Freitag, 6. Februar 2009
Feste feiern
che2001, 16:48h
In dem Unternehmen, für das ich bis kürzlich tätig war gehörte die Teilnahme an bestimmten Festlichkeiten zu den unausgesprochenen Pflichten der Mitarbeitenden. Wer auf der Weihnachtsfeier oder der Geburtstagsparty des obersten Chefs ohne eine Entschuldigung wie Krankheit oder Urlaub fehlte, konnte sich auf die Kündigung vorbereiten. Dazu zählten auch Ereignisse wie die Hochzeit der Tochter des Chefs o.ä.. Grundsätzlich war es erwünscht, den Partner oder die Partnerin zu solchen Ereignissen mitzunehmen, wobei ganz klar hierarchisiert war, was welche Art von Partnerschaft zählte: An erster Stelle kamen die verheirateten Leute, möglichst mit Kind. An zweiter Stelle in der Hierarchie der sozialen Wertschätzung, die nichts mit der realen Dienststellung im Unternehmen zu tun hatte, kamen die Leute, die in fester Dauerbeziehung ohne Trauschein lebten. Schwule mit Partner rangierten noch einmal etwas darunter, man schaute sie komisch an, akzeptierte sie aber; man könnte auch sagen: Akzeptanz mit Vorbehalt. Leute wie ich, die komplett solo waren, waren irgendwie peinlich, das konnte man nicht verstehen. Schlusslicht.
Für mich, der ich aus einer Welt in das Unternehmen kam, in der WGs mit Gemeinschaftskasse und offene Zweierbeziehungen mit erlaubten Seitensprüngen das role model waren, für sich selbst und nicht auch für die Wohngenossen einkaufen schon als übler faux pas und als eigentlich eine soziale Verhaltensstörung galt und passagere lesbische Phasen bei heterosexuellen Frauen als chic und PC galten waren diese Unternehmensfeiern mit ihrem hartkonservativen Hintergrund, obwohl ich sie selber teilweise ausrichtete, immer so etwas wie ethnologische Feldforschung in der Fremde. Bin gespannt, wie es beim nächsten Arbeitgeber wird. Hoffentlich lockerer...
Für mich, der ich aus einer Welt in das Unternehmen kam, in der WGs mit Gemeinschaftskasse und offene Zweierbeziehungen mit erlaubten Seitensprüngen das role model waren, für sich selbst und nicht auch für die Wohngenossen einkaufen schon als übler faux pas und als eigentlich eine soziale Verhaltensstörung galt und passagere lesbische Phasen bei heterosexuellen Frauen als chic und PC galten waren diese Unternehmensfeiern mit ihrem hartkonservativen Hintergrund, obwohl ich sie selber teilweise ausrichtete, immer so etwas wie ethnologische Feldforschung in der Fremde. Bin gespannt, wie es beim nächsten Arbeitgeber wird. Hoffentlich lockerer...
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derherold,
Freitag, 6. Februar 2009, 17:24
"...in der Hierarchie der sozialen Wertschätzung..."
Wie sah das konkret aus ?
Bei Feiern bekamen die Verheirateten eine 3-Gänge-Menue, die homosexuellen Pärchen bekamen Gulasch aus der Feldküche und Du nur Leberwurst-Schnittchen ?
Wie sah das konkret aus ?
Bei Feiern bekamen die Verheirateten eine 3-Gänge-Menue, die homosexuellen Pärchen bekamen Gulasch aus der Feldküche und Du nur Leberwurst-Schnittchen ?
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che2001,
Freitag, 6. Februar 2009, 17:33
*Grins*
Nein, es ist mehr die Art, wie nonverbal mit einem umgegangen wird. Also, wie häufig lächelt einem jemand der Chefs zu, wie intensiv ist der Händedruck, wie gucken Sie Dich an, wer meldet sich wie oft zu Wort und wem wird das Wort wie oft gegeben und solche athmosphärischen Dinge. Auch, wie man angeguckt wird.
Nein, es ist mehr die Art, wie nonverbal mit einem umgegangen wird. Also, wie häufig lächelt einem jemand der Chefs zu, wie intensiv ist der Händedruck, wie gucken Sie Dich an, wer meldet sich wie oft zu Wort und wem wird das Wort wie oft gegeben und solche athmosphärischen Dinge. Auch, wie man angeguckt wird.
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mark793,
Freitag, 6. Februar 2009, 17:45
Wusste man da eigentlich
Bescheid über Deine etwas anders gelagerte Sozialisation?
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che2001,
Freitag, 6. Februar 2009, 17:48
Die Chefs selber nicht, aber ein paar Kollegen. Vornehmlich die, die einen ähnlichen Hintergrund hatten. Es gab da so eine "Alte Hausbesetzer"-Fraktion, die einander erkannten, während die CDU- und Korps-Typen um sie herum nichts davon bemerkten.
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uwe sak,
Freitag, 6. Februar 2009, 18:00
Ich bin zwar verheiratet ohne Kids, aber mir geht es auch gehörig auf dem Kecks, das so etwas wie eine stillschweigende Pflicht besteht, die Frau mit zu Weihnachtsfeiern und ähnliches zu nehmen.
Ich muß mir immer komische Fragen gefallen lassen wenn ich wie immer alleine komme.
Evt. Ehefrauen bzw. Lebenspartner sind privat.
Ob ich verheiratet, in einer lockeren Beziehung, Schwul, solo oder Sklave einer Domina bin, geht meinen Ausbeutern nichts an.
Ich muß mir immer komische Fragen gefallen lassen wenn ich wie immer alleine komme.
Evt. Ehefrauen bzw. Lebenspartner sind privat.
Ob ich verheiratet, in einer lockeren Beziehung, Schwul, solo oder Sklave einer Domina bin, geht meinen Ausbeutern nichts an.
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mark793,
Freitag, 6. Februar 2009, 18:22
Von solchen Anwandlungen
war auch mein früherer Seniorpartner (langjährige Rebellmarkt-Leser werden wissen, wen ich meine) nicht frei - und das obwohl er ja auch aus der linksalternativen Publizistik-Ecke kam. Einige Kollegen unserer Bürogemeinschaft hat es echt genervt, dieses ständige "Wann kriegen wir denn mal Deine Frau/Freundin zu sehen?" Und meine damalige Freundin hatte (völlig zu Recht) auch wenig Böcke drauf, sich da begutachten zu lassen.
Im Übrigen war ich vorigen Sommer mal als Anhängsel meiner Business-Class-Gattin beim Sommerfest ihres Brötchengebers. Auch mal eine interessante Erfahrung. ;-)
Im Übrigen war ich vorigen Sommer mal als Anhängsel meiner Business-Class-Gattin beim Sommerfest ihres Brötchengebers. Auch mal eine interessante Erfahrung. ;-)
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derherold,
Freitag, 6. Februar 2009, 18:27
Es ist ja noch Zeit, das zu ändern.
Es muß jetzt auch mal Schluß mit dem ewigen citoyen-Spielen sein. Es ist doch etwas anderes, sein Palästinenser-Halstuch dem eigenen Sohn oder eigenen Tochter zu vermachen als einfach irgendeinem Freund zu verschenken.
*russian dating* oder ähnliche Einrichtungen könnten helfen.
P.S. Komische Firmen. Wo ich gearbeitet habe, wurde es gerne gesehen, wenn die "Partner" eben nicht zu (Weihnachts-)Feiern mitkamen. ;-)
Es ist im übrigen natürlich völlig naiv, daß "ob verheiratet oder devot" keine Rolle spielen würde - es sorgt schon der weibliche Büro-Buschfunk dafür, daß dies ausgiebig diskutiert wird.
Es muß jetzt auch mal Schluß mit dem ewigen citoyen-Spielen sein. Es ist doch etwas anderes, sein Palästinenser-Halstuch dem eigenen Sohn oder eigenen Tochter zu vermachen als einfach irgendeinem Freund zu verschenken.
*russian dating* oder ähnliche Einrichtungen könnten helfen.
P.S. Komische Firmen. Wo ich gearbeitet habe, wurde es gerne gesehen, wenn die "Partner" eben nicht zu (Weihnachts-)Feiern mitkamen. ;-)
Es ist im übrigen natürlich völlig naiv, daß "ob verheiratet oder devot" keine Rolle spielen würde - es sorgt schon der weibliche Büro-Buschfunk dafür, daß dies ausgiebig diskutiert wird.
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che2001,
Freitag, 6. Februar 2009, 20:10
Oh ja. Kollegin Netbitch weiß darüber ganz ausführlich zu berichten. Müsste sich sogar auf ihrem Blog finden.
@russian dating: Hostessen-Service bietet Ehefrauen für die Firmenfeier, auf Wunsch auch den Anstands-Wau-wau;-)
@russian dating: Hostessen-Service bietet Ehefrauen für die Firmenfeier, auf Wunsch auch den Anstands-Wau-wau;-)
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cassandra_mmviii,
Samstag, 7. Februar 2009, 10:27
Meine Exkollegen gingen davon aus, dass ich sie alle zur Hochzeit einladen würde, aber ansonsten blieben (Ehe)Partner zu Hause, was größtenteils an der Abteilungsleuterin lag, die unfreiwilliger Dauersingle war.
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che2001,
Samstag, 7. Februar 2009, 14:08
Eine Abteilungsleuterin ist eine Mischung aus Abteilungsleiterin und Ausbeuterin?
;-)
;-)
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cut,
Samstag, 7. Februar 2009, 14:15
russian dating?
Dann doch lieber gleich das Anarcho Speed Dating.
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entdinglichung,
Freitag, 6. Februar 2009, 18:19
besonders unerträglich bei derartigen Anlässen (war nur bei sehr wenigen dabei, aber das reichte mir schon) oder "gediegenen Familienfeiern" sind die ansonsten relativ spiessigen mittelalten Menschen (Männer), die unter Alk-Einfluss dann plötzlich versuchen, auch einmal "locker" und "lustig" zu sein, statt 75% dann 100% (aber andere) Scheisse reden und am Ende zwischen Klo und Bar hin und her wanken ... gibt ansonsten die Angewohnheit vieler SpiesserInnen, Menschen die solo sind per se erst einmal als lesbisch oder schwul (und somit als bedrohlich) zu verbuchen
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