Montag, 29. Oktober 2012
Notizen aus der Knochenmühle 2
che2001, 02:13h
Ein Meister eines führenden PKW-Herstellers erzählte mir Folgendes: Ein Schichtleiter machte ihn an, weil seine WerkerInnen in der Feinabdichtung bei den Karosserien schlampen würden, sie müssten präziser arbeiten und im 58-Sekunden-Takt jede Karosserie - es handelt sich um den Touran - deutlich besser abdichten. Als er nach etlichen Widerworten, es ging da um minimalste Unterschiede das den Leuten vermittelt hatte bekam er mit, dass die Fahrzeuge weiter unten am Band zerdengelt und in die Schmelze gegeben wurden. Als er aufgebracht den Schichtleiter fragte, warum denn seine Leute so schikaniert würden wenn die Fahrzeuge gar nicht montiert würden erwiderte der Schichtleiter: "Weil ich die Macht dazu habe!"
Aha. Das erklärt echt Alles. Und ist viel relevanter als manch ausufernde Diskussion.
Aha. Das erklärt echt Alles. Und ist viel relevanter als manch ausufernde Diskussion.
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earendil,
Montag, 29. Oktober 2012, 14:56
Da musst du was falsch verstanden haben. Oder schlimmstenfalls ist das ein Einzelfall, erklärbar aus der Psyche dieses Schichtleiters. Kapi... äh, also Marktwirtschaft, hat doch nichts mit Herrschaft zu tun, da geht es doch nur um Veträge unter freien und gleichen Bürgern. Soll er doch einfach kündigen, dein Meister!
Irrationalität gibt's am Markt übrigens auch nicht, da regiert die reine Vernunft. Die Vernünftigkeit des erst Bauens und dann wieder Zerlegens erschließt sich halt erst auf irgendeiner höheren Ebene.
Irrationalität gibt's am Markt übrigens auch nicht, da regiert die reine Vernunft. Die Vernünftigkeit des erst Bauens und dann wieder Zerlegens erschließt sich halt erst auf irgendeiner höheren Ebene.
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first_dr.dean,
Dienstag, 30. Oktober 2012, 11:36
Wer viel hat, hat auch viel Recht!
Che, bitte jetzt nicht so ironisch!
Die einzige Methode, Machtmissbrauch in der Gesellschaft nachhaltig zu verhindern liegt in der Anwendung der Devise:
Alle Macht dem Privateigentum!
Je ungleichmäßiger Eigentum und Macht in einer Gesellschaft verteilt sind, umso gerechter werden Einkommens- und Vermögensströme in Richtung der Leistungsträger alloziiert. Die ungerechtfertigten materiellen Privilegien (z.B. Löhne) von Durchschnittsbevölkerung und Prekariat sind im Sinne einer gesteigerten Leistungsgerechtigkeit deutlichst zu reduzieren.
Die Chancengesellschaft von Morgen schafft eine gerechtere Welt! Beispielsweise ist es auch so, dass künftig verminderte gesellschaftliche Teilhabe sowie ein insgesamt ein sinkender Lebensstandard für weisse Durchschnittsbevölkerung deren Privileg (bzw. die rassistische Rendite) vermindert, welche diese völlig ungerechtfertigt gegenüber den People of Colour ausüben.
Das ist doch klar.
Die einzige Methode, Machtmissbrauch in der Gesellschaft nachhaltig zu verhindern liegt in der Anwendung der Devise:
Alle Macht dem Privateigentum!
Je ungleichmäßiger Eigentum und Macht in einer Gesellschaft verteilt sind, umso gerechter werden Einkommens- und Vermögensströme in Richtung der Leistungsträger alloziiert. Die ungerechtfertigten materiellen Privilegien (z.B. Löhne) von Durchschnittsbevölkerung und Prekariat sind im Sinne einer gesteigerten Leistungsgerechtigkeit deutlichst zu reduzieren.
Die Chancengesellschaft von Morgen schafft eine gerechtere Welt! Beispielsweise ist es auch so, dass künftig verminderte gesellschaftliche Teilhabe sowie ein insgesamt ein sinkender Lebensstandard für weisse Durchschnittsbevölkerung deren Privileg (bzw. die rassistische Rendite) vermindert, welche diese völlig ungerechtfertigt gegenüber den People of Colour ausüben.
Das ist doch klar.
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earendil,
Mittwoch, 31. Oktober 2012, 13:32
Den letzten Dreh finde ich etwas daneben, Dean.
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first_dr.dean,
Mittwoch, 31. Oktober 2012, 14:34
Ähem: ich auch. Du hast völlig Recht!
Ursprünglich wollte ich ja etwas Absurdes in der Art schreiben "wenn es allen schlechter geht, dann steigert dies die Gerechtigkeit", aber das passte dann irgendwie auch nicht (weil die "neue" bzw. Leistungsgerechtigkeit ja genau die Ungleichheit zum ultimativen Gerechtigkeitsmaßstab erklärt), tja, und dann spukte in meinem Kopf leider noch die Idee herum, dass eine zentrale CW-Argumentation ("rassistische Rendite") im Grunde genommen ein neoliberales Menschenbild predigt, wonach also Menschen quasi renditegesteuert Ressentiments haben.
(was als Grundidee vielleicht nicht völlig falsch ist, aber imho doch viel zu simpel ist - nicht nur, weil ein rein ökonomistisches Verhaltensmodell dem Menschen in seiner Natur nicht gerecht werden kann, nicht nur, weil mit dieser Renditebehauptung die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede zwischen Individuen völlig verschwinden, sondern auch in der Kurzschlüssigkeit, mit der Rassismus reichlich unreflektiert zu einem echten Gewinn für "weiße" Unterschichten erklärt wird - das ließe sich nämlich auch umdrehen indem man sagt, Rassismus dient vor allem der kleinen Schicht von Reichen/Superreichen und Machthabern und ist somit auch als Machttechnik zu verstehen)
Wie auch immer:
Dieses zweite Thema dort reinzubringen, war in der Sekunde, wo ich das schrieb noch irgendwie schlüssig für mich, aber ich halte es für reichlich misslungen. Erstens, weil die Themenvermischung überhaupt nicht passt, und im Prinzip völlig unschlüssig dort steht, und zweitens, weil mein eigentlicher Punkt dort auch nicht heraus gearbeitet wird - weder der neoliberale Segen, der von der "Armut für alle" ausgeht, noch eben der oben angerissene (und leider längst noch nicht durchdachte) Kritikpunkt am eigentlich neoliberalen Menschenbild, das CW-Konzepte ihren, ähm, Analysen zugrunde legen.
Kurzum: daneben.
Ursprünglich wollte ich ja etwas Absurdes in der Art schreiben "wenn es allen schlechter geht, dann steigert dies die Gerechtigkeit", aber das passte dann irgendwie auch nicht (weil die "neue" bzw. Leistungsgerechtigkeit ja genau die Ungleichheit zum ultimativen Gerechtigkeitsmaßstab erklärt), tja, und dann spukte in meinem Kopf leider noch die Idee herum, dass eine zentrale CW-Argumentation ("rassistische Rendite") im Grunde genommen ein neoliberales Menschenbild predigt, wonach also Menschen quasi renditegesteuert Ressentiments haben.
(was als Grundidee vielleicht nicht völlig falsch ist, aber imho doch viel zu simpel ist - nicht nur, weil ein rein ökonomistisches Verhaltensmodell dem Menschen in seiner Natur nicht gerecht werden kann, nicht nur, weil mit dieser Renditebehauptung die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede zwischen Individuen völlig verschwinden, sondern auch in der Kurzschlüssigkeit, mit der Rassismus reichlich unreflektiert zu einem echten Gewinn für "weiße" Unterschichten erklärt wird - das ließe sich nämlich auch umdrehen indem man sagt, Rassismus dient vor allem der kleinen Schicht von Reichen/Superreichen und Machthabern und ist somit auch als Machttechnik zu verstehen)
Wie auch immer:
Dieses zweite Thema dort reinzubringen, war in der Sekunde, wo ich das schrieb noch irgendwie schlüssig für mich, aber ich halte es für reichlich misslungen. Erstens, weil die Themenvermischung überhaupt nicht passt, und im Prinzip völlig unschlüssig dort steht, und zweitens, weil mein eigentlicher Punkt dort auch nicht heraus gearbeitet wird - weder der neoliberale Segen, der von der "Armut für alle" ausgeht, noch eben der oben angerissene (und leider längst noch nicht durchdachte) Kritikpunkt am eigentlich neoliberalen Menschenbild, das CW-Konzepte ihren, ähm, Analysen zugrunde legen.
Kurzum: daneben.
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earendil,
Donnerstag, 1. November 2012, 12:23
Schon ok. :)
Aber ich glaube, du liest da in "Rendite" zu viel rein. Ich verstehe das eher als Metapher für die Vorteile, die Privilegierte gegenüber Marginalisierten nunmal haben. Das ist erstmal ne Feststellung und heißt nicht, dass die "Rendite" die (einzige) Ursache für den Rassismus ist.
"weil mit dieser Renditebehauptung die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede zwischen Individuen völlig verschwinden"
Es geht ja gerade darum, dass diese Unterschiede die "Rendite" nicht tangieren. Ich muss nicht rassistisch denken und handeln, um Vorteile daraus zu haben, dass ich bspw. weiß bin. Zu kritisieren sind nur die falschen Schlüsse daraus, etwa, dass die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede gar keine Rolle mehr spielten.
"sondern auch in der Kurzschlüssigkeit, mit der Rassismus reichlich unreflektiert zu einem echten Gewinn für "weiße" Unterschichten erklärt wird"
Das stimmt, auch wenn die relative Privilegiertheit natürlich trotzdem besteht und auch von den proletarischen Rassist_innen klar gesehen bzw. eingefordert wird. (Und wenn es nur darum geht, dass es "denen" noch dreckiger gehen soll als einem/r selbst.) Insgesamt sind die Leute damit aber nicht besser dran, im Gegenteil. Das war es ja auch, worum es mir zuletzt in dem anderen Thread ging: Solange die Prolet_innen nicht schnallen, dass sie mit ihrem Rassismus nicht gut fahren, sondern sich im Gegenteil ins eigene Fleisch schneiden, wird sich daran nichts ändern.
Aber ich glaube, du liest da in "Rendite" zu viel rein. Ich verstehe das eher als Metapher für die Vorteile, die Privilegierte gegenüber Marginalisierten nunmal haben. Das ist erstmal ne Feststellung und heißt nicht, dass die "Rendite" die (einzige) Ursache für den Rassismus ist.
"weil mit dieser Renditebehauptung die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede zwischen Individuen völlig verschwinden"
Es geht ja gerade darum, dass diese Unterschiede die "Rendite" nicht tangieren. Ich muss nicht rassistisch denken und handeln, um Vorteile daraus zu haben, dass ich bspw. weiß bin. Zu kritisieren sind nur die falschen Schlüsse daraus, etwa, dass die Verhaltens- und Einstellungs-Unterschiede gar keine Rolle mehr spielten.
"sondern auch in der Kurzschlüssigkeit, mit der Rassismus reichlich unreflektiert zu einem echten Gewinn für "weiße" Unterschichten erklärt wird"
Das stimmt, auch wenn die relative Privilegiertheit natürlich trotzdem besteht und auch von den proletarischen Rassist_innen klar gesehen bzw. eingefordert wird. (Und wenn es nur darum geht, dass es "denen" noch dreckiger gehen soll als einem/r selbst.) Insgesamt sind die Leute damit aber nicht besser dran, im Gegenteil. Das war es ja auch, worum es mir zuletzt in dem anderen Thread ging: Solange die Prolet_innen nicht schnallen, dass sie mit ihrem Rassismus nicht gut fahren, sondern sich im Gegenteil ins eigene Fleisch schneiden, wird sich daran nichts ändern.
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vert,
Dienstag, 30. Oktober 2012, 15:23
erinnert mich an eine auftragsfertigung eines koreanischen suvs: die gab's mit zwei radständen und je nachdem, ob'S die lange oder kurze variante war, musste das loch für das schiebedach etwas weiter hinten oder eben vorne ins dach gelasert werden. da kann man sich doch mal vertun!
da die angelieferten bleche z.t. schon rostig an der produktionsstätte ankamen und die spaltmaße derartig abenteuerlich waren, dass die hauben sehr schnell nur noch gemittelt wurden, haben alle sehr herzlich gelacht und einander stillschweigen geschworen.
(nu isses sowieso egal: der laden ist pleite, die autos schon lange verrostet und verjährt isses auch.)
da die angelieferten bleche z.t. schon rostig an der produktionsstätte ankamen und die spaltmaße derartig abenteuerlich waren, dass die hauben sehr schnell nur noch gemittelt wurden, haben alle sehr herzlich gelacht und einander stillschweigen geschworen.
(nu isses sowieso egal: der laden ist pleite, die autos schon lange verrostet und verjährt isses auch.)
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koogleschreiber,
Samstag, 3. November 2012, 20:12
"Bei mir sind auch zwei Stück krank." sagte der eine Chef zum anderen. Ich bin Zeuge.
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