Samstag, 21. April 2012
Von unterschiedlichen Wortbedeutungen
che2001, 13:21h
Den Begriff Jobber kenne ich in der allgemeinen Umgangssprache fast nur als Bezeichnung für Leute ohne feste Arbeit, die saisonweise allen möglichen kurzfristig honorierten Tätigkeiten nachgehen. Es gab sogar mal eine eigene Jobberszene, bestehend aus Leuten, die heute auf der CeBIt jobbten, morgen ein Open-Air-Konzert als Montagekräfte mitaufbauten, übermorgen bei einer Lifesendung Kabel und Mikros trugen usw. und dabei häufig auch den Wohnsitz wechselten. Diese Jobber waren untereinander hervorragend vernetzt, gaben sich gegenseitig Tipps, wo der nächste Job zu bekommen ist, und bildeten letztlich eine eigene informelle Subkultur.
Wenn mein Vater jemanden als Jobber bezeichnet meint er hingegen einen Immobilienmakler im Strukturvertrieb mit ebenso unseriösen wie erfolgsträchtigen Verkaufsmethoden.
Den Begriff Freak kenne ich einerseits als Bezeichnung für jemanden, der etwas bis zum Exzess betreibt, sich da extrem auskennt, aber sehr einseitig spezialisiert ist, dann als Angehörigen einer Subkultur der 1970er Jahre, die an das Hippietum anknüpfte und vom äußeren Erscheinungsbild her das Hippie-Outfit weiter fortsetzte (bunte Klamotten, lange Haare, wilde Bärte, Afghan-Halstücher), aber weder die Hippielvorlieben für Esoterik teilte noch deren Musik hörte, eher auf Hardrock, aber auch elektronische Musik und z.. Gary Glitter stand. Und zum Dritten, siehe Freakshow, meint der Ausdruck im Ursprung einen körperlich entstellten Menschen.
Der Begriff Nerd, im Ursprung einen ganz bestimmten Typ von Programmierer/Software-Entwickler bezeichnend (genialer Programmierer, aber mit unterentwickelten sozialen Fähigkeiten, ohne jedes Stilgefühl, auf Junkfood beschränkte Ernährung, die Gewohnheit, nächtelang durchzuarbeiten), hat in vielen Umfeldern die Bedeutung von Freak im erstgemeinten Sinne bekommen.
Wenn mein Vater jemanden als Jobber bezeichnet meint er hingegen einen Immobilienmakler im Strukturvertrieb mit ebenso unseriösen wie erfolgsträchtigen Verkaufsmethoden.
Den Begriff Freak kenne ich einerseits als Bezeichnung für jemanden, der etwas bis zum Exzess betreibt, sich da extrem auskennt, aber sehr einseitig spezialisiert ist, dann als Angehörigen einer Subkultur der 1970er Jahre, die an das Hippietum anknüpfte und vom äußeren Erscheinungsbild her das Hippie-Outfit weiter fortsetzte (bunte Klamotten, lange Haare, wilde Bärte, Afghan-Halstücher), aber weder die Hippielvorlieben für Esoterik teilte noch deren Musik hörte, eher auf Hardrock, aber auch elektronische Musik und z.. Gary Glitter stand. Und zum Dritten, siehe Freakshow, meint der Ausdruck im Ursprung einen körperlich entstellten Menschen.
Der Begriff Nerd, im Ursprung einen ganz bestimmten Typ von Programmierer/Software-Entwickler bezeichnend (genialer Programmierer, aber mit unterentwickelten sozialen Fähigkeiten, ohne jedes Stilgefühl, auf Junkfood beschränkte Ernährung, die Gewohnheit, nächtelang durchzuarbeiten), hat in vielen Umfeldern die Bedeutung von Freak im erstgemeinten Sinne bekommen.
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netbitch,
Samstag, 21. April 2012, 21:46
Wodurch würdest Du denn genau den Freak vom Hippie unterscheiden? Freak meint übrigens noch was Anderes: Verrückter, Spinner...
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che2001,
Sonntag, 22. April 2012, 02:05
Stimmt,ja. Den Unterschied zwischen Hippie- und Freakbewegung sehe ich in erster Linie auf drei Ebenen: Weltanschaulich bewegten sich Hippies zwischen einem naiven Pazifismus, Aufgeschlossenheit zu einer undogmatischen und unsystematischen, sich aber als Beginn eines neuen Zeitalters verstehenden Esoterik (New Age, Age of Aquarius), der Zeitrahmen verlief zwischen 1965 und 1971, auch wenn es heute noch etwa in den Mattala-Höhlen auf Kreta Hippies gibt und sie standen auf bestimmte Arten von Rockmusik, z.B. Jefferson Airplane/Starship, Greatful Dead usw.
Freaks sahen ähnlich aus wie Hippies, traten aber etwas später auf (1970 bis Mitte 80er), waren politischer und eher ökopazifistisch-gesamtlinks orientiert und hörten oder machten eher härtere Rockmusik. Tendeziell eher Übergang zwischen Hippies und Headbangern, politisch eher dem linksradikalen Ableger der Hippies, den Yippies nahe. Tendenziell gingen aus den Hippies die Fundamentalökos, aus den Freaks eher einerseits die Metalszene, andererseits die Spontis hervor.
Freaks sahen ähnlich aus wie Hippies, traten aber etwas später auf (1970 bis Mitte 80er), waren politischer und eher ökopazifistisch-gesamtlinks orientiert und hörten oder machten eher härtere Rockmusik. Tendeziell eher Übergang zwischen Hippies und Headbangern, politisch eher dem linksradikalen Ableger der Hippies, den Yippies nahe. Tendenziell gingen aus den Hippies die Fundamentalökos, aus den Freaks eher einerseits die Metalszene, andererseits die Spontis hervor.
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koogleschreiber,
Sonntag, 22. April 2012, 09:01
Weitere Merkmale lassen sich natürlich leicht bei Robert Crumb nachlesen... das Politische wird hier, damals wie heute, vielleicht überbewertet. Umgekehrt wird aber auch die 68-er Bewegung, gerne im Zusammenhang mit Flower Power, Summer of Love, Woodstock etc. übermäßig romantisiert: Wäre die Zeit tatsächlich so schön gewesen, woher dann der ganze Protest?
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che2001,
Sonntag, 22. April 2012, 12:49
Die Schönheit der Zeit
wird sichtbar an Panzern in Prag, Napalm in Vietnam und Nahost und Opis, die jedem Langhaarigen "verrecken, vergasen" nachriefen und damit gesellschaftlicher Mainstream waren. Dass jemand etwas, das er besser lassen sollte wiederholt macht "er tut es bis zur Vergasung" zu nennen war in meiner Kindheit tatsächlich völlig normal, sozusagen Establishment-Sprech. Andererseits: Gerade deswegen wurden für sich unpolitische subkulturelle Lifestyle-Fragen als eminent politisch erlebt. Schon ausländisch essen war ja ein Bruch mit der deutschen Kultur und damit eine oppositionelle Handlung.
Ich erinnere mich lebhaft daran, dass Jugendliche und auch Studierende Mitte 20 von ihren Eltern für als Mann lange und als Frau kurze Haare tragen
und unkonventionelle Kleidung bevorzugen sowie gerne lange auszuschlafen zu hören bekamen "aus dir wird nie etwas werden!", und in einer Zeit, in der die Zukunft offen und die Chancen riesig erschienen wurde darauf dann geantwortet "Ich will auch gar keine Karriere machen, eure Spießerwelt kotzt mich an!". Das war dann automatisch kommunistisch, also wurde man Kommunist.
Die Mehrheitsmeinung der 1968 über 40 Jährigen zum Nationalsozialismus war, dass Zweiter Weltkrieg und Holocaust unverzeihliche Fehler gewesen waren, aber in punkto Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Disziplin, Arbeitsbeschaffung und wirtschaftliche Effizienz vorbildlich gewesen sei, und aus eben diesem Grunde
galten bei aufmüpfigen Jugendlichen Unordnung, Chaos, Arbeitsverweigerung usw. als politische Protesthaltung und automatisch als links.
10 Jahre später wurde MitschülerInnen, die Zweifel am Selbstmord der Gefangenen in Stammheim hatten oder auch nur mit denen gut befreundet waren die Solches äußerten eine politische 6 in Französisch gegeben, und 15 Leute fanden sich eine Klasse zurückversetzt. Da waren die 14. Unsere verständnisvollste und sozial engagierteste Lehrerin weigerte sich stets zu sagen welche politische Ansichten sie hätte. Ihr erschien das zu gefährlich.
Btw.: Die Lektüre von Wilsons und Sheas Illuminatus!-Trilogie zeigt auch, vor elchem militant rechtsradikal-evangelikalem Redneck-Hintergrund in den Südstaaten sich die 68er-Revolte in den USA abspielte. Das gesellschaftliche Establishment wurde da zumindest teilweise vom Lynchmob und Gestalten wie dem Sergeant Major aus Full Metal Jacket repräsentiert.
Ich erinnere mich lebhaft daran, dass Jugendliche und auch Studierende Mitte 20 von ihren Eltern für als Mann lange und als Frau kurze Haare tragen
und unkonventionelle Kleidung bevorzugen sowie gerne lange auszuschlafen zu hören bekamen "aus dir wird nie etwas werden!", und in einer Zeit, in der die Zukunft offen und die Chancen riesig erschienen wurde darauf dann geantwortet "Ich will auch gar keine Karriere machen, eure Spießerwelt kotzt mich an!". Das war dann automatisch kommunistisch, also wurde man Kommunist.
Die Mehrheitsmeinung der 1968 über 40 Jährigen zum Nationalsozialismus war, dass Zweiter Weltkrieg und Holocaust unverzeihliche Fehler gewesen waren, aber in punkto Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Disziplin, Arbeitsbeschaffung und wirtschaftliche Effizienz vorbildlich gewesen sei, und aus eben diesem Grunde
galten bei aufmüpfigen Jugendlichen Unordnung, Chaos, Arbeitsverweigerung usw. als politische Protesthaltung und automatisch als links.
10 Jahre später wurde MitschülerInnen, die Zweifel am Selbstmord der Gefangenen in Stammheim hatten oder auch nur mit denen gut befreundet waren die Solches äußerten eine politische 6 in Französisch gegeben, und 15 Leute fanden sich eine Klasse zurückversetzt. Da waren die 14. Unsere verständnisvollste und sozial engagierteste Lehrerin weigerte sich stets zu sagen welche politische Ansichten sie hätte. Ihr erschien das zu gefährlich.
Btw.: Die Lektüre von Wilsons und Sheas Illuminatus!-Trilogie zeigt auch, vor elchem militant rechtsradikal-evangelikalem Redneck-Hintergrund in den Südstaaten sich die 68er-Revolte in den USA abspielte. Das gesellschaftliche Establishment wurde da zumindest teilweise vom Lynchmob und Gestalten wie dem Sergeant Major aus Full Metal Jacket repräsentiert.
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auch-einer,
Sonntag, 22. April 2012, 14:19
das schöne an der zeit war doch eben der protest,
aus der sicht derer gesehen, die etwas verändern wollten.
aus der sicht derer gesehen, die etwas verändern wollten.
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che2001,
Sonntag, 22. April 2012, 17:40
Das verflacht das Ganze zu sehr. Der Protest verstand sich als der Anfang einer vorrevolutionären Bewegung, das Experimentieren mit alternativen Lebensweisen als der Beginn einer neuen Gesellschaft. Mit welchen Hoffnungen die Bewegung damals als epochaler Aufbruch erlebt wurde ist heute nur noch schwer vorstellbar. Es lebt ja auch eine ganze Bewusstseinsindustrie davon, solche Denkweisen kleinzureden und lächerlich zu machen. Nur deshalb sind solche Dumpfliteraten wie Kracht oder Barre erfolgreich.
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che2001,
Montag, 23. April 2012, 12:45
Heutige Sichten auf vergangene Entwicklungen
Es ist schon irre, wenn z.B. ein Film wie "Easy Rider" heute als Hippie-Kultfilm wahrgenommen wird oder die Doors als Kultband der Hippiebewegung. Der Film beschäftigte sich mit dem Niedergang der Hippiebewegung und damit, dass ursprünglich dazugehörende Biker kriminell wurden und Hell´s Angels-mäßig draufkamen, aber auch, dass reaktionäre Rednecks sie einfach ungestraft über den Haufen knallten, und Jim Morrison machte sich in mehreren Songs über die Hippies lustig. Die Doors selbst standen den Yippies nahe, ihre Fanbasis steht für den Übergang von Hippies zu Freaks.
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netbitch,
Montag, 23. April 2012, 17:33
Das geht noch viel hipper
Dieser Film hat die Firma Harley Davidson vor der Insolvenz gerettet, und zwar mit Modellen, die an die Eigenbastler-Modelle bekiffter Hippies angelehnt waren, nichts Anderes waren nämlich Custom-Bikes und Chopper. Die Hell´s Angels fuhren damals ganz andere Bikes, um dann die entsprechenden Harley-Modelle zu übernehmen, als die kommerziell produziert wurden. Dass damit einmal 50jährige Zahnärzte unterwegs sein würden hätte sich damals niemand vorstellen können.
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che2001,
Montag, 23. April 2012, 18:38
Die Höllengel fuhren damals keine Harleys? Was denn sonst?
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netbitch,
Montag, 23. April 2012, 19:20
Harleys schon, aber andere Modelle, z.B. die Electra, eine Art Auto auf zwei Rädern, von der die Honda Gold Wing sozusagen die Light-Variante ist, und die Marke Indian.
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workingclasshero,
Sonntag, 22. April 2012, 19:40
Für die Einen heißt USP Unique Selling Point, für die Anderen Sankt Pauli Ultras;-)
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che2001,
Sonntag, 22. April 2012, 21:22
In DEM Fall wird die Thematik überdeutlich, da war am Schluss ja jede Kommunikation ein semantisches Totalmissverständnis.
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