Sonntag, 28. Dezember 2008
Hounds of war
Dass Israel den Kazam-Terror der Hamas mit einem Luftschlag beantworten würde war absehbar und wurde von einem Großteil der israelischen Bevölkerung gefordert. Was da aber jetzt losgeht überrascht mich doch. Das sieht ja nach einem Krieg aus, wie es ihn seid dem Libanon-Feldzug von 1982 nicht mehr gegeben hat. Und es ist auch nicht beruhigend, was sich da so gerade zwischen Indien und Pakistan entwickelt. Und was den Kongo angeht, wird mir auch ganz anders. Momentan sieht es danach aus, dass 2009 ein ziemlich übles Jahr werden wird.


http://www.news.de/politik/1216748699305/100-tonnen-sprengstoff-als-vergeltung.html


http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081228_OTS0022

http://www.n24.de/news/newsitem_4360224.html

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Als gelegentlicher Times of India Leser hab ich nicht den Eindruck, als ob dort wirklich ein Krieg droht.
Die Pakistanis haben nicht die Mittel und im Grunde wollen auch beide den Krieg nicht.

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Sehe ich ähnlich: Weder Indien noch Pakistan hat was zu gewinnen und allein von daher wird es (wohl gottseidank) keinen Krieg geben. Das sind wohl eher Machtspiele.

Im Kongo wird es wohl so weitergehen wie eh und je: Ein paar zocken die Rohstoffe ab, der Rest ist "egal". Der Kongo ist -weltpolitisch- wohl ziemlich sekundär, ganz gleich, wie wir das nun bewerten mögen....

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Zynisch gesprochen: Sind ja auch nur Neger. Das sagt zwar niemand so, scheint mir aber das Hauptprinzip zu sein, wie mit den Menschen da umgegangen wird. Ich habe gute Gründe, mich als Antirassisten zu definieren.

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Und was soll mir das jetzt sagen? Nichts! Bin Historiker, kein Wirtschatstrallala, bin Marketingmanager ohne den dazu normalerweise zugehörigen BWL-Hintergrund, bin Linker ohne irgendeinen Szene-Dogmatismus (den ich beschreibe, aber nicht vertrete), also: what shalls?

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...und nichts davon wird nächstes Jahr noch medial transportiert werden, wenn erst die Wahlkämpfe losgehen mit ihren Pseudomeldungen und ihrer Attrappenpolitik.

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... wirklich interessant wird sein, was nach den wahlkämpfen medial transportiert werden wird.

der neu gewählte kanzler wird seine lizenz zum wehtun gründlich nutzen, das ist meine prognose fürs nächste jahr.

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Pseudomeldungen und Attrappenpolitik ist schön gesagt, liebe Modeste!

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Wirklich weiter führt dieses "das System des Westens ist Schuld" aber nun wirklich auch nicht.
Eine Mischung aus unserer Gleichgültigkeit, die Unfähigkeit gewisser Gesellschaften tragfähig-friedliche Strukturen zu schaffen und natürlich unsere koloniale Vergangenheit voller Ambivalenzen und Verlogenheiten.
Das Königreich Belgien hat in der 2. Hlft des 19. Jhdt. den Kongo zur Kolonie gemacht, ohne einen einzigen Soldaten dorthin zu schicken. Leopold II hat Marketing für sein Land als Kolonialmacht betrieben, gerade indem er sich öffentlich gegen Sklaverei aussprach... und im Kongo ist einer der übelsten kolonialen Extraktionsmaschinen entstanden.
Die Alternativen ... wie sieht die Bilanz der kubanischen Afrika-Politik aus? Diese vielen Kalashnikows, Afro-Kubanischen Soldaten sowie ein paar Lehrer und Ärzte. Wie viele kubanische Ärzte und Lehrer sind heute in Afrika und wie viele in Ländern, die bei der Versteigerung mehr bieten? Und seit keine SU mehr als Unterstützer da ist, gibts auch in Afrika keine afrokubanischen Soldaten mehr...
Die Chinesen sind auch nicht besser. Das nutzt den Ländern in den Meeren des Südens u.U. nur, wenns da Strukturen gibt, die es ermöglicht den Westen und China gegeneinander auszuspielen. Im Kongo wird nicht mal das möglich sein.

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Denkbar ist aber auch immer noch
dass, nachdem die von China finanzierten, bewaffneten und ausgerüsteten und in chinesischem Rohstoffinteresse kämpfenden Truppen der Panislamisch-Afrikanischen Volksbefreiungsfront (PAPLIF) Tansania, Uganda und Mozambique überrannt haben, eine Kampfgruppe der russischen Flotte, geführt vom Flugzeugträger Admiral Kuznezow, die territoriale Integrität der Komoren und Madagaskars sichern soll. diesem Verband nähert sich von Norden ein chinesischer Verband, bestehend u.a. aus einem nagelneuen Kreuzer der Tai-Bohei-Klasse und zwei Sowremeny-Zerstörern, die Jelzin seinerzeit aus Geldnot an die Chinesen verkauft hatte. Von Süden ist ein chinesisches Rudel von sechs Ubooten der Kilo-Klasse im Anmarsch. Auf der jemenitischen Insel Sokotra ist soeben eine Rotte von sechs strategischen Bombern der Volksbefreiungsluftflotte gestartet, deren Ziel ebenfalls der russische Trägerverband ist.

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"enough is enough"
sagte tzipi livni. wenn das palästinensische volk nicht in der lage ist, den terror der hamas zu stoppen, dann muss es jemand anders tun. und so wie es aussieht, ist israel gewillt, diese arbeit sehr gründlich auszuführen.

ich habe null mitleid - für die terror-hamas.

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Nein, kein Mitleid für die Hamas
Das Problem ist aber, dass die ihr ganzes Volk als Geisel nehmen. Und für unschuldige Opfer habe ich immer Mitgefühl, ob das nun Palästinenser, Israelis oder meinethalben von Beta Centauri sind.

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das versteht sich ja wohl von selbst.

wer in einem verarmten gaza mit dicken benz-limousinen durch die straßen fährt, der nimmt sein volk nicht nur als geisel, er bescheißt es auch noch.

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Ich würde mich als Konservativen "zeitlebens" als "kritisch solidarisch" mit Israel sehen.

Wenn ich mir allerdings die Berichterstattung, die - auch in taz-Kommentaren - zirkulierende "öffentliche Meinung" ansehe, frage ich mich, ob seit 2002 irgendeine Biowaffe eingesetzt wurde, weil ich mir den Grad an Gehirnwäsche nicht mehr erklären kann.

Seit wann ist denn "links" und die Bombardierung von in der Masse von Zivilisten bewohnten Gegenden unter Inkaufnahme von "Kollateralschäden" vereinbar ? Seit wann gehört "war on (Hamas-)terror"-Geplapper zum Sprachgebrauch von Anti-Bushisten ? Ist das nur mitlaufende Dummheit oder sind da entsprechende Sümmchen an "Multiplikatoren" (auch außerhalb des Außenministeriums) geflossen ?

Sollten(!) sich die Zahlen von 200, 300 Toten bestätigen, haben wir es selbstverständlich mit einem Verbrechen zu tun.

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Unsinn, Beihilfe zum Selbstmord ist doch kein Verbrechen. Wenn die Idioten nicht die Hamas gewählt hätten, wären sie noch am Leben, so einfach ist das.

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Ich konnte schon nicht nachvollziehen, wieso es ab 2002 plötzlich Pro-Bush-Antideutsche gab. Denn Terror der Hamas durch nichts zu rechtfertigenden Terror zu nennen und 200-300 Opfer in der palästinensischen Zivilbevölkerung (wenn diese Zahl denn stimmt) als ebenfalls Opfer von Terror zu bezeichnen gebietet einfach die Menschlichkeit. Ich finde es gut, wenn die israelische Armee Terrorzentralen ausschaltet, aber jedes unschuldige Opfer ist eins zu viel. Und um eine politische Lösung des Konfliktes nach dem Prinzip "Land für Frieden" wird man nicht herumkommen. Dies wird aber mit der Hamas, wie sie sich zurzeit darstellt nicht möglich sein.

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@Adriano, nach der Logik war Hiroshima eine Stadt voller Selbstmörder. "Man wird ja wohl noch Menschen verachten dürfen" scheint Deine Maxime zu sein.

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Selbst wenn man adrianos Plädoyer für die Barbarei zustimmte, müßte er immer noch erklären, wie sichergestellt wurde, dass nur Hamas-Wähler getroffen wurden, und nicht auch Nichtwähler, Wähler anderer Parteien, oder Personen, die aus Altersgründen nicht wahlberechtigt waren, nennen wir sie mal "Kinder".

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"Ich konnte schon nicht nachvollziehen, wieso es ab 2002 plötzlich Pro-Bush-Antideutsche gab.

Och, eigentlich ganz einfach ...
Ein paar junge Idealisten gibt es immer, die einer Fahne hinterlaufen - gleichgültig, welcher Farbe.
Unter den "Einflußträgern" dürfte es zwei Gruppen geben: Die Ego-Fraktion, die sich bis dato nicht ausreichend gewürdigt und beachtet sah und die andere Fraktion, die schlicht und ergreifend geschmiert wurde.

Meine "These":
Im Herbst 2001 gab es ein taktisches Ziel der "psychological warfare": Ausschaltung der einzig relevanten Oppostion gegen die neocon-Frontbegradigung im Nahen Osten. Das war die Linke.
Und die dürfte mit Geld, Ehrendoktorhüten, US-Professuren gekauft worden sein. In D. wurde die PDS als "natürlicher Träger des Anti-Imperalismus" ruhiggestellt, in dem man z.B. die "antizionistische" Position der DDR wohlmeinend "vergessen" hat und auch über heutige schräge NS-Vergleiche nachsichtig hinwegsieht: Ein klarer Deal.

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Da könnte was dran sein. Bei einem Herrn von der Osten-Sacken zum Beispiel fällt ja auf, dass jemand, der dermaßen häufig auf dem normalen Weg, ich rede nicht von Schmugglerpfaden aus der Türkei, nach Südkurdistan reist das rein organisatorisch kaum ohne Berührung zur CIA machen kann.

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Ach fraujeh, Herrschaftszeiten, die normative Kraft des Faktischen lässt tatsächlich wenig andere Deutungsmöglichkeiten zu, aber Voooorsicht, gleich kommt ein Entschwörungstheoretiker um die Ecke ;-)

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@ netbitch: gackergackergacker. jou, der kümmt woll glaich.

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Da ist er schon! Ich mag nicht ausschließen, dass die Fahnenschwenker lediglich wenngleich schmierige jedoch ungeschmierte Durchgeknallte sind.
Obzwar andererseits wiederum in Geschichts- und Politikwissenschaft der Grundsatz gilt: Wenn für eine Äußerung, Haltung oder Handlung mehrere Motive in Betracht kommen, so wähle man in der Analyse, um richtig zu liegen, das schmutzigste und niedrigste.

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herold,

die linke wurde nicht gekauft, die linke war und ist nicht zu kaufen, zumindest nicht für hartgeld.

die linke, also diejenigen, die politik als beruf noch in der ddr gelernt haben, sind vom trog vertrieben worden und da wollen sie wieder hin. auf inhalte kam es denen schon in der ddr nicht an, marxundengels glaubte von den apparatschiks keiner, lenin schon eher; ml und rotlicht waren eine art test auf die fähigkeit zu doppeldenk.

die klügsten von denen haben auch schon verstanden, dass der weg dorthin nicht der des juniorpartners der spd ist. das ziel ist, koalitionsfähig für die cdu zu werden.

dementsprechend gab es ja auch ein papier eines gewissen gisy über die künftige stellung der die linke zum staate israel. grundaussage, der bestand des staates israel ist straatsraison der bundesrepubliki, oder anders, wer an den trog will, muss in der frage zumindest so tun als ob.

kreide fressen, nennt das der volksmund, ein französischer könig formulierte da kürzer und sehr viel eleganter, paris ist eine messe wert. das war auch ein könig.

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auch-einer, hier geht es nicht nur um die Linke in Form der gleichnamigen Partei, sondern auch um die (westdeutsch geprägte) außerparlamentarische Linke in deutschland, die das klassische Mobilisierungspotenzial der Antikriegsdemos abgab. Und in diesem Zusammenhang insbesondere Antideutsche, ein Phänomen, das in Berlin die linke Szene außerhalb der Kreuzberger Haudruffs dominiert und in der linksintellektuellen Szene Hamburgs, Freiburgs sowie den linken Jugendszenen in Leipzig, Magdeburg, Bochum, Dortmund und Stuttgart je nach Standpunkt eine vorherrschende Strömung oder ein paralysierender Spaltpilz. So Leute, die sich, wenn sie jünger sind, mit Parolen wie "Panzer in Ramallah - hier marschiert die Antifa!" und "Hub- hub- Hubschschrauberangriff!" vor ein libanesisches Kulturzentrum stellen oder unter Israelfahnen prügelnd Antikriegsdemos angreifen. Oder wenn sie älter sind mit KB- oder KBW- bzw. MG-Vergangenheit heute bei Axel Springer oder Spiegel Online Karriere machen. Und mit meinem Eingangsstatement, auf das derherold antwortete, bezog ich mich nur auf Letztere.

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che, du meinst diesen satz:

"Das war die Linke. Und die dürfte mit Geld, Ehrendoktorhüten, US-Professuren gekauft worden sein."

ich meinte diesen:

"In D. wurde die PDS als "natürlicher Träger des Anti-Imperalismus" ruhiggestellt, in dem man z.B. die "antizionistische" Position der DDR wohlmeinend "vergessen" hat und auch über heutige schräge NS-Vergleiche nachsichtig hinwegsieht"

dazu ist meine these eben, dass die alten kader ost diese position erst einmal zurückstellen, weil sie ihnen auf dem weg an die macht hinderlich ist.


dass die die antideutschen nicht magst, habe ich verstanden. aber, inwieweit haben die tatsächlich was zu melden? wenn ich mir so die bahamas ansehe, warum fällt mir da mein landsmann schiller ein:

"Da krabbeln sie nun, wie die Ratten auf der Keule des Hercules, und studieren sich das Mark aus dem Schädel, was das für ein Ding sei, das er in seinen Hoden geführt hat. Ein französischer Abbé dociert, Alexander sei ein Hasenfuß gewesen; ein schwindsüchtiger Professor hält sich bei jedem Wort ein Fläschchen Salmiakgeist vor die Nase und liest ein Collegium über die Kraft. Kerls, die in Ohnmacht fallen, wenn sie einen Buben gemacht haben, kritteln über die Taktik des Hannibals - feuchtohrige Buben fischen Phrases aus der Schlacht bei Cannä und greinen über die Siege des Scipio, weil sie sie exponieren müssen."

das mit

"Oder wenn sie älter sind mit KB- oder KBW- bzw. MG-Vergangenheit heute bei Axel Springer oder Spiegel Online Karriere machen."

hat schon ein gewisser horx auf den punkt gebracht, als er sinngemäss sagte, die mitarbeit in einem sponti-asta schule allerhand fähigkeiten wie organisationstalent, überzeugungsfähigkeit, also all das, was ein moderner manager heute so dringend brauche.

von daher wäre eben die linke vergangenheit etwa so etwas wie eine ausseruniversitäre bildungsveranstaltung, vergleichbar dem auslandsaufenthalt. letztlich lebt auch der bildungsroman davon. wäre auch eine etwas ruhigere betrachtung, die auch auf den wandel der zeiten, der umstände, der person rücksicht nimmt. könntest du gerade mir vorhalten, meine bete noire sind nunmal die alten roten kader, die geistig noch immer nicht ihre ddr verlassen haben.


als historische quellen brauchbar, oder, man lese:
bodo uhse, söldner und soldat
(sehr interessantes leben, von ganz rechts nach ganz links und dann noch oben)
joachim seyppel, ahnengalerie
(von amerika in die ddr und von dort in die brd)

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inwieweit haben die tatsächlich was zu melden?

hat che doch deutlich gesagt: von umstrittenem generve bis dominanz. man kann nicht leugnen, dass diese distinktionslinken wahrnehmbar existent sind, ob einem das gefällt oder nicht.

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Ist das denn so schwer zu verstehen?!
@"dass die die antideutschen nicht magst, habe ich verstanden. aber, inwieweit haben die tatsächlich was zu melden?" ---- Darum geht es doch nicht. Etwa zeitgleich mit dem Prozess, der die PDS/Linkspartei von einer klassisch-antiimperialistischen zu einer eher im Stile der alten Grünen pazifistischen außenpolitischen Positionierung brachte, wurden früher kapitalismuskritische Personen aus dem Antideutschen Lager und Umfeld, wie Broder, Künzel und v.d.Osten-Sacken zu Befürwortern der US-Afghanistan- und Irak-Kriege. Etwa gleichzeitig entwickelte sich der frühere Vertreter des Neuen Antiimperialismus Aly scheinbar (ich bin mir bei dem echt nicht sicher, dazu ist der viel zu ambivalent) zu jemandem, der die 68er mit der Berliner Republik versöhnt, indem er ihre politische Vergangenheit zum großen tragischen Irrtum erklärt, dem er auch verfallen sei, so eint ihn mit seiner älteren Leserschaft eine Art Katharsis, in der man sich ganz behaglich als Wohlstandsbürger gut fühlen kann. Und der vertritt fast die gleichen Positionen wie die Antideutschen, wird von denen aber "Holocaustrelativierer" geziehen.



So, und jetzt haben wir eine Linke, die 1991 noch fast geschlossen gegen den 2. Golfkrieg auf die Straßen ging, in Deutschland 10 000e Leute auf die Straße brachte und noch heftigere Aktionen durchführte, wie Bahngleise besetzen, Militärkonvois blockieren, Fregatten und Panzer beschädigen, bizarr fraktioniert in die verschiedensten Grüppchen und Einzelpersonen, die sich in brianesker Weise gegenseitig blockieren. Die Bahamas-Antideutschen wären in diesem Zusamenhang eines der Resultate des Spaltungsprozesses, den derherold skizziert hat.

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@auch-einer "die linke wurde nicht gekauft, die linke war und ist nicht zu kaufen...wer an den trog will, muss in der frage zumindest so tun als ob.

So etwas nenne ich "kaufen". ;-) Zumal auch "den Anderen" (nicht nur der Zentralrat) dieses "so tun" sicherlich aufgefallen sein dürfte.

Man sollte die Wende auch nicht überschätzen: In Ostdeutschland ist die Linkspartei die Partei des Kultur- und Verwaltungsestablishments - mit Ausnahme der sich in Richtung Friedhof bewegenden Alt-Kader sitzen die längst an irgendwelchen Trögen und in Eigenheimen (plus anderweitiger Geschäftsbeziehungen formerly known as `alte Seilschaften´)

Natürlich wird den Alt-Kadern erklärt, das "Kreide-Fressen" sei nur Wahltaktik aber kommt am Tag der Revolution wirklich "der Wandel" ? Friede den Asylheimen, Krieg den Doppelhaushälften ? Das wage ich aus (s.o.) Eigeninteresse zu bezweifeln. Daß Lafontaine gegen "Familienunternehmen" agitiert und seine ganze Diktion sich weniger an Konzerne, sondern KMU richtet ("Unternehmerlohn, Betriebsvermögen"), hängt auch damit zusammen, daß Gut- und Besserverdiener in seiner Partei das eine oder andere Aktienpaket haben, daß sie nur ungern durch Vergesellschaft verlören.

P.S. Darüberhinaus gehe ich schon davon aus, daß ein bißchen "Hartgeld" im Spiel war, als ein ehem. Minister in seiner Partei den Politikwechsel vorantrieb und in Jugoslawien "Auschwitz verhinderte". :-)

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@SEDler und Tröge: Ich lernte kürzlich einen richtigen Geldhai kennen, durchaus KMU, aber weit entfernt vom bodenständigen klassischen Mittelstand. Der macht Strukturvertrieb und beutet für die vertriebsfernen Tätigkeiten Zeitarbeiter und 1Euro-Jobber aus. Unheimlich geschäftstüchtig, der Mann. Wo hat der gelernt? Beim Dresdner Institut für Marxismus-Leninismusforschung (falls das nicht genauso hieß bitte ich um Nachsicht, ich kenne mich mit der DDR nicht so aus). So, wie die geschäftstüchtigsten Anwälte, Notare, Makler im Westen die alten KBler (die hatten das Kapitel am Besten verstanden) und die alten KPDMler (die waren so ultra, dass der Kurswechsel ohne Veränderung des eigenen Charakters eben auch ultra sein konnte) waren. Unsere Blogliberalen, die ächzen und klagen ob der schlimmen Linkspartei, merken sicherlich nicht einmal, wenn die tatsächlichen ex-Stasi-Schergen ihre eigenen jetzigen Geschäftspartner sind.

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herold,

überspitzt gesagt, wende war austausch der sed-kader durch wessis oben und blockflöten in der mitte und eine paar bürgerrechtler, damit es nicht so auffällt. mittlerweile sind die wessis gegangen, die einen in rente, die anderen zurück, jetzt kommt die auseinandersetzung blockflöten - bürgerrechtler bei der cdu. zumindest in sachsen, freut mich sehr.

ich denke, die schärfsten gegner lafontaines sind die funktionäre der die linke ost: der bursche verhöhnt doch alles, was ihnen lieb, teuer und wesentlich ist. aber auch hier gilt: solange der uns die stimmen im westen bringt, soll er die rampensau machen.

richtig ist, dass sich die alten seilschaften in den firmen, genossenschaften (landwirtschaft, wohnungsbau) und behörden gehalten haben. einige, besser, die meisten, haben sich nach der wende selbständig gemacht und profitieren bis heute von den alten beziehungen.

aber, wenn die wirklich saturiert wären, gäbe es für die linke ost so gut wie keinen antrieb, könnten die alten roten socken cdu wählen und hätten ihre ruhe. gibt es aber, sind da, geben keine ruhe. was mich zu den schluss bringt, dass da eben welche mit dem weitergemacht haben, was sie in der ddr gelernt haben: berufspolitiker.


schon erstaunlich, wie geradezu mild, ja schon staatstragend, fast so wie frau dr., sich das nd heute gebärdet. sowas ist nicht zu kaufen, da muss mehr dahinter stecken.


---
trog ist bei mit immer im zusammenhang mit politischen posten zu verstehen. schweine drängen sich zur fressenszeit um den trog, die einen, die dran sind, drängen die anderen weg, die dran wollen. dazu quieken alle laut und schrill.

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Ja, und ich kriege das alles phasenverschoben mit: Die PDS im Westen, eine Partei, in der sich Anarchopunk-Antifas engagiert haben, um endlich mal an Geldtöpfe zu kommen, eine Partei, die ihre bunte und farbige Phase schon hinter sich hat und jetzt, nach der Vereinigung mit der WASG und Teilen der DKP da angekommen ist, wo die Grünen 1984 standen. Die Partei der arbeitslosen Akademiker, unterbezahlten Pflegekräfte , Sozialarbeiter und prekären Künstler. Dogmatisch links und autoritär etabliert sich außerparlamentarisch eine kleine, aber lautstarke und hässliche Konkurrenz, die MLPD. So erlebe ich das jedenfalls.

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che,
das problem ist wohl, dass ich nebensächliches für hauptsächlich halte und umgekehrt.

den vulgärpazifismus der dkp habe ich nie für ernst genommen. das, was die pds in der richtung von sich gab, schon gar nicht, zuviele alte nva-dienstgrade.

den afghanistan-krieg habe ich nicht als so wesentlich wahrgenommen.

übrigens sahen sich auch die russen, die in afghanistan einmarschierten, als licht- und heilsbringer. es gab auch ddr-bürger, die zu der zeit als aufbauhelfer in afghanistan tätig waren.

das problem rechtfertigung liegt wohl daran, dass aus einer linken position gern moralisch argumentiert wird. das hat den vorteil, dass ein moralisches argument durch kein sachargument widerlegt weden kann.
das kann auch eine falle sein. aber ob das durch umfangreiche clausewitz-lektüre besser wird?

der aly ist doch nicht dumm, tragischer irrtum kommt immer besser als sich einfach geirrt haben.

wahrscheinich sind wir noch mitten in der alten neuen unübersichtlichkeit, was aber kein grund sein soll, die beobachtung einzustellen.

für die linke west und ihre punker gilt sinngemäss das, was ich über das verhältnis der alten sed-bonzen zu lafo gesagt habe. die ertragen das, die zahlen auch dafür, solange die stimmen kommen.

eigentlich warte ich auf die grosse übertrittbewegung weg von der spd hin zu der die linke. kommt aber nicht. hat denn da keiner angst um seinen posten?

die mlpd. sag bloss, es gibt da draussen noch maoisten.

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"aber, wenn die wirklich saturiert wären, gäbe es für die linke ost so gut wie keinen antrieb, ..."

Du meinst, wenn man einem Sodann, der von seinen eigenen Parteigenossen wg. popeliger Kabaretttexte in den Knast geworfen wurde, wenigstens ein bißchen mediale Aufmerksamkeit geschenkt und zumindest ein wenig sein Theater unterstützt hätte, dieser mit der BRD versöhnt wäre ?

Es handelt sich um Überzeugungstäter. Ihre Saturiertheit, die ja auch durch die stillschweigende Übertragung von Immobilien ´89f entstand, hat daran mE wenig geändert. Originell der Einsatz der PDS-Kandidatin bei der letzten OBM-Wahl in Leipzig, die vor jeder Einsparung im Personetat der Stadtverwaltung (angeblich der rel. höchste im ganzen Land) warnte. :-))

Persönlich denke ich an einen Freund, der als NVA(Polit-)Offizier am 09.11. am liebsten durchgeladen hätte, von mir vor ein paar Jahren von der Mitarbeit bei "Pro Schill" in S-A abgehalten werden mußte und nunmehr wieder von "uns" spricht, wenn von der Linkspartei die Rede ist ... dem es übrigens als gutverdienende DINKS glänzend geht.

"Übertritte": Die Bedeutung von Wahlen für die (Staats-)Karriere wird überschätzt. Nicht wer die Stimmen/Abgeordneten hat, sondern über Etats bestimmt, hat "die Macht". Eine Stadt(verwaltung) wird vom Personalrat regiert, nicht vom Stadtrat.

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Ja siehst Du, und ich sehe das zwangsläufig aus einer ganz anderen Perspektive. Die radikale, die militante Linke ist ja eigentlich meine Heimat. Dass die in Deutschland als politischer Faktor irrelevant ist ist mir natürlich klar, praktische Politik besteht für mich auch nicht aus Scherbendemos oder Parolengeschrei, sondern eher aus einer sehr unauffälligen Lobby- und Gremienarbeit, um in Einzelfällen für Flüchtlinge oder Soziempfänger was rauszuschlagen, nur: Die Perspektive des Betrachters ist immer noch die eines Sozialrevolutionärs. Und da sind dann, auch wenn die Leute, auf die sich meine Solidarität so bezieht, eher in brasilianischen Favelhas oder türkischen Göcekondus leben, die Anarchopunks mir einfach viel näher und relevanter als irgendwelche EX-SED-Größen, die von meinem Leben weiter weg sind als der Irak.

Jetzt Antwort auf auch-einer, nicht auf den Herold, dem ich im Übrigen Recht gebe.

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"Du meinst, wenn man einem Sodann, der von seinen eigenen Parteigenossen wg. popeliger Kabaretttexte in den Knast geworfen wurde, wenigstens ein bißchen mediale Aufmerksamkeit geschenkt und zumindest ein wenig sein Theater unterstützt hätte, dieser mit der BRD versöhnt wäre ?"

herold,

ich meine, herr sodann ist in meinen augen eine seniler depp, der anderen senilen nostalgikern den pausenclown macht. ist aber gut zu gebrauchen und merkt es nicht einmal.

das mit der bewährung in der produktion hat seinerzeit gut geklappt, der herr sodann war hinfüro willich, wurde dann auch in der täterä dekoriert (damals gabs als orden nicht nur den bammel für am ersten mai am sakko zu tragen sondern auch eine prämie in mark der ddr), das ganze ich-wurde-auch-verfolgt ist nichts als getue.

an aufmerksamkeit in der vereinigten republik hat es ihm nicht gefehlt, auch in sachsen-anhalt wurde er, als staatsschaupieler sozusagen, dekoriert; vielleicht fehlte es an der prämie. er hätte auch 1999 für den landtag kandidieren können ,aber das wollte er nicht, nachdem man seinen tatort abgesetzt hätte. fragt sich, was er daran verdient (tausende ehrliche gez-beitragszahler werden es ihm danken) hat, wenn ihm die mdl-diäten zu wenig sind.

im falle von herrn sodann (und noch einiger die linke-grössen, die als illustration für das sprichwort lügen haben kurze beine durchs leben gehen) ist es eitelkeit, nehme ich an.

im fall der ob-kandidatin ist es nichts als klientelpolitik. übrigens sind es gerade die die linke abgeordneten in neufünfland, die intern die ersten sind, die sagen, mehr sgb 2 ist nicht, gibt der haushalt nicht her. manchmal spielen die kollegen von der cdu denen auch die bälle zu, wenn im kreistag die linke den antrag stellt, mittel für sportförderung zu bewilligen, und das geht dann auf einmal mit den stimmen der cdu.

das mit dem erst politoffizier, dann schillpartei (für den erhalt der d-mark. auf die ostmark haben sie nut zu gern verzichtet) dann wieder die linke passt gut ins bild und ist sicher auch kein einzelfall. nach meiner erfahrung braucht man von einem alten sed-mitglied nur den internationalismus abzukratzen, und der sa-mann kommt zum vorschein (der von der dumm-nationalbolschewistischen sorte, einschliesslich dem antisemitismus).

mit der übertritswelle meine ich, dass schon peter glotz (den ich sehr schätze und der leider schon tot ist) davor gewarnt hat, dass ganze spd-ortsvereine geschlossen zur die linke gehen. für das saarland halte ich das nicht für ausgeschlossen. für die mandatsträger auch nicht, ausser politik haben die nichts gelernt und sind deshalb auf ihr mandat angewiesen, egal woher es kommt. die sächsische cdu hat milbradt den verlust von etwa 20 mandaten nie verziehen. mal sehen, was tillich zustande bringt.

der hinweis auf den personalrat ist gut, danke dafür.

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Und das alles löst für Leute wie Tuc, Cassandra, Netbitch oder mich immer noch nicht das Problem, dass die SED-Spacken und unsere Freunde und Genossen im Westen, die härtesten Spießer drüben und die wildesten Freaks hier in der selben Partei sind. Die ich mitunter wähle, die ich aber auf keinen Fall wählen würde, wohnte ich im Osten.

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War mal sauer. Hab nun mit der LINKEN fertig.
Eine Partei der wildesten Freaks allleine würd schwerlich über 10% bekommen. Deshalb benötigt man diese Koalition aller, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit dem aktuellen status quo dieses Landes keinen Frieden schliessen wollen.
In den Grünen wurden - ähnlich wie in Allendes Unidad Popular btw. - Differenzen noch offen ausgetragen. Dafür ist die LINKE aber einfach zu sehr mit der Geschichte des Machtkampfes der KPs verbandelt. Die hat Intelektuelle / Anarchisten aus guten Gründen immer angewiedert.

Wenns Änderungen von Links geben soll für
- eine stärkere solidarische Komponente im real existierenden Globalisierungssturm
- Stärkung der öffentlichen Ausbildung
- mehr Fairness, ökologische und soziale Komponenten in unseren Außenwirtschaftsbeziehungen und nicht diese schon längst nicht mehr an sich selbst glaubenden Kapitalmärkte, die Auswüchse an Eigentumsrechte (überteuerte Medikamente von Afrika, Überbetonung einer personen-extensiven Gen-Landwirtschaft, Ausbeutung von Rohstoffen in failed states, etc.) sowie die Steueroasen.

Die Anstösse können nur aus der Gesellschaft kommen, aber dafür sind einfach zu viele von Verlust des Bestehenden infiziert.
Als politische Tragfläche ist die LINKE dafür aus meiner Sicht gänzlich ungeeignet.

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Und das alles löst für Leute wie Tuc, Cassandra, Netbitch oder mich immer noch nicht das Problem, dass die SED-Spacken und unsere Freunde und Genossen im Westen, die härtesten Spießer drüben und die wildesten Freaks hier in der selben Partei sind.

solange man sich braucht, passt das auch. not macht sonderbare bettgesellen, weiss der volksmund.

kommt noch dazu: vom reklamestandpunkt aus gesehen eine meisterleistung, wie die rentnergäng es schafft, sich als die partei der jugend zu verkaufen. da braucht man auch ein paar paradiesvögel. bei den lockvögeln für die alten ossis ist man auch nicht eben anspruchsvoll, solange sie ihren zweck erfüllen, siehe die personalie dr. gustav schur oder neuerdings einen gewissen knattermimen.

die alten sed-funktionäre, die qua die linke politik zum beruf machen, halte ich nicht für spacken, ganz und gar nicht. denen traue ich im beitrittsgebiet stabil 20%, mit etwas rückenwind 25%, wenns ganz gut läuft, auch 30% zu. das ist in etwa auch das, was die cdu hinter sich scharen kann. die spacken in sachsen sind die genossen von der spd, wie ein herr jurk (funktechniker, eher schwachstrom) und eine frau stange (die in einem anderen leben in einem anderen staat sozialistische persönlichkeiten erzog und dafür auch in einer anderen partei war), die im freistaat den minister geben. vielleicht erledigt das 2009 die 5%-hürde.

meine prognose: die linke (west) hat die gleichen weg vor sich, den die grünen bereits hinter sich gebracht haben. die wilden freaks haben die wahl, politikfähig (in sinne der hierzulande üblichen gremienpolitik, wird ja auch ganz gut bezahlt, was da so alles geht, haben sogar die kackbratzen kapiert) zu werden oder woandershin zu gehen. je mehr mandatsträger von der spd und den gewerkschaften die linke als sicheren hafen entdecken, desto schneller geht das ganze.

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@auch-einer: Du glaubst doch nicht im ernst, dass im Westen eine von DDR Kadern gelenkte Partei auf eine äußerst massive Ablehnung einer deutlichen Mehrheit der West-Deutschen trifft.
Leute, die ihr Land wirtschaftlich, ökologisch, moralisch, etc. so dermassen heruntergewirtschaftet haben, dass deren Bürger vor 20 Jahren mit Plakaten "Helmut nimm uns an die Hand und führe uns ins Wirtschaftswunderland" rumliefen?
Und vermutlich sind nämlich diese Plakat-Rumlaufer die wahren Wähler der Linken im Osten: Leute, die möchten, dass starke Politiker sie ganz kräftig bei der Hand fassen.
Eine Partei, die sich eher mit dem autoritären, proto-faschistischen, nordpol-besetzenden, chauvinistischen, patriarchalischen, technologisch nicht wirklich entwicklungsfähigen und deshalb auf Rohstoff-Renten setzenden Putin Regime verbundener fühlt als auf die trotz allem erneuerungsfähigen Vereinigten Staaten von Amerika?
Die unsere EU Mitgliedschaft in Frage stellt ... und zum Scheitern verurteilten, caudillistischen, makroökonomisch im Ansatz destabilen Latino Volkstribunen a la Hugo Chávez als "Fortschritt" ansehen statt als seit 200 oder 60 Jahren wiederkehrendes Problem.

Ich denke, du unterschätzt einfach einen Teil dieses Landes.

Die Realos der Grünen kamen aus der Mitte der Grünen Bewegung. Die Führer der LINKE kommen von aussen. Aus einer widerwärtigen Diktatur.

Und die Erfahrungen von pluralistischeren Linken mit machtbewußten marxistisch-leninistischen Parteikadern waren in der Vergangenheit vorsichtig gesprochen nicht besonders gut (SED, spanischer Bürgerkrieg, stalinistische Säuberungen, Castro-Diktatur, etc.).

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saltoftheearth,

der erste satz ist mir etwas unverständlich, ich nehme aber an, du willst sagen, dass die linke ost vom personal her im westen der republik wenig zu melden hätte und noch weniger stimmen bekäme.

die linke ost ist der meinung (wie auch die cdu sachsen) dass ost-posten für ossis sind, wessis möchten bitte im westen kandidieren.

was im westen der republik wirklich sache ist, weiss ich letztlich nicht. ich bin weiter neugierig und beobachte weiter (deswegen schätze ich dieses blog auch sehr).

ich sehe, beispielsweise, dass der amtierende ministerpräsident des bundeslandes hessen, der über die linke in ähnlicher weise spricht wie seinerzeit adenauer von der sed (was er wirklich denkt, weiss ich nicht, ich vermute aber, wenn er nur dadurch mit sicherheit ministerpräsident bleiben könnte, würde er frau wagenknecht auf der stelle heiraten, brutalstmöglich, versteht sich).

gleichzeitig sehe ich, dass der ministerpräsident des freistaats sachsen nach anfänglicher vergesslichkeit und einigem äh äh dann doch zugibt, etwas mehr in das herrschaftssystem der ddr eingebunden gewesen zu sein, als er das bisher zugegeben hat.

die genannten herren gehören ein und derselben partei an.

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"dann doch zugibt, etwas mehr in das herrschaftssystem der ddr eingebunden gewesen zu sein, als er das bisher zugegeben hat."

Schön, daß dieser alte Wessi-Trick nunmehr auch im Osten angekommen ist.

Mit dem Verweis auf "Blockflöten" versuchte man im linksliberalen Milieu 1990ff die mangelnde Kritik an SED-SEDPDS-PDS zu kaschieren. Wobei zuweilen die abstruse Meinung geäußert wurde, mit dem alten SED-PG leben zu können, aber Blockflöten besondere Empörung verdienten - womit die (gesellschafts-)polit. Verhältnisse natürlich auf den Kopf gestellt wurden.

Quasi alle DDR-Bürger waren in irgendeiner Form "verstrickt". Es ist allerdings ein Unterschied, ob man dies als Erpreßter oder als Erpresser tat. Jede "Blockflöte" kann den "Befehlsnotstand" für sich reklamieren - als SED-Kader kann man das eben nicht.

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@"was im westen der republik wirklich sache ist, weiss ich letztlich nicht. ich bin weiter neugierig und beobachte weiter (deswegen schätze ich dieses blog auch sehr)." --- mein Wahrnehmungshorizont wiederum ist Niedersachsen, Hamburg und Bremen, zum Anderen auch der Nahe Osten. Was in Bayern und Sachsen passiert ist für mich tatsächlich weiter weg als Kurdistan. Und wenn ich von "Politik" spreche, meine ich damit entweder Kommunalpolitik oder die Mikropolitik von Menschenrechtsorganisationen, Flüchtlings- Erwerbslosen- und Kulturinitiativen, aber nicht SPDCDUFDPDIEGRÜNENDIELINKE en gros.

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@Herold: Ja, diesen heutigen Blick auf die Blockparteien finde ich wirklich erstaunlich. Als ich auf die Oberstufe ging, lobte meine durch und durch prowestliche Gemeinschaftskundelehrerin die Tatsache, dass Weimar von der LDPD regiert wurde (kann jetzt auch eine andere Stadt im heutigen Thüringen sein, nach 30 Jahren ist die Erinnerung nicht so zuverlässig), dadurch herrsche in der Stadt ein freieres Klima, und dem Denkmalschutz käme es sehr zugute. Damals wurde uns erzählt, die Mitarbeit in einer Blockpartei sei die einzige Möglichkeit legaler Opposition und konstruktiver Mitgestaltung in der Täterä.

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Liberal-Demokratische Partei Deutschlands, LDPD; polit. Partei in der DDR, in der Angehörige der mit der Arbeiterklasse verbündeten werrktätigen Schichten organisiert sind. Unter Führung der SED trägt die LDPD altiv zur Gestaltung der entwickelten sozialist. Gesellschaft bei. Sie sieht ihre Aufgabe bes. darin, ihre Mitgl. u. ihr nahestehende Bürger unter Bewahrung ihrer Herkunft u. Traditionen zur Wahrnehmung gesamtgesellschaftl. Verantwortung zu befähigen u. ihr sozialist. Bewusstsein zu entwickeln. Am 5.7.1945 als bürgerl.-demokrat. Partei gegr., überwand die LDPD anfangs vorhandene grossbürgerl. Einflüsse u. entwickelte sich zu einer demokrat. Partei, die die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse anerkennt u. den Sozialismus bejaht. Seit Gründung der DDR gehören Vertreter der LDPD der Volkskammer u. der Regierung u. seit 1960 dem Staatsrat an. Vors. Manfred Gerlach, Zentralorgan "Der Morgen".

Meyers Universallexikon, Leipzig, 3. A. 1981

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nach meiner auffassung musste in der ddr niemand. wer aber wollte, bekam reichlich gelegenheit dazu und hatte davon allerhand mittelbare und unmittelbare vorteile.

es gab gläubige ddr-bürger, die um ihres christlichen glaubens willen auf abitur und studium verzichteten. andere gingen zur cdu ost und begannen ihre ddr-karriere bei der kreisleitung, nicht wahr, herr tillich?

der dialektische zweischritt, täter zu opfern zu reden um dann die opfer zu tätern zu reden ist auch nicht eben neu.

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Die Frage ist doch, aus welcher zeitlichen Perspektive man das betrachtet
Als die DDR als ein Staat erschien, dessen Regime festgefügt war, da machten auch Demokraten im Westen Kompromisse mit deren Institutionen, die ja real existierten. Also erschien es Vielen als sinnvoll, sich mit denen irgendwie zu arrangieren. Dieselben Gemeinschaftskundelehrer, die uns gegenüber die Notwendigkeit des NATO-Doppelbschlusses begründeten und die Wichtigkeit des Starfighter für die Luftwaffe betonten (da fand ja eine regelrechte Staatsbürgerkunde-Unterrichtsstunde statt, wenn mal wieder einer abgestürzt war, und die Klasse sollte darauf eingeschworen werden, dass wir dieses Flugzeug brauchen), dieselben Lehrer erklärten, dass die Blockparteien und die Vertreter der gesellschaftlichen Massenorganisationen in der Volkskammer zumindest Rudimente demokratischer Institutionen in der DDR wären, die noch aus der Phase der antifaschistischen Volksdemokratien 1945-47 stammen würden und die den durch und durch autoritären Strukturen der Sowjetunion immerhin einen Schritt voraus wären. Da schimmerte auch ein wenig deutscher Nationalismus durch, im Sinne von Deutsche seien zivilisierter als Russen. Es waren stramme Schmidt-Sozis, die so etwas vertraten.Während unsereiner gegen deren Regierung auf die Straße ging und mit Leuten Kontakt pflegte, die in der DDR Kriegerdenkmäler umwarfen.


BtW, gäbe es jemals eine Revolution in der Bundesrepublik Deutschlands, müssten sich Geschäftsführer von ARGen, Mitglieder der INSM,Unternehmer, die 1Euro-Jobber und Aufstocker beschäftigen usw. hinterher möglicherweise Ähnliches anhören wie heute diejenigen, die in der DDR mitgemacht haben.

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So what? Die Unterschiede zwischen beiden Staaten waren nicht mein Thema.

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Meyers von Universallexikon von 1981. :-))

Ich habe fast 10 Jahre in NBL gewohnt und "Blockflöte" war eigentlich kein gängiger "Schimpfname". "Rote Socke" und "Wessi" waren eher Teil der Neiddebatte, ansonsten waren "Wendehals" und "Seilschaften" die Kernbegriffe der Auseinandersetzung mit den Wieder-Karriere-Machenden.

Die "oppositionellen Kirchenkreise", die ich kennenlernte, hatten zwar durch die Bank eine sehr eindeutige Meinung zu Stolpe aber Mitgliedschaft in Ost-CDU,-LDPD, etc. wurde nicht skandalisiert.

Um auf "Punker in die SED" zurückzukommen:
Ich habe gegenüber alten SED-/neuen PDS-lern häufiger gewitzelt, daß viele, die nunmehr auf Parteitagen "oben" beim Vorstand sitzen, von denen "unten", die sie gewählt haben, vor 11/89 mit dem Gummiknüppel durch die Straßen getrieben worden wären. ;-)

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Also erstmal kann von meiner Revolution nicht die Rede ein
die macht nämlich nicht einer alleine sondern die Volksmassen, also müsste es "unsere Revolution" heißen, und außerdem gedenke ich nicht, irgendwen zu verfolgen. Das hier war eine rein historische Perspektive: Wenn ein Staat nicht mehr existiert, redet man über das Mitmachen oder nicht Mitmachen anders, als wenn es ihn noch gibt. Und manche, die heute die Pharisäer machen, hatten früher eine Politik befürwortet, die der DDR sehr entgegenkommen sollte, z.B. die "Anerkennung einer DDR-Staatsbürgerschaft" als Grundlage einer begrenzten Reisefreiheit.

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@Herold, das geht auch umgekehrt: Wenn Leute, die auf Demos fröhlich krähen "Wir sind die wilden Horden, wir plündern und wir morden, wir essen sowieso kleine Kinder roh, wir waschen uns nie, hoch die Anarchie!" sich von Ordnungsfanatikern finanzieren lassen wirkt die Komik ja in zwei Richtungen.

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Sie können sich ja schon auf keine Hirnmasse definieren.
Ich selber würde mit dem Erschießen der Zitterwölfe nicht bis zur Revolution warten, wenn ich denn einen zu fassen bekäme.

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Die gehören doch aber auch zum jagdbaren Wild, oder?

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die vier bände meyer. leipzig 1981 schätze ich sehr. ein wichtiges quellenwerk zur ddr.

zwischen mitgliedern und mitmachern unterscheide ich schon. wsa sich da heute aber zunehmend luft verschafft, sind die ehemaligen mitmacher.

die möglichkeit einer revolution sehe ich derzeit nicht, da müssten die unteren chargen im apparat sehr viel unzufriedenener sein. ausserdem, es fehlt auch ein grosser bruder, der die deutschen an die hand nehmen und ins wunderland führen würde.

aber, ob nicht der bdi aus der geschichte gelernt hat, und für alle fälle als plan b auch noch eine revolution in der schublade hat? mit einem staatskonzept, das sich sehr viel deutlicher an der ddr orientiert, als an der amerikanichen verfassung? verwegener gedanke.

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che, als freund der alternate history,

das war doch so ein zeitknoten, 1988, als geissler, späth, süssmuth und biedenkopf den dicken von der macht putschen wollten. leider klappte da eben die ddr zusammen und lafo verlor die wahl,

hätte die fronde erfolg gehabt und lafo die wahl gewonnen, hätten die russen es mit de rückzug nicht so eilig gehabt, wäre noch 1990 die ddr anerkannt worden. was in folge die vereinigung sehr erschwert hätte.

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Ich habe nicht behauptet, dass ich zurzeit die Möglichkeit einer Revolution in Deutschland sehen würde, sondern ein paar historische Reflektionen dazu angestellt, wie sich die Perspektive des Mitmachertums oder der Legitimität von Institutionen mit den Zeitumständen verändert.

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auch-einer, da gab es noch einen anderen Knotenpunkt. Die deutsche Vereinigung wurde nämlich im Kaukasus entschieden. Gorbi brauchte die Westgruppe der Roten Armee, als es zur Sezession Georgiens kam und zu Aufständen in Aserbaidjan und Tschetschenien. Wäre das nicht passiert, hätten er und Maggie der deutschen Einheit nicht zugestimmt.

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was wäre dann gewesen, wenn sich die udssr aus der ddr zurückgezogen hätte, aber dann gesagt hätte, ätschbätsch, helmut, wir halten trotzdem am viermächtestatus fest? oder, noch besser, frau thatcher hat sich zur neuen schutzmacht der ddr erklärt und diese auch schon anerkannt.

lafo als kanzler, der dicke beleidigt in oggersheim und frau süssmuth als oppositionsführerein, das hätte schon was gehabt.

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In einem meiner unsterblichen Romane ist Rita Süßmuth Bundespräsidentin;-)

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mit einem staatskonzept, das sich sehr viel deutlicher an der ddr orientiert, als an der amerikanichen verfassung? verwegener gedanke.
Das hat ja schon 1949 - 89 supi funktioniert.
Das nächste Jahr wird zunächst einmal erneut zeigen, dass in die Wirtschaft heftigst hineinfunkende Regierungen mit einer starken Umverteilung (wie Venezuela und Russland) als reine Schönwetter-Ökonomien eben so überhaupt nicht krisenfest sind. Nachhaltig entwicklungsfähig sowieso nicht. Und das scheint für viele Ostlinken irgendwie eine Option. Ist es nicht.
Man sollte sich echt pragmatischeren Dingen zuwenden wie der Einkommensverteilung in einer zunehmend automatisierten und globalisierten Welt.
Autoritäre Entwicklungsdiktaturen funktionieren, wenn sie sich auf Produktivitätssteigerungen fokussieren. Wie China. Nur ist das weder links noch appetitlich oder notwendig (wir sind nämlich schon entwickelt).

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Ich glaube, auch-einer hat hier nicht die Ökonomie im Hinterkopf, sondern Stärke, Struktur und Funktionsweise der Regierungsinstitutionen. Autoritärer Kapitalismus halt. Sowas wie Taiwan, Singapur oder Katar.

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Da seh ich aber eine deutlich Fehleinschätzung.
All diese Länder verteilen nicht viel. Die setzen auf einen Aufbau von export-orientierten Sektoren und das wird auf dem schnellen Dienstweg durchgeführt, ohne das irgendwie überhaupt groß an die Gesellschaft zu kommunizieren.
All diese Länder sind außenwirtschaftlich ziemlich offen. Ansonsten haben sie nicht viel gemeinsam und sind sowieso speziell, glaub ich. Singapur ist ein Logistic-Hub, Taiwan ist wirtschaftlich eng mit China verbunden und Katar ist ein Ölstaat, der sich Gedanken über die Zukunft macht. Irgendwie hab ich den Eindruck, die wollen mit der Schweiz konkurrieren, um sehr reiche Leute in ihr Land zu bekommen.
Das Modell der LINKE wirkt auf mich eher import-substitutiv und mit Rückkoppelung mit der Gesellschaft (oder Volk, wie die sagen). Im schlimmeren Fall Russland oder Venezuela. Im besseren Fall Allende-Chile.

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Das musst Du schon mit auch-einer ausdiskutieren. Ich denke, es geht ihm vor allem um das autoritäre Potenzial.

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ja, eben das, aber nicht nur.

die zurichtung des einzelnen und seiner persönlichen verhältnisse, man könnte auch sagen, der ausbeutungsgrad, war in der ddr sehr viel weitgehender als im westen.

fängt doch schon wieder an.

siehe schulpolitik (zielsetzung: anpassung der beschulten an die erfordernisse des arbeitsmarkts und nicht weiter), siehe hochschulpolitik (siehe schulpolitik, nur gehobener), siehe kultuspolitik (zielsetzung: events zur freizeitgestaltung mit mehr oder weniger verkappter werbung für staatliche stellen und deren repräsentanten), siehe familienpolitik (freistellung von arbeitskräften durch staatlich durchgeführte erziehung), siehe alles mögliche, was neuerdings so stickum in dieser republik für die einen wieder, für die anderen neu eingeführt wird.

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Das knüpft nahtlos an mein Posting "Paradigmenwechsel" und die Clusterdebatte an. Es geht hier um ein neues autoritäres Regime, das Schritt für Schritt, ohne das Grundgesetz anzutasten aufgebaut wird und Dinge wie Trennung von privat und staatlich oder selbst die Gewaltenteilung ganz langsam unterminiert.

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