Samstag, 24. November 2012
Der 23. Brumaire des Mohamed Mursi
che2001, 01:07h
Erzähle mir noch mal jemand, dass sich Geschichte nicht wiederhole. Was jetzt in Ägypten passiert ist Bonapartismus in Reinkultur.
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entdinglichung,
Samstag, 24. November 2012, 12:28
besetztes Parteibüro der Moslembrüder: http://juralib.noblogs.org/2012/11/23/revolution-egyptienne-au-feu/ ... hat m.E. den Anschein, dass die Herrschenden sich sicher fühlten und mit weniger Protesten gerechnet hatten
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lemmy caution,
Samstag, 24. November 2012, 13:50
Ich weiss zu wenig über den Bonapartismus, aber letztlich sind diese aktuellen Macht-Okkupierer von einer deutlichen Mehrheit gewählt. Wenn hier schon die Liberalen und die "typischen Linken" i.S. von Piraten und Nachdenkseiten immer laut aua-foul wg. der Manipulation der Mehrheit durch die sogenannten Mainstream-Medien aufschreien, in ärmeren und religiöseren Gesellschaften ist das wesentlich stärker.
Und die Religiösen sind die einzigen, die kleine aber ansatzweise funktionierende Sozial-Institutionen bereitstellen.
Ich mag diese Leute nicht, aber so ist es.
Auch bei den religiösen-light in der Türkei gibts höchst seltsame Gerichtsprozesse und sie sind sicher kein leuchtendes Beispiel von Toleranz und Meinungsfreiheit in unserem Sinne.
Armut ist einfach zum kotzen. Ich würd erfolgreiche Entwicklungs-Diktaturen befürworten, wenn nicht deren Strukturen so schwer wieder loszuwerden wären, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
Ägypten geht halt seinen Weg. Besser als diese vom Westen gestützte Militär-Regierungen.
Und die Religiösen sind die einzigen, die kleine aber ansatzweise funktionierende Sozial-Institutionen bereitstellen.
Ich mag diese Leute nicht, aber so ist es.
Auch bei den religiösen-light in der Türkei gibts höchst seltsame Gerichtsprozesse und sie sind sicher kein leuchtendes Beispiel von Toleranz und Meinungsfreiheit in unserem Sinne.
Armut ist einfach zum kotzen. Ich würd erfolgreiche Entwicklungs-Diktaturen befürworten, wenn nicht deren Strukturen so schwer wieder loszuwerden wären, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
Ägypten geht halt seinen Weg. Besser als diese vom Westen gestützte Militär-Regierungen.
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avantgarde,
Samstag, 24. November 2012, 21:21
Auch Louis-Napoléon wurde mit klarer Mehrheit gewählt. Im Dezember 1848 gewann er bei der Präsidentschaftswahl gegen den bisherigen Präsidenten Louis-Eugène Cavaignac mit 5.430.000 von 7.317.344 abgegebenen Stimmen.
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che2001,
Sonntag, 25. November 2012, 00:55
Eben drum! Auf eine Volkserhebung, die eine korrupte parlamentarische Monarchie durch eine Demokratie ablöste folgte der erste Versuch einer proletarischen Revolution in Europa, der im Blut erstickt wurde und dann die demokratische Wahl eines Präsidenten, der sich erst zum Diktator und dann zum Kaiser machte. In seiner Schrift "Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" entwickelte Karl Marx daraus eine Blaupause zur Analyse von Klassenkämpfen und der daraus folgenden bürgerlichen Diktatur zu ihrer Niederringung, aus der Bauer, Thalheimer und Trotzky ihre Analysen der Entstehung des Faschismus ableiteten.
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lemmy caution,
Montag, 26. November 2012, 22:33
Ich glaub da sind die noch nicht. War nicht die Zeit von Napoleon II so eine Art Regierung für das Groß-Bürgertum mit einer Konsolidierung der wirtschaftlichen Potenz ohne soziales Bewußtsein, Populismus für die übelsten Wesenszüge des Kleinbürgertums und der Mißachtung von demokratisch-rechtsstaatlichen Fragestellungen?
Das ist eher Erdogan. Fujimori war so, die Concertación übrigens weitgehend auch, der aktuelle fast schon gespenstig ökonomisch höchst erfolgreiche Piniera-Wahnsinn sowieso. Argentinien 1972 bis 1983 nach der Rückkehr von Perón bis zur Niederlage im Falkland-Krieg. Ich denke, dass die ägyptischen Klerikalen da noch nicht sind, sondern etwas dümmeres.
Zumindest sind das nationale Regierungen, die immer auf ihre Legitimierung im Volk achten müssen. Besser als diese vom Westen gestützten strongmen. Genau diese Legitimierungs-Grundlage als Boden kann denen unter den Füßen entgleiten. Dann gibts einen Aufstand 2.0 mit klareren Konzepten.
Alles Fliesst.
Das ist eher Erdogan. Fujimori war so, die Concertación übrigens weitgehend auch, der aktuelle fast schon gespenstig ökonomisch höchst erfolgreiche Piniera-Wahnsinn sowieso. Argentinien 1972 bis 1983 nach der Rückkehr von Perón bis zur Niederlage im Falkland-Krieg. Ich denke, dass die ägyptischen Klerikalen da noch nicht sind, sondern etwas dümmeres.
Zumindest sind das nationale Regierungen, die immer auf ihre Legitimierung im Volk achten müssen. Besser als diese vom Westen gestützten strongmen. Genau diese Legitimierungs-Grundlage als Boden kann denen unter den Füßen entgleiten. Dann gibts einen Aufstand 2.0 mit klareren Konzepten.
Alles Fliesst.
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willy56,
Donnerstag, 29. November 2012, 14:02
Demnach würde Mursi also versuchen, eine bürgerliche Diktatur zu errichten?
Fällt da nicht der religiöse Aspekt ein bischen unter den Tisch?
Fällt da nicht der religiöse Aspekt ein bischen unter den Tisch?
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che2001,
Donnerstag, 29. November 2012, 15:13
Die iranische Revolution war auch die Durchsetzung einer bestimmten Form von Klassenherrschaft, bzw. Partikularinteressenherrschaft. Die Macht der Schah-Clique mit ihrer engen Bindung an Anglo-amerikanische Ölinteressen wurde abgelöst durch eine Herrschaft - oder besser gesteigerte Interessendurchsetzung - eines Teils der Bazaris, einheimischer Textilfabrikanten usw., anfangs noch im Bündnis mit einer überwiegend kommunistisch ausgerichteten technischen Intelligenz (Tudeh-Partei). Und in Ägypten ist die Basis des Islamismus neben den ganz Armen, den slumbewohnern hauptsächlich die Provinzbourgeoisie aus vom Tourismus abgekoppelten Städten wie Asyut.
Die Folie "religiöser Aspekt" auf Napoleon III rückprojiziert wäre "Bürgerliche Diktatur? Fällt da nicht der monarchistische bzw. nationalistische Aspekt unter den Tisch?"
Die Folie "religiöser Aspekt" auf Napoleon III rückprojiziert wäre "Bürgerliche Diktatur? Fällt da nicht der monarchistische bzw. nationalistische Aspekt unter den Tisch?"
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willy56,
Donnerstag, 29. November 2012, 16:33
Louis Napoleon war nicht für besondere Religiosität bekannt und seine Herrschaft galt als Zeit der Sittenlosigkeit.
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che2001,
Donnerstag, 29. November 2012, 16:40
Aber die Religion hat im islamischen Integrismus die gleiche Funktion wie der Nationalismus im europäischen 19. Jahrhundert.
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entdinglichung,
Donnerstag, 29. November 2012, 16:56
wobei gerade die Muslimbrüder in Ägypten auch m.W. unter Ingenieuren, Ärzten, Apothekern und anderen Berufen der technischen Intelligenz stark vertreten sind ... v.a. unter denjenigen, welche in Saudi-Arabien studiert haben
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che2001,
Freitag, 30. November 2012, 00:30
Klar- das ist der Einfluss der Wahabbiten. Mein Freund Mohamed hatte Ägypten als verkommene Diktatur und völlig korruptes Land betrachtet, andererseits nach Reisen in den Tschad, Sudan und Mali diese als Länder, die man gar nicht "Countries" nennen könne, sondern aus Gebilde aus Stammesfürstentümern und arbeitete dann auf einer Ölbohrstelle in Saudi-Arabien - wo er den Wahabbismus, öffentliche Hinrichtungen, Sklavenhaltung und eine auch in Ägypten unvorstellbare Frauenunterdrückung erlebte. Als er zurückkam, küsste er auf dem Flughafen von Kairo den ägyptischen Boden.
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