Freitag, 11. Mai 2012
Schandmahl Doktortitel
Bin mal wieder dabei, mich als Selbstständiger neu zu erfinden. Wäre jetzt mein viertes Start-Up. Ehrlich gesagt: Würde mich eine Fabrik als Bandmalocher einstellen würde ich sofort zusagen. Aber für alle normalen Jobs, auch Sachbearbeiter-und Stabsstellen bin ich hoffnungslos überqualifiziert. Überlege ja schon, mich mit gefälschten Lebensläufen zu bewerben. Dr. pol. geht gar nicht. Vom Tellerwäscher zum Millionär funktioniert schon mal deshalb nicht, weil ich aufgrund Überqualifikation nicht Tellerwäscher werden kann.

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Versuch's mal mit Online Poker, falls in Dir auch ein Spieler steckt. Da sind Tellerwäscherkarrieren immer noch möglich. Es ist kein Glücks-, sondern ein anspruchsvolles Geschicklichkeitsspiel. Überqualifikation gibt es da nicht. Solltest Du an einem Final Table Deine akademische Bildung zur Sprache bringen, wirst Du wahrscheinlich hören: Na und? Die haben wir alle.

Für mich ist es die schönste Nebensache der Welt.

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Ich begreife ja nicht mal Mau Mau oder Doppelkopf. Und für Russisch Roulette bin ich nicht risikobereit genug;-)

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Na dann viel Glück bei Deinen Geschäften. Beim Poker heißt es: Es ist unmoralisch, einem schlechten Spieler sein Geld zu lassen. Im Geschäftsleben wäre wohl zu fragen: Welchen Konkurrenten muß ich als erstes platt machen? Aber da gibt es, anders als im Poker, ja auch keine anständigen Spielregeln.

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Ich würd ja nicht mit dem Spielen anfangen , die folgen davon sind schlimmer , als wenn man weiter als Tellerwäscher arbeitet. ( Spielsucht , mehr Geld verlust) Gib die Hoffnung nicht auf & ich denke schon , dass du auch was finden kannst ohne deinen Lebenslauf zu fälschen. Wie wärs wenn man sich sonst gedanken auf was neues macht , mal was anderes , wo du dir vorstellen kannst zu arbeiten.

Versau es dir nicht , Viiel Glück.

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Dankeschön! Gedanken habe ich ohne Ende, daran liegt es wirklich nicht. Es ist nur wirklich eine sehr erniedrigende Erfahrung, wenn man mit einer der formell höchsten Qualifikationen (langjährige Berufserfahrung als Stabs/Führungskraft, fächerübergreifender Doktortitel) für hochqualifizierte Positionen nicht eingestellt wird, weil zu alt oder keiner dieser Professoren- und Direktoren-Seilschaften angehörig und für einfache Jobs bis runter zum Hilfsarbeiter oder Bedienung bei Mac Donald´s nicht genommen wird weil "überqualifiziert".

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mal schauen, was es nach 18:00 h in nrw neues gibt.

könnte doch passieren, dass da eine unlängst hochgekommene bewegung bzw. partei noch weiter hinauf kommt.
dieser verein braucht nicht nur professionelle medienleute, er könnte dann auch in umstände versetzt werden, die es ihm ermöglichen, solche medienprofis zu bezahlen.

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Wie wäre es, mit der Kommasetzung anzufangen?

Würde mich eine Fabrik als Bandmalocher einstellen KOMMA(1) würde ich sofort zusagen. Aber für alle normalen Jobs, auch Sachbearbeiter-und Stabsstellen KOMMA(2) bin ich hoffnungslos überqualifiziert.

Würdest du Kommafehler vom zweiten Typ (das abschließende Komma weglassen) in Zukunft vermeiden, würde mir auf deinem Blog etwas fehlen. Nicht kapiert, zu theoretisch, fehlendes Wissen? - Iwo, es ist mal wieder das fehlende abschließende Komma, die Signatur des Che.

Im Ernst, mit sich steigender Komplexität der Satzkonstruktion und damit steigender Neugier aufseiten des Lesers wächst jedesmal umsomehr die Enttäuschung. Anstatt Erkenntnis stellt sich Verwirrung ein, deretwegen schnelles Überfliegen des Restsatzes auch nicht mehr hilft. Dieses Überfliegen hat dann nur noch den Zweck, herauszufinden, wie die Struktur des Satzes angelegt ist. Und nocheinmal von vorne. (ächz)

Wenn du dich in dem betreffenden Thema nicht auskennst, ist das schon manchmal lästig. Ich weiß, nobody is perfect, momorulez bewegte sich da auch manchmal an der Grenzhe der Verständlichkeit, manchmal sogar zwar Komma, aber trotzdem grammatikalisch kein Satz, wie uns auffiel, als eine Freundin und ich uns den Beginn eures Zerwürfnisses zusammen durchlasen. Bedenke: "Hat der Autor hier die Sache wirklich durchdacht", fragt sich jemand unwillkürlich.

Ansonsten, wer hat je ein schlechtes Gewissen gehabt, den Lebenslauf zu (ver)fälschen? Zeugnisse von nicht mehr existierenden Firmen (in Übersee) herstellen, was der in der betreffenden Zeit gemacht hat, will ich nicht wissen. Beim WWI vorbeischneien, wo man jemand "kennt", gewusst wie. So sollte es der BWL-Typ gemacht haben, der dann bei RWE irgendeinen Managerposten bekleidete, wie mir zu Ohren kam, und wo er sich mit Surfen die Zeit vertrieb. Derselbe Typ, der zu Studizeiten - als die BWLer irgendwas mit empirischer Wirtschaftsforschung machten - mit dem Porsche runter zu Daimler fuhr, um den Mercedes Manager zu interviewen. Na, und woher das Auto? NLP-Verarsche. Der Typ, der mir das erzählte, schrieb übrigens die kürzesten Abschlussarbeit in der Geschichte der Wirtschafswissenschaften in meiner Stadt, landete später in der Klapse, was ich zuletzt hörte, "betreutes Wohnen"; hundertprozentige Quelle zugegebenermaßen nicht.

Ich weiß ja nicht, ob du Erfahrung mit anstrengender körperlicher Arbeit hast. Bei mir fällt danach der Kreislauf derart runter, dass an "geistige" Tätigkeit nicht mehr zu, hem, denken ist. Blblut im Hirn Fehlanzeige. Und Knochenarbeit tut weh. Betäubungsmittel sind dann angesagt.

Aber hast du es mal als Gärtner versucht, kenne da auch so einen Proffessorensohn. Bei der Baumschule, bei der ich mal anfragte, hieß es lediglich: "das ist aber wirklich anstrengend. Ok? Morgen sechs Uhr, Lohnsteuerkarte."

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Erstmal bin ich kein Professorensohn, komme aus einer eher bildungsfernen Familie, leide ja eher unter der Tatsache, dass die ganzen Akademersprösslinge in meiner sozialen Umgebung immer in einer mir gegenüber privilegierten Ausgangsposition waren, und ich mich andererseits gegenüber Arbeierkindern in meinem Freundeskreis für meine mittelschichtige Herkunft geradezu rechtfertigen musste. Und werde dafür angepisst, dass ich keine Karriere gemacht habe, die der meines Vaters entspricht (er: vom Sohn eines dauerbeitslosen Schlossergesellen und einer halbalphabetisierten Landarbeiterin, früher hieß das Magd, zum Bankdirektor, ich vom fächerübergreifend promovierten Wissenschaftler zum prekären Multijobber, der sich Geld zusammenborgen muss, um seine Rechnungen zu bezahlen).

Harte körperliche Arbeit: Kommt drauf an, was Du darunter verstehst. Ich habe weder als Erntehelfer gearbeitet noch auf einem Fischdampfer vor Grönland auf Rotbarschfang oder Windräder montiert oder kletternd Befestigungspunkte für hochalpine Klettersteige mit dem Pressluftmeißel in den Berg getrieben (was Kumpels von mir getan haben), aber Getriebemontage im Akkord, Gehwegplatten verlegen, Lagerarbeit mit Kisten stemmen, Leichen in die Abteilung Tiefkühlkost&Logis verlegen, Klos schrubben, Wohnungen renovieren, Gräben ausheben oder Grenzpfähle in die Erde kloppen sind mir durchaus vertraut.

@ "Ansonsten, wer hat je ein schlechtes Gewissen gehabt, den Lebenslauf zu (ver)fälschen?" --- Kenne niemanden, der das getan hat, Kundenunterschriften unter Verträge schon, aber das nicht.

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mit dem Professorensohn wollte ich nur andeuten, dass ich Leute kenne, die den sozialen Abstieg ganz gut hinbekommen haben. Gut, der war noch jünger, brach sein Studium ab (das hatte eh keine Zukunft: prähistorische Archäologie, dazu Goa-Partys, auf Trip irgendwelche Neandertaler ausbuddeln), und dann hat der selbstverständlich losgelegt, angefangen bei den, ich nenne sie immer Techno-Gärtnern (hier schwanke ich immer, ob ein Komma hin soll) auszuhelfen, Ausbildung, sogar Meisterbrief. Der ist damit ganz zufrieden geworden. Diese tuffe, blondgelockte und hochgewachsene Frau geheiratet, fährt mit typischem Gärtnerfahrzeug durch die Gegend, zwei Kinder. Aber lange nicht gesehen, weiß nicht, wie das weiter ging.

Oder auch der Sohn des Reedereivorstandstandsmitglieds, für den war von Anfang an klar, ich werde Gärtner. Ich traf seine Schwester, erfuhr, drei Kinder ... Aber dem war wohl diese ganze Kohle-Angelegenheit einfach zuviel. Der Bruder, den ich auch aus Kiffferzusammenhängen kannte, erzählte mir irgendwann, das sei ganz leicht, wenn du erstmal die erste Million zusammen hast, du kaufst ein Haus, verkaufst wieder ... Nicht ganz klar war allerdings, ob das Denkmalgeschützte Haus - wo ich als Sechzehnjähriger auf dem Korbstuhl sitzend im Garten originale Sachertorte angeboten bekam, wirklich ein schönes Haus - im Zusammenhang mit einer der Inflationen in den Besitz der Familie überging, oder ob da "arisiert" wurde.

Als ich den allerdings gegen Ende der "New Economy" Krise sah, da sah der ein wenig gestresst aus. Ich weiß nicht, wieviel der verspielt hat. Es sah so aus, dass sein bescheidener Bruder letzlich der klügere war.

Bei mir war der soz. Abstieg allerdings am Ende ganz gut zu verkraften; untere(s Drittel) Mittelschicht; Harz IV- Empfänger. Nur das Absteigen selbst, wer hatte nicht irgendwann einmal "grosse" Pläne, tat weh. Ach, da fällt mir ein, der dauerarbeitslose Elektriker, den ich auch erwähnen wollte, weil der sich ebenfalls als Gärtner selbstständig machte, war einer der wenigen, der das sah, dass das weh tat, und mir sein Mitgefühl mitteilte. Fährt jetzt mit selbigem Gärtnerfahzeug durch die Gegend, zwei Kinder.

Wer mich rettete, war eben jener kleinbürgerlich-proletarische Freund, auf den immer alle als den "kleinen N" herabgeblickt hatten. Er war es, als nichts mehr ging, der mir die Anzeige aus dem Käseblatt aus dem über 50 Kilometer entfernten Ort auf den Tisch knallte: plötzlich Krankenkasse! sogar sozialversichert!

Bei schwerer körperlicher Arbeit ist die Frage, ob du das durchhälst. Der eben erwähnte Typ ist einer der letzten, die als Verladekraft bei der Post einen festen Arbeitsvertrag bekamen. Macht das immer noch, seit über zehn Jahren, ich weiß nicht, wie der das schafft.

Wie gesagt, ich komme aus der Mittelschicht - ohne Klassenbewusstsein, d.h. ohne Abgrenzungsgelüsten, wie, was mir später klar wurde, bei meinen Obere-Mittelschicht-Mitschülern und deren Verhältnissen zu beobachten gewesen, und was entsprechende Ergebnisse zeitigte. (Allerdings half die Klassenzugehörigkeit nicht immer, es war eine ziemlich schlechte Schule, nicht wenige scheiterten dann an der Uni.) Dass diese Klassenunterschiede tatsächlich wirkten, dass die also tatsächlich existierten, verstand ich erst hinterher. Daher kannte, kenne ich Leute, ziemlich bunt gemischt, was die (ehemalige) Klasse betrifft.

Noch so ein Gärtner: bei reichen Leuten den Garten machen, sind zusammen, Tausend, äh, ja richtig, Zweitausend, genauer Zweitausendfünfhundert, also -achthundert Euro. Allerdings passierten manchmal Missgeschicke mit der Kettensäge, sich im Baum zum Ast hangelnd, noch auf Koks vom Wochenede, Arm gerochen?, egal, das säge ich noch ab, und dann noch aufräumen und abtransportieren (und die Kohle einkassieren).

In der Industrie bekommst du keine vernünftig bezahlte Jobs mehr. Deshalb der Gärtner, wenn du malochen willst.

Selbstverständlich stehen in meinem Lebenslauf die Sachen nicht, die sich schlecht googeln. Ich kannte mal einen, der vertrieb solche speziellen Wellness-Nahrungsmittel, den begleitete ich manchmal, weil das gut schmeckte. Also habe ich eben zwei Jahre lang: "Aquise und Vertrieb, soundso Firma" gemacht. Who cares? "Sich neu erfinden" heißt, den Lebenslauf umschreiben. Da sind der Kreativität einfach keine Grenzen gesetzt. Was soll das sonst, mit dem sich neuerfinden?

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In der Industrie gibt es momentan wieder jede Menge gut bezahlte Jobs, besonders im Outsourcing-Umfeld der eigentlichen Konzerne. Allerdings kaum für Leute wie mich. Deine Art "sich selbst neu erfinden" zu interpretieren ist allerdings ebenso originell wie charmant;-)

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