Freitag, 12. Juli 2013
Von Ägypten, Brasilien und Türkei lernen
Nach vier Wochen Generalstreik wäre hierzulande alles komplett verändert. Lassen wir uns das machen - die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen! We want not one cake - we want the whole fucking bakery! Kollektive Massenbesuche bei Behörden, bei denen Festplatten neu formatiert werden wären zum Bleistift ein guter erster Schritt. Und nicht seltsame Sprachdebatten.

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Warum
hat bezüglich derartigem Protest ein Großteil der deutschen Bevölkerung (scheinbare) Startschwierigkeiten? Oder will der Großteil vielleicht gar nicht starten?

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Delgado, der singende Rebell der Cascara Liberation Front, war kaum weniger inspiriert...

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ich fürchte auch der Generalstreik würde aus Mangel an Teilnehmern ausfallen.

Ich lese grade dieses sehr empfehlenswerte Buch:

http://www.amazon.de/Rehwildjagd-Jesus-Meldungen-amerikanischen-Klassenkampf/dp/3940884928/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1373629489&sr=8-2&keywords=Joe+bageant

Demnach sind die Verhältnisse in den USA für die arbeitende Bevölkerung noch ungleich schlimmer als bei uns, und die Amis haben sicher noch weniger Neigung zu Streiks und Aufständen.

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Die ökonomischen ordnungspolitischen Systeme, die sich die Völker geben, gleichen sich immer mehr an. Noch Anfang der 80ern war das viel "faktorierter". Es gibt sicher einen besseren Begriff... ich meine unterschiedliche Schubladen. Systeme des Ostblocks, des Westens, diese zusammengehackten Systeme in den damaligen Entwicklungsländern. Ich meine damit sowas, was Du in dieser Ägypten-Anekdote ansprichst: In der Provinz hat kaum noch jemand Arbeit, also machen wir da viele Neueinstellungen bei der Polizei. Letzteres gibts eigentlich immer weniger. Es funktioniert auch heute noch schlechter als vor 40 Jahren. Argentinien unter Fernandez de Kirchner neigt in die Richtung und die treten mal wieder in eine jener Phasen mit den makroökon. Daten drunter und drüber.
Insgesamt gleichen wir uns in den Systemen an. Aufgrund einer Tonne von Gründen ist die sich daraus ergebene Skala für Lebensbedingungen und die funktionierenden/nicht-funktionierenden Elemente der Systeme aber sehr breit. Es gibt in Ägypten, Türkei, Brasilien einfach viel von einer breiten Gruppe akzeptierten Gründe für einen revolutionären Umsturz. Sie leben objektiv unter anderen Bedingungen. Wegen der Angleichung der Systeme sind sie aber vielleicht so etwas wie eine Lupe des Möglichen.
Das eigentlich bedenkliche für Leute, die sich vor "interessanten Zeiten" fürchten besteht aber darin, dass die Hohepriester unserer Zeit, also die Ökonomen, mit Messgeräten rumlaufen, die mit den wahrgenommenen Realitäten immer weniger zu tun zu haben scheinen. Zwei von drei dieser Länder hatten in den Jahren zuvor sehr hohe BIP-Wachstumsraten. Eins von drei dieser Länder führte hochgelobte sozialpolitische Reformen durch. Eins von drei dieser Länder demokratisierte.
Chile besitzt noch bessere Daten aus Sicht der Hohepriester, bewegt sich aber langsam auf etwas zu, das die reichlich vorhandenen und teilweise absolut klugen Analysten an die späten 50er/60er erinnert. Das ist nicht mehr nur der Vertrauensverlust in Institutionen aus Sicht des Volkes, das ist eine Art Schneeschmelze eines stabilen politischen Systems in etwas, das sich in Richtung nicht-mehr-vorhersehbar entwickelt. Die Elite richtet sich auf Zugeständnisse gegenüber der Straße ein. Bachelet sieht aktuell in vielerlei Hinsicht so aus wie Frei Montalva 1964.

Hier nicht. Wir können aber auf jeden Fall in diesem fremden und wg anderen Lebensbedingungen verzerrenden Spiegel etwas sehen.
Deutschland hat da eher die Rolle des Bewahrers, weil der Median-Bürger gut mit dem status quo zurechtkommt. Die interessanten Zeiten sind woanders und der Chinese rät... aber der hat nicht unbedingt recht.

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