Donnerstag, 22. August 2013
Der Achtzehnte Brumaire des Herrn Al Sisi
In Ägypten scheinen alle Vorbedingungen eines protofaschistischen Staatsstreichs gegeben zu sein. Wie olle Marx sagte und wie es Bauer, Thalheimer, Trotzky und Poulantzas weiter ausarbeiteten, führt ein Machtvakuum zwischen den antagonistischen Klassen dazu, dass gesellschaftlich zentristische, militaristische Kräfte eine Diktatur errichten. Es sieht so aus, dass das jetzt wieder passiert. Und weder die politische Öffentlichkeit, noch die politische Elite, noch die Presse kapieren das, weil sie ihren Marx nicht gelesen haben.

... comment

 
Ich weiß nur, dass ich nix weiß …
Stimmt schon, Che.

Aber ob das so ausgeht?
Ich bin mir dessen nicht sicher, weil ich nicht weiß, wie stark die fortschrittlichen Kräfte im Militär sind. Immerhin ist die ägyptischen Armee eine Volksarmee, die sehr schwer dazu bewegt werden kann, gegen das Volk vorzugehen. Die Erfahrung musste Mubarak ja machen.
Und überhaupt: Wie stark, geschlossen oder zerbrechlich ist Tamarod?
Ich weiß auch nicht, wie stark die einzelnen Fraktionen tatsächlich sind, bzw, wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung ist. (Ich nehme mal an, es wird so ähnlich sein wie überall: In den Städten ist man eher liberal und modern, auf dem Land eher konservativ, rassistisch und rückständig – natürlich mit Ausnahmen welche die Regel bestätigen. Aber das ist nur eine Überlegung.)
Infolgedessen habe auch keine Ahnung, inwieweit sich die Dschihadisten-Verbände frei bewegen werden können. Eines ist aber klar: Nur im Sinai werden die nicht bleiben.

Es gibt keinen Grund, für die nähere Zukunft optimistisch zu sein.

... link  

 
Es braucht einen ja eigentlich nicht zu wundern, was passiert, wenn man Kräfte an einer demokratischen Wahl teilnehmen lässt, die von vornherein erklären, dass sie von Demokratie, Gewaltenteilung und bürgerlichen Freiheiten nichts halten. Goebbels hat ja die Schließung der parlamentarischen Schwatzbude auch schon während der Weimarer Zeit angekündigt.

Dass die Muslim-Brüder das auch versuchen würden, war klar, in sofern ist der Eingriff des Militärs auch nicht zu kritisieren. Frage ist nur, was man jetzt tut? Bekanntlich kann man ja mit Bajonetten alles mögliche tun, man kann nur nicht darauf sitzen.

... link  

 
Man kann ja an der jüngeren algerischen Geschichte sehen, was bei der Nummer rumkommen kann.

Die Warnung nach dem Mubarak-Sturz, dass die Wahlen viel zu früh kommen und nur den Muslim-Bro's und den Kräften alten System nutzt, hat sich jedenfalls bewahrheitet.
Und als könne es keinen unmöglicheren Moment geben, darf nun auch noch der alte Machthaber gemütlich nach Hause gehen …

Jetzt sind überall nur Fragezeichen zu sehen.

... link  

 
Was, wenn wir wüßten, daß eine knappe Mehrheit in Deutschland eine Partei mit totalitärem Machtanspruch wählen würde? Armee und Polizei sich neutral verhielten?

... link  


... comment
 
Friedrich Engels sagte,
"Eine Revolution ist gewiß das autoritärste Ding, das es gibt; sie ist der Akt, durch den ein Teil der Bevölkerung dem anderen Teil seinen Willen vermittels Gewehren, Bajonetten und Kanonen, also mit denkbar autoritärsten Mitteln aufzwingt; und die siegreiche Partei muß, wenn sie nicht umsonst gekämpft haben will, dieser Herrschaft Dauer verleihen durch den Schrecken, den ihre Waffen den Reaktionären einflößen."
Engels, Von der Autorität, 1874

Die Moslem Brüder haben versucht, die gerade geborene ägyptische Demokratie für die Einrichtung eines islamischen Gottesstaates (Revolution) zu instrumentalisieren. Das zarte Pflänzchen des Aufbaus demokratischer Strukturen hätte eine große Bereitschaft zu Kompromiss und Respekt gegenüber Andersdenkenden erfordert. Dazu waren sie nicht in der Lage. Gegen die wirtschaftlichen Eliten kann man sich mit so einer Haltung in einer Situation von Unterentwicklung und überschaubarer Rohstoff-Vorkommen sowieso nicht behaupten.

... link  


... comment