Sonntag, 4. November 2012
Gewesene Linke: Die Geschichte der Sojourner
Das hat mir Entdinglichung zugeschickt, ein, wie ich finde hochinteressanter Beitrag - in dem auch vom Ursprung des Begriffs und Konzepts der Critical Whiteness die Rede ist. "Gerade vor den derzeit ablaufenden Diskussionen um Critical Whiteness in einigen Sektoren der BRD-Linken ist es durchaus sinnvoll, sich mit dem “Ursprungskonzept” von Ignatin, Ted Allen (der nie Mitglied der STO war) und anderen auseinanderzusetzen, es ging der STO nie um intellektuelle Läuterungs- und Reinigungsprozesse und die Aneignung neuer Sprachcodes sondern um eine Praxis, welche die rassistischen Spaltungen der ArbeiterInnenklasse in kollektiven Aktionen überwindet."


http://entdinglichung.wordpress.com/2012/11/02/michael-staudenmaier-truth-and-revolution-a-history-of-the-sojourner-truth-organization-1969-1986/

... comment

 
U.a. das lese ich hier heraus (in Anführungszeichen die Begriffe, die ich dafür wähle):

* Genaue, ins Konkrete zielende Analyse der jeweiligen Umstände und Zusammenhänge von Benachteiligung und Ausbeutung ("Hingucken")

* rassistischen Spaltungen der ArbeiterInnenklasse in gemeinsamen Aktionen überwinden ("aktive Solidarität")

* Berücksichtigung der realen Mehrdimensionalität ("dual consciousness") des Klassenbewusstseins

* Nichtaggressivität ggüber anderen linken Gruppen ("innerlinke Solidarität")

* Insistieren auf die Autonomie kämpfender Subjekte, auch von der eigenen Organisation ("Autonomie-Respekt")

* "undogmatisches Theorieverständnis"

Ich denke, vor allem wesentlich sind hier die gemeinsame solidarische Praxis und der respektvolle Umgang a) untereinander sowie b) mit Mitgliedern anderer Gruppen.

So lese ich das.

... link  

 
Ergänzung:

Die STO hatte trotz ihres integrativen Ansatzes unter einem spezifischen "Whiteness-Problem" zu leiden, dergestalt, dass an Stelle von aktiver Solidarität (gemeinsames Kämpfen) vielfach Vorwürfe über die "Whiteness" der STO in den Fokus rückten - und damit die praktische Zusammenarbeit lähmten.
For reasons that have been widely discussed, most black revolutionaries at the time were committed to building all-black organizations. We in STO respected that, but whether we did or not, their commitment to that path cut down on our ability to gain members from among the pool of experienced black revolutionaries who shared our politics, and condemned us to being an organization mainly of “white” people. It was a paradox we would strive to live with, but it was never easy.
Quelle

Die Fragen, die sich mir stellen, sind:Welche "Schuld" trägt die STO an der Entstehung dieser Spannungen? Wie sind derartige Spannungen zu überwinden?

Als Linke in Schland haben wir das "Privileg" (ähem: sehr blödes Wort dafür, oder? Besser: Die Situation), dass derartige "all black"-Movements (bzw. "all migrant") in der praktischen politischen Arbeit kaum eine Rolle spielen bzw. in ihren hemmenden Aspekten durch solidarische Kooperation überwunden werden können sowie dadurch, dass "Migranten" (auch ein doofes Wort für Mit-Kämpfer mit migrantischen Hintergrund) innerlink voll integriert sind bzw. selbstverständlicher Teil linker Gruppen darstellen.

Insofern haben wir es an diesem Punkt einfacher - wobei dabei allerdings die Frage aus dem Blickfeld geraten kann, warum bestimmte Gruppen in vielen linken Gruppen stark unterrepräsentiert sind.

Zum Beispiel: Nichtakademiker, alte Menschen, Schüler/innen....

(je nachdem)

... link  

 
“Briefly stated, this perspective was as follows: in modern industrial societies, bourgeois rule depends on the development of a variety of “systems” that channel the outbreaks of the exploited class and allow their absorption by capital; that the specifically American framework for this process is the white-skin privilege system — the conferring of a favored status on the white sector of the proletariat; and that the trade unions cannot be understood apart from this framework.”

Entspricht genau dem, was ich schon geschrieben habe. "Critical Whiteness" ist eine Idee, die an die Situation der USA gebunden ist ("specifically American framework") und auf die Situation in Europa nicht oder nur schlecht übertragen werden kann.

Peter Kolchin schreibt in dem von mir verlinkten Text (im anderen gesprächsfaden zum Thema):

"One of the most striking features of the whiteness studies works is their assumption-sometimes asserted and sometimes unspoken-that the racism they describe is uniquely American and that american whiteness can be understood in isolation, without considering anything abroad."

... link  

 
ansonsten mehr zur Selbstzerstörung des OCIC 1980/81: http://marxists.org/history/erol/ncm-7/index.htm#pwoc ... v.a. http://marxists.org/history/erol/ncm-7/tr-oc.htm

... link  


... comment