Samstag, 11. Dezember 2010
Wikileaks: Sansculotte hat´s erfasst
und schildert die EIGENTLICHE Dimension dieser Affäre:


http://autismuskritik.twoday.net/stories/notiz-wikileaks-das-fazit-muss-aufgeschoben-werden/#11434521

... comment

 
Nein, so simpel ist das nicht.
Man kann nicht davon ausgehen, dass da eine mediale CIA-Verschwörung hintersteckt. Dazu ist die ganze Sache den USA selber zu unangenehm. Niemand entblödet sich sich selber so bei seinen Verbündeten, erst recht nicht bei denen in Nahost. Die jetzt applaudierenden Israelis könnten übrigens ganz schnell die eigentlichen Verlierer der ganzen Affäre sein.
Dann die Dossiers zu Georgien, Türkei, zum Vatikan, zu Nigeria (Hölle! Burn Shell to hell – ganz schnell!) – das ist alles unglaublich brisant. Ich empfehle die Berichterstattung im Guardian, da die deutschen Medien kaum was dazu bringen. Hierzulande steht ja Tratsch und Berichterstattung über Assange im Vordergrund …

Die eigentliche Dimension ist die: Normalerweise bekommt man solche Infos erst nach Jahren in historischen Fachbüchern aufgetischt. Das ist jetzt beschleunigt: Nun gibt es solche Infos ganz fix.

Das ist aber jetzt nur ein erster Eindruck meinerseits. Für eine wirklich durchdachte Beurteilung ist es einfach noch zu früh.

... link  

 
Meiner Meinung nach macht Sansculotte seinem Namen alle Ehre: Er steht tatsächlich ohne Hosen da. Wikileaks berichtet nichts, was man nicht vorher schon gewußt hat? Aha, hat S. denn alles nachgelesen, was da veröffentlicht wurde? Oder hat er sich das erspart, weil er eh schon alles weiß? Am besten seine (sinngemäße) Schlußfolgerung: Wenn die Veröffentlichungen auf Wikileaks nicht von den USA so gewünscht wären, hätten sie auch nie stattgefunden. Erinnert mich an einen Witz, wo einer dem anderen sagt "Guck mal, da liegt ein 100€ Schein", worauf der andere antwortet "Kann nicht sein, wenn's einer wäre, hätte ihn schon längst jemand aufgehoben!"

... link  


... comment
 
es ist schwer zu werten
Eine Menge der cables enthalten Meinungen und Gefühle von ausländischen Spitzenbeamten und Politikern. Sie berichten nicht über Aktivitäten.
Und diese geäusserten Meinungen und Gefühle können von dem nicht-US Spitzenbeamten/Politiker politisch intendiert sein oder eben vom US cable-Autor.
Dass das gesamte Wikileaks einen einzigen großen Winkelzug bestimmter Kreise darstellen, glaub ich nicht.
Wie wir alle wissen, muss man sie mit anderen Quellen in Verbindung setzen. Die cables erscheinen für die mich interessierenden Weltregionen plausibel. Sie bestätigen bereits bekannte oder zumindest geahnte Dinge.

Die US Diplomatie hat sicher eine Menge Schuld auf sich geladen. Nur fehlen ihr zu von bestimmten Leuten postulierten Niedertracht allein meist (nicht immer) schon die Machtmittel. Und zwar in einem zunehmenden Ausmass.

Der Schluss, dies würde einen Angriff auf den Iran vorbereiten oder es solle von der Bankenkrise ablenken, ist sachlich nicht belegbar. Eine himmlische Form der frei schwebenden Assoziation.

... link  

 
Sansculotte´s Halbsatz "dass solche Manöver zumeist mit multifinalen Zielen begonnen werden." beinhaltet weit mehr Dimensionen als die simplen Schablonen, mit denen seine Aussagen hier gemessen werden. Es müsste bei allen hier veröffentlichten Informationen die Frage "cui bono?" gestellt werden, und dann bleibt unter den für die USA peinlichen Sachen kaum etwas übrig, das völlig neu wäre - zumindest unter den Infos, die in Doitschland oder in deutscher Sprache bisher veröffentlicht wurden. Dass in Großbritannien da ganz anderes aufs Tapet gezaubert wird, z.B. auf Nigeria bezogen spricht dann allerdings eine andere Sprache. Dies sagt dann allerdings vor allem etwas über die deutsche Medienlandschaft aus, die verglichen mit Guardian und BBC der letzte Tingeltangel ist.

... link  

 
Zum Umgang deutscher Journalisten mit dem Material fällt mir nur ein Wort ein: Arbeitsverweigerung.
Die Aussenressorts sind ja zumeist eh in der Hand ideologischer Holzköpfe, von daher dürfte es einen ja eigentlich nicht wundern. Trotzdem komme ich aus dem Kopfschütteln nicht raus …
Bin auf die künftigen Ausgaben von Le Monde Diplomatique gespannt und lese bis dahin weiter den Guardian.

... link  

 
"Es müsste bei allen hier veröffentlichten Informationen die Frage "cui bono?" gestellt werden" – kann man als Politisierer so sehen. Journalistischerweise heißt es aber: "All the news that fit to print", ohne Rücksicht darauf, wem es nützt oder schadet.

Sansculotte ist ein kleiner Großsprecher. Sein Mantra "Alles schon bekannt" ist schon bekannt, seit es Wikileaks gibt. Ansonsten haben Tuc und Microgod das Nötige dazu gesagt.

... link  

 
Was bleibt denn für die nicht-USA Staaten an peinlichen Sachen übrig, die noch nicht bekannt waren?

... link  

 
Es sind noch nicht mal 1% der 251287 Depeschen veröffentlicht, aber ein jeder weiß schon ganz genau, das nichts interessantes mehr kommen wird....

... link  

 
Zum Beispiel, dass es in Nigeria Todesschwadronen gibt, die mit dem Wissen und der Duldung westlicher Geheimdienste operieren. Ansonsten hat Tuc das Wort, der ist da belesener.

... link  

 
Wo steht das mit den Todesschwadronen? Überraschen würds mich auch nicht. Chevron war vor Wikileaks vor einem US-Gericht angeklagt, mit Todesschwadronen zusammenzuarbeiten. Es gibt ein cable, das von einer äußerst starken Infiltration der nigerianischen Regierung durch Shell spricht. Die sind über die Entscheidungsfindungsprozesse sehr gut informiert und können die wohl auch beeinflussen. Und dass US Geheimdienste sich nicht gerade gegen Unrecht stemmen, wenn sie meinen, die Übeltäter agierten "irgendwie" im Interesse der USA. Überraschen sollte das alles niemanden.

... link  

 
Ich habe da ältere Informationen vom Kreis um Ken Saro Wiwa. Aber wie gesagt, Tuc weiß da Näheres.Meine Kurzinfo: Shell bezahlt Mördertrupps, die CIA kennt die und interveniert nicht.

... link  

 
Ich weiss auch nicht mehr als das, was während der Burn-Shell-To-Hell-Kampagne und der Ken Saro-Wiwa-Berichterstattung einige Jahre später bekannt wurde.
Und jetzt halt Wikileaks: Shell hat in jedem Ministerium seine Leute, und zu Pfizer siehe hier:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wikileaks-nigeria-pfizers-schmutzige-tricks-1.1034677

Was Shell+Nigeria angeht, ist die knackig-kurze Zusammenfassung auf Wikipedia ja gar nicht schlecht, sehe ich grade:
http://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Dutch_Shell#Nigeria:_Finanzierung_von_B.C3.BCrgerkrieg_und_Waffenhandel.2C_Kooperation_mit_Milit.C3.A4rregimen

Ich kann gar nicht soviel kotzen …

... link  

 
Das hier vom Spiegel über Zentralasien ist strukturell ähnlich:
Die US of A unterstützt für die Bevölkerung vorsichtig ausgedrückt ungeignete Machthaber im Namen bestimmter geopolitischer Ziele.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,728633,00.html

Nur neu ist das auch nicht.

Oder die heute von El País veröffentlichten haarsträubenden Details über den "War on Drugs" in Peru. Der Druck der USA auf bestimmte Gerichtsprozesse in Spanien, die den Irak-Krieg betrafen. Und der auf spanische Unternehmen, wegen ihrer legalen Geschäfte mit dem Iran.

Das Material wirft schon ein Schlaglicht auf die Innereien internationaler Politik.

Dass NICHT nur auf der US Seite peinliche bis widerwärtige Dinge hochkochen, ist auch klar.
Dass etwa die Komiker von der venezoelanischen Propaganda ihren Spass an wikileaks verloren haben, überrascht auch nicht.

... link  

 
"Nur neu ist das auch nicht."
Ja, LC, wir wissen, dass Du alles weißt und noch viel mehr, aber für alle anderen gilt, dass nicht alle alles wissen und gewußt haben.

... link  

 
Ich finde diese ganzen Details hochinteressant. Hab diese ganze Debatte überhaupt damit begonnen, dass ich Wikileaks verteidigt habe.
Nur führen sie für Leute, die sich halbwegs ernsthaft mit US-Außenpolitik beschäftigt haben, zu keinen radikalen Neueinschätzungen. Es gibt da einen gewissen Stil.
Mein Punkt ist schlicht und einfach, nicht zu vergessen, dass auf der anderen Seite keine Objekte sondern Subjekte sitzen. In Nigeria, Zentralasien, Lateinamerika oder wo auch immer.

... link  

 
Ich muss hier Eines mal erklären: Ich hatte, als ich dieses Posting schrub, bei Monoma nur den zweiten Kommentar von Sansculotte gelesen und den für sich gesehen ganz plausibel gefunden (liest man den Eintrag alleine, wird nioch nicht diese simplistische Verschwörungstheorie daraus, als die seine Beiträge im Zusamnmenhang erscheinen), und ich habe einen alten Genossen, der früher als "Sansculotte" in der Blogosphäre unterwegs war und auf seinem eigenen Blog rebellmarkt, mich, Jolly Rogers und netbitch verlinkt hatte. Der Sansculotte da drüben ist aber offensichtlich jemand völlig Anderes; witzig, dass der uns auch noch für Studierende hält;-)

... link  


... comment
 
weitere anmerkungen
von leaks, lügen, (falschen) verschwörungen und virtuellem widerstand

... link  

 
@monoma:
Anonymous-Aktivisten habe ich das erste Mal im Widerstand gegen Scientology wahrgenommen.
Auf dem Film geht "V" aber nicht zurück, der ist jüngeren Datums und bestenfalls eine Randnotiz wert. "V" entstammt dem Comic "V for Vendetta" von Alan Moore und David Lloyd von 1982. Und seine Maske ist eine Guy-Fawkes-Maske. Da schwingt deshalb auch soviel Faszinierendes mit: Der Gunpowder Plot, Orwell und Huxley, die Anarcho-Bewegung der Frühachziger, Hacker-Subkultur …
Great!

... link  


... comment
 
interessanter Text über was assange will
http://fixingtheeconomists.wordpress.com/2010/12/19/the-deleuzian-philosophy-of-julian-assange/

... link  


... comment