Dienstag, 3. März 2009
Entschieden bizarr
In meinem erweiterten Bekanntenkreis gibt es auch einen im westlichsten Niedersachsen ansässigen Honoratioren. Der ist Zahnarzt, FDP-Mitglied und bildungspolitisch sehr engagiert. So fordert er, das studium generale wieder möglich zu machen und dafür einen eigenen Abschluss zu schaffen, den "Generalisten" oder "Nexialisten". Außerdem sollte es möglich sein, ein reines Sprachenabi zu machen mit Englisch, Französisch, Latein und Spanisch als Leistungsfächern. Kindergärten sollten ebenfalls zumindest ab 4 Jahren regulär Englisch anbieten. Überhaupt engagiert er sich sehr stark für Kindergärten. Dabei ist sein eigener 5 jähriger Sohn als verhaltensauffällig eingestuft und in kindertherapeuthischer Behandlung, Frau Mutter wiederum ist Psychoanalytikerin. Ist das für irgendetwas typisch und in gewissem Sinne "folgerichtig", oder, um mit Anne Clark zu sprechen "significant for nothing"?

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... Du hast Bekannte ...

Lehrers Kinder, Pfarrers Vieh gelingen selten oder nie. Ansonsten bin ich bei der Massendiagnose ADHS/hochbegabt ein wenig vorsichtig.

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Ich hab mal irgendwo gehört, dass dieser frühe fremdsprachliche Unterricht für Kinder gar nicht unbedingt gut sein soll.

Hatte früher in der Schule in Englisch 3en oder 4en. Und stolzer Besitzer eines Großen Latinums mit 4----.
Die wichtigste Regel für Sprachaneignung ist für mich ein altes kubanisches Sprichwort:
El cubano comprende el mundo hablando.
(Der Kubaner versteht die Welt, indem er redet).

Für den Job brauch ich öfters Englisch. Da wird dann aber auch keine Perfektion gefordert, sondern eher die Fähigkeit indisches, rumänisches, pakistanisches, französisches, chinesisches, us-südstaatliches, etc. Englisch zu verstehen. Das lernt man eh nicht in der Schule. Gewisse Grundkenntnisse benötigt man aber. Ostdeutsche, die vor der Wende zur Schule gegangen sind, tuen sich da oft wirklich schwer.

Ein chilenischer 5-jähriger Junge, mit dem ich im Januar mit anderen im Urlaub war, meinte, dass für ihn Deutsch kein Problem wäre. Der Onkel würde zwar manchmal ein bischen merkwürdig reden, aber ansonsten wär das ja wie Spanisch. Das hab ich auch mit ihm gesprochen ;-)
Seine Oma hat Seba lesen und schreiben beigebracht. Er hatte da noch nicht so die Übung und wollte/mußte sich anstrengen. Ich glaub, dass Kinder schon von alleine einen ziemlichen Lernwillen mitbringen. Als Eltern inspirieren ist natürlich wichtig, aber ich bin ziemlich überzeugt, dass es da auch zu viel des Guten gibt.

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Ja, das Colonial English mit Perlen wie "Spoiling History" ;-)


In Spanien hatte ich mal ein schönes Gespräch. Da gebrauchte ich mein mieses Murkel-Spanisch, das nur aus Wörtern des Castillano besteht, aber niemals eine in irgendeiner Art von Unterricht erlernte Sprache darstellt, und mein spanischer Gersprächspartner Französisch mit spanischer Aussprache, und wir verstanden uns blendend.



Ansonsten hilft überall in der Welt Pimperanto.

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Der aktuelle Forschungsstand ist, dass erst mal eine Sprache gelernt werden sollte, und zwar auf altersgerechtes Niveau. Dann kann die Transferleistung in eine andere Sprache später relativ leicht erfolgen.
Wichtig ist, dass die Knirpse sich ausdrücken lernen.

Man hat zeitweise gesagt, dass es ok oder sogar gut wäre, wenn die Kinder in einem Bereich Sprache A sprechen, im anderen Sprache B. Mittlerweile ist man davon weg. Denn so bleiben diese Bereiche getrennt, das Vokabular der entsprechenden bereiche wird nicht in den anderen übertragen und so besteht leicht etwas, was einer meiner Profs mal "bilingual sprachlos" genannt hat.

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"der aktuelle Forschungsstand"
ist bekanntlich der erkannte Irrtum von morgen, von daher sind solche aktuellen Einsichten immer mit gewisser Vorsicht zu genießen. Unsere Kleine (4) besucht seit einem Jahr einen Early-English-Kurs, da kommt sie spielerisch in Kontakt zur anderen Sprache, vermittelt von native speakers. Dass sie auf dieser Grundlage in der Schule nicht schon simultanübersetzen können wird, ist uns auch klar. Aber sie fragt oft von sich aus, was dieses oder jenes auf Englisch heißt, oder sie erkennt Worte aus englischen Liedtexten wieder. Mehr muss das auch gar nicht "bringen".

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Ich habe manchmal den Eindruck, dass es für Zahnärzte Pflicht ist, FDP-Mitglied oder zumindest -unterstützer zu sein...

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Nun, der spezielle Berufsstand der Zahnwälte hat ja auch etwas davon. Klassische Klientelpartei eben, so, wie die Grünen die Partei der Ökoladenbesitzer, Pastoren, Lehrer und Krankengymnasten sind.

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Immer noch am Dissertation Korrektur lesen, die iss aber auch wirklich gut...


Bilingual Sprachlos gibts, besonders stark übrigens in Kiezvierteln, wo Pimperanto-Deutsch-Türkisch-Versionen teilweise wirklich arme Pidginsprachen ergeben. Andererseits: Patois ist nichts Anderes, und "No woman, no cry", was "Nein Frau, weine nicht" bedeutet wurde schon als frauenfeindliche Äußerung interpretiert;-)

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Das trifft mich als Lehrer und Grünen-Sympathisant jetzt wirklich ;-)

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Du bist nicht allein ;-)))

Was Du über Männer und Frauen scheibst, ist zwar tribunalfähig, aber demnächst von mir umfangreich kommentiert.

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Relativ viele meiner Freunde sind zweisprachig aufgewachsen (z.B. Arabisch-Englisch, Französisch-Deutsch) und sind durchaus in beiden Sprachen sehr ausdrucksfähig - weil sie aber auch aus Elternhäusern kommen, in denen Bildung wertgeschätzt und Kommunikation gepflegt wurde. Außerdem war jeder Sprache ein klarer Bereich zugewiesen. Da bin ich manchmal schon ein bißchen neidisch. Ich habe andererseits mal gelesen, daß ein bilinguales Umfeld sich nachteilig darauf auswirkt, in einer Sprache wirklich einen Maximalstand zu erreichen. Aber nun ja, wer erreicht schon das sprachliche Niveau eines Thomas Mann?

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das stimmt für bilinguale Elternhäuser mit hohem Bildungsstand.
Aber Frühes Englisch im Kindergarten ist was anderes als Mama und Papa, die verschiedene Sprachen sprechen.

In dem Bereich kann man nie etwas generalisieren und nie die wirklich identischen bedingungen erreichen, nur ähnliche, aber das langgepriesene Konzept, Kindern möglichst früh Vokabeln beizubringen (denn Kindern lernen ja einfacher) wird zumindest nicht mehr so hochgejubelt.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass Kinder gar nicht einfacher lernen, sondern sich nur weniger Gedanken um Fehler und Inhalt machen. Mit anderen Worten: Erwachsene denken zu viel :)

Das Problem ist, Mark, dass wenn man einigen Bildungsexperten zuhört, Kinder, die nicht mit 4 Jahren "hello" sagen können schon alle Chancen Englisch zu sprechen verpasst haben.
Wir haben uns gegen den zweisprachigen kindergarten entschieden, denn erst mal soll der Lütte Deutsch so gut lernen, dass er sich in seiner Umgebung zurechtfindet und auch mit Fremden kommunizieren kann.
Die Kleine (im erweiteren Bekanntenkreis vorkommend) die immer erst überlegen muss, welche ihrer 3 Sprachen sie anwenden soll und deswegen oft dasteht und nicht zum Zug kommt war so eine Art warnendes Beispiel.

Ob man in 3 Jahren auch noch denkt, dass Ausdrucksfähigkeit und Situationskompetenz der Schlüssel sind weiss ich nicht, aber Kinder, die Englischfrühförderung genossen haben sind nach kurzer Zeit Schulenglisch nicht mehr im Vorteil.

Entscheidend scheint das Sprachlevel im Elternhaus zu sein. WEr in einer Umgebung aufwächst, die viel kommuniziert und zwar über möglichst viele Gesprächsebenen halt Vorteile, weil er sich ausdrücken lernt. WEr in eimem Elternhaus aufwächst wo das nicht passiert, sondern man "sprachlos" ist lernt das nicht.
Und das ganze fängt dann wieder an, ein Schichtspezifikum zu werden (ja, Ausnahmen und so, ich weiss)

Bilingual sprachlos kann ich beim Spaziergang durch die Nachbarschaft prima erleben, da muss ich gar nicht nach Kreuzberg. das trifft dann auch deutsche Kinder- die können zwar Schimpfworte auf Albanisch, Türkisch oder wasweissich, aber anscheinend in keiner dieser Sprachen "tut mir leid" oder so was. Nicht die mehrheit, aber genug (und eigentlich ist schon 1 davon zu viel)

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Das Problem ist, Mark, dass wenn man einigen Bildungsexperten zuhört, Kinder, die nicht mit 4 Jahren "hello" sagen können schon alle Chancen Englisch zu sprechen verpasst haben.

Das ist genau die Sorte Alarmismus, die mir extrem auf die Gonaden geht. Zumal mit diesen Sorgen der Eltern ja auch eine Menge Kohle verdient wird. Der Punkt, warum wir der Kleinen diesen Kurs trotzdem spendieren, ist der, dass wir das pädagogische Konzept (sehr spielerisch, viel mit Singen und Bewegung) für geeignet halten und einfach der Meinung sind, es schadet nichts, auf diesem Weg mit einer Fremdsprache in Berührung zu kommen, wenn es sich nicht anderweitig ergibt. Ich selber bin ja in der US-Besatzungszone aufgewachsen, und die ersten Brocken Englisch habe ich mitbekommen, als meine Eltern eine Wohnung an ein amerikanisches GI-Ehepaar vermieteten. Wahrscheinlich wäre ich auch ohne diese frühen Smalltalk-Versuche im Treppenhaus später gut gewesen in Englisch. Aber zumindest war so die Anfangshürde halt sehr niedrig.

Und so richtig es im Prinzip auch ist, Englisch jetzt schon in der Grundschule anzubieten, ist für die weiterführende Schule auch nicht viel gewonnen, weil die Leistungsstandards der Grundschulen zum Teil ganz erheblich divergieren. Damit das wirklich was bringt, ist wohl noch viel Feintuning nötig.

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Kommentare les ich immer wieder gerne. Und wie gesagt ist der Text ja ein Netzfund und nicht von mir verfasst. ;-)

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Man muss nur die Eltern fragen, welche Sprachen sie denn sprechen von denen, die sie ihren Kindern frühzeitig aufzwingen.
Woher wissen diese Bildungspolitiker denn, dass man in zwanzig Jahren nicht besser russisch oder thai spricht?

In Ruhe aufwachsen und selbst Interessen entwickeln wird kaum noch einem Kind vergönnt.

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Endtrendy in dieser Hinsicht ist doch immer noch die Mandarin-Nanny, oder?

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