr ist nicht fern. Das heißt, mit anderen Worten, das alle meine schlechten Diskurs-Angewohnheiten (schmutzige Wäsche waschen etc.) bis zum 31sten noch intensiv gepflegt werden müssen. Im Übrigen denke ich, dass sein Blog mit wirren Vorwürfen an andere so angefüllt ist wie seine Wohnung mit Müll.

Sorry, das ist wirklich so...

Trotzdem, so spannend das auch sein mag, ähm: Können wir uns nicht besser über die wenig besinnlich gesinnten linksautonomen Hooligans vom vierten Advent in Hamburg unterhalten?

Ich kapiere da nämlich nicht so ganz, was da abgegangen ist. War das jetzt die europaweite Leistungsschau eines bestimmten Spektrums? Jetzt neu: Steine auf Passanten werfen, vor (!) der Demo Polizeistationen überfallen, Mollis in voll besetzte Cafés werfen usw. usf...

Wieso bekommen solche Leute noch Rückendeckung seitens der linken Szene? Und warum?

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Ja, wichtige Diskussion! Hierzu auch:Stellungnahme der Hamburger Avanti Ortsgruppe "Scheißaktion: Ohr kaputt nach Böllerwurf"
"Am Abend des 15.10.13 kam es im Rahmen der nächtlichen Soli-Demo für die Lampedusa-Flüchtlinge vor dem S-Bahnhof Sternschanze zu einer Konfrontation zwischen der Demo und den Bullen. In dieser Situation wurde aus einer hinteren Reihe ein Böller auf unseren Genossen M. geworfen. Hierzu unser Genosse:
"Auf einer Demo im Oktober wurde ich verletzt ... Aus den eigenen Reihen! Das Knalltrauma hat mir einen dauerhaften Hörschaden und einen Tinnitus beschert, was mich alles sehr belastet. (...)"
http://www.avanti-projekt.de/news/schei%C3%9Faktion-ohr-kaputt-nach-b%C3%B6llerwurf

Rückendeckung: wohl aus Angst vor (weiterer) Spaltung.
***
und auch LiHH hatte sich mit einem Text zu Gewalt geäußert. Sie wollen friedlich protestieren, sehen aber andere Formen von Protest als gleichwertige Reaktionen auf die Verhältnisse, gegen die sie auch kämpfen. http://lampedusa-in-hamburg.tk/
Sie beschreiben, daß sie weitere Provokationen *der Polizei* befürchten, wie schon auf der letzten Demo durch den Einsatz von Polizeihunden geschehen.

Medien haben das dreisterweise überwiegend so umformuliert, wie es ihnen paßt: "Als Grund für die Absage der Lampedusa-Demo nannten die Veranstalter auf ihrer Internetseite Angst vor Krawallen". "Gruppe distanziert sich von Gewaltprotesten".
Und fast gänzlich totgeschwiegen wird der beschriebene Zusammenhang mit struktureller Gewalt, der die Refugees unterworfen sind.

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Ein interessanter Artikel
in der Avanti. Das ist vielleicht ein ähnliches Phänomen wie bei MR: Sich vordergründig der guten Sache verschreiben, um dann um so gründlicher Scheiße bauen zu können. Autoritäres, regressives Verhalten nicht problematisieren, sondern in den Dienst der guten Sache stellen. (Ich nehme mich da nicht komplett aus.)

In Hellersdorf gab es bei den Protesten gegen die "Anwohner" des Flüchtlingsheims einen Verletzten: einen Polizisten, der von einem "Linken" eine Flasche an den Kopf bekommen hat.

Mir wäre es unangenehm, wenn solche Leute mehr zu sagen hätten. Und Strukturen, die sowas nicht weiter thematisieren (ist ja nur ein Bulle) braucht doch niemand, außer Leute, die ihre Aggressivität gerne unkontrolliert rauslassen. Politische Aspekte sollte man bei der Beurteilung solcher Sachverhalte weglassen, sonst sitzt man schon in der Falle.

Es ist das immer gleiche alte Lied. Die Marx-Lenin-Stalin-Geschichte in klein. Es bräuchte da mehr Selbstreflexivität, mehr spontane Gegenreaktionen. Es ist vermutlich auch der alte Männlichkeitswahn, der da, als politischer Aktivismus verkleidet, weiterlebt. Durchtrainierte, schlanke, attraktive Körper werfen nun mal Steine, sieht ja auch gut aus. Ich habe bei mir mal was zu einem Exautonomen geschrieben, der jetzt Manager ist und meinte, die wesentlichen Fähigkeiten dazu habe er in seiner Autonomenzeit erlernt.

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Ich steck da sowas von überhaupt nicht drin, aber steckt dahinter vielleicht mehr dahinter?
Frust darüber, das nach dem Zusammenbruch der Finanzkrise, dem Platzen des Traums der Euro-Konvergenz, der Bankrott der unheiligen Allianzen aus extrem-wirtschaftsliberalen Vorstellungen und christlichem Fundamentalismus/mediteraner Faschismus (Tea Party / the chilean way) alternative ökonomische Ordnungsvorstellungen noch unwahrscheinlicher erscheinen als vorher. Der französische Käse Hollande, das verpuffen von occupy Wall Street und der indignados, die massive Katerstimmung im Links-Peronismus, übrigens ein hier kaum wahrgenommener linker Versuch des Aufbaus eines Sozialstaats, der immer mehr Richtung völlig gaga abdriftende Zustand makroökonomischer Daten Venezuelas, die Tatsache, dass Raúl Castro nun wirklich eine Art kubanische Version des chinesischen Wegs durchpaukt, als 82-jähriger. Vermutlich meine sehr persönliche Sicht auf die Dinge.

Der Aktienmarkt für wirklich tiefe "Systemveränderung" war in den letzten 5 Jahren nicht mehr so bärig wie jetzt. Und nicht nur in unseren tapferen Merkel-Land mit unseren strengsten Ansprüchen genügenden Luxus-Karren zum Verchecken an die wachsende Minderheit der finanziell Sorgbefreiten in Schwellenländern.

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Konkretisierung
weil es mir wieder eingefallen ist: Der verletzte Polizist in Hellersdorf hat eine Flasche ans Auge bekommen, es gab eine kleine Zeitungsnotiz darüber, dass er das Augenlicht verlieren kann, war damals nicht klar. Ansonsten gab es keine Diskussion darüber. Hätte ein Rechter einem Flüchtling das angetan, wäre die Empörung vermutlich groß gewesen. Aber es war ja nur ein Polizist.

Die merkwürdigen Autonomen, die damals in die TV-Kameras redeten, hatten meist große Sonnenbrillen auf und kalte Gesichtsausdrücke und redeten dieses lächerliche CW-Neusprech. Ich nahm rein gefühlt keinem das ab, was auf den Schildern stand, die sie trugen: Welcome. Das sind alles Instrumentalisierungen, bei denen es auf beiden Seiten vor allem auf eins ankommt: nicht verstehen. Man müsste sonst seine eigene Härte infrage stellen. Momorulez, diese Autonomen, Rechtsradikale, alles strukturell ähnlich verhaftet.

Willy56,
das ist nicht die Frage. Es ginge ja gerade darum, diese Leute nicht zu instrumentalisieren. Die sollen hier bleiben und dann meinetwegen CDU wählen. Es wäre ihr Ding.

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Kein Problem. Man bekommt nur manchmal den Eindruck, da käme die Avantgarde der Weltrevolution nach Europa und wolle die Verhältnisse radikal umstürzen. Und dem ist nun mal nicht so.

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Man muss sich vor allen Dingen vor Augen halten, dass die Lampedusa-Flüchtlinge, wenn sie erstmal ihre Aufenthaltserlaubnis in Deutschland haben, Leute wie momo oder Noah Sow nicht mehr mit dem Arsch angucken werden, weil sie mit denen nichts, aber auch garnichts gemeinsam haben.

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ich verstehe die Panik nicht. MR ist ein Hannoveraner, der auf St. Pauli macht. manchmal sind seine Texte gelungen, manchmal nicht. Aber wirklich kein Grund, auszuflippen.

da kommt jemand aus Hannover und mischt sich in meine Angelegenheiten ein. wenn´s denn so sein soll, dann soll es halt so sein.

meine besten Freunde stammen aus Südamerika oder Westafrika, und die freundlichsten Menschen, die ich kenne, aus der Türkei. muss ich mich deshalb über die Ansichten eines Orstfremden bekümmern?

dies die Nachricht aus der nördlichen hamburger Suburb.

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Was mir auch ein Zucken machte, ist die bedenkenlose Munterkeit, mit der dort vom "linken Antisemitismus" geredet wird.
Während sonst "Wer spricht" auf dem Bedeutungsniveau einer Naturkonstante gehandelt wird, scheint es hier keine Rolle zu spielen, wer da üblicherweise spricht, wenn die "linker Antisemitismus"-Sager auftreten.

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Ideologische Inszenierung
Das passt vermutlich für beide Fragen.

Sowohl zu den Zuckungen verursachenden, mehr oder minder munteren Abkanzeleinen des St. Pauli liebenden Ex-Hannoveraners, als auch zur imho etwas seltsamen linken (?) Solidarität mit schwarz gekleideten Hooligans, die ihren Gewalttrip verwirklichen, auf Kosten der Gesundheit von Mit-Demonstranten, Passanten, Sanis und Polizisten.

Wobei, aber das ist dann imho ein anderes Thema, die verbeamteten Hooligans der Gegenseite ebenfalls Erörterung verdienen. Ich wüsste jedenfalls auf Anhieb nicht, wie sich die Polizei in HH taktisch und strategisch hätte dämlicher verhalten könnte als bei ebenjener Veranstaltung.

Wenn man mal von den "Verbesserungvorschlägen" (z.B. Gummigeschosse, Studienplatz- und Abisperren) eines beeindruckend minderbelichteten CDU-Abgeordneten absieht. Der hatte da doch tatsächlich einige Ideen, deren Dämlichkeit so abgrundtief war, dass man hier von einem seltenen politischen Kunstwerk (bzw. einem übelst stinkenden Haufen Erbrochenes) sprechen könnte.

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Wo bitte taucht denn da "linker Antisemitismus" auf?
Nirgendwo gelesen.

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Bizarr
Doch, doch, irgendwo erbrach er sich auch in dieser Richtung. Mehrfach sogar. Jüngst warf er den Rote-Flora-AktivistInnen vor, nicht genügend jüdisches Selbstverständnis zu pflegen bzw. ebendieses zu verdrängen.

Mir persönlich wird immer etwas unwohl, wenn Nichtjuden, egal wie freundlich gesinnt, gegenüber anderen Nichtjuden (und auch: Juden) ein "jüdisches Selbstverständnis" einfordern.

Irgendwie fungiert das bei ihm einfach als zusätzliches Mittel, um denen, die er nicht mag (bzw. als politische Gegner auffasst) noch mal rhetorisch eine reinzudrücken.

Unser moralisch überkorrekter Ab-Kanzler.

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monodromie Dezember 16, 2013 um 9:56 nachmittags
also vielleicht das noch: mit ‘politisch’ meinte ich oben nicht, dass die Leute irgendwie in den Pausen NPD-Wahlkampf machen, aber diese Symbolik, die Zeichen sind per se politisch, dieser Rassismus ist politisch, ob er mit linkem oder Aktivisten-Vorzeichen passiert; das hat niemand getan, weil er mal eben irgendeinen Liedtext im Hamburger HipHop-Radio aus einer Zwangsvorstellung heraus an die Wand bringen musste. Man unterschaetzt, dass auch Leute im ‘linken’ pilitischen Spektrum BEWUSST Interesse haben koennen, Rassismus salonfaehig zu machen, beim Antisemitismus ist das bekannt, ich sehe das nicht als den ueblichen ‘Kollateralschaden-Sprechakt, da will jemand ‘sein Revier’ markieren, die Aggression ist ganz bewusst. In diesem Sinne ‘politisch’.

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Irgendwie ist das ja alles nur konsequent, wenn man im gefolge von Foucault usw. alle sozialen Beziehungen auf Macht reduziert. Dann gibt´s eben nur freund oder Feind.

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Das ist Deine Dauerthese, aber zu monokausal. Ich kenne genug Foucault-AnhängerInnen, die nicht im Entferntesten in derartigen Gedankengebäuden unterwegs sind.

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Die gibt´s sicher, Foucault selber hat sich ja auch politisch engagiert. Ich sehe nur nicht, wie sich das aus dieser absurden Macht-Metaphysik heraus begründen ließe.

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Auch Foucault ist besser als das:

Duccio Trombadori: But still apropos of polemics, you have also stated clearly that you don't like and will not accept those kinds of arguments "which mimic war and parody justice." Could you explain to me more clearly what you meant by saying this?

Michel Foucault: What is tiresome in ideological arguments is that one is necessarily swept away by the "model of war." That is to say that when you find yourself facing someone with ideas different from your own, you are always led to identify that person as an enemy (of your class, your society, etc.). And we know that it is necessary to wage combat against the enemy until triumphing over him. This grand theme of ideological struggle has really disturbed me. First of all because the theoretical coordinates of each of us are often, no, always, confused and fluctuating, especially if they are observed in their genesis.

Furthermore: might not this "struggle" that one tries to wage against the "enemy" only be a way of making a petty dispute without much importance seem more serious than it really is? I mean, don't certain intellectuals hope to lend themselves greater political weight with their "ideological struggle" than they really have? A book is consumed very quickly, you know. An article, well.... What is more serious: acting out a struggle against the "enemy," or investigating, together or perhaps divergently, the important problems that are posed? And then I'll tell you: I find this "model of war" not only a bit ridiculous but also rather dangerous. Because by virtue of saying or thinking "I'm fighting against the enemy," if one day you found yourself in a position of strength, and in a situation of real war, in front of this blasted "enemy," wouldn't you actually treat him as one? Taking that route leads directly to oppression, no matter who takes it: that's the real danger. I understand how pleasing it can be for some intellectuals to try to be taken seriously by a party or a society by acting out a "war" against an ideological adversary: but that is disturbing above all because of what it could provoke. Wouldn't it be much better instead to think that those with whom you disagree are perhaps mistaken; or perhaps that you haven't understood what they intended to say?

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Die Dispositive der Macht ergeben dann einen Sinn, wenn sie als einer von mehreren unterschiedlichen Vektoren begriffen werden, die die Gesellschaft determinieren, aber nicht im Sinne eines actio-reactio-Modells oder eines Nietzscheanischen Wille-zur-Macht-Mythos (ich weiß, Foucault war davon beeinflusst, das ist aber trotzdem nicht das Gleiche).

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Im Übrigen: Ich hatte Momorulez im Real Life kennengelernt und über Jahre hinweg mit ihm in Telefon- und Emailkontakt gestanden. Vor dem Hintergrund glaube ich schon, beurteilen zu können ob das er himself als konkrete Person aus persönlichen Dingen heraus so betrachtet oder ob das die Anwendung einer Theorie ist. Das ist schon sein eigenes Ding, das er da betreibt.

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