Sonntag, 16. August 2009
Elemente der Gegenaufklärung: Am Rande eingestreut
Das hier muss man kennen, um die US-amerikanische Rechte bis hin etwa zu Ayn Rand, Scientology und den LaRouchians/Bürgerbewegung Solidarität/EAP verstehen zu können. Hinreißend bizarr, aber durchaus gefährlich.


http://de.wikipedia.org/wiki/John_Birch_Society

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Ich wüsste nicht, dass sich echte Ayn-Rand-Fans da wiederfinden könnten... Rand selbst ging meines Wissens nach nicht von solchen Verschwörungstheorien aus. Jedenfalls weniger als du ;-)

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Dann schau Dir mal die Geschichte der sich untereinander befehdenden unterschiedlichen Rand-Institute und - Stiftungen an. Das ist Sektenverhalten pur, auch ohne Verschwörungstheorie. Der Sauberkeitswahn, das klischeehafte Gut-Böse-Denken Rands, das ja daherkommt wie ein Superman-Comic, die totale Angst vor jeder soziale Organisierung, das ist nicht so bizarr wie das wirre Denken der Birchers, aber sehr wohl seelenverwandt. Ich möchte den Focus auch gar nicht auf die Verschwörungstheorien selber legen, sondern weiter gefasst die Paralogik im politischen Denken, die all die genannten Gruppen gemeinsam haben. Wilson und Shea hatten in Illuminatus! in satirischer Absicht ja die Entwicklung extrapoliert und Ayn-Rand-Anhänger, Moral-Majority-Evangelikale und Birchers ja fusionieren lassen zu den God´s Lightning, die ihre Gegner mit Kreuzen erschlagen, während aus linksextremen Splittergruppen der damaligen USA wie RYM 1, RYM 2 und der Symbionese Army die durchgeknallten Morituri hervorgingen. Gut, da mag man einwenden, dass die Satire Gruppen trifft, die überhaupt nicht miteinander zu tun haben, in bestimmten Mentalitätsfragen aber doch.

Ich zitiere mal eine ältere Diskussion auf diesem Blog:

" -statler-
Was Ayn Rand und die Objektivisten angeht, da würde ich uneingeschränkt zustimmen. Vor knapp zwei Jahren war ich selbst mal in eine kleine Auseinandersetzung mit den Randianern verwickelt (http://www.s-and-w.de/?s=ayn+rand) und hatte da ähnliche Kritikpunkte vorgebracht.

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che2001, Mittwoch, 17. Januar 2007, 16:28
Statler, was Du da nachzeichnest und demontierst, ist ja nichts Anderes, als die Paralogik, die sektiererisches Denken auszeichnet (dem Marx würde ich da etwas rausnehmen, weil es einen deutlichen Unterschied Marxens Denken zu Lebzeiten und dem dogmatisierten Weltbild des Marxismus-Leninismus gibt). Die Rand-Logik bewegt sich in der Tat psychologisch zwischen KPDMbH und Yehovas Zeugen.

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antibuerokratieteam.de, Sonntag, 14. Januar 2007, 22:19
Der KBW der Libertären
Die Randies haben in der Tat etwas von "KBW der Libertären" (oder vielleicht besser: KPD-ML, wenn Du verstehst, was ich meine) an sich :P
Nein, im Ernst, wer Ayn Rand "liberale Bolschewistin" nennt, liegt wohl nicht völlig falsch. "Atlas Shrugged" ist umgedrehter Proletkult in seiner albernsten Form.

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che2001, Montag, 15. Januar 2007, 10:05
Oben wies ich schon darauf hin, dass Alan Greenspan Rand-Schüler war. Ich habe manchmal den Eindruck, wer im US-Establishment hip sein will, ist entweder Rand-Fan oder bei Scientology. Nein, das ist natürlich bösartig, aber die Verbreitung solcher wirren Lehren ist erschreckend.

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-statler-, Montag, 15. Januar 2007, 10:11
Sowas in der Art wollte ich gerade auch kommentieren. Als dogmatische Lehren, die Erfolg predigen und auf scheinbare Selbst-Vervollkommnung aus sind, sind Rand und Scientology sich erstaunlich ähnlich."



Abseitige Werte auf den F-Skalen erzielen jedenfalls Angehörige all dieser Gruppen.

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Seit wann gehört Scientology zur amerikanischen Rechten?
So sehr es richtig ist, die Ayn-Rand-Jünger zu den Sektierern zu rechnen, so wenig kann ich verstehen, warum Che Scientology zur US-Rechten zählt. Diese durchgeknallte Sekte, bestehend aus Geschäfte machenden Scifi-Spinnern, ist meiner Meinung nach nicht sonderlich politisch positioniert, außer, dass man vielleicht sagen kann, dass deren "religiöse" Ego-Orientierung, auf die sie ihre Anhänger drillen, gut in eine neo"liberalisierte" Gesellschaft passt. Man könnte sogar diesen ganzen Thetanenquatsch mit den sozioökonomischen Allmachtsfantasien extremer Hayek-Anhänger vergleichen - so völlig unähnlich ist das nicht...
...dort strebt man nach gottähnlicher Allmacht des Individuums auf seiner angeblichen Reise zur Thetanenexistenz und hier nach der uneingeschränkten Herrschaft eines allwissenden, allguten und sogar über jede Moral stehenden Monstrums namens "der Markt", an dessen PR absondernden Schleimdrüsen sich gleich haufenweise unsere lieben Rechts"liberalen" anschmiegen.

Doch, halt, verlassen wir lieber gleich die ekligen Themen!

Was ich meine: Scientology ist keine rechtgerichtete politische Gruppierung. Genauso wenig - Ayn Rand- und Mises-Anhänger aufgemerkt! - wie die "Praxeologie", jedenfalls mit noch vorhandenene Restverstand, ein wissenschaftliches Verfahren von "Philosophie, Wirtschaftswissenschaft oder Soziologie" genannt werden darf.

Es ist lediglich, hier wie dort, das Rumgespinne von Sektierern. Nicht unbedingt harmlos, finde ich, aber auch kein ernsthafter politischer Faktor.

P.S.
Mich wundert es ja, dass sich Ray'son an Diskussionen über derlei Themen der "Unpolitik" beteiligt. Es wäre m. E. angemessener, und nur minimalst theologischer, wenn er sich irgendwelchen beliebigen altkatholischen Erweckungsideen hingeben würde.

P.P.S.
Das Thema sind also, Sekten und Sektierer, oder?

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Nein, nicht so ganz, bzw. viel spezifischer: Das Thema sind Manifestationsformen des autoritären Charakters, totalitäre Denksysteme und die Tatsache, dass diese auch noch weitgehend außerhalb der politischen, philosophischen oder auch theologischen Denkschulen und -Traditionen des Westens, wohl aber in der Nähe populären Aberglaubens bzw. moderner Mythen angesiedelt sind. Und in diesem Kontext haben sie dann wieder auffallend viele Gemeinsamkeiten.


Schwerpunkt: Ein Denken, das durch Paralogik geprägt ist.

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Einspruch, Euer Ehren!
@Dr Dean

"Diese durchgeknallte Sekte, bestehend aus Geschäfte machenden Scifi-Spinnern, ist meiner Meinung nach nicht sonderlich politisch positioniert"

Ich geb Dir ja Recht wenn Du sie als Spinner und als durchgeknallt bezeichnest. Aber Scientology geht es um wirtschftliche und politische Macht. Das ist das vorrangige Ziel, nicht das Seelenheil der "Gläubigen" oder Bereicherung eines einzelnen Gurus. Grade dieser unbedingte politische Machtwille ist es ja, der die Bande von (den meisten) anderen Sekten unterscheidet. Scientology will keine Freiräume innerhalb des Systems, Scientology will den ganzen Kuchen. Es gab ja nun mal Unterwanderungsversuche von Behörden, Regierungseinrichtungen etc etc
Grade in Zeiten wie diesen würde ich die Bande nicht unterschätzen.

–––––––––––––––

Inwieweit die LaRouche-Truppe aus der politischen Krise der US-Rechten profitieren kann, bleibt abzuwarten. Allerdings erinnert mich vieles von dem, was da derzeit an "Argumenten" in Richtung Obamas Gesundheitspolitik geschleudert wird an LaRouche-Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre.

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so weit ich mich erinnern kann haben einige Scientology-Mitglieder um 1990 versucht, im deutschen Sprachraum in liberale Parteien (FDP bzw. Liberales Forum) hereinzukommen

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Nicht umsonst wird die Scientology vom Verfassungsschutz beobachtet, und die dissidenten Scientologen der "Freien Zone" bezeichnen sie als "faschistische Organisation".

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@Che

"Das ist Sektenverhalten pur, auch ohne Verschwörungstheorie. "

Dem würde ich auch gar nicht widersprechen. Der verlinkte Herr Bircher schien mir aber doch sehr auf Verschwörungstheorien angewiesen sein, und dieses Phänomen habe ich bei Randianern nun mal nicht so beobachten können.

Die kennen zwar auch Feindbilder, aber eben keine Macht, die insgeheim die Fäden ziehen würde.

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Da hast Du Recht. Ich habe die Formulierung "einschließlich Ayn Rand" usw. daher durch "bis hin zu" ersetzt, weil meine Formulierung sonst doch arg missverständlich wird.

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apropos LaRouche:
http://i6.photobucket.com/albums/y209/vane12003/ErvaP.jpg

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In den 70ern hat Frau Durchknall hierzulande Wahlkampf gemacht, indem sie mit Goethe und Kernkraft das Abendland retten wollte.
Wäre ich Obama, würde ich der Dame mal die Homeland Security nach Hause schicken, um zu fragen, ob man die Fotomontage als Aufruf zum "Tyrannenmord" verstehen soll.

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http://www.youtube.com/watch?v=lbKyIsKe5BY

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Hier wieder lustig:

http://www.youtube.com/watch?v=w3mWF1bfPxM&NR=1

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Zum Link von entdinglichung:

Der Clip scheint ja schon etwas älter zu sein. Vor dem Hintergrund wird einem etwas mulmig: Immobilienblase, Konjunkturprogramm, Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit - das ist doch voll Mainstream heutzutage! Die Spinnerparteien sind auch nicht mehr das, was sie mal waren...

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Oder die vom Mainstream als normal empfundene Realität wird immer spinnerter....

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Wie gut nur, dass WIR natürlich alle kein Mainstream sind ... irgendwie hat die TEMPO doch ganz schön nachhaltig gewirkt. Wahrscheinlich, weil ganz hegelianisch '68 in ihr aufgehoben war.

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Wie hat in diesem Zusammenhang denn die Tempo auf eine als UNS bezeichenbare Größe gewirkt? Wenn was in der Zeit auf mein Umfeld und mich selber gewirkt hat, dann konkret, Titanic, Subversion, Autonomie, Ästhetik und Kommunikation oder Nestbeschmutz und auch e.Colibri, Clockwork 129a), Revolutionärer Zorn und radikal, auch Comics von Manara, Prado und Lauzier, zu einem viel früheren Zeitpunkt sogar mystisch-esoterische Texte, aber bestimmt nicht das Hochglanz-Wichsblatt, das manchmal heimlich auf dem Klo der Disse gelesen wurde (eingebauter Widerspruch beabsichtigt);-)

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Rayson, Dean, Che, ich glaube, mensch muss erstmal wissen, was unter autoritärem Charakter, F-Skalen und Paralogik zu verstehen ist, um hier nicht aneinander vorbeizureden. Hier kommt also Lady Shalimars kostenloser lexikalischer Service


http://de.wikipedia.org/wiki/Autorit%C3%A4re_Pers%C3%B6nlichkeit

Paralogik ist hier bereits sozusagen als Vektor zwischen verschiedenen Fluchtpunkten aufzuspannen
http://www.psychiatriegespraech.de/psychische_krankheiten/schizophrenie/schizophrenie_ueberblick.php

http://rentagame.at/docu/artmad/online/k2g1p3.htm


http://books.google.de/books?id=7QUEaX8r848C&pg=PA66&lpg=PA66&dq=Paralogik&source=bl&ots=8-fK2G5Jgt&sig=VLssNiHhiEE8kanFvSWrHjhQPVQ&hl=de&ei=UhCLStjsKomFsAawsanSDg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5#v=onepage&q=Paralogik&f=false

http://de.wikipedia.org/wiki/Konfabulation

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@Che:

Weil die TEMPO-Macher all diese Einflüsse genau so auf sich wirken sahen und gegen den Mainstream wandten und lediglich ergänzten, sie hätten dabei besser ausgesehen als ihr ...

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"ihr"
"wir"
"ich"

Und alle anderen sind blöd. Ja, klar.

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@MMR Häh?

Ich würde Tempo als eine Zeitschrift bezeichnen, die vergeblich versuchte, den Stil von Williams, Thompson und Wolfe zu kopieren, einen linken Patriotismus irgendwo zwischen Habermasens Verfassungspatriotismus und gesamtdeutschem Neutralismus zeitweise proklamierte und sich zynisch über das Auftreten und die Ästhetik der damaligen Alternativbewegung lustig machte, der sie eine Mischung aus "Anything goes" (heute Punk, morgen Yuppie, übermorgen Psychebilly, immer passend zum Club auftretend) und dem Anspruch, selber als der definitive Trendsetter aufzutreten entgegensetzte. Und die vom größten Teil der Leute, die ich so kannte, als Playboy ohne Pin Ups wahrgenommen wurde, Prototyp des ganzen Hochglanzspektrums zwischen Forbes, Men´s Health und GQ.
Mit dem, was mich oder irgendwen von den Leuten, die ich damals kannte berührte, hatte das nichts zu tun, höchstens, dass mal jemand versuchte, der "Yuppiesierung der Gesellschaft", der er "Tempo" nach dem ersten Heft zuordnete, mit einem ästhetischen Gegenangriff zu trotzen, aus dem nichts wurde.

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Na, da haste jetzt jetzt alles verrührt, was wir seit geraumer Zeit diskutieren und Herr Hachmeister schreibt, aber das hat mit der TEMPO wenig zu tun. Mal ab von dem Verulken der Alternativbewegung" in ästhetischer Hinsicht, die Leute wie Diederichsen ja schon früher formulierten und die Goldenen Zitronen besungen haben und irgendwelche Riot Girls, die es witzig fanden, die "Unterhose von Joan Baez" auf der Bühne zu verbrennen, ebenso.

Es ging um den "Hipster". Eine mythische Figur aus den 60ern, die reanimiert wurde.

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Und wer bitte ist jetzt wieder Hachmeister?

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Der, dessen Text zum "New Journalism" ich mindestens 5 Mal schon verlinkt habe und über den wir auch schon mehrfach diskutiert haben ...

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Ach, den NZZ-Text meinst Du. Aber gerade den habe ich in der Quintessenz so verstanden, dass Tempo eben diesem amerikanischen Anspruch des New Journalism nicht gerecht wurde bzw. überhaupt nicht entsprach und dass Vergleichbares in Deutschland nicht möglich war.



Und da bleibt dann die Frage weiterhin offen: Was soll Tempo mit den Leuten, die Du hier mit "ihr" adressiertest, also von Rayson bis mir, getan haben? Und was für eine Rolle spielt es in dem Zusammenhang, dass sie sich als Hipster betrachteten und alle Anderen nicht?

Btw. bei Don etwa kam das Hipstertum auf der Ebene rüber, dass seine Schulclique Tempo las und nächste Woche alle so gekleidet und frisiert waren wie auf der Titelseite. Dann wäre Tempo gegen Bravo, Rocky, Girl und Vogue austauschbar, und ich könnte einmal mehr sagen, dass das alles mit meinem Leben nichts zu tun hat.

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Ich greife Dich mal selber auf:


"Glaube ja sowieso, dass aktuell gedanklich nur genesen kann, wer sich wirklich auf die USA der 60er und das New York und Großbritannien 1978-1984 einläßt. Wer aktuell nicht Truman Capote liest und dabei Gang of Four genießt und versteht, wieso sie Disco liebten, wer zu The Specials nicht groovet und über deren schwarz/weiß-layout meditiert, wer sich sich nicht auf Andy Warhols “Popism” einläßt und zugeich The Clash einatmet wie Höhenluft, feststellt, dass manche frühe Hip Hopper aussahen wie schwule Pornostars und im Geiste mit den New Romatics im “Blitz”-Club tanzt, wer sich auf die “New Pop”-Manifeste im New Musical Express nicht einläßt, der wird niemals rückgängig machen können, was die TEMPO Hand in Hand mit Helmut Kohl und Helmut Thoma angerichtet hat.

Und wer glaubt, die Qualität des Journalismus ließe sich an politischen Lagern fest machen und nicht an einem Spiel mit Formen statt deren Beherrschung und einer ins mediale überführten kritischen Distanz zum Gegenstand, die dennoch auf den Facettenreichtum intensiv recherchierend sich einläßt, ihn multiperspektivisch umspült und dabei Sinnlichkeit und Emotion nicht außen vor läßt, um eben gerade nicht zu emotionalisieren. Hallo Wach! Es werde Stil, der diesen Namen auch verdient …"


Warum sollte gedanklich nicht genesen, wer sich z.B. auf buddhistische Meditationen, die französische Rai hörende linksintellektuelle Künstlerszene der Mitterand-Ära, das multikulturelle Amsterdam oder Kristiania und den britischen Industrial Underground einlässt?


Was wäre falsch daran, sich nun stattdessen sich auf westafrikanische Trommelrhythmen, afrokaribischen Jazz oder Balkanpunk einzulassen und dazu Isabell Allende, Gabriel Garcia Marquez und Said Soltanpur zu lesen?

Ich finde Dein Programm ja gar nicht schlecht, aber wieso sollte dieses einen solchen Alleinstellungscharakter haben?


Über die bewusstseinschrumpfende Entwicklung in der Ära Kohl ("Kohls Jugend", wie mein einstiger Lieblingsgenosse die Generation der direkt nach uns Kommenden nannte) brauchen wir uns nicht zu streiten, nur sehe ich wirklich nicht diese hervorgehobene Bedeutung der Tempo.

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"Warum sollte gedanklich nicht genesen, wer sich z.B. auf buddhistische Meditationen, die französische Rai hörende linksintellektuelle Künstlerszene der Mitterand-Ära, das multikulturelle Amsterdam oder Kristiania und den britischen Industrial Underground einlässt?"

Soll es doch gar nicht. Geht doch alles auch.

Was mich lediglich manchmal kiebig macht, ist dieses "Mainstream"-Argument, weil das davon ablenkt zu diskutieren, ob etwas nun richtig oder falsch ist.

Und zudem immer eine Verachtung derer mitschwingt, für die Politik zu machen man vorgibt.

Natürlich finde ich einen Mainstream gut, der sich gegen Hartz IV richtet, zum Beispiel.

Das war ja das coole an "New Pop": Gegen Thatcher opponieren, coole Musik machen und dabei auch noch cool aussehen und gerade den Mainstream umdrehen wollen. Hat allerdings auch nicht wirklich funktioniert.

Ansonsten bist Du ständig in dieser Struktur, dass, sobald etwas mal mehr Leute als eine Subkultur interessiert, es auch schon doof ist, und das ist doch politische Idiotie. So stabilisiert man doch nur den Klassenfeind.

Das ist in Raysons teilelitären Welten konsequent, aber doch nicht auf der Linken.

Und ob Du nun Tempo-Titelbilder adaptierst oder das Outfit des Typen im schwarzen Block, das ist nun wirklich gehupft wie gesprungen.

Bißchen anders ist noch diese Second Hand-Bewegung damals zu betrachten, die hat ja Konsumkritik wenigstens auch praktiziert. Und die Jobs in der Textilindustrie sind nach Thailand abgewandert ... nein, nicht wegen der Second Hand Shops.

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Ok, I´ve got you, für mich las sich das eben anders, nämlich wie das einzige und exklusiv richtige Programm, was ich wiederum nicht mit dem, was ich sonst von Dir kenne zusammenbringen konnte. Und als ich "Mainstream" schrieb, war das nicht im Sinne der Verachtung einer Mehrheit gemeint, sondern eher in dem Sinne, dass so nahezu alles, was in den großen Massenmedien als "richtig", "normal", "vernünftig" oder "das ist eben so" kommuniziert wird von meinem Standpunkt aus gesehen ebenso falsch wie fremdartig ist, demgegenüber ich als Außenseiter und Fremdkörper dastehe, und das war 1980 nicht groß anders als heute, auch wenn es sich verstärkt hat.


@"Ansonsten bist Du ständig in dieser Struktur, dass, sobald etwas mal mehr Leute als eine Subkultur interessiert, es auch schon doof ist, und das ist doch politische Idiotie." ----- Nein, ich bin nicht in einer solchen Struktur, das erscheint Dir nur so. Ich ziehe mich gerne nostalgisch daran hoch, einer solchen Subkultur angehört zu haben, und finde viele der Diskussionen, die wir damals geführt haben (und die fast nie zu einem Ende geführt haben, die man im Grunde auch heute fortsetzen könnte, wofür ich aber keine Gesprächspartner finde, was auch eine Frage der Persönlichkeitsstruktur ist, weil ich außer mir selbst nämlich niemanden kenne, der sich an ein vor 20 Jahren geführtes Gespräch erinnert und es an der Stelle fortsetzt, wo es aufgehört hat) ausgesprochen wertvoll. Und wenn ich schildere, wie "wir" als Gruppe uns in mich prägenden Zeiten zu bestimmten Dingen verhalten haben beinhaltet das ebensowenig einen Ausschließlichkeits- oder Richtigkeitsanspruch wie das, was Du da oben geschildert hattest. Wir sind da glaube ich auch an einem Knackpunkt der Kommunikationsstörungen zwischen uns beiden: Du hattest verschiedentlich beklagt, dass ich bei Diskussionen, wo Du etwa Deinen Standpunkt zu Willy Brandt oder der sozialdemokratischen Arbeiterkultur geäußert hättest, meine Äußerungen zum gleichen Thema bei Dir als Mißachtung Deines Standpunkts, Grenzüberschreitung und Mischung aus Okkupation und Hinausdrängen angesehen wurden. Das lag nie in meiner Absicht, für mich war es immer ein Nebeneinanderstellen im Plauderton, wie es meinen Gewohnheiten der Blogkommunikatiobn entspricht. Ebenso, wie ich das von anderen Blogs, Rebellmarkt, Girl und mein Cheblog zum Beispiel, als Standardform der Kommunikation kenne. Das beliebte Spiel da ist es, Wirklichkeit multifaktoriell darzustellen, indem völlig unterschiedliche Leute die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer eigenen Ansichten, Handlungs- und Erlebnisweisen darstellen, additiv sozusagen mehrere Erzählungen nebeneinanderlegen - der bayerische jüdische Sozi, der niedersächsische Exautonome, der akademisch gebildete Gelegenheitsmalocher, die hessische IT-Consulterin, der bremische linksliberale Pharmaberater, die ihre teils übereinstimmenden und teils völlig konträren Sichtweisen nebeneinanderstellen, um eine Gesamtschau zu ermöglichen.

So wie hier zum Beispiel:

http://che2001.blogger.de/stories/382362/#384142

oder hier

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/199544/#199886

oder hier

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/236621/

Ich fürchte, du interpretiertest da oft einen aggressiven und Dich ausschließenden (oder eingemeindenden) Unterton hinein, der nie gemeint war. Und dann muss mal gesagt werden, dass ich auch in der Politszene ein Solitär war, der wegen zu eigener Auffassungen auch mal wo rausgeflogen ist und als untragbar galt, dessen liebste Politzusammenhänge Gruppen waren, in denen sich Grüne, Jusos, Autonome, Feministinnen und gar nicht Festgelegte und Studierende, Studierte, Arbeiter, DauersozialhilfeempfängerInnen und Asylsuchende mischten. Die rannten auch nur auf Demos in schwarz rum und ansonsten eher sehr bunt. Bunt waren auch die Wege, die die genommen haben, das reicht von der Regierungsberaterin über den Lehrer bis zum Bauer und zum Huskyzüchter in der Wildnis. Und ich bin zum Beispiel auch wer, der in den Alpen auf Dorffesten zu alpiner Volksmusik tanzt (die ich zu Hause hassen würde), Rai liebt, aber ebenso versteht, dass für meine metalsüchtigen Kairoer Freunde Rai das Gleiche darstellt wie für mich Heino. Und mal ne Weile Klamotten nach Gewicht und nicht nach Aussehen eingekauft hat (im Second Hand Shop).

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Das kann gut den Kern treffen, weil ich ein plurales Miteinander ja auch absolut anstrebenswert finde, und ansonsten bin ich ja eher auf dem Reformflügel angesiedelt ;-) ... kenne das halt selbst noch aus linken Lebenswelten, dass es oft auch so einen Konformitätsdruck gab, mit dem ich gar nicht klar kam und komme. Auf den reagiere ich manchmal, da habe ich auch manches Mal unfaire Reflexe. Man ist ja nur Mensch.

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Dann finde ich es sehr gut, dass wir den Punkt mal geklärt haben. Sehr sehr schön.

Und zwischen dem Reformflügel, dem Du Dich nahefühlst und radikalen Positionen würde ich auch nicht sooo grundsätzlich unterscheiden, da fängt die Spaltungsteile ja schon an. Verdammt oft haben wir mit reformistischen PolitikerInnen Hand in Hand gearbeitet und die mit uns, aber das diskutieren wir besser per mail weiter;-)

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@MR

"Mainstream" ist keine Kritik, sondern eine Kategorisierung. Ich weiß nicht, wie es dir da geht, aber ich kann ganz gut auch mal ohne Bewertung auskommen und einfach nur zur Kenntnis nehmen.

"Teilelitär" trifft den Kern der Sache übrigens nicht, da eine Elite, die nur aus einer Person besteht, auch irgendwie absurd wäre. Jedenfalls, so lange man es nicht mit Wahnsinnigen zu tun hat, wovon ich in meinem Fall mal ausgehe ;-)

"Brachialindividualistisch" gefiel mir da wesentlich besser...

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@Rayson:

Ich habe Dich ja auch nur gerade benutzt und missbraucht, um bestimmten Denkweisen auf der Linken auf die Glocke zu geben ;-) ... und kehre von nun an reumütig zum "Brachialindividualismus" zurück.

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*treat me like a criminal, treat me like a fool, rape me till I´m old, use me as a tool, just a shadow on the wall *

(Mike Oldfield, glaube ich)

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Nee, das war Roger Chapman, der war aber damals auf Mix Tapes tatsächlich häufig neben dem unerträglichen "Moonlight Shadow" von Mike Olfield (vor Men without Hats "Safety Dance" und kruderweise auch hinter dem "Sunshine Reggae" von Laid Back).

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Ich habt beide recht.
Gesungen hats Roger Chapman, aber es war ne Koop mit Michael Oldfield, zu dessen Oeuvre das Lied auch offiziell zählt.

Auf dem Mixtape dürfte dann auch "I ran" von A Flock of Seagulls, "Send me an Angel" von Real Life und "I like Chopin" (Interpreten vergessen) gewesen sein? ;-)

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Gazebo?

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Roger Chapman, Tracy Chapman, Sally Oldfield, Mike Oldfield, das ist alles so unübersichtlich. Bin ich in Bremen und sehe den Roland, denke ich "aha, Teutoburger Wald, Hermann".

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Ach ja, Gazebo.
Und Roland, Hermann, Niederwald-Denkmal, Völkerschlacht-Denkmal - alles eins in Yog Sothot. ;-)

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