Ein lesenswerter Beitrag in der ZEIT:
http://www.zeit.de/2012/47/Weisser-Mann-Macho-Hegemonie
... comment
Die Mehrheit der Bevölkerung war damals sicher nicht nicht weiß und wurde erst in Folge nahezu ausgerottet.
... link
... link
... comment
„….dass erstmals in der Geschichte der USA weniger Babys mit weißer Hautfarbe auf die Welt kamen als solche von ethnischen Minderheiten.“
Sag mal einem Latino oder einem Araber, dass er kein Weißer ist, sondern ein „PoC“, zusammen mit Afrikanern und Chinesen. Die werden dir was erzählen. Sie mögen sich ja auch von den alteingesessenen diskriminiert fühlen, aber daraus folgt weder eine Interessenidentität mit den anderen Gruppen, noch irgendein Solidaritätsempfinden mit ihnen.
Hier wird (genau wie bei Noah Sow) die One Drop Rule der amerikanischen Sklavenhalter angewandt (http://en.wikipedia.org/wiki/One-drop_rule), nur mit umgekehrten Vorzeichen. Die aktuelle kulturelle und biologische Vielfalt der Menschen wird heruntergebrochen auf ein simples binäres Schema. Und natürlich geht es dabei um Hautfarbe, nicht um einen „Habitus“, egal wie oft das Gegenteil betont wird.
„Obama hat schon früh in seinem Leben gelernt, was es bedeutet, fremd und fremdbestimmt zu sein. Seine Identität ist so vielschichtig wie das multiethnische Amerika selbst.“
Quatsch, er macht die gleiche Politik im Interesse des Kapitals und der Großbanken wie seine Vorgänger. Und damit die Linken das nicht merken, gibt´s halt ein bisschen Homoehe, Affirmative Action und Aufenthaltserlaubnisse für Migranten, während die Einkommensverteilung weiter immer ungleicher wird.
Die Linken lassen sich wieder mal einseifen. Walter Benn Michaels hat vollkommen recht: es gibt rechte und linke Neoliberale:
„For me the distinction is that “left neoliberals” are people who don’t understand themselves as neoliberals. They think that their commitments to anti-racism, to anti-sexism, to anti-homophobia constitute a critique of neoliberalism. But if you look at the history of the idea of neoliberalism you can see fairly quickly that neoliberalism arises as a kind of commitment precisely to those things. … today’s orthodoxy is the idea that social justice consists above all in defense of property and the attack of discrimination. This is at the heart of neoliberalism and right-wing neoliberals understand this and left-wing neoliberals don’t.“
http://jacobinmag.com/2011/01/let-them-eat-diversity/
... link
... link
Ich würde nicht davon reden, dass das "CW-Kartenhaus zusammenpurzelt". Denn einerseits ist dieser dort vereinseitigte Ansatz imho nicht repräsentativ für CWS. Die Radikalisierung der Berücksichtung von Sprechposition vorwiegend im Sinne von Fressehalten:
Das ist schon sehr speziell und hat imho mit "kommunikativer Unkultur" (bzw. Kämpfen um Deutungshochheit) in manchen radikallinken Kreisen zu tun und dem Egotrip mancher Protagonist_innen.
Andererseits sind CWS aus meiner Sicht nur (und insofern auch hilfreich) eine zusätzliche Analyseebene. Wird CW nicht als Welterklärungmodell behandelt, sondern als Erweiterung des Blickfeldes, dann bricht da auch nicht zusammen.
(sogar im Gegenteil: dann wird es z.B. grob lächerlich, wenn akademische PoC oder Queers, welche für sich PoC-Anspruch erheben wie MM, sich ggüber Nichtakademikern als maßgebliche und alles entscheidende politische Urteilsinstanz und Theorie-Autorität aufspielen)
Ich würde eher von Inkonsistenzen bzw. "Brüchen innerhalb vereinseitigter CW-Ansätze" sprechen. Wichtigen Brüchen, bei denen besonders die Blindheit derjenigen hervorsticht, welche diese Bruchlinien völlig in Abrede stellen.
Weitere Inkonsistenzen werden offenbar, wenn man teils übergeschnappten Aktivist_innen wie Frau Sow einfach zuhört, Beispiel:
Nachmittags hatte eine weiße Australierin gesungen, die kulturelle Appropriation und mangelnde geschichtliche Demut auf ein ganz neues Level gehoben hat, mithilfe einer gesampelten Kalimba, danke Else, ich mach Musik aus meinem eigenen Kulturkreis, da muss ich mich auch nicht fragen warum ich den Gig bekommen habe und nicht die Leute, die keine Zeit und kein Geld haben, durch die Welt zu fahren mit der Musik die sie selbst erfunden haben und die du nachspielst weil deine Vorfahren ihre Vorfahren umgebracht und in die Armut getrieben haben während du als erfrischend und nett wahrgenommen wirst und sie als primitiv und verarmt und aus vielen strukturellen Gründen keinen Zugang zu Parties in Berlin haben. Vom kolonialen Setting mal ganz abgesehen, das sich wie eine Zwangsjacke um die Brust schnürt, wenn die Schwarze Frau vor 100 weißen Leuten singt.Wir erfahren von Frau Sow an dieser Stelle:
1. Sie fühlt sich sehr unwohl, wenn 90 Prozent ihres Publikums hell pigmentiert ist, weil dies aus ihrer Sicht ein "koloniales Setting" schaffe.
2. Als Musiker gesampelte Kalimbas zu verwenden ist absolut nicht Okay, wenn die Musikerin (hier: eine australische Frau) hell pigmentiert ist.
Darf Musik noch universal bleiben oder sollen Musiker gemaess CWS dann nur noch "herkunftsgemaesse" Stilistiken, Musikinstrumente und Musikproduktionsmittel einsetzen duerfen?
Die fortschrittlichsten Musikkulturen waren imho eher solche, bei denen sich unterschiedliche Einfluesse miteinander verbanden. Beispielsweise Jazz.
3. "Weiße Menschen" dürfen nur "weiße Musik" machen. Ist doch logisch, oder? Denn alles andere würde ja eine Form der Ausbeutung darstellen, bei der die eigentlichen Schöpfer musikalischer Mittel lediglich "verarmt" und "in Armut getrieben wurden", und zwar genau von denen, welche nichtweiße musikalische Mittel einsetzen.
Ähem: Als Musiker halte ich diese Denkungsweise für reaktionär und kontraproduktiv.
4. Die Vorfahren der australischen Musikerin haben suedafrikanische Menschen gemeuchelt und in die Armut getrieben.
Das ist ein imho hochlaecherlicher Vorwurf.
5. Es ist für das Tun eines Menschen immer entscheidend, was die "Vorfahren" einer Person getrieben haben. Ueber konkrete Herkunft hinaus gilt: Wenn jemand hell pigmentiert ist, dann ist er/sie qua Definition "Kolonisiator" und "Unterdrücker".
Ich finde: Das hat mit der Wirklichkeit rein garnichts zu tun.
Um etwas auf Krawall gebuerstet darauf zu antworten:
Als Akademikerin in sozial privilegierter Stellung profitiert Noah Sow in starken Maße von Dingen, auf die ich und andere niemals im Leben eine Chance hatten. Sie profitiert in der Summe ungleich stärker von der Veranstaltung namens Gesellschaft, inklusive all der daran genküpften Privilegien bzw. angenehmen Dinge, welche sich aus der wirtschaftlichen Überlegenheit bzw. Wohlergehenslage von D-Schland und Europa ergeben.
Dieser Privilegierungszusammenhang gilt noch weitaus stärker für PoC-Flüchtlinge im Verhältnis zu denen, die sich in der deutschen Blogosphäre gerade als CW-Schreihälse und teils als eine Art Szene-Polizei gerieren.
Eigentlich sollten CWS dabei helfen, sich Klarheit darüber zu verschaffen, welche Leute in unserer Gesellschaft am Arsch sind - und das ist nicht nur von der Pigmentierung abhängig, sondern z.B. auch nicht zu knapp von so profanen Dingen wie Aufenthaltsstatus, Krankheit, Vereinsamung und Verarmung.
Ich finde es gut, wenn Flüchtlinge unter Hinweis auf die Klassengegensätze darauf hinweisen, dass bestimmte, teils eben privilegierte Gruppen den CW-Ansatz in D-Schland so nutzen, dass sie sich damit in eine ungerechtfertigte Vorrangstellung argumentieren und anderen folglich Fressehalten empfehlen (was nebenbei bemerkt ein sehr bürgerliches Vorgehen ist), und damit im Grunde genommen CWS in eine Art implizite Opression Olympics innerhalb linker Gruppen nutzen und verwandeln, bei dem sich alle Übrigen unterordnen müssen.
CWS soll urspruenglich allerdings (eigentlich...) nicht für Vorrang- bzw. Fraktionskämpfe innerhalb linker Gruppen oder sogar für Entsolidarisierung oder gar Entpowerung von AntiRa dienen.
Die Fehlentwicklungen innerhalb dt. CWS sind imho ein Resultat von oberlflaechlicher und gleichzeitig dogmatischer Theorieaneignung. Achja, und auch: von menschlichen Charakterfehlern wie beispielsweise zutiefst buergerlicher Bildungsarroganz.
... link
... link
Noah Sow, die ich persönlich kennenlernen konnte würde ich gewiss nicht als "übergeschnappt" wahrnehmen, eher als sehr intelligent, sehr sensibel und sehr viel cooler, als ihre Wahrnehmung in bestimmten Blogdiskussionen nahezulegen scheint. Dass sie empfindlicher auf rassistische oder weiß dominierte Settings reagiert als Andere, auch als die meisten sonstigen schwarzen Bekannten die ich so habe mag wohl sein. Das sagt aber vielleicht in erster Linie etwas über den Druck aus, dem Schwarze in Deutschland allgemein so ausgesetzt sind.
Was andere Bemerkungen von Dean alerdings nicht entwertet, die Medaille hat eben zwei Seiten oder ist vielleicht gar ein Dodekaeder.
... link
ach mönsch, seuftz, Bildung und Arroganz ... Wenn diese Bürgerlichen bloß wenigstens bürgerlich im guten Sinne wären, wenn sie nur irgendwann etwas wie Bildung je erfahren hätten!
Was Du "kommunikative[r] Unkultur" (bzw. Kämpfen um Deutungshochheit) in manchen radikallinken Kreisen" bzw. "Egotrip mancher Protagonist_innen" nennst, ist halt der Ausfluss komulierter Unbildung. Und wenn ich gerade darüber nachdenke, ist es eben auch diese kommunikative Unkultur, die jungen, zarten Pflänzchen, die sich eigentlich gerade weiterentwickeln und wachsen möchten, jedoch in solchem Unfeld sozialisiert werden, es verunmöglicht, Bildung im klassischen Sinne zu erlangen; Unbildung erzeugt bekanntlich immer nur Unbildung, und viel hilft viel; nenne es meinetwegen "Bildung des Herzens" oder so; es wurde ja schon oft, ich meine sogar sehr oft darauf verwiesen, dass es bei all diesen Konflikten sich um noch junge Proagonist_innen handelt, die in jugendlichem Überschwang es einfach zu weit treiben.
nun, ich meine, einen Mangel an Anstandsgefühl (=Bildung) auf unterschiedlichsten Seiten zu entdecken; sei dies nun auf theoretische Seite oder mehr aus der "live-stile"-Ecke; der queer-Fraktion oder von Leuten, die sich in Appropriation (neu gelernt, also gleich überall verbraten, ein sicheres Zeichen für Unbildung und für mangelndes bis fehlendes Stilbewusstsein - bei N. Sow ausnahmsweise richtig ausgeschrieben) fremder Kulturen üben; beim Überschwang bzw. ihrer Vorliebe für "Radikalität" jener jugendlichen Theoriefanatikern handelt es sich um pubertäre Omnipotenzphantasien.
Zum Sow-Zitat in Deinem Kommentar:
Na, das hat sie wohl etwas ´runtergeschrieben - was ihr bei mir, wenn ich mir den ganzen Text ansehe, zunächst ein paar zusätzliche Sympathiepunkte bringt. Denn sie filtert nicht nach Scheißverhalten, das ebensogut jedem WHM-Musiker entgegenschlagen würde, und Scheißverhalten, das solche Arschlöcher sich für vermeintliche "Exoten" wie sie offenbar aufsparen. Allein wenn ich lese: "99,9 % aller Tontechniker sind männlich", brauche ich eigentlich gar nicht mehr weiterzulesen. (Mit welchen menschlichen Abgründen und kranken Egos du es zu tun bekommst, wenn du einfach mal irgendwo nen Auftritt machen willst! Mit der kleinen Blues usw.-Band treten wir nur noch vor sozial unterprivilegierten und in Läden auf, zu deren Betreibern wir nen guten Draht haben ...) Zumal wenn ich weiß, dass sie viele Auftritte in irgendwelchen Provinzstädchen macht. Und manchmal sind auch Subkulturen nicht so schlecht in Provinzialität. Sie ist da in meinen Augen eher glaubwürdig - und eben gerade nicht die privilegierte, verwöhnte Mecker-Tante.
Die Stelle ab "... ich mach Musik aus meinem eigenen Kulturkreis ..." bis "... keinen Zugang zu Parties in Berlin haben" musste ich zugegebenermaßen mehrfach lesen. Das lag aber sicherlich nicht nur an der momorulezschen Art, die Syntax gegen die verschiedenen Ebenen (auf denen sich Begriffliches abspielt) und deren Bezüge arbeiten zu lassen, (und unter Zurhilfenahme)/oder der linksintellektuellentypischen stochastischen Kommasetzung bzw. -auslasung, sondern auch daran, dass mir aus einer mir unbekannten Perspektive berichtet wird.
Hätte sicherlich noch kunstvoller ausgestaltet werden können, Momorulez behautet gar, er würde diese Art des Diskursterrorismus absichtlich betreiben, manchmal gelingt es aber eben doch, weniger Lesende durch das Missverhältnis von Anspruch/Realisierung fast beleidigend vor den Kopf zu stoßen, sondern auf eine Weise zu wirken, die ich dann mehr als Performance ansehe. Siehe meine Verständnisschwierigkeit bei N. Sows Zitat. Das ist zwar womöglich nicht immer intendiert - aber who cares ? Jemandem sein/ihr Ungebildetsein vorzuwerfen, wenn der- bzw. dieselbe nun gerade nicht bildungsbürgerlich daherkommend Gebildetsein für sich in Anspruch nimmt, ist nunmal für das Unbildung verabscheuende Mittelklassekind ein absolutes No-Go.
Ich habe noch nirgendwo Kritik an Noah Sow gelesen, die nicht absolut vorhersagbar gewesen wäre, vielleicht macht sie es eben doch genau richtig; von mir aus soll sie, von dem ausgehend, was ich so kenne, bitte immer schön so weitermachen, wie bisher !! Und solchergestalt erwartbar liest sich auch zunächst, was du so aufzählst:
Dass die Australierin weiß ist, steht übrigens nirgendwo.
Es ist vom künstlerischen Aspekt her einfach nur öde, solche Samples traditioneller und fremder Musik einzusetzen. Solches dient schlicht dazu, sich selbst darin zu spiegeln, nur dazu. Und wer nicht bemerkt, dass er oder sie in diesem Spiegel nur die eigene Leere erblickt, gehört einfach nicht auf die Bühne. Punkt. Wenn das alle machen würden !! Leere erzeugt bekanntlich nur immer noch mehr Leere, und viel hilft viel. Es fehlt an Reflexion, an Kriterien, an Schamgefühl - an Bildung.
Darum geht es, nicht ums Verbot. Deine rhetorischen Fragen setzen eine Überstrapazierung der angegriffenen Thesen voraus. Gib mir den kleinen Finger - ich nehme dann die ganze Hand! Und dann wird sich empört. Wie oft läuft so die Diskussion! Bewegen wird sich dann nie etwas! Es geht nicht um Verbote. Ich vermute, dass ein solchen Setting, dem sich Sow aussetzt, für jemanden, der/die von Haus aus automatisch etwas reflektierter an die Sache herangeht, wegen solcher umsichgreifender kulturellen Leere und fröhliche Urständ feiernden Dummheit einfach nur noch wehtun muss.
Warum dann nicht einfach mal auf ein paar historische Fakten aufmerksam machen? Was ist daran lächerlich?
... link
Diese Sorte von Kritik, wie Dean sie von Sow zitiert, ist mindestens ein halbes Jahrhunder alt - was sie nicht intelligenter macht. Wenn Elvis Songs von Big Boy Crudup aufgreift, dann ist das nicht der "Diebstahl" eines Weißen an einem Schwarzen (was ein gängiger Vorwurf in den 60ern war), sondern eine produktive Weiterentwicklung; und immanent musikalisch gesehen steht Elvis meilenweit über Crudup, der völlig vergessen wäre ohne Elvis' "Diebstahl".
Das Kriterium kann niemals sein, ob ein Künstler etwas von jemand anderem aufnimmt, sondern wie er das in einem ganz konkreten künstlerischen Kontext macht, ob das bloß als Effekt benutzt wird - dann kann darin durchaus eine kolonialistische Attitude zum Vorschein kommen - oder ob das im Rahmen einer spezifisch künstlerischen Form eine ästhetische Funktion erfüllt. Wo diese Differenzierung fehlt, ist eine solche Kritik nichts anderes als identitäre Selbstvergewisserung ohne jeden analytischen Wert.
... link
"Es ist vom künstlerischen Aspekt her einfach nur öde, solche Samples traditioneller und fremder Musik einzusetzen. Solches dient schlicht dazu, sich selbst darin zu spiegeln, nur dazu."
Samples einsetzen ist öde. Aha. Ein sinnloser und zugleich wahnsinniger Satz. Danke dafür. Kann aber auch daran liegen, Ziggev, dass ich deine Sprache eh nicht verstehe.
Ansonsten: Die Kritik von Sow ist doch - im Gegensatz zu der Ziggevschen Aussage - einigermaßen verständlich. Viele musikalische Neuerungen wurden von Schwarzen initiiert, und es geht nicht darum, ob es weiße Weiterentwicklungen gab, sondern inwiefern in der ökonomischen Sphäre diese Neuerungen zu Geld und damit zu Macht gemacht wurden. In der Jazzgeschichte gibt es dafür unzählige Beispiele und M. Davis hat das auch klar so gesagt. Und ohne Geld ist früher oder später auch die musikalische Entwicklung im Eimer.
Es geht also nicht darum, ob Presley "musikalisch gesehen" besser war als ein Vorläufer, sondern warum es der weiße Presley war, der die Initiative des Vorläufers ökonomisch fruchtbar machen konnte. Es war die fast komplett weiß bestimmte Musikindustrie, es waren die Labels, die die musikalische Entwicklung dann bestimmten, und die orientierten sich am weißen Massengeschmack. Und der hat so ziemlich jede innovative Entwicklung im Jazz ins Mittelmaß gesetzt.
Es ist merkwürdig, dass ausgerechnet der Bolschewik da blind ist.
Abgesehen davon, halte ich Sow für aggressiv und in weiten Teilen privilegiert und eine gute Selbstdarstellerin, die mit ihrer CW-Auslegung jede Form persönlicher Kritik ins Rassistische überführt. Ein weitreichender, aber letztlich billiger Trick.
... link
Das lag aber - einmal ganz von der unterschiedlichen musikalischen Qualität abgesehen - nicht am Rassismus von Plattenlabels, sondern weil sie Musik für sehr unterschiedliche Marktsegmente machten: Crudup für ein erwachsenes, schwarzes Publikum, dessen Kaufkraft in den 40er und frühen 50er Jahren nicht zu vergleichen war mit dem Teenager-Publikum der späten 50er, an das sich Elvis richtete. In den 60er Jahren dann, als sich langsam eine zahlungskräftige schwarze Mittelschicht herausbildete, konnte man auch als schwarzer Künstler, der ein schwarzes Publikum bedient, eine Menge Geld verdienen.
Nur - künstlerische Fragen tangiert das herzlich wenig. Auch bei Elvis verkaufte sich das überlegene Crudup-Cover "That's All Right" deutlich schlechter als das grauenhafte "Love Me Tender". Marktwert und ästhetischer Wert stehen, gerade bei sogenannter "populärer Musik", grundsätzlich nur in einem äußerst losen Zusammenhang (der Umkehrschluß, daß alles, was sich massenhaft verkauft, auch Scheiße ist, stimmt übrigens genauso wenig). Insofern sind "ästhetische Ausbeutung" und "kommerzielle Ausbeutung" der Musik von kulturellen Minderheiten zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel.
Es gibt genug "weiße" Musiker (um diesen rassistischen Jargon auch einmal zu verwenden), die sich intensiv und produktiv mit der musikalischen Produktion von "schwarzen" Musikern auseinandergesetzt haben und dies in ihre eigene künstlerische Arbeit haben einfließen lassen. Manche hatten damit kommerziellen Erfolg, manche nicht. Der kommerzielle Erfolg allein ist aber kein Kriterium dafür, ob nur schlampig gecovert und verwässert wurde (was ich auch als "ästhetische Ausbeutung" ansehen würde), oder ob eine produktive musikalische Auseinandersetzung stattgefunden hat, die eine Anerkennung der musikalischen Leistung des anderen ist.
... link
Dafür war die US-amerikanische Gesellschaft noch viel zu rassistisch. Zugleich war die musikalische Entwicklung von Elvis (jedenfalls bis ca. Ende der 60er Jahre) ja keine "rassistische Handlung" oder eine gezielte Ausbeutung Schwarzer Kultur, sondern sehr gut nachvollziehbar das Ergebnis der Lebensumstände des Kindes/Jugendlichen E. Presley, der in vergleichbaren Lebensumständen und Wohngegenden wie eben die schwarze Bevölkerung lebte. Hätte er, unter Berücksichtigung der Black Nation-Musiktheorien von Noah Sow, sich als Jugendlicher von der Musik seiner Heimat (die eben mehrheitlich Schwarz war) abwenden sollen, und sich "seiner Herkunft gemäß" auf "weiße Musik" konzenterieren sollen bzw. auf die der Cherokee-Indianer, um ja nicht Schwarzen Musikern etwas "wegzunehmen"?
Mir käme ein solches, von Noah Sow erwünschtes Verhalten nicht nur unnatürlich vor (für ein Kind und Jugendlichen zumal), sondern auch im Kern für rassistisch. Denn gerade darum, weil Elvis kein Rassist war, im Gegensatz zur Mehrheit der weißen Bevölkerung, hat er sich für Schwarze Musik interessiert und auch für Rockabilly als Crossover. Er machte gerne mit Schwarzen Musikern Musik, er beklagte in seinen Texten das Schicksal der Schwarzen in Amerika - und vielleicht lässt sich auch sagen, dass er als "Weißer" dabei half, dass Schwarze Musiker sich ein weißes Publikum erschließen konnten. Musiker wie Elvis waren in meinen Augen Kräfte, welche die rassistische Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft verringern halfen.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ohne diese Art von Crossover von Schwarzer Musik mit weißer Musikkultur wäre es nie und nimmer zu Motown gekommen und anderen musikalischen Stilistiken.
Und zur "Sample-Frage": Wenn Ziggev als handwerklich orientierter Musiker mit bestimmten Samples eher weniger anfangen will, dann ist das in meinen Augen zunächst eine persönliche Entscheidung. Aber ist das automatisch auch "öde" für andere? Ich betrachte Klangfarben und Instrumente eher als eine Art "Farben" - und für mich ist es als Musiker schlicht nicht nachvollziehbar, zumal wenn mensch Musik als Kommunikationsform betrachtet, warum ich auf bestimmte musikalische Farben bittschön zu verzichten hätte.
Ziggev, hast du dafür eine Idee, warum ich diesen Verzicht leisten sollte - und was genau das positive Ergebnis von kulturellen Separatismus sein soll?
Soll ich mich jetzt auf Akkordeon und Klarinette beschränken, weil irgendwelche dämlichen Stereotypen behaupten, dies seien automatisch "meine" Instrumente?
P.S.
Ich spiele tatsächlich Akkordeon...
... link
na gut, es ist einfach nur öde, was dabei herauskommt, wenn Samples eingesetzt werden. Cool, das war zunächst einmal höchst subjektiv! Das ist ein wenig klarer. Und mit dem Sich-selbst-Spiegeln beim Einsetzen von Samples meinte ich, dass bei solchem vermeintlichen Aneignen, dem Herausreißen kleiner Soundschnipsel aus den jeweiligen kulturellen Kontexten es sich immer automatisch um Zitate handelt. Etwas anderes ist es freilich, wenn Ritchie Blackmore im Rockpalast 1995 (Song: Hall Of The Mountain King) eine Melodie von Edvard Grieg zitiert. Er schöpft aus einem Repertoire, dem klassischen, mit dem er sich - auch praktisch - relativ fleißig auseinandergesetzt hat: Bach (Appegios), Barock (Harmonik, Soli), Instrumente (Cello). Was aber nur allzuoft zu hören war (und ich glaubte, das sei mittlerweile sowas von mega-out, weshalb dies heute niemand mehr mache), und noch ist, wie Noa Sow berichtet, das sind diese kontextbefreit eingesetzten Sample-Zitate. Wenn nun diese Zitate nicht rein zufällig ausgewählt wurden, dann müssen sie aus irgendeinem Kontext, der den Zitierenden zugänglich ist, stammen, und das ist dann bedauerlicherweise immer wieder lediglich der eigene Assoziationsraum. Mit anderen Worten, Exotik dient als Projektionsfläche für aus tief verwurzelter Unaufrichtigkeit sich speisenden Träumereien.
Es wird also nicht zitiert, aus dem einem Kontext stammend in einem anderen, verwandten gebraucht, sodass interessante Verbindungslinien möglw. auffindbar sind, sondern es wird zitiert, um aus einem anderen, eigentlich fremden Kontext gleich allesmögliche mit rüberzuholen, was aber für die Zitierenden lediglich Sinn ergibt im Kontext des eigenen Assoziierten. Es soll nicht zitiert, es soll irgendetwas mitzitiert werden. Und in solchem Assoziationsraum wird versucht, das Fremde zu sich selbst in Beziehung zu setzen, nur spielt jetzt diese Aneignung sich rein in der Phantasie ab. Solche Zivilisationsflüchtlinge wären zwar gerne andere, sähen sich gern anders, es ist aber bloß ein Vor-sich-selbst-ins-Bild-Setzen. Es geht darum, sich selbst in irgendetwas zu spiegeln, was es dann ist, ist dann gleichgültig. Ist es nicht total öde, Leuten dabei zuzusehen und zu -hören, wie sie beim verzweifelten Versuch, andere zu sein, ihre idiotischen Assoziationsräume vor uns ausbreiten, ihre Spiegelkabinette, in denen sie lediglich eitel und unendlich selbstbezogen nur sich selbst spiegeln wollen? Wenn ich mir "Moose the Mooche" von Charlie Parker recht und schlecht zum Fingertrainig draufschaffe, dann habe ich mir etwas mit Mühe "angeeignet", ich sehe mich aber nicht gleich mit Miles Davis auf einer Bühne. Ein Blick auf den Notentext bewahrt mich vor solcher Selbstgefälligkeit.
Jetzt soll ich aber irgendwelche Leute, die schnell mal so ein Sample rausholen, darin bestätigen, dass jetzt alles anders sei? Sie müssen es ja wissen, dass sie sich etwas vormachen, warum sonst produzieren sie sich dergestalt? Und jetzt nicht nur vor sich selbst, wir sollen im Publikum auch noch dabei mitmachen?
Und: schön, dass Du, was Noa Sow verständlich macht, nocheinmal so klar darstellst. Nur hat sie das in der zitierten Stelle nun ja gerade weniger getan. Aber es sind diese Verhältnisse von Produktionsbedingungen und deren Rückwirkungen qua ökonomischer Macht auf weitere künstlerische Produktion ebenso allbekannt, wie das, was ich oben andeutete und nun etwas weitschweifiger ausführte. Ich meine bloß, dass das Verlogene daran auch hörbar ist bzw. an der unerträglichen Attitüde mancher "Künstler" ablesbar.
Immer die gleichen Argumente, die mich deshalb langweilen. Lass Dich doch einfach mal auf das Medium ein, um das es ging - oder besser, mach´s wie ich: verzichte ganz aufs Musikhören, soweit es geht! Und zwar weil die gute alte Tante Muzik nicht aus ökonomischen Gründen korrumpiert ist, sondern künstlerisch.
... link
Ja, ich bin tatsächlich der Ansicht, dass die hervorgerufenen Reaktionen und Kritiken auf bzw. an N. Sow sie in ihrem Engagement bestätigen, dass sie also richtig handelt, dass ihre Stimme unverzichtbar ist. Und, ja, auch glaube ich, dass sie gerechtfertigt ist, selbst dann, wenn sie es lediglich auf diese allenthalben vorhersagbaren Reaktionen abgesehen haben sollte - zumindest dann, wenn ich an diesen Langweiler-Artikel von Kathrin Rönecke auf ihrem Blog (und im "Freitag") - mit Seiten-Skans aus dem Buch zum Beweis und allem Drum und Dran - denke. Nur scheint es niemandem aufzufallen, dass diese Reaktionen und Kritiken den Weg zu einer Diskussion versperren. Wenn Noa Sow diese vorhersagbaren Reaktionen verhergesehen haben sollte, und in Kauf genommen hat, dass sie so ausfallen würden - ist das wirklich ein Minuspunkt für sie ? Ich meine, hier ist Zweifel angebracht, es sollte jedenfalls etwas genauer nachgefragt werden.
Kurz eine Anekdote: Mein salafistischer Kollege, mit dem ich eine Zeit lang zusammenarbeitete, erklärte mir, das mit den "Buchreligionen" sei nicht unbedingt so. Dass also Gläubige der betreffenden Religionen ebenfalls an den rechten Gott glaubten und deshalb nicht für alle Zeiten in der Hölle schmoren würden. Wenn du nämlich vom Islam Kenntnis erlangen würdest, dich ihm aber nicht zuwendetest, dann komme dies - so habe ich ihn verstanden - einer Abwendung vom einen Gott gleich. Bis in alle Ewigkeit wirst du unendliche Qualen erleiden müssen. Eine amüsante Idee, wie ich fand (er hatte mir ein paar Tage zuvor ein Exemplar den Koran geschenkt):
"Ach so ist das: 'Hier, Koran, kannst haben.' - 'Ok., gib her, schaue vielleicht mal rein' - 'Ha! Du hast ihn genommen: ÄÄTSCH-BÄÄTSCH!', wobei ich mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ein imaginäres Gegenüber wies - 'reingefallen! Pech für Dich, jetzt hast Du "Kenntnis" vom Islam, jetzt musst du übertreten, jetzt hast Du keine Wahl mehr, Du musst zum Islam konvertieren oder wirst für immer alle erdenklichen Höllenqualen durchmachen müssen'."
"Ja, stimmt, so ungefähr läuft das nämlich ..."
sagte er etwas verdrießlich und nachdenklich - nachdem er sich von meinem Heiterkeitsausbruch durchaus hatte anstecken lassen.
Deine Reaktion, "wieso, ich hab da doch nur mal so drin rumbeblättert", beweist, dass du dich von Gott abgewendet hast. Das Kind ist in den Brunnen gefallen - No Cahnce!
Selbst mein Salafist musste während meiner komischen Einlage über das offensichtlich Kindische solcher Übertölpelei lachen.
Nun eine Sentenz wie die Folgende:
"Deine Reaktion, dass Du in dieser Situation (oder wie Du) Dich dagengen wehrst, Du seiest rassistisch, homophob usw., zeigt, dass du eben genau ein solcher unterstellter Rassist und Schwulenhasser bist"
- dieses "Argument" ist eben nur dann ebenso kindisch wie die salafistische Übertölpelei, wenn tatsächlich von einem Freund-Feind-Schema, von einer Gläubige/Ungläubige-Spaltung auszugehen ist. Hier besteht ohne Zweifel die Gefahr, dass hier intellektuelle Unredlichkeit bzw. kindische Trotzköpfigkeit vorzuwerfen, vielleicht sich nicht ganz bewusst gemacht lediglich auf der Vorannahme basiert, oder dem Vorwurf gleichkommt bzw. auf ihn hinausläuft, das Gegenüber denke bereits ausschließlich in diesen Freund/Feind-, Gläubige/Ungläubige-Schemata und habe eigentlich immer schon so gedacht. Der weitere - es kann ja gar nicht oft genug wiederholt werden: vorhersehbare - Verlauf der Diskussion wird es nun beiden Parteien ermöglichen, der jeweils anderen ebendies ohne die geringsten Schwierigkeiten zu diagnostizieren. Geht es dann noch ein wenig so weiter, dürfen sich beide Seiten in ihrer Annahme oder - natürlich: erst frisch gewonnenen Erkenntnis - vollends bestätigt fühlen.
Dabei muss dem gar nicht notwendigerweise so sein, dass eine solche Sentenz von einer vorgängigen Freund/Feind-Festlegung motiviert ist. Sicher ist nur, dass diese Annahme dieses Schema in der Diskussion erst verfestigt. Alles auf diese Weise trickreich eingefädelt? Glaubt das wirklich jemand? Es scheint mir doch etwas zu einfach, an dieser Stelle - womöglich noch psycholigiesierend - der anderen Seite Manöver dieser hintertriebenen Art anzudichten. Wie oft höre ich gesellschftstheoretisch Inspiriertes, was von "Mittelklasse", "bildungsbürgerlich" als Attribute für Leute, die weder "bürgerlich" noch ausnehmend "gebildet" sind, jedenfalls in betreffenden Diskussionen nichts dergleichen hervorkehren oder sich anmerken lassen.
Und jetzt nocheinmal - die Dritte - Ja, ich sehe die immergleichen vorhersehbaren Reaktionen und Kritiken in der Tat als Indiz dafür, dass hier vielleicht doch hinter dem ÄÄTSCH-BÄÄTSCH-Argument eine Theorie, eine Argumentation sich verstecken könnte, aus der sich erklärt, warum die und die Reaktion so gewertet wird, dass es sich dabei nicht um schlichte Krawallmacherei handelt. Eigentlich neugieriges Nachfragen oder (die Möglichkeit gibt es ja auch noch) -lesen und was das zur Folge haben könnte, nämlich konkreteres Nachfragen, weil sich jemand mit der Materie genauer beschäftigt hat, ist mir bisher noch nicht begegnet.
Ein weiteres Indiz: Die Behauptung, das Gegenüber bestätige durch sein oder ihr Verhalten was ihm vorgeworfen wurde, jedenfalls die vorgebrachte Kritik, schwächt die argumentative Situation derjenigen, die es behaupten. Dies ist ein interessanter Punkt. Anstelle aufzumerken und, um die andere Position besser zu verstehen, das Prinsiple of Charity (nicht im Sinne von Herablassung) walten zu lassen, sich also in aller Ruhe zuerst erklären zu lassen, wie sich diese Behauptung aus der Argumentation, die den ursprünglichen Vorwurf oder die ursprüngliche Kritik stützen sollte, begründen lasse, denn schließlich offenbart sich hier eine Schwäche der Gegenpartei, wird es lieber bei der einmal verfahrenen Situation belassen. Es wird beleidigte Leberwurst gespielt (wie lachte ich dagegen mit meinem Salafisten!). Derartige Versuche habe ich kein einziges Mal, nicht ein einziges Mal irgendwo zu lesen bekommen. Wie wäre es, einmal anzunehmen, dass die Behauptung eine Art letztes Mittel darstellt; eine Diagnose, die dem/der Betreffenden wichtig genug ist, um dadurch gleichwohl die eigene argumentative Position zu schwächen?
Letztes Beispiel: Jemand sagte im Verlauf einer Diskussion bei Momo, weiß nicht mehr, kann sein, es war jemand vom braunen mob, das N-Wort sei nicht rassistisch. "N***" sei selbst Rassismus. Kam es der betreffenden Person darauf an, jede Entschuldigng, "das war aber nicht so gemeint - ich arme/er sehe mich jetzt total fiesen Anschuldigungen ausgesetzt" undsoweiter, zurückzuweisen? Ging es wirklich um die klammheimliche Freude, mal wieder ein "ÄÄTSCH-BÄÄTSCH"-Argument aus dem Hut zaubern zu können? Unwahrscheinlich. Bemerkt er oder sie nicht, dass ein schlichtes Wort nicht zugleich ein abstraktes Konzept sein kann (in dieser Richtung hat dann ja auch bezeichnenderweise niemand argumentiert)? Eigentlich eine tolle Ausgangssituation, um darüber zu reden, zu hören, was Rassismus ist.
Ähnlich im Falle Noah Sows. Aber nein. Wo eine interessante Diskussion stattfinden könnte, mit Argumenten und allem Drum und Dran, scheinen einige in ihren Glaubenssystemen erschüttert. Treffender Titel: deutschland schwarz weiß!
... link
Nicht Frau Sow wird beurteilt (wer wäre ich denn??!), sondern ein bestimmter Standpunkt, den sie kürzlich vertreten hat. Dieser Standpunkt, den ich "kulturellen Separatismus" nenne, leitet sie aus einem bestimmten Verständnis von CWS ab, moralisiert an dieser Stelle ziemlich deutlich (oder willst du das bestreiten, ziggev?).
Mich interessiert dies aus zwei Gründen:
Erstens, ist es ja nicht nur Frau Sow, die ein derartiges Verständnis von CWS propagiert. In der MM wurde beispielsweise schon verkündet (seitens von Viruletta), dass HipHop-Musik und Tattoos ebenfalls eine Form von "übergriffig sein" oder "gewaltsam"-sein seitens von "Weißen" darstellen würde. Die Formulierung der von diesen CW-Propagandisten behaupteten Übergriffigkeit finde ich sogar gut, nur, dass ich es exakt umkehre, und zwar gegen diejenigen, welche derartige Postulate "für Weiße" verkünden:
Wer derartige Postulate in emanzipatorischen politischen Zusammenhängen einfordert, der handelt m.E. auf eine spezielle Weise moralisch übergriffig.
Zweitens interessiert mich, wie ein Mensch mit einem ausgesprochen guten Verstand (also gleichermaßen Viruletta wie auch Frau Sow) in ein derartiges moralisierendes Schrumpfverständnis von CWS verfallen, und darin, sich als Ankläger gegenüber allen "Weißen" zu inszenieren, unter besonderer Berücksichtigung all jener, welche in linken Zusammenhängen aktiv sind bzw. sich in diesen Zusammenhängen äußern.
Die Sprengungsaktionen von AntiRa-Camps gehören auch in diesen Themenkreis. Es wurde sogar rigide unterbunden, dass sich PoC über die für sie bedeutenden Fragen unterhalten dürfen, z.B. Aufenthaltsrecht.
Abgesehen davon, das ist hier ja ausreichend deutlich geworden, dass ich diesen auf Propagierung von Fressehalten, auf Abwertung von Abweichler_innen und auf die Propagierung unangemessen rigider Verhaltensvorschriften zielenden "Style" von Politik und Kommunikation in linken, emanzipatorischen Zusammenhängen für problematisch halte, und insgesamt auch eher als Versuch zur Erringung von Deutungshochheit seitens einer i.d.R. akademisch-mittelklassig geprägten Schicht von politischen Aktivisten und Sozialarbeiter_innen werte*: Mich interessiert wirklich, wie ein Mensch zu derartig radikalisierten Ansätzen kommt, und zwar, ohne die Zweifel daran ernst zu nehmen.
Es kommt als Entgegnung auf die Kritik nur (bislang): Wenn du daran zweifelst, dann bist du ein mieser, dreckiger WHM oder ein Stützer der weißen Dominanzgesellschaft u.ä. u.v.m...
Ziggev, ist das nicht zutiefst respektlos und sektiererisch?
(an der Stelle frage ich dich auch gerne mal, warum meine Klamotten von ständigen Containern und Mülleimerdurchwühlen völlig verdrecken, während du dir das Recht heraus nimmst, mein Leben und meine Probleme in diesem Leben vor anderen als "Lüge" zu bezeichnen, ohne dass du mich auch nur entfernt kennst)
* jedenfalls zur Zeit - bis ich vielleicht ein besseres Verständnis entwickele
Wie gesagt: Ich halte das für interessante Fragen, und bin ich gerne bereit, meine Meinung zu ändern. Denn: Die absolute Weisheit habe ich nicht gefressen. Mir hat zum Beispiel die Antwort von Che sehr gefallen - so wäre ich nicht darauf gekommen.
... link
... link
halt, Moment, was war das mit der Lüge?
ich meinte nicht Dich mit der Unaufrichtigkeit, die ich in musikalischen Zusammenhängen ansprach. aber Lüge ? bist Du denn aufrichtig, wenn du mich fragst, wie ich dazu komme, Dich derselben zu bezichtigen ? - kann ich nicht umhin, mich zu fragen. was soll überhaupt die Frage, da Du meine Lebensumstände ebensowenig kennst - und falle bitte nicht wieder in die Flaschensammler-Rolle zurück, die bei momorulez schon bald unglaubwürdig wurde.
mit diesen ständigen Beurteilungen meinte ich auch eher genova, ja, die ist intelligent, cool, usw. - ich kann´s nicht mehr hören! doch, oh nein! nun auch Du, Fr. Sow habe einen "ausgesprochen guten Verstand"!
natürlich diese Feststellung nur, um Dich zu fragen, wie sich dann jemand so verrennen könne; hier weiß aber nicht, ob ich Dir trauen kann.
aber immerhin stellst Du falsifizierbare Behauptungen auf. wo also gebärdet sich Frau Sow jetzt neuerlich derartig sektiererisch ? ich habe sie bisher fast ausschließlich über ihre Kritiker kennengelernt, die dabei nicht besonders gut wegkamen. In Sachen CWS bisher Ergiebiges nur bei stop! talking.
Was soll´s, wie willst Du wissen, wie es auf den Camps abging? Ich bin mit Sicherheit nicht der Richtige, um darüber zu diskutieren - und Du sicherlich auch nicht. Ein Sack Zwiebeln (Vitamin C) kostet -,65 €, n Kilo Linsen (trocken, Eiweiß) 2,- €, 2 Kilo Makkaroni (kohlenhydrate) nochmal 2,- €. 2 Tuben Tomatenmark (Taste) ca. 1,- €. So für 2-3 Wochen langt´s.
Wo Du also konkret zu werden scheinst, traue ich Dir nicht. Wo wurdest Du als "*?)((/%&($ - WHM" beschimpft ?
Das mit den linken Kreisen - bezog sich das nicht auf Momos neuerliche Idiosynkrasien ?
Dein Interesse daran, wie jemand zu solchen radikalisierten Ansätzen kommt, besteht das wirklich ? Ich schlage da ja vor, sich zuerst konstruktiv mit den theoretischen Ansätzen zu beschäftigen - und sich dann zu wundern; das geht so: "Seltsam, erst sagt sie "...", doch dann bin ich enttäuscht, denn nun propagiert sie, dass "...".
Denn, wenn ich mich zur konkreten Arbeit von AntiFa-Gruppen, wo es um Flüchtlinge geht, über abstruse Verhaltensweisen auf irgendwelchen Camps äußern würde, wäre mir ebensowenig zu trauen, wie ich Dir traue.
Wenn ich mal was von Sow las, schien sie sich aber sowenig zur "Angstgegnerin" zu eigenen!
Außerdem solltest Du Dich langsam mal entscheiden, willst Du Dich über moralische Übergriffigkeit ärgern/wundern oder siehst Du Mittelklasse-Kids aus sich in Deutschland "akademisch" schimpfender Schicht ?
Sicher ist allerdings, dass aus linker Ecke wohl kaum Impulse kommen werden, um gegen umsichgreifende Irrationalität anzugehen. Wenn ich nur die Absätze bis zur ersten Zwischenüberschrift im Artikel in "Analyse und Kritik" lese, habe ich jedenfalls diesbezüglich meine Zweifel. Sind das die praktisch tätigen Aktivisten ? Über diese Aktivitäten habe ich mich nicht zu äußern; ebensowenig zu den Auseinandersetzungen zw. Flüchtlingen und vermeintlich privileigierten Poc (schau her, passt doch jetzt ganz wunderbar, ich muss nicht schreiben "Schwarze"), die auf Camps stattfanden.
Da halte ich mich nicht nur deshalb heraus, weil es bequemer ist. Bei all diesem Hick-Hack, ich las ja schon das Wort "shitstorm" in maßloser Selbstüberschätzung - denn so so schrieb´s jemand, der/die sich beteiligte, wenn ich mich richtig erinnere -, scheint es auf allen oder vielen Seiten um liebgewonnene Gewohnheiten zu gehen, ich spreche nicht von reflexhaftem Verhalten, für und vor sich selbst die eigene Deutungshoheit selbstredend vorausgesetzt, sich langsam vom immergleichen Vortrag in den Schlaf redend.
Was ich in Analyse und Kritik las, zeigte schon bei erster logischer Analyse sich derartig verworren, dass der arme ziggev in jene logischen Leerformeln dem Intendierten genau entgegengesetztes hineinzulesen sich gezwungen sah! In seiner Verzweiflung bekam aber der ziggev nur die linke kalte Schulter zu spüren: "Was soll das? ich nix verstehen, Du sprechen seltsame Sprache." Soll heißen: Du sprichst aus der privilegierten Position eines soundso in einer Art Verblendungszumammenhang Verblödeten heraus, denn Du sprichst nicht meine Sprache (genova ist nicht bewusst, dass er dieselbe Figur eben benutzte); Deine Rede ist nur Symptom eines kapitalistischen, alle Gedanken gleichschaltenden quasi-faschistischen Systems. Ich habe es nicht nötig, darauf zu antworten. Wie habe ich diese Haltung nicht schon oft hassen gelernt! Ganz so sicher, wo hier das Sektierertum liegt, bin ich mir jedenfalls da nicht immer.
Manche theoretische Konzepte eignen sich wunderbar dazu, Irrationalität Vorschub zu leisten. Also los! Analysiert das! Aber bitte keine Küchenpsychologie! (es ist unnennbar, was hier in Bezug auf Momorulez bereits abging.) Kleiner Tipp: Rationalität ist kein Synonym für Marxismus.
Oder schaut euch mal die gesamtgesellschaftliche Situation an. Mein Salafist nahm für sich ein Recht auf (Selbst)Diskriminierung in Anspruch, sich also absondern zu dürfen. Das Ganze allerdings unter rechts-libertären Vorzeichen. Vielleicht haben die von MM einfach nur ein besonderes Sensorium für solche Entwicklungen; Tätovierungen, erst recht "Tatoos", deutsche Rap-Musik oder welche, wo ich die Texte eh nicht verstehe, zumindest aber welche zu hören, fand ich schon immer albern. All diese bescheuerten Moden, hochgehypt, sind das nicht ebenfalls solche Irrationalismen ?
PS Sektiererei: niemand hält es für nötig, was gegen den inkonsistenten Unsinn, den willy hier verzapfte, zu unternehmen. Wo bleibt die Urteilskraft? Hauptsache gegen, ja gegen was wohl, oder wen ... ?
... link
Gerade wenn ich versuche, den CW-Ansatz ernst zu nehmen, kann ich doch die Persönlichkeit, den Standpunkt, die Sichtweise, die Biographie nicht außen vor lassen.
Der Punkt, an dem CW (zumindest hier in Deutschland) ins Totalitäre kippt, ist, wenn das Urteil zu einer Person nur von dieser selbst kommen darf. So ein Quatsch.
Bolschewik,
"Das lag aber - einmal ganz von der unterschiedlichen musikalischen Qualität abgesehen - nicht am Rassismus von Plattenlabels, sondern weil sie Musik für sehr unterschiedliche Marktsegmente machten: Crudup für ein erwachsenes, schwarzes Publikum, dessen Kaufkraft in den 40er und frühen 50er Jahren nicht zu vergleichen war mit dem Teenager-Publikum der späten 50er, an das sich Elvis richtete."
Na, woher kommen denn die unterschiedlichen Kaufkräfte? Hat das nichts mit Rassismus zu tun? Dass die Labels genuin rassistisch sind, habe ich nicht gesagt, hoffe ich (ich lese jetzt nicht nach). Aber das sind eben Strukturen, die den stillen Rassismus befördern.
Und ich würde schon sagen, dass ökonomische Strukturen künstlerische Fragen tangieren, in der Praxis. Da sitzen nicht einfach geniale Leute auf der Straße und machen große Kunst. Die machen die spätestens dann nicht mehr, wenn sie nichts mehr zu essen haben.
Ich weiß nicht, ob wir da wirklich andere Meinungen haben. Wohl eher nicht, du bist ja, was Strukturen angeht, sensibel, würde ich vermuten und aufgrund der Lektüre deines blogs ist es mir eher peinlich, dir da etwas erzählen zu wollen.
ziggev,
ich höre mir das an und schweige, weil ich vermute, dass du zum Thema Musik einiges zu sagen hast. Vielleicht haben wir nur einen unterschiedlichen Sample-Begriff.
... link
... link
Ich glaube, inhaltlich besteht zwischen uns wirklich kein Dissens. Und ich würde hier eigentlich jetzt auch nichts mehr schreiben, wenn unserer Auseinandersetzung nicht was Grundsätzliches berühren würde, das in der Debatte um CW immer wieder auftaucht. Ich meine damit das Verhältnis von objektiven rassistischen Strukturen einerseits und subjektiv rassistischem Verhalten andererseits (damit's keine Mißverständnisse gibt: das folgende bezieht sich nicht auf irgendetwas, was Du geschrieben hast, sondern sind allgemeine Überlegungen).
Um - trotz Ziggevs Aufstöhnen - nochmals das Elvis-Beispiel zu bemühen: Elvis hat zweifellos von objektiv rassistischen Strukturen profitiert - eine Chance, die ein ebenso talentierter schwarzer Musiker damals sicherlich nicht gehabt hätte. Das macht ihn aber nicht zum Rassisten (weder subjektiv noch objektiv).
Wenn ich das Konzept von CW richtig verstanden habe, hätte Elvis nun seine objektiv privilegierte Position reflektieren müssen. Hier taucht das erste Problem auf: Wieso hätte er das "müssen"? Die einzige Begründung dafür kann ein abstrakter moralischer Imperativ sein: "Du sollst aus ungerechten gesellschaftlichen Strukturen, egal ob du subjektiv dafür verantwortlich bis oder nicht, keinen Vorteil ziehen." Diesen Imperativ mögen manche für zwingend halten, ich fürchte nur, daß es sich um eine (dazu noch wahrscheinlich privilegierte) Minderheit handelt, die sich den Luxus leisten kann, sich diesem Imperativ zu unterwerfen.
Das zweite Problem ist, daß die Reflexion der eigenen Privilegien ja keine abstrakte Gedankenübung sein soll, sondern eine Verhaltensänderung nach sich ziehen soll. Doch was für eine? Keine "schwarzen" musikalischen Elemente mehr verwenden? Was für eine Absurdität! Eine Stiftung zur Förderung der Akzeptanz schwarzer Musiker im Pop-Mainstream gründen? Klingt wenig erfolgversprechend. Alles, was man sich konkret ausdenkt, ist entweder abwegig oder völlig unzureichend.
Wenn aber eine solche Geste - und es handelt sich nur um Gesten - nicht erfolgt, dann wird der "objektive Rassist" auf einmal zum "subjektiven Rassisten", der Angriff auf die "Strukturen" verwandelt sich unter der Hand in einen Angriff auf die Person. Und dann kommen die ganzen langweiligen, ermüdenden gegenseitigen Anfeindungen auf einer völlig persönlichen Ebene, die man genausogut bleiben lassen kann, da aus ihnen nicht das Geringste folgt.
Gesellschaftliche Strukturen, die bestimmte Personengruppen privilegieren, lassen sich nicht durch moralische Imperative bekämpfen, da geht es immer um Machtfragen. Die Forderung hingegen, "man" "müsse" seine Privilegien hinterfragen, ersetzt Politik durch bloße Moral. Weswegen so etwas sowieso nur auf Kirchentagen oder Border-Camps funktioniert; in der rauhen politischen Wirklichkeit, wo Macht nur mit Gegenmacht bekämpft werden kann, ist das Ganze eine Seifenblase.
... link
... link
... link
Grundsätzlich ja. Das typische Grünenverhalten, Politik durch Moral zu ersetzen, kritisiere ich auch. Das ist eine typisch neoliberale Struktur, diese Verlagerung des Politischen ins Persönliche: Das Individuum soll im Supermarkt via Kaufentscheidung die Welt retten oder via Stromanbieterwechsel. Und dass es dadurch schnell zu persönlichen Angriffen kommt, sieht man ja im Netz.
Aber die Betonung des Politischen ersetzt eben auch nicht das Moralische. Ich habe mich vor zwei Monaten für Ökobiomilch aus der Region entschieden, weil ich mit einem österreichischen Ökobauern ein längeres Gespräch zum Thema hatte, der hat mich schlicht überzeugt, indem er indirekt an meine Moral appelliert hat. Ich würde jetzt beim Kauf von Normalmilch jedesmal denken, dass gleich die Alm wegrutscht. Da zahle ich lieber 50 Cent mehr und denke an schöne Kühe mit attraktiven Eutern. Diese individuelle Ebene kann ich nicht einfach weglassen.
Dass Elvis seine Privilegien hätte hinterfragen sollen, ja, warum nicht? Diesen CW-Ansatz finde ich sinnvoll, soweit er nicht ins momosche Extrem getrieben wird, wo er nur noch zur billigen Selbstentlastung dient. Aber grundsätzlich schon. Viele Diskussionen (im Netz) zu Homophobie und Rassismus lassen sich mit dem Hinweis auf die Sprecherposition entschärfen bzw. es besteht mit dem Hinweis die Möglichkeit, dass sich die Sprecher ihrer Rolle bewusster werden. Diese Hinweise sind immer individuell und moralisch, aber ich wüsste nicht, was daran falsch sein soll. Das darf nur nicht dazu führen, die politische Ebene außen vor zu lassen.
Schau dir mich an: Ich kaufe jetzt immer Ökofairtrademilch und fordere trotzdem noch die Abschaltung der herrschenden Klasse.
Das Reflektieren eigener Privilegien geht doch auch schön mit Adorno zusammen, weil es das Reflexive fördert. Man sollte die CW-Idee nicht wegen der Trottel in Köln, Hamburg oder Berlin beerdigen.
... link
... link
Wahrscheinlich ist es dieses grün-alternative Milieu, mit dem man hier in der selbsternannten Ökohauptstadt Freiburg an jeder Straßenecke konfrontiert wird, das mich so allergisch auf jedwede Kontaminierung von Politik durch Moral reagieren läßt. Vor allem, wenn die Begründung für moralische Imperative nicht mehr eine höhere Instanz wie der Herrgott ist, sondern einfach die beschränkten Vorstellungen eines bestimmten Milieus. Ich habe mich nicht von den Moralvorstellungen der oberschwäbischen Provinz, wo ich aufgewachsen bin, gelöst, um mir die eines anderen Milieus aufzwingen zu lassen.
Dies nicht als Argument gegen Dich, sondern einfach als Ergänzung. Im Prinzip bin ich einer Meinung mit Dir.
... link
http://www.amazon.de/product-reviews/3442155754/ref=sr_cr_hist_1?ie=UTF8&filterBy=addOneStar&showViewpoints=0
... link
... link
@"Unabhängig von der Hautfarbe ist jeder, der sich als solcher „definiert“, schwarz, es sei denn, er ist weiß? Demnach gibt es also für's Schwarzsein keinen objektiven Maßstab, wohl aber für's Weißsein? Und über diesen Maßstab verfügen die, die sich als schwarz „definieren“? Das verstehe wer will."
----- Das ist so schwer nicht zu verstehen, sondern folgt der Logik des Critical-Whiteness-Diskurses, in dem nach Spivak die Definitionsmacht der Marginalisierten bei diesen selber liegt, die Mehrheitsgesellschaft hingegen eine gegebene Größe ist. Das erscheint mir überhaupt nicht abstrus, sondern sehr scharfsinnig.
Und dass eine Afrodeutsche ihre persönlichen Ansichten, ihre subjektiven Erfahrungen in einem Buch verarbeitet, das dann auch persönlich und subjektiv ist, was ist falsch daran? Sehr klassisch werden Dinge als allgemeingültig, objektiv und "sind so" behandelt, die nur die subjektiven Erfahrungen weißer heterosexueller bildungsbürgerlicher Männer zum Ausdruck bringen, da ist eine ordentliche Brise Gegenwind ja vielleicht mal angesagt.
"Ähnlich willkürlich geht es im ganzen Buch zu. Da wird auf einen Text der UNESCO von 1995 verwiesen, nach dem es „Rassen“ nicht gibt, und damit ist das Thema für Frau Sow erledigt. Neuere Forschungen von Genetikern und Anthropologen werden völlig ignoriert, außerdem versteht sie den Text falsch, denn er behauptet keineswegs, dass es keine genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Menschengruppen gibt (wie Sow im ganze Buch unterstellt), sondern nur, dass der Rassenbegriff nicht geeignet ist die „menschliche Vielfalt“ (die sich natürlich auch im Körper und damit biologisch ausdrückt) zu beschreiben."
------ Die weit überwiegende Mehrheit der Biologen, Anthropologen und Genetiker ist der Auffassung, dass es „Rassen“ beim Menschen nicht gibt, und auch, dass es einen gemeinsamen Genpool der Menschheit schon gab, bevor diese erkennbar menschlich wurde. Die Wenigen, die nicht dieser Auffassung sind, stehen zumeist in direkter Traditionslinie der NS-Rassenhygiene, wie die Schüler Mühlmanns, Eickstedts oder Verschuers, oder vertreten selber aktuell rassistische und neurechte Vorstellungen, wie die Bell-Curve-Theoretiker Murray und Herrnstein.
Die einzige biologisch sinnvolle Einteilung des Menschen in biologische Gruppen, für die der Begriff "Rassen" eine Zeitlang noch verwendet wurde bevor er politisch obsolet wurde wäre anhand von Blutgruppen und Eiweißmarkern vorzunehmen. Da wären dann unter Umständen Masai und Westfalen Angehörige derselben "Rasse", aber jeweils nur ein Teilkollektiv, je nach Blutbild, jetzt mal stark vereinfacht gesagt.
vgl. hierzu Theodosius Dobzhansky, Vererbung und Menschenbild, Hubert Walter, Populationsgenetik der Blutgruppensysteme des Menschen, AG gegen Rassenkunde, Deine Knochen - deine Wirklichkeit.
Lesenswert finde ich das Buch allemal, auch wenn der Erkenntnisgewinn für mich nicht sehr hoch war - das ist nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit antirassistischen Diskursen dann aber auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Als der Nörgler gesagt hatte, dieses Buch hätte seine Sicht der Dingel, und auch seine Wahrnehmung von sich selbst sehr verändert, da hatte ich das auch für mich erwartet, fand es aber nicht bestätigt. Strange fruit habe ich vor zu langer Zeit gelesen, um dazu noch etwas sagen zu können - falls es überhaupt das Buch von Malik war und nicht ein anderes Werk mit diesem Titel. In meinen vagen Erinnerungen habe ich da nämlich einen ganz anderen Inhalt.
... link
Und Elvis als Symbol, d.h. als dreifachdoppelbekinnte Fratze der korrupten Kulturindustrie, finde ich auch nicht fair. Klar, ohne letztere wären sicherlich Szenen wie live 1970 (+x) in Tokio, wenn nach 1 1/2 Silben aus dem Munde des Meisters das Stadion kocht, nicht denkbar, und, wie gesagt, die letzten Las Vegas-Sachen finde ich z.T. immer noch zeimlich magisch. Aber dazu bin ich vielleicht einfach zu zu sehr Pop-Narr.
... link
... link
Die Gültigkeit der ganz banalen Aussagenlogik kann man damit aber nicht außer Kraft setzen. Dass eine Aussage nicht zugleich wahr und falsch sein kann, müssen wohl auch die Anhänger von „Critival Whiteness“ zugestehen. Wenn man sagt, dass die Zugehörigkeit zur Kategorie „Schwarz“ unter die Selbstdefinition der sich darunter fassenden Inviduen fällt, dann gilt das auch für Weiße Soll es aber nicht(„Weiße können daher nicht bestimmen, wer Schwarz ist, und wer nicht“). Demnach ist Aussage 1 zugleich wahr (für Schwarze) und falsch (für Weiße), sowas ist unlogischer Quatsch, jedenfalls alles andere als eine halbwegs überzeugende Argumentation. Zumindest müsste zusätzlich eine Definition von „Weiß“ geliefert werden, was aber nicht geschieht.
Sie hält sich in dem Buch ja auch selbst nicht an diese krude Definion, in all den Beispielen von rassistischen Alltagssituationen, die da angeführt werden, werden Schwarze und Weiße ganz einfach nach Hautfarbe und anderen äußeren Merkmalen unterschieden. Besonders abstrus wird das ganze dann in dem Kapitel über Kinder aus gemischten Beziehungen, die erklärt sie nämlich automatisch zu Schwarzen („Weiße Mütter mit Schwarzen Kindern“ ) und hält ihnen das Recht zur Selbstdefinition vor. Mal abgesehen von der unglaublichen Arroganz, mi´t der hier Müttern von Mischlingen Rassismus gegenüber ihren eigenen Kindern unterstellt wird. Immerhin ist Noah Sow selber eine Mulata, wie ja aus ihrem Buch hervorgeht.
„Und dass eine Afrodeutsche ihre persönlichen Ansichten, ihre subjektiven Erfahrungen in einem Buch verarbeitet, das dann auch persönlich und subjektiv ist, was ist falsch daran? „
Daran ist garnichts falsch. Es gibt ja eine ganze Menge Bücher, in denen Menschen darlegen, was sie so erlebt haben und wie sie die Welt sehen, etwa Stefan Effenbergs interessantes Buch „Ich hab'shab's allen gezeigt“ (http://www.amazon.de/habs-allen-gezeigt-Stefan-Effenberg/dp/3352006466/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1357315989&sr=8-1 ), und im Grunde ist Noah Sows Buch ja auxch sowas ähnliches. Es werden von ihr aber massive moralische Verurteilungen ausgesprochen und politische Forderungen erhoben, und wer sowas tut, muss schon ein bischen mehr zu bieten haben, als seine ganz subjektive Erfahrung. Da erwarte ichzumindest eine halbwegs stringente Argumentation. Zumal wenn man dermaßen bescheuerte Forderungen aufstellt, wie z.B. nicht mehr von „Schwarzarbeit“ oder „Schwarzfahren“ zu sprechen, weil das angeblich rassistisch sei.
„Die weit überwiegende Mehrheit der Biologen, Anthropologen und Genetiker ist der Auffassung, dass es „Rassen“ beim Menschen nicht gibt,“
Zweifellos, es gibt gut Gründe, den Rassenbegriff zu meiden, denn es ist ja viel Schindluder damit getrieben worden. Aber das es schon rassisitisch sein soll, „davon auszugehen, dass Menschen verschieden seien“, ist schlichter Unsinn. Natürlich gibt es biologische Unterschiede zwischen Menschen, unterschieldiche Empfindlichkeit gegen bestimmte Krankheiten und Lebensmittel, unterschieldiche Leistungsfähigkeiten usw. Was glaubst du, warum bei Langstreckenläufen regelmäßig Läufer aus Kenia oder Äthiopien gewinnen? Das wird wohl kaum an der guten Sportförderung dort und an den exzellenten Trainingsmöglichkeiten liegen. Und die Verleugung dieser Unterschiede kann verhängnisvolle Folgen haben.
Hast du schon mal von „Bidil“ gehört? Das ist ein in den USA entwickeltes Medikament gegen Herzkranheiten. Bei den vorgeschriebenen Testreihen stellte man fest, dass das Mittel bei Weißen kaum Wirkung zeigte, aber bei schwarzen Amerikanern in mehr als 40% der Fälle zu einer deutlichen Verbesserung führte. S, etwa hier: https://www.thieme.de/viamedici/aktuelles/wissenschaft_archiv1/29_bidil.html . Ist das nun ein rassistisches Medikament, das verboten werden sollte? Sollte man es herzkranken Schwarzen vorenthalten? Eine Vereinigung schwarzer Kardiologen in den USA hat sich jedenfalls für seine Zulassung eingesetzt, und es wird jetzt dafür entsprechend geworben: http://www.nitromed.com/ .
Ich beliebe bei meinem Urteil: Dieses Buch ist völlig verfehlt und leistet nichts für den kampf gegen Rassismus.
... link
@kenianische und äthiopische Läufer: Die sind deshalb so gut, weil sie überwiegend Völkerschaften entstammen, die jahrhundertelang als Nomaden zu Fuß im Hochland mit dünner Luft ihre Rinderherden begleitet haben. Klar erzeugt das eine somatische Selektion. Das hat aber nichts mit sozialer Stellung oder Mentalität zu tun, sondern ist etwas rein somatisches. Dass ein Inuit mehr Kälte abkann als ein Bambuti ist auch eine Binse. Rassismus beginnt erst da, wo Angehörigen einer Ethnie kollektive Charaktereigenschaften zugesprochen werden.
... link
... link
Nichteinmal auf soviel Unwissenheit fällst du herein, ich rechne es dir allerdings an, dass du offensichtlich solchen Mist dann doch nicht gelesen hast. Frau Rönicke beliebt ihre Leser und Leserinnen auf den Arm zu nehmen. Sollte das ein Witz sein ??
Das weiß doch jeder, der – oder die – sich einmal ansatzweise mit Weisen naturwissenschaftlicher Erkenntnis beschäftigt hat. Angenommen, dieser Begriff ("Rasse") wäre z.B. in der Biologie etabliert, dann wäre an dieser Stelle Ende, - es wäre eine Sackgasse, es ließe sich nichts mehr weiterforschen, eine Situation, vor der jeder neugierige, von Forschergeist beseelte Wissenschaftler panikhaft reisausnimmt, es ließen sich keine neuen Erkenntnisse mehr gewinnen, – es sei denn, der Begriff würde wieder aufgelöst werden. Und genau so ist es ja in der Anthropologie geschehen. (Dort wurde etwa versucht, unterschiedliche afrikanische Rassen zu identifizieren, als man bei siebnundzwantzig angelangt war, hat man´s aufgegeben.)
Nehmen wir diese endemischen Schwebfliegen, die nur an diesem oder jenem See in Spanien vorkommen. Ein Zoologe, der sie zuerst beschrieb, wird sie vielleicht als eine neue Art ansehen, verständlich, das ist der Traum eines jeden Taxonomen, eine "neue Art" zu endecken. Andere Zoologen werden eine Unterart identifizieren.
Eine Art nun aber ist so definiert, dass die Nachkommen untereinander wieder Nachkommen zeugen können. Beispiel: Maulesel bzw. Maultier. Sie zeugen miteinander für gewöhnlich keine Nachkommen. Daher werden Pferd und Esel als verschiedene Arten angesehen. (Dass zur Erzeugung eines Maultiers bzw. -esels die Pferdestute bzw. der Pferdehengst offenbar zur Kopulation in Meyers Konversationslexikon v. 1901 erst "überredet" werden muss, wollen wir als Kriterium zur Differenzierung zwischen Arten prinzipiell anzunehmen sicherlich nicht vorliebnehmen, wie es in den Köpfen der meyerschen Autoren offenbat herumspukte, für die Pferde, wie ich vermute, die "edlere Rasse" darstellten.) Nachkommen unterschiedlicher Arten, Maulesel und Maultier, haben untereinander keine Nachkommen - aber eben manchmal dann doch !! - Ich glaube, ebenfalls Mayers ..., 1901 - in Ländern, wo sie gezüchtet werden/wurden, Spanien usw., ist/war dieses Phänomen durchaus bekannt. - Was nun? Rasse, Art, Unterart? Was machen wir nun mit unseren Begriffen?! PANIK! Wenn Menschenrassen gleichzusetzen sind mit Tierunterarten, die untereinander fortpflanzungsfähige Nachkommen zu zeugen fähig sind, woher wollen wir dann wissen, dass es nicht eventuell auch unterschiedliche Menschanarten gibt? Zeugen native Australier zeugungsfähige Nachkommen mit Eskimos? Ja? Nein? Hast du das ausprobiert ? Wie sich herausgestellt hat, hat sich das menschliche Genom wahrscheinlich mit dem des Neanderthalers vermischt, trotzdem scheint angenommen zu werden, dass es sich um unterschiedliche Arten, Menschen hier, Neanterthaler dort, handelt. - Etwa vielleicht, weil der Neanderthaler vom Menschen ausgerottet wurde? ... In Sibirien hat man jetzt neulich eine neue Menschenunterart, -art, -rasse (bzw. eine neue Genommischungen) entdeckt: was nun? Diese Frage stellt sich nur, wenn Begriffe wie Rasse, Art, Unterart als gegeben vorausgesetzt werden. Dies wird aber kein Biologe je tun. Darunter würde die Genauigkeit der Beschreibung der Wirklichkeit unweigerlich leiden.
Also zurück zu den spanischen endemischen Schwebfliegen an diesem See. Wird jetzt der Taxonome losgehen und versuchen, die als solche angenommene Unterart mit der entsprechenden Art zu kreuzen versuchen? Womöglich. Meist geschieht dies aber nicht. Warum ? Weil es zunächst völlig vernachlässigbar ist, ob es sich nun um eine "Art" oder eine "Unterart" handelt. Den Forschergeist beflüglet zuerst, dass es diese Variation gibt. Was die Einordnung als Art oder Unterart betrifft bzw. in die Diskussion, wie sie zu geschehen habe, sich einmischt, das sind Erwägungen der unterschiedlichsten Art, z.B. rein systematischer Natur. - Wollen wir jetzt wirklich eine neue Art "aufmachen", wäre es nicht vielleicht viel sinnvoller, es bei der Unterart zu belassen? - Aber die gibts immerhin, in der Variationsbreite, nur an dem und dem See! Wir hätten eine neue Art, mit ein paar Unterarten, systematisch besser handhabbar. Oder Willst Du jetzt verschiedene Unterarten der Unterart? - O.k., lass uns ein ein Gentest, ein Kreuzungsexperimant machen, da könnten wir uns zumindest auf exakte Definitionen (meistens jedenfalls) zurückziehen. - Aber ist das systematisch wirklich sinnvoll? ...
"Rasse" - und selbst "Art" - ist eine reine Frage der Definition oder Festlegung. Etwas über die und die "Rasse" herausbekommenzuwollen, ist gleichbedeutend damit, etwas über die eigene Definition von "Rasse", "Art" in Erfahrung bringen zu wollen. Es sind vollkommen willkürlich gewählte Definitionen. Sie werden zu bestimmten Zwecken vorgenommen. Daher ist die Frage, ob es "Rassen" "gebe", genaugenommen sinnlos. Und diese Frage, allerdings, nach dem eigenen Begriff von "Rasse", ist gar so sinnlos nicht: Sie ist zuerst nicht wissenschaftlich, weil sie nur jemand stellt, der oder die bereits einen festen Begriff hat, jemand mit wissenschaftlicher Neugier würde sie niemals stellen, denn diesem oder dieser wäre klar, dass durch solche begriffliche Verengung sich ihre oder seine Wahrnehmung der Vielfalt der Phänomene unvermeidlich einengen würde; den Begriff "Rasse" zu verwenden verfolgt also andere, nicht wissenschaftliche, Zwecke, oder "Unterart" womöglich systematische, damit das taxonomische System weiterhin handhabar bleibt.
Zwecke: Wir kennen die deutsche Vergangenheit.
"Rasse" sagt also nie etwas aus über die wirklichen Gegebenheiten, sondern immer nur etwas über den oder die, die diesen Begriff verwenden. Selstsamerweise verstand der Zoologe, den ich mit diesen Fragen löcherte, überhaupt nicht, worum es mir ging. "Klar, du schlägst vor, die und die Schwebfliege als eigene Art zu beschreiben und stellst dich der Diskussion; davon hängtes es ab, ob es eine Art oder Unterart ist." "Rasse" zu verwenden hat also, wenn denn, einen Zweck, der nicht wissenschaftlicher Natur sein kann. (Ich glaube, darüber hat Che Einiges zusammengetragen.) Also: "Rasse" zuerst als Definition, die zunächt leer ist. Wenn mir ein Popel in der Nase juckt, alles kann ich jetzt unterbringen. Hauptsache nicht "wissenschaftlich", Hauptsache, alle fühlen sich bemüßigt, alle ihre "Meinungen", Ressentiments unterzubringen, "man, können die schnell laufen", "Rasse", da beißt die Maus kein´ Faden ab, zu verwenden, ist solchergestalt einfach Rassismus pur.
PS. Ich habe "endemisch" nicht ganz richtig gerbraucht, denn dieser Begriff bezieht sich ausdrücklich auf Arten, wenn ich mich recht erinnere - ob im engeren Sinne oder nicht, da muss ich allerdings passen. Wie gesagt, Biologen, Zoologen scheren sich für gewöhnlich nicht um solchen biologistischen Dreck.
... link
... link
... link
"Ideologische Ambitionen verfolgt dieses Buch nicht. Ich selber halte mich für einen Naturalisten. Wenn jemand seinen Inhalt für "reduktionistisch", "mechanistisch", darwinistisch", "positivistisch" hält, bitte sehr. Aber "biologistisch"? Jemand, der die Welt durch die Brille der Soziologie zu sehen beliebt, muss sich von niemandem "Soziologist" schimpfen lassen. Und rassistisch? Dieses Wort sollte strikt für jene reserviert sein, die einzelne Ethnien in Wort und Tat geringschätzen, verunglimpfen und diskirminieren. Wenn schon die Konstatierung von ethnischen Differenzen rassistisch sein soll, verlöre das Wort seinen Sinn, dann wäre letzten Endes jeder Rassist."
Unter anderem auch Noah Sow, möchte ich ergänzen.
Im übrigen toben da bei euch die üblichen biophoben Affekte der Linken, die alles irgendwie auf gesellschaftliche Machtverhältnisse und Sprache zurückführen, ohne Sprache und Gesellschaft als solche erklären zu können.
Warum sagt eigentlich niemand was zu Bidil? Oder zu den weißen Frauen mit schwarzen Kindern?
... link
____________________
Die neuesten Ergebnisse der Forschung, auf die Du Dich berufst, sie jedoch nicht kennst, besagen, dass keine Spezies homogener ist, als die menschliche. Von "Rassen" zu sprechen, ergibt daher keinen Sinn, denn dann wäre auch jede Augen- und jede Haarfarbe eine eigene Rasse. Daher hat Sow schlichtweg recht, wenn sie festellt, dass Rassismus bereits mit der Unterstellung der Existenz von Rassen beginnt – und keineswegs erst dort, wo konstatiert wird, dass 'der Neger als solcher triebhaft, faul und kulturunfähig ist'.
Deine Beispiele sind entsprechend grottig. Es gibt Medikamente, die bei Erwachsenen wirken, bei Kindern aber nicht, sofern sie nicht sogar gefährlich sind. Nach Deiner Logik wären dann Kinder und Erwachsene zwei unterschiedliche "Rassen".
... link
Und zwar unter anderem aus folgendem Grund: Zugegebenermaßen sind es vielleicht nicht viele Denkrichtungen, aber die naturalistische Sicht scheint mir doch zu denen zu gehören, die einen bestimmten Vorteil anzubieten haben, nämlich:
Unerschrocken der Tatsache ins Auge zu sehen, dass alle unsere Begriffe ungenau, was sage ich, das ist noch viel zu locker dahergesagt, dass alle unsere Begriffe unscharf sind. Alle unsere Begriffe sind letztlich unbestimmt.
Setz Dich bitte ersteinmal mit dem weiten Feld der induktiven Logik auseinander, bevor Du der Begriffsbildung etwa in der Soziologie den Kampf anzusagen Dich vorschnell verausgabst. John Stuart Mill ist ein guter Anfang, wäre jedenfalls mein persönlicher Tipp. Ich selber misstraue da manchen Entwicklungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Das ist aber mehr ein Gefühl, und liegt allerhöchstwahrscheinlich auch daran, dass ich mich in den betreffenden Gebieten einfach nie eingelesen habe.
Skepsis ist für mich ok. Aber warum skeptisch ? Richtig geraten, weil wir vorschneller Begriffsbildung und allzueifrigem Festhalten an den betreffenden Begriffen, weil wir Menschen misstrauen, die unhinterfragten Begriffen anhängen, und dennoch sie gebrauchen, als wäre es, dies zu tun, das Allerselbstverständliche von der Welt.
Ein weiteres Beispiel und eine weitere meiner allseits gefürchteten Anekdoten: In meinem Küchenregal steht der "Peter-Petersen", oder so ähnlich, ein ornithologisches Bestimmungsbuch. Wenn ich eine Blaumeise, aus meinem Küchenfenster blickend, sehe, dann schlage ich die betreffende Seite auf mit dem Bild, das diesem Vogel am ähnlichsten ist, lese die Bildunterschrift, "Blaumeise", und dieser Konvention, Konvention!, folgend nenne ich den Vogel Blaumeise, jetzt weiß ich, der Konvention folgend, dass es sich um eine Blaumeise handelt. Es ist eine Konvention. Wir haben uns so verabredet.
Jetzt neulich nun aber, im letzten Jahr, sah ich einen kleinen Schwarm von kleinen Vögeln, zog mein ornithologisches Buch zu Rate, und es stellte sich heraus, dass es Vögel waren, die zu dieser Jahreszeit in meiner Gegend gar nicht unterwegs hätten sein dürfen - Jedenfalls wenn ich den Ausführungen in meinem "Peter-Petersen" folgte! Also fragte ich den Biologen, ein paar Straßen weiter, der hier in der Gegend wohnt und ein echter Vogelexperte ist. Er kartiert in Norddeutschland alle Arten allein anhand der Gesangsstimmen. Die Antwort: "Vögel haben" - sinngemäß - "ihren eigenen Kopf. Vögel sind echte Anarchisten. Genaues weiß man nie." (Hervorhebung von mir) Man wisse es einfach nicht wirklich genau, wohin die wann fliegen!
So trug es sich zu. Aber rein fiktiv, wenn nun die Schwanzmeisen, die hier - sich streng nach den Vorgaben meines ornithologischen Standartwerks richtend - jedes Jahr im Frühling durch die umliegenden Gärten ziehen, sodass ich sie von meinem Küchenfenster aus beobachten kann, wenn nun diese süßen kleinen Vögel mit den langen Schwanzfedern nicht im Frühling sondern nur im Spätherbst, immer bloß kurz auf Besuch, für kurze Zeit die umliegenden Gärten bevölkern, die ich von meinem Küchenfenster aus überblicken kann? Was dann? Sind es dann immer noch Schwanzmeisen?
Ist es eine neue Art, diese Meisen, eine neue Unterart(=Rasse), die auf diese, vom Bestimmungsbuch nicht vorgesehenen, Weise sich jahreszeitbedingt durch (deutsche) Lande bewegen? Warum nicht? Der Klimawandel steht vor der Tür, Vögel sind sowieso "Anarchisten", klimawandelbedingte Veränderungen des Verhaltens von Singvögeln würde nicht zum ersten Mal beobachtet worden sein. Warum sollte ich nicht, wenn ich nun ein neues ornithologisches Bestimmungsbuch schriebe, diese kleine Gruppe von "Anarchisten" als neue Art oder Unterart beschreiben? Ich würde in meiner Beschreibung vom "Peter-Petersen" abweichen, aber who cares? Solche Bücher werden sowieso immer wieder neugeschrieben werden müssen. Es gäbe, von der Sache her, keinen Grund, der traditionellen oder der erneuerten Beschreibung und damit Klassifizierung den Vorrang einzuräumen. Genaues wüsste man eh nicht. Es ist eine vollkommen willkürliche Bestimmung bzw. Festlegung. Es sind Schwanzmeisen, nach "Peter-Petersen" (mit dem Zusatz: "manchmal im Spätherbst in Noerdeuropa vorbeiziehend"), oder "Herbstschwanzmeisen", für diejenigen, die dem Hobbyornithologen ziggev folgen. Davon, ob ich mich durchsetzen würde, wird es also abhängen, wie wir in Zukunft diese Vögel nennen werden. Die Namensgebung ist aber rein willkürlich.
Den Naturalisten zeichnet aus, dass er offen ist für die Phänomene. Voraussetzung dafür ist aber, nicht an vorgegebenen Definitionen zu kleben. Es wäre unmöglich, ein - den aktuellen Gegebenheiten angepasstes - neues, sagen wir: ornithologisches, Bestimmungsbuch herzustellen, wenn wir bestimmte Prinzipien der naturwissenschaftlichen Erkenntnis aufgeben würden.
Es sind immer vollkommen willkürlich gewählte Festlegungen: Es gibt keine induktive Methode, die es uns erlauben würde, zu einem bestimmten Konzept von "Rasse" zu gelangen.
Geh los, in die Welt, mit einem munsellschen Farbskalasystem in der Hand, wie es von Geologen benutzt wird, und kartiere die Menschheit nach Hautfarben, aber trotzdem Farbübergänge ein Kontinuum bilden, wirst Du auf Deiner Munsellvergleichshandhabe nur bestimmte Farben als Vergleichswerte vorfinden, stellvertretend für Deine Begriffe. Klar, Du wirst die Menschheit, anhand dieser Skala, kartieren können, kein Problem, - aber wie wurden die Vergleichswerte, nach denen Du Dich richtetest, festgelegt ? Ein bisschen mehr braun, ein bisschen mehr gelb oder rot ... um überhaupt zu verwendbaren Ergebnissen zu kommen, müssen willkürliche Festlegungen getroffen werden. Geh nur los mit Deiner Munsellskala, und sag bescheid, wenn Du fertig bist, ich verrate Dir aber: es wird lange dauern, und die Lebenszeit, die Dir vergönnt ist, wird dazu nicht ausreichen, denn entweder wirst Du der Unendlichkeit des Kontinuums der Farbübergänge ihren Tribut zollen müssen und unendlich viele Unterscheidungen treffen oder Du wirst Dich an endlich viele, willkürlich getroffene, Unterscheidungen halten müssen. Womit jede Definition, es wäre die und die "Rasse", wertlos, nämlich willkürlich getroffen, wäre. Wäre es diese Mühe wirklich wert?
Bist Du ein Jugendlicher, bist Du in Erwachsener? Wo stufst Du Dich ein. Und zu welchem Ergebnis Du auch kommst: Weißt Du das auch wirklich? Nimm diesen Haufen Sand, wieviele Sandkörner musst Du abtragen, damit es kein Haufen mehr ist, sondern ein Sandhäufchen ?
Um solche Fragen zu entscheiden, zu diesem Zweck, haben wir unter Umständen unsere wunderschönen Definitionen, nach 16-einhalb Jahren und fünf Monaten und 23 Tagen und 5 Stunden und 34 Minuten und 5 1/2 Sekunden bist Du nicht mehr jugendlich, sondern "erwachsen". (Sind übrigens beides klassische Fragen zum Thema 'Unbestimmtheit der Begriffe'.)
"Rasse" hat wissenschaftlich keinen Verwendungszweck. Praktisch vielleicht schon: Wenn Du entscheiden musst, wer jetzt in die Gaskammer kommt, und wer nicht. Selbst Gottlob Frege verzweifelte über der Frage, wie die Klassifizierung, "Jude" oder "Nicht-Jude", vonstatten gehen sollte. Sollte dies nicht uns unbeholfenen Möchtegern-Naturalisten zu denken geben?
Ich verweigere mich einfach der umgekehrten Begriffsbildung, bzw. genauer: Vorurteilen als Denkmodellen mich anzuschließen.
... link
... link
... link
... link
Wirklich ein schwaches Argument.
Was die Juden betrifft, so kann ich das nicht beantworten, denn wir hatten uns ja darauf geeinigt, den Rassenbegriff nicht zu benutzen. Wenn du wissen willst, ob Juden bestimmte physische Merkmale teilen, so ist dem nicht so. Sie sind sich zwar genetisch untereinander näher als zu Nichtjuden, aber da es Juden erst seit knapp 3000 Jahren gibt, konnten sich da noch keine stabilen Merkmale ausbilden. 3000 Jahre sind aus evolutionärer Sicht gar nichts.
@Ziggev: Mir geht es nicht darum welcher Begriff für ein bestimmtes Phänomen der angemessenste ist, mir geht es um die Phänomene selber. Dieses herumreiten auf Begriffen, das du da lieferst, ist typisch deutsch.
Ich empfehle sehr diesen Aufsatz von Kenan Malik: http://kenanmalik.wordpress.com/2012/03/04/why-both-sides-are-wrong-in-the-race-debate/
Der die ganze Problematik sehr angemessen aufarbeitet. Malik ist kein Rechter, aber er ist nicht so borniert, jegliche wissenschaftliche Erkenntnis aus ideologischen Gründen einfach zu verleugnen. Zitat:
„It is not for us to impose our cognitive difficulties upon Nature; rather we need to adjust them to Nature. Humans might want everything neatly parcelled up and clearly labelled. But nature is not like that. And we just have to get used to the messiness of natural divisions. In any case, recent genetic studies suggest that it is possible to divide up humanity into a number of major groups that closely resemble commonsense concepts of race.”
Genau darum geht es mir. Diese „major groups“ existieren unzweifelhaft, unabhängig davon, wie man sie benennt.
Und weiter: “There are no genes that are specifically ‘black’ or specifically ‘white’, but some genes will be more prevalent within black populations and some more prevalent within white ones. … We know, for instance, that Europeans are more likely to have blue eyes than Africans, and more likely to be taller than East Asians. There are also less obvious differences between the races. If you are African, for instance, you are twice as likely to have a twin brother or sister than if you are European. East Asians are half as likely again as Europeans to be born as one of a twin.“
Und nochmal: “The fuzziness of boundaries between races does not, however, necessarily mean that races do not exist. Many real categories have fuzzy boundaries. In their book Heredity, Race and Society, the evolutionary biologists L.C. Dunn and Theodosius Dobzhansky pointed out that ‘By looking at a suburban landscape one cannot always be sure where the city begins and the countryside ends, but it does not follow from this that the city exists only in imagination.’ Similarly, just ‘because the dividing lines between races are frequently arbitrary’ so we should not conclude that ‘races are imaginary entities’
@Che: „Rassismus beginnt erst da, wo Angehörigen einer Ethnie kollektive Charaktereigenschaften zugesprochen werden.“
Da bin ich völlig deiner Meinung, erzähl das mal Noah Sow („Rassismus ist nicht erst die negative Reaktion auf einen angeblichen Unterschied, sondern bereits die Behauptung des Unterschieds.“) Demnach wäre es schon rassistisch, überhaupt von Ethnien zu sprechen.
Ansonsten zeigt sich hier wieder mal, wie der Zug ohne die radikale Linke abfährt. Die Pharmaindustrie arbeitet längst an weiteren Medikamenten für bestimmte genetische Gruppen, s. etwa hier: http://hapmap.ncbi.nlm.nih.gov/thehapmap.html.en
„The goal of the International HapMap Project is to compare the genetic sequences of different individuals to identify chromosomal regions where genetic variants are shared. By making this information freely available, the Project will help biomedical researchers find genes involved in disease and responses to therapeutic drugs. In the initial phase of the Project, genetic data are being gathered from four populations with African, Asian, and European ancestry.”
Da dürfte einiges an Geld zu machen sein. Aber ihr werdet dann ankommen und fordern, diese rassistischen Medikamente zu verbieten, und die betroffenen Kranken werden sich im Klaren sein, wer ihre Interessen nicht vertritt.
... link
Ich bitte dich! Hakennase, lauernder Blick, von Geburt an geldgierig gekrümmte Finger – und außerdem brauchen sie semitische Medikamente.
"Sie sind sich (...) genetisch untereinander näher als zu Nichtjuden ..."
So begründen zwar die durchgeknallten Siedler ihren Landraub, und die Nazis meinten das auch, aber es stimmt nicht; unter den Bedingungen der Diaspora schon zweimal nicht.
"'Rassismus ist nicht erst die negative Reaktion auf einen angeblichen Unterschied, sondern bereits die Behauptung des Unterschieds'. Demnach wäre es schon rassistisch, überhaupt von Ethnien zu sprechen."
Da, wie dir bereits mehrfach dargetan, die Unterschiede innerhalb der "Ethnien" (= verdruckste Korrektheit für "Völker", "Rassen") größer sind als die zwischen den "Ethnien", ergeben leider auch die "Ethnien" keinen Sinn, es sei denn, einen rassistischen.
Insoweit wünsche ich beim International Happihappi Project viel Spaß.
... link
... comment