http://www.28maerz.de/
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Weil attac einfach zu differenziert geworden ist und "4-beiner sind gut, 2-beiner schlecht" einfach das bessere "warm fuzzy feeling" erzeugt?
Wer glaubt, mit solchen Aufrufen eine Mehrheit in einer produktiven, differenzierten und vergleichsweise sozialen postindustriellen Gesellschaft wie der der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen, hat nicht mehr alle an der Marmel.
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Brasilien, Uruguay und Chile haben sich so gut wie nie in ihrer Geschichte von einer solchen globalen Wirtschaftskrise abgekoppelt. Beide fahren umfangreiche und sozial orientierte expansive Fiskalpolitiken, die sie sich auch leisten können. Im Falle Brasilien etwa ein spektakuläres 12.5 Mrd Euro Paket zum Bau von Sozialwohnungen.
Aufgrund vorheriger Krisenerfahrung, gab es sowohl in Asien als auch in Lateinamerika robuste Bankengesetzgebungen. Die sehr kostspieligen Rettungen von Banken oder schlimmeren (durchgeknallte Investment-Banken) sind dort nicht nötig. Les dazu gerade House of Cards: A Tale of Hubris and Wretched Excess on Wall Street von William D. Cohan. Sehr zu empfehlen.
Im Gegensatz zu Brasilien, Chile und Uruguay, fährt Venezuela eine pro-zyklische Fiskalpolitik. Man senkt dort etwa den realen Mindestlohn um 10% (nominal +20% - 30% interanuale Inflation = -10%), erhöht die Mehrwertssteuer von 9 auf 12% und senkt die Staatsausgaben, da bald nix mehr da ist. So viel zu kapitalismuskritischen Regierungen. Solche nerdy Details haben die pendejos sin fronteras nie interessiert. Und wenn dann in Venezuela die Hölle losbricht, kann man das irgendwie immer noch argumentativ den USA in die Schuhe schieben.
Kapitalismuskrise.org enthält sehr wenig inhaltliche Arbeit und dafür sehr viel Marketing-Klimbim (Jingles, Flyer, Videos). So einfach ist es nicht.
Attac ist da argumentativ deutlich weiter.
Die Zeiten der Angleichung der Lebensverhältnisse in Nordamerika und West-Europa in den 50er und 60er Jahren (great compression) waren dadurch geprägt, dass rechts wie links moderate Politiker nach praktikablen Lösungen suchten. Attac nimmt irgendwie am Diskurs teil, kapitalismuskrise.org nicht.
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In der Tat, aber a) wer glaubt denn das und b) was können die Aufrufer für die Dummheit der Mehrheitsgesellschaft?
"Zunächst einmal finde ich es rassistisch, das kapitalismuskrise.org völlig undifferenziert vom globalen Süden als die Marktwirtschaft deligitimierendes Opfer spricht."
Ist ja schön, dass du um Differenzierung bemüht bist und völlig richtig feststellst, dass weder alle Gewinner des Kapitalismus im "Norden" noch alle Verlierer im "Süden" hausen, aber festzuhalten, dass es extreme Unterschiede in der Reichtumsverteilung zwischen beiden gibt, hat nix mit Rassismus zu tun. Die behaupten ja nicht, dass das daran läge, dass "der Neger" zu faul zum arbeiten sei, oder so.
Wo die Verlierer zu gerade zu Hause sind, ändert aber nichts daran, dass sie den Kapitalismus, der zwangsläufig - Krise oder nicht - (wenige) Gewinner und (viele) Verlierer produziert, "delegitimieren".
"Attac nimmt irgendwie am Diskurs teil, kapitalismuskrise.org nicht."
Letzteres will ich auch schwer hoffen. Wer noch einigermaßen bei Verstand ist, sucht keine Lösung für die Krise, sondern Wege zu einer Ökonomie, die sich nicht von den Launen des Marktes (mit den bekannten Folgen) abhängig macht.
Außerdem finde ich den Aufruf gar nicht so dogmatisch und schwarz-weiß-malend, wie du das mit "4-beiner gut, 2-beiner schlecht" unterstellst, sondern im Gegenteil recht unscharf, offen und integrierend (was ja nicht schlecht sein muss). Und tiefschürfende Argumente ausgerechnet bei einem Demoaufruf zu suchen, geht irgendwie fehl. Dafür gibt's doch nun wirklich genug andere linke Publikationen.
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Wer noch einigermaßen bei Verstand ist,Sind solche Stellungnahmen zielführend in Hinblick auf einen respektvollen und pluralistischen Diskurs?
Der Markt hat in einer Menge Entwicklungs- und Schwellenländern gerade in den letzten Jahren das Entstehen einer ausbildungs-gestützten Mittelschicht überhaupt erst ermöglicht (Indien, China, Taiwan, Südkorea, Thailand, Brasilien, Chile, Argentinien, etc.)
Die Länder "des Südens" unterscheiden sich immer stärker. Wenn du in Frankfurt in ein Flugzeug einsteigst und in Santiago de Chile aussteigst, ist der Unterschied geringer, als wenn du von Chile nach Bolivien über die Grenze fährst.
Bin gegen einen radikalen Kapitalismus. Die Finanzmarktkrise zeigt deutlich, dass wir starke staatliche Regulierungen benötigen.
Nur ist es komplet irrwitzig völlig auf den Markt zu verzichten. Insbesondere da Regierungen, die großmäulig gegen den Markt poleminisiert haben, in der Vergangenheit in aller Regel auf eine ökonomische Katastrophe zugesteuert sind und in der Gegenwart gerade wieder dabei sind.
Aktuell zeigen bezogen auf Lateinamerika die makroökonomischen und fiskalischen Daten relativ eindeutig in die Richtung, dass die anti-Markt Polemiker (Bolivien, Ecuador, Venezuela und in einem geringeren Maße Argentinien) auf eine Katastrophe zusteuern, während die vergleichsweise sozialdemokratischen Regierungen Chiles und Brasiliens in der Lage sind, die Auswirkungen der Krise für ihre Bevölkerungen zu lindern.
Ich bin sehr für ein klares Umsteuern in einigen Bereichen der Politik gegenüber ärmeren Staaten, auf den Finanzmärkten, in der Sozialpolitik und bei sogenannten Steueroasen. Nur ist der Markt eben ein effektives Mittel zur effektiven Allokation von Ressourcen, auf den man nicht verzichten kann. Auf der anderen Seite ist der Markt natürlich auch kein übergeordnetes Ziel, nach dessen Implementierung automatisch kübelweise Liebe und permanent gute Laune ausbricht.
Attac nennt in vielen Punkten zumindest Argumente, denen man zustimmen oder die man verwerfen kann. kapitalismuskrise.org sagt einfach: Der Markt ist gescheitert. Wir wissen es besser. Die anderen sind doof.
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Und wo habe ich behauptet, du hättest das gesagt? Lies bitte nochmal; ich habe lediglich deinen Rassismusvorwurf an die Demo-Aufrufer zurückgewiesen.
Trotz Anti-Markt-Polemik sind auch links regierte Staaten dem Weltmarkt ausgeliefert und ihre Handlungsspielräume dementsprechend gering. Wenn Chavez bspw. versucht, die Öleinnahmen ein bisschen gerechter zu verteilen, ist das ja nicht schlecht, aber wenn der Ölpreis sinkt, funktioniert das Modell nicht mehr so gut.
Wegen der Abhängigkeit vom Weltmarkt, die ja heute noch weit stärker ist als früher, gab's mal das Konzept von der Weltrevolution: Eben aus dem Wissen, dass man in einer ansonsten kapitalistischen Welt weder in einem einzelnen Staat noch in einer Kommune o.ä. Kommunismus machen kann (es sei denn Steinzeitkommunismus).
Weiter würde ich nie behaupten, der Markt sei gescheitert (hab ich auch bei kapitalismuskrise.org nicht gelesen). Er funktioniert durchaus als effektive Allokation von Reichtum - mal mehr, mal (derzeit) weniger gut. WIE er funktioniert, mit Herrschaft, Ausbeutung, Konkurrenz, Arbeitswahn, Ungleichheit, Naturzerstörung und und und, das stört mich. Und wenigstens noch ein paar andere, die noch einigermaßen bei V... ok, keine Polemik mehr: Du bist ja nicht doof, du denkst nur falsch.
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Wenn Chavez bspw. versucht, die Öleinnahmen ein bisschen gerechter zu verteilenDarum ging es Chavez nie.
Es ging um ein neues, tragfähiges Entwicklungsmodell für die venezoelanische Gesellschaft.
So neu war das aber leider nicht. Er hat im Prinzip die selben Fehler wiederholt, die in Venezuela während der hohen Ölpreise der 70er begangen wurden:
Kein sinnvoller Ausbau der inländischen Produktion, keine Verbesserung der katastrophalen Ausbildungssituation, Importe bis zum Abwinken, viel Mittelabfluß durch Korruption und ein paar Brotkrumen für die Armen.
Hinzu kamen noch völlig aberwitzige Militärausgaben und der Versuch zu einer Regionalmacht zu werden. Eine Polarisierung der Gesellschaft, die zwar von "pendejos sin fronteras" begeistert gefeiert wird, aber niemals zu etwas guten führen wird. Ein faschistischer politischer Diskurs, gemäß dem "große" Menschen den Willen des "Volkes" repräsentieren und jenseits von Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit oder Demokratie stehen.
Chile und Brasilien leiden ähnlich unter den Absinken der Preise ihrer Exportgüter. Trotzdem sind diese Regierungen in der Lage, ihre Gesellschaften ohne Huracán durch diese Krise zu lotsen.
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Immer wenn es konkret wird, geht es in die Grütze.
Das "Modell",wenn es denn eines gibt, funktioniert immer ... oder eben nicht. Der Ölpreis ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen - die nächste Dolchstoßlegende vorzubereiten, ist wenig hilfreich. Zu erklären, ein soziales Modell funktioniere nur, wenn es sog. "windfall profits" aufgrund kfr. angestiegener Rohstoffpreise gibt, ist praktisch der Gegenbeweis.
"Wegen der Abhängigkeit vom Weltmarkt, die ja heute noch weit stärker ist als früher, gab's mal das Konzept von der Weltrevolution:"
Nö. Das hieß "Importsubstitution" statt "Exportförderung" = "Abkopplung vom Weltmarkt".
Dummerweise behauptet man heute, "Dolchstoßlegende Nr. 1.733", daß Kubas Wirtschaftsprobleme aufgrund eines "Boykotts der USA" (=Abkopplung vom US-Markt) existieren.
Herrschaft, Ausbeutung, Naturzerstörung...
"Zurück in die Zukunft", die 80iger sind wieder da !
Die gleichen Sprüche wie vor 20, 25 Jahren.
.., und auch schon in den 80iger wußten die Wohlmeinenden, daß sie selbst natürlich nicht teilen könnten. Im Zweifelsfall war es z.B. der "Konsumterror", der sie daran hindere ... das Gerede von der "abrutschenden Mittelschicht" deutet ja darauf, daß natürlich niemand im Ernst ein "Teilen" erwägt, was an den "Studiengebühren" zu beweisen war..
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http://shiftingreality.wordpress.com/2009/03/01/die-subjektive-wissenschaft/#comments
"Weltrevolution/permanente Revolution" und "Abkopplung vom Weltmarkt/Sozialismus in einem Land/Autarkie bei Austerität" waren zwei einander entgegengesetzte Konzepte.
Fair Trade plus Bewahrung regionaler Strukturen plus Aufrechterhaltung einer Rest-Subsistenz, ohne das Konzept des Weltmarkts grundsätzlich aufgeben zu wollen wäre dann nochmal etwas Anderes.
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In den vergangenen Jahren, bei hohen Ölpreisen, hat das venezolanische Modell auch ganz gut funktioniert. Die Armut wurde stark verringert, die medizinische Versorgung weiter Schichten verbessert, Alphabetisierungskampagnen gestartet (wie kommt das Salzherz eigentlich auf "keine Verbesserung der katastrophalen Ausbildungssituation"?), Land verteilt, basisdemokratische Ansätze geschaffen bzw. gefördert u.a.m. Ist wie gesagt alles nicht schlecht, hat nur nix mit Sozialismus zu tun. Gibt da auch die üblichen Probleme von Ölstaaten wie Korruption und einseitige Wirtschaftsausrichtung, was eben die Abhängigkeit vom Weltmarkt verstärkt - nur kann man die kaum allein Chavez ankreiden. Man kann Chavez auch wegen Nationalismus, hohen Militärausgaben, Regionalmachtstreben und Machtgier kritisieren - sind aber auch nicht grade venezolanische Spezifika, und den spezifischen Kontext - die reale Bedrohungssituation - sollte man auch nicht ganz vernachlässigen. Aber wie gesagt - man soll nicht so tun, als ob man damit den Sozialismus kritisiert.
Noch kurz zu zwei weitere Sachen vom Salzherz:
"Importe bis zum Abwinken"
Trifft eher auf die USA zu, die bekanntlich seit Jahrzehnten von Linkspopulisten beherrscht wird. Venezuela hat nen mächtigen Exportüberschuss, auch wenn der fast allein auf dem Öl beruht. Aber dank der einseitig ausgerichteten Wirtschaft, die Chavez ja nun nicht geschaffen hat (ok, auch nicht grundlegend verändert hat), bleibt, wenn man die Bevölkerung einigermaßen versorgen will, nur der Rückgriff auf Importe übrig.
"erhöht die Mehrwertssteuer von 9 auf 12%"
... welche vor Chavez' Amtsantritt bei 16,5% lag.
Eine antizyklische Wirtschaftspolitik dürfte auch nur dort Sinn ergeben, wo von der Binnennachfrage einiges abhängt - in einem Ölstaat also nicht.
Was bemerkenswert differenziertes zu Venezuela gab's übrigens im linken Hetzblatt "Die Zeit": http://www.zeit.de/online/2009/08/interview-venezuela-chavez?page=1
Kuba: Dass dessen Wirtschaftsprobleme zu erheblichen Teilen mit dem US-Embargo zusammenhängen, ist doch wohl unstrittig und hat nichts mit Dolchstoßlegende zu tun. Die kubanische Wirtschaft war vor Castro extrem auf die USA audgerichtet, wie später auf die SU.
"gab's mal das Konzept von der Weltrevolution:"
Nö."
Nö, gab's nie, hab ich eben erfunden... schon klar.
Dass es auch zunächst aus der Not (weil's mit der Weltrevo nicht recht klappen wollte) geborene Konzepte wie "Sozialismus in einem Land" oder Juche-Ideologie gab/gibt, dass die sich auch verselbständigt haben, in reformistischer Form als Protektionismus auftraten... ja klar. Nur hab ich ja grade versucht zu verdeutlichen, dass das, gerade in kleinen Staaten/Gemeinschaften (SU war da noch was anderes), nicht funzt.
"Die gleichen Sprüche wie vor 20, 25 Jahren."
Ja, teilweise dieselben wie vor 100 Jahren! Könnte vielleicht auch daran liegen, dass man sich heute teilweise mit derselben Scheiße wie vor 20, 25 oder gar 100 Jahren herumärgern muss. Kleiner Tipp: Herrschaft, Ausbeutung, Naturzerstörung... sind in den letzten 20, 25 Jahren nicht einfach verschwunden - du hast dich nur daran gewöhnt. Oder es hat dich noch nie gejuckt.
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Es gibt kein Modell, daß bei steigenden Erlösen (Preisen) seine Funktionstüchtigkeit nachgewiesen hätte.
Diese steigenden Preise ermöglichen ja das "Schmieren" potentiellen Widerstands gegen sozialpolit. Maßnahmen und deshalb kann Venezuela kein "Modell" sein - wie wir in den nächsten 5 Jahren sehen werden.
... das war ja auch der Grund für die Begeisterung für "wir wollen alles mit der ´dritten Welt´ teilen", die mit dem Soli und ab ´98 mit der roten Heidi zu Grabe getragen wurde. :-)
Im übrigen müssen sich bei Einschränkung des Weltmarktes, "regionaler Wirtschaft", Verzicht auf Wachstum, Verhinderung von "Naturzerstörung" die Einnahmen zwangsläufig verringern, gelle ?
Zudem hat "Fair Trade" über Bananen und Kaffee hinausgehend sowieso keinen Ansatz für die "Entwicklung" der Lebensverhältnisse in großen Teilen Afrikas oder Asiens.
"Kuba: Dass dessen Wirtschaftsprobleme zu erheblichen Teilen mit dem US-Embargo zusammenhängen,..."
Du muß doch merken, daß Du in die selbst aufgestellte Falle gehst. Wenn die ausbeuterischen Beziehungen so ausbeuterisch sind, kann ein "Embargo" keine schädlichen Auswirkungen haben. Es ist doch bemerkenswert, daß die Argumentation von der "schädlichen Auswirkung des Embargos" erst in den letzten 10, 15 Jahren auftauchte: "Abkopplung vom Weltmarkt" war doch eine sehr eindeutige Marschroute... und eine, die nicht so doll funktionierte, sonst müßte man nicht die nicht vorhandene Ausbeutung durch die USA zitieren. Das ist doch wohl unstrittig ;-)
@che, "Weltrevolution" dürfte in den 80igern wohl nur selten auf der Agenda aufgetaucht sein. "Abkopplung" plus naive Vorstellungen vom "dritten Weg" und der Machbarkeit (internationaler) Planung, wie z.B. die Begeisterung für Ota Sik waren doch eher en vogue.
Herrschaft, Ausbeutung, Naturzerstörung... sind in den letzten 20, 25 Jahren nicht einfach verschwunden ... werden nur von denen völlig akzeptiert, die vorher doch so ganz doll betroffen waren ... und in 20 Jahren sieht es ähnlich aus. q.e.d.
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In den vergangenen Jahren, bei hohen Ölpreisen, hat das venezolanische Modell auch ganz gut funktioniert.Das ist eben genau die Frage.
Die Armutszahlen wurden in allen lateinamerikanischen Ländern seit den 90ern gesenkt. Nur was sagt das aus? Die Armutsdefinition für Venezuela ist höchst fragwürdig. Im übrigen hat sie jetzt noch nicht mal den Wert erreicht, den sie Anfang der 80er (also gegen Ende des letzten Ölbooms) hatte. Und in Chile ist diese Zahl auch deutlich gesunken, ohne dass ein Großteil der geringeren Kupfer-Einkünfte für den Import von subventionierten Lebensmitteln ausgeben. Übrigens genau das, was an der EU IMMER KRITISIERT WIRD, nur andersherum. Aber wenn son fetter Typ in rot Lebensmittelimporte subventioniert ist das gut. Und wenn die EU Lebensmittelexporte subventioniert, ist das böse.
Die ärztliche Versorgung für die Armen hat sich verbessert. Aber zu welchem Preis? Die Ärzte sind sehr günstig. Dafür bekommt die kubanische Regierung eine Menge Erdöl für diese Dienstleistung ihrer Leute, die sich dann btw. auch gerne vom Acker machen.
Die Alphabetisierungskampagne fand in einem Land statt, das bereits ZU 92% ALPHABETISIERT war. Hört sich gut an für Eurotontos, die glauben, dass die alle nicht lesen und schreiben können. Seit mindestens den 50ern gibts aber in Venezuela wie praktisch überall in Lateinamerika ein gutbesuchtes öffentliches Schulsystem. D.h. die meisten Analphabeten waren über 60. Und diese Mittel fehlen dann für die Verbesserung der v.a. im mathematischen Bereich katastrophalen öffentlichen Schulen. Gerade hier unternehmen Brasilien und Chile aber ernsthafte Anstrengungen.
Die Landbesetzungen fanden meist von irgendwelchen semi-kriminellen Besetzern statt. Das sind keine Bauern. Die Importe von landwirtschaftlichen Erzeugnissen sind dann unter Chávez deutlich gestiegen. Bei den sehr niedrigen administrierten internen Preisen ist die nach wie vor niedrige inländische Produktion auch nicht weiter verwunderlich.
Basisdemokratische Ansätze? Venezuela ist ein immer zentralisierterer Staat, zugeschnitten auf einen Herrn. Ähnlich wie Kuba.
Nationalismus? Die haben in den letzten Jahren hunderte Millionen für verbilligtes Erdöl an London, die Bronx, Nicaragua, Cuba sowie Schecks an Politiker in Bolivien, Peru, Argentinien und Mittelamerika ausgegeben.
Anfang der 90er gabs eine Autoteile-Industrie, die z.T. sogar in die Karibik exportierte. Dies alles wurde von Chávez plattgemacht, da er private unternehmerische Initiative durch ein völlig auf Staatseinnahmen ausgerichtetes Wechselkursregime erdrückt hat.
Venezuela hat seit dem 4. Quartal 2008 eine sehr negative Handelsbilanz.
Eine antizyklische Wirtschaftspolitik dürfte auch nur dort Sinn ergeben, wo von der Binnennachfrage einiges abhängt - in einem Ölstaat also nicht.Das müsstest du mir jetzt aber ein wenig erläutern. Infolge der Krise schrumpft die venezoelanische Wirtschaft, Firmen gehen pleite und dann macht es keinen Sinn, dass der Staat per verstärkte Ausgaben die Spitzen der Krise abfedert? Bist du irgendwie von der österreichischen Schule?
Die kubanische Wirtschaft war vor Castro extrem auf die USA audgerichtet, wie später auf die SU.... und wieso bekommt es Kuba dann nicht auf die Reihe ein bischen WENIGER als 80% der im Land nach wie vor RATIONIERTEN Lebensmittel. Wenn über 50% der Böden nicht bewirtschaftet werden?
Nein. Freunde der Blasmusik. Ich erwarte für den Nordsommer sehr üble Bilder aus Venezuela, Bolivien und Ecuador. Nicht aus Chile oder Brasilien.
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Kuba: Ok, ist es halt strittig. (Aber das ist wenigstens unstrittig, ja? ;-)) Die Abkoppelung vom Weltmarkt, um sich dem Einfluss der imperialistischen Mächte sowie den Zwängen des Marktes zu entziehen, war ja als Ankoppelung an den RGW-"Markt" gedacht und gemacht. Es ist auch keineswegs absurd, "die nicht vorhandene Ausbeutung durch die USA" für manche Probleme verantwortlich zu machen. Denn nicht nur für einzelne Menschen, auch für Gruppen, Staaten usw. gilt: Schlimmer noch, als im Kapitalismus ausgebeutet zu werden, ist im Kapitalismus NICHT ausgebeutet zu werden. (Wenn Menschen im Kapitalismus verhungern, dann ja i.d.R. nicht, weil sie so schrecklich ausgebeutet werden, sondern weil sich ihre Ausbeutung nicht lohnt, sie also überflüssig für den Markt sind.) Dem Weltmarkt kann man sich nicht entziehen, den muss man beseitigen. Es wäre aber unsinnig, Castro, Chavez & Co. vorzuwerfen, dass sie das nicht geschafft haben :-)
Das soll allerdings nicht heißen, dass ALLES, was in Kuba schief läuft, auf die USA & den Weltmarkt zurückzuführen ist. (Saltoftheheart hat ja bspw. die brachliegenden Böden angeführt)
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"Aber wenn son fetter Typ in rot Lebensmittelimporte subventioniert ist das gut. Und wenn die EU Lebensmittelexporte subventioniert, ist das böse."
Ja logisch: Wenn zur Versorgung der Bevölkerung Lebensmittel eingeführt und billig weiterverkauft werden, ist das was völlig anderes, als wenn langfristige Überproduktion subventioniert wird, durch deren Export Bauern in weniger entwickelten und subventionierenden Ländern die Existenz genommen wird und diese Länder so auch noch im sensibelsten Bereich, der Nahrungsmittelproduktion, von den Schwankungen des Weltmarkts abhängig gemacht werden.
Bleibt also deine Aversion gegen dicke, rotgekleidete Männer. Na schön, Geschmackssache - kann ja nicht jedes Land von so sexy Leuten wie Merkel und Müntefering regiert werden.
"Die Landbesetzungen fanden meist von irgendwelchen semi-kriminellen Besetzern statt."
Ja sicher ist das illegal (="kriminell" - wieso eigentlich nur semi?). Legal dagegen ist es, Land brachliegen zu lassen und auch jedem anderen dessen Nutzung zu verweigern, weil in irgendeinem Grundbuch der eigene Name eingetragen ist. (Brachliegendes Land ist bekanntlich nur in Kuba ein Skandal.)
Aber wegen der administrierten Niedrigpreise haben die ja gar kein Interesse an der Landwirtschaft. Hm, fragt sich nur, was die dann mit dem Land wollen, das sie sich so kriminell angeeignet haben?
"D.h. die meisten Analphabeten waren über 60."
Und solche Opis und Omis brauchen ja nun weder Hüftgelenke noch lesen und schreiben lernen, sind ja eh volkswirtschaftlich überflüssig.
"Venezuela ist ein immer zentralisierterer Staat, zugeschnitten auf einen Herrn. Ähnlich wie Kuba."
Also von bolivarischen Zirkeln, direktdemokratischen Verfassungselementen, Abwahlreferenden gegen den Präsidenten u.ä. hab ich aus Kuba noch nichts gehört. Aber in der Tat ist das ne recht widersprüchliche Entwicklung, denn die Machtfülle von Chavez ist schon enorm und weiter am wachsen.
"Infolge der Krise schrumpft die venezoelanische Wirtschaft, Firmen gehen pleite und dann macht es keinen Sinn, dass der Staat per verstärkte Ausgaben die Spitzen der Krise abfedert?"
Ok, wenn die Binnen- und Staatsnachfrage ne bedeutende Rolle für die Wirtschaftskrise spielt, hat's vielleicht schon Sinn. Aber so genau kenn ich die Verhältnisse von Venezuelas Ökonomie auch nicht.
Bin übrigens in Deutschland zur Schule gegangen. Und Blasmusik mag ich auch nicht.
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Daß Chavez höhere Einnahmen für seine Klientel ausgibt, mag gut,schlecht oder sonst etwas sein. Es sagt aber nichts über die Wirksamkeit eines "Modell". Ich gehe davon aus, daß es nicht lange dauert, bis angesichts geringerer Öleinnahmen Chavez als Opfer der Finanzkrise" beschrieben wird.
"Die Abkoppelung vom Weltmarkt, ..., war ja als Ankoppelung an den RGW-"Markt" gedacht und gemacht."
Nein, das stimmt nicht.
Die "Grundüberlegung" galt für alle Länder und bspw. Mexiko interpretierte "Importsubstitution" als "hohe Importzölle" ... die wollten sicherlich keine Maschinen oder Kleidung aus der Sowjetunion.
Ob Kuba nun unbedingt die USA benötigt, da mit allen anderen Ländern Wirtschaftsbeziehungen geführt werden, wage ich zu bezweifeln.
"Weltmarkt beseitigen" hätte aber nun die gleiche Auswirkung wie ein Embargo=keine Handelsbeziehungen. Bisher ist mir noch keine Lösung bekannt, nach der die Industrie-Staaten größere Teile ihres BSP anderen Länder abgeben, obwohl die heute Regierenden i>vor 20, 25 Jahren anderes forderten. ;-)
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a logisch: Wenn zur Versorgung der Bevölkerung Lebensmittel eingeführt und billig weiterverkauft werden, ist das was völlig anderes, als wenn langfristige Überproduktion subventioniert wird, durch deren Export Bauern in weniger entwickelten und subventionierenden Ländern die Existenz genommen wird und diese Länder so auch noch im sensibelsten Bereich, der Nahrungsmittelproduktion, von den Schwankungen des Weltmarkts abhängig gemacht werden.Wieso ist das logisch? Die von Venezuela subventioniert importierten Lebensmittel verdrängen die lokale Produktion genauso wie die von der EU subventionierten Lebensmittel.
Der Unterschied besteht lediglich darin, dass hier sogar noch die Subvention mit venezoelanischen Geld bezahlt wird. Die staatlich festgelegten Preise für landwirtschaftliche Produkte in Venezuela geben nicht gerade Anreize für eine Ausweitung der Produktion.
Das besetzte Land war z.T. sogar bebaut. Wenn das wirklich funktionieren soll, muß die Regierungen den Leuten Landwirtschafts-Berater, verbilligtes Saatgut, etc. zur Verfügung stellen. Das alles passiert nicht.
Und solche Opis und Omis brauchen ja nun weder Hüftgelenke noch lesen und schreiben lernen, sind ja eh volkswirtschaftlich überflüssig.Natürlich. Aber die Kinder brauchen es nötiger. Im übrigen wurd um die Aktion ein gewaltiger Wirbel veranstaltet. Viel Nutzen bringt sie dem wirklich armen Land mit der bei weitem höchsten Mordrate Lateinamerikas nichts.
Also von bolivarischen Zirkeln, direktdemokratischen Verfassungselementen,Diese "basisdemokratischen" Zirkel sagen: Hacemos lo que manda nuestro Comandante en Alopresidente".
Übers: Wir machen, was uns der Präsident in einer Sonntags-Mittags-TV Show befiehlt.
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"Ankoppelung an den RGW" bezog sich auf Kuba. Was du meinst, ist allgemein Protektionismus, was ja nun keine spezifisch linke Idee ist. Das gab's schon (recht erfolgreich übrigens) im feudalistisch-frühkapitalistischen Frankreich des Sonnenkönigs.
Was "Weltmarkt beseitigen" für Auswirkungen hätte, hängt schon davon ab, was man stattdessen machen würde.
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Ich hab in meinem Leben vielleicht 100 Stunden alopresidente (Hugo Chávez seine sonntägliche Propagandasendung) gesehen. Er redet nicht von der Verteilung der Erdöleinnahmen, sondern von einem Aufbau der eigenen Wirtschaft.
- Subventionierte Lebensmittelimporte, die die Wachstumschancen der eigenen Landwirtschaft beschränken
- Rüstungsimporte in einem Land, in dem es seit ungefähr 100 Jahren keinen Krieg mehr gegeben hat. In einer Region, in der die USA militärische Interventionen aufgegeben hat.
Tolle Sache!
Wieso ist das eine pragmatische Anpassung an die venezoelanischen Realitäten? Weil die lebensfrohen Naturburschen dort überhaupt keine eigene Produktion aufbauen können?
Kein Land hat jemals seine Wirtschafts-Politik auf Sozialprogramme fokussiert. Im übrigen kannst du davon ausgehen, dass in Deutschland ein wesentlich größerer Anteil des BIP umverteilt wird als in Venezuela. Von den absoluten Mitteln möchte ich gar nicht sprechen.
Die in Venezuela tätigen Unternehmen haben sich unter Chávez halbiert. Die Währung ist ähnlich wie zu extrem neolib Zeiten im Menem Argentiniens fest an den Dollar gebunden und extrem überbewertet. Das hat u.a. den Tourismus fast zum erliegen gebracht.
Mit Pragmatismus hat das alles wirklich nichts zu tun. Was ist daran pragmatisch keine Ersparnisse in schwierigen Zeiten zu haben?
Ich bin ganz sicher NICHT liberal. Ich bin FÜR Eingriffe des Staates, Umverteilung und Regulierung. Nur eben auch kritisch und auf die realen Verhältnisse bezogen, die ich aus langjährigen persönlichen Kontakten ganz gut kenne. Und ich nehm lateinamerikanische Politiker ernst. So schlecht sind die oft nämlich nicht.
Lula da Silva sagt Dinge wie: "Die Krise wurde verursacht von weißen Männern in blauen Anzügen, die vorher alles wußten und nun gar nichts mehr." Ich find das großartig. Viel besser als die zahlreichen dummen Sprüche und chaotischen Aktionen von Hugo Chávez, Evo Morales und dem Rest des Zirkus.
Hochtönende Verlautbarungen von wegen ALBA (Wirtschaftspakt). Wenn man sich das dann mal in der Latino-Presse ein bischen genauer anschaut, dann findet dort kaum Handel statt. In gemeinsame Fonds will keiner Geld einzahlen. Etc. Aber die linke Presse feiert das als ganz großen neuen Ansatz.
Aber einer großen Menge europäischer Linke gehts halt sowieso nur um die pathetischen Sprüche und nicht um eine nachhaltige Entwicklung.
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Aber ob nun subventionierte Importe oder Bemühungen um Nahrungssouveränität: Es stört dich halt, dass die da nicht den "gesunden" Markt im Kopf haben, sondern tatsächlich die Versorgung der Bevölkerung, unabhängig von deren Kaufkraft, gell?
"Das besetzte Land war z.T. sogar bebaut."
Ja, z.B. mit Eukalyptus: http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2009/maerz/versorgungssouveranitat-im-fokus/
"Wenn das wirklich funktionieren soll, muß die Regierungen den Leuten Landwirtschafts-Berater, verbilligtes Saatgut, etc. zur Verfügung stellen. Das alles passiert nicht."
???
"Der Präsident rief dazu auf, die Lebensmittelproduktion in Venezuela weiter zu steigern. Mittel dazu seien der neue gegründete Sozialistische Agrarfond (Fondo Agrario Socialista, Fondas), staatlich subventionierte Erzeugerpreise, zinsvergünstigte Kredite und optimiertes Saatgut, wie es das Florentino-Zentrum entwickelt. Auch werde die Regierung neue Traktoren aus Argentinien importieren. Der Bau einer eigenen Traktorenfabrik mit technischer Unterstützung des Iran ist geplant." (http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2008/mai/venezuela-mehr-mais)
"In Venezuela werden seit Jahren kleine und mittelständische Agrarunternehmen unterstützt. Landwirtschaftliche Produzenten bekommen bei der Gründung von Kooperativen staatliche Hilfe." (http://www.amerika21.de/nachrichten/inhalt/2008/okt/ernaehrung-gesichert)
"Er redet nicht von der Verteilung der Erdöleinnahmen, sondern von einem Aufbau der eigenen Wirtschaft."
Ich schrieb ja auch über das, was gemacht wird, nicht was Chavez redet. Aber gut: Aufbau der eigenen Wirtschaft, um von der einseitigen Orientierung auf den Ölexport wegzukommen - war's nicht das, was du eingefordert hast?
"Rüstungsimporte in einem Land, in dem es seit ungefähr 100 Jahren keinen Krieg mehr gegeben hat. In einer Region, in der die USA militärische Interventionen aufgegeben hat."
Nein, es gab keine Putschversuche, es gibt keinen war on drugs und gegen die Guerilla im benachbarten Kolumbien unter aktiver Mitwirkung der USA, keine Konfrontationspolitik seitens der USA... Mag sein, dass Chavez die Bedrohung etwas hochstilisiert, aber vorhanden ist sie ganz sicher. Ansonsten hab ich eher den Eindruck, dass die Rüstungspolitik das Militär fester an den Offizier Chavez binden sol, was auch die einzige Gewähr für ihn ist, nicht wie Allende zu enden. (Eigentlich schade, oder? Dann könnten deine geliebten Sozialdemokraten irgendwann die Früchte des Terrors ernten, wenn endlich diese ganzen Populisten und Semikriminellen "verschwunden" sind...)
"Im übrigen kannst du davon ausgehen, dass in Deutschland ein wesentlich größerer Anteil des BIP umverteilt wird als in Venezuela."
Und nachts ist es kälter als draußen. Vielleicht vergleichst du mal Venezuela heute und in den Neunzigern, oder Venezuela und umliegende Länder, ergäbe bisschen mehr Sinn. Außerdem solltest du dich mal entscheiden, ob jetzt deiner Ansicht nach zu viel oder zu wenig umverteilt wird.
"Die Währung ist ähnlich wie zu extrem neolib Zeiten im Menem Argentiniens fest an den Dollar gebunden und extrem überbewertet."
Und auch hier: Ist jetzt die Inflation so schlimm oder die Maßnahmen dagegen?
"Diese "basisdemokratischen" Zirkel sagen: Wir machen, was uns der Präsident in einer Sonntags-Mittags-TV Show befiehlt."
Und da rege sich noch jemand über einseitige und klischeehafte Darstellungen von links auf... kann die "goldene Mitte" doch genauso gut.
"Lula da Silva sagt Dinge wie: "Die Krise wurde verursacht von weißen Männern in blauen Anzügen, die vorher alles wußten und nun gar nichts mehr." Ich find das großartig."
Sprüche auf dem Niveau von Günter Ogger findest du also "großartig". Dazu fällt mir nun nichts mehr ein.
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Ich bin schockiert: CHILE? Da ist doch alles super, das sind die Guten! Stimmt doch, Salzherz, oder? Bitte!
Aber wahrscheinlich ist die Bedrohungslage von Chile auch enorm...
(Gibt's eigentlich mal irgendwo statistische Überblicke zu den Rüstungsausgaben von Venezuela im regionalen und zeitlichen Vergleich?)
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Chile kann sich das auch leisten.
Das völlig schuldenfreie Chile benutzt Mittel für sozial orientierte Sozialprogramme. In Venezuela kann PVDSA nicht mal mehr Vertragspartner in der Erdölförderung bezahlen. Der reale Mindestlohn und die Staatsausgaben wurden gekürzt. In Chile werden die Staatsausgaben erhöht.
Es existiert zumindest ein Disput zwischen der Meeresgrenze vor der Küste zwischen Tacna (Peru) und Arica (Chile) , der aktuell in Den Haag verhandelt wird.
Ausserdem spielen populistische Regierungen in Bolivien immer wieder die revanchistische Karte für Gebietsverluste nach dem Pazifikkrieg so um 1870 (in Buchstaben -> Achtzehn Hundert Siebzig). Einen Krieg den Bolivien und Peru übrigens selbst begonnen haben.
Chile war sogar mehrfach bereit zu Verhandlungen. Sogar unter Pinochet. Ein Problem ist aber, dass sich Peru und Bolivien im Zweifel dann noch gegenseitig behindern.
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Jeder subventionierte Import schwächt die einheimische Produktion. Wenn ich Leistungen und Produkte (für bestimmte verbraucher) billiger machen will, gebe ich Prämien an Erzeuger. Sobald die Öleinnahmne wegknicken, bricht der schöne Schein zusammen wie ein Kartenhaus.
Las´ ich nicht vor ein paar Monaten, daß die (auch) exportierende Zementindstrie verstaatlicht wird/wurde ? Es geht nicht um Einzelfälle aber solche Aktionen oder "wir importieren Traktoren aus Argentinien" ist ein Zeichen für sehr kindische Vorstellungen von der Welt und den Bedürfnissen einer Gesellschaft und daß sich westeuropäische Sesselrevolutionäre darüber freuen, ist mir klar.
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@Herold: Tut mir leid, mit der Geschichte der westdeutschen Linken der 70er und 80er (die für dich "die Linke" ist??) kenn ich mich nicht so aus (zu jung bzw. falsche Mauerseite). Ich lese Ches Reflexionen und Anekdötchen darüber zwar sehr gern, aber für sooo wichtig halt ich die Sache dann auch wieder nicht. Nur weil die (west)deutsche Linke damals ein kleines bisschen weniger marginal war als heute, ist sie auch nicht der Nabel der Welt.
Also, "Erziehungshölle bei List" sagt mir nix, da brauch ich schon mehr Infos. Und was ich vom Konzept der Abkoppelung vom Weltmarkt halte, hab ich ja schon angedeutet. Mag vielleicht manchmal als Notlösung nicht verkehrt sein, ist aber mindestens ein zweischneidiges Schwert.
Ja, Verstaatlichung von Schlüsselindustrien (wenn auch selektiv und mit Aufkauf oder Entschädigungen) steht in Venezuela auch auf der Agenda. Dass das mitteleuropäische Sesselliberale ärgert, ist mir klar.
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Es war z.B. relativ erfolgreich in Ostasien. Die haben Branchen ähnlich wie in Lateinamerika 30er bis 1982 des vorherigen Jahrhundert geschützt. Allerdings haben die Asiaten den Schutz an klare Bedingungen geknüpft und haben den Schutz zur Not auch wieder entzogen, wenn sich die Branche nicht wie erhofft entwickelte.
Der südkoreaner Ha-Joon Chang hat daraus überzeugende Argumente GEGEN einen übertriebenen Liberalismus entwickelt. Hätte die südkoreanische Regierung streng neoliberal agiert, wären die heute hervorragende Reisfarmer.
Venezuela hat z.Zt. über 10 Mrd. $ offene Schulden aus den Verstaatlichungen. Die Aluminium-Industrie mußte bereits aufgegeben werden. Ärgern ist das falsche Wort. Venezuela kann als lehrreiches Beispiel für Scheitern dienen.
Amerika21de:
Nach seinem Aufenthalt in Teheran wird Chávez nach China und Japan weiterreisen. In Tokio will er ein umfangreiches Abkommen im Energiesektor besiegeln. Mit Blick auf den von ihm verfolgten "Weg zum Sozialismus" soll die Weltreise, so Chávez, dazu beitragen, diesen zu festigen.
Und was das wirklich heißt:
Nachdem Chávez sich mal wieder auf irgend so einem Araber Gipfel kräftig blamiert hat, indem er den vom internationalen Gerichtshof gesuchten sudanesischen Diktator Omar al-Baschir nach Caracas eingeladen, ein paar starke Worte über US-amerikanische Expräsidenten vom Stapel gelassen und mal wieder ne neue Währung vorgeschlagen hat (diesmal: Der Petro) update: und natürlich ne bank direkt mit, obwohl er seine eigene Währung alles andere als im Griff hat, reist er nun weiter nach Japan und China, um zukünftige Erdöllieferungen zu den aktuellen sehr niedrigen Preisen zu verchecken, weil der Idiot kaum noch liquide ist.
Der Film Weltmarktführer hat damals die dotcom-Blase als ziemlich lächerliche Jugendbewegung dargestellt.
In der Liga spielt Socialismo del Siglo XXI.
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*Gut, Linke verbinden damit teilweise noch andere Ziele als ökonomische Entwicklung, nämlich mehr Spielraum für gesellschaftliche Veränderungen, ohne sich da von imperialistischen Mächten reinreden zu lassen.
"Venezuela hat z.Zt. über 10 Mrd. $ offene Schulden aus den Verstaatlichungen."
Du hast recht, entschädigungslose Enteignungen wären da besser gewesen (oder meinst du doch was anderes ;-)), aber das hätte wohl innen- und außenpolitisch noch viel mehr Konflikte gegeben als so schon.
"Nachdem Chávez sich mal wieder auf irgend so einem Araber Gipfel kräftig blamiert hat ... weil der Idiot kaum noch liquide ist."
WOW... willst du nicht mal zu Fox gehen? Die schätzen doch solche sachlichen und objektiven Darstellungen.
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Kannst du bitte Länder nennen, in denen Protektionismus "gut funktioniert"? In der Diskussion mit Ostlern irritiert mich immer die Unschärfe, mit der ihr Begriffe verwendet.
WOW... willst du nicht mal zu Fox gehen? Die schätzen doch solche sachlichen und objektiven Darstellungen.Findest du es richtig, Omar al-Bashir seine Unterstützung auszudrücken? Selbst Cristina Kirchner Fernández hat sich auf dem Doha Gipfel von diesem Mann distanziert. Er nannte den Haftbefehl des internationalen Gerichtshof in Den Haag "juristischen Terrorismus" und "eine Beleidigung für die Einwohner der 'Dritten Welt'"
Findest du es richtig, zu den aktuell sehr niedrigen Ölpreisen zukünftige Lieferungen zu verkaufen?
Du hast recht, entschädigungslose Enteignungen wären da besser gewesenhätte wäre. Hätten die Wartburg Ingenieure Autos wie Audi, Mercedes oder BMW bauen können, wär die DDR heute vielleicht noch da und nicht unter großem Gelächter untergegangen ;-)
In der Realität hat sich die Chávez Junta aber dazu entschieden, Entschädigungen zu zahlen. Aus guten ökonomischen Gründen übrigens. Adernfalls hätten noch mehr ausländische Unternehmen ihre Aktivitäten zurückgefahren als dies ohnehin bereits der Fall ist.
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Jedenfalls werden wir uns in diesen Fragen kaum grundsätzlich in die Haare kriegen. Der Dissens liegt doch vielmehr beim o.g. Ziel, bei dem du stillschweigend voraussetzt, dass das auch alle anderen - in D-land oder Südamerika - teilen müssten. Ich finde das Ziel völlig beknackt und menschenfeindlich, nur sind, solange der Markt weltweit hegemonial ist, Staaten (und nicht nur die) eben gezwungen, sich dieses Ziel in der ein oder anderen Weise zu eigen zu machen, selbst wenn sie es gar nicht teilen.
Nun versuch(t)en aber manche Leute/Regierungen/Staaten, mit protektionistischen Maßnahmen noch ganz andere, letztlich entgegengesetzte Ziele zu erreichen, die ich oben mit "mehr Spielraum für gesellschaftliche Veränderungen, ohne sich da von imperialistischen Mächten [oder, sollte man hinzufügen, den Marktgesetzen] reinreden zu lassen" umrissen habe. Das können so Sachen wie Bedürfnisbefriedigung oder soziale Gleichheit sein. Ich denke, wie schon mehrfach gesagt, dass das eher schlecht als recht funktioniert, eben weil Abkoppelung vom Weltmarkt, wenn man einen gewissen ökonomischen Stand halten will, nicht möglich ist. Vor deinen Augen kann das aber schon deshalb keine Gnade finden, weil du die Ziele gar nicht teilst und die Maßnahmen nach deinem scheinbar selbstverständlichen Ziel "weltmarktgerechte Ökonomie" beurteilst.
"In der Diskussion mit Ostlern irritiert mich immer die Unschärfe, mit der ihr Begriffe verwendet."
Kannst du mal deine Ressentimentschleuder im Zaum halten? Als ob du darauf gekommen wärst, wenn ich nicht zufällig hier was zu meiner Herkunft geschrieben hätte. Außerdem versteh ich den Unschärfe-Vorwurf nicht recht; Protektionismus ist ja nun nicht deshalb keiner, weil er nur kurzfristig und zielgerichtet angewandt wird.
"Findest du es richtig, Omar al-Bashir seine Unterstützung auszudrücken?"
Hab ich sowas angedeutet? Der Außenpolitik von Chavez, die nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund" gemacht wird, kann ich nichts abgewinnen, ebenso wenig wie seiner markigen Rhetorik. Solange daraus aber nichts weiter folgt als marginale wirtschaftliche Kooperation mit dem Iran (die gegenüber der deutschen lächerlich ist), stört's mich auch nicht übermäßig. Dass in Venezuela demnächst der große Tugendterror losgeht, halte ich für unwahrscheinlich.
Schön, dass du in der Entschädigungsfrage im Prinzip meine Ansicht teilst ;-)
"Chávez Junta": Dir als Südamerika-Expertin dürfte doch wohl nicht entgangen sein, dass Chavez, obgleich Ex-Militär und erfolgloser Ex-Putschist, eine demokratisch gewählte Zivilregierung führt?
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Immer dieses Phrasendreschen.
Diese "gesellschaftlichen Veränderungen" sahen so aus, daß man als unnütz (und da bin ich schon sehr vorsichtig) identifizierten Bevölkerungsgruppen beseitigte - häufig physisch.
Die eine Gruppe von (Einfluß)Reichen durch eine andere zu ersetzen.würde ich nicht als sooo großen Fortschritt sehen. Die Begeisterung "links", 89/90 auch nicht den Hauch von "Spielraum" zu nutzen und mit Genosse Oberleutnant auch weiterhin engen Kontakt zu pflegen, macht die heutige Argumentation irgendwie nicht attraktiver.
Das können so Sachen wie Bedürfnisbefriedigung oder soziale Gleichheit sein
In Sachen "Bedürfnisbefriedigung" ist der Kapitalismus aber viel flotter und schon der alte Karl M. soll ja die Effizienz des Bürgertums gelobt haben. :-)
"Soziale Gleichheit" gibt es nicht und es ist kein Zufall, daß gerade in sozialist. Staaten ein feines Gespinst von "Beziehungen" und Privilegien entstanden ist, sodaß selbst "Güter und Dienstleistungen" des Alltags "besorgt" werden mußten und menschl. Beziehungen ganz nackt "ökonomischen Zwängen" in Form von "Güterabwägungen" unterworfen wurden.
Und "entschädigungsloses Enteignen" - in welcher Form auch immer, führt zum Exodus. Und selbst der ruhmreiche Arbeiter-und Bauernstaat hat Peitsche und Zuckerbrot (Mauerbau und vergünstigungen) gewähren müssen, um seine (auch "Mittelschichts-)Intelligenz bei Laune zu halten.
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Unter welchen Bedingungen Protektionismus für das Ziel, für den Weltmarkt konkurrenzfähige Wirtschaftszweige aufzubauenEine temporäre Protektion mit dem ehrlichen Ziel diese in absehbarer Zeit bei Erfolg ODER Mißerfolg der Strategie wieder abzuschaffen, fällt nicht unter den Begriff "Protektionismus".
Die Fähigkeit wettbewerbsfähig anzubieten, ist sicher nicht "menschenfeindlich". Ganz im Gegenteil zu der Vorstellung permanent anderen auf der Tasche zu liegen.
"mehr Spielraum für gesellschaftliche Veränderungen, ohne sich da von imperialistischen Mächten [oder, sollte man hinzufügen, den Marktgesetzen] reinreden zu lassen"Die Richtung der gesellschaftlichen Veränderungen wird dann aber von Einzelpersonen wie Stalin, Mao, Castro oder eben Hugo Chávez vorgegeben. Solange ein solcher Kurs demokratisch legitimiert ist, kann man dagegen auch nichts einwänden. Nur neigen solche revolutionären Regierungen in der Regel zu diktatorischen Verhältnissen. In Deutschland gibt es für so etwas zum Glück keine Mehrheit.
Ich bin schon für einen gewissen sozialen Ausgleich in der Gesellschaft. Hab Erfahrungen mit der sehr ungleichen Gesellschaft Chiles und halte unser Sozialsystem für schützenswert. Das hat aber Grenzen. Wenn ich nicht unwesentliche Teile meiner Zeit damit verbringe, von anderen nachgefragte Leistungen zu erbringen, benötige ich dafür einen konkreten Anreiz.
Die markige Rhetorik ist nicht losgelöst von dem was Chávez wirklich denkt und macht. Und das ist nicht lustig pintoresk sondern in vielerlei Hinsicht zerstörerisch für die venezoelanische Gesellschaft.
Seine Akzeptanz gegenüber al-Bashir wurde bereits in sundanesischen Medien aufgenommen. Es wird die Progrom-Stimmung dort weiter anheizen.
Chávez ist kein Demokrat. Er nutzt die Demokratie lediglich, um seine nicht besonders erfolgsversprechenden Ideen durchzusetzen. Zur Durchsetzung der Zentralmacht ist er jederzeit bereit, die Verfassung ausser Kraft zu setzen wie etwa bei der Ankündigung der Verhaftung von Rosales oder der Besetzung der Häfen und Flughäfen durch die Armee.
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Ok, eins noch: "In Sachen "Bedürfnisbefriedigung" ist der Kapitalismus aber viel flotter"
Nö, darum geht's da ja grade nicht, sondern um Reichtumsproduktion, was was grundlegend anderes ist - und DARIN ist das Bürgertum sehr effizient. Bedürfnisse spielen da nur dann eine Rolle, wenn Kaufkraft dahinter steht.
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Ach ja, und wir lasen das Kapital und leiteten daraus eine Begründung des Zusammenbruchs der DDR als einer nicht konkurrenzfähigen Volkswirtschaft ab, u.a. über den tendenziellen Fall der Profitrate.
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Ok, wenn du unter Protektionismus nur die konsequente Ideologie, nicht die Maßnahmen an sich verstehst, ist das schon richtig. Will mich nicht über das Bedeutungsfeld des Begriffs streiten.
"Die Fähigkeit wettbewerbsfähig anzubieten, ist sicher nicht "menschenfeindlich"."
Doch, Wettbewerb - existenzieller, nicht spielerischer oder sportlicher - ist menschenfeindlich.
"Die markige Rhetorik ist nicht losgelöst von dem was Chávez wirklich denkt und macht."
Natürlich nicht - ich glaub ihm schon, dass er auch denkt, was er sagt.
"Und das ist nicht lustig pintoresk sondern in vielerlei Hinsicht zerstörerisch für die venezoelanische Gesellschaft. "
Wo konkret?
"Seine Akzeptanz gegenüber al-Bashir wurde bereits in sundanesischen Medien aufgenommen. Es wird die Progrom-Stimmung dort weiter anheizen."
Ja, Chávez' Stellungnahmen werden das sudanesische Vorgehen in Darfur sicher entscheidend beeinflussen...
"Chávez ist kein Demokrat. Er nutzt die Demokratie lediglich, um seine ... Ideen durchzusetzen."
Tja, das machen demokratische Politiker allgemein so, nech?
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Tja, solche Gedanken hab ich mir damals auch gemacht - kommt mir heute mächtig naiv vor. Aber ich kann's problemlos mit meiner Jugend entschuldigen... :-)
"Es gab damals ja die Parlamentskommission zur Ausarbeitung einer gesamtdeutschen Verfassung, und wir hofften darauf, dass etwas herauskommen würde, das besser wäre als das Grundgesetz."
Auch das hab ich damals gehofft... Heute bin ich eigentlich froh, dass es nur den Anschluss gab, keine "richtige" Wiedervereinigung mit neuer Verfassung. Bei den Zuständen damals wäre vermutlich was wesentlich schlechteres rausgekommen; eher als das Recht auf Arbeit hätte wohl die Marktwirtschaft Verfassungsrang bekommen. Kommt halt auf das Verfahren an, und da hätten sich die politischen Eliten im Westen wohl kaum das Heft aus der Hand nehmen lassen... Aber was soll's, ist eh spekulativ.
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Und man hat sich mit DDR-Bürgern über Kombilohn und Kohlepfennig unterhalten ? Abgesehen davon, daß man bei solchen Ideen (nicht geringer als Tariflohn) dann auch gleich bei den Kombinaten hätte bleiben können. Auf große Staatsbetriebe läuft das nämlich in den "Kollusionslösungen" zwischen Gewerkschaften-Politik-Arbeitgeber hinaus: Also *VEB Großdeutsches Textil-/Bergbau-/Rundfunktechnik-Kombinat Willy Thälmann*
Nebenbei: Wo kamen denn die ganzen DDR-Bürger her, die sich mit den Autonomen der BRD so einig waren ?
Meine Erachtens teilte sich die Ost-Intelligenz in drei Gruppen:
1. Die Staatstreuen. Hager, Christa W. und Berndlutz Lange. Ich weiß, eine etwas heterogene Mischung
2. Die Gutmenschen, häufig kirchlich angedockt, die Christa W. Rede in Börlin ganz ergreifend fanden. Die auch erklärten, nach Walter Jankas Rede wäre für sie eine Welt zusammengebrochen, Robert Havemann für bedeutend hielten und Reinhard Lakomy hörten. (und manchmal sogar unter der Bettdecke Ein Tag im Leben des ... gelesen hatten)
3. Die junge Elite (zuweilen schon habilitiert)
Die die 1. Gruppe verachteten und sich über die 2. lustig machten. Und erst einmal sehen mußten, wo sie im neuen Staat blieben. Z.B. der Lyriker Uwe Kolbe.
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@"Wo kamen denn die ganzen DDR-Bürger her, die sich mit den Autonomen der BRD so einig waren ?" --- Gab es die? Die Autonomen der BRD damals waren ein Spektrum, das vom fundamentalistischen Flügel der Ökopazifisten bis zum Umfeld der Revolutionären Zellen reichte, sozial von politisierten Punks und Langzeitarbeitslosen bis zur studentischen Linken, von der Jobberszene (Aussteiger, die ständig wechselnde Jobs z.B. als Messebauer oder Messeguides aus Gründen der persönlichen Unabhängigkeit Festanstellungen vorzogen) bis zum Alternativarbeitsmarkt mit seinen Bioläden, Fahrradwerkstätten und Sozialarbeiterjobs. Die DDR-Bürger, mit denen die kooperierten, waren vor der Wende die Blueser (langhaarige wilde Cliquen, von denen ich noch weiß, dass sie ab und an sozialistische Heldendenkmäler zertrümmerten), danach allenfalls Gruppen wie "Die Nelken" oder die Reste vom Komitee für Grundrechte und Demokratie und die Jungen Linken. Nach 1990 war vor allem Antifa/Antirassismus the prevailing theme.
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Heidewitzka, ist das lächerlich... Du hältst wohl alle, die "es ist/war ja nicht alles schlecht" genauer und auf höherem Niveau formulieren, für staatstreu? Na schön, dann bin ich heutzutage halt auch staatstreu...
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Ich hatte bereits darauf hingewiesen: "Ich weiß, eine etwas heterogene Mischung." :-))
1990 progonistiziere ein kluger Mann, die ehedem und irgendwie Staats- und/oder Parteitreuen würden auf zwei Schienen fahren und ihre alten/neuen Privilegien rechtfertigen: 1. Die Bekämpfung des III. Reichs und 2. Philosowjet-/russismus: Viva la russie als Überkompensierung der Tatsache, daß sie ihre Macht aus den Händen der Vergewaltiger ihrer Mütter, Schwe...usw.
Die "Verwirklichung" des zweiten Ansatzes hat man "im Westen" gar nicht so richtig mitbekommen, da man (aka die Linke) ja gegen DeutschRussen seine Ressentiments pflegen wollte. ... was der Posse eine besondere Bedeutung gibt.
Auch Bernd, das Schaaf erklärte in zahlreichen MDR-Sendungen nicht nur Feines zur Welt, sondern auch über die wertvolle russische Kultur und die wertvollen Kontakte zu russischen Künstlern in Leipzig ... nach 1990.
P.S. Das Schöne an den vielen sowjet. Propagandafilmchen, die der MDR versendete war, daß man am Produktionsjahr erkennen konnte, zu welchem Zeitpunkt man welche Stufe "antistalinistischer Vergangenheitsbewältigung" erreichte.
Aber ich will jetzt Schluß machen, da das Ganze sich doch sehr offtopic bewegt.
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Die waren einmal wegen ideologischer Übereinstimmungen ("Mutterland der Werktätigen") der Sowjetunion verbunden, zum anderen wegen der Befreiung vom NS-Faschismus. Da hat man über so unschöne Nebenaspekte wie Vergewaltigungen großzügig hinweggesehen, weil man anderes für wichtiger hielt. Für Psychogeschwurbel wie "Überkompensation" besteht also absolut keine Veranlassung. (Da wäre schon eher interessant, ob du mit deinem antilinken Furor was kompensierst - irgendwer hatte ja hier mal scherzhafte Vermutungen über entsprechende Kindheitstraumata geäußert - aber eigentlich ist auch das egal.)
Wer war denn eigentlich dein genialer Prophet von 1990?
Und welche Linken haben denn um die Zeit Ressentiments gegen Deutschrussen gehegt?
Schließlich: Nachdem man von einem deutschen Demoaufruf auf eine ellenlange Lateinamerika-Debatte gekommen ist, musst du dir über offtopic eigentlich keine Gedanken mehr machen ;)
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Der Prophet ? Da gab es so einen schönen Sammelband zur Literatur, 1990 oder 1991 herausgegeben. Da ich aber nicht mehr weiß, wer es war, behaupte ich einfach, es war Uwe Kolbe.
Von dem dort der schöne Satz stammt: "Wir hatten in der DDR jede Menge Dissidenten aber keine Opposition".
Deutschrussen ?
Da scheinst Du aber den westdeutschen "Diskurs" nicht so ganz verinnerlicht zu haben. "Deutschrussen" waren für die Linke so etwas wie die Inkarnation des Deutschen an sich. Sozusagen der Über-Deutsche, bei dem er all das rauslassen durfte, was er sich bei "Ausländern" verkneifen wollte.
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Chávez hat nun begonnen, Oppositionsfiguren wg. Korruption und Steuerhinterziehung ins Gefängnis zu stecken.
Die Opfer sind bislang:
- der beliebte Bürgermeister von Maracaibo Manuel Rosales.
- Raúl Baduel -> ein pensionierter General und ehemaliger chavistischer Verteidigungsminister, dem es Chávez verdankt, das er den übrigens ziemlich dämlichen Putsch von 2002 überlebt hat.
- der ehemalige Guerrillero, Politiker und Publizist Teodoro Petkoff. Petkoff wirft man Sachen aus dem Jahre 1973 vor.
Dazu muß man wissen, dass Chávez selbst genau nur 1 Jahr Steuern bezahlt hat (1998). Als Armee-Angehöriger mußte er das nicht. Als Präsident eigentlich schon. Und der 1998 recht mittellosen Familien Chávez gehören inzwischen weite Teile des Landes im Bundesstaat Barinas.
Die Situation spitzt sich wöchentlich zu.
antilinken FurorVersuch mal deinen Opferrolle ein wenig zu reflektieren.
Sarah Wagenknecht hat dieses aus meiner Sicht im Grund faschistische Regime immer als vorbildlich dargestellt. Schau dir mal Interviews mit Chávez von 1998 an. Klingt gemäßigter als Gisy (spell.?)
http://www.youtube.com/watch?v=cvbdMg-X5GQ
Wir werden mit ihr nicht so hardball spielen, wie das eine Reihe von sogenannten Sozialisten tun.
Uns bleibt das Lachen.
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Ich darf mal rechnen: 1945 20-30 Jahre alt; 1995 70-80 Jahre alt ... das müssen aber verdammt alte Spätaussiedler gewesen sein, sogenannte "Alt-Aussiedler". ;-)
"Schäferhunde", "Vertriebenenverbände" - ja, das Eis der Zivilisation ist dünn.
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Bei Null Ahnung, Freundchen, gerne auch mal einfach die Klappe halten.
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"'Schäferhunde', 'Vertriebenenverbände' - ja, das Eis der Zivilisation ist dünn."
Dem kann ich nur in Teilen zustimmen. Zunächst ist der Schäferhund als Tier einer Zivilisationskritik nicht zugänglich. Auch ist keineswegs jeder Schäferhundebesitzer, wie der Herold hier unterstellt, ein fragwürdiges Mitglied der Zivilisation.
Was jedoch das Verhältnis der sog. "Vertriebenenverbände" zur Zivilisation betrifft, stimme ich dem Herold vollinhaltlich zu.
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Das Eis der Zivilisation war besonders bei Vertriebenfunktionären dünn wie dem NPD-Multifunktionär Fiedler, wo die Zusammenarbeit locker von CDU-nahen Verbänden bis zu den Stiefelnazis ging, so what?
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Und das war nicht nur schon immer falsch, sondern ist auch noch reichlich out of time.
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@noergler: Danke, dein eloquenter Sarkasmus ist immer wieder ein Genuss! (Außer, ich bin mal selbst davon betroffen, dann hört der Spaß natürlich auf. ;))
Die "Heimholung" der Russlanddeutschen ist tatsächlich ein Paradebeispiel für völkische Elemente in der deutschen Politik: Da wurde Leuten, weil deren Vorfahren irgendwann mal "Blutsdeutsche" waren, die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt, während Leute, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten in Deutschland leben, nach wie vor "Ausländer" sind. Dazu muss man sich vor Augen halten, dass nicht einmal die meisten Urahnen der Russlanddeutschen eine deutsche Staatsbürgerschaft besessen hat - die gab's da nämlich noch gar nicht.
Aber wenn Linke tatsächlich quasi die Russlanddeutschen für diese völkische Politik verantwortlich gemacht haben, war das natürlich absurd. Die haben ja nur die Möglichkeiten, die ihnen diese Politik bot, ausgenutzt, wie das fast jeder Mensch machen würde.
@saltoftheheart: Bei Rosales & Co. kommen mir ja fast die Tränen. Wenn das, was Chávez da veranstaltet, den markigen Begriff Revolution tatsächlich verdienen würde, fänden derart gemäßigte Formen der Repression gegen führende Konterrevolutionäre meine volle Zustimmung. Trotzdem hoffe ich, dass solche Maßnahmen nicht ausarten oder zur Regel werden.
Wo nehme ich denn bitte eine "Opferrolle" ein? Ich werde doch hier gar nicht persönlich angegriffen, und selbst wenn, kann mir das im Netz doch egal sein.
"faschistisches Regime": Das ist doch eigentlich so ne linke Dummheit, alles und jedes, was einem nicht passt, als Faschismus zu bezeichnen. Musst du ausgerechnet das von den Linken übernehmen?
So, jetzt aber endlich ins Bett ;)
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Ich habe ja verstanden, daß IHR nicht dabei und nur, um Schlimmeres zu verhindern.
"Völkische Elemente". Das ist der Ansatz. Allein die Vorstellung, man könnte zwar in einem Land Leben und auch im politisch-administrativen Komplex Karriere mache aber stehe irgendwo auf Weltmenschenebene und könnte so eine Art Deutschland verrecke-Position auch als Erwachsener umsetzen, führt zu merkwürdigen polit. Wünschen.
Solch originelle Einstellung führte dann eben auch dazu, sich ernsthaft über irgendwelche Sonderlösungen für die DDR nach ´90 Gedanken zu machen und als dies nicht funktionierte, ganz bitter von den fiesen, westgeldgeilen Ossis empört zu sein.
Als ob nicht jede Fristenlösung, jeder Sonderweg zu einem Exodus geführt hätte. Und als ob dieser Exodus mit Verweis der MigrantInnen-UnterstützerInnen auf "völkisch" hätte verhindert werden können.
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@"im politisch-administrativen Komplex Karriere machen" --- Wer das tut und das nicht gerade mit einem Agent-im-feindlichen-Lager-Selbstverständnis macht, gehört mit wenigen Ausnahmen (zu denen rechne ich etwa Leute wie Ströbele, aber auch einige z.B. in Asyldingen immer mal wieder sehr kooperative Statssekretäre und Ministerialbeamte, aber das sind echt Versprengte) ohnehin zur Gegenseite.
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Neben denen mit "Deutscher" im Paß sind auch einige mit "Jude" im Paß gekommen.
Eine kulturelle Bereicherung ist auf jeden Fall das für mich finale Vodka-Besäufnis auf Weihnachtsfeiern morgens um 5. War in den letzten 4 Jahren auf 3 Weihnachtsfeiern bei 2 verschiedenen Arbeitgebern so.
"faschistisches Regime": Das ist doch eigentlich so ne linke Dummheit, alles und jedes, was einem nicht passt, als Faschismus zu bezeichnen. Musst du ausgerechnet das von den Linken übernehmen?Dieser Artikel: http://tinyurl.com/cj5epr
und die aktuellen Ereignisse: http://tinyurl.com/cxn68x
Zur Zeit sehe ich da klare Radikalisierungstendenzen als Folge der engeren Budgets. Die Anlage war immer da.
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... oder wie Peter Furth so schön sagt: Man möchte nicht Bürger werden, man möchte Citoyen bleiben. :-)
Ich glaube allerdings, daß dieses Ostdeutschen- und gedittschte Unterschichten-Bashing auf einen gewissen Selbstekel zurückzuführen ist, da man zwar Citoyen bleiben aber als Bürger (mit der mittlerweiler ererbten Doppelhaushälfte von Nazi-Papa) leben will.
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Den "Rest" kann man zwar als "EigentlichNichtLinke" beschreiben aber selbst die äußern sich ja "anti-völkisch", obwohl ihr Leben nicht weniger bürgerlich als das der Altvorderen abläuft und in den vergangenen 15 Jahren das "Nazi-Vermögen" via Erbschaft auf ihre Generation übertragen wurde... auch wenn es nicht mehr zeitgemäß erscheint, dieses dem Vietcong zu spenden, gäbe es doch Möglichkeiten, Bewußtsein zu zeigen. ;-)
Dieser Widerspruch wird aber nicht dadurch aufgehoben, daß der Feld-, Wald- und Wiesenlinke "erwachsen" wird, sondern weiterhin post, indem er genial dagegen ist. Und dann werden die Ostdeutschen an sich oder die Unterschichtler (im Westen auch ohne NPD zu wählen) als wahren Täter identifiziert, die ihn am
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Schtümmt, ich weiß es noch wie heute. Das war aber in Städten wie Bremen, Göttingen, Hamburg, Freiburg, wohl auch in München, Köln und Hannover so, schon in Kassel gab es das nicht, dafür machten es sich dort Leute mit Bierkästen vor der Abschiebehaftanstalt gemütlich und jubelten den Bullen bei der Niederschlagung einer Revolte zu. Ich nehme mal an, dass sich die Existenz dieser links inspirierten solidarischen Zivilgesellschaft, die es nicht in die Medien schafft und immer nur kommunal, ja oft nur in Viertelstrukturen verankert ist, sich bis Bochum und Oberhausen nicht rumgesprochen hat.
BTW. Und dass die von Che geschilderte Linke mit der Linkspartei keinerlei Berührung hätte stimmt so nicht; manche von denen sind dort heute gelandet, und es gibt auch Antifa-Gruppen, die von dort Geld und Logistik beziehen. Die haben aber keinen positiven oder relativierenden Bezug zur DDR-Vergangenheit, sondern eher ein instrumentelles Verhältnis zu dem Laden. Die DDR ist 20 Jahre her, und die Ortsgruppen der Linkspartei im Westen, das war auch schon bei der PDS vor 15 Jahren so, bestehen aus frustrierten Fundi-Grünen, dissidenten Jusos, Feministinnen, Ökos und Punks, die zur Mutterpartei im Osten ein eher distanziertes Verhältnis haben. Zumindest was Hessen und Niedersachsen betrifft ist die Partei etwa so zusammengesetzt wie die Grünen in den Achtzigern, plus eine starke Betriebsräte/Vertrauensleute-Komponente über die WASG-Strömung. Die Altkommunisten haben ja weiterhin ihre DKP und die unsägliche MLPD, die sind nicht in der Linkspartei.
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Der zweite der von dir verlinkten Artikel (der erste war mir schlicht zu lang und ausschweifend, den hab ich nur ausschnittsweise überflogen) diskutiert in erstaunlich ruhiger und differenzierter Weise, ob die jüngsten Repressionsmaßnahmen einen Schritt von autoritärer in Richtung diktatorischer Herrschaft in Venezuela darstellen. Interessanter als diese auch nicht ganz uninteressante Frage finde ich aber den konkreten Charakter der Repression. Z.B. laufen in Mexiko oder Kolumbien viel härtere und umfassendere Repressionsmaßnahmen (gegen Linke), ohne dass jemand den demokratischen Charakter dieser Staaten in Frage stellen würde.
Außerdem macht auch Diktatur noch keinen Faschismus. Stalin etwa war viel eindeutiger Diktator als Chávez, aber ganz sicher kein Faschist, jedenfalls wenn man den Begriff nicht vollends zur Bezeichnung jedweder "bösen" Herrschaft verunklaren will. So sieht das wohl auch dein oppositioneller Blogger, der nichts von einem faschistischen Regime in Venezuela weiß und stattdessen betont: "If you read this blog regularly, you know how the loose use of terms like "totalitarian", "dictator", "fascist", etc. drives me up a wall." Der Text stützt deine Aussage also in keiner Weise.
@Herold: "Wer mit *20* kein ... kein Herz, wer mit *30* (nicht 40 !) immer noch ... keinen ..."
Ich möchte lösen! (Ok, nicht so, wie verlangt, aber dafür sinnvoll.) Also: Wer mit 20 kein Revolutionär ist, hat kein Herz. Wer mit 30 immer noch kein Revolutionär ist, hat keinen Verstand.
(Folglich hab ich zwar kein Herz, aber wenigstens Verstand. Na, ist doch auch was :-))
Ostdeutschen- und Unterschichtenbashing kenne ich, außer von Vorzeigelinken wie Eddie Stoiber oder Oswald Metzger natürlich, nur von durchgeknallten Antideutschen ("Kühe, Schweine, Ostdeutschland!"), aber die sind ja wohl kaum typisch für die Linke.
Dittsche ist geil, hat nix mit Unterschichtenbashing zu tun, und du hast keinen Humor, so! (Für Che: http://de.wikipedia.org/wiki/Dittsche )
@Che: "Ich kenne allerdings eine ganze Reihe von Leute aus unserem weiteren politischen Umfeld, bei denen die Brüche so krass waren, dass die für mich unter der Rubrik "Verräter" laufen"
Das Wort "Verräter" stößt mir hier ziemlich sauer auf. Die Leute haben ihre Überzeugungen geändert, denken und handeln jetzt falsch und stehen mithin im politischen Kampf auf der falschen Seite. Aber muss man sie deshalb auch gleich als "böse" einsortieren? An der Stelle halte ich solchen Moralismus nicht nur für falsch, sondern auch gefährlich, man bedenke die lange und unrühmliche Geschichte des Umgangs von i.w.S. Linken mit "Verrätern", ob nun bei Stalin, der IRA oder der Magdeburger Antifa. "Verräter" sollte man nur Leute nennen, die ohne große Not andere ans Messer liefern. (Und auch mit denen sollte man natürlich anders umgehen als eben angerissen. Nur um interessierten Missverständnissen hier vorzubeugen.)
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Zumindest ist da eine Bereitschaft da, sich auf real vorhandenes Elend auf diesen Planeten einzulassen, das von den meisten hier aus verständlichen Gründen ausgeblendet wird.
Andererseits würd ich selbst den Beteiligten des gescheiterten hardcore-neoliberalen IWF 1985 bis 1998/2003 grundsätzliche Empathiefähigkeit für menschliches Leid absprechen.
Normale Hilfsbereitschaft und politische Überzeugungen sind aus meiner Sicht entkoppelt.
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denke wir sollten den Paralleldiskurs jetzt abbrechen.
Ich werd das jetzt nicht auf Kolumbien und Mexiko ausdehnen. Zu Kolumbien empfehle ich: http://tinyurl.com/dezka6
Nochmal: Die faschistischen Elemente des Gedankenguts von Hugo Chávez werden in dem Artikel erläutert, der dir zu lang ist. Deshalb ist es müssig darüber weiter zu diskutieren. Ich bin selbst kein Freund davon, diese Begriffe zu leicht zu verwenden.
Alles was ich sage ist, dass sich die Linke hier keinen Gefallen tut, wenn sie sich mit von ihr vielleicht nicht so verstandenen und äußerst problematischen Bewegungen solidarisiert.
Und zwar gerade in einer Zeit, in der gemässigtere Linke deutlich erfolgsversprechendere Wege beschreiten, marginalisierte Gruppen langsam zu integrieren.
Bin öfters in Chile und steh aktuell in Verhandlungen mit dortigen IT-Unternehmen für ein Jahr da anzuheuern.
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Zitat aus einer Noergelei.
Das meinte ich. Daß die Proleten sich nicht so verhalten, wie man sich selbst verhielte, wenn man denn Charakter hätte, führt zu einer unglaublichen Wut.
Aus dieser Wut kommen dann solche bashing-Szenarien wie oben beschrieben: Der Prolet ist schuld !
Wenn eine "D-Mark-Forderung" als Charakterisierung als "Pöbel" führt, dann darf man doch fragen, wie sich denn all diejenigen fühlen, die als revolutionäre, emanzipierte Tiger abgesprungen und als wohlständig angepaßte Bettvorleger gelandet sind.
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BTW und was meine eigene politische Umgebung angeht: Cassandra z.B. ist die Tochter eines ungelernten Arbeiters und aktuell ALG2-Empfängerin, die "Vorsitzende" meines früheren Politzusammenhangs lebte 7 Jahre von Sozialhilfe, ehe sie eine selbstständige Existenz gründete, und ein nicht unerheblicher Teil gerade der autonomen Linken rekrutierte damals sich aus Ahi- und Sozibeziehern mit Übergängen ins Kleinkriminellenmilieu und in die Jobberszene. Die Behauptung, die Linke betreibe Proletenbashing aus einer privilegierten bürgerlichen Situation heraus kannst du Dir also sonstwohin schieben.
... link
@"Es gab keine russischen Freiwilligen, die in der (Waffen-)SS gedient hätten. ..... Die
"russischen Freiwilligen" waren in der Masse arme Schweine, die in ihrem
"Freiwilligsein" eine Verbesserung ihres Gefangenen-Loses erhofften."
Herold, Du widersprichst Dir selbst. Aus der Masse abzuleiten, dass es keine gab ist logisch nicht machbar.
Zweitens gab es sie.
29. Waffengrenadier-Division der SS "Rona" (Russische Nummer 1)
30. Waffengrenadier-Division der SS (Russische Nummer 2) beide nicht ordenstauglich
Rona steht für Russische Volksbefreiungsarmee
die Erste geht aus der "Kaminsky-Brigade" hervor.
Und die Russinnen der Propaganda- Abteilung der SS-Standarte Kurt Eggers.
Meines Wissens eigene Abteilung, keine Division, aber immerhin, man ist ja bescheiden.
... link
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http://kritik-und-kunst.blog.de/2009/03/27/demo-morgen-5844394/
grrrrrrr. demnächst aber wieder in diesem Theater...
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Mach doch lieber, was Du am besten kannst: Erklären, wie man die Arbeitslosigkeit durch gehörige Lohnsenkungen beseitigt. War das nicht so, dass die Verbilligung der Ware die Nachfrage erhöht? Ich weiß das aber nicht so richtig, weil, das sind immer sehr filigrane Differenzierungen, die Du dann vorträgst.
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http://shiftingreality.wordpress.com
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