Donnerstag, 19. Februar 2009
Der Kampf ums unmittelbare Existenzrecht - für ein freies Fluten!
Die Auseinandersetzungen zwischen boat people und der italienischen Staatsmacht eskalieren. Auf Lampedusa hauen internierte Flüchtlinge jetzt richtig auf den Bolzen. Na, wie lange hält noch die Abschottung der Festung Europa? Die Schengen/Dublin-Welt scheint nicht mehr so zu funktionieren, wie ihre Konstrukteure sich das vorstellten. Von Koch bis Schily, von Berlusconi bis Cohn-Bendit, von Sarkozy bis Solana, die verschiedenen Rezepte zum Draußenhalten der Flüchtlinge oder Kanalisierung von Migration durch Multikulti-Rezepte, die letztendlich auf neue Apartheid abzielen sind mal wieder auf eine Bewährungsprobe gestellt. Die von der EU-Politik nicht unverschuldete, von Kleptokraten in Westafrika zementierte und ausgenutzte und die internationale Verschiebung von Billigarbeitskräften beflügelnde Massenarmut versucht sich Bahn nach Europa zu brechen. Las ja gerade etwas über die Völkerwanderung und die Goten und sehe da durchaus Parallelen.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,608503,00.html

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es hilft alles nix
wir müssen die boote schon in die mitte versenken!

sie sterben alle für die ches wo revolutionäre potentiale sehen durch die bedürftigen wo die sozialsysteme auseinanderreissen sollen um ches seltsame revolutionen zu rechtfertigen

und sie sterben alle weil neoliberale durch diese armen menschen den lohn auf ein euro drücken wollen

darum werden sie sterben
ohne ausnahme
und in grösster radikalität

ziwo
(ich liebe eure verlogenheit wie ihr euch einsetzt und sowas von rührend - mich kommen alle tränen)

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Vielleicht sollte man Zitterwölfe aber auch als jagdbares Wild freigeben. Ches seltsame Revolutionen sind ja vielleicht soziale Prozesse, die uns noch bevorstehen. Und bestehende Sozialsysteme müssten durch ganz andere ersetzt werden. Sowas heißt Kommunismus. Und zwar nicht der komische autoritäre Staatskapitalismus russisch-preußischen Zuschnitts.

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Das Problem am Kommunismus bleibt bis auf weiteres, dass die sehr verschiedenen sich daran orientierenden Gesellschaften bislang niemals besondere Attraktivität für Wirtschaftsflüchtlinge ausstrahlen konnten.

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Das ist doch kein Problem
des Kommunismus, sondern des mangelnden revolutionären Bewusstseins der MigrantInnen. Den Leuten fehlt es einfach am klaren Klassenstandpunkt.

;-)

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Da gibt es übrigens eine fast unbekannte Ausnahme
Nämlich den indischen Unionsstaat Kerala, wo trotz sehr knapper Ressourcen der IM DURCHSCHNITT höchste Lebensstandard Indiens herrscht. Seit vierzig Jahren regieren dort die Trotzkisten.

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Mit Kerela hab ich auch gelesen.
Es gibt da ein Buch, das im Ökonomie-Teil einer Sonntags El Pais besprochen wurde.
Hab aber leider den Namen des Buchs vergessen und die Zeitung in den Papiermüll.

Soweit wie da stand, hat Kerela ein geringeres Wachstum als andere Bundesstaaten, aber eine gleichere Verteilung.
Natürlich sind Verteilungsgerechtigkeit und Wachstum nicht die einzigen Faktoren.
Das bedeutet aber nicht, dass dort im Durchschnitt der höchste Lebensstandard herrscht, sondern nur das die Abweichungen vom durchschnittlichen Lebensstandard am geringsten sind.
Kerala lags behind many other Indian states and territories in terms of per capita GDP (11,819 INR[1]) and economic productivity. However, Kerala's Human Development Index is the best in India
http://en.wikipedia.org/wiki/Economy_of_Kerala


Der Neoliberalismus der 90er war bezüglich der Automatismen, mit der sich Verteilungsgerechtigkeit einstellt, vermutlich überoptimistisch. Um nicht zu sagen sehr vermutlich.

Mit den geringen Rohstoffen ist auch problematisch, weil viele der Einwohner in den Golf-Staaten arbeiten. Das Geld wo die zurücküberweisen ist makroökonomisch quasi wie Rohstoffe.

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Ja, aber da gehen tatsächlich Migranten hin: Tamilen aus Sri Lanka. Ansonsten spielt natürlich eine große Rolle, dass in anderen Unionsstaaten das Kastensystem noch immer greift.

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Das macht zusammen mit Griechenland ein komplett anderes Bild- nämlich, dass es im Gebälk kracht. Ich bin ja skeptisch, was Veränderungen zum Positiven angeht (dazu steht für zu viele Menschen ihr Wohlstand auf dem Spiel und das mag keiner), und Lösungen habe ich auch keine, aber das Armutsproblem kommt nach Europa, und es hat keine Lust, brav zu sein.

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Ja, nur das ist ein Thema, wo es für die Linke eigentlich dringend ansteht, Perspektiven zu diskutieren und Handlungsstrategien zu entwickeln. Ich sehe bloß im Augenblick nicht, dass dies geschieht. Stattdessen werden Scheinkonflikte um Stellvertreterkriege ausgefochten, wie bezüglich Gaza/Israel.

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Im Grunde ist das Buch "Geschichte, Rassismus und das Boot. Wessen Kampf gegen welche Verhältnisse?" von der autonomen lupus-Gruppe von 1992 im Augenblick so aktuell wie seit Erscheinen nicht mehr bzw. müsste dringend upgedatet werden.

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Schuldzuweisungen sind halt einfacher als Alternativen.

Niemand, der halbwegs bei Verstand ist, fordert, dass die gesamte Menschheit in Westeuropa bzw. Nordamerika einziehen solle, auch wenn immer wieder mit diesem Szenario gearbeitet wird um Angst zu schüren.
Um was es gehen muss, ist menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen, und zwar überall. Die Ansätze dazu sind seit Ewigkeiten bekannt: dezentrale Entwicklung, Stärkung lokaler Ökonomien, Schonung von Ressourcen etc, aber tun tut sich irgendwas zwischen nichts und nicht viel.
Statt Mammutsummen auf sauteuren Showveranstaltungen à la G8 zu diskutieren wäre es ja mal ein erster Schritt, den bereits 1999 vom Papst geforderten Schuldenerlass umzusetzen.

Auch in den Ländern selbst muss sich was ändern, immer nur "mea culpa" aus Europa ist nun auch nicht das Patentrezept. In Zimbabwe zB gibt es gerade genug Probleme, die man mit Geld, was angeblich nicht da ist, lösen könnte. Aber für ne Geburtstagsparty für Mugawe reicht's anscheinend noch.
Wenn ein Land Geld für Waffen, aber nicht für Schule und Krankenversorgung hat, sollte man sich überlegen, ob Geld hier das Problem ist oder etwas anderes.

Und man kann Europa, den Kolonialismus und so weiter nicht immer und für alles verantworlich machen.
Wenn ich so was lese kommt mir nur noch die Wut hoch: "In Dungu, a 10-year-old girl lay comatose on a metal hospital cot, her face glazed with sweat, her pulse hammering in her neck. She had been sexually assaulted in a nearby village and shot in both legs, bullet through bone. (Quelle: http://www.nytimes.com/2009/02/07/world/africa/07congo.html?th&emc=th) Manchmal muss man, auch wenn das ganz schnell Eurozentrismus, Paternalismus etc wird, klar sagen "Stop". Denn was nun rassistischer ist, die Leute plumb krepieren zu lassen während man auf dem eigenen "kein Militär, das ist böse" beharrt oder völlig autoritär sein eigenes Weltbild, in dem Vergewaltigung kein schützenswertes Kulturgut darstellt, durchsetzen, muss diskutiert werden. Und das wird sehr schnell sehr unbequem.

Wie gesagt, ich habe keine Lösung.

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Vergewaltigung ein schützenswertes Kulturgut? Ist das nicht etwas unglücklich formuliert?

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An die look away left!
Übrigens zitiere ich hier noch einmal Mo, da wird nämlich noch deutlicher, was das mittlerweile für eine internationale Dimension hat.

""Seit fast vier Wochen wird dort gestreikt, und immer offensichtlicher ist, dass Paris das Problem nicht in den Griff bekommt. Der Generalstreik auf Guadeloupe etwa blockiert die Lebensmittelversorgung, die Läden sind seit Tagen geschlossen, das wichtige Tourismusgeschäft kommt allmählich zum Erliegen. Auf Martinique haben der Club Med in Saint Anne und andere Hotels die Tore versperrt, Reiseveranstalter streichen Flüge.

Dort hat sich eine Bewegung gegründet, die "LKP", eine kreolische Abkürzung für "Kollektiv gegen Ausbeutung". Angeführt von lokalen Gewerkschaftsführern organisieren sie Proteste gegen Billiglöhne und die soziale Misere mit den Mitteln des Volksaufstands. Gestern wurde aus Guadeloupe gemeldet, dass die Streikbewegung wichtige Verkehrswege mit Barrikaden versperrt hat. Schon droht Paris kaum verhohlen mit Gewalt. Der Staat werde "rigoros dafür sorgen, dass der Rechtsstaat respektiert wird", warnte am Wochenende Sarkozys Überseeminister Yves Jégo."(...)



(...)"Die Preise sind höher als in Frankreich, das Einkommen per Einwohner liegt weit unter dem nationalen Durchschnitt, die Kinder haben kaum Schulabschlüsse und landen in der Arbeitslosigkeit, und alle Führungsposten in der Privatwirtschaft und in der Verwaltung sind von Leuten aus Frankreich besetzt", resümierte der aus Guadeloupe stammende Patrick Karam, der im Auftrag der Regierung für Chancengleichheit sorgen soll.

Die Arbeitslosenquote liegt auf allen Inseln über 20 Prozent. Fast 18 Prozent der Bevölkerung in den Überseegebieten erhalten Sozialhilfe. Rund 40 Prozent der Arbeitsplätze in Martinique und Guadeloupe sind bei öffentlichen Einrichtungen, die Wirtschaft fast völlig vom Mutterland abhängig. Die reinen Daten klingen, als bestehe die koloniale Realität fort. "Es gibt auf den Antillen brutale soziale Ungleichheiten, die historisch noch direkt in der Sklaverei gründen", sagt die bekannte Abgeordnete Christiane Taubira aus Französisch-Guayana, die einst als liberale Präsidentschaftskandidatin in Paris antrat. Sie spricht von "sozialer Apartheid".(...)

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"Vergewaltigung ein schützenswertes Kulturgut? Ist das nicht etwas unglücklich formuliert?"


ich habe mich letztens mit jemandem unterhalkten, der fand, als weisser Europäer dürfe man sich da grundsätzlich nicht einmischen, selbst wenn Vergewaltigung als Mittel der Kriegsführung eingesetzt wird, da das immer irgendwie darauf hinauslaufe, dass man die eigenen Wertvorstellungen transportiert und das ist halt böse. Und in anderen Kulturen ist das halt alles irgendwie anders, das verstehen wir nicht (der Gute war übrigens auch weiss), das müssen wir hinnehmen und dürfen nicht werten.

Hä?


Jetzt klarer?

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Um was es gehen muss, ist menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen, und zwar überall. Die Ansätze dazu sind seit Ewigkeiten bekannt: dezentrale Entwicklung, Stärkung lokaler Ökonomien, Schonung von Ressourcen etc, aber tun tut sich irgendwas zwischen nichts und nicht viel.
Da bin ich deutlich pessimistischer.
Ich halte es im Gegenteil für sehr, sehr schwierig.
Es ist wie Software-Projekte. Es hängt immer von einer Vielzahl von lokalen Gegebenheiten ab, welche Mittel greifen und welche nicht. Und die lokalen Gegebenheiten lernst du erst im Prozeß kennen. Sehr viele Faktoren entscheiden darüber, ob du hier gerade das tolle Rahmenwerk für die nächsten 5 Jahre baust oder Stein-für-Stein ein Gefängnis für Menschen in der Zukunft baust. So sind komplexe Softwareprojekte und Entwicklungs-Ökonomie ist noch viel schlimmer.
Der Gewinner in Sachen diversifizierteren Optionen in Sachen Lebensgestaltung ist vielleicht Süd-Korea. Ich find das absolut irre. Wer hätte das noch in den 70ern oder gar 80ern gedacht. Expost haben die die Grundlagen in den 50ern angefangen zu legen.
Und ich bin wirklich erschüttert wie viele Linke sich von Chávez und übrigens auch Morales blenden lassen (ich werd das nicht diskutieren). Das das viel bla bla ist und so leicht in eine kalte, brutalisierende Sackgasse führen kann. Auf der Libertären Seite natürlich auch mit dem "Markt ist immer richtig" und wenn man dann seine VWL Kenntnisse ausgräbt und echt mal mit einfachen mikroökonomischen Modellen kommt, dann kriegt man als Antwort Bastiat.
Nein. Dabei sind es in der Empirie vermutlich sehr verschlungene Wege mit viel in alle Richtungen gegensteuern, auf denen Elend verringert wird.

Im Chilenischen Schülerprotest vor 2 Jahren (rebelión de los pingüinos), gings um den Start einer chilenischen Lösung, die die wie in jedem Land speziellen Ausgangsbedingungen fokussieren wollte. Nix mehr von taiwanesischen Modell, finnischen Modell, indonesischen Modell, worüber die Politiker die ganze Zeit redeten, sondern Modelo Shileno. Die Empirie der Gesellschaft. Die sagten nicht, dass das einfach wäre. Eine sehr kollektive Bewegung in einem individualisierten Land. Sehr breit. Privatschul-Besucher setzten sich gerade auch sehr für die Verbesserung der Öffentlichen Schulen ein. Hab einen der treibenden Figuren dieses Jahr kurz gesprochen. Herkunftsmässig übrigens Privatschule, aber die alleinerziehende Mutter war ökonomisch eindeutig untere Mittelschicht, btw. Bestätigte voll meine Abneigung gegen Patentrezepte und die Bedeutung der verschlungenen Empirie.

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ich habe mich letztens mit jemandem unterhalkten, der fand, als weisser Europäer dürfe man sich da grundsätzlich nicht einmischen,
Auch wieder so ein Patentrezept. Zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Im brasilianischen Urwald gibts - neben einer gewaltigen Abholzung und Wahnsinn - Gebiete, in die keiner rein darf. Man will den Kontakt mit Weißen völlig verhindern, weil allein schon das Wissen unserer Kultur ihre Kultur zerstören würde.
Zu Beginn unserer Dominanz ist Hernán Cortés mit 500 Mann in ein von 30 Mio oder mehr (so genau weiß ich das zur Zeit nicht) Gebiet reingegangen. Er hat einmal mannschaftsmässig Nachschub mit ca. 300 Mann erhalten. Nach 3 Jahren war eine Kultur dabei unterzugehen. Klar war das nur durch die fehlende Ressistenz der Indianer gegen unsere Krankheitskeime möglich. Aber eben auch dadurch, dass er von inneren Zwistigkeiten aufgrund einer mit recht vielen Menschenopfern verbundenen Kultur auf der anderen Seite, unterstützt wurde. Die Entrüstung über die Menschenopfer war echt.

Die waren damals sehr materiell unterwegs, aber auch gut gemeinte Versuche zu "helfen" führten zu Zerstörung und Wahnsinn.

Ein Patentrezept ist aber Laissez Faire auch nicht. Und es ist nicht natürlich. Allein schon der ihr Wissen über uns verändert ihre Kultur. Und Menschen besitzen halt ein natürliches Bedürfnis einzugreifen. Und so viele Naturvölker gibts ja auch nicht mehr. Und weise waren die ja nun wirklich auch nicht. Z.B. haben die Bewohner von Rapa Nui (Osterinsel) ihre Insel in eine ökologische Katastrophe gesteuert, BEVOR sie den ersten Weißen gesehen haben.
Und allein schon das Wissen über uns, verändert ihre Kultur. Die portugiesischen, französischen, englischen, niederländischen, etc. Sklavenjäger brauchten an der afrikanischen Küste nicht zu jagen. Sie bekamen die Menschen von Einheimischen verkauft. Allein die Existenz der Nachfrage der Weißen gab dem ja auch in Europa vorhandenen Sklavenhandel gewaltig in Schwung. In der frühen Neuzeit wars ja in Europa durchaus üblich, dass man in Kriegen gefangene Moslems zu Sklaven machte und umgekehrt. Nur nahm das halt nicht das katastrophale Ausmaß wie in Afrika an.

Und heute verändert sich die Kultur der Anderen allein schon durch deren Wissen über unsere Existenz. Im Grunde ist es naiv und pharisäerhaft zu glauben, man könnte da "nicht-Eingreifen". So ein bischen wie die Begeisterung der Libertären für den Markt.

Nur steuernd eingreifen ist auch höchst schwierig. Zunächst mal muß man einen hohen Respekt vor der anderen Kultur haben. Das hat natürlich seine Grenzen bei Kulturpraktiken, die gegen ein paar global gültige Vereinbarungen gehen (wie z.B., dass Vergewaltigung grundsätzlich verboten ist). Aber steuern? Nachhaltige Veränderung kann nur aus der Gesellschaft selbst kommen. Dafür kann man versuchen, günstige Ausgangsbedingungen zu schaffen. Mehr nicht.

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"Da bin ich deutlich pessimistischer.
Ich halte es im Gegenteil für sehr, sehr schwierig. "

Hey, ich bin hier die Berufspessimistin :)

Das es keine Patentrezeote gibt ist klar, aber solange ich für mich bestiommte Grundversorgungen fordere muss ich sie auch anderen zugestehen. und wer nicht will muss sie ja nicht wahrnehmen. Teilweise fliehen die Menschen, die jetzt auf Lampedusa sitzen, aus Armut und Perspektivlosigkeit. Und dagegen kann man etwas machen. Das wäre wahrscheinlich sogar billiger als Lampedusa.

Ich denke einfach, die erste Priorität muss die Lebensmittelversorgung haben, und die funktioniert am Besten dezentral. Behaupten zumindest die Landwirtentwicklungshelfer in meinem entfernteren Bekanntenkreis und das klingt doch erst mal logisch, oder?
Dann wären doch sauberes Wasser und Strom toll, oder? Besser auch dezentral (da gibt es genug Optionen), dann ist nicht gleich jede Glühlampe im Land dunkel, wenn es mal im Kraftwerk nicht funktioniert. Ausserdem haben Großprojekte immer diesen "Siedelt mal woanders, hier kommt jetzt der Staudamm hin"-Touch.
Und wenn wir dann auch noch Krankenversorgung und Schulbildung in erreichbarer Entfernung (also auch dezentral) hinbekommen wären wir ein ganzes Stück weiter.

das das nicht einfach wird und ganz massive Interessen dagegenstehen ist mir schon klar, und auch, dass der Weg unendlich lang wird. Aber deswegen sagen "klappt eh nicht"? da werde ich dann schlagartig zur Realistin und sage "wenn du das so angehst hast du wahrscheinlich recht".

Wie bereits mehrfach gesagt: ich habe keine Lösungen.

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Hey, ich bin hier die Berufspessimistin :)
Das ist aber keine besonders dezentralistische Einstellung ;-)

Dezentralität kann aber nicht der einzige Gedanke sein.
Stell dir vor, viele Kinder werden an der Schule ernährt.
Da gibts regionale Firmen unter deutlicher staatlicher Kontrolle, die soweit erstmal aus der Region einkaufen. Es gibt aber für die Zubereitung der Speisen aus Gründen der Effizienz und im Namen einer ausgewogenen Versorgung zentrale Vorgaben, die - bei funktionierenden Rückmeldungskanal aus der Provinz - überall so durchgeführt werden. Da gibts dann gut ausgebildete Ernährungsexperten in der Hauptstadt, die die Manager schulen. Die Manager bringen das dann den Leuten in den Schulküchen bei. Das System funktioniert eigentlich ziemlich gut.

Oder du stellst über 2000 Jahre nach der letzten Erscheinung von Baby Jesus auf unserem Planeten fest, dass Frontalunterricht wirklich nicht mehr so der burner ist. Da sollten dann Zehntausende von Lehrern, die überdies meist nur 450 € verdienen (bei über doppelte Kaufkraft wie hier), dazu bringen, dass sie sich kinderpsychologisch weiterbilden, Gruppenarbeiten durchführen lassen, Diskussionen, etc. Dafür brauchts halt auch eine zentrale Einheit, die schon mal so was wie einen grundsätzlichen Plan aufstellt.

Die saftige Welt der glücklichen dezentralen Kleinbauern überzeugt mich auch nicht so wirklich. Dafür sind einfach zu viele Landreformen auch schief gegangen. Und ich hab auch schon persönlich so Sachen gehort, dass wir Europäer noch nie in unserem Leben die Erfahrung eines wirklichen Arbeitstages auf dem Land gemacht haben. Hab gehört, dass dies wirklich mühseelig sein kann.

Oder Südkoreas Industrie ist auch nicht in den Scheunen von Reisbauern-Farmen entstanden sondern z.T. sehr zentralisiert.

Und ist die Dezentralisierungs-Idee auch nicht letzten November vom Himmel gefallen. Man weiß das schon länger und trotzdem läuft nicht alles richtig.

Ich bin btw. auch nicht so wahnsinnig überzeugt, dass die einzigen Widerstände in Interessen bestehen, die dagegen stehen.
Auf ein klappt eh nicht kann man sich aber eh nicht einlassen, weils klappen muß.

Man kann sich halt nicht nur auf eine Idee verlassen.

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Als Hartmannianer würde ich ja sagen, dass die soziale Revolution jederzeit möglich ist, sie sich aber nicht an den Vorstellungen orientieren kann, die durch bürgerliche oder marxistische Revolutionskonzepte geprägt wurden und angesichts der Unübersichtlichkeit der Verhältnisse die potenziellen Revolutionäre ihre Züge nicht einmal mehr davonfahren sehen. Wobei Revolution nicht unbedingt gewaltsamen Umsturz bedeuten muss, aber eine ganz andere Weltordnung. Und mit "Romantik" zuallerletzt zu tun hat, sondern mit der Errichtung menschlicherer Verhältnisse einerseits und einer Überwindung der heillosen Anomie, mit der wir es momentan zu tun haben. In diesem Zusammenhang sind Eure Überlegungen aufschlussreich und interessant. Perspektiven im Weltmaßstab können überhaupt nur entwickelt werden, indem empirische Erfahrungen in neuer Weise zusammengebracht werden. Und da stehen wir nicht vor einem schrecklichen Ende, sondern ganz am Anfang.

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SalzderErde,
Kannst du mir ganz kurz erklären, warum Kinder in der Schule ernährt werden sollen? Ich vertrau das auch gerne den Eltern an. Nicht weil dezentral so ein fetisch von mir ist, sondern weil Kinder nun mal im Idealfall bei ihren Eltern leben und nur wenn das nicht klappt (Tod zb) sehe ich da den Staat in der Pflicht.

Alles was ich sagen will, ist das Großstaudammprjekte vielleicht den ganzen Kongo mit Strom versorgen können, aber kommt der Strom auch im Dorf an? Da sind Solarzellen (die nicht in dezentraler Heimarbeit hergestellt werden können, ich weiss) einfach effektiver. Und dazu kommt die Machtverteilung vor Ort- Vertreibungen sind so unschön.

Wenn wegen hohen logistischen Aufwandes (Kühlung, Transportstrecken, Strassenverhältnisse) jedes Hähnchen zentral gemästet wird schlägt das Projekt "Proteine auf den Teller" auch gerne fehl.

Die Frage ist, wie zentral zentral sein soll- was an einem Ort klappt muss nicht überall klappen.

Wir müssen uns halt klarmachen, dass wir im Kongo zB von Wegstrecken reden, die doch die recht übersichtliche BRD in den Schatten stellen.


Die Idee, in Indien Biogasanlagen für Dörfer zu installieren, damit a) die Frauen (ist halt größtenteils Frauenarbeit) nicht mehr kilometerweit laufen, um Holz zu sammeln b) durch Schutz der Wälder die Erosion und Bodenabnutzung aufgehalten wird c) Gas zum Kochen vor Ort kommt d) die Scheisse nicht mehr rumliegt hatte doch recht hohe Erfolge, so sie denn umgesetzt wurde.
Und versorgt auch Menschen mit Strom, ohne dafür die nächste Ökokatastrophe anzurichten.

Die Frage bleibt halt, warum damit aufgehört wurde. Und mal wieder weiss ich es nicht.

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Kannst du mir ganz kurz erklären, warum Kinder in der Schule ernährt werden sollen?
Es gibt sehr viele Länder, mit Sozialhilfe, die nicht mal mit unseren Hartz4 Sätzen vergleichbar ist.
Dort kann es aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass Eltern in bestimmten Phasen nicht genug verdienen, um die Familie zu ernähren.
Mit Schulspeisungen ist dann zumindest sichergestellt, dass jedes Kind ausreichend ernährt wird. Zusätzlich erhalten Eltern dadurch einen Anreiz, ihre Kinder überhaupt erst in die Schule zu schicken.
Stell dir vor, dein Land ist plötzlich von einer schweren Wirtschaftskrise getroffen. Du bist alleinerziehende Mutter und hast nur noch einen prekären Erwerb, der darin besteht, dass du versuchst Buch-Abonnements an reichere Leute zu verkaufen. Du stehst jeden Morgen auf und weißt nicht wieviel du verdienst. Manchmal verkaufst du eine Woche überhaupt nichts. Du überlebst für eine Zeit, indem du hauptsächlich günstiges Brot ißt. Du schaffst es gerade, deinen Kindern morgens und abends Brot mit ein bischen was drauf zu geben.
Was wäre, wenn eine solche Mutter sich zusätzlich noch um das Mittagessen der Kinder sorgen müßte?
Mit der Sorge für ihre 2 Kinder wär eine mir bekannte Frau 1983 durchgedreht.

Für eine Menge Dinge ist das Subsidiaritätsprinzip eine gute Sache.
Nur gibts eben auch Angelegenheiten, in denen funktionierende zentrale Strukturen eine Menge Sinn machen und eine Bedingung dafür darstellen, dass lokale Aktivitäten überhaupt funktionieren.
Die Frage ist nicht zentral und dezentral sondern beides an seinem Platz.

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Deshalb sind sogar kirchliche Internate in Haiti ein Fortschritt, wenn die Eltern den Kindern nämlich Plätzchen aus Lehm anzubieten haben, damit wenigstens ETWAS im Magen ist.

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"Dort kann es aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass Eltern in bestimmten Phasen nicht genug verdienen, um die Familie zu ernähren"

Und jetzt kommen wir zum Knackpunkt: ich möchte, dass Eltern ihre Kinder ernähren können und nicht auf den Teller Reis in der Schule angewiesen sind.
Da sind Schulspeisungen ein erster Schritt, aber ich möchte deutlich weiter: zum Menschenrecht auf ausreichend Nahrung. Auch für Menschen, die nicht (mehr) zur Schule gehen. Oder noch nicht.

Das das noch ein weiter Weg ist weiss ich.

Und schlagartig sind wir wieder in der BRD: ich sehe die Pläne, HartzIV-Kindern in der Ganztagsschule zu essen zu geben sehr kritisch. Nicht weil mir es egal ist, ob den Kindern der Magen knurrt oder nicht (ganz im Gegenteil!), aber ich weigere mich, eine Gesellschaft zu akzeptieren, in der einige den Teller Mitleidssuppe bekommen und andere zu Hause essen können.
Ich möchte nicht, dass meine Kinder den ganzen Tag in der Schule sind. Ich vertraue unserem Staat und seinen Lehrplänen nicht weit genug, um ihm meine Kinder blind vertrauend in die Hand zu geben. Da habe ich ein sehr waches Auge drauf, glaub mir.
Es heisst immer, das Kinder aus "bildungsfernen Schichten" die Ganztagsschule brauchen, um genug zu lernen. Aber mir stellt sich da die Frage nach der Herrschenden Bildung und der Bildung der Herrschenden und was ist Bildung eigentlich und wessen Bildung? Jetzt könnte man sehr schön über den sozialdisziplinierenden Faktor von Schulpflicht diskutieren, wäre aber definitiv ein anderes Thema.

Jedenfalls halte ich die Mahlzeit in der Schule für einen Zwischenschritt (sogar oft für einen nötigen), aber eben nur für einen Zwischenschritt.

Und WENN die Arbeitskraft der Kinder nicht mehr so verdammt nötig gebraucht wird müsste man Eltern vielleicht auch nicht mehr mit einem Teller Reis dazu bringen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Dann kämen die Kinder vielleicht auch so. Oder? Wäre es nicht zumindest einen Versuch wert?
Vielleicht kämen sogar Erwachsene?

Der Teller Essen in der Schule reicht halt nicht. Er erreicht niemanden, der nicht zur Schule geht (was in der Alterskohorte unter 5 Jahren wo die Sterblichkeit aufgrund von Mangelernährung die höchste ist grob 100% sein dürften)

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Reden wir mal nur über den Kinderstandort D.
Keine und falsche Ernährung schädigt gerade bei Kindern Gesundheit, seelisches Wohlbefinden und Lernfähigkeit. Jeder, der heute hierzulande Lehrer ist, kennt die Schüler, die als einzige in der Familie vor 11 Uhr morgens aufstehen. Dass solche armen Würmer überhaupt noch zur Schule gehen, macht sie zu Bildungshelden, die Bestnoten verdient hätten.
Und da es, Cassandra, mit der Einführung des Kommunismus sich wohl noch etwas hinzieht, haben diese Kinder wenigstens Unterstützung dadurch verdient, dass sie in der Schule etwas Richtiges zu Essen bekommen.
Du weigerst Dich, "eine Gesellschaft zu akzeptieren, in der einige den Teller Mitleidssuppe bekommen und andere zu Hause essen können." Blöd nur, dass hochmögende Gesellschaftskritik nicht weiterhilft, weil diese Kinder jetzt Hunger haben.
Vielleicht meinst Du ja das Richtige und drückst es nur dumm aus, aber Deine Einlassungen erinnern mich schon an die "Eigenverantwortung" aus der ganz anderen Ecke.

Du möchtest nicht, dass Deine Kinder "den ganzen Tag in der Schule sind." Du vertraust "unserem Staat und seinen Lehrplänen nicht weit genug, um ihm meine Kinder blind vertrauend in die Hand zu geben."
Schon recht, Du vertraust dem Staat bis 13 aber nicht bis 18 Uhr. Ich hingegen vertraue den Lehren mehr als jenen Eltern, vor deren besoffen-sexuellen Übergriffen das Kind in der Ganztagsschule dann wenigstens ein paar Stunden länger sicher ist.

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Ich dachte immer, daß sexueller Mißbrauch von Kindern hauptsächlich in bürgerlichen Kreisen vorkommt. Dein dargestellter Idealismus in Ehren, @noergler, aber selbst der größte Umfang der Erziehungsdiktatur wird nicht Kinder allumfassend seinen Betreuungseinrichtungen zuweisen können.

"... aber ich weigere mich, eine Gesellschaft zu akzeptieren, in der einige den Teller Mitleidssuppe bekommen und andere zu Hause essen können.
Ich möchte nicht, dass meine Kinder den ganzen Tag in der Schule sind."


Das ist eine sehr ehrliche Antwort.
Niemals, niemals wird die bürgerliche Mittelschicht ihre eigenen Kinder "zur Verfügung stellen".

In den vergangenen 10 Jahren ist nicht nur das Besserverdienermilieu der Wohlstandslinken zum Massenphänomen geworden, sondern auch *Privatschulen*.

Irgendein *Guardian*-Journalist schrieb kürzlich, das Problem der Verbesserung des Bildungssystems sei, daß die "aufgeklärten" liberalen Bürger zwar gerne "links" argumentierten aber für die eigenen Kinder eher "rechts" entschieden. ;-)

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Das ich dem Staat zwischen 8 und 13 Uhr vertraue war jetzt deine Interpretation. Tu' ich nämlich nicht. Da schau ich mir die Lehrpläne auch an- und gelegentlich erfüllt mich das mit Schrecken. Da stehen dann Realschüler, die keine Ahnung haben warum Erdöl jetzt knapp wird und wieso das ein problem sein soll. Und wenn das mehr Eltern täten wäre unser Schulsystem vielleicht besser. Man weiss es nicht.

Ich lege lediglich Wert darauf, Bildung auch in die eigene Hand nehmen zu können- und dafür brauche ich Zeit. Denn wer bis um 16 Uhr mehr oder weniger wertvoll beschult wird wird kaum noch Zeit finden, etwa freiwillig (das soll es geben!) eine Fremdsprache zu lernen.

Ja, ich weiss, das es Eltern gibt, die zu blöd sind, ihre Kinder zu versorgen ("sorry, ich wusste nicht, das Menschen verhungern wenn man ihnen nichts zu essen gibt" ist so ziemlich das Blödeste was mir vorstellen kann). Schon mal "faule Ausrede" gebört?

Es sind nicht alle Eltern darauf aus, ihren Kindern zu schaden. Man hört immer nur die Horrorgeschichten, das gibt halt bessere Auflagenzahlen. Vor Vernachlässigung, Vergewaltigung, Misshandlung (habe ich was vergessen?) muss man Menschen, also auch Kinder, schützen.

Aber hier werden Eltern als Gruppe kriminalisuiert indem man ihnen unterstellt, sie würden generell ihre Kinder vernachlässigen.

Wenn es zu "versoffen-sexuellen Übergriffen" kommt ist es besser, das Kind dort gar nicht, also auch nicht für ein paar Stunden am Tag oder in der Nacht, zu lassen, sondern sie komplett da herauszuholen.
Und warum bitte sollen Kinder unterhalb des Schulalters schlechter geschützt werden?

Schule hilft nicht gegen Vergewaltigung. leider.

Übrigens kommen all' diese grauenhaften Geschichten nicht nur im Prekariat vor. Aber das vergisst sich in der Berichterstattung auch ganz fix.

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Nicht alles über den falschen Leisten brechen
Herold, der bürgerlichen Mittelschicht würde ich Cassandra2008 nicht unbedingt zurechnen. Und Cassandra, der Nörgler hat seinerseits vom Prekariat und Bürgertum und was da vorkommt wirklich sehr viel Kenntnis. Nicht, dass hier von vornherein falsche Zuweisungen die Perspektive bestimmen.

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@Ché, in den 70-igern und früher 80-igern wurde sich über das Thema weniger Gedanken gemacht. Als "Neubausiedlings-Reihenhaus-Kind" bin ich zusammen mit Kindern aus einer sog. "Maumau", das war damals der Name für eine Obdachlosensiedlung(?), zur Schule gegangen.

Es gab (Schul)-Milch und -Kakao und gem. Frühstück; ich war in den Wohnungen der "Maumau" und deren Kinder waren bei uns. Das Thema "Läuse" wurde von den "Neubausiedlungseltern" kurz "andiskutiert" und dann als vernachlässigenswert abgelegt. ... und alles ohne Sozialpädagogen und Psychologen (in den Schulen)

Heute wäre das undenkbar.
Die Begeisterung für Verballeftismus ist deshalb so groß, weil er, bitteschön, verbal bleiben soll. Niemand hat es bisher gewagt, die "Zweidrittel" zur Solidarität abzukommandieren.

... und ich sehe auch niemanden, der dies in Zukunft tun sollte. Selbst Yps fand ja Gesamtschulen nicht mehr "so spannend", als es um die eigene Brut ging .;-)

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Bei Yps dachte ich beim ersten Lesen an ein Comicmagazin aus den 70ern;-)

Und die Maumausiedlung heißt bei uns heute noch so. Die Zweidrittel würde ich zur Solidarität nötigen wollen, aber man lässt mich ja nicht. Und Sorry, Du kannst Leuten wie Cassandra, Workingclasshero, Tuc, Netbitch oder mir keinen "Verballeftismus" unterstellen, dafür haben wir weißbakunin zu oft die Rübe hingehalten.

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Deshalb seid ja auch marginalisiert. ;-))

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Weißt Du, mit dem Rücken zur Wand zu stehen gibt einen unheimlich festen Halt ;-)))

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Oooooch, so marginalisiert sind wir gar nüscht!
In Berlin So36, Bremen-Ostertorviertel, Hamburg Schanze, Hannover Linden Nord, Freilandversuch Göttingen und dem Vorderen Westen in Kassel sind solche Leute wie wir in der Gruppe der unter 40jährigen, also der Gruppe, aus der wir so eine nach dem anderen allmählich herauswachsen eher mainstream. Und das übrige Deutschland ist halt gefühltes Ausland.

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Bin ich nu' bürgerliche Mitte (was ich schon IMMER sein wollte) oder marginalisiert?

:)


Spass beiseite: in der Grundschule eine Strasse weiter soll es demnächst Frühstück als verbindlichen Teil des Unterrichts geben- weil die Eltern es nicht tun. Dummerweise ist das die Schule, die mein Sohn ab demnächst besuchen soll, und der frühstückt hier zu Hause und das soll auch bitte so bleiben. Muss er jetzt 2mal frühstücken?

Der Kindergarten hier in der Strasse putzt Zähne- morgens nach der Ankunft, nach dem 2. Frühstück, nach dem Mittagessen und bevor die Kinder nach Hause gehen noch mal. Ich war etwas verdattert, weil Zähneputzen zwar wichtig ist, aber so oft putze ich mir auch nicht die Zähne, also was soll das? "Unsere Eltern machen das nicht". Na ja, wir schon, und dann muss mein Sohn das doch wohl nicht, oder? Das verstösst gegen die Regeln, alle putzen. Wir haben uns dann nach einem anderen Kindergarten gesucht.

Die Kids hier haben alle miteinander Fernseher auf dem Zimmer. KLeine Anekdote: eine Mutter war etwas verdutzt als ich ihr sagte ab 19:30 sei bei uns "Elternzeit". Sie war sich nicht so sicher, wann ihr Sohn (genauso alt wie meiner) einschlief- so um 8 macht sie den Video an und geht dann. Bis gegen 10 erschien das Kind aber noch regelmässig auf der Bildfläche. "Video?" da war ich nun die, die doof guckte. "Ja, aber nichts schlimmes, so Kinderfilme halt, Aladin oder Star Wars oder so was". Kein Kommentar.

Was mir grad einfällt: wer füttert diese Kinder eigentlich in den Schulferien? 6 Wochen Sommerferien können lang sein wenn der Magen knurrt.


Jetzt fühl' ich mich alt: als ich zur Schule ging (so Anfang bis Mitte der 90er) war Schulschwänzen noch Teil des Lebensgefühl und extrem "links". Da gab es ja auch noch das "Schwänzercafe" im örtlichen Jugendzentrum (nach dessen Schliessung die lokale CDU regelmässig schrie). Und heute fordern Linke die Ganztagsbeschulung- mir hättet ihr mit 17 damit echt nicht kommen dürfen :) und meinen megalinken Mitschülern auch nicht (deren Fehlliste war noch länger als meine...)
Ich glaub, ich hab was verpasst.

Und bin ich die Letzte, die dem Staat misstraut? ich leite meine emails ja auch nicht an Herrn Dr. Schäuble weiter und verwehre mich dagegen, dass er sie lesen darf. Nicht, das da was Spannendes drinsteht, aber ich hänge an meiner Privatsphäre und finde generell, dass sie den Staat NIX angeht. Also, DAMALS (als alles besser war, auch das Wetter und ich jung) gehörte das noch zum Grundkonsens ohne den man quasi nicht mitspielen durfte.

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In den vergangenen 10 Jahren ist nicht nur das Besserverdienermilieu der Wohlstandslinken zum Massenphänomen geworden, sondern auch *Privatschulen*.
Das ist mir zu polemisch. Der Trend zur Privatschule findet in den gesamten oberen Schichten statt. Nicht nur bei diesen angeblich so irrsinnig verbreiteten diabolischen linken Gutmenschen, die im Stillen dann sehr kühl rechnen. Ehrlichgesagt bekommt dieses Klischee langsam einen Bart. Foxnews hat da ja auch immer wieder geritten. Insbesondere in einer auseinandergleitenden Gesellschaft ist es ein normaler Führsorge-Reflex von Eltern, dass sie für die Kinder eine optimale Ausbildung anstreben. Hat nix mit rinks oder lechts zu tun.

Eine gute öffentliche Schulbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nicht den einzelnen Eltern angelastet werden. In einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft (die ich grundsätzlich befürworte) sollten zumindest ähnliche Ausgangsbedingungen herrschen. Dabei bin ich allerdings der Meinung, dass die Schule u.a. den real existierenden Arbeitsmarkt im Auge behalten sollte.

Es gibt einfach Millieus, die sich an den Wandel schwerer anpassen können. Und die werden dann halt abgekoppelt. Klar konnte man in den 70ern als sympathischer halbanarchistischer Prolet ohne großen Bildungsehrgeiz gut leben. Nur ist das heute viel schwieriger. Man kann dem "Kapital" einen Masterplan unterstellen. Für mich war das durch dynamische Prozesse induziert, die von keinem wirklich kontrolliert werden. Wenn in der Familie die Vorbilder fehlen, muß halt ein entsprechendes öffentliches Angebot her. Mein Vater hat selbst als Arbeiterkind in den 50ern ein Gymnasium besucht und selbstverständlich gabs da auch Konflikte zwischen Herkunft und die Rollen, die er dann im Leben ausfüllte.

Es gibt halt auch gewisse Mentalitäten, die es den Kindern erschweren, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Finds problematisch das von aussen als tolle proletarische Kultur abzufeiern, wenn man selbst nach ganz anderen Regeln funktioniert.
In einem anderen Kontext aber damit verbunden eher als Beispiel:
Ich kenn nicht gerade wenig Eltern, für die die explosive Mischung aus äußerster Permissivität und Ahnungslosigkeit im Thema Drogen gewissen ehemaligen Freunden und Mitbewohnern wohl eher geschadet hat. Ich red hier über Leute, die nach 2 Jahren 10 Wasserpfeifen am Tag dann auch bei den LSD Plättchen erstmal zugriffen und dann schnell disfunktional konsumierten (d.h. wirklich viel). Am Ende dann eben
- elterlich finanzierter "Künstler" auf Lebenszeit
- eine Art mit elterlichen Indianerland-Kauf finanzierte postkoloniale Existenz mit unaufgeklärter finaler Exekution per Kopfschuß in Bolivien oder
- Heroin

Das heißt Solidarität kann auch einen Verlust an Freiheit einschließen.

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ich befürworte grundsätzlich eine möglichst breite Auswahl an Schulen und Schultypen. Denn Menschen sind einfach nicht "one size fits all", da kommt zu schnell "one size fits nobody" raus.

Ich habe leider erst in der 11. Klasse die Schule gefunden, auf der ich mich wohl gefühlt habe und er ich mich noch immer verbunden fühle. Ich weiss aber von anderen, dass sie es da überhaupt nicht gut fanden und sich immer unwohl gefühlt haben. Es war übrigens eine "Hardcore"-Gesamtschule mit Ganztagsunterricht und Schulessen und so weiter. Und irgendwie verstanden unsere Lehrer immer alles :)

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Der sog. "sexuelle Mißbrauch", der tatsächlich Folter ist und nichts anderes, kommt einkommens- und bildungsunabhängig vor, jedoch dort signifikant stärker, wo Alk und Drogen durch ihre psychotrope Wirkung hemmungsherabsetzend wirken.

Ich habe hier gänzlich unpolitisch und allein auf einer Regung von Restempathie beruhend, die das Leben mir gelassen hat, dafür plädiert, dass unterversorgten, leidenden Kindern geholfen werden soll.
Aber Dir Herold, fällt nichts Besseres ein, als in Deiner habituellen Staatsfixierung das Thema "Erziehungsdiktatur" zu bringen in einer Situation, in der immer mehr Kinder unter der Knute der Elendsdiktatur stehen.
Es ist nun mal so, dass auch im Bereich der familiären Erziehung Maß und Mitte wegbrechen zugunsten der Extreme Verwahrlosung/Desinteresse und Überbehütung/"Prinzenerziehung"/Leistungsterror. Dies festzustellen, ist keine Kriminalisierung von Eltern – immer weniger Eltern müssen kriminalisiert werden, da sie nämlich bereits kriminell sind, teils im übertragenen, teils im strafrechtlichen Sinn. Und an diesen Tatsachen ändert auch der betuliche Hinweis nichts, dass "nicht alle Eltern ihren Kindern schaden wollen". Eltern wollen nie den Kindern schaden. Was glaubst Du, Cassandra, was "Mißbraucher" in der Therapie erzählen? Das Kind hat das gewollt, und das alles war sowieso bloß eine Art sinnvoll erweiterter Sexualerziehung, schließlich ist man als Vater dafür doch verantwortlich, nicht?

Dass im Schulsystem der Irrsinn der Kultusbürokratie regiert, da bin ich der Letzte, der das bezweifelt. Ich komme nur nicht mehr mit, wenn ein kreatürliches Thema durch Politisierung sogleich geplättet wird. Schon während meines Studiums wurde ich angestarrt wie ein Irrer, als ich sagte:
Es geht nicht um die Veränderung des Politischen, sondern um dessen Abschaffung. Das war jetzt politisch.

Mal ganz blöd gefragt, Cassandra: Wer hat das größere Problem? Hat es Dein Sohn, der zuhause Frühstück bekommt mit der Schule, in der es Frühstück gibt – oder haben es die Kinder, die kein Frühstück bekämen, wenn sie es nicht in der Schule erhielten?

Die Regelung des Zähneputzens, die Dir mißfällt, entspricht dem Stand der Zahnmedizin und hilft Kindern, (zahn)gesund zu bleiben. Damit, dass Du Deinen Sohn dieser gesundheitserhaltenden Maßnahme entzogen hast, schadest Du ihm. Wir sehen: Mutti Cassandra will ihrem Kind nicht schaden, aber sie tut es.
Wenn Dein Sohn dann vor der Zeit schmerzhafte und teure Probleme hat, darfst Du ihn mit Deinen systemsprengenden Jugenderinnerungen trösten.

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Marginalisiert oder Mainstream ist mir sowas von egal
Das spielt nur bei Mehrheiten für gewünschte politische Entscheidungen eine Rolle. Natürlich war es früher angenehmer, in einer Umgebung zu leben, in der die eigene politische Gesinnung trendy war. Und bezogen auf das Verhältnis Weltbild - Job herrscht bei mir ohnehin reinste Diaspora-Mentalität. Ich stimme mit dem Herold auch überein, so eine bestimmte arrivierte Mittelschicht mit linker Vergangenheit eklig zu finden. Das tat ich aber auch in meinen wildesten Zeiten. Man hatte ja seine Begrifflichkeiten für solche Leute ("Ein alter KPD-MLer, jetzt DKP orientiert und ungeheuer geldgierig", "Wie ist der denn die Karriereleiter hochgekommen? Auf einem leuchtenden Pfad?" "Erst die halbe Ladenzeile entglasen und dann eine Versicherung leiten, der hat doch seinen Job schon vorbereitet, indem er Nachfrage generiert hat!"), aber ob marginal oder trendy: I´m bound to follow my conscience, there is no way out.


Ich bin aufgewachsen in einem Backsteinviertel aus der Gründerzeit. Die Vermieter, die Hauswirte genannt wurden, wohnten in ihren Häusern, so auch meine Eltern. Das führte dazu, dass die Mieter, also die Mitbewohner im eigenen Haus, einer anderen sozialen Schicht angehörten als man selber. Mein Vater war erst kaufmännischer Angestellter, dann Bankdirektor. Im Haus wohnten Handwerker, Arbeiter, Rentner, Studis und Sozialhilfeempfänger. Mein bester Freund hatten einen Berufskriminellen zum Vater, der ständig im Knast war, und eine behinderte Mutter, die von Sozis und Putzjobs lebte. Sehr viele unserer Spielgefährten waren Türkenkids. Da die Uni gleich nebenan war, bekamen wir die Studentenunruhen life mit. Zu meinen frühesten bewussten Kindheitserinnerungen gehören das Fernsehbild der Panzer in Prag und US-Soldaten, die einem Vietnamesen mit dem Bowiemesser den Bauch aufschneiden, um zu erfahren, wo ein Waffenversteck ist.Als ich diese Dinge mitbekam war ich 4. Und da war mir der linke Lebensweg eigentlich schon in die gerade-nicht-mehr-Wiege gelegt. Bestärkt wurde man da auch noch durch reaktionäre Lehrer. Wir hatten nämlich noch keine 68er-Lehrkörper. Uns wurde in der gymnasialen Mittelstufe noch gesagt, die NS-Diktatur sei leider nötig gewesen, um die Kommunisten zu verhindern, und einmal im Halbjahr war Luftschutzübung in der Schule.

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@noergler:
Letzter Stand der Zahnmedizin ist im Übrigen 2x am Tag putzen tuts zur Not auch. ;-)

Aber natürlich habe ich absolut nichts dagegen, dass auch im Kindergarten versucht wird, minimalzivilisatorische Basics wie Zähneputzen zu vermitteln. Denn selbst in unserer statistisch gesehen zweitreichsten Gemeinde NRWs sehe ich genug Kinder, bei denen es zuhause an der Vermittlung solcher Grundlagen offenkundig fehlt.

Man mag das pädagogische Gehühner der städtischen Einrichtungen mit ihren Beobachtungsbögen und Sprachstandserhebungen vielleicht genau so übertrieben finden wie das Angebot von Schulfrühstück. Genau wie den sanften Sachzwang, seine Kids in gewissen Zeitabständen zur kindermedizischen Inspektion zu schicken. Aber wenn auf diesem Weg nur ein Missbrauch oder eine Misshandlung fest- und abgestellt wird, dann solls mir recht sein. Das alles als obrigkeitliche Bevormundung abzutun und abzulehnen, weil man sich ja eine Welt wünscht, in der alle immer und überall genug zu essen haben und die Löwen friedlich bei den Zicklein weiden, das krieg ich irgendwie beim besten Willen nicht zusammen.

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Moment Nörgler:
mein Zahnarzt behauptet, 2 mal am Tag reiche völlig, alles andere schrubbt ein Häutchen auf dem Zahn, was anscheinend wichtig ist, weg.

Was daran zahngefährdend ist, wenn man vor dem Nachhausegehen, also ohne jeden Zuckerangriff auf die Zähne, nicht nicht die Zähne putzt ist mir rätselhaft. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen? Eincremen versteh ich ja, aber Zähneputzen vor dem rausgehen? Oder nach dem reinkommen. Putzt du dir die Zähne, wenn du morgens auf der Arbeit ankommst?

Auch unser jetziger Kindergarten wird vom Gesundheitsamt zahnkontrolliert und die putzen nur nach den Hauptmahlzeiten. Und das Gesundheitsamt weiss das auch: eine Mutter ist da nämlich Ärztin.

Was ist, wenn ein Kind nicht essen will in der Schule weil es satt ist weil es zB Frühstück zu Hause isst? Oder weil es keine Lust hat, unter lehrerlicher Aufsicht zu essen? Was ist mit Kindern, die einfach wenig essen? "Iss mal auf, dann wirst du gross und stark"? Ein solches Fremdbestimmen von Nahrungsaufnahme kann auch unschön enden- Magersucht als Folge von Reglemetierung des Essens und der Sanktionierung von Nichtessen. Und ja, das kann schon in der Grundschule passieren.

Ich glaube, ich weiss recht genau was Missbrauchstäter so alles sagen (kann bei Bedarf die email meiner eigenen Täterin lesen- wenn ich es vergessen sollte) zu ihrer Rechtfertigung. Aber dann ende ich wieder als übelreaktionär, weil ich keine Lust mehr habe, mir ausblöde Erklärungen anzuhören und auch noch zu verstehen.

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Mark,

ich habe absolut nichts gegen Angebote- sollen die Kinder doch ein Brötchen bekommen wenn sie Hunger haben. Ich finde "Essen" als Schulfach nur seltsam, denn die Lehrpläne werden immer vollgestopfter (auch wenn ich nicht weiss, warum Grundschüler schon PC-Kenntnisse haben müssen gehören die heute eben dazu). Und am Ende beschweren sich alle, das die Kinder die Rechtschreibung eines Ferkels haben. Mehr Zeit könnte da helfen. Aber dumemrweise hat der Tag nur 24 Stunden und die Erstklässler die ich kenne sind am Ende ihres Schultages (bis 13h) immer gut oppe, also nix mit Grammatik am Nachmittag, so ab 17 Uhr. Und wir, so als fesellschaft" müssen auch Rücksicht nehmen auf das Bedürfnis, einfach mal zu spielen oder sinnlos Fussball zu kicken, ohne Verein, Trainingsplan oder sonstwas.

Und eigentlich müssen Schüler zu genug Selbständigkeit erzogen werden um diese Zahnbürstensache auch allein hinzukriegen. Und das kannSchule nicht wirklich leisten, denn somst würde es ja klappen. Tut es aber nicht.
Aufgeklärt über die Wichtigkeit ist nun wirklich jeder (Finger hoch wer es geschafft hat, noch nie eine Zahnprojektwoche in eigenen Schulzeiten mitzumachen).

Es gibt anscheinend Menschen, die wider besseres Wissen handeln.
Alle wissen, dass Auto fahren Scheisse für's Klima ist, aber die Strassen sind immer noch gestopft voll.
Jeder weiss, das Rauchen Mist für die Gesundheit ist, trotzdem qualmen genug Leute.
Und anscheinend gibt es Leute, die Zähneputzen für überflüssig halten (mein Bruder war immer so ein Spezialist, erste Wurzelbehandlung mit 12).

Die Frage, wie man Menschen dazu bringt, sich gemäß ihrem Wissen zu verhalten ist uralt und trotzdem nicht gelöst. Und das bringht uns vom Zwangsfrühstück zum Konflikt zurück: alle wissen, das Klimaveränderung, Armutsdruck etc Migration auslösen/auslösen werden, aber damit umgehen ist ein anderes Kapitel.

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Wunderschön rund gemacht, kann ich unterschreiben.

Bis auf eins;-): "(Finger hoch wer es geschafft hat, noch nie eine Zahnprojektwoche in eigenen Schulzeiten mitzumachen)." --- Ich hebe meinen Finger, so etwas gab es in meiner Schulzeit nicht. Und ich habe beim Zahnarzt gelernt, dass man nach absolut jeder Mahlzeit Zähne putzen sollte, und zwar 5-6 Minuten lang. Und bei einem Krankenhausaufenthalt, dass man zwischen Mahlzeit und Zähne putzen eine Viertelstunde vergehen lassen sollte.


Die Frage, wie man Menschen dazu bringt, sich gemäß ihrem Wissen zu verhalten ist uralt und trotzdem nicht gelöst. --- Darauf versuchen ja Horkdorno in der Dialektik der Aufklärung eine Antwort zu geben. Die Allwissenheit, mit der sie den Menschen an sich betrachten wirft allerdings auch wieder Fragen auf, die in der Konsequenz auf eine Selbstkritische Theorie hinausliefen;-)

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Eigentlich ist doch die Frage nicht
entweder-oder sondern sowohl-als-auch.

Ich versteh nicht was daran schlimm sein soll, Menschen auch ausserhalb von Schulen vernünftig zu ernähren, egal ob hier oder im tiefsten Afrika.
Klar ist ne Mahlzeit in der Schule ein Fortschritt, aber reichen tut das nicht. Irgendwie wäre es doch toll, wenn man so ganz generell dadrauf hinarbeiten könnte, dass es Menschen die heute in Armut leben besser geht.

Oder noch anders gefragt: haben wir genug Nahrung auf der Welt oder nicht? Ist es eine Frage der Verteilung oder der Ressourcen?

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"Der Trend zur Privatschule findet in den gesamten oberen Schichten statt.

Nööö, eben nicht "obere Schichten", sondern als Massenphänomen, das per "trickle-down" schon Sekretärin/Kfz-Mechaniker erfaßt hat.

Man denke nur daran, daß "Montessori" und "Waldorf", in den 80igern eher belächelt, längst mainstream geworden sind.

Daß aber in einer Zeit, in der man sich so edel, liberal und sozial äußert, wie das vor 15 Jahren @ché vorbehalten geblieben wäre. ;-)

"Insbesondere in einer auseinandergleitenden Gesellschaft ist es ein normaler Führsorge-Reflex von Eltern, dass sie für die Kinder eine optimale Ausbildung anstreben. (...)

Eine gute öffentliche Schulbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nicht den einzelnen Eltern angelastet werden."


"Gute öffentliche Schulbildung" haben wir und das "Marodesein" hat doch vor 20 Jahren, als die Finanzmittel bis zum Abwinken in die Gesamtschulen geblasen wurde, auch kein Schw... interessiert.

Es geht um etwas, was ein alter Konservativer vor ein paar Jahrzehnten als "Privilegien für Alle !!" beschrieben hat.

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Vielleicht gibts ernstzunehmende kindergruppen-psychologische Gründe einzelne da nicht auszuschliessen. Vielleicht geht dann das Geschrei los und einzelne seilen sich von den Maßnahmen ab, auch wenn sie zu Hause ihre Zähne auch nicht putzen.

Und möglicherweise sind die Armen heute unselbstständiger als vor 30 Jahren, ohne dass es eine Rückwirkung der lückenloseren Versorgung ist.

Kann ich so nicht sagen. Ich bin kein Experte dafür und hab auch kein revolutionäres oder libertäres Welterklärungsschema für die Lösung aller Probleme.

Einfach libertär zu behaupten, dass Fürsorge GRUNDSÄTZLICH zu einer Schwächung der natürlichen Fähigkeiten der Leute führt, halte ich jedenfalls für falsch. Oft ist es so, aber eben nicht unbedingt immer.
Oder noch anders gefragt: haben wir genug Nahrung auf der Welt oder nicht? Ist es eine Frage der Verteilung oder der Ressourcen?
Ich glaub man kann die Frage nicht so pauschal beantworten. Wenn im reichen Deutschland ganze Stadtbezirke nicht in der Lage sind ihre Zähne zu warten, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Lösung des Ernährungsproblems auch nicht so einfach ist.
Ich kenn mich mit wirklich armen Ländern nicht aus.
Im angeblich so neoliberalen und nicht so armen Chile haben die jedenfalls eine Menge staatlicher Maßnahmen am Start, gegen die sich im libertären Schema trefflich Argumentationsketten aufbauen ließen. Das hängt halt von einer Vielzahl von lokalen Faktoren ab. Es auf die Ausbeutungsstrukturen zu schieben und auf die Revolution zu warten, macht die Menschen auch nicht satt.

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