Sonntag, 6. Mai 2012
Da hamwa den Salat
Die PI-Saat geht auf, zumindest ein Stück weit:

http://www.fr-online.de/politik/mehr-als-100-festnahmen-ausschreitungen-bei--pro-nrw--demonstration,1472596,15175658.html


Das ist genau die Inszenierung, die sie haben wollen.

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Warum werden die Ausgegrenzten unter den Moslems hierzulande nicht Sufisten, sondern Salafisten? Statt sich einen zu rauchen und zu tanzen machen sie einen auf Extremo-Frömmigkeit. Wählen sie die repressive Variante, weil sie durch repressive Behandlung selbst repressiv geworden sind?

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Zumindest von den Taliban lässt sich das sagen, die sind eine fleischgewordene Kriegsneurose: Bürgerkriegswaisen, die in Koranschulen fanatisiert und zu Kindersoldaten ausgebildet wurden und inzwischen groß sind. Es gibt aber auch Wahabiten, die keine Salafisten, aber mindestens ebenso übel drauf sind, und ursprünglich waren die Salafisten mal keine besonders radikalen und fundamentalistischen Muslime, sondern eine Rechtsschule. Das alles ist ziemlich kompliziert.

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Ja. Meine Anmerkung war eher dahingehend gemeint, ob repressive Strukturen grundsätzlich durch die Unterdrückten ihre Festschreibung erfahren, oder ob man sich des Drucks derer da oben entledigen kann, indem man sich antirepressiv verhält. Der Islam böte ja beide Möglichkeiten. Oder Parallelen zu Achtundsechzig, wo es ja repressive als auch libertäre Tendenzen gab.

Mir fällt das nur ein, weil ich kürzlich irgendwo, SZ-Magazin vielleicht, eine Geschichte über den Sufismus in Pakistan las, der seit geraumer Zeit von Islamisten massiv bedroht wird, eigentlich praktisch schon abgeschafft ist. Die Wahabiten haben das in Saudi-Arabien schon längst erledigt.

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Menschen glauben gerne das, was sie sich wünschen.
(Julius Caesar)

Wenn der Wunsch Rache ist, oder als Held zu sterben, oder eine Freikarte fürs Paradies zu ergattern, seine Überlegenheit zu beweisen oder um einfach nur im Unrecht hartnäckig zu sein - es scheint dann nicht viel Überzeugungskraft zu brauchen.

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Werden denn die Ausgegrenzten unter den Moslems hierzulande alle Salafisten? Wäre mir neu und nur der Medienhype um ein paar hundert Gestalten die als Bedrohung des Abendlandes ausgerufen werden suggeriert was anderes. Es landet ja auch nicht jede marginalisierte Kartoffel in einer kameradschaft.
Jene die einen anderen Weg nehmen fallen nur einfach nicht auf. Ich kenne mehr hedonistische kiffende Araber und Türken als Fanatiker. YMMV

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weil viele Sufi-Orden keine ewigen Wahrheiten und DIY-Anleitungen zur Alltagsbewältigung für autoritäre Charaktere anbieten, können die hierzulande eben auch nicht diejenigen, die nach gerade dem suchen nicht ansprechen, letztendlich ist der Salafismus die islamische Entsprechung des Evangelikalismus ... ansonsten sind Sufis auch vergleichsweise unsichtbar, dass unter ExilIranerInnen in den letzten 20 Jahren die Ni'matullāhīs/Gonabadis viel Anhang gewonnen haben oder dass die Schriften von Rumi an Popularität gewonnen haben schlägt sich nicht im Strassenbild bzw. in Haar-, Bart- und Gesichtstracht nieder

mehr zum Thema hier: http://sauvra.wordpress.com/2012/04/19/salafismus-kampagne-lies/

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Herzlichen Dank dafür!
Interessant ist das alles, für mich ganz besonders aber diese Passagen hier:

"Diesen doch erstaunlich individualistischen Ansatz der Salafisten, der Anspruch Menschen in die Lage zu versetzen selber Wissen und Erkenntnis zu erlangen sowie Autoritäten auszuschließen, sollte man keinesfalls mit Liberalismus oder Humanismus identifizieren. Man diskutiert gerne im Westen die Unterscheidung zwischen liberal und repressiv an der Frage individualistisch oder kollektivistisch. Zur Begründung wird dargelegt, dass man das Individuum aus den Klauen des Kollektivs, der Unterordnung und dem Verzicht auf eigenständigem Denken und Handeln befreit hätte: kein Gott, keine Autorität und keine andere Macht würde dem Individuum Denk- und Handlungsverbote auferlegen oder gar Denk- und Handlungsweisen vorschreiben. Tatsächlich gibt es aber auch viele konservative Ideologen, die eben jenen Individualismus mit ihren Werten und Identitäten verbunden haben. Als ein Beispiel wäre Kants Diktum zu nennen, dass sich jeder so einzurichten habe, dass sein Handeln zur Maxime einer allgemeinen Handlungsanweisung werden solle. Unabhängig von Kant kann diese Methodik mit jedem beliebigen Inhalt füllen. Die Spannweite reicht vom Humanismus über reaktionäre Ansichten bis hin zum Sozialdarwinismus. Das Recht des Stärkeren kann man genauso zur Maxime einer Handlungsanweisung, nach der sich auch andere zu richten hätten, erklären und danach handeln.4 Ein Eintreten für die Geltung des individuellen Bewusstseins muss also nicht zwangsläufig liberal oder human sein. Was an dieser Stelle den Unterschied zum klassischen Konservatismus macht, gleich ob in Europa oder im Nahen Osten, ist die Funktion der Werte. Im klassischen Konservatismus standen diese Werte für sich, z.B. der König oder die Priesterschicht. Jetzt aber sollen sie eine Funktion erfüllen. Sie sollen die Menschheit retten. Ketzerisch gesagt, Gott wird zu einem Dienstleister. Während sich diese Form konservativer Ansichten erst seit kurzem im Westen entwickelt hat (z.B. bei Kristina Schröder zur Frauen- und Familienfrage), ist sie im Salafismus und im Islamismus zentral." ----- Das kennzeichnet ganz unmittelbar die Parallelen zwischen Salafismus und Evangelikalismus (Bin Laden und Bush als feindliche Brüder im Geiste), erklärt außerdem, wie totalitäre Denksysteme ohne zentrale Staatsmacht funktionieren können. Im Gegensatz zu Faschismus oder Stalinismus sind islamischer Fundamentalismus, Evangelikalismus oder auch der aktuelle Neonazismus ja Grass-Roots-Movements, die von Individuen und kleinen Zellen getragen werden, aber vtrotzdem keineswegs individualistisch sind - die Charaktere ihrer AnhängerInnen sind nach bestimmten Mustern zu formen. Das wiederum hat das Ganze mit dem gemeinsam, was ich so an esoterischen Denksystemen kennengelernt habe.


Alles zusammen der Kampf um die Lufthoheit über das Zwanghafte.

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So richtig allerdings das ist, was auf sauvra über die heutige neoliberale Ausrichtung der Salafisten gesagt wird, wo wenig trifft dies auf den Islamismus im Allgemeinen zu.

In Autonomie Neue Folge Nr. 1 gab es mal ein Kapitel "Der Schiiten-Sozialismus der Khomeinisten", der den Islamismus iranischer Prägung in der Frühphase der islamischen Revolution als eine Art Frühsozialismus einordnete. Und in der Tat gibt es im Islamismus eine durch Afghani, Ali Shariati und den Bezug auf islamische Landbesitz-Allmende-Regelungen begründete Traditionslinie, die als antiimperialistisch-kollektivistisch-kommunitär bezeichnet werden kann. In der stand u.a. auch Gaddafi, und als Unterströmung gibt es die in der ansonsten linkssozialdemokratischen ägyptischen Tagammu-Partei. So, wie es im fundamentalistischen Christentum von rechtsradikal bis zu einem religös begründeten Sozialismus alles Mögliche gibt, inklusive Calvinismus als Grundlage des Wirtschaftsliberalismus (Calvin & Hobbes ;-) ) gibt es dieses Spektrum im Islamismus auch.

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wobei einige der Artikel in der Autonomie da m.E. einige Sachen durcheinander bekommen, ... und Shariatis Antiklerikalismus und die Velayat-e Faqih-Theorie von Khomeini stellen unversöhnliche Gegensätze dar ... der traditionelle politische Islamismus a la Muslimbrüder oder Jamaat-e-Islami welcher auf politischen Massenorganisationen basiert ist vom Salafismus zu unterscheiden

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Entwarnung - mein "Salafaist" war zwar etwas indigniert, meinte, er habe das Gefühl, Philosophen würden sich irgendwie über andere ... stellen; "Hybris"? was er nicht bestätigte. Es war aber auch noch früh am Morgen.

Ich hatte ja schon in meiner Erinnerung gekramt, wusste aber, dass ich an dieser Stelle, wenn, dann nur wenig vorfinden würde, aber doch hatte ich ja irgendwasnn einmal zu Max Weber eine Zusammenfassung, die ersten Kapitel , überflogen (auch dortselbst mal reingeschaut). Andererseits hatte ich ja dem Salafisten bereits, glaubte ich jedenfalls, die Story meines in Indien Arbeitsplätze wegrationalisierenden Onkels erzählt, der meinte, die seien dort deshalb so arm, weil sie nicht an unseren Herrn Jesus glaubten, so ist mir jedenfalls die Geschichte von meinem Vater erzählt worden, der mich damals, als Kind, auf solch eine rührende Weise indoktrinieren versuchte, was ich schon damals so empfand.

Also Prädestinationslehre. Ich hatte/(und habe immer noch) einfach das Gefühl, dass der Artikel es sich zu einfach macht und diese Salafisten zu einfach auf die Weber-Diagnose abbildet. Obwohl sich vieles, was sich im Artikel als hergeleitet ausgibt, letztlich Behauptungen sind, mache ich die Beobachtung, dass sie als Beschreibung in Teilen zutreffen. Die Beschreibungen treffen oft zu, nur die Herleitungen scheinen einem Selbstzweck zu unterliegen.

Montag, so hat er mir jedenfalls versprochen, wird er mir einen etwas umfangreichen, übersetzten Text von jenem im Zusammenhang mit der Prädestinationslehre zitierten Uthaymeen geben, in welchem klar werde, dass jener keineswegs verkünde, "dann ist ja eh alles egal, da kannst du in Sachen Himmel oder Hölle sowieso nichts machen", sondern u.A. auf dem freien Willen beharre.

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heuter verpennt
aber morgen wird´s wieder interessant mit meinem "salafistischen" Kollegen, der sich allerdings gegen diesen Namen wehrt.

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ps., einig sind wir uns allerdings immer, was diese Nazibrut betrifft.

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meinem Salafisten zufolge gab es im frühen Islam eine scholastische Richtung, die jedoch, weil sie manchen zu "scholastisch" war, von einer anderen angegriffen wurde. Letztere hinwiederum kritisierte die erste ihrerseits mit scholastischen Argumenten. So sei es z.B. um die Attribute Gottes gegangen, wie die "Hand Gottes". Die erste scholastische Schule sei untergegangen, die zweite habe sich durchgesetzt und sei letztlich für heutige "liberale" Formen des Islam verantwortlich. Hinzugekommen sei die "salafistische", die das Wort einfach so stehen lasse. "Hand Gottes" wird also nicht mehr gedeutet, etwa als "Gerechtigkeit Gottes" (welche Interpretation er anführte, weiß ich nicht mehr, habe mir jetzt selber eine ausgedacht). Aha, man hat also nur das Wort, lässt aber dort, wo die Bedeutung wäre, einfach eine Leerstelle? Nein, ... Er kam mit Analogien. So, wie der Mensch Hände hat, so hat auch Gott Hände, nur dass Gott etwas vollkommen anderes ist als ein Mensch.

Ich glaube, wir kamen überein, dass ein Polizist auch ein Mensch ist, der kein Messer im Bauch verdient hat.

Bereits letzte Woche hatte er mir von Videos von diesen nrw-Leuten berichtet, deren Hassausbrüche echt krass gewesen seien. Das seien Leute aus NPD usw. Umfeld. Jetzt berichtet er, dass er sich in Polizeiforen rumgetrieben hätte, wo berichtet worden sei, die Polizisten hätten bei Einsätzen noch nie solchen Hass erlebt. Einigen seiner Glaubensbrüder sei das zuviel gewesen. Ich konnte übrigends bei keinem Punkt so richtig einhaken, weil ich, typisch, mal wieder nicht informiert war (mit Politik habe ich es nicht so). - Ihnen war selbst die Wut ihrer Glaubensbrüder zuviel? Da wiegelte er ab, nein überhaupt, das Ganze (so in etwa, mir nicht ganz klar geworden. Es ist ja klar, dass es nicht besonders spassig war.) Dieselben Polizisten, die vom Hass auf den Gesichtern der rnw-Leute schockiert gewesen seien, hätten schließlich bemerkt, sie würden das nächste Mal bei denen das Kreuz machen, was ja wohl einigermaßen absurd sei.

Wie ich ihn verstanden habe, fühlt er sich zu unrecht dämonisiert. Er ist noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten (außer Jugendsünden), hielte sich an die Gesetze, wisse nicht, was die alle haben.

Er stellt sich Kommunen vor, die auf freiwilligen Übereinkünften beruhen. Es müsse ein Recht, sich abzugrenzen, geben. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass solche Ideen in Amerika gewissermaßen zur Kultur gehörten, in Europa eher schwer zu verwirklichen, räumte er ein, es sei ein Traum. Ich hatte ihm empfohlen, mal Tocqueville zu lesen, sich mit dem Kommunitarismus auseinanderzusetzen. (kannte er beides nicht.)

Er vertritt einen "reaktionären Libertarismus". Dass bei mir beim Wort "natürlich" die Alarmleuchten angehen, wenn er von "natürlicher Ordnung" spricht, habe ich gleich klargemacht, hat er auch geschluckt: ja, ich weiß, da kannst du nicht drauf, die 'natürliche Ordnung' ...

Er bezieht u.A. sich auf Hans Hermann Hoppe, der zugegebenermaßen einen ziemlich radikalen Anarchokapitalismus vertrete. Als ich von meinem Erstaunen berichtete, dass der Habermas-Schüler ist (wohl eher war) und ihm von meiner blassern Erinnerung an den Inhalt eines Habermastextes berichtete, der mich aber überzeugt habe (Menschenrechte, Demokratie usf.), hörte er, wie es schien, interessiert zu.

Heute habe ich aber einen Anlauf gemacht, zu erklären, warum es keine "Natur", geschweige denn "natürliche Ordnung" gebe. Bisher hatte ich es beim "also 'Natur', gibt es nicht, das kannst du dir gleich abschminken" belassen.

Er träume, wenn er von seiner "natürlichen Ordnung" rede. Was er diesmal nicht wirklich eingestehen wollte. "Natürliche Ordnung" bedeute, dass durch Christus, der gesagt habe, "ich bin die Wahrheit", die Menschheit befreit worden sei durch die Erkenntnis des Menschen, dass er frei sei. Der Mensch ist frei, und wer das nicht annehmen wolle, müsse eben dazu gezwungen werden, zur Not mit von der hl. röm. kath. Kirche gesegneten Waffen, wie Spanier in Amerika: "glaubst du an unseren Herr?" - "hä, nix verstehen" - und Kopf ab!

Der europäische, christliche Mensch, der es erst zum wahren Menschsein gebracht habe, müsse die anderen, die da irgendwo auf anderen Kontinenten rumlaufen und etwa eine andere Hautfarbe haben und sich irgendwelchen Religionen ausdenken, eben versklaven, deren Häuser anzünden, die Frauen vergewaltigen, sie ausbeuten, kaputt machen und ermorden, das Land kolonisieren und ausplündern, das sei nun mal die natürliche Ordnung.

Man sehe doch schon, dass die unterlegen sind!

Vom Sein aufs Sollen zu schließen, nenne sich naturalistischer Fehlschluss. Dass man sich mit "natürlicher Ordnung" der Gefahr aussetzt, sich jede auch noch so beknackte Ideologie unterjubeln zu lassen, schien er zuletzt einzusehen. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr ereifert, die meiste Zeit belasse ich es ja beim Konjunktiv: dagegen könnte man einwenden ... Denn eigentlich ist es immer ganz nett, mit dem Kerl durch die Straßen zu wandeln, zu diskutieren, dabei Fotos zu machen (was für eine Art Job das ist, verrate ich nicht).

Naja, morgen geht´s weiter, werde mir den fr-Artikel durchlesen. Der interessante Auvra-Link ist etwas viel auf einmal, habe schließlich noch irgendwann Freizeit, die hiermmit eingeläutet ist ...

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