Montag, 12. November 2012
Voll PC, ey!
Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich Diskussionen zum Thema "politicall correctness" verfolge oder sehe, wie der Begriff heute so verwendet wird. Nicht nur offen Rechtsradikale wie PI, sondern ganz verstärkt auch brav-konservative Dumpfbacknapfsülzen wie Poschardt oder Fleischhauer halluzinieren eine Welt herbei, in der marginalsierte Minderheiten der Mehrheitsgesellschaft vorschreiben, wie sie zu denken hätte. Dafür gibt es dann das Label "Politische Korrektheit". Nur kenne ich den Begriff aus meiner eigenen Geschichte ganz ganz anders. Da wurde unter PC schon die Einhaltung einer Diskriminierungen vermeidenden Sprachregelung, der rücksichtsvolle Umgang mit Minderheiten usw. verstanden, die Frage war aber die der Umsetzung. Und da gab es dann, solange linke Subkulturen noch für solche Feinausfächerungen weit genug aufgestellt waren die Trennung in PC-Linke und Non-PC-Linke, wobei ich zu den Letzteren gehörte und mir diesen ganzen Sprachmoralismus niemals aneignete sondern lieber in der veganen Volxküche Putensteaks zubereitete.

Im "Fussvolk", d.h. den nicht so in intellektuellen Diskursen daheimen Durchschnittslinken galt hingegen die Floskel PC als einfach eine besonders trendige Variante von "gut", und die 1993er Aussage "die Party war voll PC!" ließe sich heute ohne Weiteres mit "Das ist echt Gang Nam Style!" ´übersetzen.

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Die Dumpfback-Hauer sind nicht "non PC", sondern haben ihre eigene, spezifische PC. Ein absolutes No-go ist für diese z.B. der Begriff "Obama" in Verbindung mit einer positiven Wertung. Oder "Umverteilen". Oder "soziale Gerechtigkeit". Es gibt für die Dumpfback-Hauer einen Haufen vorgefertigter Wertungen, und zwar so sehr, dass beispielsweise ein Fleichhauer völlig uninteressant zu lesen ist, weil wirklich einfach alles vorhersehbar ist, was er zu irgend einem Thema schreibt.

Zwischen Rücksicht und PC lässt sich noch gut und sinnvoll differenzieren. Generell aber halte ich das Auswuchern von Sprachnormen für eine Begleiterscheinung von Dogmatismus und: unzureichender Ideologie, und mehr noch, für einen Machtmechanismus, der nur selten genau das bewirkt, was er zu bewirken vorgibt.

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